Neue Biographie - Helmut Kohl rechnet ab

Die junge Republik: Bonn, Adenauer, RAF, Schmidt, Kohl

Moderator: Barbarossa

Stephan
Mitglied
Beiträge: 157
Registriert: 28.10.2013, 23:53

Hallo Lia,
das sehe ich als Kohlanhänger natürlich etwas anders. Machtbewusst muss man als Politiker schon sein, sonst hat man den falschen Beruf gewählt. Eitel war Kohl mit Sicherheit nicht, er hat weder seinen Friseur verklagt noch auf seine Figur geachtet. Und menschliche Größe und Toleranz: Biedenkopf war lange ein Intimfeind, trotzdem wurde er nicht aus der Union vertrieben wie es in letzter Zeit üblich ist, sondern nur nach Sachsen deportiert. Das Weizsäcker Bundespräsident wurde, war auch nicht Kohls originäre Idee. Man konnte in Kohls Union durchaus etwas werden, auch wenn man mit dem Chef über Kreuz lag. Das hat sich wohl geändert.

Ich hätte mir auch gewünscht, dass er 1998 nicht mehr antritt, denn 16 Jahre Regierungschef gehen an niemanden spurlos vorüber. Es liegt aber wohl in der menschlichen Natur, dass man sich für unentbehrlicher hält, je länger man in einer Position verweilt.

Ich finde es aber vorbildlich, dass Du Dir trotz Antipathie ein differenziertes Urteil nicht nehmen lässt. In diesem Sinne war auch mein Hinweis auf die gescheiterten Gegenspieler gedacht. Es ist ja schade, dass im öffentlichen politischen Diskurs weniger auf Inhalte und Überzeugungen geachtet wird, als wer gerade mit wem irgendwo im Pool plantscht.
Freundliche Grüsse
Stephan
Benutzeravatar
Triton
Mitglied
Beiträge: 1909
Registriert: 09.10.2012, 10:30

"Aber...ich liebe Euch doch alle!", sind wohl die verlogensten Worte, die je ein verkalkter Alt-Politiker von sich gegeben hat.
Hätte Kohl auf einmal Kreide gefressen - ich hätte mir echte Sorgen gemacht. Er ist also noch der alte und sein Kopf kann noch zwischen Schwarz und Weiß unterscheiden.

Nebenbei: Das sind doch Belanglosigkeiten und Allgemeinplätze. Jeder halbwegs politisch Interessierte wusste z.B., dass Wulff eine ansprechende Verpackung ohne Inhalt ist. Schmidt Schnautze oder Brandt (der Heiner Geissler vor Millionen Zuschauern mit Goebbels verglich) teilten ganz anders aus, Schröder dürfte etwa mit Kohl auf Augenhöhe sein, von Adenauer oder Wehner fange ich gar nicht erst an.
Angela Merkel halte ich für hinterhältiger im Umgang mit politischen Gegnern, da stimme ich zu, unangenehmer für die Betroffenen.

Witzig ist nur, dass Gourmand Kohl, der Journalisten verbot, ihn beim Essen zu fotografieren oder zu filmen, sich über Angela Markels Tischmanieren mokiert. Bei 175 kg Lebendgewicht dürfte es bei ihm allzu zimperlich zugegangen sein.

Kohls echter Charakterschwachpunkt ist, dass er beharrlich die Spendernamen der CDU (so es sie gibt) seit 15 Jahren verschweigt. Er bricht damit ein Gesetz, das während seiner Amtszeit beschlossen wurde. Für einen Bundeskanzler eines Rechtsstaats ein völlig indiskutables Verhalten.
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
Benutzeravatar
Orianne
Mitglied
Beiträge: 3147
Registriert: 11.06.2014, 21:14
Wohnort: Suisse
Kontaktdaten:

Triton hat geschrieben: Kohls echter Charakterschwachpunkt ist, dass er beharrlich die Spendernamen der CDU (so es sie gibt) seit 15 Jahren verschweigt. Er bricht damit ein Gesetz, das während seiner Amtszeit beschlossen wurde. Für einen Bundeskanzler eines Rechtsstaats ein völlig indiskutables Verhalten.
Einen gewöhnlichen Bürger oder Bürgerin würde man in jedem demokratischen Staat in Beugehaft nehmen.
(Jetzt ist es natürlich zu spät).
Grant stood by me when I was crazy, and I stood by him when he was drunk, and now we stand by each other.

