Sowjetinvasion in Afghanistan und Beziehungen BRD-DDR

Zwei Supermächte stehen sich gegenüber: Vereinigte Staaten gegen die UdSSR

Moderator: Barbarossa

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Marek1964
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Hier eine überaus interessante Frage im Hausaufgaben Portal:

Wieso war der einmarsch Sowjetischer Truppen nach Afghanistan 1979 schlecht für die deutsch-deutsche Beziehung?

Wobei ich NIchtdeutscher, der aber damals auch regelmässig Deutsches Fernsehen verfolgt hat, kann ich trotzdem nicht ganz bestätigen, dass wirklich für die deutsch-deutsche Beziehung so schlecht gewesen wäre. Sicher, alles was die Fronten im kalten Krieg verhärtet hatte, war den deutsch-deutschen Beziehungen eher negativ, andererseits waren die deutsch-deutschen Beziehungen immer auch eine gewisse Spezifizität gegeben, die Abhängigkeit war von der Grosswetterlage nicht immer linear. Oder?

Ich kann mich erinnern, dass nur wenige Tage nach dem Einmarsch, zwischen den Feiertagen, die USA unter dem eher soften Jimmy Carter gleich eine Reihe von Sanktionen beschloss, etwa die Beschränkung der Weizenlieferungen, auch den Boykott der Olympischen Spiele in Moskau im Sommer darauf, aber auch anderes.

Auch die BRD nahm an der Olympiade nicht teil, nur das dürfte die damals "grösste Sportnation der Welt" kaum gekümmert haben.

Ich kann mich, etwas zum Amüsement, an einer Karikatur erinnern, dass ein Teil der Sowjetsoldaten kurz vor der Intervention aus der DDR abgezogen wurden - unter recht viel Pomp als Schritt der Entspannung. Der SPIEGEL hatte dann nach der Invasion eine Karikatur herausgebracht, wo DDR Bürger Rotarmisten im Zug zuwinken und sagen: Schickt uns eine Karte aus Afghanistan.

Aber wir haben hier im Forum sicher sehr viel bewandertere Zeitgenossen. Na dann, äussert Euch, aus Ost und West..

http://geschichte-wissen.de/fragen/663/ ... -beziehung

Hier noch Hinweis auf einen verwandten Thread zur Thematik:
http://geschichte-wissen.de/foren/viewt ... =75&t=1130
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Barbarossa
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Das sehe ich eigentlich genauso. Auf die deutsch-deutschen Beziehungen hatte das kaum Auswirkungen - dazu war die SED viel zu sehr auf Devisen aus dem Westen angewiesen. Ich erinnere da nur an den Milliardenkredit von Strauß 1983/84 und an den Abbau der Selbstschussanlagen, als Bedingung dafür.
Das heißt also, der Kalte Krieg zwischen den beiden Supermächten mag einen neuen Höhepunkt erreicht haben, aber die deutsch-deutschen Beziehungen störte es letztlich kaum.
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Marek1964
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Nun ja, der Milliardenkredit von Strauss war 1983, als doch einiges später. Interessierte Leser zu diesem Thema mögen sich hier

http://geschichte-wissen.de/forum/viewt ... =15#p35208

weiterorientieren. Aber auch die Diskussion dort bestätigt die Tendenz, dass ja vor allem die BRD von den USA weitgehend unabhängig mit der DDR ihr Verhältnis regeln konnte und das war entscheidend. Also eher die Parameter der deutsch-deutschen Beziehungen (Wirschaftshilfe vs. Reiseregelungen wie Mindestumtausch, Verhalten der Grenzer usw.) waren von Bedeutung als irgendeine Sowjetintervention in Asien.
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Barbarossa
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Ja ok, das war ein paar Jahre danach, aber es gab 1981 auch noch den Staatsbesuch von Helmut Schmidt in der DDR.
Belastet wurde das Verhältnis zwischen den Goßmächten bereits vor Afghanistan durch den NATO-Doppelbeschluss und danach durch die Verhängung des Kriegsrechts in Polen. Das heißt, es war eine ohnehin schwierige Situation.
Hier wird das ganze ganz gut erklärt: http://m.mdr.de/damals/schmidt-in-der-ddr102.html

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Marek1964
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Auch jetzt etwas schwierig zu interpretieren, der Text des mdr, denn da heisst es

Als dann sowjetische Truppen 1979 in Afghanistan einmarschierten, um dort die kommunistische Partei zu unterstützen, begann sich das Verhältnis zwischen Ost und West erheblich zu verschlechtern.

Eigentlich, bei all den Themen, vor allem der Raketen, sehe ich irgend eine Intervention in Mittelost als eigentlich nicht sonderlich relevant - allerdings - im Iran war ja gerade die islamische Revolution an die Macht gekommen und die Geiselnahme der amerikanischen Botschaft setzte sich fort. Der Westen erlitt dort nach Vietnam eine weitere Niederlage und es war ja nicht klar, was das alles jetzt bedeutet. Insofern kann man sich vielleicht wirklich fragen, ob die Afghanistanintervention halt irgendetwas zwischen dem Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt und einer weiteren ernsthaften Belastung, bedeutete.

Aber irgendwann einmal wurde klar, dass sich die Sowjetunion mit der Intervention keinen Gefallen tat, gerade auch in ihrem Ansehen in der Dritten Welt.
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dieter
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Ich glaube nicht, dass sich der Einmarsch der SU negativ auf die deutsch-deutschen Beziehungen ausgewirkt hatte. Die war jung und brauchte das Geld von der BRD. :wink: :mrgreen: (Vorsicht, Ironie)
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Marek1964
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dieter hat geschrieben:Ich glaube nicht, dass sich der Einmarsch der SU negativ auf die deutsch-deutschen Beziehungen ausgewirkt hatte. Die war jung und brauchte das Geld von der BRD. :wink: :mrgreen: (Vorsicht, Ironie)
Wieso Ironie? Deine Aussage ist doch zutreffend. Ich denke, es hat vor allem Rhetorik gegeben und symbolische Akte, den Olymipiaboykott, aber das Geld der BRD hat die DDR gute gebrauchen können.

Eine spannende Frage ist für mich noch, wie lange der Boykott der Amerikaner betreffend der Weizenlieferungen angedauert hat. Es kam ja dann Reagan an die Macht, aber ob der Boykott blieb oder aber gelocker wurde, entzieht sich meiner Kenntnis.
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dieter
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Lieber Marek,
weiß auch nicht wie lange der Lieferungstop ging. Meine Ironie entspricht zwar anscheinend den Tatsachen, da die DDR die BRD brauchte, war der Abgang der DDR irgendwann schon im Programm, nämlich dann, wenn die BRD nicht mehr lieferte oder die Mängel der DDR-Wirtschaft so groß wurden, dass die BRD auch mit den Milliardenkredit von Strauß die Fehler der DDR nicht mehr beheben konnte. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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