Warum kein Nationalismus in Deutschland nach 1945?

Zwei Supermächte stehen sich gegenüber: Vereinigte Staaten gegen die UdSSR

Moderator: Barbarossa

ehemaliger Autor K.

Warum kein Nationalismus nach 1945?

Das ist zwar jetzt ein neues Thema und vielleicht kann man daraus einen neuen Beitrag machen, aber man fielen dazu einige Zeilen ein:

Nachdem 1945 der ganze nationalistische Plunder endlich auf dem Abfallhaufen der Weltgeschichte gelandet war, hatten die Deutschen in den beiden Nachfolgestaaten ein Problem: Sie brauchten eine neue Ideologie, um ihre eigene Existenz zu rechtfertigen, vor sich selbst, ihren Nachkommen und dem Rest der Welt.

Die Ostdeutschen bekamen von den Sowjets ein fix und fertiges Korsett über gestülpt, den stalinistischen Primitivkommunismus und lebten von nun an in einem sozialistischen Neandertal. Unsere Brüder und Schwestern mussten sich in einem Polizeistaat und seinem Regime von Moskaus Gnaden einrichten, aus dem die meisten sich am liebsten sofort wieder verabschieden wollten und das Politbüro eine Mauer bauen musste, damit ihm nicht seine Untertanen alle weg liefen.

Vergeblich der Vorschlag von Berthold Brecht, das sich die Regierung doch lieber ein neues Volk wählen sollte. Dieser ostdeutsche Zwangsstaat wurde von den Westdeutschen in der Regel nur als Ostzone, SBZ=Sowjetische Besatzungszone, Gebilde, Phänomen oder auch in Anführungsstrichen „DDR“ bezeichnet . Der Homo Zonicus oder auch Zonenmensch genannt, liebevoll gelegentlich auch als Zoni umschrieben, lebte, eingeschlossen hinter Mauer und Stacheldraht, in einer an Spießigkeit und Muff kaum zu übertreffenden Welt, die man vielleicht als preußischen Sozialismus bezeichnen könnte. Für spießige Kleinbürger wie Walter Ulbricht genau das Richtige. Doch für den alten Nationalismus gab es hier keinen Platz, er sollte durch sozialistischen Internationalismus ersetzt werden.

Im Westen gestaltete sich die Neuordnung etwas komplizierter. Das politische System der westlichen Siegermächte galt nun als Vorbild, aber die Sympathie mit den Bombenwerfern der Alliierten hielt sich angesichts der eindrucksvollen Ruinenlandschaften, die sie überall hinterlassen hatten, zunächst in engen Grenzen. Zudem nervten die Amerikaner mit ihren lächerlichen Fragebögen, die zur Aufdeckung der Naziverbrecher beitragen sollten, von der Mehrheit der Deutschen aber nur als Schikane gedeutet wurden, da ihrer Meinung nach auf diese Weise nur die Mitläufer, häufig sie also selbst, und nicht die wirklichen Übelbolde ausfindig gemacht wurden.

Der erste Bundeskanzler der BRD, Konrad Adenauer, wollte anders als sein ostdeutscher Kollege, keinen neuen Menschen schaffen, sondern er erwähnte beiläufig: Sie müssen die Leute so nehmen, wie sie sind, andere kriegen sie nicht. Diese pragmatische Einstellung begünstigte eine neue Legitimation für Herrschaft: Wohlstand für alle, wie sie der Wirtschaftsminister Ludwig Erhardt forderte, sollte durch ungebremstes Wachstum erreicht werden und allen zugute kommen. Freie Marktwirtschaft, deren hässliche Seiten durch staatliche Hilfe für die sozial Schwache abgemildert werden sollte. Das Abschwören von jeder Ideologie war selbst eine Ideologie: Die Soziale Marktwirtschaft sollte ihre Überlegenheit allen anderen Systemen zeigen. Und tatsächlich erwies sie sich bald allen anderen Gesellschaftssystemen als weit überlegen, war so erfolgreich, wie es ihre Begründer wahrscheinlich nie für möglich gehalten hätten.