General William Tecumseh Sherman
Bild
Benutzeravatar
dieter
Mitglied
Beiträge: 10152
Registriert: 29.04.2012, 09:48
Wohnort: Frankfurt/M.

16.Oktober 1994
kohl gewinnt bei der Bundestagswahl erneut gegen die mit Rudolf Scharping angetretene SPD und erreicht seine fünfte Amtszeit.
2.Mai 1998
Kohl und 14 weitere EU-Regierungschefs beschließen die endgültige Einführung des Euro.
27.September 1998
Bundestagswahl: Kohl unterliegt nach 16 Jahren Amtszeit Gerhard Schröder (SPD)
Juni/Juli 2000
Kohl weigert sich vor einem Untersuchungsausschuss die Namen von CDU-Spendern zu nennen. Ein Ermittlungsverfahren gegen ihn wird 2001 gegen eine Geldauflage eingestellt.
5.Juli 2001
Kohls Frau Hannelore, die seit Jahren unter einer schweren Lichtallergie leidet, wählt den Freitod.
Quelle: Der Spiegel
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Lia

Stephan hat geschrieben:das sehe ich als Kohlanhänger natürlich etwas anders. Machtbewusst muss man als Politiker schon sein, sonst hat man den falschen Beruf gewählt. Eitel war Kohl mit Sicherheit nicht, er hat weder seinen Friseur verklagt noch auf seine Figur geachtet.
Kohl politische Aussagen gefielen mir nie, der Erfolgskanzler ist er nur auf wenigen Feldern, wenn überhaupt. Deutsche Einheit? Da hat er, zugegeben, die Gunst der Stunde geschickt genutzt, aber sein Werk ist sie nicht. Die Nach-Wende-Politik halte ich für eine ziemliche Katastrophe.
Eitelkeit muss sich nicht allen auf Äußeres beziehen. Schwierige Themen, die ihm und seinem Nimbus geschadet hätten, ginger gar nichterst an, sondern ließ- wenn überhaupt- die Drecksarbeit andere tun.
Aus vielen seiner Aussagen spricht doch gerade die Eitelkeit und Arroganz.
Machtbewusst muss man als Politiker schon sein, sonst hat man den falschen Beruf gewählt.
Sicherlich muss man das sein, Helmut Schmid hat es vorgemacht, doch nicht, wie Kohl, mit schon fast absolutistischen Zügen.
Biedenkopf war lange ein Intimfeind, trotzdem wurde er nicht aus der Union vertrieben wie es in letzter Zeit üblich ist, sondern nur nach Sachsen deportiert. Das Weizsäcker Bundespräsident wurde, war auch nicht Kohls originäre Idee. Man konnte in Kohls Union durchaus etwas werden, auch wenn man mit dem Chef über Kreuz lag. Das hat sich wohl geändert.
Das hatte sich im Laufe seiner Regierungszeit, fast hätte ich Herrschaft geschrieben, sehr geändert. Intimfeinde behielt er, wenn er ohne sie seine Machtposition nicht halten konnte, andere, weniger in der Öffentlichkeit stehende, entfernte er aus der Entourage.
An Biedenkopf und Weizsäcker kam er, wenn er nicht seine Position riskieren wollte, nicht vorbei, weil beide auch außerhalb des eigenen politischen Lagers viel Ansehen und Respekt genossen und so für die CDU= Kohl Punkte sammeln konnten.
Triton hat geschrieben:Kohls echter Charakterschwachpunkt ist, dass er beharrlich die Spendernamen der CDU (so es sie gibt) seit 15 Jahren verschweigt. Er bricht damit ein Gesetz, das während seiner Amtszeit beschlossen wurde. Für einen Bundeskanzler eines Rechtsstaats ein völlig indiskutables Verhalten.
Das ist ein Ding, das ich bis heute als Bürgerin dieses Staates nicht verdaut habe. Übrigens vielealte und dann auch ehemalige CDU- Wähler und Parteimitglieder nicht. Mir fällt es ungeheuer schwer, diesem Mann, diesem Politiker jenen Respekt entgegenzubringen, jenes Mindestmaß, das er eigentlich immerhin noch verdient hat. Menschlich ja- alter, kranker Mann. Ansonsten sehe ich da eher einen Verräter an den Prinzipien der Demokratie- und auch als Gesetzesbrecher.
Stephan
Mitglied
Beiträge: 157
Registriert: 28.10.2013, 23:53

