Diensterfahrungen NVA der DDR - bedingt Einsatzbereit?

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Moderator: Barbarossa

Wendenkönig
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@Lia,

stimmt genau! Das WE wäre die beste Zeit gewesen um loszumarschieren ;)
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dieter
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Barbarossa hat geschrieben:Das habe ich mir auch gerade gedacht, Triton. Was für einen Schützen das wichtigste gewesen wäre, wurde am wenigsten gemacht. Da kann man sich vorstellen, wie gut (oder wie schlecht) die NVA-Soldaten im Ernstfall getroffen hätten. Aber vielleicht hoffte man ohnehin mehr auf die Streuwirkung der MGs.
Lieber Barbarossa,
es ist doch gut, dass dies nie ausprobiert werden mußte, nicht Bruder gegen Bruder. :wink:
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Barbarossa
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Da haste recht, Dieter.
Es war schon zuviel, was an der Berliner Mauer und an der Grenze zu Westdeutschland passiert ist. Und die Grenzer waren ganz sicher bessere Schützen.

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Triton
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Tja, ganz schön dumm, diese Strategen vom Warschauer Pakt, da haben die sich jahrzehntelang bis in die Pleite des Ostblocks totgerüstet dabei hätten sie einfach nur ihre Fahrzeuge volltanken müssen und an einem Sonntagmorgen mal quer durch den Westen düsen müssen. Waren ja alle Soldaten zu Hause und schliefen die letzte Disconacht aus...
Aber das wussten die nicht, wie wir heute wissen, hatten StaSi und KGB nie Agenten im Westen oder gar in der Bundeswehr, die ihnen das mal hätten verklickern können.

Um mal mit diesem Märchen aufzuräumen: Ich war bei der Bundeswehr und im ersten halben Jahr kam man kaum nach Hause. Wochenenddienst war nichts Seltenes, es gab Wachbataillone, die 6 Wochen Dienst am Stück schoben. Und dann gab es natürlich schon Satelliten und diverse Aufklärungsmaßnahmen, die einen Aufmarsch hätten verraten und dann wäre eben Nato-Alarm und damit Schluß mit Wochenende gewesen.

Was man so nach der Wende an Interna aus der NVA erfuhr, war das bis auf Elitedivisionen ein ziemlich lausiger Haufen. Was nicht an den Beteiligten sondern an den begrenzten Mitteln lag. Die dürftige Versorgung mit Munition war wohl auch auf andere Bereiche übertragbar.
Rückblickend vermute ich, die waren in Wirklichkeit ganz froh, wenn die Nato-Truppen da blieben, wo sie waren.
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dieter
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Triton hat geschrieben:Tja, ganz schön dumm, diese Strategen vom Warschauer Pakt, da haben die sich jahrzehntelang bis in die Pleite des Ostblocks totgerüstet dabei hätten sie einfach nur ihre Fahrzeuge volltanken müssen und an einem Sonntagmorgen mal quer durch den Westen düsen müssen. Waren ja alle Soldaten zu Hause und schliefen die letzte Disconacht aus...
Aber das wussten die nicht, wie wir heute wissen, hatten StaSi und KGB nie Agenten im Westen oder gar in der Bundeswehr, die ihnen das mal hätten verklickern können.
Lieber Joerg,
wie war das mit den Spionen im Westen :?: Hat doch viele gegeben. Komme nicht auf den Namen des Chefs dieser Behörde.
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Barbarossa
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dieter hat geschrieben:...
wie war das mit den Spionen im Westen :?: Hat doch viele gegeben. Komme nicht auf den Namen des Chefs dieser Behörde.
Du meinst wohl Erich Mielke?
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Triton
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Mischa Wolf natürlich.

Und die Auslandsabteilung der StaSi war nun, im Gegensatz zur Inlandsabteilung, ein professioneller und effizienter Haufen.
Die hatten Spione in höchsten Positionen der NATO, die wussten ganz genau Bescheid, was bei Bundeswehr und Besatzungstruppen ablief.
Ich war an einem deutsch-amerikanischen Standort für atomare Kurzstreckenraketen. Dass da am Wochenende einfach der Schlüssel umgedreht und alles fallengelassen wurde, kann ich nicht bestätigen. Ganz im Gegenteil, es gab sogar regelmäßig Selbstmorde wegen der Dienstbelastung vor allem der Wachbataillone, die immer 6 Wochen am Stück Dienst schoben. Wenn ich mich recht entsinne gab es für die 6 Wochen Non-Stop-Dienst 10 freie Tage als Ausgleich, also gerade mal die Wochenenden zurück. Und als Sahnehäubchen obendrauf bekam man als Soldat weniger Lohn, wenn man am Wochenende arbeitete, weil man da ja Essen und Unterkunft erhielt, die natürlich bezahlt werden musste...

