Ostblock: Entstehung, Entwicklung und Niedergang

Zwei Supermächte stehen sich gegenüber: Vereinigte Staaten gegen die UdSSR

Moderator: Barbarossa

Aneri

Ruaidhri hat geschrieben:..., ist so nicht meine Art der Geschichtsforschung und Geschichtsbetrachtung, mich an einem Punkt, einer Perspektive festzuklammern.
Eine Perspektive hast du immer, willst du oder nicht. Ich finde auch nicht, dass ich festklammere. Ich denke schon, dass ich flexibel bin.Wie gesagt, es sprich mich hier, glaube ich, polnische Stolz, wenn man seine Hilfe höflich abgelehnt wird...
Dietrich
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Aneri hat geschrieben: wenn es in gleichem Stil passiert, ist die Mühe nicht wert...
Man kann es drehen und wenden wie man will: Jedem Ostblockregime fehlte die demokratische Legitimation. Nur gestützt auf die sowjetische Militärmacht konnten sie sich überhaupt halten. Als die Sowjets ihren militärischen Schutz 1989 versagten, fielen alle kommunistischen Regierungen wie Kartenhäuser zusammen.
Ruaidhri
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Und ja, wenn ich die Ebene der Individuen für Analogie nehmen würde, bin ich immer vorsichtig über etwas zu beurteilen, was mir nur von Einem berichtet wurde, und zwar von dem, der in Geschehen selbst involviert wurde (und das ist mit Polen, die ihre Geschichte selbst beschreibt, zwangsläufig der Fall ist). Es ist am besten zu beurteilen, wenn man ALLE Seiten anhört und noch dritte - unabhängige befragt.
Im Allgemeinen lernt man deutschen Hochschulen im Geschichts-Studium sehr gründlich, alle! Quellen einzubeziehen, von allen Seiten. Sonst gehörte Hobsbawm eher nicht zur Pflichtlektüre bei bestimmten Themen.
Nicht sehr logisch, dem Marxisten Hobsbawn die Richtigkeit seiner Analysen zuzuschreiben, anderen Historikern, die durchaus wissen, wie man auch als "Betroffener" zu arbeiten hat, jedoch die Fähigkeit abspricht, ohne sie zu kennen.
Alle Seiten lesen schreibst Du- genau dazu hatte ich die Leseempfehlung gegeben.
Wahrscheinlich sind dann dann auch deutschen Autoren, die sich intensiv wissenschaftlich mit einzelnen Staaten beschäftigt haben, nicht lesenswert?
ch habe den Eindruck, du es fast persönlich annimmst...
Ganz sicher nicht, sondern von der wissenschaftlichen Seite. Die verträgt nunmal keine Einseitigkeit.
Später habe ich die Weltgeschichte des 19 Jhd. von Osterhammel, und siehst du, er hat auch anders über Napoleon geschrieben.
Andere auch. Die Bandbreite, auch ausländischer Arbeiten, zum Thema ist ziemlich groß. Bewegung in der Geshichtswissenschaft ist gut und belebend. Weltgeschichte- nichts dagegen, doch dazu gehört immer noch die Handwerks/ Quellen- Arbeit auf den unteren Ebenen.
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Barbarossa
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Aneri hat geschrieben:
Dietrich hat geschrieben:Er war vor allem auch ein marxistisch orientierter Historiker und hat demzufolge eine ideologisch nicht immer neutrale Sichtweise. http://de.wikipedia.org/wiki/Eric_Hobsbawm
Gerade deswegen seine fachliche Hintergrund ist bemerkenswert und wenig anzuzweifeln, weil er sich durchsetzen müsste - als anerkannte Marxist - in einer Gesellschaft, wo den Marxisten nicht gerade freundlich gegenüber stand.
Aber wenn er Marxist war, dann kann er keine neutrale Haltung zum real-existierenden Sozialismus gehabt haben. Vielmehr muss man ihm - wie alle anderen Anhängern bzw. Vertretern dieser Ideologie - unterstellen, dass er indoktrinierend auf die Gesellschaft einzuwirken versuchte. Denn das ist schließlich ein nicht zu unterschätzender Aspekt des Marxismus. Hier nur eine kleine "Kostprobe":
In Deutschland kämpft die Kommunistische Partei, sobald die Bourgeoisie revolutionär auftritt, gemeinsam mit der Bourgeoisie gegen die absolute Monarchie, das feudale Grundeigentum und die Kleinbürgerei. Sie unterläßt aber keinen Augenblick, bei den Arbeitern ein möglichst|493| klares Bewußtsein über den feindlichen Gegensatz zwischen {73}Bourgeoisie und Proletariat herauszuarbeiten, damit die deutschen Arbeiter sogleich die gesellschaftlichen und politischen Bedingungen, welche die Bourgeoisie mit ihrer Herrschaft herbeiführen muß, als ebenso viele Waffen gegen die Bourgeoisie kehren können, damit, nach dem Sturz der reaktionären Klassen in Deutschland, sofort der Kampf gegen die Bourgeoisie selbst beginnt.
...
Mit einem Wort, die Kommunisten unterstützen überall jede revolutionäre Bewegung gegen die bestehenden gesellschaftlichen und politischen Zustände.
...
Die Kommunisten arbeiten endlich überall an der Verbindung und Verständigung der demokratischen Parteien aller Länder. Die Kommunisten verschmähen es, ihre Ansichten und Absichten zu verheimlichen. Sie erklären es offen, daß ihre Zwecke nur erreicht werden können durch den gewaltsamen Umsturz aller bisherigen Gesellschaftsordnung. Mögen die herrschenden Klassen vor einer kommunistischen Revolution zittern. Die Proletarier haben nichts in ihr zu verlieren als ihre Ketten. Sie haben eine Welt zu gewinnen.

