11. September 1973: Blutiger Putsch gegen Salvador Allende

Zwei Supermächte stehen sich gegenüber: Vereinigte Staaten gegen die UdSSR

Moderator: Barbarossa

Benutzeravatar
Barbarossa
Mitglied
Beiträge: 15507
Registriert: 09.07.2008, 16:46
Wohnort: Mark Brandenburg

Am 11. September 2013 jährt sich der Putsch gegen Chiles Präsidenten Allende zum 40. mal. Hier in Ostdeutschland gibt es noch heute die Redewendung: "Ende mit Allende."
Nach einem Jahrzehnt unter christdemokratischer Präsidentschaft wurde 1970 der sozialistische Präsident Salvador Allende zum Präsidenten gewählt. Der Putsch des Generals Augusto Pinochet am 11. September 1973 leitete eine 17-jährige Diktatur und radikale marktorientierte Wirtschaftsreformen ein. Seit 1988 befindet sich Chile in der Transition zu einer Demokratie.
Quelle: http://de.m.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Chiles
Der drei Jahre zuvor demokratisch gewählte sozialistische Präsident Salvador Allende nahm sich das Leben, nachdem die Luftwaffe begonnen hatte, den Präsidentenpalast La Moneda zu bombardieren und Putsch-Militär in den Palast eingedrungen war.
(...)
Der Putsch wurde von den USA politisch und finanziell unterstützt, vor allem durch verdeckte Operationen der CIA.
(...)
Unmittelbar nach dem Putsch gab es die meisten Opfer, sowohl von Folterungen wie von politischen Morden. Allein am 11. September wurden 2.131 Menschen aus politischen Gründen verhaftet, bis Ende des Jahres waren es 13.364...
Quelle: http://de.m.wikipedia.org/wiki/Putsch_in_Chile_1973

Ich war damals noch zu jung, aber vielleicht erinnert sich der eine oder andere User noch daran?
Die Diskussion ist eröffnet!

Jedes Forum lebt erst, wenn Viele mitdiskutieren.
Schreib auch du deine Meinung! Nur kurz registrieren und los gehts! ;-)
Benutzeravatar
Peppone
Mitglied
Beiträge: 2414
Registriert: 30.04.2012, 18:41

Barbarossa hat geschrieben:Ich war damals noch zu jung, aber vielleicht erinnert sich der eine oder andere User noch daran?
War auch noch zu jung, aber vor kurzem hab ich - anlässlich des Jahrestages - wieder was über den Putsch gelesen.

Danach hatte Allende zwar Gutes im Sinn, hat es aber - im Nachhinein gesehen, wo man ja immer schlauer ist - falsch angefangen.
Die USA aus dem Rohstoffsektor rauszuschmeißen war mutig und wohl auch nötig, damit Chile übehaupt was von den eigenen Bodenschätzen hatte. Aber die Bodenreform war wohl nicht so ganz gerecht, und vor allem die Inflation, angeheizt durch "Guttaten" an den Armen auf Stsaatskosten, brach Allende dann letzten Endes wohl das Genick. Er hat wohl darauf vertraut, mit den Rohstoffeinnahmen seine Sozial- und Wohlfahrtspolitik finanzieren zu können.
Mal ganz davon zu schweigen, dass die USA taten, was sie konnten, um den Sozialisten Allende zu behindern.

Aber nun mal hypothetisch: Wie hätte Allende Erfolg haben können? Anfangs hat er ja ein beachtliches Wirtschaftswachstum erzielt. Ab wann fing es an, falsch zu laufen?

Beppe
Benutzeravatar
Barbarossa
Mitglied
Beiträge: 15507
Registriert: 09.07.2008, 16:46
Wohnort: Mark Brandenburg

Ich denke, das Hauptproblem war die Verstaatlichung der Wirtschaft. Das führte (logischerweise) zur Kapitalflucht und damit zu einer Hyperinflation. Hätte er eine Form der sozialen Marktwirtschaft eingeführt, hätte er Erfolg haben können.
Und vor allem hätte er alles unterlassen müssen, was ihn in Verdacht bringt, sich dem Ostblock zuzuwenden. Es war klar, daß die USA kein zweites Kuba zulassen konnten. Daß er sogar hier in der DDR geehrt wurde, spricht für sich.
Die Diskussion ist eröffnet!

