Versailler Vertrag-Grund für Krieg o. besser als sein Ruf?

Die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts

Moderator: Barbarossa

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Titus Feuerfuchs
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Cherusker1 hat geschrieben:[...]
Wobei es zu bedenken gäbe, daß Ungarn zwei Drittel seiner Fläche aber nur ein Drittel
seiner Bevölkerung verlor.
d.h. auf einer Fläche der doppelten Größe der jetzigen Ungarns, verlor Ungarn 3,2 Millionen
Menschen. Sie lebten dort als MINDERHEIT.
Letzteres stimmt so nicht. Die Gebiete, die Ungarn in Trianon verlor, waren (von Kroatien und Slawonien abgesehen, das einen Sonderstatus hatte) integraler Bestandteil Ungarns. Die neuen Grenzen Ungarns orientierten sich nicht an historischen.
Ungarn waren dementsprechend nicht Minderheiten in Ungarn. :wink:

Durch die trianoner Grenzziehung (die wie auch die von St.Germain und Versailles nicht den Wünschen der Briten und Amerikaner entsprach, diese wollten weniger Härte) beließ riesige ungarische Minderheiten, großteils unmittelbar hinter der neuen Grenze, im Ausland, siehe Karte:



Bild

http://mandiner.hu/cikk/20140308_meg_ke ... terjedeset



Und an diesem Sachverhalt hat sich bis heute wenig geändert; rund 2,4 Mio Ungarn leben in den unmittelbaren Nachbarstaaten als Minderheit, meist unmittelbar hinter der Grenze, wo sie die Mehrheit bilden, das ist fast ein Viertel der Einwohner Ungarns (9,5 Mio). Dieser Sachverhalt dürfte ein europäisches Spezifikum darstellen.

Bild

http://diepresse.com/home/politik/ausse ... schen-Pass

Cherusker1 hat geschrieben: Wenn wir Deutsche unsere ehemaligen Grenzen auch so auf Plakaten, Abziehbildern , Parteiprogranne
darstellen wollten ................
In der heutigen Zeit sind solche Propagandafeldzüge ein Anachronismus des letzten Jahrhunderts und
nicht mehr zeitgemäß.
Damit gebe ich dir schon Recht. Das Selbstbestimmungsrecht gehört jedoch respektiert.
Für Deutschland ist dieses Thema ja allein schon deshalb obsolet, weil durch die Vertreibung der Deutschen aus Osteuropa vollendete Tatsachen geschaffen wurden.
MfG,
Titus Feuerfuchs
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Marek1964
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Man kann es drehen wie man will: Ungaren waren noch die grösseren Chauvinsten als die Deutschen und mussten halt 1919 ihre Lektion bekommen. Alle von der Herrschaft dieses Herrenvolkes beglückten Völker der Rumänen, Slowaken oder Südslawen können davon ein Lied singen.

Der Vertrag von Trianon war eine gerechte Lektion, die sie halt auch nicht gelernt haben.

Die Deutschen haben nach 1945 in ihrer überwältigenden Mehrheit diese Lektion gelernt, die Ungarn haben da schon sehr viel mehr Mühe.
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Barbarossa
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Ich weiß nicht, wie es den Minderheiten in Ungarn bis 1918 ergangen ist, aber was gar nicht geht:
Du kannst nicht jedem vermeintlichem "Bösen" möglichst heftige Genickschläge verpassen und glauben, dass dieser einsichtig wird und sich dafür bedankt.
Demütigung erzeugt Hass, Hass erzeugt Gewalt und Gewalt erzeugt immer Gegengewalt. Eine Spirale, die durchbrochen werden muss und nicht noch befeuert.
Die Diskussion ist eröffnet!

