Die einzige demokratisch gewählte DDR-Regierung 1990

Leben, Wirtschaft, Stasi, Sozialismus, SED, Überwachung, Diktatur, Honecker, Kommunismus, Mauer

Moderator: Barbarossa

Benutzeravatar
Barbarossa
Mitglied
Beiträge: 15507
Registriert: 09.07.2008, 16:46
Wohnort: Mark Brandenburg

Vom 4. 4. - 2. 10. 1990, also fast auf den Tag 6 Monate, liefen die Regierungsgeschäfte der einzigen demokratisch gewählten Regierung der DDR. Genau diese Zeit soll in diesem Pfad gesondert behandelt werden. An den Anfang stelle ich ein Interview mit Frau Bergmann-Pohl (CDU), dem Staatsoberhaupt der DDR in dieser Zeit:
GESCHICHTE:
Nebenjob Staatsoberhaupt
Volkskammerpräsidentin Sabine Bergmann-Pohl erinnert sich vor allem an die Atemlosigkeit ihrer Amtszeit

Sabine Bergmann-Pohl (CDU/63) wurde nach der Volkskammerwahl vom 18. März 1990 Präsidentin des letzten DDR-Parlaments. Mit ihr sprach Ralf Schuler...
Interview lesen: http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/ ... allem.html

GESCHICHTE:
Schlaflos in Ost-Berlin
Zwei Filmemacher und ein Buchautor liefern umfassende Innenansichten der letzten DDR-Regierung

BERLIN - Geschlafen haben sie kaum in diesen sechs Monaten zwischen März und Oktober 1990, die Mitglieder der letzten Regierung der DDR. Sechs Monate Überforderung für die Seiteneinsteiger und „Laienspieler“, wie sie despektierlich genannt wurden, sechs Monate, in denen sie darum kämpften, den Weg in die Einheit zumindest in Teilen selber gestalten zu können. 759 Kabinettsvorlagen werden behandelt, Ministerpräsident Lothar de Maizière (CDU) unterschreibt 143 Verordnungen. Die Volkskammer bearbeitet und beschließt 96 Gesetze. Und alles, um den Wählerauftrag zu erfüllen: sich überflüssig zu machen. Der Wahlsieg der CDU-geführten „Allianz für Deutschland“ war zwar auch auf Helmut Kohls umjubelte Auftritte im Osten zurückzuführen, sagt Lothar de Maizière rückblickend, vor allem aber auf die Tatsache, dass den Konservativen der schnellste Weg zur Einheit zugetraut wurde...
weiter lesen: http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/ ... chten.html

Ost-SPD: Hoffen auf eine Niederlage

An den Wahlabend der Ost-SPD am 18. März 1990 erinnert sich Richard Schröder (66) noch genau. „Wie Markus Meckel auch, war ich erleichtert, dass Manfred alias Ibrahim Böhme nicht als Ministerpräsident in Frage kam, denn es war uns völlig klar, dass er dazu überhaupt nicht fähig war“, sagt der spätere SPD-Fraktionschef in der Volkskammer, der heute in Blankenfelde (Teltow-Fläming) lebt. „Von seinen Stasi-Verwicklungen wusste ich damals noch nichts. Aber dass er ein Chaot war, der nichts organisieren, keine Reden konzipieren konnte und einen Hang zum wirren Denken sowie spontanen Einfällen hatte, die er mit niemandem abstimmte, das war offensichtlich.“ So sei seine Festlegung, „keine Koalition mit der DSU“ völlig überraschend für die Mitstreiter gekommen...
weiter lesen: http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/ ... t-SPD.html
Die Diskussion ist eröffnet!

Jedes Forum lebt erst, wenn Viele mitdiskutieren.
Schreib auch du deine Meinung! Nur kurz registrieren und los gehts! ;-)
Benutzeravatar
segula2
Mitglied
Beiträge: 180
Registriert: 01.02.2011, 22:23
Wohnort: Vogtland

Ja, diese erste freie Wahl in der DDR. Was war das für ein Erlebnis!