Lia hat geschrieben:Kohl politische Aussagen gefielen mir nie, der Erfolgskanzler ist er nur auf wenigen Feldern, wenn überhaupt. Deutsche Einheit? Da hat er, zugegeben, die Gunst der Stunde geschickt genutzt, aber sein Werk ist sie nicht. Die Nach-Wende-Politik halte ich für eine ziemliche Katastrophe.
Eitelkeit muss sich nicht allen auf Äußeres beziehen. Schwierige Themen, die ihm und seinem Nimbus geschadet hätten, ginger gar nichterst an, sondern ließ- wenn überhaupt- die Drecksarbeit andere tun.
Aus vielen seiner Aussagen spricht doch gerade die Eitelkeit und Arroganz.
Das sind aber überwiegend gefühlte oder gewünschte Eindrücke. Anzulasten ist ihm allerdings, dass er 1982/83 zwar von einer moralisch geistigen Erneuerung gesprochen, diese aber nie in Angriff genommen hat, bspw. bei der Staatsverschuldung.
Werke von Politikern? Hier liegt wohl eine Verwechselung mit Künstlern oder Produzenten vor. Politiker haben zu managen und Rahmenbedingungen zu schaffen. Und in den entscheidenden Punkten wie Nachrüstung und Wiedervereinigung hat er richtig entschieden und gehandelt.
Lia hat geschrieben:
Stephan hat geschrieben:Machtbewusst muss man als Politiker schon sein, sonst hat man den falschen Beruf gewählt.
Sicherlich muss man das sein, Helmut Schmid hat es vorgemacht, doch nicht, wie Kohl, mit schon fast absolutistischen Zügen.
Ganz schlechtes Beispiel. Schmidt-Schnauze und Weltökonom (Schmidt über Schmidt) sind nicht Synonyme für Konsens, Einsichtfähigkeit oder Sachverstand.
- Er fand Inflation besser als Arbeitslosikeit - am Ende hatte er beides, naja sein Feld war ja auch die Welt.
- Im Dezember 1979 marschierte die Sowjetunion in Afghanistan ein - der Stratege Schmidt musste seine Neujahrsansprache umschreiben. Von Weitsicht keine Spur.
- Auf internationalem Parkett gab er gerne den >>Oberlehrer<< und schaffte es sogar Jimmy Carter gegen sich einzunehmen.
Schließlich scheiterte er an der eigenen Hybris.
Lia hat geschrieben:An Biedenkopf und Weizsäcker kam er, wenn er nicht seine Position riskieren wollte, nicht vorbei, weil beide auch außerhalb des eigenen politischen Lagers viel Ansehen und Respekt genossen und so für die CDU= Kohl Punkte sammeln konnten.
Das sollte sich dann ja an Hand von Wahlergebnissen in NRW belegen lassen:
1975 erhielt die CDU noch 47,1 % der Stimmen, und lag damit zwei Prozentpunkte vor der SPD
1977 wurde Biedenkopf Vorsitzender der CDU in Westfalen-Lippe
1980 zog er als Spitzenkandidat in die Landtagswahl und erzielte: 43,2 %, die SPD erhielt 48,4 %
1985 trat er wieder an: CDU 36,5 %, das bis dahin schlechteste Ergebnis der CDU in NRW, SPD 52,1 %
Also ich würde sagen: Mythos zerstört!
Lia hat geschrieben:
Triton hat geschrieben:Kohls echter Charakterschwachpunkt ist, dass er beharrlich die Spendernamen der CDU (so es sie gibt) seit 15 Jahren verschweigt. Er bricht damit ein Gesetz, das während seiner Amtszeit beschlossen wurde. Für einen Bundeskanzler eines Rechtsstaats ein völlig indiskutables Verhalten.
Das ist ein Ding, das ich bis heute als Bürgerin dieses Staates nicht verdaut habe. Übrigens vielealte und dann auch ehemalige CDU- Wähler und Parteimitglieder nicht. Mir fällt es ungeheuer schwer, diesem Mann, diesem Politiker jenen Respekt entgegenzubringen, jenes Mindestmaß, das er eigentlich immerhin noch verdient hat. Menschlich ja- alter, kranker Mann. Ansonsten sehe ich da eher einen Verräter an den Prinzipien der Demokratie- und auch als Gesetzesbrecher.
Zunächst einmal dürften die damaligen Vorgänge juristisch der Verjährung anheim gefallen sein, insofern bricht Kohl kein Recht mehr, sondern er brach es. Dafür haben er und die CDU nicht nur den politischen Preis bezahlt.
Dass Kohl zu seinem Wort stand und steht ist wohl eher ein Zeichen von Charakterstärke als von -schwäche. Das sah man damals im Untersuchungsausschuss so, weshalb es nie zu der theoretisch möglichen Beugehaft kam und wohl auch international.