Proletarier aller Länder, vereinigt euch!
Quelle: http://www.mlwerke.de/me/me04/me04_459.htm#ZT73

So hat man sich diese Ideologie und die dahinterstehende Bewegung vorzustellen. Man kann gar nicht vehement genug davor warnen.
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dieter
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Lieber Barbarossa,
das Manifest der Kommunnistischen Partei von Marx und Engels gehört ins 19.Jahrhundert und hat mit der Heutigen Politik nichts zu tun. Marx und Engels würden sich schön bedanken, wenn sie sehen könnten, was in ihren Namen alles Verderbliche gemacht wurde. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Ruaidhri
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Das Problem, das hier aufgetaucht ist, betrifft nicht die Politik von heute, sondern die Frage, wem man größtmögliche Neutralität und Objektivität in der Geschichtsforschung zutraut.Oder wieviel man aus gegensätzlichen Positionen gelesen und sich sebst erarbeiten muss, um zu (s)einer eigenen, möglichst objektiven Beurteilung zu kommen.
Zumindest sollte das Grundlage für die Auseinandersetzung mit Geschichte sein, für die Geschichtswissenschaft ist es Pflicht.
Geschichte ist nicht statisch, sondern dynamisch, oft genug tun sich neue Quellen, neue Fragen, neue Perspektiven auf, die manches sicher Gedachtes in neuem Licht erscheinen lassen.
Kritisch alle Quellen zu nutzen und alle zu hinterfragen, ist die Aufgabe.
Genauso, wie "über dem Großen und Ganzen" und Theoriebindung kleinräumig spezifische Entwicklungen zu beschreiben.
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Barbarossa
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dieter hat geschrieben:Lieber Barbarossa,
das Manifest der Kommunnistischen Partei von Marx und Engels gehört ins 19.Jahrhundert und hat mit der Heutigen Politik nichts zu tun. Marx und Engels würden sich schön bedanken, wenn sie sehen könnten, was in ihren Namen alles Verderbliche gemacht wurde. :wink:
Und da bin ich eben nicht so überzeugt davon. Mein "Lieblingssatz" der Erschaffer dieser Ideologie (nicht mehr und nicht weniger waren Marx und Engels ja) bleibt nach wie vor:
aus: Friedrich Engels: Von der Autorität
Geschrieben zwischen Oktober 1872 und März 1873.

"... Eine Revolution ist gewiß das autoritärste Ding, das es gibt; sie ist der Akt, durch den ein Teil der Bevölkerung dem anderen Teil seinen Willen vermittels Gewehren, Bajonetten und Kanonen, also mit denkbar autoritärsten Mitteln aufzwingt; und die siegreiche Partei muß, wenn sie nicht umsonst gekämpft haben will, dieser Herrschaft Dauer verleihen durch den Schrecken, den ihre Waffen den Reaktionären einflößen. Hätte die Pariser Kommune nur einen einzigen Tag Bestand gehabt, wenn sie sich gegenüber den Bourgeois nicht dieser Autorität des bewaffneten Volks bedient hätte? Kann man sie nicht, im Gegenteil, dafür tadeln, daß sie sich ihrer nicht umfassend genug bedient hat?
Quelle: http://www.mlwerke.de/me/me18/me18_305.htm