Im Wahlkampf davor ging es heiß her und die neu entstandenen oder auch die gewendeten Ostparteien hatten bald ihren westlichen Förderer gefunden. Lange Zeit schien es in den Umfragen, als ob die SPD den neuen Ministerpräsidenten der DDR stellen würde. Das war W. Brandt und seiner früheren Ostpolitik geschuldet.
Am Freitag vor dem Wahlsonntag streute eine allgemeine Mundpropaganda plötzlich das Gerücht aus, dass die CDU doch die Partei des Geldes sei und deshalb die bevorstehende Währungsunion nur mit ihr an der Macht zu machen ist. Die Wahl der SPD so kurz vorm Geldumtausch würde das Ganze nur in Frage stellen, zumindest aber um etliches verzögern, weil sich die SPD erst einarbeiten müsse. Ich glaube das hat die Wahl entschieden.

Am Wahltag standen die Leute in Dreierreihen Schlange vorm und im Wahllokal. Dieses Erlebnis vermeintlicher politischer Freiheit der Entscheidungen wollte sich keiner entgehen lassen.
Ich war auch dabei :) !
Es war für einen DDR Bürger schon eigenartig, dass man die Wahlkabine benutzen musste. Da erfuhr man doch endlich mal, wie es dahinter aussah. Bisher hatte man sich doch nicht mal in die Nähe dieser Kabine zu gehen getraut. Ich hatte noch bei der Kommunalwahl im Mai 1980 beobachtet, wie ein Herr von jemandem sehr bestimmt angesprochen wurde, weil er auf dem Weg dort hin war. ...
Man durfte sich sogar setzen und in Ruhe den Wahlzettel studieren: Was es nicht doch für absurde Parteien gab - Die Biertrinkerpartei ist mir als so ein Unikum in Erinnerung geblieben.
Der Kuli schrieb sogar und der Bindfaden, andem er angehängt war auch lang genug.

Stolz machte ich in der neuen Freiheit meine ersten drei Kreuze! :!:

Am Wahlabend war die Wahlberichterstattung im Fernsehen ein Straßenfeger. Die vermeintlichen Wahlsieger standen betreten in ihrer Ecke und ein Herr mit ausländischem Namen behauptete, wir hätten ihm - der Misere - das Vertrauen geschenkt :roll: und dafür bedanke er sich.
Lothar de Maiziére hielt dann eine Regierungserklärung, wo ich nicht weiß, war es ein Versprecher - oder war es Absicht, weil Programm?
Er sagte, dass man die Deutsche Einheit so schnell wie möglich und so gut wie nötig herbeiführen soll. So geschah es dann auch.
Umgekehrt wäre aber sicher besser gefahren.

MfG Heiner
MfG Heiner!
An irgendeiner anderen Stelle dieses Forums habe ich den "klammheimlichen Wunsch" geäußert, die Merkel möge genauso einen blamablen Abgang haben, wie seinerzeit das Politbüro der SED.
Sie ist auf dem besten Wege dahin! :mrgreen:
Benutzeravatar
Barbarossa
Mitglied
Beiträge: 15507
Registriert: 09.07.2008, 16:46
Wohnort: Mark Brandenburg

segula2 hat geschrieben:...Ich war auch dabei :) ! ...

Und ich erst! :D
Schau mal in diesen Pfad hier: http://geschichte-wissen.de/forum/viewt ... f=77&t=864
:wink:
Die Diskussion ist eröffnet!

Jedes Forum lebt erst, wenn Viele mitdiskutieren.
Schreib auch du deine Meinung! Nur kurz registrieren und los gehts! ;-)
Benutzeravatar
Orianne
Mitglied
Beiträge: 3147
Registriert: 11.06.2014, 21:14
Wohnort: Suisse
Kontaktdaten:

Barbarossa hat geschrieben:V Der Wahlsieg der CDU-geführten „Allianz für Deutschland“ war zwar auch auf Helmut Kohls umjubelte Auftritte im Osten zurückzuführen, sagt Lothar de Maizière rückblickend, vor allem aber auf die Tatsache, dass den Konservativen der schnellste Weg zur Einheit zugetraut wurde..
Irgendwie finde ich das logisch, ich hätte als DDR-BürgerIn wohl auch die Nase voll von "Sozialen Parteien" gehabt, obwohl zwar der Name ja nicht immer dafür steht, was in der Büchse dann wirklich ist.

