Wandlung der deutsch- amerikanischen Beziehung nach 1945

Die junge Republik: Bonn, Adenauer, RAF, Schmidt, Kohl

Moderator: Barbarossa

Noswell
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Hallo Forengemeinde,

inwiefern hat sich das deutsch- amerikanische Verhältnis während des Krieges und in der Nachkriegszeit verändert?
Festzuhalten ist ja, dass beide Kriegsgegner waren, die USA letztendlich gesiegt hat und später Besatzungsmacht wurde. Wie im anderen Thema schon festgestellt, empfand man unter der älteren Bevölkerung wenig Sympathie für die Staaten, jedoch beeinflusste der amerikanische Lebensstil, die Musik und viele weitere Dinge besonders die Jugend und es enstand so eine enge Beziehung zur Besatzungsmacht. Auch für Adenauer selbst war aufgrund seiner "Westbindungspolitik" eine enge Beziehung zur USA wichtig und auch die Staaten auf der anderen Seite versuchten u.a. durch die "Rosinenbomber" während der Berlinblockade und ihren Marshall-Plan die BRD für den Kommunismus weniger anfällig zu machen, weswegen die BRD für sie als eine Art Symbol war ihre Führungsstärke als westliche Supermacht unter Beweis zu stellen.

Gruß
Paul
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Die Bewertung der amerikanischen Bürger ist sicherlich im ganzen positiv. Die Bewertung der amerikanischen Politik ist sicherlich Zwiespältig. Wir können es uns nicht leisten Amerika zu stark zu kritisieren, damit haben wir extrem schlechte Erfahrungen gemacht.
Besonders negativ bewerte ich die amerikanische Politik im Zusammenhang mit dem 1. Weltkrieg, Kriegseintritt statt Friedensvermittlung und eine Nachkriegsordnung gegen das selbst propagierte Selbstbestimmungsrecht, welche die Grundlagen des 2. Weltkriegs legte. Diese Politik gegen das Selbstbestimmungsrecht wird auch heute noch weiter geführt und schafft in vielen Regionen der Welt Spannungen. Die Spannungen mit Russland/Neuer kalter Krieg sind überflüssig wie ein Kropf.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
RedScorpion

Paul hat geschrieben:Die Bewertung der amerikanischen Bürger ist sicherlich im ganzen positiv. Die Bewertung der amerikanischen Politik ist sicherlich Zwiespältig. Wir können es uns nicht leisten Amerika zu stark zu kritisieren, damit haben wir extrem schlechte Erfahrungen gemacht.
...
Wie das?

Paul hat geschrieben: ...
Besonders negativ bewerte ich die amerikanische Politik im Zusammenhang mit dem 1. Weltkrieg, Kriegseintritt statt Friedensvermittlung ...
...
Wieso? Das war doch gut, dass das Kaiserreich, dieses nichtsnutzige Miststück, beseitigt wurde, ohne dabei das Schicksal der Doppelmonarchie, Russlands oder der Türkei nehmen zu müssen.

Paul hat geschrieben: ...
... eine Nachkriegsordnung gegen das selbst propagierte Selbstbestimmungsrecht, welche die Grundlagen des 2. Weltkriegs legte.
...
Ja wohl nur aus Nazisicht.

Paul hat geschrieben: ...
Die Spannungen mit Russland/Neuer kalter Krieg sind überflüssig wie ein Kropf.
Ueberhaupt nicht, denn es zeigt den wahren Geist mancher politischer Systeme, denen man mitunter auch militärisch bereit sein muss zu begegnen.