Diese Ideologie propagiert die Machteroberung und auch den Machterhalt einer bestimmten Gesellschaftsschicht unter Anwendung größtmöglicher Gewalt. Nichts anderes hat man im real-existierenden Sozialismus getan.
Mein Fazit: Man hat die Ideen von Marx und Engels schon sehr buchstabengetreu umgesetzt. So sehe ich das.
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Dietrich
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dieter hat geschrieben: das Manifest der Kommunnistischen Partei von Marx und Engels gehört ins 19.Jahrhundert und hat mit der Heutigen Politik nichts zu tun. Marx und Engels würden sich schön bedanken, wenn sie sehen könnten, was in ihren Namen alles Verderbliche gemacht wurde. :wink:
Marx und Engels haben sicher keine Unterdrückung und Entmündigung der Bürger beabsichtigt und sicher wollten sie auch keine Gewaltherrschaft kommunistischer Diktaturen errichten. Es entstand eine pervertierte Form des Sozialimus und anstatt einer "Diktatur des Proletariats" eine Diktatur bürokratischer Eliten. Insofern klaffen die Theorie des Marxismus und der "real existierende Sozialismus" weit auseinander.

Schließlich muss man sich vor Augen halten, welches Arbeiterelend z.B. Friedrich Engels in den englischen Fabriken vorfand und wie furchtbar er die Kinderarbeit in den tiefen Kohlegruben erlebte. Solche Zustände radikal zu verändern, erscheint uns aus heutiger Sicht durchaus folgerichtig.

Heutige Zustände mit 40-Stundenwoche, Urlaub bei vollem Lohnausgleich, Kranken- und Unfallversicherung sowie staatlich garantierter Rente hätten Marx und Engels sicher nicht zum Kommunistischen Manifest bewogen.
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Barbarossa
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Dietrich hat geschrieben:Marx und Engels haben sicher keine Unterdrückung und Entmündigung der Bürger beabsichtigt und sicher wollten sie auch keine Gewaltherrschaft kommunistischer Diktaturen errichten. Es entstand eine pervertierte Form des Sozialimus und anstatt einer "Diktatur des Proletariats" eine Diktatur bürokratischer Eliten. Insofern klaffen die Theorie des Marxismus und der "real existierende Sozialismus" weit auseinander.
Auf jeden Fall schwebte ihnen eine Machtausübung der Kommunistischen Partei, als die einzige Vertretung der sog. "Arbeiterklasse" im Staate vor. Diese Parteiherrschaft durfte sowohl nicht mehr abwählbar als auch durch eine "Konterrevolution" nicht mehr zu stürzen sein. Durch Indoktrination der Arbeiterschaft als der stärksten "Klasse" sollte eine demokratische Legitimation erreicht werden. Und natürlich sollten bestimmte der AK feindlich gegenüberstehende Klassen politisch entmachtet und wirtschaftlich enteignet werden (und damit sehr wohl politisch unterdrückt und entmündigt werden). Das war mit der "Diktatur des Proletariats" gemeint.
Was im real-existierenden Sozialismus als einziges nicht funktionierte war, dass die kommunistischen Parteien nie die demokratische Legitimation erreichten, da sie nirgends auch nur eine annähernde Mehrheit der Arbeiterschaft hinter sich versammeln konnten. Dadurch mussten es zwangsläufig immer Parteidiktaturen bleiben, die lediglich vorgaben, die Interessen der Arbeiter zu vertreten.
Ich denke, die Ideen von Marx und Engels wurden schon korrekt umgesetzt - die Theorie scheiterte lediglich an den Realitäten, die sich die beiden Theoretiker wohl so nicht vorstellen konnten.
Dietrich hat geschrieben:Schließlich muss man sich vor Augen halten, welches Arbeiterelend z.B. Friedrich Engels in den englischen Fabriken vorfand und wie furchtbar er die Kinderarbeit in den tiefen Kohlegruben erlebte. Solche Zustände radikal zu verändern, erscheint uns aus heutiger Sicht durchaus folgerichtig.