Mein Sold betrug rund 300 DM pro Monat, ein etwas jüngerer Bekannter erhielt im Zivildienst ca. 1000 DM bei höchstens halber, realer Dienstzeit.

Man darf nicht von irgendwelchen Schlaftablettentruppen mit Beamtendienstplan (Instandsetzung, Versorgung, Verwaltung) auf diejenigen schließen, die mit ihrem Einsatz die Freiheit im Westen garantiert haben. Ich rege mich da ein wenig auf, weil es heute leicht ist, über die persönlichen Opfer der Soldaten im kalten Krieg zu spotten. Wer aber mal einen Winter im kältesten Loch der Schwäbischen Alb zugebracht hat - mit mieser Ausrüstung, noch mieserem Essen, schikaniert von den Vorgesetzten und das alles für keine 5 € am Tag - denkt da anders drüber.
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Wendenkönig
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Triton hat geschrieben:Mischa Wolf natürlich.

Und die Auslandsabteilung der StaSi war nun, im Gegensatz zur Inlandsabteilung, ein professioneller und effizienter Haufen.
Die hatten Spione in höchsten Positionen der NATO, die wussten ganz genau Bescheid, was bei Bundeswehr und Besatzungstruppen ablief.
Ich war an einem deutsch-amerikanischen Standort für atomare Kurzstreckenraketen. Dass da am Wochenende einfach der Schlüssel umgedreht und alles fallengelassen wurde, kann ich nicht bestätigen. Ganz im Gegenteil, es gab sogar regelmäßig Selbstmorde wegen der Dienstbelastung vor allem der Wachbataillone, die immer 6 Wochen am Stück Dienst schoben. Wenn ich mich recht entsinne gab es für die 6 Wochen Non-Stop-Dienst 10 freie Tage als Ausgleich, also gerade mal die Wochenenden zurück. Und als Sahnehäubchen obendrauf bekam man als Soldat weniger Lohn, wenn man am Wochenende arbeitete, weil man da ja Essen und Unterkunft erhielt, die natürlich bezahlt werden musste...

Mein Sold betrug rund 300 DM pro Monat, ein etwas jüngerer Bekannter erhielt im Zivildienst ca. 1000 DM bei höchstens halber, realer Dienstzeit.

Man darf nicht von irgendwelchen Schlaftablettentruppen mit Beamtendienstplan (Instandsetzung, Versorgung, Verwaltung) auf diejenigen schließen, die mit ihrem Einsatz die Freiheit im Westen garantiert haben. Ich rege mich da ein wenig auf, weil es heute leicht ist, über die persönlichen Opfer der Soldaten im kalten Krieg zu spotten. Wer aber mal einen Winter im kältesten Loch der Schwäbischen Alb zugebracht hat - mit mieser Ausrüstung, noch mieserem Essen, schikaniert von den Vorgesetzten und das alles für keine 5 € am Tag - denkt da anders drüber.
Ich habe, wie es die meisten hier wohl erkannt haben als Berufssoldat in der NVA gedient und war später nach mehrjähriger Abwesenheit im zivielen Sektor, wie es bei uns genannt wurde, wieder, in meiner ehemaligen Einheit, als Zivielangestellter, tätig. Bis weit nach der Wende. Ich habe also beide Armeen kennengelernt. Natürlich habe ich da vieles kennengelernt und kann vergleiche ziehen.
Meinen aktiven Dienst habe ich in der 7. Panzerdivision versehen. Exakt, beom Raketen und Waffentechnischen Dienst, also bei den angeblichen "Schlaftabletten" (ich trenne mal absichtlich NICHT, NVA und BW. Die Dienste sind in jeder Armee vergleichbar.
Bei uns wurde allerdings auch kein geregelter "Beamtendienstschluss" praktiziert. War das denn bei der BW anders?
Nun ja, meine direkte Nachbareinheit war das Panzerregiment 14. Zu NVA zeiten ständig mit zwei Dritteln der normalen Personalstärke belegt. Egal ob WE oder Feiertag. Diese Anwesenheitsstärke war in allen Einheiten der NVA Vorschrift. 16 Uhr war zwar Feierabend aber diese genannte Personalstärke hatte ständig in Bereitschaft zu liegen älso immer Alarmbereit.
Im gleichen Regiment habe ich als Zivieler Wachschutzangehöriger das Objekt bewacht. Nicht wie bei der NVA, wo das durch Militärpersonal geschah sondern grundsätzlich durch Zivielisten durchgeführt. Die Soldaten haben, lt. Aussage des damaligen Kommandeurs, der aus Deggendorf kam, andere Aufgaben zu erfüllen. An WE und Feiertagen bestand die militärische Personalstärke aus dem OVD, dem GOVD, dem Einsatzwagenfahrer und einem zweiten Gehilfen für OvD und GoVd. Summa sumarum 5 Militärangehörige. :wink: Total einsatzbereite Truppe :angel: ...wohlgemerkt in einer Kampfeinheit und nicht im Rückwärtigen Dienst.

