Strategien gegen Partisanen und Guerilla

Zwei Supermächte stehen sich gegenüber: Vereinigte Staaten gegen die UdSSR

Moderator: Barbarossa

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Balduin
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Im Vergleich des Korea-Krieges mit dem Vietnam-Krieg wurde ja deutlich, welche Herausforderung der Kampf gegen Guerilla und Partisanen ist. Nicht ganz klar geworden ist mir, welche Strategien am besten dagegen anzuwenden sind: Wie bekämpft man Partisanen und Guerilla

Die Antwort der Wehrmacht im II. Weltkrieg war ja enorme Vergeltungsmaßnahmen gegen die Zivilbevölkerung zu unternehmen.

Dass eine Bekämpfung von Partisanen kriegswichtig sein kann, zeigt ja auch der D-Day - dort wurde ja durch die Resistance wichtiges Kartenmaterial gesammelt, Funkleitungen zerstört und Bahnstrecken sabotiert.
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He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
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Man müsste zu dem Zweck einmal nachschauen, welche Guerillabewegungen keinen Erfolg hatten und warum. Da fällt mir ein:

1.) Der Burenkrieg 1899-1902. Der englische Lord Kitchener betrieb eine Politik der verbrannten Erde. Er zerstörte systematisch das Land der Buren, die Farmen, Ernten, vergiftete die Wasserstellen usw. Die gesamte Zivilbevölkerung, Frauen, Kinder, alte Leute wurden in Lagern unter englischer Bewachung konzentriert. (Die ersten „concentration camps“). Viele der Internierten starben dort. Die Engländer siegten vermutlich, weil die Buren zahlenmäßig nicht sehr stark waren und die Briten eine erdrückende Übermacht an Soldaten aufbieten konnten. Ähnliche Strategien der Engländer in Kenia während der Mau-Mau-Kriege scheiterten, weil dort die Bevölkerung viel zahlreicher war.

2.) Den Fall Malaysia hatte ich schon genannt. Die Briten konzentrierten auch hier die Menschen, zwar nicht in Lagern, sondern in Wehrdörfern, betrieben aber keine Politik der verbrannten Erde. Sie siegten aber wohl nur, weil lediglich die Chinesen den Aufstand unterstützten, nicht aber die Malaien und Inder, ca. 50% der Bevölkerung. Die Engländer nutzten die ethnischen Konflikte zwischen den Chinesen und den anderen Volksgruppen geschickt zu ihrem Vorteil aus. Eine ethnisch gespaltene Bevölkerung ist kein guter Nährboden für eine Guerillabewegung.

3.) Der „Leuchtende Pfad“ in Peru. Er operierte in den Andengebieten. Die Armee ging mit aller Brutalität vor und zerstörte systematisch die Dörfer. Es kam zu einer Massenflucht. Der Partisan soll sich laut Mao wie ein Fisch im Wasser bewegen. Flieht die Bevölkerung aber in die Städte, wird also vertrieben oder getötet, ist der Fisch auf dem „Trockenen“. Die planmäßige Vernichtung oder Vertreibung der Bevölkerung, ist ein Weg, die Guerilla zu besiegen. Der „Leuchtende Pfad“ war nun selber extrem brutal und isolierte sich dadurch selbst. Der Regierung gelang es deshalb später, in anderen Regionen, Bürgerwehren zu errichten, einhergehend mit sozialen Wohltaten und stoppte den Vormarsch der Untergrundbewegung.

4.) Che Guevara in Bolivien scheiterte, weil er als Argentinier von der indianischen Bevölkerung als Fremdling und Eindringling empfunden wurde und keine Unterstützung erhielt. Zuvor hatte ein Reformprogramm der Regierung die Lage der Bauern verbessert, die deshalb keinen Grund für einen Aufstand sahen. Kommen die Guerilla aus einem anderen Land oder aus einer ganz anderen sozialen Schicht, kann man sie schnell isolieren.

5.) In Algerien hatten die Franzosen laut Scholl-Latour Anfang 1960 die FLN weitgehend ausgeschaltet mit Hilfe der „Französischen Doktrin“. Sie bestand aus Massenerschießungen, zahllosen Verhaftungen, dem Verschleppen und „Verschwindenlassen“ von Personen, systematische Anwendung der Folter. Zu den Nachbarländern wurden Zäune und Absperrungen gebaut, um eine Infiltration zu verhindern. Man hat die Kolonie nur aus einer Reihe innenpolitischer Erwägungen dann doch aufgegeben.