Jedes Forum lebt erst, wenn Viele mitdiskutieren.
Schreib auch du deine Meinung! Nur kurz registrieren und los gehts! ;-)
Benutzeravatar
Vergobret
Mitglied
Beiträge: 424
Registriert: 08.05.2012, 23:27

Hast Du denn Ahnung von Chiles innenpolitischer und außenpolitischer Situation damals? So abseits von DDR-Ehrungen?
„In all den Jahren habe ich so viele junge Männer gesehen,
die der Meinung waren, auf andere junge Männer zuzulaufen.
Aber das stimmt nicht.
Sie liefen alle zu mir.“
so sprach der Tod

Aus „Die Bücherdiebin“
Benutzeravatar
Barbarossa
Mitglied
Beiträge: 15507
Registriert: 09.07.2008, 16:46
Wohnort: Mark Brandenburg

In Chile wird das so gewesen sein, wie auch im Rest von Lateinamerika. Die Länder standen unter einer starken wirtschaftlichen und damit auch politischen Abhängigkeit der USA.
Pinochet kam ja auch mit Hilfe der USA an die Macht.

Was fällt dir denn zu den Fragen von Beppe ein?
Die Diskussion ist eröffnet!

Jedes Forum lebt erst, wenn Viele mitdiskutieren.
Schreib auch du deine Meinung! Nur kurz registrieren und los gehts! ;-)
Benutzeravatar
dieter
Mitglied
Beiträge: 10152
Registriert: 29.04.2012, 09:48
Wohnort: Frankfurt/M.

Der entscheidente Punkt dürfte gewesen sein, dass die Amis keine sozialistische Regierung in ihrem Hinterhof haben wollten. Deswegen der Putsch der Militärs. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
RedScorpion

Man muss da imho schon a bisserl differenzieren, der Gerechtigkeit willen.

Was Barbarossa oben schreibt, ist nicht völlig aus der Luft gegriffen, auch nicht gerade auf sozialistischem bzw. in der Reaktion anti-sozialistischem Mist gewachsen. Allende hatte die Weichen für ein wirtschaftliches und teilweise auf gesellschaftliches Experimentierfeld umgestellt (was ja auch von Pinochet - Stichwort "Chicago Bulls" - prinzipiell auch so gehandhabt bzw. "beibehalten" wurde).

Schade, dass es nicht mehr zu einem echten Prozess gegen Pinochet gekommen ist, denn das hätte mitunter für ein bisschen mehr Klarheit gesorgt. Sicherlich war er alles andere als ein Waisenknabe, und die Toten und alle Verwicklungen der und um die Diktatur (CIA, Colonia Dignidad usw.) aus den Jahren sprechen für sich; aber man muss der Gerechtigkeit halber dazusagen, dass Abgründe vom Kaliber Argentiniens z.B. nicht erreicht wurden (Pinochet war kein Galtieri und kein Videla),

und sich Pinochet auch nicht um seine Rolle gerissen hat (OK; hatte Franco auch nicht, aber andere eben halt schon, die also viel mehr Entscheidungsfreiheit und Alternativen hatten).



LG
ehemaliger Autor K.

Ich kann mich derzeit nicht um das Forum kümmern, aber als ich sah, dass es um den Putsch in Chile ging und die meisten Teilnehmer damals zu jung waren, habe ich kurz in mein Tagebuch geguckt, denn ich war damals nicht zu jung, sondern Mitte Zwanzig und außerdem zwei Jahre nach dem Militärputsch auch in Chile gewesen. Hier kurz meine Erinnerungen:

Ich kam damals mit dem Bus von Mendoza in Argentinien über einen vereisten Andenpass nach Chile. Man muss durch einen langen Tunnel fahren, dann ist man dort. Die Grenzformalitäten waren nur flüchtig und schnell erledigt, dann ging es langsam in Serpentinen hinunter in das Tal, in dem Santiago liegt. Die Stadt war so wie alle südamerikanischen Städte, mit einem quadratischen Grundriss, einem vornehmen Geschäftsviertel mit alten Kolonialbauten und ausgedehnten Slumgürteln am Rande der Stadt.

