Jimmy Carter - gescheiterter Präsident?

Zwei Supermächte stehen sich gegenüber: Vereinigte Staaten gegen die UdSSR

Moderator: Barbarossa

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Balduin
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Jimmy Carter wurde als US-Präsident nicht wiedergewählt, er verlor gegen Reagan krachend. Er konnte die USA nicht aus der damaligen schweren Wirtschafts- und Gesellschaftskrise führen. Dennoch ist auch der Fokus von Carter auf die Umwelt- und Bildungspolitik bemerkenswert.
Auch sein Handeln im Kalten Krieg war wichtig: Er handelte die SALT II Verträge aus und nahm diplomatische Beziehungen zu den Chinesen auf.

Was haltet ihr von der Person Jimmy Carter?
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He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
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Marek1964
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An ihn kann ich mich gut an Carter erinnern. Mein Vater sagte: Er ist ein anständiger Mensch. Was schon irgendwie zwischen den Zeilen sagt, dass er gegen den Reagan, der als tougher Amerikaner, Optimismus, Entschlossenheit und Härte ausstrahlte.

Gerade die Botschaftsbesetzung in Teheran dürfte Carter das Rückgrat gebrochen haben.

Ich würde auch sagen, dass er schlechter da stand als er war.
Cherusker
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Carter war ein schwacher US-Präsident. Unter seiner Herrschaft haben die Gegner wieder neue Hoffnung geschöpft. Ebenso wie bei Clinton, der den islamistischen Terror völlig unterschätzt hat und von einem "Mann in einem Bettlaken" sprach.
Erst unter Reagan hat z.B. die UDSSR erst wieder kapiert, daß es so nicht weitergeht.
Es ist zu befürchten, daß auch Obama z.Zt. das Heft wieder aus der Hand gegeben hat. Der IS-Terror ist ein gutes Beispiel dafür. In einem Land wie dem Irak hätte man durch Stärke und Entschlossenheit solche Auswüchse verhindern können.
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Orianne
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Carter besetzte den CIA mit seinem Freund, einem US Admiral, der überhaupt keine Ahnung vom Geheimdienst hatte, einen Agenten der arabisch sprach, gab es z.B. im ganzen CIA nicht. Dazu kam die gescheiterte Geiselbefreiung von Teheran, und die allgemeine Schwäche gegen die UdSSR, alle Zeichen standen für ihn auf die Abwahl. Stärke zeigte er beim Boykott der Olympischen Spiele in Moskau, was ihm aber sehr viele Athleten übel nahmen.

Ich sehe das auch wie Cherusker, es gibt gewisse Parallelen zwischen den beiden Präsidenten.

Aber ich denke, er hat sich schon lange einen neuen Namen gemacht, den Nobelpreis 2002 war sicher verdient, seine Organisation ist eine sehr gute karitative Einrichtung, das ehrt ihn, womit Mareks Vater sicher Recht hatte. Carter wird am 1. Oktober 90 Jahre alt.

Der schlechteste Präsident war m.E. Ulysses S. Grant, die Korruption war vor ihm nie so hoch, und er verstand nicht sehr viel vom "Geschäft". Aber mehr dann in meinem Thread über ihn.
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General William Tecumseh Sherman
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Triton
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Carter war vielleicht der richtige Mann, aber zur falschen Zeit im Amt.
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Barbarossa
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Bei uns in der DDR war damals so ein blöder Witz im Umlauf:

Warum gibt es in den USA keine Mäuse mehr?
Weil der Präsident Carter heißt.
:mrgreen:

Ich habe die Präsidentschaft Carters damals eigentlich eher positiv gesehen, vor allem, weil er die Abrüstungsverhandlungen voran brachte.
Unter Reagan brach dagegen im Kalten Krieg eine neue Eiszeit an. Das war sicher auch der Grund für das stärker werden der Friedensbewegungen in Westeuropa.

Oder seht ihr die erneute Rüstungspolitik, die Reagan damals fuhr, heute eher als die richtige Politik an?
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Orianne
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Barbarossa hat geschrieben:Bei uns in der DDR war damals so ein blöder Witz im Umlauf:

Warum gibt es in den USA keine Mäuse mehr?
Weil der Präsident Carter heißt.
:mrgreen:

Ich habe die Präsidentschaft Carters damals eigentlich eher positiv gesehen, vor allem, weil er die Abrüstungsverhandlungen voran brachte.
Unter Reagan brach dagegen im Kalten Krieg eine neue Eiszeit an. Das war sicher auch der Grund für das stärker werden der Friedensbewegungen in Westeuropa.

Oder seht ihr die erneute Rüstungspolitik, die Reagan damals fuhr, heute eher als die richtige Politik an?
Im Gegenteil, er fuhr die Rüstung auf beiden Seiten hoch, 1983 gab es ja fast einen Atomkrieg, über Reagan und Thatcher habe ich gestern Abend schon geschrieben, beide haben ihre Länder mit ihrem Neoliberalismus quasi ausgeplündert, die Mittelschicht zerstört und die Reichen noch reicher gemacht.
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dieter
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Cherusker hat geschrieben:Carter war ein schwacher US-Präsident. Unter seiner Herrschaft haben die Gegner wieder neue Hoffnung geschöpft. Ebenso wie bei Clinton, der den islamistischen Terror völlig unterschätzt hat und von einem "Mann in einem Bettlaken" sprach.
Erst unter Reagan hat z.B. die UDSSR erst wieder kapiert, daß es so nicht weitergeht.
Es ist zu befürchten, daß auch Obama z.Zt. das Heft wieder aus der Hand gegeben hat. Der IS-Terror ist ein gutes Beispiel dafür. In einem Land wie dem Irak hätte man durch Stärke und Entschlossenheit solche Auswüchse verhindern können.
Lieber Cherusker,
Du hast Recht. Er ist auch zu früh aus dem Irak wieder rausgegangen. Obama ist ein schwacher Präsident, hoffentlich kriegen wir die letzten zwei Jahre mit Obama noch gut rum. :roll:
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dieter
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Barbarossa hat geschrieben:Bei uns in der DDR war damals so ein blöder Witz im Umlauf:

Warum gibt es in den USA keine Mäuse mehr?
Weil der Präsident Carter heißt.
:mrgreen:

Ich habe die Präsidentschaft Carters damals eigentlich eher positiv gesehen, vor allem, weil er die Abrüstungsverhandlungen voran brachte.
Unter Reagan brach dagegen im Kalten Krieg eine neue Eiszeit an. Das war sicher auch der Grund für das stärker werden der Friedensbewegungen in Westeuropa.

Oder seht ihr die erneute Rüstungspolitik, die Reagan damals fuhr, heute eher als die richtige Politik an?
Lieber Barbarossa,
er hat die UdSSR tot gerüstet, vor allem mit seinen Weltraumwaffen. Die SU konnte gar nicht mehr anders, als in Gespräche mit Reagan einzutreten. :wink:
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Marek1964
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dieter hat geschrieben: Lieber Barbarossa,
er hat die UdSSR tot gerüstet, vor allem mit seinen Weltraumwaffen. Die SU konnte gar nicht mehr anders, als in Gespräche mit Reagan einzutreten. :wink:
Die Sowjetunion hätte sehr wohl anders gekonnt, wie das Beispiel Nordkorea bis heute zeigt. Wir hatten schon einmal einen Thread dazu: http://geschichte-wissen.de/forum/viewt ... =75&t=4136.

Mag schon sein, dass Reagans SDI sozusagen der letzte Tropfen war. Aber Reagan als Sieger im kalten Krieg zu bezeichnen, ist zu einfach, Gorbatschow als aufgeklärten Diktator der Reformen einleitete, bedurfte es noch mehr als den Cowboy.
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Orianne
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Reagan nahm den Leuten aus dem Mittelstand das Geld weg um Projekte wie das SDI zu forcieren, ausserdem stellte er wieder Schlachtschiffe aus dem WWII wieder in Dienst u.A. die USS New Jersey, mit der liess er den Libanon 1983 aus allen Rohren beschiessen, dabei berief er sich auf Lügen von Piloten, die angeblich von Drusen beschossen wurden, 40,6 Zentimetergeschosse waren doch furchterregend, das Schiff kostete den Steuerzahler enorm viel Geld pro Einsatztag, gebracht hatte es nicht viel. Die Zeit der Schlachtschiffe war abgelaufen.

Es ist leicht Obama alles in die Schuhe zu schieben, jeder Kritiker oder jede Kritikerin soll es einmal besser machen, der Mann hat soviel Baustellen, viele andere Politiker wären schon lange zurück getreten, aber das ist eben dort nicht üblich, bis auf eine Ausnahme hat es bis jetzt noch keinen gegeben.

Es gab viel schwächere Präsidenten z.B. Zachary Taylor, Millard Fillmore oder Franklin Pierce, die sind hier in Europa fast unbekannt. Letzterer hatte wenigstens noch Landgewinne zu verzeichnen (Arizona und New Mexico), aber der Kubakauf, der misslang ihm ordentlich, deshalb wurde er auch für eine 2. Amtszeit nicht wieder aufgestellt. Fillmore stellte sich selbst 1856 für die obskure Know-Nothing Party auf, aber er wurde nicht mehr gewählt.
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Triton
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Reagan hatte das Glück, auf der anderen Seite sehr bald auf Gorbatschow zu treffen, sonst wäre er wohl als Hardliner und Kriegshetzer in die Geschichte eingegangen. Er war es auch, der nach Vietnam zum ersten Mal wieder US-Truppen offensiv einsetzte und vor allem in Mittelamerika eine aggressive Einmischungspolitik fuhr.

Thatcher, die sich eine vogelwilde Wirtschaftspolitik gegen die tatsächliche Misere der englischen Wirtschaft ausgedacht hatte und die Reform des Königreichs als ihr persönliches Experiment (sie war gelernte Chemikerin) betrachtete und auf Versuch und Irrtum setzte, wäre ohne den Falklandkrieg sehr schnell von Partei und Wählern verjagt worden. Auch da hatte sie das unverschämte Glück, auf noch dümmere Gegner zu treffen, die nach wenigen Minuten Nachdenken den Krieg sicher hätten gewinnen müssen.

Sie waren die falschen Präsidenten/Premierminister zur richtigen Zeit.
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Marek1964
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Was man Reagan sicher vorwerfen muss, ist dass seine Politik zu einer gigantischen Verschuldung führte, von der sich die USA bis heute nicht erholt hat.

Maggie Thatcher würde ich allerdings anders sehen. England musste unbedingt von den Labour Experimenten und Gewerkschaften entschlackt werden. Das hat sie geschafft. Für die britische Wirtschaft war es allerdings verdammt spät. Von Versuch und Irrtum würde ich da nicht sprechen - von klarer Entstaatlichung, die ein halbes Jahrzehnt später auch Frankreich anvisierte, dagegen schon.
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Triton
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Naja, zum Beispiel die Privatisierung der Wasserversorgung war natürlich ein Experiment, weil wohl weltweit ohne Vorbild. Ohne ökonomischen Verstand sowieso, weil es jedem mit normaler Intelligenz sofort einsichtig ist, wozu das führen muss (Anbietermonopol): Hohe, sichere Gewinne bei gleichzeitiger Vernachlässigung der Infrastruktur.
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