Um Partisanen zu bekämpfen, gibt es also verschiedene Möglichkeiten. Günstig ist wohl eine Mischung aus Terror, kombiniert mit sozialen Reformen. Ob das Erfolg hat, hängt natürlich immer von dem jeweiligen Land ab.
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Mir fallen noch weitere Beispiele von besiegten Guerillakämpfern ein:

1.) 1975 wurde ehemals Spanisch-Sahara von Marokko besetzt. Die Bevölkerung flüchtete zu einem großen Teil nach Algerien. Die „Frente Polisario“ führte von dort aus einen langwierigen Krieg gegen die Besatzer, den sie aber 1991 mit einem Waffenstillstand beenden musste. Die Marokkaner hatten entlang der Grenze einen Sandwall und Minenfelder gebaut und damit die Angriffe erfolgreich abgewehrt. In der Westsahara wurden Araber und Berber angesiedelt, die Sahauris leben seitdem in Flüchtlingslagern in Algerien und sind von der Welt vergessen worden. Ihr Kampf scheiterte, weil 1.) Sie waren zahlenmäßig zu schwach 2.) Das Gelände war für einen Partisanenkampf nicht geeignet und 3.) Die Marokkaner haben das Land mit ihren eigenen Leuten besiedelt.

2.) Der Schriftsteller Naipul berichtete aus Pakistan von einem ähnlichen Fall. In den siebziger Jahren gelang es einer marxistischen Gruppe die Einwohner von Belutschistan, vorwiegend Nomaden, zu einem Aufstand zu bewegen. In jahrelangen Kämpfen hat die Zentralregierung die Nomaden blutig besiegt, die Überlebenden nach Afghanistan vertrieben und das Land mit anderen Ethnien besiedelt. Eine ähnliche Situation wie in Spanisch-Sahara.

3.) Der „Rote Khmer“. Nachdem ihr Terrorregime 1979 von den Vietnamesen gestürzt wurde, setzten sie von Thailand aus den Kampf fort und hatten schon bald wieder große Teile von Kambodscha unter Kontrolle. Unterstützt wurden sie von China und auch von westlichen Staaten mit Waffenlieferungen, da man sie als Kämpfer gegen Vietnam gut gebrauchen konnte.
In den von ihnen beherrschten Gebiete verzichteten sie von nun an auf radikale kommunistische Experimente, ließen Privateigentum wieder zu, betrieben eine gemäßigt reformerische Politik und konzentrierten sich auf den Kampf gegen Vietnam. Offensichtlich waren sie dabei nicht ohne Erfolg und konnten viele Regionen militärisch behaupten. Aber angesichts ihrer früheren Verbrechen konnten sie die Unterstützung der Bevölkerung nicht zurückgewinnen, doch hatten sie dennoch einen gewissen Rückhalt, weil sie gegen die unbeliebten Vietnamesen kämpften. Erst in den neunziger Jahren schwand ihre Macht allmählich, da sich Hanoi aus Kambodscha zurückzog und weder China noch die westlichen Staaten die „Roten Khmer“ weiter unterstützen, weil durch den Zusammenbruch des Ostblocks eine neue Situation entstanden war. Aber letzte Reste des „Roten Khmer“ existierten noch bis vor einigen Jahren.
Spartaner
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Nicht zu vergessen wäre auch der Partisanenkampf der Briganten in Süditalien, für mehr Demokratie der Landbevölkerung, gegen das Königreich Piemont-Sardinien. Die Briganten rekrutierten wegen nicht eingehaltenen Versprechungen einer Bodenreform ehemalige Soldaten des Bourbonen- Regimes und auch verarmte Bauern genannt "cafoni".
Sie kämpften gegen die Großgrundbesitzer, die ihre Latifundien durch rechtmäßig den Bauern zustehenden staatlichen Land vergrößern konnten . Carmine Crocco befehligte zeitweilig 43 Banden im Kampf gegen die Großgrundbesitzer und das Militär. Der Kampf einer so geringen Schar konnte aber nicht auf Dauer von Erfolg gekrönt sein. http://www.mein-italien.info/geschichte/briganten.
htm http://de.wikipedia.org/wiki/Carmine_Crocco
http://de.wikipedia.org/wiki/Brigant
Die Briganti werden azs heutiger Sicht in Italien als politisch motivierte Widerstandskämpfer eingestuft und kaum noch mit den simplen Räubern (banditi) in einen Topf geworfen . Demnach war das Brigantenwesen nichts anderes als der Krieg der Armen und Betrogenen."
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Marek1964
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Hier mal etwas zum Einstieg:

http://www.guerilla-transit.de/wp-conte ... ransit.pdf

Habe es mal durchgelesen (diagonal), es gibt dort eine interessante Auflistung der verschiedenen Guerillabewegungen der letzten Jahrhunderte.

