Der Brotfrieden vom 9. Februar 1918

Die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts

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Barbarossa
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Am 9. Februar 1918 wurde zwischen den Mittelmächten - insbesondere dem Deutschen Kaiserreich und Österreich-Ungarn - auf der einen Seite und der Ukrainischen Voklsrepublik auf der anderen Seite geschlossen. Das militärisch unterlegene Russland schied in der Folge aus dem Ersten Weltkrieg aus und musste sehr ungünstige Friedensbedingungen akzeptieren. Unter anderem fiel das Baltikum und die gesamte Ukraine in den politischen Machtbereich der Mittelmächte. 

Vorgeschichte: 
Nachdem der Sturz des Russischen Zaren und die Errichtung der Republik in Russland im Zuge der Februarrevolution 1917 nicht dazu geführt hatte, dass das Land aus dem Krieg gegen die Mittelmächte ausschied und der Zweifrontenkrieg damit weiterging, unterstützte das Deutsche Kaiserreich die russische Bolschwiki unter der Führung Lenins, die den Krieg rasch beenden wollten. Ihnen gelang der Umsturz am 7. November (25. Oktober nach russischem Kalender) 1917 in Petrograd. Schon am 8. November verkündete die neue kommunistische Regierung das ,,Dekret über den Frieden''. Zwischen dem 3. und 15. Dezember 1917 wurden die Waffenstillstandsbedingungen ausgehandelt und am 22. Dezember 1917 begannen die Friedensverhandlungen für einen Separatfrieden in Brest-Litowsk. 
Die Mittelmächte wollten mit dem Frieden mit Russland wesentliche Erleichterungen erreichen. Einerseits würden mit der Beendigung des Zweifrontenkrieges starke militärische Kräfte für den Krieg an der Westfront frei werden, was den Kriegsverlauf noch zugunsten der Mittelmächte wenden könnte. Andererseits war durch den bis dahin ungünstigen Kriegsverlauf eine Hungersnot in den Ländern der Mittelmächte ausgebrochen. Mit der Besetzung der Ukraine als Kornkammer wollte man auch dieses Problem lösen. 

Der Brotfrieden:
Den Mittelmächten kam bei den Friedensverhandlungen zugute, dass die Ukraine gar nicht vollständig in der Hand Sowjetrusslands war, denn im Laufe des Dezember 1917 und Januar 1918 gründeten sich im Zuge von Zerwürfnissen dort verschiedene Sowjetrepubliken und die Ukrainische Volksrepublik. Die Ukrainische Volksrepublik wurde von den Mittelmächten im darauffolgenden Ukrainischen Bürgerkrieg auch gegen die Intervention der sowjetischen Roten Armee militärisch unterstützt. Mit der Ukrainischen Volksrepublik, die ihren Sitz in Kiew hatte, schlossen die Mittemächte am 9. Februar 1918 einen Separatfrieden. In diesem Frieden sicherten die Mittelmächte der Ukraine den weiteren militärischen Beistand zu - im Gegenzug verpflichtete sich die Ukraine zu umfangreichen Lieferungen von Lebensmitteln und Rohstoffen bis zum 31. Juli 1918, so etwa fast 1 Million Tonnen, Getreide, 400 Mio. Eier und 50.000 Tonnen Rinder (Lebendgewicht) sowie Speck, Zucker, Flachs, Hanf und Manganerze.

Der weitere Verlauf:
Der militärische Beistand wurde bereits am 18. Februar 1918 notwendig, als die sowjetrussische Regierung ein zum 10. Februar 1918 zur Unterzeichnung vorgelegtes Ultimatum verstreichen ließ. Mit 500.000 Mann besetzten die Mittelmächte bis Anfang April die Ukraine und andere Gebiete und zwangen die sowjetrussische Regierung am 3. März 1918 den Friedensvertrag von Brest-Litowsk zu unterzeichnen, in dem diese auch die Ukrainische Volksrepublik als unabhängigen Staat anerkennen musste.
Die vertaglich festgelegten Lieferungen konnte die Ukraine nicht erfüllen. 
Am 29. April 1918 wurde nach einem Putsch mit Unterstützung der Mittelmächte der Ukrainische Staat gegründet, der bis zum 14. Dezember 1918 bestand. Nach der Eroberung Kiews durch die Rote Armee wurde im Januar 1919 die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik ausgerufen.
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