In den Straßen sah man viele Soldaten mit Maschinenpistolen, von denen man häufiger angehalten und durchsucht wurde. Das war damals aber in Lateinamerika normal, in fast jedem Land herrschten die Militärs und überall blickte man in Gewehrläufe, in Bolivien, Peru, Uruguay, auch in den Scheindemokratien von Kolumbien oder Venezuela. Ungewöhnlich war lediglich die nächtliche Ausgangssperre von ein Uhr bis fünf Uhr morgens. In dieser Zeit durfte man auf keinen Fall die Straße betreten, die Soldaten hatten Schießbefehl. Von meinem Hotelzimmer aus konnte ich nachts die Patrouillen beobachten. Tagsüber fuhren in der Stadt schwarze Limousinen mit abgedunkelten Fenstern und ohne Nummernschilder. Dies war die gefürchtete Geheimpolizei.

Da ich mich aufgrund meiner Spanischkenntnisse recht gut mit der Bevölkerung unterhalten konnte, kam ich mit vielen Leuten ins Gespräch, allerdings redete man tunlichst nicht über Politik. Mich wunderte der Warenmangel in der Stadt, in den meisten Läden sah man vorwiegend nur Bilder von Pinochet und die chilenische Flagge. Die meisten Waren wurden unter dem Tisch gehandelt und nur gegen Dollars verkauft. Eigentlich verboten, trotzdem machte es jeder. Der chilenische Peso war praktisch wertlos, die Junta druckte pausenlos Geld und überflutete das Land mit wertlosen Scheinen. Zwar machte das Land durch Exporte wieder Gewinne, viele Betriebe, die Allende verstaatlicht hatte, waren wieder privatisiert worden, doch das ganze Geld war in den Händen der Generäle und einiger reicher Familien „verschwunden“, der Staat war offiziell pleite und druckte ununterbrochen Geld. In den Lebensmittelgeschäften schrieben die Händler auf Schiefertafeln jeden Tag die neuen Preise für Lebensmittel mit Kreide auf und korrigieren sie ständig nach oben. In den Restaurants musste man auch immer nach den derzeit aktuellen Preisen erst einmal die Kellner fragen. Die eigentliche Währung war der Dollar und eigentlich wollte auch jeder nur mit Dollars bezahlt werden.

Die Junta selbst hatte sich mitten in Santiago in einem schwer bewachten Hochhaus verschanzt. Von dem Präsidentenpalast hatte man die Fassade wieder errichtet, doch von einem Hügel aus konnte man sehen, das er im Innern vollständig durch das Bombardement 1973 zerstört worden war und die Junta hatte es 1975 noch immer nicht reparieren lassen.

Ich hatte den Eindruck, dass die Hälfte der Bevölkerung für die Militärs, die andere Hälfte gegen die Generäle war. Die späteren Wahlen zeigten ja auch, dass diese Einschätzung von mir auch weitgehend richtig war, auch wenn ich sie damals nur dunkel erahnte.

Ein deutscher Hotelmanager, den ich in Santiago kennenlernte, lud mich ein, in den „Kleinen Süden“, die chilenische Schweiz, zu fahren, eine wunderschöne Gegend, bestehend aus lauter Seen, Bergen und Wäldern. Dort leben sehr viele Nachfahren deutscher Einwanderer, nicht wenige von ihnen waren Großgrundbesitzer, betrieben Getreideanbau, Viehzucht und Milchwirtschaft.