Über die Bekämpfung steht da nicht soviel, scheint doch die Publikation ein wenig aus der Antiglobalisiserungsecke zu stammen.
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Balduin
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Danke euch allen! Insbesondere die Auflistungen von Karlheinz fand ich sehr erhellend.

Eine Frage: Wie ist Napoleon mit der Guerilla in Spanien umgegangen?
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He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
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Marek1964
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Ralph hat geschrieben:Danke euch allen! Insbesondere die Auflistungen von Karlheinz fand ich sehr erhellend.

Eine Frage: Wie ist Napoleon mit der Guerilla in Spanien umgegangen?

Napoleonik ist nicht so mein Gebiet.

Aber soweit ich das noch weiss, ziemlich rigoros. Es gibt ja dieses berühmte Bild von F. de Goya, wo Aufständische erschossen werden. Ich kann Dir aus meinen Geschichtsbuch aus der Schule, das diese Zeit drei Jahrzehnte immer noch ehrenhaft in meinem Regal steht, Zeiten und Menschen, Band 3, Schöningh - Schrödel.

"In Spanien traf Napoleon auf einen völlig neuartigen Gegner. Er hatte gegen einen Aufstand zu kämpfen, der seine Kraft aus der Teilnahme breiter Volksschichten zog. Gewohnt, über Völker, Länder und Kronen zu verfügen, hatte Napoleon einen seiner Brüder auf den spanischen Thron gesetzt. Aber die Spanier erhobe sich gegen den König. Sie sahen in ihm den Eindringling, der aufklärerische und krichenfeindliche Reformen durchsetzten wollte. So durchdrangen nationale und religiöse Grüde. Die Geistlichen in Spanien riefen die Spanier zum Widerstand auf. Die Gedanken der Aufklärung und der Französischen Revolution hatten in Spanien kaum Eingang gefunden. Der Geist der Französischen Revolution wurde auch da wirksam, wo man ihn ablehnte.
Napoleon wurde des Krieges in Spanien nicht Herr. Seine strategische Begabung versagte vor einem Feind, der nicht in offener Feldschlacht zu stellen war, sondern in jedem Winkel lauern konnte. Zum ersten Mal traf der Kaiser auf Gegner, die für etwas kämpften, das sie als ihre eigene Sache ansahen. Das unterschiede sie von den Söldnern, mit denen er bisher zu tun gehabt hatte. Der Kleinkrieg (Guerilla) der Spanier gegen die französischen Truppen wurde von beiden Seiten grausam geführt. Gefangene wurden gefoltert, Dörfer zur Vergeltung eingesäschert und ihre Bewohner erschossen. Bis zu Napoleons Sturz schwelte der Guerillakrieg weiter und band französische Truppen. Eine englische Armee, geführt vom späteren Lord Wellington, griff in die Kämpfe ein. Es war das einzige Söldnerheer, das auf die Dauer gegen die französische Armee erfolgreich kämpfte. Die Kontinentalsperre war in Spanien durchlöchert."

Bezeichnend auch die Frage, die dann das Schulbuch stellt: "Zeige das Neuartige des Widerstandes, den Napoleon in Spanien fand." Und ich würde heute dazufügen: Zeige Paralellen des Spanischen Guerillakrieges gegen Napoleon zum Vietnamkrieg auf! Und man wird einiges finden.

Allerdings, was die Neuartigkeit betriffe, ich würde mich schon sehr wundern, wenn es irgendwo auf der Welt vorher nicht eine vergleichbare Konstellation gegeben hätte, kann aber jetzt auch kein Beispiel nennen, das so richtig passen würde - die Juden gegen die Römer?

Aber so oder so, der Text oben beschreibt doch, wenn man so will, die wichtigen Elemente des Guerillakriegs.
ehemaliger Autor K.

Stadtguerilla: Gescheitertes Konzept

Als in den sechziger Jahren die Landguerilla in Lateinamerika scheiterte, entwickelten einige Revolutionäre das Konzept der Stadtguerilla, erstmals theoretisch formuliert in Brasilien 1968 während der Militärdiktatur von Marighela in seinem Buch: „Handbuch des Stadtguerilla“.