Die soziale Marktwirtschaft bescherte den Westdeutschen einen Lebensstandard, für den es in der deutschen Geschichte kein Beispiel gibt und der zu einer satten und selbstzufriedenen Bevölkerung führte. Sie hatte vor allem eins gelernt: Nach den schlechten Erfahrungen mit der Vergangenheit ist es gut, sich überhaupt nicht mehr mit Politik zu beschäftigen. Der Zeitungskönig Axel Springer hatte gewusst, dass der Deutsche sich am liebsten nicht mehr mit Politik beschäftigen möchte, also auch nicht mehr mit Nationalismus. Priorität hat wirtschaftlicher Erfolg und Wohlstand.

Die soziale Marktwirtschaft war verbunden mit einem aggressiv vorgetragenen Antikommunismus, den die Machthaber im Osten aber wesentlich mit verschuldet hatten, denn deren terroristische Politik lieferte den Scharfmachern im Westen ausreichend Munition für ihre Propaganda.

Die demokratische Neuordnung in Westdeutschland wurde von den meisten Bürgern des Landes zwar akzeptiert, aber oftmals nicht verstanden, da sie sich mental noch immer in einem Obrigkeitsstaat alter Prägung bewegten, einem Staat, in dem die Bürger für die Regierung da sind und nicht umgekehrt.

Dies war die ideale Grundlage für die autoritäre Kanzlerdemokratie von Konrad Adenauer, der auf diese, den Deutschen vertrauten Grundlagen, aufbauen konnte.

Unabdingbar war nun auch die enge Anbindung an den Westen, denn ohne diese war längerfristig ein Überleben der BRD nicht möglich, doch dafür musste man von dem alten Nationalismus endgültig Abschied nehmen, denn die Gegner von früher waren jetzt die Freunde von heute.

Der Glaube an die soziale Marktwirtschaft mit ihrem ständigen Wachstum, der aggressive Antikommunismus und die enge Anlehnung an den Westen machten den alten Nationalismus überflüssig. Erst als diese Fundamente Ende der sechziger Jahre allmählich brüchiger wurden, sich das Wachstum verlangsamte, die Entspannungspolitik ein neues Verhältnis zum Ostblock suchte, der Strukturwandel der Gesellschaft Modernisierungsprozesse einleitete und die autoritäre Kanzlerdemokratie durch Demokratisierungen verändert wurde, musste man nach einem neuen ideologischen Kitt für die Gesellschaft suchen. Der Nationalismus gehörte aber glücklicherweise nicht dazu.
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Barbarossa
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Interessanter Beitrag.

:arrow: Ich habe daraus tatsächlich ein neues Thema gemacht, das eine thematische Fortsetzung des Pfades >> Entwicklung des Nationalgedankens in Deutschland 1800-1945 << ist.
Die Diskussion ist eröffnet!

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Marek1964
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Der Grund, warum nach 1945 der Nationalimus keine Chance mehr hatte, lässt sich auch durch die Unterschiede der beiden Niederlagen 1918 vs. 1945 charakterisieren:

Die Niederlage von 1945 war total, aber deshalb war auch ein unbelasteter nach 1949 Neubeginn möglich. Keine Dolchstosslegende möglich, kein angeblicher Gewaltfriede, der irgendwelche Revanchegedanken zuliess.

Statt Hyperinflation gab es 1948 die Währungsreform. Keine diskreditierte demokratische Regierung, sondern erstmal Fremdherrschaft, den allierten Kontrollrat - aber deshalb auch kein Bürgerkrieg.

Im ersten Weltkrieg rebellierten weite Teile der Bevölkerung und es gab Revolution, im Zweiten Weltkrieg gab es weniger Widerstand, aber danach trauerte keiner mehr laut dem alten Staat nach, was nach 1919 öfter der Fall war. Der Kaiser ging ins Exil, Hindenburg und Ludendorff blieben anerkannt.

Hitler, Himmler und Goebbels begingen Selbstmord, die anderen wurden in Nürnberg verurteilt.

Dadurch, dass das Land 1918 unerobert blieb, konnte die Dolchstosslegende entstehen. Das Aufdecken der schrecklichen Verbrechen nach der Befreiung der Konzentrationslager machten die Verklärung der NS Zeit unmöglich.

Es blieb nichts anderes übrig, als nach vorne zu schauen und sich dem wirtschaftlichen Wideraufbau zu widmen. Dem Nationalismus blieb kein Platz mehr, er hatte sich diskreditiert.

