Sozialismus und Antisemitismus

Zwei Supermächte stehen sich gegenüber: Vereinigte Staaten gegen die UdSSR

Moderator: Barbarossa

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Marek1964
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Einen prominenten Fall vom verdeckten Antisemitismus in der kommunistischen Tschechoslowakei war der Fall Slánský. Slánský, zuletzt Generalsekräter der KPČS, der selbst Prozesse mit anschliessenden Justizmorden inszenierte (bekannteste Fälle waren Milada Horáková und Helidor Pika), wurde schliesslich 1952 selbst Opfer eines Schauprozesses, bei dem er spektakulär alles "gestand", aber ihn das trotzdem nicht vor der Hinrichtung bewahrte.

Was hat das mit dem Antisemitismus zu tun - nun, Slánský und die meisten seiner Mitangeklagten waren Juden. Das machte sie zu idealen Verschwörern.

In der Zeit des Prager Frühlings wurde dann ein Film gedreht, der Ucho (Ohr) hiess und neben Abhörmethoden der StB (tsch. Stasi) auch die Hausdurchsuchung von Slánský (resp. einer Figur) streifte. Dabei sagt ein Geheimdienstmann zu einem observierten (der aber auch Kommunist ist und am Ende des Films Minister wird): "Naja, er ist Jude. Das musste ihm doch klar sein, wie das endet. Also, ich bin schon nicht für Hitler, aber das mit den Juden, das hat er verstanden." Der observierte nickt beifällig.

Dieser Film wurde, so kann ich mich erinnern, Anfang der 90er Jahre auch im Deutschen Fernsehen gezeigt.

http://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Sl%C3%A1nsk%C3%BD

http://www.moviepilot.de/movies/das-ohr
http://en.wikipedia.org/wiki/Ucho

http://de.wikipedia.org/wiki/Milada_Hor%C3%A1kov%C3%A1
http://de.wikipedia.org/wiki/Heliodor_P%C3%ADka
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dieter
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Lieber Marek,
auch Stalin soll Antisemit gewesen sein. Bei den Kommunisten war wahrscheinlich der Antisemitismus gang und gäbe. :wink: :mrgreen:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Spartaner
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Peppone hat geschrieben:
Aneri hat geschrieben:Ich würde sagen, nicht nur unterstellt, es war wirklich so. Die Gründe liegen auf auf der Hand, wenn auch von Historikern nicht hervorgehoben werden. Ich z.B. durch Zufall erführ, dass die Juden vor Revolution nur in bestimmten Gebieten wohnen dürften.
Meines Erachtens liegen die Gründe auch noch woanders: In dem von dir schon erwähnten Intellektualismus der Juden.
Thora-Studium (und wenn nur durch Zuhören in der Synagoge) gehörte zum Judentum schon immer dazu, und in vielen Familien (denen, die es sich leisten konnten) achtete man darauf, dass der Nachwuchs auch sonst eine gute Bildung erhielt.
Überall auf der Welt fühlten sich die Intellektuellen vom Sozialismus/Kommunismus angezogen. Warum also nicht auch die Juden? Als sie in der Sowjetunion die Gelegenheit erhielten, machten sie begeistert mit bei der Revolution und beim Aufbau des Sozialismus. Das war auch in Deutschland so, was dazu führte, dass Hitler relativ zwanglos den Kampf gegen den Bolschewismus in seinen Kampf gegen die Juden integrieren konnte.
Ich denke, das ist auch zu pauschal . Das kann keine Erklärung dafür sein. In Polen waren die Juden bettelarm. Man kann nicht behaupten, dass Juden über mehr intelligenz als die Polen verfügten. Auch waren sie nicht allzusehr in intellektuellen Berufen vertreten. Vor 1945 waren viele polnische Juden bettelarm. Viele Juden trieben Handel . Die leipziger Messe war für Juden ein beliebter Handelsort für ihre Waren.
Der Hass auf die Juden hatte vielerei Gründe . Ein Grund ist hier ganz trefflich beschrieben.
"Während des Mittelalters befanden sich die Juden gewissermaßen in einem Teufelskreis: Sie durften weder Land besitzen noch verkaufen und sie durften keine christlichen Berufe ausüben. Somit war ihre Tätigkeit zwangsweise auf das Geldleihgeschäft, vor allem in den Städten, beschränkt. Ein Grund dafür war auch, dass für Juden nicht das von der Kirche verkündete Kanonische Zinsverbot galt, das den Christen das Ausleihen von Geld gegen Zinsen untersagte.
Da die Juden keine Verluste erleiden wollten und das Geldleihgeschäft risikoreich war, verlangten sie z.T. erhebliche Zinsen. Deshalb wurde ihnen Wucherei nachgesagt, was die religiöse Abneigung gegen sie zusätzlich verschärfte. Aus diesem Vorwurf heraus, verfolgte man die Juden. Diese waren nun gezwungen sich Schutz zu suchen. Die Fürsten nutzten ihre schlechte Situation aus, und boten den Juden für große Geldsummen Zuflucht.
So musste z.B. allein die jüdische Gemeinde in Leipzig 450 Gulden Schutzgeld zahlen. Dadurch mussten die Juden ihre Zinsforderungen erhöhen, was den Hass der Christen abermals verstärkte. Die Juden waren allgemein nicht sehr angesehen, oftmals lebten sie am Rande der Städte in separaten Quartieren. Sie waren im Mittelalter für alles die Sündenböcke: Sie wurden des Kindermordes und der Hostienschändung beschuldigt. 1349 wurden Juden in Leipzig verfolgt und getötet, weil sie angeblich die Brunnen vergiftet hatten und dadurch die Pest ausgebrochen ist. Judenverbrennungen fanden 1349 auch in Dresden und Meißen statt.
http://judentum-projekt.de/geschichte/r ... index.html