1.) Brasilien. [/b]Marighela ging davon aus, das die Elendsviertel an den Rändern der Großstädte vergleichbar wären mit den Landgebieten und das neue Aktionszentrum sein sollten. In ihnen könnte sich der Guerilla ähnlich bewegen wie der berühmte „Fisch im Wasser“ von Mao auf dem Lande. Die Guerillakämpfer sollten durch Attentate, Entführungen, Überfälle auf Polizeistationen usw. das Regime destabilisieren. Doch schon Anfang der siebziger Jahre wurde die Stadtguerilla von den Militärs vernichtet. Ihre wenigen Anhänger stammten aus der weißen Mittelschicht. Sie wurden nicht unterstützt von den eher dunkelhäutigen Bewohnern der Slums, meistens Analphabeten, die gerade vom Land kamen. Die Guerilla war von Ihnen durch Hautfarbe, Bildung und Einkommen Lichtjahre getrennt. In den Favelas regierten zudem Gangsterbanden, die an einem politischen Kampf kein Interesse hatten. Marighela wurde 1969 von der Polizei erschossen, andere Mitglieder wurden ebenfalls getötet oder wanderten ins Gefängnis.

Nach dem Ende der Diktatur 1985 organisierten sich einige ehemalige Guerillakämpfer in legalen Parteien. Die heutige Präsidentin von Brasilien, Dilma Rousseff, gehörte früher auch der Stadtguerilla an, saß jahrelang im Gefängnis und wurde gefoltert. Sie war Mitglied der marxistisch-leninistisch geprägten Guerillaorganisation VAR Palmares.


2.) Uruguay.
In Montevideo gibt es zwar keine Elendsviertel wie in Brasilien, aber aufgrund der desolaten Wirtschaftslage in den sechziger und siebziger Jahren herrschte bei den Intellektuellen und der Arbeiterschaft eine revolutionäre Stimmung

Dies führte zur Entstehung der Tupamaros (Movimiento de Liberación Nacional – Tupamaros (MLN-T, Nationale Befreiungsbewegung). Anfang der siebziger Jahre organisierten sie einige spektakuläre Entführungen von Diplomaten und hochrangigen Politikern. Die Militärdiktatur, seit 1973, begann mit einem brutalen Vernichtungsfeldzug und zerschlug die Bewegung. Während der Diktatur verließen ein Drittel der Bewohner das Land.
Die Tupamaros scheiterten, weil das Land zu klein und übersichtlich ist und die Massenauswanderung ihnen die Basis nahm. Sie hatten auch kein wirkliches Programm.

Mit dem Ende der Diktatur 1985 organisierten sich die Tupamaros als legale politische Partei und erzielten beachtliche Wahlerfolge. Im Rahmen eines Bündnisses kamen sie vor einigen Jahren an die Regierung. Der seit 2010 regierende Präsident von Uruguay, Mujica, gehörte früher zu den herausragenden Führern der Tupamaros und saß unter den Militärs 14 Jahre im Gefängnis. Er ist recht beliebt, begnügt sich mit einem kleinen Gehalt, verkaufte die Präsidentenvilla und lebt in einer kleinen Wohnung. Die Tupamaros betreiben eine gemäßigte Reformpolitik.

3.) Argentinien. Auch in Buenos Aires gibt es keine Elendsviertel, die vergleichbar sind mit den Favelas, wohl aber arme Stadtviertel. Aufgrund der katastrophalen Wirtschaftslage gründeten sich 1970 die Montoneros, eine der aktivsten Stadtguerilla in Lateinamerika. Zahlreiche Überfälle und Anschläge gehen auf ihr Konto. Politisch gehören sie der linksperonistischen Bewegung an und vertaten eine Mischung aus verschiedenen radikalen Ideen von Sozialreformen und waren Anhänger der Focus Theorie von Che Guevara und Debray, die davon ausgeht, das sich ein revolutionärer Nukleus in Lateinamerika wie von selbst vergrößern würde. Ihre Anhänger waren vor allem Studenten und Schüler aus der Mittelschicht, hatten aber auch Sympathisanten in der Arbeiterschaft. Sie werden als sehr elitär und arrogant geschildert.
Von 1976 bis 1983 übernahmen die Militärs die Macht und führten ihren „schmutzigen Krieg gegen die Subversion“, dem wahrscheinlich 30.000 Menschen zum Opfer fielen. Die Montoneros wurden vollständig vernichtet. Ihre schmale soziale Basis verhinderte ihren Sieg.
Überhaupt scheint das Konzept Stadtguerilla nicht zu funktionieren.
ehemaliger Autor K.