Mit der Währungsreform konnte der schwere Fehler der Hyperinflation vermieden werden, was eine schwere Hypothek weniger für die nun entstehende Demokratie bedeutete.
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dieter
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Lieber Marek,
sehr gute Beschreibung. :)
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Lia

Im Prinzip richtige Antworten auf die Frage, warum nach 1945 der Nationalismus in Deutschland nicht wieder zur Staatsdoktrin werden konnte.
Hinzufügen ist: Die Alliierten Besatzungsmächte taten das ihre, um offenes Aufflammen nationalistisch- revisionistischer Bestrebungen und politische Betätigung zu verhindern.
Jede Partei wurde vor Zulassung auf ihre demokratische Gesinnung überprüft, und zeitweise passte demokratisch in Verbindng mit "national" nicht ins Konzept der Besatzungsbehörden. Vereinigungen wie Landsmannschaften wurden in der britischen Besatzungszone, explizit für S-H, zunächst verboten. ( Bis 1948).
Genauso aber die Vorläufer des heutigen SSW, die in nördlichen Landesteil ihrerseits dänisch- nationalistisch- revisionistische Absichten hatten. Es sollten keine Reibungsflächen entstehen, an denen sich neuer Nationalismus entzünden konnte.
Ob damit der deutsche Nationalismus erstickt war? Nein, er lebte im Stillen weiter, flammte auch mal wieder öffentlich auf (z.B. 1967 NPD im Landtag S-H) .
Ein Auffangbecken nationaler bis nationalistischer Gesinnung war zeitweise der BHE, vordergründig um die Eingliederung der Flüchtlinge und Vertriebenen bemüht.
( Lastenausgleich, Wohungsbau, Arbeitsplatzbeschaffung.) Im Hintergrund aber durchaus mit mehr oder weniger diffusen, aus heutiger Sicht nicht nur nationalen, sondern nationalistischen Gedanken behaftet. Ob denn der Bemühungen um Re-Integration auch hoher SS-Tiere oder um die Beendigung der Entnazifizierung von solchem Gedankengut getragen waren und nur typisch für den BHE waren, lasse ich offen, meine Antwort ist da jenseits des Historiker-Handwerkzeugs etwas zu subjektiv- negativ. :oops:
Der Block verlor seine Bedeutung, als die Integration der Flüchtlinge und Vertriebenen einigermaßen gelungen schien. Zumal eine große Volkspartei, die ich nun nicht als rechts-national und anti-demokratisch einordnen möchte, die aber doch an ihrem Rand viele der Nachkriegs-Emotionen auffing, Ersatz bot.
Ansätze zu neuem Nationalismus gab es bei einigen Landtags- und Kommunalwahlen vor und nach der Wende, als NPD/DVU/REPS Mandate errangen.
Bleibenden Eindruck hinterließen sie dann doch nicht- spricht dafür, dassfür die Mehrheit der Deutschen solche Gedanken keine Relevanz haben.
Nationalistisches Gedankengut ( und oft nicht nur nationalistisch, sondern nationalsozialistisch) fand sich- trotz der berühmten Präambel- immer noch in Teilen der Landsmannschaften bis weit in die 80er Jahre hinein, sorgte für manches heftige Streitgespräch innerhalb vieler Flüchtlingsfamilien, deren Söhne und Töchter schon längst sehr viel lieber Europäer waren, die internationale Kontakte suchten als es den Eltern verständlich war.
Unsere Generation ist in eine andere Welt hineingewaqchsen, hatte die Chance, in einer freien Gesellschaft anderes zu lernen und zu erfahren als die der Eltern.
Ein Aspekt, den man flapsig oder durchaus von der ernsteren Seite sehen kann: Neckermann machte einiges möglich.
Gerade die Deutschen, der älteren wie der jüngeren Generation, haben durch ihre Reiselust, den Appetit auf Pizza, Pasta und andere "fremdländische Spezialitäten hoffentlich doch in der Mehrheit die Vorzüge eines freien Europa der akzeptierten Unterschiede schätzen gelernt. Ob, wie in den Fünfzigern mit dem Käfer nach Italien oder in andere Länder, später als Pauschaltouristen.
Mag durchaus auch dazu beigetragen haben, dass " am deutschen Wesen soll die Welt genesen" nicht mehr der einzige Maßstab ist.
Sicherlich, das Triumphgefühl " Ha, wir können es besser" gab und gibt es, trotzdem meine ich, auch so ein bisschen aus der Job-Erfahrung, Akzeptanz und Toleranz seien gewachsen. Nun, in Zeiten von all inclusive sieht das wieder anders aus.
