9. November-denkwürdiger Tag Deutschlands 1918, 1938, 1989

Die junge Republik: Bonn, Adenauer, RAF, Schmidt, Kohl

Moderator: Barbarossa

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Marek1964
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Lange Jahre habe ich nicht verstanden, als nicht Deutscher, warum nicht der 9. November nicht ein Feiertag und Wiedervereinigungstag geworden ist und man stattdessen man diesen komischen 3. Oktober gewählt hat und sogar den 17. Juni abgeschafft hat.

Wie ich mittlerweile weiss, war ja der 9. November 1918 der Tag der Revolution und der 9. November 1938 der Tag der sogenannten Reichskristallnacht (Reichspogromnacht).

Ich denke zwar, dass gerade solcherlei Wink mit dem Zaunpfahl des Schickals (oder Gottes oder der Vorsehung, wenn wir wollen) eben durchaus was denkwürdiges gehabt hätte, muss doch ein Feiertag doch nicht nur mit Feuerwerk und Jubel-Trubel- Heiterkeit zu tun haben, sondern auch mit besinnlichen Anlässen wie der Karfreitag mit der Kreuzung Christi. Die Symbolkraft enorm. Aber auch irgendwie klar, dass unter Kohl sowas nicht in Frage kam.

Wie denkt Ihr darüber?
Spartaner
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Hallo Marek,
ich muss dir hier vollends Recht geben. Es ist so wie du es beschreibst.
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Barbarossa
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Es ist so, wie du es erkannt hast. Ich weiß noch genau, wie ein früherer Vorsitzender des Zentralrates der Juden wörtlich sagte: "Dieser Tag darf nie Feiertag werden." Und so ist es ja nun auch. Hätte Schabowsky nicht diesen Irrtum auf der Pressekonferenz begangen, dann wäre es der 10. November geworden und hätte Feiertag werden können. Für mich war es ohnehin der 10,., weil ich erst kurz nach Mitternacht davon erfuhr und auch erst am 10. rüber gefahren bin.

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dieter
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Ihr LIeben,
ich bin und war immer dafür, dass nicht der 3.Oktober, sondern der 9.Oktober an dem über 70.000 Menschen auf ihrer Demonstration durch Leipzig gingen, genommen wird, sie mußten jedes Mal mit der chinesischen Lösung rechnen, zusammengeschossen zu werden und haben es trotzdem gewagt. Leipzig sollte den Titel Heldenstadt erhalten. :D :)
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Renegat
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Der 9. November wird nicht nur mit den Judenprogromen und der 1918 Revolution in Verbindung gebracht, auch dem Scheitern der 1848-Revolution und dem Hitler-Putsch 1923 könnte man an diesem Datum gedenken. http://www.bpb.de/politik/hintergrund-a ... 9-november
So schlecht finde ich das gar nicht, zeigen die 5 Ereignisse am 9. November doch die ganze Bandbreite der deutschen Geschichte. Der 9. Nov fiel nicht nur auf einen Freudentag wie 1989, sondern es gab auch ganz schreckliche Taten am 9.11.38 und mehr oder weniger erfolgreiche Revolutionen.

Wer will das aber wissen an einem Feiertag? Heute, 25 Jahre nach dem Mauerfall wird der Ereignisse überall medial gedacht. 25 Jahre ist auch der ideale Abstand dafür, 25 Jahre/ eine Generation ist ins Land gegangen, die Zeitzeugen können sich noch gut erinnern und erzählen. Ob das zum 50. noch so sein wird, ist sehr fraglich. Der Aufstand des 17. Juni hat in der späten BRD kaum noch interessiert, es war aber ein schöner Feiertag im Frühsommer. Deshalb sollte man bei aller Erinnerungslastigkeit des heutigen Tages nie vergessen, dass nicht alle Menschen großes Geschichtsinteresse haben und der November kein geeigneter Feiermonat ist, zumal er kirchenkalendarisch eher zur besinnlich/traurigen Phase gehört.
Wir können also beides, am 9. Nov weiter der Wechselfälle der Geschichte gedenken und am 3. Oktober feiern, da ist meist das Wetter auch schöner, bes. dieses Jahr.
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Nemeth
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Beiträge: 302
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Der 9. November 1989 war ein hochbrisanter Tag des Herbstes.
Es gab täglich neue Nachrichten. Die noch DDR "Regierung" war von den Ereignissen getrieben.
Das vorgeschlagene Reisegesetz wurde in dieser aufgeheizten Stimmung förmlich in der Luft zerrissen.
Man ging schon zu Fuß über den Egerer Zipfel in die Bundesrepublik.
So wollte dieser Staat zeigen, daß er noch das sagen hatte.
---und dann dieser Lapsus----
"AB SOFORT "
Da brachen alle Dämme.
Vergessen wir hierbei die Rolle der Medien nicht. Sie hatten als erstes erkannt, was sich hier anbahnt.
Wer zur Quelle will, muss gegen den Strom schwimmen
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Gontscharow
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Der 9.November als staatlicher deutscher Feiertag - das geht gar nicht !
Wegen der Pogrome, die 1938 an diesem Tag stattgefunden haben -
egal wie gut man es der Wetöffentlichkeit erklären würde, es würde immer und
immer wieder zu Mißverständnissen kommen.
Ein Gedenktag ist dieses Datum so oder so, es wird auch künftig Jahr für Jahr
von den Medien gespiegelt werden.
Ich hab seit geraumer Zeit keine Lust mehr, mir Medienbeiträge dazu anzusehen / zu hören / zu lesen,
egal ob es um Mauerfall, Pogrome oder Hitlerputsch geht.
Wahrscheinluch bin ich dessen überdrüssig, weil ich zuviel darüber gehört habe. Aber bitte, soll man es ruhig erinnern,
es wachsen ja immer neue Generationen nach, für die das alles "neu" ist.
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Marek1964
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Renegat hat geschrieben:Der 9. November wird nicht nur mit den Judenprogromen und der 1918 Revolution in Verbindung gebracht, auch dem Scheitern der 1848-Revolution und dem Hitler-Putsch 1923 könnte man an diesem Datum gedenken. http://www.bpb.de/politik/hintergrund-a ... 9-november
So schlecht finde ich das gar nicht, zeigen die 5 Ereignisse am 9. November doch die ganze Bandbreite der deutschen Geschichte. Der 9. Nov fiel nicht nur auf einen Freudentag wie 1989, sondern es gab auch ganz schreckliche Taten am 9.11.38 und mehr oder weniger erfolgreiche Revolutionen.
Danke für den Hinweis, die beiden anderen Ereignisse hatte ich vergessen. In der Tat, ein ausserordentliches Datum.
Renegat hat geschrieben:Deshalb sollte man bei aller Erinnerungslastigkeit des heutigen Tages nie vergessen, dass nicht alle Menschen großes Geschichtsinteresse haben und der November kein geeigneter Feiermonat ist, zumal er kirchenkalendarisch eher zur besinnlich/traurigen Phase gehört.
Wir können also beides, am 9. Nov weiter der Wechselfälle der Geschichte gedenken und am 3. Oktober feiern, da ist meist das Wetter auch schöner, bes. dieses Jahr.
Hier, wie bei Barbarossas Hinweis auf den Standpunkt des Zentralrates der Juden oder mein Hinweis auf den Karfreitag, stellt sich die Frage, was ein Feiertag sein soll. Wenn es einfach ein Tag sein soll, an dem möglichst viele Leute frei haben sollen und schönes Wetter sein soll, naja, dann hätte man den 17. Juni behalten können.