Bei Helmut Kohl denke ich mir, dass er einfach Glück hatte, dass er zu diesem Zeitpunkt Bundeskanzler war, das gilt auch für den damaligen Regierenden Bürgermeister von Berlin Walter Momper, einfach Zufall oder Glück...

Ich kann mich gut an diese Wahl erinnern, auch als die Mauer fiel, oder als die Deutsche Mark eingeführt wurde, das sind alles Ereignisse die man sicher nicht vergisst. Ich sah kürzlich ein Interview mit dem ehemaligen Bundesfinanzminister Theo Waigel, er schilderte wie das Bargeld in die Deutsche Bank kam, das ganze Gespräch war spannend und informativ.
Grant stood by me when I was crazy, and I stood by him when he was drunk, and now we stand by each other.

General William Tecumseh Sherman
Bild
Benutzeravatar
dieter
Mitglied
Beiträge: 10152
Registriert: 29.04.2012, 09:48
Wohnort: Frankfurt/M.

Liebe Orianne,
Deutschland hatte viel Glück. Ich bin kein frommer Mensch, aber zu dieser Zeit mußte man schon glauben, dass Gott seine Hand im Spiel hatte. Ich erinnere an die Pressekonferenz von Schabowski, in der er sagte, dass Bürger der DDR ab sofort ausreisen durften und den Zeitpunkt, ab den das möglich war, überlas. :wink: :mrgreen:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Benutzeravatar
Orianne
Mitglied
Beiträge: 3147
Registriert: 11.06.2014, 21:14
Wohnort: Suisse
Kontaktdaten:

dieter hat geschrieben:Liebe Orianne,
Deutschland hatte viel Glück. Ich bin kein frommer Mensch, aber zu dieser Zeit mußte man schon glauben, dass Gott seine Hand im Spiel hatte. Ich erinnere an die Pressekonferenz von Schabowski, in der er sagte, dass Bürger der DDR ab sofort ausreisen durften und den Zeitpunkt, ab den das möglich war, überlas. :wink: :mrgreen:
Schöner "Verleset" für die Leute damals, ich fand es damals auch lustig als De Maizière und Kohl miteinander spazieren gingen, auf der einen Seite ein asketischer Preusse auf der anderen Seite ein wohlgenährter Westler (Ironie) :wink:
Grant stood by me when I was crazy, and I stood by him when he was drunk, and now we stand by each other.

General William Tecumseh Sherman
Bild
Benutzeravatar
Barbarossa
Mitglied
Beiträge: 15507
Registriert: 09.07.2008, 16:46
Wohnort: Mark Brandenburg

Orianne hat geschrieben:Irgendwie finde ich das logisch, ich hätte als DDR-BürgerIn wohl auch die Nase voll von "Sozialen Parteien" gehabt, obwohl zwar der Name ja nicht immer dafür steht, was in der Büchse dann wirklich ist...
Vom "Sozialismus" hatte man die Nase voll, nicht von "Sozial" an sich - das wusste man schon auseinander zu halten.
Bei der Wahl am 18. März 1990 kam es einfach nur darauf an, wer den schnellsten Weg zur deutschen Einheit versprach. Und das war die "Allianz für Deutschland" - während die SPD wesentlich zurückhaltender mit ihrer Positionierung dazu war. Das war dann auch der Hauptgrund für das schlechte Abscheiden der SPD.
Die Diskussion ist eröffnet!