Heutige Zustände mit 40-Stundenwoche, Urlaub bei vollem Lohnausgleich, Kranken- und Unfallversicherung sowie staatlich garantierter Rente hätten Marx und Engels sicher nicht zum Kommunistischen Manifest bewogen.
Das kann niemand so genau wissen, denn schließlich trafen sie damals auf Verhältnisse, die aus heutiger Sicht natürlich geradezu erbärmlich waren, jedoch zu damaliger Zeit vorher auch noch nie besser waren. Möglicherweise wurde der Teil der Bevölkerung größer, der in bitterer Armut lebte, was auf den wirtschaftlichen Umbruch und auf die dabei neu entstandenen Produktionsverhältnisse zurückzuführen ist. Aber das war es auch.
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Ruaidhri
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Es kann auch nicht die Erklärung sein, dass die vielen Opfer, die die Stalinisierung,bzw. die Herrschaft des des Sozialmus forderte, nun mal auf dem Weg zum hehren, guten Ziel bedauernswert, aber dann eben notwendig gewesen seien.
al urück zum Tehema:
Schon in Jalta und Teheran wurde deutlich, dass die Teilung in Blöcke und Einfluss -Sphären gewollt war. Und zwar beiderseits. Ebenso war klar, dass man sich nicht zu sehr in die Gestaltung der jeweiligen Staaten einmischen wollte- beiderseits.
Angesichts dessen, wie Europa nach dem Krieg aussah und angesichts der enormen wirtschaftlichen Probleme, die schon vor Kriegsende absehbar waren, ergab sich die Aufteilung als eine Lösung für beide Systeme.
Was Mehrheiten in den Satellitenstaaten vielleicht nicht gewollt oder gewollt hätten, interessierte die West-Alliierten so wenig wie die Sowjets.
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Ruaidhri hat geschrieben:Schon in Jalta und Teheran wurde deutlich, dass die Teilung in Blöcke und Einfluss -Sphären gewollt war.
"Gewollt" ist - glaube ich - nicht der richtige Wort. Wenn man über friedliche Nachkriegszeit nachdenkt und wenn alliierten aus 2 ideologisch gegnerischen Parteien bestehen, dann einzige Lösung bleibt: eine klare Linie zu ziehen und sagen hier ist mein Einflussbereich, dort - deiner...

Und ja, wenn man Strategie entwirft, fragt man nicht jeden, ob er damit einverstanden ist. Mein Mann war garnicht einverstanden, wenn seine Firma, wo 36 Jahren gearbeitet hat, sich schließen lies (und zwar nicht wegen fehlender Aufträge, wegen der Streitereien der Firmenpatriarchen und der nächsten Generation) :x
Aneri

Ruaidhri hat geschrieben:Im Allgemeinen lernt man deutschen Hochschulen im Geschichts-Studium sehr gründlich, alle! Quellen einzubeziehen, von allen Seiten.