Die weitere Frage ist, ob es nur positive Ereignisse sein dürfen, oder aber auch dunkle, im Sinne des Andenkens. Das mag allerdings jeder für sich selbst beantworten. Entschieden wurde, dass ein anderer Tag Feiertag werden soll. Wie gesagt, persönlich finde ich das Schade, kann aber die Einwände, insbesodere des Zentralrates der Juden, schon verstehen.
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dieter
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Ihr Lieben,
ich bleibe bei den 9. Oktober und der Demo von über 70.000 Leipziger, die ständig in der Gefahr waren nach chinesischen Modell niedergeschossen zu werden. Es war im Herbst 1989 eine echte Revolution und die hat auch einen echten Feiertag verdient. Der 9. Oktober bietet sich da an und das ist auch kein 9. November. :wink:
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Harald
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Ich habe mich auch immer gewundert, warum der 9. November kein Feiertag geworden ist, aber nun ist es mir klar, der Zentralrat der Juden war dagegen.

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Marek1964
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Harald hat geschrieben:Ich habe mich auch immer gewundert, warum der 9. November kein Feiertag geworden ist, aber nun ist es mir klar, der Zentralrat der Juden war dagegen.
Wie Gontscharow es richtig geschrieben hat: Man hätte das an vielerlei Orten missverstehen können.
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Triton
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Schabowski hätte es auch nicht verdient gehabt, dass sein Versprecher Anlass für einen Feiertag ist.
Da der Termin der Wiederveinigung recht frei festgelegt wurde, nehme ich an, der Oktoberanfang wurde mit Bedacht gewählt. Ganz praktische Erwägungen wie das normalerweise noch schöne Herbstwetter mögen da ebenso wichtig gewesen sein wie das Finden eines völlig unbelasteten Datums.
Wegen mir hätte man auch den 17.Juni behalten können.
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
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Nemeth
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Es war nicht das schöne Herbstwetter war den 3. Oktober terminierte,
sondern der Wille der frei gewählten Regierung der DDR,
das Konstrukt, was sie noch abzuwickeln hatten, keine 41 Jahre alt werden
zu lassen.
Das wäre dann am 7.10. eingetreten.
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dieter
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Triton hat geschrieben:Schabowski hätte es auch nicht verdient gehabt, dass sein Versprecher Anlass für einen Feiertag ist.
Da der Termin der Wiederveinigung recht frei festgelegt wurde, nehme ich an, der Oktoberanfang wurde mit Bedacht gewählt. Ganz praktische Erwägungen wie das normalerweise noch schöne Herbstwetter mögen da ebenso wichtig gewesen sein wie das Finden eines völlig unbelasteten Datums.
Wegen mir hätte man auch den 17.Juni behalten können.
Lieber Joerg,
bei dem 9. Oktober kann auch schönes Herbstwetter sein. Kohl soll sogar Meterologen befragt haben und die haben ihm zu Anfang Oktober geraten. :roll:
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dieter
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Nemeth hat geschrieben:Es war nicht das schöne Herbstwetter war den 3. Oktober terminierte,
sondern der Wille der frei gewählten Regierung der DDR,
das Konstrukt, was sie noch abzuwickeln hatten, keine 41 Jahre alt werden
zu lassen.
Das wäre dann am 7.10. eingetreten.
Lieber Nemeth,
das ist natürlich ein Argument. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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