Interessant ist die Herkunft der Gelder natürlich, aber wer würde Kohl wohl glauben, wenn er heute sagte: "Der Rudolf Augstein hat mir 500.000 DM für den Kampf gegen die Kommunisten gegeben?" Egal was er sagt, glauben wird man ihm nicht, beweisen wird er es nicht können.

Charakterschwach sind allenfalls die möglichen Spender - was hindert sie eigentlich daran, sich zu melden?

Und zum Schluss noch eine Frage:
Wer brach die Verfassung und wurde danach Bundeskanzler?

Verfassungsrechtlich höchst verwerflich - Für die Menschen ein Segen.
Freundliche Grüsse
Stephan
Benutzeravatar
dieter
Mitglied
Beiträge: 10152
Registriert: 29.04.2012, 09:48
Wohnort: Frankfurt/M.

4.März 2004
Kohl stellt den ersten teil seiner Memoiren unter dem Titel "Erinnerungen 1930 bis 1982" vor.
3.November 2005
Veröffentlichung das zweiten Teils der Memoiren. Kohl beschreibt seine regierungsjahre von 1982 bis 1990.
17. November 2007
Erscheinugstermin des dritten Teils der Memoiren. Dieser handelt von den Jahren 1990 bis 1994. Ein vierter Band ist geplant.
8.Mai 2008
Kohl heiratet die 34 Jahre jüngere Maike Richter
12.Dezember 2013
Das Landgericht Köln verurteilt den Kohl-Biografen Schwan zur Herausgabe der Tonbänder mit seinen Gesprächsaufzeichnungen.
Quelle: Der Spiegel
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Benutzeravatar
Triton
Mitglied
Beiträge: 1909
Registriert: 09.10.2012, 10:30