Hier war die Welt irgendwie im 19.Jahrhundert stehengeblieben, so musste es früher auf den Gütern der ostelbischen Junker zugegangen sein. Die Leute merkten schnell, dass ich nicht vom „Stand“ war, bemühen sich aber, mir die aristokratische Lebensweise beizubringen. Ich musste mich zunächst an die vielen dienstbaren Geister gewöhnen, die einem praktisch jeden Handgriff abnahmen. Dann ritten wir zu den Dörfern des „Personals“ (Das Reiten hatte ich glücklicherweise in Deutschland gelernt) und bewachten die täglichen Arbeiten. Das „Personal“ kam aus allen möglichen Ecken von Chile, viele gehörten zu den Mapuche Indianern, denen vor den Europäern das ganze Land gehört hatte. Die Verhältnisse waren patriarchalisch, aber die Grundbesitzer waren nicht unfreundlich oder herrisch.

Die politischen Ansichten dieser „Aristokratie“ standen irgendwo zwischen Heinrich Himmler und Dschingis Khan, aber ich möchte ihnen nichts Böses nachsagen. Sie waren zu mir sehr liebenswürdig und nett. Selbstverständlich waren sie Anhänger von Pinochet und freuten sich darüber, dass die Bodenreform von Allende nun doch nicht stattfand. (Ich persönlich bin auch nicht unbedingt für so etwas. Die Aufteilung gut geführter Großbetriebe in häufig unwirtschaftliche Kleinbetriebe ist oft nicht sinnvoll und die Deutschen wirtschafteten sehr gut, soweit ich es beurteilen konnte).

Nun gut, die schöne Zeit war leider viel zu schnell vorbei. Von Santiago aus fahr ich nach Peru, zunächst an den Grenzort Arica. Man fährt endlos lange durch die Atacama Wüste, westlich sieht man die Wellen des Pazifik, östlich die Ausläufer der Anden, dazwischen ein Stück unansehnliches Land aus Staub und Geröll, die Atacama, nicht sehenswert und spätestens nach einer Stunde unglaublich langweilig. Und in dem Bus fuhr auch eine lärmende Schulklasse aus Deutsch-Chilenen, die Lehrer beklagten sich stundenlang darüber, dass die jungen Männer in Deutschland jetzt so ungepflegt aussehen mit ihren langen Haaren und Willy Brandt war ihrer Ansicht nach ein Kommunist. Glücklicherweise verkaufte die Busgesellschaft nur so viele Tickets, wie auch Sitzplätze vorhanden waren, sonst werden in Südamerika die Busse gnadenlos vollgestopft und man ist so eingeklemmt, das man sich kaum bewegen kann. Das kann bei einer Fahrt von 48 Stunden, so lange dauerte es bis nach Peru, ganz schön lästig werden.

Der Grenzübertritt nach Peru war wieder unproblematisch, doch in dem Nachbarland hatte gerade wieder einmal das Militär geputscht, ein General hatte einen Nebenbuhler gestürzt und pausenlos verkündete das Radio „Viva la Revolution!“ Dass so ein Putsch keine Revolution ist, wusste hier jeder. Niemand achtete auf das Geplärre und die patriotischen Lieder.
Benutzeravatar
Barbarossa
Mitglied
Beiträge: 15507
Registriert: 09.07.2008, 16:46
Wohnort: Mark Brandenburg

Vielen Dank Karlheinz für die geschilderten Eindrücke.
:)
Die Diskussion ist eröffnet!

Jedes Forum lebt erst, wenn Viele mitdiskutieren.
Schreib auch du deine Meinung! Nur kurz registrieren und los gehts! ;-)
Benutzeravatar
Peppone
Mitglied
Beiträge: 2414
Registriert: 30.04.2012, 18:41