In Polen vor 1945 lebten viele Juden denoch knapp über den Existenzminimum.
Die Mehrheit der polnischen Juden war bettelarm.
Ein deutscher Beamter schreibt 1941 in seinem Tagebuch über den Lubliner Distrikt:
"An Mittellosigkeit steht die Millionenmasse der Juden in nichts den Millionen ärmster Kleinbauern nach. Beide kennen nur ein Leben gefährlich an der Grenze des Existenzminimums. Nur generationenlang anerzogene Genügsamkeit gab ihnen den schmalen Lebensraum, der gerade noch ausreichte, daß sie sich fortpflanzten und die neue Generation in gleicher Bedürftigkeit und Kargheit aufzogen. Beim Juden ist es Handwerk und Handel, die den Broterwerb einengen. Dutzende von Schneidern und Schustern sitzen aufeinander und teilen die gering anfallende Arbeit kaufarmer Kunden.
" "Doch waren Juden auch unterJuristen und Ärzten vertreten. Gerne wollte man in ihnen nur die Bankiers der Hochfinanz sehen." http://www.wisent.ch/pdf/Centrel/lublin ... MUtTFE8118
Peppone hat geschrieben: Meines Erachtens liegen die Gründe auch noch woanders: In dem von dir schon erwähnten Intellektualismus der Juden.
Thora-Studium (und wenn nur durch Zuhören in der Synagoge) gehörte zum Judentum schon immer dazu, und in vielen Familien (denen, die es sich leisten konnten) achtete man darauf, dass der Nachwuchs auch sonst eine gute Bildung erhielt.
Überall auf der Welt fühlten sich die Intellektuellen vom Sozialismus/Kommunismus angezogen. Warum also nicht auch die Juden? Als sie in der Sowjetunion die Gelegenheit erhielten, machten sie begeistert mit bei der Revolution und beim Aufbau des Sozialismus
Dass der Sozialismus den Juden nun die Befähigung gab sich besser zu entfalten , das mag vielleicht so sein. Jedoch bezweifle ich, dass Juden irgentwelche intellektuellen Vorteile nach 1945 in Polen hatten.
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Barbarossa
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dieter hat geschrieben:Lieber Marek,
auch Stalin soll Antisemit gewesen sein. Bei den Kommunisten war wahrscheinlich der Antisemitismus gang und gäbe. :wink: :mrgreen:
Nach meinen Beobachtungen eigentlich nicht. Aber sie hatten etwas gegen jegliche Religionen, denn die waren nach deren Ansicht "Opium für's Volk". Religionen standen der eigenen marxistisch-leninistischen Ideologie entgegen und ließ sich schecht dort integrieren. Die CDU(-Ost) muss man eher als gescheiterten Versuch sehen, genau dies zu tun.
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Lia