Stephan hat geschrieben:Zunächst einmal dürften die damaligen Vorgänge juristisch der Verjährung anheim gefallen sein, insofern bricht Kohl kein Recht mehr, sondern er brach es. Dafür haben er und die CDU nicht nur den politischen Preis bezahlt.
Dass Kohl zu seinem Wort stand und steht ist wohl eher ein Zeichen von Charakterstärke als von -schwäche. Das sah man damals im Untersuchungsausschuss so, weshalb es nie zu der theoretisch möglichen Beugehaft kam und wohl auch international.
Die Nicht-Deklarierung von Parteispenden verstößt gegen das Parteispendengesetz und Kohl nennt die Namen nicht, also bricht er immer noch Recht. Er hat dafür die Strafe für seine Partei übernommen, aber an dem Rechtsbruch ändert das nichts. Der besteht natürlich fort.

Wenn Ehrenworte mehr zählen als Gesetze, dann können wir gleich den Laden in Berlin zumachen. Das ist eine völlig kranke Einstellung und diese auch noch zu loben, kann ich überhaupt nicht verstehen.
Was kommt als Nächstes, wenn mit "Ehre" begründete Straftaten über das Gesetz gestellt werden? "Ja warum denn nicht, der Kohl hats vorgemacht, ich habe eben auch einen starken "Charakter"..."

Schon mal nachgedacht, welcher Sinn hinter dem Parteispendengesetz steckt? Die Motive für politische Entscheidungen sollen transparenter werden. Dem Parteispendengesetz hat der Wähler zu verdanken, dass der Zusammenhang zwischen dem Hotelsteuergesetz und FDP-Spenden (u.a. Mövenpick) offensichtlich wurde und die Partei hat die Quittung erhalten.
Stephan hat geschrieben:Charakterschwach sind allenfalls die möglichen Spender - was hindert sie eigentlich daran, sich zu melden?
Genau, ein sehr guter und wichtiger Hinweis!
Das Motiv für die Spenden muss so niedrig gewesen sein, dass beide Seiten beharrlich schweigen. Vielleicht hat sich jemand ein Gesetz oder einen Großauftrag erkauft und Kohl fürchtet, sein Bild in der Geschichte wäre zerstört? Helmut Kohl ist doch nicht so bescheuert, dass er die Konsequenzen aus seinem Handeln nicht abgewogen hat. Dass er es vorgezogen hat zu Schweigen und lieber eine hohe Geldstrafe und einen Riesenzoff mit seiner Partei gewählt hat, ist ein ganz, ganz schlechtes Zeichen.
Spekulation, aber ein Schweigen aller Beteiligter ist immer ein sicheres Zeichen um das Wissen die Tragweite der Tat betreffend.

Gutmeinende, aufrechte Demokraten hätten doch Helmut Kohl aus der Bredouille geholfen. Es sind ja schon anonyme Spender bekannt geworden wie dieser schmierige Waffenhändler Schreiber - wer sich mit solchen Gestalten einlässt, braucht sich eben über die Folgen nicht zu beklagen.

Das Motiv Kohls ist klar: Seine Partei war im Vergleich zur SPD immer unterfinanziert, er brauchte Geldquellen, um erfolgreiche Wahlkämpfe bestreiten zu können. Es gibt schlimmere Motive, aber ein persönlicher Vorteil ist es natürlich trotzdem.
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
Benutzeravatar
Balduin
Administrator
Beiträge: 4213
Registriert: 08.07.2008, 19:33
Kontaktdaten:

Triton hat geschrieben:
Schon mal nachgedacht, welcher Sinn hinter dem Parteispendengesetz steckt? Die Motive für politische Entscheidungen sollen transparenter werden. Dem Parteispendengesetz hat der Wähler zu verdanken, dass der Zusammenhang zwischen dem Hotelsteuergesetz und FDP-Spenden (u.a. Mövenpick) offensichtlich wurde und die Partei hat die Quittung erhalten.
Hat der Wähler daraus die Erkenntnis gezogen? Dann war er doch ziemlich uninformiert und ließ sich von SPD-Linken-Grünen Wahlkampf für dumm verkaufen

