Winston Churchill - Kriegshetzer oder Retter Europas?

Der zerstörerische Krieg von Hitler und seinen Schergen gegen Europa

Moderator: Barbarossa

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Balduin
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Winston Churchill gehört zu den bedeutendsten Politikern des 20. Jahrhunderts - über Jahrzehnte hinweg prägte er die englische Politik. Bereits abgeschrieben, fand sein Wirken im Kampf gegen Hitler seinen Höhepunkt.

Wie würdet ihr Winston Churchill einordnen? Was machte ihn aus? Findet man Politiker diesen Schlages noch in unserer Zeit?
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He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
Der Germane
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Churchill war ein Kriegshetzer erster Güte!
O heilig Herz der Völker, des hohen Gesanges und der göttlichen Ahnung.
Ernste und holde Heimat, Du Land der Liebe - O laß mich knien an Deinem
erschütternden Grabe.


Zum Gruße
Der Germane
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Marek1964
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Für mich ist Churchill der Retter der europäischen Zivilisation. Er war einer der entscheidenden Männer, die Hitler gestoppt haben und damit Europas Zivilisation gerettet haben. Grossbritannien hätte sich auch damit retten können, mit Hitler Frieden zu schliessen. Ja, womöglich wäre das aus der Sicht des British Empire vorteilhafter gewesen. Hitler wäre nur zu sehr auf ein solches Angebot eingegangen. Seine Rohstoffprobleme wären weitestgehend gelöst worden, er hätte auch keine Kräfte im U-Boot- und Bombenkrieg und in der Luftchlacht um England verloren. Eine Invasion Europas ohne Grossbritannein wäre nie erfolgt.

Die Sowjetunion hätte allein nicht gegen Hitler mit freiem Rücken und ohne lend und lease bestehen können.

So war es ein Entscheid von herausragendem Mut und Weitsicht gewesen, im Juni 1940 nach dem Fall Frankreichs angesichts der unbesiegbar scheinenden Wehrmacht den Krieg weiterzuführen, vor allem nachdem man einen grossen Teil der schweren Waffen bei Dünkirchen hat zurücklassen müssen. Auch die Unterstützung der USA war angesichts der dort starken Isolationisten ungewiss gewesen.

Die Frage, ob es Politiker wie Churchill heute noch gibt, fällt mir schwer zu beantworten. Es ist ja wohl so, dass es auch immer zu verschiedenen Zeiten verschiedene Politiker braucht. Immer ist mir in Erinnerung geblieben, dass er nach dem Krieg abgewählt worden ist. Sie sind aber in allen Zeiten rar gewesen, weil einerseits Weitsicht sich mit Mut und rhetorischen und politischen Qualitäten kombinieren muss. Recht seltene Spezies.
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Triton
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Winston Churchill war nebenbei auch noch Nobelpreisträger für Literatur.

Gefürchtet und bewundert seine Schlagfertigkeit und sein ausgefeilter Umgang mit Sprache.

Im Gegensatz zu Roosevelt gab er sich keinen Illusionen über die Natur seines Alliierten Stalin hin. Für ihn war es ein reines Zweckbündnis. Ein Moralist war er nicht, als Frankreich aus dem Krieg ausschied befahl er gegen den Rat und den Willen der Marine die Zerstörung der französischen Flotte. Er opferte damit das Bündnis mit Frankreich und die Leben vieler Matrosen dafür, seine Entschlossenheit gegenüber den USA zu demonstrieren.
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Titus Feuerfuchs
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Der Germane hat geschrieben:Churchill war ein Kriegshetzer erster Güte!

Kannst du das etwas genauer ausführen?
MfG,
Titus Feuerfuchs
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Titus Feuerfuchs
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Marek1964 hat geschrieben:[...]

Die Sowjetunion hätte allein nicht gegen Hitler mit freiem Rücken und ohne lend und lease bestehen können.
[...]

Wenn ich mir die immense materielle Überlegenheit der SU anschaue, welche diese zu jedem Zeitpunkt des Krieges hatte, wage ich das doch sehr stark zu bezweifeln. Es hätte halt länger gedauert....
MfG,
Titus Feuerfuchs
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Triton
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Die wirklich kritischen Jahre für die UDSSR waren 1941 und 42, da wirkten sich die Lieferungen aus den USA fast gar nicht aus, die von den Briten wenig. Die Sowjets waren mit der Qualität der erhaltenen Lieferungen in den meisten Fällen nicht glücklich, der britische Panzerbau war ja nun nicht gerade "führend". Vor allem waren die klimatischen Verhältnisse völlig unterschiedlich.

Churchill wusste um die Unterstützung Roosevelts, der ziemlich zielstrebig auf einen provozierten Kriegseintritt der USA hinarbeitete. Und mit den USA an der Seite war GB langfristig in einer viel besseren Lage, als es die Bevölkerung und die meisten Politiker einschätzten.