Mag es zu Zeiten des "Kalten Krieges" in der BW anders gewesen sein, ich weiß das nämlich nicht!, so ist das was ich grad geschrieben habe nicht vom Hörensagen sondern aus eigenem Erleben.

Das mit den Abwehrleuten und Aufklärern wird wohl in beiden Systemen gleich gewesen sein.

Strategisch wichtige Einheiten hatten ein anderes Dienstverhalten als militärische Hilfsdienste.

Auch NVA Soldaten haben wochenlang in kalten Schützenlöchern oder eingegraben, im Winter, gefroren und wurden von Vorgesetzten schikaniert.

Der Sold war auch gerimgfügig anders, 180 Mark der DDR wurden am Soldtag übergeben, wenn ich mich recht erinnere, gab es als Gefreiter 15 Mark mehr?! Wer es genau weiß, über eine Korrektur oder Richtigstellung würde ich mich freuen.

Mein Gehalt war etwas anders aufgeteilt. Grundgehalt, als Stabsfeldebel 500 Mark, zuschlag auf die Planstelle 550 Mark, 30 Mark Wohnungsgeld, weil ich nicht in der Kaserne untergebracht war und 130 Mark Essengeld. Dies alles in den letzten zwei Jahren, davor natürlich entsprechend weniger.

Zitat: Ich rege mich da ein wenig auf, weil es heute leicht ist, über die persönlichen Opfer der Soldaten im kalten Krieg zu spotten.

Diesen Satz finde ich allerdings TOP, Genau dieser Meinung bin ich auch. Und hierbei finde ich es vollkommen nebensächlich, welche der zwei deutschen Armeen wir hier betrachten!

Was mich aber noch interessieren würde, woher kennst Du, Triton die gegebenheiten von NVA bzw.Stasi so genau um einschätzen zu können wer ein guter oder ein schlechter Haufen war?

Ich wie gesagt habe nur geschrieben, was ich selbst erlebt habe.

Mit freundlichen Grüßen...
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Triton
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Wendenkönig hat geschrieben: Zu NVA zeiten ständig mit zwei Dritteln der normalen Personalstärke belegt. Egal ob WE oder Feiertag. Diese Anwesenheitsstärke war in allen Einheiten der NVA Vorschrift. 16 Uhr war zwar Feierabend aber diese genannte Personalstärke hatte ständig in Bereitschaft zu liegen älso immer Alarmbereit.
Ja vielen Dank dafür, da habt ihr den Soldaten auf der anderen Seite viel Freude gemacht :wink:

Bei der Bundeswehr gab es normale Wochen mit Dienst von ca. 6Uhr bis 17 Uhr, Montag bis Freitag, Wochenende frei.
Und es gab auch Einheiten, wo das wohl in 9 von 10 Wochen so war, Instandsetzung war zumindest bei mir so eine Kfz-Mechaniker Truppe, da war nicht viel mit Manövern.