Spartaner hat geschrieben:Dass der Sozialismus den Juden nun die Befähigung gab sich besser zu entfalten , das mag vielleicht so sein. Jedoch bezweifle ich, dass Juden irgentwelche intellektuellen Vorteile nach 1945 in Polen hatten.
Entfaltung ja, direkte Vorteile eher nicht, war der Tenor aus Diskussionen mit polnischen, auch jüdischen Kommilitonen in den 80er Jahren. Dem standen der alt eingeübter Anti-Semitismus, die Religionsfeindlichkeit des Sozialismus und der Katholizismus entgegen. Letzterer überlebte in Polen auch unter dem sozialistischen Regime und durchaus noch mit alten anti-semitischen Tendenzen.
Russland:
Religion ist Opium fürs Volk, traf die orthodoxe Kirche ebenso wie das Judentum, weil jede Religion als Gefahr für die Durchsetzung sozialistischer/kommunistischer Ideen galt.
Dennoch- und das nun auch aus oral family- history- überlebte auch in Russland der orthodoxe Glaube still und verheimlicht- und durchaus verknüpft mit Anti-Semitismus., denn die orthodoxe Kirche kannte theologisch begründeten Anti-Semitismus.
Oder besser: Der theologisch begründete Anti-Judaismus wurde zum Anti-Semitismus bei den "einfachen" Gläubigen.
(Heute argumentieren führende Köpfe der orthodoxen Theologie etwas anders, sehen Orthodoxie und Judentum enger verbunden denn je, grob gesagt.)
Wurzeln und Ursachen des Anti-Semitismus: Wurden hier schon zahlreich benannt, ließe sich in " lang erlernter Abwehr" und "geförderter Abwehr " gegen eine Gruppe, die immer fremd blieb- oder erschien, zusammenfassen.
In ihrer Andersartigkeit, ob nun armer Jude im Kaftan oder reicher Jude oder intellektueller Jude: Es war "bequem", über Jahrhunderte, Juden als Quelle allen Übels anzuklagen, wurde gerade eine solche gebraucht. Die Kirche(n) taten ein übriges mit ihrer Argumentation gegen die Christus-Mörder.)
Anti-Semitismus im Sozialismus ist kein Widerspruch, war man doch grundsätzlich gegen jede Religion, die immer auch Abweichung von der Norm bedeuten konnte, war anti-katholisch, anti-orthodox, nicht aber spezifisch und nur anti-semitisch.
Wenn Stalin Sündenböcke und Opfer brauchte, fand er sie überall.
Als nach dem Fall des eisernen Vorhangs viele Juden aus Russland, Belarus und anderen anderen Teilen der ehemaligen SU auswanderten, viele ausgerechnet nach Deutschland, hatte das nicht nur etwas mit der Hoffnung auf Wohlstand zu tun, denn nach dem Zusammenbruch flackerte der bis dahin unterdrückte Anti-Semitismus in der Bevölkerung wieder auf, bis hin zu Handgreiflichkeiten und Ausgrenzung, wie sie unter dem alten System eben nicht üblich gewesen waren.
Es wird noch langer Wege und vieler rationaler Auseinandersetzungen mit dem Anti-Semitismus bedürfen, bis die Hirne "umprogrammiert" sind.
Nicht " die Juden" in ihren tatsächlichen oder angenommenen Anderssein sind Ursache, sondern das Bild, das über zwei Jahrtausende in die Köpfe der Menschen geprägt, um nicht zu sagen, gehämmert wurde.
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dieter
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Barbarossa hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:Lieber Marek,
auch Stalin soll Antisemit gewesen sein. Bei den Kommunisten war wahrscheinlich der Antisemitismus gang und gäbe. :wink: :mrgreen:
Nach meinen Beobachtungen eigentlich nicht. Aber sie hatten etwas gegen jegliche Religionen, denn die waren nach deren Ansicht "Opium für's Volk". Religionen standen der eigenen marxistisch-leninistischen Ideologie entgegen und ließ sich schecht dort integrieren. Die CDU(-Ost) muss man eher als gescheiterten Versuch sehen, genau dies zu tun.
Lieber Barbarossa,
da bin ich aber beruhigt. :wink: :mrgreen: Strenggläubige Juden dürften sowieso keine Kommunisten gewesen sein. :wink:
Zuletzt geändert von dieter am 30.05.2014, 13:10, insgesamt 1-mal geändert.
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dieter
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Lia hat geschrieben:[Wenn Stalin Sündenböcke und Opfer brauchte, fand er sie überall.
Als nach dem Fall des eisernen Vorhangs viele Juden aus Russland, Belarus und anderen anderen Teilen der ehemaligen SU auswanderten, viele ausgerechnet nach Deutschland, hatte das nicht nur etwas mit der Hoffnung auf Wohlstand zu tun, denn nach dem Zusammenbruch flackerte der bis dahin unterdrückte Anti-Semitismus in der Bevölkerung wieder auf, bis hin zu Handgreiflichkeiten und Ausgrenzung, wie sie unter dem alten System eben nicht üblich gewesen waren.
Es wird noch langer Wege und vieler rationaler Auseinandersetzungen mit dem Anti-Semitismus bedürfen, bis die Hirne "umprogrammiert" sind.
Liebe Lia,
ich bezweifele, dass sich Hirne "umprogramieren" lassen. Der Mensch ist keine Maschine, auch kein Computer und läßt sich deshalb auch nicht umprogrammieren. :roll:
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Liebe Lia , den Beitrag finde ich außerordentlich gut geschrieben und bekommt meine volle Zustimmung. Wäre vielleicht nur noch anzumerken, dass im Sozialismus speziell in der ehemaligen DDR die Juden in den ersten Jahren verfolgt wurden. Stalin sah in den Juden Konterrevolutionäre . Was der Auslöser eines solchen Denkens war, ist fraglich. Nach den Hinrichtungen und Verfolgungen von Juden in der Sowjetunion, flohen aufgrund der Repression viele Juden aus der DDR in die Bundesrepublik. Die jüdische Gemeinden in der DDR waren zusammengeschrumpft und hatten allenfalls nur noch Symbolcharakter.
"Nach dem Tod des Parteiführers Josef Stalin am 5. März 1953 endete die Diskriminierung der Juden in der DDR. Polizeiaktionen und Verfolgungen wurden eingestellt, inhaftierte Gemeindemitglieder freigelassen und die Mehrheit der jüdischen Ex-Parteimitglieder rehabilitiert. Die zahlenmäßig kleiner gewordenen Gemeinden erhielten Zahlungen für die Erneuerung der Synagogen, zum Unterhalt eines Altersheims, einer koscheren Metzgerei und für die Instandhaltung des jüdischen Friedhofs in Berlin-Weißensee. Seit 1961 erschien das Nachrichtenblatt als Informationsorgan der Jüdischen Gemeinde in der DDR."
Die Zuwendungen für die Juden und auch die Trauerfeierlichkeiten um die jüdischen Opfer des 2. Weltkrieges wurden meist zu PR-Aktionen gegenüber dem Ausland und der eigenen Bevölkerung. Man wollte suggerieren, wie judenfreundlich man doch sei. In Wirklichkeit war das Verhältnis zu den Juden speziell wegen der Nähe Israels zu den USA und der Verfeindung der Jsraelis mit den angeblich "soziallismusnahen revolutionären Palistinensern" von Argwohn und Misstrauen geprägt.
http://www.zentralratdjuden.de/de/topic ... r-ddr.html
Lia