Jedes Forum lebt erst, wenn Viele mitdiskutieren.
Schreib auch du deine Meinung! Nur kurz registrieren und los gehts! ;-)
Benutzeravatar
Orianne
Mitglied
Beiträge: 3147
Registriert: 11.06.2014, 21:14
Wohnort: Suisse
Kontaktdaten:

Barbarossa hat geschrieben:
Orianne hat geschrieben:Irgendwie finde ich das logisch, ich hätte als DDR-BürgerIn wohl auch die Nase voll von "Sozialen Parteien" gehabt, obwohl zwar der Name ja nicht immer dafür steht, was in der Büchse dann wirklich ist...
Vom "Sozialismus" hatte man die Nase voll, nicht von "Sozial" an sich - das wusste man schon auseinander zu halten.
Bei der Wahl am 18. März 1990 kam es einfach nur darauf an, wer den schnellsten Weg zur deutschen Einheit versprach. Und das war die "Allianz für Deutschland" - während die SPD wesentlich zurückhaltender mit ihrer Positionierung dazu war. Das war dann auch der Hauptgrund für das schlechte Abscheiden der SPD.
Aber Du musst doch zugeben, dass Helmut Kohl mit der Allianz die besseren Karten hatte, weil er der Bundeskanzler war.
Die SPD konnte nur Willy Brandt in die Waagschale werfen.

Die Deutschen wählten ja auch bei der ersten Bundestagswahl 1949 nach dem Krieg nicht die SPD oder die KPD für die Regierung, auf er anderen Seite war die DP* in der Koalition um Konrad Adenauer. Für Kurt Schumacher war damals klar: "Ich werde Bundeskanzler".
*Die DP holte ihre Stimmen von den Vertriebenen und Ewiggestrigen, wobei ich die Vertriebenen verstehen kann.
Grant stood by me when I was crazy, and I stood by him when he was drunk, and now we stand by each other.

General William Tecumseh Sherman
Bild
Benutzeravatar
dieter
Mitglied
Beiträge: 10152
Registriert: 29.04.2012, 09:48
Wohnort: Frankfurt/M.

Orianne hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:Liebe Orianne,
Deutschland hatte viel Glück. Ich bin kein frommer Mensch, aber zu dieser Zeit mußte man schon glauben, dass Gott seine Hand im Spiel hatte. Ich erinnere an die Pressekonferenz von Schabowski, in der er sagte, dass Bürger der DDR ab sofort ausreisen durften und den Zeitpunkt, ab den das möglich war, überlas. :wink: :mrgreen:
Schöner "Verleset" für die Leute damals, ich fand es damals auch lustig als De Maizière und Kohl miteinander spazieren gingen, auf der einen Seite ein asketischer Preusse auf der anderen Seite ein wohlgenährter Westler (Ironie) :wink:
Liebe Orianne,
ein schönes Paar, wobei sich der "Dicke" durchgesetzt hat. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Benutzeravatar
Orianne
Mitglied
Beiträge: 3147
Registriert: 11.06.2014, 21:14
Wohnort: Suisse
Kontaktdaten:

dieter hat geschrieben:
Orianne hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:Liebe Orianne,
Deutschland hatte viel Glück. Ich bin kein frommer Mensch, aber zu dieser Zeit mußte man schon glauben, dass Gott seine Hand im Spiel hatte. Ich erinnere an die Pressekonferenz von Schabowski, in der er sagte, dass Bürger der DDR ab sofort ausreisen durften und den Zeitpunkt, ab den das möglich war, überlas. :wink: :mrgreen:
Schöner "Verleset" für die Leute damals, ich fand es damals auch lustig als De Maizière und Kohl miteinander spazieren gingen, auf der einen Seite ein asketischer Preusse auf der anderen Seite ein wohlgenährter Westler (Ironie) :wink:
Liebe Orianne,
ein schönes Paar, wobei sich der "Dicke" durchgesetzt hat. :wink:
Es gab ja Ansätze aus der CDU Kohl kurz vor dem Mauerfall zu stürzen, da hatte er doch wieder Glück :wink:
Grant stood by me when I was crazy, and I stood by him when he was drunk, and now we stand by each other.