Ich war zum Beispiel 1988 hier, das war dann natürlich ein Unterschied:
http://www.eberhard-finckh-kaserne.de/h ... ager_.html
"Ende der 1980er- Jahre gleicht das Lager einer uneinnehmbaren Festung. Eine Folge der stärker werdenden Friedensbewegung und der Tatsache, dass der sowjetische Geheimdienst immer wieder Versuche unternimmt, das Lager auszuspionieren."
Wendenkönig hat geschrieben:Auch NVA Soldaten haben wochenlang in kalten Schützenlöchern oder eingegraben, im Winter, gefroren und wurden von Vorgesetzten schikaniert.
Das glaube ich sofort, der Dienst dort war sicher härter als bei den meisten Einheiten der Bundeswehr. Im Sozialismus war ja vieles knapp, aber Soldaten und deren Dienstzeit nicht. Also wurde da sicher nicht sparsam umgegangen. Und beschweren konnte man sich sicher auch weniger einfach als auf der anderen Seite.
Wendenkönig hat geschrieben:Was mich aber noch interessieren würde, woher kennst Du, Triton die gegebenheiten von NVA bzw.Stasi so genau um einschätzen zu können wer ein guter oder ein schlechter Haufen war?
Was man eben so gelesen hat nach der Wende. Wenn der normale NVA Soldat 45 Schuss abgegeben hat, dann sagt das doch sehr viel aus. Ich habe sicher abertausende Patronen verschossen, aus allen möglichen Waffen, auch völlig sinnlos nur rausgeballert z.B. aus der Dachluke des fahrenden Unimogs mit dem MG, völlig wurscht, was man da traf. Aber nach ca. 6 Monaten konnte ich schießen wie der Teufel. Selbst die Berufssoldaten waren da völlig chancenlos. Woraus ich entnehme, dass Schießen Übungssache ist.

In den Irak-Kriegen stellte sich auch schnell heraus, dass die tollen sowjetischen Panzer und Jets völlig chancenlos waren.

Über das Menschenmaterial sage ich nichts, bei der Bundeswehr waren die normalen Wehrpflichtigen sicher auch keine Supermänner, wie auch? Ich selbst war auch kein Vorbild, völlig unmotiviert außer beim Sport. Dienst der Bezahlung entsprechend eben.
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Wendenkönig
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"In den Irak-Kriegen stellte sich auch schnell heraus, dass die tollen sowjetischen Panzer und Jets völlig chancenlos waren."

stimmt, aber wenn die richtigen Leute hinter den Knüppeln sassen sah die Sache schon anders aus. In den Irak-Kriegen sassen nun nicht grad CA oder NVA "Soldaten" an den Lenkeinrichtungen der von Dir erwähnten Kriegsgeräte, oder? ;)

"Selbst die Berufssoldaten waren da völlig chancenlos. Woraus ich entnehme, dass Schießen Übungssache ist."

Schade, dass wir zwei uns nicht mal auf dem Schießplatz begegnen konnten um einen Vergleich anzustellen. :) Wäre sicher interessant geworden. Schießen ist tatsächlich Übungssache. Ich hatte ein personengebundenes Sonderkontingent an Munition. In der gesamten 7. PD war ich einer von drei bestätigten Anschussschützen, welche das freihändig tun durften. Alle anderen die solche Aufgabe durchführten durften nur mit Maschine anschießen.

"Und beschweren konnte man sich sicher auch weniger einfach als auf der anderen Seite."

überhaupt nicht!

"Instandsetzung war zumindest bei mir so eine Kfz-Mechaniker Truppe, da war nicht viel mit Manövern."

...bei uns mussten sogar die Zivielangestellten mit in´s Manöver.
Ich hatte die gesamte Bewaffnung unseres Battailons zu verwalten. Bei Manövern wurde mein gesamter Werkstattbereich mit ausgelagert und per Lkw mitgeführt. War immer sehr angenehm ;)
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Nemeth
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So will ich mal von meinen "Diensterfahrungen " sprechen.
In der DDR gab es bekanntermaßen eine Wehrpflicht, die mehr oder minder für alle gleich war.
Zu meiner Dienstzeit bei VEB-Landesverteidigung 1964-1965 war der Mörtel der Berliner Mauer noch garnicht richtig
trocken. Da spielten die Familienverhältnisse der Wehrpflichtigen keine Rolle. Unter uns war ein EK der hatte Frau und 4 Kinder zu Hause.
Wir waren bei LSK-LV (Luftstreitkräfte- Luftverteidigung) im DHS (diensthabenden Systen des Warschauer Paktes)
voll integriert. Was bedeutete das im Einzelnen.
Der Monat war in 3 Dekaden unterteilt:

10 Tage totale Gefechtsbereitschaft, wir schliefen in vollständiger Uniforn an der Technik, die Luftabwehrraketen
mussten binnen 2-3 Minuten abschussbereit sein.