Ich habe keine Bestrebungen, eine Geschichtswissenschaftlerin zu sein. Wie ich dir dargelegt habe (aber scheint die Barriere der Wahrnehmung nicht durchbrochen zu haben :cry: ) in Bezug auf Ostblock, müsste ich mit der Geschichten aller dazugehörigen Länder sich eng befassen. Daher ich muss mich - als nicht Historikerin (muss meine Brötchen anders verdienen)- auf die Fachliteratur verlassen und zwar die, die schon s. z. verbündete Ausgabe von der Geschichte allen darstellt. Allein aus diesem Grund ist Wahl meine Literatur selektiv. Man hat 24 Stunden in Tag, Stunde hat 60 Min und Minute hat 60 Sekunden - und nicht mehr leider.
Nicht sehr logisch, dem Marxisten Hobsbawn die Richtigkeit seiner Analysen zuzuschreiben, anderen Historikern, die durchaus wissen, wie man auch als "Betroffener" zu arbeiten hat, jedoch die Fähigkeit abspricht, ohne sie zu kennen.
Ich würde es nicht so sagen. Dass er ein Marxist war, habe ich später erfahren, empfehlt worden war er mir hier in Forum von Orianne, die m. E. ist sehr weit von Marxismus entfernt ist. Ich denke sogar, wenn ich es vorab wüsste, würde ich ihn als Lektüre ablehnen wollen. Wir schon auch gesagt, ich würde gern so eine zusammenfassende Weltgeschichte von anderen Autoren lesen wollen. Gibt es es nicht. So ist für mich einleuchtend, dass deutsche haben dies übersetzt, weil es auch Zustimmung der wissenschaftlichen Gemeinde dazu war.
Wahrscheinlich sind dann dann auch deutschen Autoren, die sich intensiv wissenschaftlich mit einzelnen Staaten beschäftigt haben, nicht lesenswert?
Na zum Einem, habe ich niemals gesagt, dass es nicht lesenswert ist. Es ist mühsam, wenn man über viele Beiträge hin versucht - eigentlich mit einem Nebenthema in Thread - sich zu rechtsfertigen dafür, was von anderem falsch verstanden wird. Es ist durchaus lesenswert, keine Frage. Gerade die polnische Sicht hätte mich interessiert, aber weniger aus der Perspektive des Ostblocks, sondern aus der Perspektive des litauischen Nachbarn. Dennoch - und ich muss mich wieder rechtfertigen, dass ein Tag hat 24 Stunden und nicht mehr - muss ich Prioritäten setzen. So wähle ich Autobahn um ein Ziel zu erreichen und nicht die kleine Umwegstraßen, wenn mir dadurch auch etwas entgeht...
Ganz sicher nicht, sondern von der wissenschaftlichen Seite. Die verträgt nunmal keine Einseitigkeit.
Ich weiß es nicht ob dir bewusst ist, wie du hier sich selbst widersprichst. Ein Pole, der polnische Geschichte schreibt, es ist für mich Einseitigkeit. genau wie ein Litauer, der litauische Geschichte schreibt. Wie Voltaire einmal brutal ausgedruckt hat:
Die Geschichte ist eine Lüge, auf die alle sich geeinigt haben.
Lassen wir weg die provozierende "Lüge", dennoch zweiter Teil trifft völlig zu.
Oder auch andere sein Aphorismus:
Um die Geschichte seines Landes zu beschreiben, muß man außer Landes sein.
Weltgeschichte- nichts dagegen, doch dazu gehört immer noch die Handwerks/ Quellen- Arbeit auf den unteren Ebenen.
Absolut. nur die Weltgeschichte ist es nicht einfach mechanistische Zusammenfassung dessen, was man auf "unteren" Ebenen geschrieben ist. Es ist eben neue Perspektive, die auch rückkoppelnd auf diese "unteren" Ebene bewirkt, gibt auch ihr ein andere Perspektive, die evtl. zu Korrekturen führen kann.
Ruaidhri
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Ich weiß es nicht ob dir bewusst ist, wie du hier sich selbst widersprichst. Ein Pole, der polnische Geschichte schreibt, es ist für mich Einseitigkeit. genau wie ein Litauer, der litauische Geschichte schreibt. Wie Voltaire einmal brutal ausgedruckt hat:
Deoienen Widerspruch erkennst Du allerdings dann ebenfalls nicht.
Abgesehen davon, dass eine solche Behauptung durch Wiederholung nicht richtiger wird, wenn man absolut kein Wissen über Autor und Buch besitzt und nicht den minimalsten Willen hat, überhaupt nur mal zu eruieren, gilt dieser Widerspruch dann genauso für Dich und Histo-Gottheit Hobsbawn, der Entstehung und Untergang des Ostblocks aus marxistisch- lenistischer Perspektive beschreibt- und just nur das und dort, wo es ihm passt, den Rest kann man hinter Ideologie und Theorie vernebeln.
Und ja, wenn man Strategie entwirft, fragt man nicht jeden, ob er damit einverstanden ist. Mein Mann war garnicht einverstanden, wenn seine Firma, wo 36 Jahren gearbeitet hat, sich schließen lies (und zwar nicht wegen fehlender Aufträge, wegen der Streitereien der Firmenpatriarchen und der nächsten Generation) :x
Jaja, wo gehobelt wird, da fallen Späne? Unwichtig, was an Mord und Terror und Entmündigung passierte?
Damit ist dann keine Diskussionsbasis mehr für mich gegeben.
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LG Ruaidhri
Aneri

@Ruaidhri
kliene Korrektur: Hobsbawm hält sich für einen Marxist, nicht jedoch einen Leninist. Den Bolschevismus verurteil er nicht weniger als du. Aber es ist nur nebenbei..
Aneri

Barbarossa hat geschrieben:Und da bin ich eben nicht so überzeugt davon. Mein "Lieblingssatz" der Erschaffer dieser Ideologie (nicht mehr und nicht weniger waren Marx und Engels ja) bleibt nach wie vor:
aus: Friedrich Engels: Von der Autorität
Geschrieben zwischen Oktober 1872 und März 1873.