Unbestritten gibt es noch - oder wieder -Nationalismus in unsere, Land, der extremen Sorte wie auch der "scheinbar harmloseren" Art.
Was mir in den vergangenen Monaten auffiel und mich durchaus erschreckt: Das Auftauchen einer neuen Dolchstoß-Legende in Zusammenhang mit Anti-Amerikanismus und Putin-Begeisterung.
Das GG, die demokratische Organiation des Staatswesens, alles nur von den Besatzern aufgezwungen? Wir nur gelenkte Objekte der amerikanischen Interessenpolitik, die weder 1949 ff oder heute gefragt werden, was wirklich gewollt war und ist?
Dazu kommen absolut rassistische Äußerungen im Zusammenhang mit Sport, insbesondere der Fußball-Nationalmannschaft, wo Özils, Kedhiras, Podolskis, Kloses als Nicht- Deutsch beschimpft werden.
Nachzulesen sind solche "Trends"? in den Foren eines großen deutschen Tele-Kommunikationsunternehmens. Dort werden auch die Ziele und Absichten der AfD fatal missverstanden- aber immer noch besser, die wird gewählt als die tatsächlichen Rechten.
Sind das Warnzeichen? Sind solche Meinungsäußerungen repräsentativ?
Hat neuer Nationalismus auf breiter politischer Ebene Platz in Deutschland?
Ist der anders gestrickt als in den europäischen Nachbarländern?
Gibt es Gemeinsamkeiten in den Ursachen?
Renegat
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Lia hat geschrieben: Unbestritten gibt es noch - oder wieder -Nationalismus in unsere, Land, der extremen Sorte wie auch der "scheinbar harmloseren" Art.
Die extreme Sorte entlarvt sich meist schnell von selbst bzw ist eine Minderheit.
Die harmlose Variante besorgt mich mehr. Dazu zähle ich die Besserwisserei bes. im Umgang mit der Finanzkrise und die darauf aufbauende Überheblichkeit. Da fehlt mir das europäische Wirgefühl aber auch das voneinander lernen wollen.
Lia hat geschrieben:Was mir in den vergangenen Monaten auffiel und mich durchaus erschreckt: Das Auftauchen einer neuen Dolchstoß-Legende in Zusammenhang mit Anti-Amerikanismus und Putin-Begeisterung.
Das GG, die demokratische Organiation des Staatswesens, alles nur von den Besatzern aufgezwungen? Wir nur gelenkte Objekte der amerikanischen Interessenpolitik, die weder 1949 ff oder heute gefragt werden, was wirklich gewollt war und ist?
Bei dem Punkt bin ich nicht sicher, vielleicht ist das ein allgemeines Phänomen, wird eine Übermacht empfunden, regt sich Opposition und die ist benutzbar. An der Stelle muß D "verdammt" aufpassen, das es nicht selbst in diese Rolle gerät.
Lia hat geschrieben:Dazu kommen absolut rassistische Äußerungen im Zusammenhang mit Sport, insbesondere der Fußball-Nationalmannschaft, wo Özils, Kedhiras, Podolskis, Kloses als Nicht- Deutsch beschimpft werden.
Nachzulesen sind solche "Trends"? in den Foren eines großen deutschen Tele-Kommunikationsunternehmens. Dort werden auch die Ziele und Absichten der AfD fatal missverstanden- aber immer noch besser, die wird gewählt als die tatsächlichen Rechten.
Sind das Warnzeichen? Sind solche Meinungsäußerungen repräsentativ?
Das ist der Meckerstammtisch aber ob der repräsentativ ist, weiß ich nicht. Die EU-Wahlergebnisse in D geben darüber auch keine verläßliche Auskunft.
Lia hat geschrieben:Hat neuer Nationalismus auf breiter politischer Ebene Platz in Deutschland?
Denke eher nicht, die Europaakzeptanz ist in D ziemlich breiter Konsens. Die meisten können sich ein rein nationalstaatliches Leben in Europa schon gar nicht mehr vorstellen, ich auch nicht.
Lia hat geschrieben:Ist der anders gestrickt als in den europäischen Nachbarländern?
Ich denke ja, denn wir haben die NS-Jahre tief im kollektiven Gedächtnis verankert, die meisten jedenfalls.
Lia hat geschrieben:Gibt es Gemeinsamkeiten in den Ursachen?
In den letzten Jahren überwiegt die Kritik an der EU und das läßt einige wieder an den alten Nationalstaat denken. Die Kritik an der EU hat viele Gründe und ist nicht völlig unberechtigt. Kritik sollte zu Reformen führen und nicht zum Negieren der Gesamtidee. Deshalb denke ich, die gemeinsame Ursache ist die EU-Krise.
Lia