SPD, Grüne und Linke hatten die Mehrwertsteuersenkung ebenfalls im Programm. Hör dir die Rede von Jörg van Essen an oder lies das Transkript: http://blog.ronniegrob.com/2010/01/21/z ... stronomie/ - das sind nachprüfbare Fakten.
Herzlich Willkommen auf Geschichte-Wissen - Registrieren - Hilfe & Anleitungen - Mitgliedervorstellung

He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
Stephan
Mitglied
Beiträge: 157
Registriert: 28.10.2013, 23:53

Triton hat geschrieben:Die Nicht-Deklarierung von Parteispenden verstößt gegen das Parteispendengesetz und Kohl nennt die Namen nicht, also bricht er immer noch Recht. Er hat dafür die Strafe für seine Partei übernommen, aber an dem Rechtsbruch ändert das nichts. Der besteht natürlich fort.
Bisher ist nicht einmal nachgewiesen, dass es überhaupt heimliche Spender gibt. Die kann es geben oder Kohl hat sie erfunden!

Also greift aus dem Parteiengesetz §31d:
(1) Wer in der Absicht, die Herkunft oder die Verwendung der Mittel der Partei oder des Vermögens zu verschleiern oder die öffentliche Rechenschaftslegung zu umgehen,
1. unrichtige Angaben über die Einnahmen oder über das Vermögen der Partei in einem beim Präsidenten des Deutschen Bundestages eingereichten Rechenschaftsbericht bewirkt oder einen unrichtigen Rechenschaftsbericht beim Präsidenten des Deutschen Bundestages einreicht oder
... wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
Der Rechtsbruch wäre also die Einreichung des im Sinnes des Parteiengesetzes unrichtigen Rechenschaftsberichtes und nicht das immer wieder kolportierte angebliche Verschweigen. Mit der Einreichung wurde der Rechtsbruch vorgenommen und vollendet oder ist der Bote immer noch unterwegs?

Bleibt noch die Frage, innerhalb welcher Zeit die Strafverfolgung zu erfolgen hat. Die Verjährungsfrist richtet sich in diesem Fall nach dem Strafgesetzbuch, § 78 (3) Verjährungsfrist:
4. fünf Jahre bei Taten, die im Höchstmaß mit Freiheitsstrafen von mehr als einem Jahr bis zu fünf Jahren bedroht sind, ...
Nun ja, die fünf Jahre sind vorbei. Pech für das Recht, Glück für den Täter. So ist aber nun einmal die Deutsche Rechtsordnung und die gilt - auch wenn es manchem nicht passt - ohne Ansehen der Person für Herrn Kohl genauso wie für Herrn Jedermann. Und das ist gut so!

Soweit meine laienhafte Darstellung.

@Ralph:
Da Du in Rechtsfragen kompetenter bist, wäre es nett ggf. eine Richtigstellung meiner Ausführungen vorzunehmen, Danke.
Freundliche Grüsse
Stephan
Lia

Wird sicherlich ein Bestseller.
Benutzeravatar
Orianne
Mitglied
Beiträge: 3147
Registriert: 11.06.2014, 21:14
Wohnort: Suisse
Kontaktdaten:

Fragt sich nur bei wem Lia, wenn ich so an das Bohlen Buch denke....
Grant stood by me when I was crazy, and I stood by him when he was drunk, and now we stand by each other.

General William Tecumseh Sherman
Bild
Stephan
Mitglied
Beiträge: 157
Registriert: 28.10.2013, 23:53

Interessant ist der Hinweis des Gerichtes, der zur Rücknahme der Beschwerde führte:
Nach Ansicht der Richter war Kohls Beschwerde zu allgemein gefasst. So habe er das ganze Buch verbieten wollen, anstatt konkrete Passagen zu benennen. Eine Verletzung seines Persönlichkeitsrechtes sei nicht festzustellen.
Freundliche Grüsse
Stephan
Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag

Zurück zu „Die Bundesrepublik Deutschland“