LG
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dieter
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Paul hat geschrieben: Diese Politik gegen das Selbstbestimmungsrecht wird auch heute noch weiter geführt und schafft in vielen Regionen der Welt Spannungen. Die Spannungen mit Russland/Neuer kalter Krieg sind überflüssig wie ein Kropf.
Lieber Paul,
da mur ich RS Recht geben. 1994 im Budapester Vertrag haben sich die USA, GB und Russland verpflichtet die Grenzen der Ukraine zu respektieren, weil die Ukraine ihre Atomwaffen abgegeben hatte. Ich bin gegen jede Vertragsverletzung, Verträge müssen eingehalten werden. Russland ist bestrebt eine neue SU oder das Zarenreich wieder aufzurichten. :evil: :twisted:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Paul
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Das Zarenreich/Russland verlor nur einen kleinen Teil seines Kolonialreichs, auch die Türkei verlor nur ihr arabisches Kolonialreich. Die Türkei behielt immer noch Teile Griechenlands, Armeniens und Kurdistans. Das führte zu Massenmord und Vertreibung. Die weitere Herrschaft der Türkei über einen großen Teils Kurdistans bringt bis heute Probleme.
Das Deutsche Reich hatte nur in Posen, Malmedy, im östlichen Oberschlesien und Nordschleswig Gebiete mit fremden Mehrheiten. Das Deutsche Reich und Deutschösterreich mußten die Besetzung weiter deutscher Gebiete ertragen. Auch Ungarn verlor große ungarische Gebiete. Selbstbestimmungsrecht für fremde Völker und die Besetzung eignen Landes sind doch ganz unterschiedliche Vorgänge. Erst beim Zusammenbruch der Sowjetunion wurden russische Gebiete durch die neuen Staaten anektiert.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
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Marek1964
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Ich möchte in Erinnerung rufen, dass es sich hier um die Deutsch-amerikanischen Beziehungen nach 1945 geht.

Noswell hat ja schon teilweise im Thread "Vergangenheitsbewältigung" Auskunft bekommen und möchte nun wohl dieses Thema vertieft haben.

Ich habe schon dort geschrieben, dass die Amerikaner als Gegengewicht gegen die Sowjetunion willkommen waren, das war eigentlich schon während des Krieges, wo alle hofften, von den Westmächten besetzt zu werden als von den Sowjets.

Die Amerikaner waren die Schutzmacht der sozialen Marktwirtschaft, namentlich die Währungsreform, die Jungen wiederum mochten den amerikanischen Lebensstil. Nach 1968 und mit dem Vietnamkrieg verschlechterte sich das Image zumindest bei einem Teil der Bervölkerung.

Sicher kann man mehr schreiben. Ein Thema dürfte auch die Aufnahme der BRD in die Nato gewesen sein, ebenso in die Montanunion und in die EG, dem Vorläufer der EU. Auch die Wiederbewaffnung war wohl ein Thema, das ohne Zustimmung der Amerikaner nicht denkbar war, ebenso die Ablehnung der Stalinnote.

Schlage vor, diese Themen zu vertiefen.
Noswell
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Danke fürs Einlenken, Marek.

Die Frage die mich zu dem Thema besonders interessiert ist, ob die Staaten wirklich 'Interesse' an Deutschland hatten und darin einen ernsthaften Verbündeten sahen oder, wie oben schon beschrieben, die USA einfach nur ihre Führungsstärke unter Beweis stellen wollte im Rahmen des Kalten Krieges und mit dem "Post-Nazi-Deutschland" selbst noch wenig anzufangen wusste. Denn wie auch im anderen Thread festgestellt, hat die Wirkung der Entnazifizierung bereits in den 50ern nachgelassen.
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Barbarossa
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Das Interesse der USA waren ganz praktischer Natur. Sie brauchten Verbündete im Kalten Krieg gegen die SU. Und Deutschland hatte ein großes wirtschaftliches Potential.
Die Diskussion ist eröffnet!

Jedes Forum lebt erst, wenn Viele mitdiskutieren.
Schreib auch du deine Meinung! Nur kurz registrieren und los gehts! ;-)
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Marek1964
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Also, ich denke, man hatte da schon einen gewissen "Missionarismus", den Deutschen Demokratie beizubringen, hatten sie schon. Am Anfang gab es noch das "do not fraternize" Gebot, also Distanz zu wahren. Das nahm dann je länger je mehr ab. Nicht zuletzt Liebesbeziehungen taten hier ihren Beitrag. Wie gesagt, dann kam der Missionarismus, der manchen Deutschen auf den Keks ging, in dieser Zeit fiel auch der Persilschein. Care Pakete und Marshallplan waren da aber ein Gegengewicht.

Später sahen sie in den Westdeutschen den wichtigen Pfeiler für die Verteidigung gegen die Kommunistische Bedrohung und natürlich auch einen Wirtschaftspartner. Der VW Käfer und Bus verkaufte sich auch in den USA ganz gut, um ein Beispiel zu nennen, umgekehrt war auch die Bundesrepublik ein wichtiger Absatzmarkt.