General William Tecumseh Sherman
Bild
Benutzeravatar
Orianne
Mitglied
Beiträge: 3147
Registriert: 11.06.2014, 21:14
Wohnort: Suisse
Kontaktdaten:

dieter hat geschrieben:
Orianne hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:Liebe Orianne,
Deutschland hatte viel Glück. Ich bin kein frommer Mensch, aber zu dieser Zeit mußte man schon glauben, dass Gott seine Hand im Spiel hatte. Ich erinnere an die Pressekonferenz von Schabowski, in der er sagte, dass Bürger der DDR ab sofort ausreisen durften und den Zeitpunkt, ab den das möglich war, überlas. :wink: :mrgreen:
Schöner "Verleset" für die Leute damals, ich fand es damals auch lustig als De Maizière und Kohl miteinander spazieren gingen, auf der einen Seite ein asketischer Preusse auf der anderen Seite ein wohlgenährter Westler (Ironie) :wink:
Liebe Orianne,
ein schönes Paar, wobei sich der "Dicke" durchgesetzt hat. :wink:
Es gab ja Ansätze aus der CDU Kohl kurz vor dem Mauerfall zu stürzen, da hatte er doch wieder Glück :wink:
Grant stood by me when I was crazy, and I stood by him when he was drunk, and now we stand by each other.

General William Tecumseh Sherman
Bild
Benutzeravatar
Barbarossa
Mitglied
Beiträge: 15507
Registriert: 09.07.2008, 16:46
Wohnort: Mark Brandenburg

Orianne hat geschrieben: Aber Du musst doch zugeben, dass Helmut Kohl mit der Allianz die besseren Karten hatte, weil er der Bundeskanzler war.
Die SPD konnte nur Willy Brandt in die Waagschale werfen.
...
Da sagst du es selbst: Die SPD hatte "nur" Willy Brandt. Er war aber der Ehrenvorsitzende. Und was war mit dem echten Führungspersonal der SPD - insbesondere Lafontaine? Er verschreckte mit verschiedenen Äußerungen potentielle Wähler im Osten. Darum kam es bei uns wirklich so an, wir müssen erstmal die Einheit wählen, also Kohl. Du meinst, weil Kohl Bundeskanzler war, hatte er einen klaren Vorteil?
Ich muss zugeben, ich habe mich noch nie wirklich gefragt, was wäre gewesen, wenn es statt dessen einen Bundeskanzler der SPD gegeben hätte - nehmen wir ruhig Lafontaine. Die SPD war ja mit ihren Äußerungen zur Deutschen Einheit sehr zurückhaltend - insbesondere eben Lafontaine. Der hätte viel kaputt machen können und ich weiß auch nicht, ob ihm außenpolitisch die Weichenstellungen so geglückt wären, wie es Kohl gekang - schon auch deswegen, weil er die Vehemenz vermutlich nicht mitgebracht hätte. Und zwar vor allem aus seiner inneren Einstellung dazu nicht.
Da wage ich eigentlich gar nicht, darüber zu spekulieren, wie das dann eventuell abgelaufen wäre.
Die Diskussion ist eröffnet!

Jedes Forum lebt erst, wenn Viele mitdiskutieren.
Schreib auch du deine Meinung! Nur kurz registrieren und los gehts! ;-)
Benutzeravatar
Orianne
Mitglied
Beiträge: 3147
Registriert: 11.06.2014, 21:14
Wohnort: Suisse
Kontaktdaten:

Barbarossa hat geschrieben:
Orianne hat geschrieben: Aber Du musst doch zugeben, dass Helmut Kohl mit der Allianz die besseren Karten hatte, weil er der Bundeskanzler war.
Die SPD konnte nur Willy Brandt in die Waagschale werfen.
...
Da sagst du es selbst: Die SPD hatte "nur" Willy Brandt. Er war aber der Ehrenvorsitzende. Und was war mit dem echten Führungspersonal der SPD - insbesondere Lafontaine? Er verschreckte mit verschiedenen Äußerungen potentielle Wähler im Osten. Darum kam es bei uns wirklich so an, wir müssen erstmal die Einheit wählen, also Kohl. Du meinst, weil Kohl Bundeskanzler war, hatte er einen klaren Vorteil?
Ich muss zugeben, ich habe mich noch nie wirklich gefragt, was wäre gewesen, wenn es statt dessen einen Bundeskanzler der SPD gegeben hätte - nehmen wir ruhig Lafontaine. Die SPD war ja mit ihren Äußerungen zur Deutschen Einheit sehr zurückhaltend - insbesondere eben Lafontaine. Der hätte viel kaputt machen können und ich weiß auch nicht, ob ihm außenpolitisch die Weichenstellungen so geglückt wären, wie es Kohl gekang - schon auch deswegen, weil er die Vehemenz vermutlich nicht mitgebracht hätte. Und zwar vor allem aus seiner inneren Einstellung dazu nicht.
Da wage ich eigentlich gar nicht, darüber zu spekulieren, wie das dann eventuell abgelaufen wäre.
Ich denke, dass Kohl wirklich dadurch einen Vorteil hatte. Ich weiss noch, dass ich mich damals mit einem älteren Lehrer über Lafontaines Aeusserungen unterhielt. Er sagte mir, dass die SPD in Deutschland nie mehr eine tragende Rolle spielen werde so wie unter Helmut Schmidt, man kann jetzt zwar Schröder in die Waagschale werfen, der aber u.A. wegen der Agenda 2010 scheiterte, es sind noch viele Gesetze von ihm in Kraft, so leider aber auch die Steuererleichterungen für die Reichen und die Konzerne, oder Hartz IV, das für mich gegen die Würde des Menschen verstösst, warum noch niemand dagegen geklagt hat, das wundert mich doch. Aber wie gesagt, die SPD wird sicher für immer Juniorpartner in einer CDU/CSU Regierung bleiben, sofern sich nicht andere Konstellationen oder Koalitionen ergeben.
Grant stood by me when I was crazy, and I stood by him when he was drunk, and now we stand by each other.

General William Tecumseh Sherman
Bild
Benutzeravatar
Barbarossa
Mitglied
Beiträge: 15507
Registriert: 09.07.2008, 16:46
Wohnort: Mark Brandenburg

Ich denke aber trotzdem, dass Kohl der richtige Kanzler zur richtigen Zeit war und er die Einigung so gut "gemanagt" hat, wie es eben ging und vor allem schnell, denn gerade der Zeitfaktor war schon wichtig, angesichts des Übersiedlerstroms von Ost nach West. Von November 89 bis Dezember 1990 waren es beinahe 800.000, die rübergegangen sind und das trotz der schnellen Einheit. Wäre das u. U. unter einem SPD-Kanzler langsamer gegangen, dann wären auch noch viel mehr Leute in den Westen gegangen. Das wäre für beide Seiten nicht gut gewesen.
Die Diskussion ist eröffnet!

Jedes Forum lebt erst, wenn Viele mitdiskutieren.
Schreib auch du deine Meinung! Nur kurz registrieren und los gehts! ;-)
Renegat
Mitglied
Beiträge: 2045
Registriert: 29.04.2012, 19:42

Gibt es Daten zum Einfluss der Wiedervereinigung auf den Umzug nach Westen bzw. woandershin? Sobald die Grenze offen war, konnten die DDR-ler doch ohnehin hinziehen, wohin sie wollten. MW wechselten auch in den 90ern vor allem junge Leute in den Westen, auch nach der Wiedervereinigung. Was ja auch normal ist, diese Fluktuation gibt es immer und überall, wenn Grenzen durchlässig sind und das waren sie ab 1989, der Status spielt dabei mE keine Rolle. Ich könnte mir höchstens vorstellen, dass 1990 so viele gingen, weil sie es lange vorhatten aber nicht durften und danach hat es sich eingependelt auf das übliche Maß.
Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag

Zurück zu „Die Deutsche Demokratische Republik“