11. September 1973: Blutiger Putsch gegen Salvador Allende

Zwei Supermächte stehen sich gegenüber: Vereinigte Staaten gegen die UdSSR

Moderator: Barbarossa

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dieter
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Peppone hat geschrieben:
dieter hat geschrieben: deswegen war Allendes Regierung von vornherein zum Scheitern verurteilt, die Amis hätten nur abwarten müssen. :wink:
Welchen Grund meinst du jetzt konkret?
Von vorneherein zum Scheitern verurteilt würde ich so jetzt auch nicht sagen. Hätten die Putschisten nicht den Rückhalt der USA gehabt, hätten sie vielleicht auch nicht geputscht. Rund um Chile herum gab es zwar lauter Militärdiktaturen, von daher war ein Putsch nicht sooo unwahrscheinlich, aber auch diese Putsche, die Südamerika in einen Kontinent des Militärs verwandelten, fanden ja mit Rückendeckung durch die USA statt bzw. die Juntas konnten sich dank der USA halten.

Hätte also Chile einen Rückhalt im Sowjetblock gehabt und die USA tatsächlich nur abgewartet, ohne selber was zu unternehmen, hätte es sein können, dass Allendes Schicksal ganz anders ausgesehen hätte.
Er hätte wahrscheinlich schon heftigen Gegenwind von den Chilenischen Großgrundbesitzern und Konservativen bekommen, aber vielleicht hätte er den "abwettern" können, wer weiß.
Beppe
Lieber Beppe,
eine Soziale Marktwirtschaft hätte in Chile sowieso nicht geklappt. Entweder die Großgrundbesitzer wären dagegen gewesen oder das arbeitende Volk hätte nicht mitgemacht. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Peppone
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dieter hat geschrieben: das arbeitende Volk hätte nicht mitgemacht. :wink:
Wie gesagt: Dieses "arbeitende Volk" gab es gar nicht im damaligen Chile, zumindest nicht in der für eine funktionierende soziale Marktwirtschaft erforderlichen Kopfstärke.

Beppe
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dieter
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Peppone hat geschrieben:
dieter hat geschrieben: das arbeitende Volk hätte nicht mitgemacht. :wink:
Wie gesagt: Dieses "arbeitende Volk" gab es gar nicht im damaligen Chile, zumindest nicht in der für eine funktionierende soziale Marktwirtschaft erforderlichen Kopfstärke.

Beppe
Lieber Beppe,
wieso nicht :?:
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demark
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Barbarossa hat geschrieben:Am 11. September 2013 jährt sich der Putsch gegen Chiles Präsidenten Allende zum 40. mal. Hier in Ostdeutschland gibt es noch heute die Redewendung: "Ende mit Allende."

...
Ich war damals noch zu jung, aber vielleicht erinnert sich der eine oder andere User noch daran?
Als Allende 1970 Präsident von Chile wurde war ich Pennäler in der zehnten Klasse einer EOS (heute Gymnasium) in Sachsen.
Damals gab es noch das Fach "Staatsbürgerkunde". Unser Lehrer hatte einen Karteikartenkasten mit den einzelnen Staaten der Erde angelegt und jeder Schüler musste sich ein Land aussuchen, das er behandelte, Zeitungsartikel sammelte und jederzeit darüber aussagebereit sein musste.
Um nicht viel Arbeit zu haben, wählte ich für mich das Land Chile aus, da war sowieso nie was los und ich hatte meine Ruhe.

Denkste!

Seit dem Machtantritt Allendes war ich fast jede Woche einmal dran mit Report.
Das ging ja soweit, dass Allende für die Schüler kostenlose Schulmilch ausgeben ließ und in der DDR die Kupferförderung eingestellt wurde, weil das Buntmetall aus Chile bezogen werden konnte.
Als Pennäler mit Chile sozusagen die Arschkarte gezogen. :crazy:
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Barbarossa
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demark hat geschrieben:...
Seit dem Machtantritt Allendes war ich fast jede Woche einmal dran mit Report.
Das ging ja soweit, dass Allende für die Schüler kostenlose Schulmilch ausgeben ließ und in der DDR die Kupferförderung eingestellt wurde, weil das Buntmetall aus Chile bezogen werden konnte.
Als Pennäler mit Chile sozusagen die Arschkarte gezogen. :crazy:
Na dann noch nachträglich mein Beileid!
:mrgreen:

Erinnerst du dich auch noch an den Putsch? Was war da los - vor allem: Wie wurde das in den Medien 'rübergebracht?
Interessant wäre vor allem, wenn du einen Vergleich zwischen Ost- und Westfernsehen bringen könntest (falls du beides empfangen konntest).