Danke für ausführlichen Erläuterungen konkret zum Anti-Semitismus in der DDR/SU, der unter anderen Vorzeichen, bzw. anderer Motivation stand. Der Unterschied zwischen ideologischem Misstrauen und religiöser Ablehnung gepaart mit aus Rassismus geborenem Hass ist sicherlich zu konstatieren, Anti-Semitismus bleibt es.
Macht es nicht einfacher, die eingeprägten Denk- und Verhaltensweisen zu beseitigen.
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dieter
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Liebe Lia,
wie kann es in der DDR/SU einen Rassismus geben :?: Wir stammen alle vom Homo sapien sapiens ab. Es darf also im Kommunismus diese "eingeprägten Verhaltensweisen" nicht geben. :wink:
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ehemaliger Autor K.

Einen üblen Ausbruch von Antisemitismus gab es kurz vor Stalins Tod März 1953 in der Sowjetunion. In einem Artikel in der Prawda erschien im Januar ein Bericht, in dem von einer Ärzte-Verschwörung die Rede war. Führende Mediziner jüdischer Abstammung hätten geplant, Mitglieder des Politbüros einschließlich Stalin selbst zu vergiften. Sie hätten dies im Auftrag amerikanischer und israelischer Zionisten gemacht. 37 Personen wurden verhaftet, einige von ihnen hingerichtet, die diplomatischen Beziehungen zu Israel abgebrochen. Ursprünglich hatte die Sowjetunion die israelische Unabhängigkeit unterstützt, doch als Israel auf die amerikanische Karte setzte, änderte sich Moskaus Politik.

Nach Stalins Tod wurden die unsinnigen Beschuldigungen aufgegeben, die Ärzte-Verschwörung als Phantasieprodukt stillschweigend zu den Akten gelegt, Beschuldigte wieder freigelassen. Offensichtlich plante Stalin eine Neuauflage der Säuberungen von 1936-1939, die durch seinen Tod verhindert wurden.

In der Zeit von Januar bis März 1953 konnte man viele antisemitische Äußerungen in der sowjetischen Presse finden, es war die Rede von jüdischen Kosmopoliten, bürgerlichen, zionistischen Elementen usw.
Lia

Wieder Bürger jüdischen Glaubens als Sündenböcke, weil es ja politischen Hintergrund gab, gerade diese als amerikanische Kollaborateure vorzuschieben.
Meine Schwiegermutter 2, Russin aus gehobener Familie, erzählte, wenn sie denn über ihre Lebenzeit in Russland sprach, dass zur Zeit der Kulakenverfolgung Juden, die absolut keine Kulaken waren, gleich mit ermordet wurden und es ihrem Vater, der Arzt war, grundsätzlich verboten war, Juden zu behandeln.
Die Augenzeugen- oder zumindest direkte Erfahrungsaussage passt dann zu Deinen Nachkriegsbericht.
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dieter
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Karlheinz hat geschrieben:Einen üblen Ausbruch von Antisemitismus gab es kurz vor Stalins Tod März 1953 in der Sowjetunion. In einem Artikel in der Prawda erschien im Januar ein Bericht, in dem von einer Ärzte-Verschwörung die Rede war. Führende Mediziner jüdischer Abstammung hätten geplant, Mitglieder des Politbüros einschließlich Stalin selbst zu vergiften. Sie hätten dies im Auftrag amerikanischer und israelischer Zionisten gemacht. 37 Personen wurden verhaftet, einige von ihnen hingerichtet, die diplomatischen Beziehungen zu Israel abgebrochen. Ursprünglich hatte die Sowjetunion die israelische Unabhängigkeit unterstützt, doch als Israel auf die amerikanische Karte setzte, änderte sich Moskaus Politik.

Nach Stalins Tod wurden die unsinnigen Beschuldigungen aufgegeben, die Ärzte-Verschwörung als Phantasieprodukt stillschweigend zu den Akten gelegt, Beschuldigte wieder freigelassen. Offensichtlich plante Stalin eine Neuauflage der Säuberungen von 1936-1939, die durch seinen Tod verhindert wurden.

In der Zeit von Januar bis März 1953 konnte man viele antisemitische Äußerungen in der sowjetischen Presse finden, es war die Rede von jüdischen Kosmopoliten, bürgerlichen, zionistischen Elementen usw.
Lieber Karlheinz,
die Menschen lernen anscheinend nie. :evil: :twisted:
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Lia

Gab es dennn schon immer durch die orthodoxe Kirche gefördertene Anti-Semitismus, so war die grausame physische Verfolgung und Ermordung unter Stalin für viele Sowjet-Bürger vielleicht gar nicht so "unverständlich", wobei vermutlich sowieso jeder Angst hatte, der nächste zu sein, ob Jude oder nicht.
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dieter
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Liebe Lia,
dann ist die Orthodoxe Kirche nicht aus dem Mittelalter rausgekommen, wo ja in den christlichen Kirchen die Juden als Mörder von Jesus hingestellt wurden. :roll:
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