25./26. 12. 1979: Einmarsch der Roten Armee in Afghanistan

Zwei Supermächte stehen sich gegenüber: Vereinigte Staaten gegen die UdSSR

Moderator: Barbarossa

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Barbarossa
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ANALYSE:
Rivalitäten am Hindukusch
Vor 30 Jahren marschierten sowjetische Truppen in Afghanistan ein

MOSKAU - Eine Million Tote und neun Millionen Kriegsflüchtlinge auf afghanischer Seite. Dazu kommen mehr als 14 000 gefallene Sowjetsoldaten, über 270 weitere werden bis heute vermisst. Die Zahl der Kriegsversehrten beläuft sich auf mehrere Hunderttausend. Vor allem aber war Moskaus Afghanistan-Krieg, der vor dreißig Jahren begann, der Anfang vom Ende der Sowjetunion. Die Mehrheit der Russen ist davon jedenfalls felsenfest überzeugt.
(...)
7000 Elitesoldaten einer Luftlandedivision besetzten daraufhin in der Nacht vom 25. zum 26. Dezember den Flughafen von Kabul und andere strategische Objekte der afghanischen Hauptstadt. Tags darauf rollten die ersten Panzer über den Grenzfluss Amu Darja nach Süden. Gut neun Jahre später die letzten in umgekehrter Richtung...
den ganzen Artikel lesen: http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/ ... n-ein.html
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Marek1964
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Hierzu eine kleine ersönliche Anekdote: In den ersten Tagen des Jahres 1980 nach den Weihnachtsferien hatte unser Geografielehrer über Afghanistan gesprochen und das Fazit gegeben, dass der Widerstand der Afghanen wohl kaum Aussicht auf Erfolg hätte.

Ein damals 15 jähriger Mitschüler (hochinteligent und auch top in Geschichte) wandte aber ein: Aber Herr Lehrer, Afghanistan ist ein gebirgiges Land, das ist ideal für den Guerillakrieg.

Tja, mein Mitschüler sollte recht behalten...
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Triton
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Was wollten die Sowjets eigentlich mit dem Krieg erreichen? Verstehe ich immer noch nicht. In Afghanistan gibts nichts zu holen.
Die afghanischen Warlords wurden von den USA unterstützt. Allein auf sich gestellt, wären vielleicht ein paar Anschläge und Schießereien passiert, mehr aber nicht. Stinger-Raketen oder moderne Panzerfäuste waren ideale Waffen für die Aufständischen und der jahrelange Widerstand zermürbte die Sowjets.
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Barbarossa
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Triton hat geschrieben:Was wollten die Sowjets eigentlich mit dem Krieg erreichen? Verstehe ich immer noch nicht. In Afghanistan gibts nichts zu holen...
Genau so gut könnte man fragen: Was war auf Kuba zu holen? Und für dieses Land ist sogar beinahe ein Atomkrieg ausgelöst worden.
Afghanistan hatte vermutlich eine strategische Bedeutung - ähnlich wie Kuba.
Erklärung: Es hatte einen Umsturz in Afghanistan gegeben, durch den ein Moskau-treues Regime in Kabul an die Macht kam. Kurze Zeit später wurde Moskau von diesem Regime zu Hilfe gerufen, was zur Besetzung Afghanistans durch die Rote Armee führte.
Schon damals war Pakistan ein enger Verbündeter der USA. Ich nehme an, dass die SU einer Besetzung Afghanistans durch diesen Verbündeten der USA zuvor kommen wollte, da es sonst einen weiteren US-Verbündeten direkt an der Grenze zur SU gegeben hätte. Afghanistan war da imho als Pufferstaat angedacht. Zudem hatte beide Supermächte ein großes Interesse, möglichst viele Länder der Welt unter ihren Einfluss zu bringen. Es war ein Wettlauf um die Weltherrschaft der Systeme.
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Triton
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Mir ist schon klar, dass Afghanistan an die UDSSR grenzt. Aber genau deshalb hätte man doch in Moskau die Geschichte des Landes und seine Topographie kennen müssen, von seiner Unregierbarkeit ganz abgesehen. Militärische Hilfe für die Regierung hätte doch vollauf genügt, eigene Truppen waren eine Dummheit.

Die Sowjets und die USA öffneten in dem Land die Büchse der Pandora, seit dem Krieg ist dort jeder Stammesfürst bis an die Zähne bewaffnet. Und das Land ist damit in ein für westliche Beobachter undurchschaubares Chaos abgedriftet, dass sich wohl nur nach vielen, vielen Jahrzehnten und nach dem Veralten und Verrosten aller Waffen und Munition wieder normalisiert.
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Barbarossa
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Triton hat geschrieben:Mir ist schon klar, dass Afghanistan an die UDSSR grenzt. Aber genau deshalb hätte man doch in Moskau die Geschichte des Landes und seine Topographie kennen müssen, von seiner Unregierbarkeit ganz abgesehen. Militärische Hilfe für die Regierung hätte doch vollauf genügt, eigene Truppen waren eine Dummheit...
Sicher war man der Meinung, dass man mit der endrückenden technischen Überlegenheit, die ja durchaus gegeben war, das Land schon wird kontrollieren können. Bis dahin hatte die SU auch noch kein erobertes Land verloren geben müssen. Ein Trauma, wie Vietnam für die USA, kannten die Sowjets nicht. Aber in Afghanistan wurde dann ein Stellvertreterkrieg der Supermächte geführt - die Mudjaheddin wurden von den Amis stark unterstützt. Das hatten die Sowjets sicher nicht mit eingeplant.
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Marek1964
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Barbarossa hat geschrieben: Bis dahin hatte die SU auch noch kein erobertes Land verloren geben müssen. Ein Trauma, wie Vietnam für die USA, kannten die Sowjets nicht. Aber in Afghanistan wurde dann ein Stellvertreterkrieg der Supermächte geführt - die Mudjaheddin wurden von den Amis stark unterstützt. Das hatten die Sowjets sicher nicht mit eingeplant.
Der Vietnam Krieg wurde aber vor allem in den USA durch die Pressefreiheit verloren (allerdings ist fraglich, wie es bei wirksamer Zensur weitergegangen wäre), die Bilder der sterbenden Söhne in die Wohnstuben Amerikas sorgten genauso für die Unpopularität des Krieges wie die Massaker die bekannt wurden.