Oder vielleicht kann diesbezüglich noch jemand aus der Erinnerung berichten?
Das wäre wirklich mal interessant.
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demark
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Barbarossa hat geschrieben:
...
Erinnerst du dich auch noch an den Putsch? Was war da los - vor allem: Wie wurde das in den Medien 'rübergebracht?
Interessant wäre vor allem, wenn du einen Vergleich zwischen Ost- und Westfernsehen bringen könntest (falls du beides empfangen konntest).

Oder vielleicht kann diesbezüglich noch jemand aus der Erinnerung berichten?
Das wäre wirklich mal interessant.
Da war ich nicht mehr so nah dran wie in der Schule, denn in diesem Jahr musste ich meinen Dienst bei der NVA leisten und da waren andere Eindrücke prägender: Weltfestspiele in Berlin, Tod Ulbrichts, Die Renft-Combo mit dem Song: "Ketten werden knapper und brechen sowieso...",Bangladesch.

Der Putsch in Chile ist mir noch so in Erinnerung, dass mit Hilfe der CIA und anderer amerikanischer Hilfe, wohl auch mit Pinochets Truppen das Regierungsgebäude in Santiago gestürmt wurde. In diesem Gebäude befand sich auch Allende, der bei einem Schusswechsel ums Leben kam - so die offizielle Version.
Später wurde auch vermutet, dass er (Allende) sich selbst richtete.
Anschließend richtete Pinochet ein blutrünstiges, mörderisches Terrorregime auf. Sportstadien wurden zu KZ und Folterstätten umfunktioniert. ...


Aber etwas anderes fällt mir noch ein, als ich noch auf der Penne lernte: Der Staatsbürgerkundelehrer erklärte uns die Leninsche Theorie, dass der Sozialismus niemals durch parlamentarische Wahlen, sondern immer nur durch revolutionäre Erhebungen erreicht werden kann.
Das gab mir zu denken, denn in Chile kam ja Allende durch Wahlen an die Macht. Dann ist er allerdings untergegangen.
Und später der andere Sozialismus auch. :shock:

Ach, und mit Westfernsehen kann ich auch nicht dienen, da ich in einem Seitental der Ahnungslosen aufwuchs. :cry:
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Barbarossa
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Ok, trotzdem danke.
:)
demark hat geschrieben:...
Aber etwas anderes fällt mir noch ein, als ich noch auf der Penne lernte: Der Staatsbürgerkundelehrer erklärte uns die Leninsche Theorie, dass der Sozialismus niemals durch parlamentarische Wahlen, sondern immer nur durch revolutionäre Erhebungen erreicht werden kann.
Stimmt. Laut Marx, Engels und Lenin war das so.
demark hat geschrieben:Das gab mir zu denken, denn in Chile kam ja Allende durch Wahlen an die Macht. Dann ist er allerdings untergegangen.
Siehst du? Weil er es ohne eine Revolution des Proletariats versucht hatte.
Eine solche Revolution hatte ja den Zweck, die Bourgeoisie zu entmachten, und deren Staat zu zerschlagen. Es muß eine "Diktatur des Proletariat" errichtet werden - das ist wichtig. Das versäumte Allende aber. :angel:
demark hat geschrieben:Und später der andere Sozialismus auch. :shock:
Nein! :shock:
Wie konnte das passieren?
Der weltweite Sieg des Sozialismus ist doch eine Gesetzmäßigkeit.
Da bricht doch das ganze Weltbild zusammen...
:lolno:

(Manchmal kann ich so schöööne bissige Scherze machen :mrgreen: )
demark hat geschrieben:Ach, und mit Westfernsehen kann ich auch nicht dienen, da ich in einem Seitental der Ahnungslosen aufwuchs. :cry:
Oha - die Leute im "Tal der Ahnungslosen" waren schon übel dran.
:(
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Vergobret
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demark hat geschrieben: Damals gab es noch das Fach "Staatsbürgerkunde". Unser Lehrer hatte einen Karteikartenkasten mit den einzelnen Staaten der Erde angelegt und jeder Schüler musste sich ein Land aussuchen, das er behandelte, Zeitungsartikel sammelte und jederzeit darüber aussagebereit sein musste.
Coole Lehrmethode. Sollte man heute wieder in den Unterricht integrieren.
Barbarossa hat geschrieben: Nein! :shock:
Wie konnte das passieren?
Der weltweite Sieg des Sozialismus ist doch eine Gesetzmäßigkeit.
Da bricht doch das ganze Weltbild zusammen...
:lolno:

(Manchmal kann ich so schöööne bissige Scherze machen :mrgreen: )
Naja, geht. :angel:
„In all den Jahren habe ich so viele junge Männer gesehen,
die der Meinung waren, auf andere junge Männer zuzulaufen.
Aber das stimmt nicht.
Sie liefen alle zu mir.“
so sprach der Tod

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Peppone
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dieter hat geschrieben:
Peppone hat geschrieben:Dieses "arbeitende Volk" gab es gar nicht im damaligen Chile
Beppe
Lieber Beppe,
wieso nicht :?:
Weil der Industriesektor zu unterentwickelt war, um die großen Zahlen an Arbeitern beschäftigen zu können, die dann durch ihre Abgaben die soziale Marktwirtschaft mit Leben erfüllen könnten.

Beppe
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Peppone hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:
Peppone hat geschrieben:Dieses "arbeitende Volk" gab es gar nicht im damaligen Chile
Beppe
Lieber Beppe,
wieso nicht :?:
Weil der Industriesektor zu unterentwickelt war, um die großen Zahlen an Arbeitern beschäftigen zu können, die dann durch ihre Abgaben die soziale Marktwirtschaft mit Leben erfüllen könnten.

Beppe
Lieber Beppe,
dann muß eben das Land industrialisiert werden, um der Masse der Menschen Arbeit zu beschaffen. :wink:
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Peppone
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dieter hat geschrieben: Lieber Beppe,
dann muß eben das Land industrialisiert werden, um der Masse der Menschen Arbeit zu beschaffen. :wink:
Ich denke, deswegen hat Allende die Rohstoffförderung verstaatlicht, die zuvor in privater (US-)Hand war...

Beppe
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Peppone hat geschrieben:
dieter hat geschrieben: Lieber Beppe,
dann muß eben das Land industrialisiert werden, um der Masse der Menschen Arbeit zu beschaffen. :wink:
Ich denke, deswegen hat Allende die Rohstoffförderung verstaatlicht, die zuvor in privater (US-)Hand war...

Beppe
Lieber Beppe,
richtiger Schritt. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Barbarossa
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dieter hat geschrieben:
Peppone hat geschrieben:Ich denke, deswegen hat Allende die Rohstoffförderung verstaatlicht, die zuvor in privater (US-)Hand war...

Beppe
Lieber Beppe,
richtiger Schritt. :wink:
Ich weiß nicht, ob sowas wirklich "richtig" ist.
Korrekt wäre es, wenn die Rohstoffquelle selbst letztlich in staatlicher Hand verbleiben würde und dieser darüber die Kontrolle behält. Der Abbau der Rohstoffe ist aber effektiver, wenn dies ein Privatunternehmen übernimmt. Wenn dann möglichst viel Geld im Land bleibt (z.B. über Steuern) und vor allem einheimische Arbeiter die Produktion durchführen, dann ist das für mich die beste Variante.
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dieter
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Barbarossa hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:
Peppone hat geschrieben:Ich denke, deswegen hat Allende die Rohstoffförderung verstaatlicht, die zuvor in privater (US-)Hand war...

Beppe
Lieber Beppe,
richtiger Schritt. :wink:
Ich weiß nicht, ob sowas wirklich "richtig" ist.
Korrekt wäre es, wenn die Rohstoffquelle selbst letztlich in staatlicher Hand verbleiben würde und dieser darüber die Kontrolle behält. Der Abbau der Rohstoffe ist aber effektiver, wenn dies ein Privatunternehmen übernimmt. Wenn dann möglichst viel Geld im Land bleibt (z.B. über Steuern) und vor allem einheimische Arbeiter die Produktion durchführen, dann ist das für mich die beste Variante.
Lieber Barbarossa,
aber ein privater Unternehmer nutzt die Resourcen bis auf geht nicht mehr aus und zahlt nur Hungerlöhne. :roll:
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Barbarossa
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dieter hat geschrieben: Lieber Barbarossa,
aber ein privater Unternehmer nutzt die Resourcen bis auf geht nicht mehr aus und zahlt nur Hungerlöhne. :roll:
Ja, weil er gezwungen ist, mindestens kostendeckend zu arbeiten. Ein Staatsunternehmen muß das nicht und darum ist das in den wenigsten Fällen so. Das bekommt im Notfall Zuschüsse vom Staat - von Steuergeldern. Das hatten wir alles schon und zwar nicht nur im Ostblock, sondern auch in Frankreich. Es führte immer in die roten Zahlen und belastete die Staatshaushalte.
Die Lösung kann nur eine staatlich gut regulierte Privatwirtschaft sein. Allerdings darf man an sowas keine Stümper ran lassen.
:roll:
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