Die Priorität der Entnazifizierung - nun, das musst Du Dich selbst schlau machen. Sie nahm in dem Masse ab, in dem der kalte Krieg an Bedeutung zunahm. Ein weiterer Faktor mochte aber wohl auch sein, dass das ganze Entnazifizierungskonzept das Problem hatte, wo denn die Grenze der Kollektiv- und Einzelverantwortung zu ziehen ist.
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dieter
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Paul hat geschrieben:Das Zarenreich/Russland verlor nur einen kleinen Teil seines Kolonialreichs, auch die Türkei verlor nur ihr arabisches Kolonialreich. Die Türkei behielt immer noch Teile Griechenlands, Armeniens und Kurdistans. Das führte zu Massenmord und Vertreibung. Die weitere Herrschaft der Türkei über einen großen Teils Kurdistans bringt bis heute Probleme.
Das Deutsche Reich hatte nur in Posen, Malmedy, im östlichen Oberschlesien und Nordschleswig Gebiete mit fremden Mehrheiten. Das Deutsche Reich und Deutschösterreich mußten die Besetzung weiter deutscher Gebiete ertragen. Auch Ungarn verlor große ungarische Gebiete. Selbstbestimmungsrecht für fremde Völker und die Besetzung eignen Landes sind doch ganz unterschiedliche Vorgänge. Erst beim Zusammenbruch der Sowjetunion wurden russische Gebiete durch die neuen Staaten anektiert.
Lieber Paul,
es wurden keine russischen Gebiete anektiert, die Grenzen der Gebiete der SU waren so wie sie sind. :wink: Wenn alle russischen Gebiete zurückgeholt werden sollen, dann können die baltischen Staaten und Moldawien nicht existieren. Für Deutschland hieß dies, dass Österreich, Teile der Schweiz und Südtirol zu Deutschland kämen. das wäre alles unrealistisch. :roll:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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dieter
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Marek1964 hat geschrieben:Ich möchte in Erinnerung rufen, dass es sich hier um die Deutsch-amerikanischen Beziehungen nach 1945 geht.

Noswell hat ja schon teilweise im Thread "Vergangenheitsbewältigung" Auskunft bekommen und möchte nun wohl dieses Thema vertieft haben.

Ich habe schon dort geschrieben, dass die Amerikaner als Gegengewicht gegen die Sowjetunion willkommen waren, das war eigentlich schon während des Krieges, wo alle hofften, von den Westmächten besetzt zu werden als von den Sowjets.

Die Amerikaner waren die Schutzmacht der sozialen Marktwirtschaft, namentlich die Währungsreform, die Jungen wiederum mochten den amerikanischen Lebensstil. Nach 1968 und mit dem Vietnamkrieg verschlechterte sich das Image zumindest bei einem Teil der Bervölkerung.

Sicher kann man mehr schreiben. Ein Thema dürfte auch die Aufnahme der BRD in die Nato gewesen sein, ebenso in die Montanunion und in die EG, dem Vorläufer der EU. Auch die Wiederbewaffnung war wohl ein Thema, das ohne Zustimmung der Amerikaner nicht denkbar war, ebenso die Ablehnung der Stalinnote.

Schlage vor, diese Themen zu vertiefen.
Lieber Marek,
die Geschichte der Bundesrepublik ist ein weites Feld. Die USA konnte der SU nicht Deutschland überlassen, denn wer Deutschland hatte, hat auch Europa. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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dieter
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Noswell hat geschrieben:Danke fürs Einlenken, Marek.

Die Frage die mich zu dem Thema besonders interessiert ist, ob die Staaten wirklich 'Interesse' an Deutschland hatten und darin einen ernsthaften Verbündeten sahen oder, wie oben schon beschrieben, die USA einfach nur ihre Führungsstärke unter Beweis stellen wollte im Rahmen des Kalten Krieges und mit dem "Post-Nazi-Deutschland" selbst noch wenig anzufangen wusste. Denn wie auch im anderen Thread festgestellt, hat die Wirkung der Entnazifizierung bereits in den 50ern nachgelassen.
Lieber Noswell,
wer Deutschland hatte, der hat auch ganz Europa, deshalb konnte die USA D nicht den Sowjets überlassen. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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