10 Tage Bereitschaft, Unterbringung in einer Gefechtsbaracke, minimalste hygienische Ansprüche, Gefechtsbereitschaft
4-6 Minuten
In diesen 20 Tagen stand man unter Vergatterung

Dann schlossen sich 10 Tage frei an, wenn man dann noch zur verringerten Bedienung gehörte, hatte man nur eine
A-Karte gezogen.
Dieses Spielchen wiederholte sich Monat um Monat, nur bei den systematischen Halbjahrs- und Jahreskontrollen wurden die
Einheiten aus dem DHS entlassen.

Ausgang (wo sollte man auch hin) und Urlaub mutierten zu Fremdworten. Mit 18 Tagen Urlaub pro Wehrdienstzeit war das auch nicht gerade zu üppig.
Jetzt mal zum Wehrsold: 80 Mark bekam der Soldat, 90 Mark der Gefreite, 100 Mark der Stabsgefreite uns
110 Mark der wehrpflichtige Unteroffizier.
Falls man rauchte für ca 2 Mark am Tage brauchte man mit dem Restgeld auch nicht in den Ausgang.
In den 10 Tagen frei kam auch noch der allgemein übliche Wachdienst hinzu, so daß mancher Wehrpflichtige seine
Familie ein Vierteljahr nicht sah.
Wer zur Quelle will, muss gegen den Strom schwimmen
Wendenkönig
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Stimmt, ich muss mich entschuldigen. Ich hatte 180Mark für Soldaten geschrieben. Es waren 80,-, so wie es Nemeth geschrieben hat. Sorry!
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Triton
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Nemeth hat geschrieben:Dann schlossen sich 10 Tage frei an, wenn man dann noch zur verringerten Bedienung gehörte, hatte man nur eine A-Karte gezogen.
Was bedeuteten "freie" Tage? Durfte man nach Hause?
Die Bedingungen waren sicher noch schlimmer als im Westen in Wachbataillons, zu dem ich zum Glück nicht gehörte. Wobei ich im Westen besser verstehe, warum gerade Atomsprengköpfe bewacht werden mussten wie blöd. Aber in der friedlichen DDR ohne Demonstranten und westliche Spione en masse?

War der geringe Sold ein Problem? Ich dachte immer, in der DDR konnte man sich für sein Geld eh nicht das kaufen, was man gerne gehabt hätte.

DIe NVA hatte sicher das AK47. War das nicht konstruktiv ungenauer als das G3 im Westen? Dafür aber robuster.
Das M16 der Amis war auf alle Fälle weder genauer und schon gar nicht zuverlässiger, nur leichter und angenehmer zu tragen.
Ich erinnere mich noch an einen Tag auf der Schießbahn, als ich "Depp vom Dienst" (Bücher führen, Munitionsausgabe, Aufräumen etc.) für die Berufssoldaten sein durfte, die dort unter Ausschluß der Wehrpflichtigen ihr Schießen hatte. Das war so grausam schlecht, dass der andere "Depp" fragte, ob wir auch mal dürften, so zum Vergleich. Ich weiß nur noch, dass die Entfernung maximal (250m) auf so umklappende Ziele war und der beste "Profi" 35 Sekunden gebraucht hatte, keiner war ohne Fehlschuß geblieben. Ich brauchte 23 Sekunden fehlerfrei, der neben mir 21 bei 2 Fehlern.
Die Erklärung war einfach: Übung. Und natürlich, dass man die eigene Waffe in- und auswendig kannte.

Der Irak hatte Elitetruppen, die durchaus mit den Panzern und Flugzeugen umgehen konnten. Ganz so ist es nicht. In allen Kriegen der Israelis bot sich doch das gleiche Bild.
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dieter
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dieter hat geschrieben:...
wie war das mit den Spionen im Westen :?: Hat doch viele gegeben. Komme nicht auf den Namen des Chefs dieser Behörde.
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Lieber Barbarossa,
nein, ich meine nicht Mielke sondern den Chef der Auslandsspionage. :wink:
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Triton hat geschrieben:Mischa Wolf natürlich.
Lieber Joerg,
vielen Dank, dass Du einem alten verkalkten Mann zum Namen verholfen hast. :D
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