Diskussion über die Ostprovinzen nach dem 2. Wk

Die junge Republik: Bonn, Adenauer, RAF, Schmidt, Kohl

Moderator: Barbarossa

Benutzeravatar
Triton
Mitglied
Beiträge: 1909
Registriert: 09.10.2012, 10:30

Heute lebt dort nur noch die deutsche Minderheit, die sich mit den aktuellen Realitäten abgefunden hat.
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
Benutzeravatar
dieter
Mitglied
Beiträge: 10152
Registriert: 29.04.2012, 09:48
Wohnort: Frankfurt/M.

Lieber Joerg,
das mag ja alles sein. Aber meinst Du nicht, dass das Gebiet um Königsberg herum den Russen und der EU noch Schwierigkeiten bereiten wird :?:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Benutzeravatar
Triton
Mitglied
Beiträge: 1909
Registriert: 09.10.2012, 10:30

Nein. Welche Alternative gibt es denn für Kaliningrad? Eine deutsche Enklave 500 km von Rostock entfernt? Höchstens Polen, aber in Kaliningrad leben sicher kaum polnisch verwurzelte Einwohner, weil die Stadt ja nicht polnisch sondern deutsch war.

Traurig ist es schon, was aus der Gegend geworden ist.
Die kurische Nehrung, Tilsit(er Käse), Goldap, Trakehnen (wo die Pferde herkommen) - das sind ja Welt-Marken, die heute fast vergessen sind.
Wäre die Gegend noch deutsch, würde ich da sicher bevorzugt in den Urlaub wollen.
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
RedScorpion

Triton hat geschrieben: ...
Traurig ist es schon, was aus der Gegend geworden ist.
...
Traurig mit Sicherheit, was während des NS und des Stalinismus abging.

Aber: Ein Gros der Bev. überlebte, und wenn in den golden Westen rübergemacht, meist nicht schlecht. Was ein grosser Unterschied ist zu denjenigen, die zuvor durch "Evakuierung" durch den NS ins Jenseits befördert wurden bzw. später das Pech hatten, eben hinter dem Eisernen Vorhang leben zu müssen.

Triton hat geschrieben: ...
Die kurische Nehrung, Tilsit(er Käse), Goldap, Trakehnen (wo die Pferde herkommen) - das sind ja Welt-Marken, die heute fast vergessen sind.
...
Ja, gegründet u.a. durch Schweizer Auswanderer und Salzburger Protestanten.

Triton hat geschrieben:Nein. Welche Alternative gibt es denn für Kaliningrad? Eine deutsche Enklave 500 km von Rostock entfernt?
...
Nicht alles ist negativ.

Die Kaliningradskaja Oblast ist im Vergleich Boomregion und in den letzten Jahren wirtschaftlich und kulturell erfolgreich, auch durch ein Wiederentdecken der deutschen Tradition dort (was sich u.a. in der Debatte um den Namen der Stadt ausdrückt).
Dass die Bundesrepublik da den Zug wieder 'mal derbe verpasst, steht auf einem anderen Blatt.
Aber das könnte man ändern, wenn man wollte. Ist aber in Stillstanddeutschland schwierig.


LG
Benutzeravatar
Triton
Mitglied
Beiträge: 1909
Registriert: 09.10.2012, 10:30

Ich weiß nicht, die baltischen Staaten sind auch besser aus den postkommunistischen Startlöchern gekommen als der überwiegende Rest der ehemaligen UDSSR. Das sind eben traditionell modernere Gegenden, durch die Ostsee schon immer dem Westen und Skandinavien zugewandt. Westniveau ist was anderes, sogar Litauen-Niveau ist was anderes.

"So besteht ein großes Wohlstandsgefälle zu den EU-Nachbarn Polen und Litauen, zu denen restriktive Zoll- und Grenzbeschränkungen bestehen."

Die aktuellen Bilder aus der Oblast sind auch nicht gerade "sexy":
http://de.wikipedia.org/wiki/Sowetsk_(Kaliningrad)

Hier die Bilder passen nun wirklich nicht zu einem Urlaubsort an der Ostsee:
http://de.wikipedia.org/wiki/Swetly_(Kaliningrad)

Da gibts wenig zu beschönigen, auch wenn es besser geworden ist.
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
Benutzeravatar
dieter
Mitglied
Beiträge: 10152
Registriert: 29.04.2012, 09:48
Wohnort: Frankfurt/M.

Triton hat geschrieben:Nein. Welche Alternative gibt es denn für Kaliningrad? Eine deutsche Enklave 500 km von Rostock entfernt? Höchstens Polen, aber in Kaliningrad leben sicher kaum polnisch verwurzelte Einwohner, weil die Stadt ja nicht polnisch sondern deutsch war.