Ich erinnere an meinen Mitschüler von 1980 - er war wohl nicht nur heller als unser Lehrer, aber wohl auch als die Sowjetführung. :clap: Dass die Amis die Mujaheddin unterstützt hätten, das konnte doch auch vorausgesehen werden, zumal die islamische Revolution im Iran eine weitere Niederlage für die USA bedeutet hatte.
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Triton
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Marek1964 hat geschrieben:Ich erinnere an meinen Mitschüler von 1980 - er war wohl nicht nur heller als unser Lehrer, aber wohl auch als die Sowjetführung. :clap: Dass die Amis die Mujaheddin unterstützt hätten, das konnte doch auch vorausgesehen werden, zumal die islamische Revolution im Iran eine weitere Niederlage für die USA bedeutet hatte.
Die Waffenlieferungen an die Mujaheddin landeten irgendwann in den Händen der Taliban, so wahnsinnig clever war die Aktion also auch nicht.
Das afghanisch-kommunistische Regime war im Rückblick vielleicht das kleinere Übel und die USA und die westliche Welt hätte eventuell gut daran getan, nach 1990 die Regierung zu stützen bzw. in ihrem Sinn zu beeinflussen.

1979, in der späten Breschnev-Ära, konnten sich die greisen Verantwortlichen in Moskau wohl nicht vorstellen, dass ein Einmarsch in einem unterentwickelten Gebirgsland mehr Probleme macht als z.B. die Intervention in Prag. Sicher nahm man an, ein paar Panzer und Hubschrauber als Drohkulisse würden genügen, um alles in die richtigen Bahnen zu lenken.
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Barbarossa
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Triton hat geschrieben:Die Waffenlieferungen an die Mujaheddin landeten irgendwann in den Händen der Taliban, so wahnsinnig clever war die Aktion also auch nicht.
Das afghanisch-kommunistische Regime war im Rückblick vielleicht das kleinere Übel und die USA und die westliche Welt hätte eventuell gut daran getan, nach 1990 die Regierung zu stützen bzw. in ihrem Sinn zu beeinflussen.
Tja - darum sollte man auch keine Waffen in unsichere Länder liefern.
Aber selbst mit Truppen eingreifen konnte die USA schon gar nicht. Das hätte den 3. Weltkrieg ausgelöst.
Doch für die Amerikaner war es nunmal das größtmögliche Übel, dass kommunistische o. a. Regimes unter den Einfluss Moskaus kommen konnten. Zudem ist es für ein westliches Land bei solchen Regimen mit kommunistischer Ideologie nur sehr schwer, irgendeinen Einfluss auszuüben. Da müssen die Kommunisten schon sehr ratlos sein, wie es wirtschaftlich weiter gehen soll.
Triton hat geschrieben:1979, in der späten Breschnev-Ära, konnten sich die greisen Verantwortlichen in Moskau wohl nicht vorstellen, dass ein Einmarsch in einem unterentwickelten Gebirgsland mehr Probleme macht als z.B. die Intervention in Prag. Sicher nahm man an, ein paar Panzer und Hubschrauber als Drohkulisse würden genügen, um alles in die richtigen Bahnen zu lenken.
Das würde ich auch so sehen. In den Ostblockländern in Ost-und Mitteleuropas waren die Aufstände sehr schnell niedergeschlagen. Da hat Moskau sicher nicht damit gerechnet, dass die Afghanen dermaßen renitent sind.
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dieter
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Conzaliss hat geschrieben:Es ist furchtbar für die Menschen, die dort leben müssen - nur Hass und Krieg ohne Aussicht auf baldige Veränderung...:-(
Lieber Conzaliss,
ja es ist für die Menschen furchtbar. :roll:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Triton
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Die Menschen dort sind wahrscheinlich so. Zumindest über die pakistanischen Nachbarn weiß ich, dass Bergsteiger sie als "bis an die Zähne bewaffnet, streitlustig, verschlagen, untereinander heillos zerstritten aber einig, wenn es gegen Fremde geht", beschreiben. Gemeint sind die für Landesverhältnisse fürstlich bezahlten Hochträger. Reinhold Messner wurde nach seiner Überschreitung des Nanga Parbat, als er um sein Leben kämpfte, die Uhr im Schlaf gestohlen.
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Lieber Joerg,
jeder tut was er kann. :wink: :mrgreen: (Vorsicht, Ironie)
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