Legalisierung von Guerillabewegungen

Eine Lösung, Guerillakriege zu beenden, besteht darin, die Partisanenbewegung zu legalisieren und in das politische System einzubinden. Das geht aber nur dann, wenn das bestehende System so etwas überhaupt ermöglicht oder durch den Krieg gezwungen wird, sich zu demokratisieren und die Guerilla bereit ist, einen solchen Schritt mitzumachen. Es gibt dafür eine Reihe Beispiele.

1.) Nepal
1996 begann die Vereinigte Kommunistische Partei Nepals (Maoisten) einen Kampf gegen die autoritäre Monarchie und forderte eine bessere Unterstützung der Landbevölkerung. Die Monarchie befand sich in einer Krise. Der Thronfolger Dipendra lief 2001 Amok, erschoss die gesamte Königsfamilie (8 Personen) und dann sich selbst. Der nun regierende Onkel war in der Bevölkerung äußerst unbeliebt. Die Kommunisten nannten sich Maoisten, wurden aber nicht von China unterstützt. 2006 gingen die Kommunisten zusammen mit anderen Parteien ein Bündnis ein, legten die Waffen nieder und beteiligten sich 2007 nach Abschaffung der Monarchie an einer Regierung und stellten eine Reihe Minister. 2009 wurde der Parteiführer Prachanda zeitweilig Regierungschef. Die Maoisten bekommen bei Wahlen derzeit 30% und sind jetzt eine eher gemäßigte Partei.

2.) Kolumbien
In Kolumbien herrscht seit dem Beginn der Violencia 1948 praktisch ununterbrochen Bürgerkrieg. Formal ist das Land eine Demokratie. 1970 gründete sich die Moviemento 19 de Abril (M-19) als Abspaltung der kommunistischen FARC. Sie bestand zu einem Großteil aus Studenten des Mittelstands und unternahm zahlreiche blutige Aktionen mit vielen Todesopfern. Nach Verhandlungen mit der Regierung gab die Gruppe 1990 den bewaffneten Kampf auf, wurde eine legale Partei und ist jetzt die drittstärkste Partei in Kolumbien mit einem eher gemäßigten Kurs.

3.) Mozambik
1975 vertrieb die von Moskau unterstützte marxistische Bewegung FRELIMO die portugiesische Kolonialmacht und erklärte die Unabhängigkeit des Landes. Kurz darauf entstand die RENAMO unter Führung des Inders Dhlakama, die sich vorwiegend aus Soldaten der früheren portugiesischen Kolonialarmee zusammensetzte. Sie wurde unterstützt von dem damaligen weißen Minderheitsregime in Rhodesien, Südafrika und den Franzosen. Die RENAMO gehörte zu den mit Abstand grausamsten Partisanen Afrikas. Sie zerstörten systematisch Krankenhäuser, Schulen, Infrastruktureinrichtungen, töteten Ärzte, Lehrer, Ingenieure. Ihr Ziel war die völlige Zerstörung des Landes. Sie rekrutierte sich aus vielen Kindersoldaten, die aus ihren Dörfern entführt worden waren. Sie mussten anschließend eigene Verwandte töten, damit sie von ihren Sippen nicht wieder aufgenommen wurden. Aufgrund ihrer ungeheuren Brutalität und ihrem Zerstörungswillen hatte sie nicht viele Anhänger. 1990 kam es zu einem Waffenstillstand, die RENAMO wurde eine normale Partei. Doch wegen ihrer Grausamkeiten hatte sie in der Bevölkerung keinen Anhang und ihr Führer Dhlakama verlor haushoch gegen die FRELIMO. Heute ist die RENAMO eine unbedeutende Partei.

4.) Angola
In Angola entstand 1975 auch eine antimarxistische Gruppierung, die UNITA unter ihrem Führer Savimbi, der von Südafrika und den USA unterstützt wurde und gegen die von Kuba und der Sowjetunion hofierte MPLA kämpfte. Savimbi errichtete in den von ihm beherrschten Gebieten ein diktatorisches Regime und die Unterstützung für ihn von Seiten der Bevölkerung hielt sich in Grenzen. 2002 wurde er getötet. Anschließend wurde die UNITA in das politische System von Angola integriert und man gab ihnen zahlreiche Posten im Militär und der Verwaltung.
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