Traurig ist es schon, was aus der Gegend geworden ist.
Die kurische Nehrung, Tilsit(er Käse), Goldap, Trakehnen (wo die Pferde herkommen) - das sind ja Welt-Marken, die heute fast vergessen sind.
Wäre die Gegend noch deutsch, würde ich da sicher bevorzugt in den Urlaub wollen.
Lieber Joerg,
eine gemeinsame russ. und europ. Verwaltung mit einem Deutschen als Verwalter. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
RedScorpion

Triton hat geschrieben:Ich weiß nicht, die baltischen Staaten sind auch besser aus den postkommunistischen Startlöchern gekommen als der überwiegende Rest der ehemaligen UDSSR. Das sind eben traditionell modernere Gegenden, durch die Ostsee schon immer dem Westen und Skandinavien zugewandt. Westniveau ist was anderes, sogar Litauen-Niveau ist was anderes.
...
Das russische BIP pro Kopf ist mit den baltischen Staaten gleichauf, jenes der Kaliningradskaja Oblast liegt m.W. sogar darüber.


LG
Benutzeravatar
Triton
Mitglied
Beiträge: 1909
Registriert: 09.10.2012, 10:30

Dann steht da aber ein gewaltiger Schmarrn drin.
https://de.wikipedia.org/wiki/Oblast_Kaliningrad

Ein vierter, baltischer Staat - das wäre sicher eine Ideallösung. Die Zeiten als sowas wie Danzig zu einem Pulverfass wird, sind ja zum Glück vorbei.
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
RedScorpion

Triton hat geschrieben:Dann steht da aber ein gewaltiger Schmarrn drin.
https://de.wikipedia.org/wiki/Oblast_Kaliningrad
...
Is' mir auch aufgefallen.

Wundert mich aber nicht sonderlich.

Hier brauchbarere Seiten:
http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_Ru ... per_capita
http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_Ru ... cts_by_GRP

Demnach wäre das BNP der Oblast K. (allerdings KKB/PPP) etwas niedriger als in den baltischen Staaten und auch etwas niedriger als der russische Durchschnitt (welcher seinerseit aber höher ist als jener der Balten).

Interessant auch Moskaus Position, z.B. Höher als D, z.B.


LG
Benutzeravatar
Titus Feuerfuchs
Mitglied
Beiträge: 1632
Registriert: 07.05.2012, 21:42

Triton hat geschrieben:Nein. Welche Alternative gibt es denn für Kaliningrad? Eine deutsche Enklave 500 km von Rostock entfernt?

Das wäre weniger das Problem. Alaska ist z.B. mehr als 500km von Seattle entfernt und es gibt keine nennenswerten Probleme.

Das Hauptproblem ist, bzw. war, dass die Kosten hoch (im Vergleich zu Kaliningrad war die DDR ein Schlaraffenland) und der vordergründige Nutzen gering gewesen wäre. Zudem hätte es zu politischen Verwerfungen geführt, wenn Kohl damals Russlands Angebot angenommen hätte.
Und was die Kaliningrader Bev. dazu gesagt hätte, steht ebenso in den Sternen.

Imho wäre es trotzdem seine Pflicht gwesesen, das nach der Wiedervereinigung zumindest zur Diskussion zu stellen, statt es unter den Tisch zu kehren.



Am vernünftigsten wäre es, die Oblast würde sich vom Mutterland abspalten und einen vierten unabhängigen balitischen Staat gründen.
Triton hat geschrieben: Höchstens Polen, aber in Kaliningrad leben sicher kaum polnisch verwurzelte Einwohner, weil die Stadt ja nicht polnisch sondern deutsch war.[...]
Ja, und auch die (Russland-) Deutschen stellen mit rund 7000 Menschen weniger als 1% der Bevölkerung.

Triton hat geschrieben: Traurig ist es schon, was aus der Gegend geworden ist.
Die kurische Nehrung, Tilsit(er Käse), Goldap, Trakehnen (wo die Pferde herkommen) - das sind ja Welt-Marken, die heute fast vergessen sind.
Wäre die Gegend noch deutsch, würde ich da sicher bevorzugt in den Urlaub wollen.
Du sagst es.

Schöne Gegenden gibt's abseits der Plattenbauten freilich trotzdem.
MfG,
Titus Feuerfuchs
Paul
Mitglied
Beiträge: 2739
Registriert: 29.04.2012, 18:44
Wohnort: Mittelhessen an der Loganaha

Titus Feuerfuchs hat geschrieben:
dieter hat geschrieben: [...]
In Oberschlesien gibt es noch eine deutsche Minderheit, die ist aber nicht so groß, dass es dadurch Konflikte geben dürfte.[...]
Der deutschen Minderheit in Oberschlesien gehören ca. 115 000 Menschen an.

In der Wojwodschaft Oppeln macht sie knapp 8% aus.