Renegat hat geschrieben:In den letzten Jahren überwiegt die Kritik an der EU und das läßt einige wieder an den alten Nationalstaat denken. Die Kritik an der EU hat viele Gründe und ist nicht völlig unberechtigt. Kritik sollte zu Reformen führen und nicht zum Negieren der Gesamtidee. Deshalb denke ich, die gemeinsame Ursache ist die EU-Krise.
Die- und durchaus auch innenpolitische Fragen, wenn Zuwanderer aus nicht EU-Staaten zu weiteren Sündenböcken gemacht werden.
Grundsätzlich haben die Menschen in der Eu schon die gleichen Probleme, doch statt Solidarisierung herrscht so etwas wie Resignation, die wieder Ausdruck in den Wahlergebnissen vom Sonntag findet, aber eigentlich nicht wirklich und direkt gegen irgendein Nachbarvolk gerichtet ist. Die Politik geht und argumntiert an der Bevölkerung vorbei.
Ich hoffe, dass es beim "Stammtisch-Nationalismus" in Deutschland bleibt, dennoch: Auch diese Zeichen sollte man wahrnehmen und nicht komplett ignorieren.
Neue Dolchstoßlegende:
Renegat hat geschrieben:Bei dem Punkt bin ich nicht sicher, vielleicht ist das ein allgemeines Phänomen, wird eine Übermacht empfunden, regt sich Opposition und die ist benutzbar. An der Stelle muß D "verdammt" aufpassen, das es nicht selbst in diese Rolle gerät.
Denke, dass wir das gleiche meinen- wie andere öffentlich auftretende kluge Köpfe auch. :wink:
Deutschland sollte sich nicht selbst überholen, auch unter anderen Voraussetzungen und Vorzeichen nicht.
Mein persönliches Verhältnis zu diesem Landhat wenig mit Emotionen wie "Vaterlandsliebe" oder auch nur Patriotismus zu tun.
Distanziert, dabei aber keineswegs nur negativ definiert, wird es immer bleiben.
_____
Nun mal etwas weniger ernst: Meinte meine ältere Schwester, gleichfalls Historikern, auch noch Oma von multi-kulti-Enkeln eben ganz heiter zum Thema: "Nicht nur Pizza und Pasta und Döner und Reiselust und wenig Stimmen für rechtsextreme Parteien sprechen für ein offenes, nicht mehr nationalistisches Deutschland quer durch die Bevölkerung- auch die Jacquelines, Chiaras, Kevins, Marvins, Patricks etc. zeugen doch von einem Hang zur Exotik statt Deutschtümelei."
Na gut, wenn es denn so ist! :mrgreen:
Renegat
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Lia hat geschrieben: Die- und durchaus auch innenpolitische Fragen, wenn Zuwanderer aus nicht EU-Staaten zu weiteren Sündenböcken gemacht werden.
Grundsätzlich haben die Menschen in der Eu schon die gleichen Probleme, doch statt Solidarisierung herrscht so etwas wie Resignation, die wieder Ausdruck in den Wahlergebnissen vom Sonntag findet, aber eigentlich nicht wirklich und direkt gegen irgendein Nachbarvolk gerichtet ist. Die Politik geht und argumntiert an der Bevölkerung vorbei.
Ich hoffe, dass es beim "Stammtisch-Nationalismus" in Deutschland bleibt, dennoch: Auch diese Zeichen sollte man wahrnehmen und nicht komplett ignorieren.
Unter Stammtisch-Nationalimus verstehe ich diese schlichte Meckerkultur alá "die Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg, D zahlt für die faulen Südländer usw.
Bei diesen Themen bin ich gar nicht sicher, was zuerst war, Henne oder Ei. Klar gibt es diese Stimmen in der Bevölkerung, aber kommen die von allein oder werden die aufgehetzt.
Wenn man nur ein bißchen die Nachrichten verfolgt, Zeitung liest oder das "Glück" hat, in einer Firma zu arbeiten, wie tagesaktuell Siemens, dann weiß man doch, woher der Wind weht. Das ist zwar ein wenig komplizierter als arme Sündenböcke zu beschuldigen, jedoch für ganz blöd würde ich die Bevölkerungen nicht halten. Die meisten können das schon einordnen.