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Schreib auch du deine Meinung! Nur kurz registrieren und los gehts! ;-)
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Marek1964
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Den Ungaren ging es in den Ländern besser als den Völkern unter ihrer Herrschaft zuvor.
Cherusker1
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@Barbarossa:" Ich weiß nicht, wie er den Minderheiten bis 1918 ging".
Seit 1867 , österreichisch- ungarischen Ausgleich -- Gründung der k.u.k-Monarchie entwickelten die Ungarn
eine bis dahin nicht gekannte Madyarisierungspolitik. Viele, die bei Bahn, Post, Verwaltung u.dergl. arbeiteten, wurden mehr oder minder"freiwillig" magyarisiert.
Die "gegängelten Völker" sahen in der Niederlage der k.u.k.-Monarchie im 1. Weltkrieg die beste Gelegenheit
die unangenehmen Herren loszuwerden.
Das bei dieser Gelegenheit der Kuchen etwas größer abgeschnitten wurde, mit Hilfe der Siegermächte, war doch selbstverständlich.
@ Titus Feuerfuchs - Wie sollte denn Ungarn sonst aussehen ?
]Wer zur Quelle will, muss gegen den Strom schwimmen
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dieter
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Cherusker1 hat geschrieben:@Barbarossa:" Ich weiß nicht, wie er den Minderheiten bis 1918 ging".
Seit 1867 , österreichisch- ungarischen Ausgleich -- Gründung der k.u.k-Monarchie entwickelten die Ungarn
eine bis dahin nicht gekannte Madyarisierungspolitik. Viele, die bei Bahn, Post, Verwaltung u.dergl. arbeiteten, wurden mehr oder minder"freiwillig" magyarisiert.
Die "gegängelten Völker" sahen in der Niederlage der k.u.k.-Monarchie im 1. Weltkrieg die beste Gelegenheit
die unangenehmen Herren loszuwerden.
Das bei dieser Gelegenheit der Kuchen etwas größer abgeschnitten wurde, mit Hilfe der Siegermächte, war doch selbstverständlich.
@ Titus Feuerfuchs - Wie sollte denn Ungarn sonst aussehen ?
Lieber Cherusker1,
wenn man das Selbstbestimmungsrecht der Völker ernst nimmt, kann man nicht einfach den Kuchen größer schneiden, sondern muß dann um glaubwürdig zu bleiben gerecht handeln. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Titus Feuerfuchs
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@Marek, Cherusker, Barbarossa:

1) Es ist korrekt, dass Ungarn (Transleithanien) seit dem 1867 stattgefundenem Ausgleich eine knallharte Magyarisierungspolitik betrieben und seine Minderheiten konsequent diskriminiert hatte, nur hatte das

2) keinen Einfluss auf die Entscheidungsfindung in Trianon.

3) Bessere Alternativen hätte es sehr wohl gegeben, wie die Vorschläge der Briten und Amerikaner zeigen.


Bild


http://www.herder-institut.de/no_cache/ ... tails.html
MfG,
Titus Feuerfuchs
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dieter
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Marek1964 hat geschrieben:Den Ungaren ging es in den Ländern besser als den Völkern unter ihrer Herrschaft zuvor.
Lieber Marek,
Untaten des Einen berechtigen nicht zu Untaten des anderen. Man darf nicht Böses mit Bösem vergelten. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Paul
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dieter hat geschrieben:
Marek1964 hat geschrieben:Den Ungaren ging es in den Ländern besser als den Völkern unter ihrer Herrschaft zuvor.
Lieber Marek,
Untaten des Einen berechtigen nicht zu Untaten des anderen. Man darf nicht Böses mit Bösem vergelten. :wink:
Mal davon abgesehen, haben die meisten ungarischen Bürger z.B. im Banat, Siebenbürgen und der "Südslowakei" gar nichts mit irhgendwelchen Repressionen zu tun gehabt, geschweige die heute lebenden. Kollektivschuld gibt es nicht.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
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Titus Feuerfuchs
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Paul hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:
Marek1964 hat geschrieben:Den Ungaren ging es in den Ländern besser als den Völkern unter ihrer Herrschaft zuvor.
Lieber Marek,
Untaten des Einen berechtigen nicht zu Untaten des anderen. Man darf nicht Böses mit Bösem vergelten. :wink:
Mal davon abgesehen, haben die meisten ungarischen Bürger z.B. im Banat, Siebenbürgen und der "Südslowakei" gar nichts mit irhgendwelchen Repressionen zu tun gehabt, geschweige die heute lebenden. Kollektivschuld gibt es nicht.

Genau so ist es, aber versuche das mal breiten Bevölkerungsschichten begreifbar zu machen.... :|
MfG,
Titus Feuerfuchs
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Marek1964
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Titus Feuerfuchs hat geschrieben:

Genau so ist es, aber versuche das mal breiten Bevölkerungsschichten begreifbar zu machen.... :|
Vor allem nach den schrecklichen Kriegen haben es vernünftige Stimmen immer schwer, gehört zu werden. Und es gibt noch weniger davon als sonst.
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dieter
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Paul hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:
Marek1964 hat geschrieben:Den Ungaren ging es in den Ländern besser als den Völkern unter ihrer Herrschaft zuvor.
Lieber Marek,
Untaten des Einen berechtigen nicht zu Untaten des anderen. Man darf nicht Böses mit Bösem vergelten. :wink:
Mal davon abgesehen, haben die meisten ungarischen Bürger z.B. im Banat, Siebenbürgen und der "Südslowakei" gar nichts mit irhgendwelchen Repressionen zu tun gehabt, geschweige die heute lebenden. Kollektivschuld gibt es nicht.
Lieber Paul,
Kollektivschuld gibt es nicht, aber Kollektivscham schon. :wink: Warum dürfen Ungarn, die in der Slowakei oder in Rumänien an der Grenze leben, nicht Teil von Ungarn werden :?:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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