Churchill zog die USA recht geschickt mit ins Boot. Bestes Beispiel ist die Überlassung 50 alter, eingemotteter Zerstörer gegen die Abtretung von Gebieten. Was auf den ersten Blick wie ein selten dämliches Geschäft aussieht war in Wirklichkeit die faktische Besiegelung der Allianz USA-GB gegen Nazideutschland.
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Marek1964
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Die Diskussion darüber, ob die Sowejtunion ohne die Hilfte von den USA und Grossbrittanien einschliesslicht Kanada hätten siegreich gegen Hitler bestehen können, wird hier http://geschichte-wissen.de/forum/viewt ... 658#p38658 weitergeführt.
Cherusker
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"Glaube keiner Statistik, die Du nicht selbst fälschst!" Das Zitat wird eigentlich Chruchill zugeschrieben, obwohl er es nie gesagt hat. In Großbritannien ist es auch unbekannt.
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Triton
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"No sports" soll er auch gesagt haben. Der immer zigarrenrauchende Churchill wurde zwar sehr alt, war aber zumindest in seiner Jugend leidenschaftlicher Sportler.
Es gibt viele witzige und geistreiche Zitate von ihm, zu seinem Zigarrenlaster meinte er: Natürlich kann ich damit aufhören. Das ist ganz leicht. Ich habe schon mindestens 20 mal damit aufgehört.
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Orianne
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Gut, dass Churchill die Deutschen nicht mochte ist kein Geheimnis, einer meiner Lehrer meinte zu ihm, "Wo viel Licht ist, da ist auch viel Schatten". Seine Politik nach dem WWI ist jetzt gerade wieder im Nahen Osten sichtbar, dort versagte er als Secretary of State for the Colonies (1921-1922), nun die Balfour-Deklaration verfasste er ja nicht, aber er beging doch Fehler, als er sich mit den Arabern und den Juden zerstritt.



* Zu Palästina nach dem WWI bis zur Staatsgründung Israels wird es von mir einen Thread geben.
Grant stood by me when I was crazy, and I stood by him when he was drunk, and now we stand by each other.

General William Tecumseh Sherman
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Triton
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Churchill sah nur, dass Deutschland zu stark und zu mächtig war, um Kontinentaleuropa dauerhaften Frieden zu bringen. Und es stimmt, ob Bismarck, Wilhelm II oder AH, jedes deutsche, politische Oberhaupt mit der Macht dazu, überzog seine Nachbarn mit Krieg. Sein Vorgänger Chamberlain war ganz sicher auch kein Freund Deutschlands, damals sicher der Normalzustand in Großbrittanien. Ärgerte sich nicht von Ribbentrop grün und blau über die deutschfeindliche, politische Klasse auf der Insel?

Nochn Bonmot:
“A pessimist sees the difficulty in every opportunity; an optimist sees the opportunity in every difficulty.”
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Barbarossa
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Triton hat geschrieben:Churchill sah nur, dass Deutschland zu stark und zu mächtig war, um Kontinentaleuropa dauerhaften Frieden zu bringen. Und es stimmt, ob Bismarck, Wilhelm II oder AH, jedes deutsche, politische Oberhaupt mit der Macht dazu, überzog seine Nachbarn mit Krieg. Sein Vorgänger Chamberlain war ganz sicher auch kein Freund Deutschlands, damals sicher der Normalzustand in Großbrittanien. Ärgerte sich nicht von Ribbentrop grün und blau über die deutschfeindliche, politische Klasse auf der Insel?

Nochn Bonmot:
“A pessimist sees the difficulty in every opportunity; an optimist sees the opportunity in every difficulty.”
So ist das eben, wenn voreingenomen ein ganzes Volk zum Feind erklärt wird. Das nennt man dann Nationalismus. Völlig ausgeblendet wird dabei, dass jahrhundertelang alle möglichen Staaten Europas in wechselnden Koalitionen gegeneinander Krieg führten.
Eine recht lange Zeit war das HRRDN auch den Angriffen Frankreichs ausgesetzt, so z. B. die Kriege, die Kaiser Karl V. führen musste (4 an der Zahl) und die alle der französische König vom Zaun brach, oder die Reunion, die zu Lasten deutschen Reichtsgebietes ging und bei der immer wieder u. a. die Kurpfalz verwüstet wurde oder nicht zuletzt auch die Expansion Napoleons in ganz Europa. Aber auch der Deutsch-französische Krieg von 1870 wurde von Napoleon III. erklärt. Der Begriff der "Erbfeindschaft" kam nicht aus dem Nichts zustande.
Wenn es um die Bewertung von Geschichte geht, sollte man sich möglichst davon frei machen, für irgendeine Seite Partei zu ergreifen. Nur so bekommt man eine einigermaßen neutrale Position hin. Ich gebe aber zu, dass auch mir das von Zeit zu Zeit ein wenig schwer fällt und ich erst einmal eine Weile in mich gehen muss um diesen Zustand zu erreichen.
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Triton
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Ob Churchill ein unbelehrbarer Deutschenhasser war, weiss ich nicht. Er ist eben mit Deutschland als dem ewigen Feind aufgewachsen, im 1.Weltkrieg war er ausgerechnet Marineminister, also ständig mit den verfluchten Krauts beschäftigt.

Heute gefunden, britischer Humor wie er im Buche steht:

Bessie Braddock: "Winston, you are drunk, and what’s more you are disgustingly drunk."

Winston Churchill: "Bessie, my dear, you are ugly, and what’s more, you are disgustingly ugly. But tomorrow I shall be sober and you will still be disgustingly ugly."
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Balduin
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Mein Lieblingsspruch: "We are all worms, but I do believe that I am a glow-worm."
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