Lia hat geschrieben: Nun mal etwas weniger ernst: Meinte meine ältere Schwester, gleichfalls Historikern, auch noch Oma von multi-kulti-Enkeln eben ganz heiter zum Thema: "Nicht nur Pizza und Pasta und Döner und Reiselust und wenig Stimmen für rechtsextreme Parteien sprechen für ein offenes, nicht mehr nationalistisches Deutschland quer durch die Bevölkerung- auch die Jacquelines, Chiaras, Kevins, Marvins, Patricks etc. zeugen doch von einem Hang zur Exotik statt Deutschtümelei."
Na gut, wenn es denn so ist! :mrgreen:
Stimmt, Deutschtümelei gibt es kaum noch, darin sind sich alle Staaten weltweit ziemlich ähnlich. Es gibt einen Trend zur globalen Vereinheitlichung von Mode, Ernährung etc. Alles was irgendwie mit Warenangebot, Markt, Vernetzung und Konsum zusammenhängt, kann man fast überall finden. Vorreiter ist dabei meist die junge Generation, die allerdings in D in der Minderheit ist.
Lia

Stimmt, Deutschtümelei gibt es kaum noch, darin sind sich alle Staaten weltweit ziemlich ähnlich. Es gibt einen Trend zur globalen Vereinheitlichung von Mode, Ernährung etc. Alles was irgendwie mit Warenangebot, Markt, Vernetzung und Konsum zusammenhängt, kann man fast überall finden. Vorreiter ist dabei meist die junge Generation, die allerdings in D in der Minderheit ist.
Danke für Kompliment, mich Kind des Wirtschaftswunders oder meine um einiges bejahrtere Geschwister zur jungen Generation zu zählen! :mrgreen:
Sind ja wohl nicht von heute auf heute " die Jungen", die die Weltoffenheit erfunden haben, sondern eher die deren Eltern, die die Wege öffneten!
Einerseits befinden wir uns mitten drin in einer globalen Vereinheitlichung, - ob das nun nur positiv ist, kann man hinterfragen. Solange Vereinheitlichung dem Frieden und der Aufhebung alter Gegensätze dient, sicher.
Andererseits fühlen sich viele, und nicht nur ältere Menschen, in dieser Welt auch unsicher, suchen nach Identität, Echtheit. Möglich und verständlich, wenn daraus die richtigen Schlüsse gezogen werden- die richtigen Parallelen gesehen werden.
Vielleicht haben wir und die nachfolgenden Generationen in dieser vernetzten Welt die Chance, von regionaler und neutral-nationaler Basis aus das Leben im Zeitalter der Globalisierung zu lernen.
Renegat
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Lia hat geschrieben:
Stimmt, Deutschtümelei gibt es kaum noch, darin sind sich alle Staaten weltweit ziemlich ähnlich. Es gibt einen Trend zur globalen Vereinheitlichung von Mode, Ernährung etc. Alles was irgendwie mit Warenangebot, Markt, Vernetzung und Konsum zusammenhängt, kann man fast überall finden. Vorreiter ist dabei meist die junge Generation, die allerdings in D in der Minderheit ist.
Danke für Kompliment, mich Kind des Wirtschaftswunders oder meine um einiges bejahrtere Geschwister zur jungen Generation zu zählen! :mrgreen:
Sind ja wohl nicht von heute auf heute " die Jungen", die die Weltoffenheit erfunden haben, sondern eher die deren Eltern, die die Wege öffneten!
Einerseits befinden wir uns mitten drin in einer globalen Vereinheitlichung, - ob das nun nur positiv ist, kann man hinterfragen. Solange Vereinheitlichung dem Frieden und der Aufhebung alter Gegensätze dient, sicher.
Andererseits fühlen sich viele, und nicht nur ältere Menschen, in dieser Welt auch unsicher, suchen nach Identität, Echtheit. Möglich und verständlich, wenn daraus die richtigen Schlüsse gezogen werden- die richtigen Parallelen gesehen werden.
Vielleicht haben wir und die nachfolgenden Generationen in dieser vernetzten Welt die Chance, von regionaler und neutral-nationaler Basis aus das Leben im Zeitalter der Globalisierung zu lernen.
Dein Alter hatte ich dabei gar nicht im Blick, Lia, sondern mich allgemein auf die Generationenfolge bezogen. Allgemein neigt die junge Generation dazu, die Gewohnheiten und Bräuche der Eltern zu hinterfragen, würde ich als Pubertätseffekt bezeichnen.
Interessant wäre deshalb, die Einstellung der nächsten Generation zum Nationalismus herauszufinden.