Barbarossa hat geschrieben:Hätte er eine Form der sozialen Marktwirtschaft eingeführt, hätte er Erfolg haben können.
Wäre das im damaligen Chile überhaupt möglich gewesen? Zur sozialen Marktwirtschaft gehören m.E. unbedingt Abgaben einer breiten Schicht von Verdienenden, und das bedeutete im damaligen Chile, von Grundbesitzern, die wiederum in erster Linie Großgrundbesitzer waren. Das waren aber nur wenige, und die werden wohl freiwillig nichts hergegeben haben (siehe das Post von Karlheinz). Im Allende-Chile gab es keinerlei "breite" Schicht von Menschen, die zu Abgaben fähig gewesen wären.
Also musste Allende die Schicht der Grundbesitzer verbreitern, per Landumverteilung. Das aber brachte viele Kleinbauern, die wiederum eher Förderung als Abgaben brauchten. Nach einer längeren Anlaufphase wäre von denen vielleicht abgabenmäßig was zu holen gewesen, aber die Zeit hatte Allende nicht...
Barbarossa hat geschrieben:Und vor allem hätte er alles unterlassen müssen, was ihn in Verdacht bringt, sich dem Ostblock zuzuwenden. Es war klar, daß die USA kein zweites Kuba zulassen konnten. Daß er sogar hier in der DDR geehrt wurde, spricht für sich.
Wer in der DDR und im Ostblock so alles geehrt wurde, hatte viel damit zu tun, ob jemand für oder gegen die USA bzw. die UdSSR war und wenig damit, wie fähig er als Staatslenker tatsächlich war. Umgekehrt war´s im Westen ja genauso.

Und an wen hätte sich Allende denn wenden sollen? Der US-Block war ihm verschlossen, Hilfe aber brauchte er, also blieb ihm - abgesehen von seiner sozialistischen Überzeugung - gar nichts anderes übrig, als sich am sozialistischen Block zu orientieren...
Im Endeffekt haben es sich die USA selber zuzuschreiben, dass Chile aus ihrem Einflussbereich verschwand. Hätten sie Allende nicht so ideologisch abgelehnt, wäre Chile vielleicht irgendwo zwischen dem US-Block und dem sowjetisch dominierten Block geblieben, eventuell mit tatsächlich so was Ähnlichem wie sozialer Marktwirtschaft, aber da ließen die USA nicht mit sich reden. Entweder rein kapitalistisch oder gar nicht.
Auf dem Mittelweg wäre Chile für sich allein geblieben, und damit wäre Allendes Experiment von vorneherein zum Scheitern verurteilt gewesen...

Beppe
Benutzeravatar
dieter
Mitglied
Beiträge: 10152
Registriert: 29.04.2012, 09:48
Wohnort: Frankfurt/M.

Peppone hat geschrieben:
Barbarossa hat geschrieben:Und vor allem hätte er alles unterlassen müssen, was ihn in Verdacht bringt, sich dem Ostblock zuzuwenden. Es war klar, daß die USA kein zweites Kuba zulassen konnten. Daß er sogar hier in der DDR geehrt wurde, spricht für sich.
Wer in der DDR und im Ostblock so alles geehrt wurde, hatte viel damit zu tun, ob jemand für oder gegen die USA bzw. die UdSSR war und wenig damit, wie fähig er als Staatslenker tatsächlich war. Umgekehrt war´s im Westen ja genauso.

Und an wen hätte sich Allende denn wenden sollen? Der US-Block war ihm verschlossen, Hilfe aber brauchte er, also blieb ihm - abgesehen von seiner sozialistischen Überzeugung - gar nichts anderes übrig, als sich am sozialistischen Block zu orientieren...
Im Endeffekt haben es sich die USA selber zuzuschreiben, dass Chile aus ihrem Einflussbereich verschwand. Hätten sie Allende nicht so ideologisch abgelehnt, wäre Chile vielleicht irgendwo zwischen dem US-Block und dem sowjetisch dominierten Block geblieben, eventuell mit tatsächlich so was Ähnlichem wie sozialer Marktwirtschaft, aber da ließen die USA nicht mit sich reden. Entweder rein kapitalistisch oder gar nicht.
Auf dem Mittelweg wäre Chile für sich allein geblieben, und damit wäre Allendes Experiment von vorneherein zum Scheitern verurteilt gewesen...