"... Eine Revolution ist gewiß das autoritärste Ding, das es gibt; sie ist der Akt, durch den ein Teil der Bevölkerung dem anderen Teil seinen Willen vermittels Gewehren, Bajonetten und Kanonen, also mit denkbar autoritärsten Mitteln aufzwingt; und die siegreiche Partei muß, wenn sie nicht umsonst gekämpft haben will, dieser Herrschaft Dauer verleihen durch den Schrecken, den ihre Waffen den Reaktionären einflößen. Hätte die Pariser Kommune nur einen einzigen Tag Bestand gehabt, wenn sie sich gegenüber den Bourgeois nicht dieser Autorität des bewaffneten Volks bedient hätte? Kann man sie nicht, im Gegenteil, dafür tadeln, daß sie sich ihrer nicht umfassend genug bedient hat?
Quelle: http://www.mlwerke.de/me/me18/me18_305.htm

Diese Ideologie propagiert die Machteroberung und auch den Machterhalt einer bestimmten Gesellschaftsschicht unter Anwendung größtmöglicher Gewalt. Nichts anderes hat man im real-existierenden Sozialismus getan.
Mein Fazit: Man hat die Ideen von Marx und Engels schon sehr buchstabengetreu umgesetzt. So sehe ich das.
Ich habe mir Mühe gemacht und den Artikel gelesen. Es ist sehr schöner Beispiel, wenn man geblendet durch eigener Deutung bestimmter Begriffe, versteht den Autor völlig falsch, bzw. unterstellt ihm etwas, was – in den vorgegebenen Artikel – überhaupt nicht zu finden ist. Im Grunde geht es im Artikel um die Auseinandersetzung mit anarchistischen Flügel der Sozialisten, die jede Autorität ablehnen. Engels beschreibt und begründet, dass eine moderne Gesellschaft, die auf einer Komplexität begründet ist, kann nicht ohne einer Autorität funktionieren: es gibt immer Knotenpunkte, die koordinieren und Entscheidungen treffen müssen, daher sind sie eine Autorität. Dabei die Bedeutung Autoritätsprinzip ist hier völlig anders verstanden wird, als Du, Barbarossa, ihm unterstellst (überlagert durch die eigene Vorstellung eines autoritären – totalitären- Regimes). Engels versteht, dass jede Staat ist autoritär und in dem Sinne, in dem er den Begriff verwendet, muss man ihm zustimmen. Sogar in einer egalitären Gesellschaft gibt es Autoritäten.
Warum begnügen sich die Antiautoritarier nicht damit, gegen die politische Autorität, den Staat, zu wettern? Alle Sozialisten sind einer Meinung darüber, daß der politische Staat und mit ihm die politische Autorität im Gefolge der nächsten sozialen Revolution verschwinden werden, und das bedeutet, daß die öffentlichen Funktionen ihren politischen Charakter verlieren und sich in einfache administrative Funktionen verwandeln werden, die die wahren sozialen Interessen hüten. Aber die Antiautoritarier fordern, daß der autoritäre politische Staat auf einen Schlag abgeschafft werde, bevor noch die sozialen Bedingungen vernichtet sind, die ihn haben entstehen lassen. Sie fordern, daß der erste Akt der sozialen Revolution die Abschaffung der Autorität sei. Haben diese Herren nie eine Revolution gesehen ?
Also geht es hier zuerst um die Kritik zu anarchistischen Sozialisten. Der letzte Satz „Haben diese Herren nie eine Revolution gesehen?“ und nachher deine ausgewählte Zitat über französische Revolution zeigt nur, dass er sich sehr bewusst über Schrecken einer Revolution ist. Dennoch geht ihn hier nicht um propagieren einer Revolution, sondern auf diesen Beispiel zu zeigen, dass eine Revolution nie ohne einen Autoritarismus stattfinden kann - objektiv nicht. So im Rückschluss, wenn antiautoritäre Sozialisten sich weiter als Sozialist sehen will, muss er Autorität anerkennen. Also Sozialist (der den Weg der Veränderung in einer Revolution sieht) kann nur autoritär sein, weil sonst wäre es Widerspruch in sich.

Anderseits müsste dir zu bedenken geben, dass hier „alle Sozialisten“ erwähnt worden sind und nicht die Kommunisten (Kommunistische Manifest ist am 1848 erschien, der genannte Artikel 1872-73). Also in diesem Artikel finde ich garnicht, was auf die Ideenlage der Kommunisten verweist. Übrigens Anarchismus jetzt ist kein Thema mehr. Damals war es sehr verbreitete Idee...
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