Zur Vereinheitlichung, z.Zt haben wir mind. einen Gegentrend, jedenfalls fällt mir der vermehrt auf, wenn ich durch die Märkte gehe. Und der heißt Region. Ganz witzig finde ich, dabei geht es nicht nur um frische Nahrungsmittel sondern auch um andere Produkte. Das ist wahrscheinlich die marktkonforme Antwort auf das Unbehagen der Verbraucher hinsichtlich Fleischtourismus, Plastikerdbeeren und Globalisierung allgemein.
Bezeichnenderweise heißt es Region und nicht Nation oder "Gemüse aus Deutschland". Da haben bestimmt hunderte von Werbestrategen drübergebrütet, warum sie diesen Begriff wählten. Gibt es in Dänemark ein vergleichbares Angebot und wie heißt das dort?
Lia

Renegat hat geschrieben:Zur Vereinheitlichung, z.Zt haben wir mind. einen Gegentrend, jedenfalls fällt mir der vermehrt auf, wenn ich durch die Märkte gehe. Und der heißt Region. Ganz witzig finde ich, dabei geht es nicht nur um frische Nahrungsmittel sondern auch um andere Produkte. Das ist wahrscheinlich die marktkonforme Antwort auf das Unbehagen der Verbraucher hinsichtlich Fleischtourismus, Plastikerdbeeren und Globalisierung allgemein.
Passt ja genau- denn auch diesen Aspekt hatte ich im Hinterkopf. Mit regionalen Produkten durchaus internationale Küche betreiben- absolut in und durchaus richtig, darüber hinaus beruhigend fürs Öko-Gewissen.
Wieweit die Lebensmittel wirklich "aus der Region" stammen, ist nicht immer nachzuvollziehen- oder der Begriff dehnbar.
Gemüse aus Deutschland".
Och doch, das "Gemüse aus Deutschland" gibt es zumindest bei uns überall. Spargel und Erdbeeren sind aber derzeit wirklich unmittelbar aus der Region und nicht aus Griechenland, Holland oder dem badischen Land!
Kohl kommt aus Dithmarschen, anderen kauft hier niemand. Immerhin nur mal quer rüberan die andere Küste- erweitertes Verständnis von Region. Fleisch aus der Region: Auf de Land problemlos zu haben, teilweise haben auch Supermärkte inzwischen solche Angebote.
Manche wirklich guten regionalen Produzenten müssen dann doch aufgeben, so wie eine excellente Käserei in der Holsteinischen Schweiz, deren Produkte in den Supermärkten sehr gefragt, dabei nicht überteuert waren- aber nicht gefragt genug, weil der andere Käse billiger ist und Geschmack eh für immer noch viele weit nach Preis kommt.
Dänemark:
Bio war- wie in Schweden- dort schon viel länger populär und bezahlbar. Ähnlich mit heimischen/regionalen Produkten. Die findet man schon lange bei allen dänischen Discountern ob Aldi, Netto, Fakta oder Lidl. Oft genug auch mit klarem Hinweis auf die Regionalität. Verstärkt in den Supermarkt-Ketten wie Brugsen oder Føtex werden dänische- oder eben lokale Fødevarer angeboten, deren Herkunft nachvollziehbar ist, teilweise sogar im TK-Bereich.
Ist vielleicht eine gesunde Basis, von der heimischen Region aus in die große weite Welt zu starten- ob nun bei Nahrungsmitteln oder überhaupt.
Fällt mir noch ein: Überall werden doch vergessene lokale Spezialitäten wieder modern, ob in Restaurants der besseren Art oder auch in der heimischen Küche. Gut so, für mich, bei aller Liebe zur französischen/ italienischen Küche, fürs Chinesische und skandinavisches Fisch-Verständnis: Mutters Küche, die in knappen Zeiten vier Gören satt bekommen hat, ist lecker!
Darf man eigentlich noch "Lübecker National" servieren? :mrgreen:
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