Beppe
Lieber Beppe,
deswegen war Allendes Regierung von vornherein zum Scheitern verurteilt, die Amis hätten nur abwarten müssen. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Benutzeravatar
Peppone
Mitglied
Beiträge: 2414
Registriert: 30.04.2012, 18:41

dieter hat geschrieben: deswegen war Allendes Regierung von vornherein zum Scheitern verurteilt, die Amis hätten nur abwarten müssen. :wink:
Welchen Grund meinst du jetzt konkret?
Von vorneherein zum Scheitern verurteilt würde ich so jetzt auch nicht sagen. Hätten die Putschisten nicht den Rückhalt der USA gehabt, hätten sie vielleicht auch nicht geputscht. Rund um Chile herum gab es zwar lauter Militärdiktaturen, von daher war ein Putsch nicht sooo unwahrscheinlich, aber auch diese Putsche, die Südamerika in einen Kontinent des Militärs verwandelten, fanden ja mit Rückendeckung durch die USA statt bzw. die Juntas konnten sich dank der USA halten.

Hätte also Chile einen Rückhalt im Sowjetblock gehabt und die USA tatsächlich nur abgewartet, ohne selber was zu unternehmen, hätte es sein können, dass Allendes Schicksal ganz anders ausgesehen hätte.
Er hätte wahrscheinlich schon heftigen Gegenwind von den Chilenischen Großgrundbesitzern und Konservativen bekommen, aber vielleicht hätte er den "abwettern" können, wer weiß.

Beppe
Benutzeravatar
Barbarossa
Mitglied
Beiträge: 15507
Registriert: 09.07.2008, 16:46
Wohnort: Mark Brandenburg

Nein, mit euren Szenarien "einfach nur abwarten" oder "die USA hätten Allende nicht ideologisch ablehnen sollen" kann ich nicht wirklich mitgehen. Das ist für diese Zeit zu kurz gedacht. Der Kalte Krieg wurde mit unglaublich harten Bandagen geführt und an zahlreichen Stellen der Welt wurde er eben doch heiß. Und es war ganz eindeutig ein Kampf der Ideologien und wenn Allende sich dem linken Lager zuordnete und die Wirtschaft ebenso verstaatlichte, wie es in den Ostblock-Staaten üblich war, dann mußte die USA handeln. Wahrscheinlich war der Putsch noch die mildere Variante. Es hätte im ungünstigeren Fall auch gut zu einem Bürgerkrieg wie in Nikaragua kommen können.
Die Diskussion ist eröffnet!

Jedes Forum lebt erst, wenn Viele mitdiskutieren.
Schreib auch du deine Meinung! Nur kurz registrieren und los gehts! ;-)
RedScorpion

Sehe ich ähnlich.

"Abwarten" heisst mitunter, auf den Tod zu warten.
Das geht nicht.

Zumal ja Chile ein gutes Beispiel dafür ist, wie ein Land den wirtschaftlichen Aufschwung stemmen kann. Ich denke bzw. hoffe, die Favelas, von denen KH schreibt, sind grossteils der Vergangenheit zugehörig.

Pinochet hat auch wirtschaftlich bestimmt nicht alles richtig gemacht (nochmal Stichwort Friedman), aber auch nicht alles total falsch.


LG
Benutzeravatar
Peppone
Mitglied
Beiträge: 2414
Registriert: 30.04.2012, 18:41

Barbarossa hat geschrieben:Das ist für diese Zeit zu kurz gedacht.
Realistisch ist es nicht, da stimme ich zu. Ich habe ja auch nur ein "was wäre gewesen wenn"-Szenario versucht.Dass keine der beiden Seiten des Kalten Krieges Anfang der 70er einen Staat wie Chile einfach so vor sich hinwurschteln lassen, war jedem klar. Deswegen hat sich Allende ja auch an den sowjetischen Block angelehnt.
Was er aufgrund seiner politischen Überzeugung ohnehin gemacht hätte...

Beppe
Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag

Zurück zu „Der Kalte Krieg“