Außer Vandalimus an zweisprachigen Ortsschildern gibt es kaum Konfliktkte.

http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_M ... t_in_Polen
In Polen leben eigentlich sehr viel mehr Deutsche, aber die meisten organisieren sich nicht, weil es für sie keinen Sinn mehr macht. Ich habe auf meinen Reisen in Polen sehr viele Deutsche getroffen, die mit Polen/innen verheiratet waren und dementsprechend natürlich assimilierte Kinder hatten und über diesen Punkt teilweise nicht mal mit dem Ehepartner offen redeten. In Schlesien gibt es natürlich massenhaft Zweisprachige, die sich wahrscheinlich auch nicht alle National verhalten. Mein Cousin ist polnisch aufgewachsen(polnische Mutter und polnischer Stiefvater). Zwei seiner Töchter haben in Tarnowitz/Ostoberschlesien zweisprachige Schlesier geheiratet, die mit den Verwandten wirklich viel deutsch sprechen. So klein ist die "deutsche Minderheit" in Schlesien, Westpreußen/Danzig, Ostpreußen und Lodz nicht.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
Benutzeravatar
dieter
Mitglied
Beiträge: 10152
Registriert: 29.04.2012, 09:48
Wohnort: Frankfurt/M.

Lieber Paul,
sehr schön was Du über Schlesien schreibst, meiner unmaßgeblichen Meinung nach müßte erst mal das Gebiet um Königsberg geklärt werden, was ja keinen direkten Zugang zum übrigen Russland hat. Schlage nochmal vor, gemeinsame russ. europ. Verwaltung mit einem Deutschen als Verwalter, wird Mitglied der EU und später der Eurozone.
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Benutzeravatar
Barbarossa
Mitglied
Beiträge: 15507
Registriert: 09.07.2008, 16:46
Wohnort: Mark Brandenburg

dieter hat geschrieben:Lieber Paul,
sehr schön was Du über Schlesien schreibst, meiner unmaßgeblichen Meinung nach müßte erst mal das Gebiet um Königsberg geklärt werden, was ja keinen direkten Zugang zum übrigen Russland hat. Schlage nochmal vor, gemeinsame russ. europ. Verwaltung mit einem Deutschen als Verwalter, wird Mitglied der EU und später der Eurozone.
Also ein Zugang über die Ostsee nach St. Petersburg ist auf alle Fälle gegeben. Wo liegt da das Problem?
Außerdem leben in dem Gebiet nunmal überwiegend Russen. Was liegt also näher, als es bei Russland zu belassen?
Und worin würde der Vorteil eines "Kleinneurussland" als unabhängigen Staat liegen?
Die Diskussion ist eröffnet!

Jedes Forum lebt erst, wenn Viele mitdiskutieren.
Schreib auch du deine Meinung! Nur kurz registrieren und los gehts! ;-)
Benutzeravatar
Titus Feuerfuchs
Mitglied
Beiträge: 1632
Registriert: 07.05.2012, 21:42

Immerhin sahen das die Russen vor ca. 20 Jahren noch anders, sonst hätten sie das Gebiet nicht Deutschland zum Kauf angeboten.

Wenn Nordostßreußen ein eigener vierter baltischer Staat werden würde, hätte er mehr und bessere politische und wirtschaftliche Möglichkeiten.

Aufgrund seiner geringen Größe und seiner geographischen Lage hätte er im Gegensatz zu Russland die Möglichkeit zur EU beizutreten

Mit der Verbindung nach St.Petersburg hast du zwar recht, aber diese dürfte nur für den Güter- und nicht für den Personenverkehr relevant sein.
MfG,
Titus Feuerfuchs
Benutzeravatar
Titus Feuerfuchs
Mitglied
Beiträge: 1632
Registriert: 07.05.2012, 21:42

Paul hat geschrieben:
Titus Feuerfuchs hat geschrieben:
dieter hat geschrieben: [...]
In Oberschlesien gibt es noch eine deutsche Minderheit, die ist aber nicht so groß, dass es dadurch Konflikte geben dürfte.[...]
Der deutschen Minderheit in Oberschlesien gehören ca. 115 000 Menschen an.

In der Wojwodschaft Oppeln macht sie knapp 8% aus.

Außer Vandalimus an zweisprachigen Ortsschildern gibt es kaum Konfliktkte.

http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_M ... t_in_Polen
In Polen leben eigentlich sehr viel mehr Deutsche, aber die meisten organisieren sich nicht, weil es für sie keinen Sinn mehr macht. Ich habe auf meinen Reisen in Polen sehr viele Deutsche getroffen, die mit Polen/innen verheiratet waren und dementsprechend natürlich assimilierte Kinder hatten und über diesen Punkt teilweise nicht mal mit dem Ehepartner offen redeten. [...]
Imho ein merkwürdiges Eheverständnis, wenn ich mit meinem Partner über so wichtige Dinge, wie die eigene Identität und die Erziehung der Kinder nicht rede. :?

Ansonsten sind das interessante Einblicke.
MfG,
Titus Feuerfuchs
Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag

Zurück zu „Die Bundesrepublik Deutschland“