Russland 1917-warum kein Lend and Lease im Ersten Weltkrieg

Die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts

Moderator: Barbarossa

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Marek1964
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Ausgehend von diesem Zitat im diesem http://geschichte-wissen.de/forum/viewt ... 313#p38744 benütze ich die Gelegenheit, hier einen Thread reinzustellen, zu einem Thema, das mich auch schon einige Zeit grübeln liess:
Suebe hat geschrieben:Das zaristische Russland hat den 1. WK verloren, zu einem Zeitpunkt als England/Frankreich durch den Kriegseintritt der USA längst auf der Siegesstraße waren,
lediglich weil es England/Frankreich nicht schafften Versorgungswege nach Russland zu öffnen.

Die kaiserlich deutsche Flotte blockierte erfolgreich sowohl die Dardanellen als auch die Ostsee.

Im Umkehrschluss kann man die Meinung vertreten, dass Nazideutschland den Ostkrieg (den WKII insgesamt hätten die Westmächte auch ohne die Sowjetunion gewonnen, analog WKI) lediglich verlor,
weil es nicht gelang, Sowjet-Russlands Nachschubwege zu blockieren.
Meine Frage ist nun, warum hat der Westen, vor allem die USA, der Russischen Republik, die nach der Aprilrevolution 1917 Kerenski na die Macht brachte, nicht mehr geholfen? Für mich besteht keine Frage, dass im zweiten Weltkrieg das lend and lease Programm der USA wie auch die Unterstützung von Grossbrittanien und Kanada wenn nicht von entscheidender, so zumindest von enormer Bedeutung für die Niederlage Hitlers waren.

Das Russische Volk wollte keinen Krieg mehr, hatte schon seit 1916 Hunger. Da hätten Lebensmittellieferungen sehr gut getan. Statt sinnlose Offensiven Durchhalten in der Defensive, Kräfte des Gegners binden.

Warum klappte das im ersten Weltkrieg weitaus schlechter als im zweiten, wo es doch aber viel wichtiger gewesen wäre, denn Kerenski war Demokrat und der Sturz des Zaren legitimierte die USA zum Kriegseintrittm, da man nun wirklich von einem "Kreuzzug für die Demokratie" sprechen konnte.

Ich kann mir folgende Erklärungsansätze vorstellen:

- wie von Suebe angedeutet, keine oder zu wenig Versorgungswege
- evtl. zuwenig Frachtraum? Liberty Ships gab es damals wohl nicht
- zu kurzes Zeitfenster? Zwischen April und November 1917 war sehr wenig Zeit, um effektive Massnahmen anlaufen zu lassen
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Orianne
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Für mich besteht kein Zweifel, dass diese Länder wie England oder die USA Angst hatten vor einem Übergreifen der Russischen Revolution, der englische König gab darum auch seinem Vetter dem Zaren kein Asyl, was er aber seinem Premierminister in die Schuhe schob, denn die Bolschewisten waren am Anfang für ein Exil der Zarenfamilie. Nicky* und Georgie** sahen wie Zwillingsbrüder aus, ihre Mütter waren Schwestern, doch bei der Politik und beim Erhalt der Monarchie hörte die Verwandtschaft auf. Also von England keine Unterstützung bei den USA waren viele Kongressabgeordnete dagegen.

* Die Mutter von Zar Nikolaus II. sprach die Worte nach dem Kriegsausbruch 1914 aus: "Jetzt kann ich endlich sagen wie abgrundtief ich die Deutschen hasse". Sie deutete damit auf den Krieg vom 1. Februar bis 30. Oktober 1864 an. Der Krieg zwischen Deutschland und Dänemark gilt auch als der erste der drei Deutschen Einigungskriege.

**Die Mutter von George V. empfahl ihrem Sohn den Namen von Sachsen-Coburg und Gotha in Windsor zu ändern.
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Marek1964
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Nun gut, alles interessante Bemerkungen - die Frage ist jetzt aber, warum man ab April 1917, als die bürgerliche Regierung an die Macht kam, nicht mehr Unterstützung gewährte. Damit hätte man der Revolution im Oktober/November den Boden entziehen können.
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Barbarossa
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Ich denke das lag daran, dass man genug an der Front in Frankreich zu tun hatte. Auch die USA hatten 1917/18 erst einmal ein Heer aufzubauen. Das dauerte...
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Orianne
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Marek1964 hat geschrieben:Nun gut, alles interessante Bemerkungen - die Frage ist jetzt aber, warum man ab April 1917, als die bürgerliche Regierung an die Macht kam, nicht mehr Unterstützung gewährte. Damit hätte man der Revolution im Oktober/November den Boden entziehen können.
Weil England auch Kerenski misstraute, auch der Kongress in Amerika traute dieser Regierung nicht. Später halfen die Briten und Franzosen der Weissen Armee, und auch Kerenski:

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-44436248.html
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Titus Feuerfuchs
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Orianne hat geschrieben:
Marek1964 hat geschrieben:Nun gut, alles interessante Bemerkungen - die Frage ist jetzt aber, warum man ab April 1917, als die bürgerliche Regierung an die Macht kam, nicht mehr Unterstützung gewährte. Damit hätte man der Revolution im Oktober/November den Boden entziehen können.
Weil England auch Kerenski misstraute, auch der Kongress in Amerika traute dieser Regierung nicht. Später halfen die Briten und Franzosen der Weissen Armee, und auch Kerenski:

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-44436248.html

Aber leider zu spät, bzw. zu wenig, während das Reich keine halben Sachen machte, und den Bolschwismus nicht nur durch die Einschleusung Lenins via verplombten Zug, sondern auch durch monetäre Förderungen zur Macht verhalf.
Ein Kapitalverbrechen der OHL, das unabsehbare Folgen haben sollte...
MfG,
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Orianne
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Titus Feuerfuchs hat geschrieben:


Aber leider zu spät, bzw. zu wenig, während das Reich keine halben Sachen machte, und den Bolschwismus nicht nur durch die Einschleusung Lenins via verplombten Zug, sondern auch durch monetäre Förderungen zur Macht verhalf.
Ein Kapitalverbrechen der OHL, das unabsehbare Folgen haben sollte...
Ja gut, die OHL hatte nur kurz* mit diesem Unternehmen "Geheimer Waggon" die ganze Weltgeschichte verändert, das war ein Spiel mit dem Teufel, ob es das wert war :?

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Marek1964
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Orianne hat geschrieben:
Titus Feuerfuchs hat geschrieben:


Aber leider zu spät, bzw. zu wenig, während das Reich keine halben Sachen machte, und den Bolschwismus nicht nur durch die Einschleusung Lenins via verplombten Zug, sondern auch durch monetäre Förderungen zur Macht verhalf.
Ein Kapitalverbrechen der OHL, das unabsehbare Folgen haben sollte...
Ja gut, die OHL hatte nur kurz* mit diesem Unternehmen "Geheimer Waggon" die ganze Weltgeschichte verändert, das war ein Spiel mit dem Teufel, ob es das wert war :?

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Das beste daran, dass das von gewissen Volksgenossen dann auch noch als jüdisch-bolschewistische Weltverschwörung taxiert wurde.
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Barbarossa
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Marek1964 hat geschrieben:
Orianne hat geschrieben:
Titus Feuerfuchs hat geschrieben:


Aber leider zu spät, bzw. zu wenig, während das Reich keine halben Sachen machte, und den Bolschwismus nicht nur durch die Einschleusung Lenins via verplombten Zug, sondern auch durch monetäre Förderungen zur Macht verhalf.
Ein Kapitalverbrechen der OHL, das unabsehbare Folgen haben sollte...
Ja gut, die OHL hatte nur kurz* mit diesem Unternehmen "Geheimer Waggon" die ganze Weltgeschichte verändert, das war ein Spiel mit dem Teufel, ob es das wert war :?

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Das beste daran, dass das von gewissen Volksgenossen dann auch noch als jüdisch-bolschewistische Weltverschwörung taxiert wurde.
Ja, das ist schon skurril. Aber das Kaiserreich erreichte damit sein dringenstes Ziel: Russland wurde aus der Entente herausgebrochen und damit der Zweifrontenkrieg beendet.
Ob die Bolschewiki nicht vielleicht ohnehin an die Macht in Russland gekommen wären, ist zwar Spekulation, aber ich halte das für wahrscheinlich. Der alternative Parteiführer wäre dann eventuell Trotzki gewesen und hätte vielleicht nur länger gedauert.
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dieter
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Orianne hat geschrieben:
Titus Feuerfuchs hat geschrieben:


Aber leider zu spät, bzw. zu wenig, während das Reich keine halben Sachen machte, und den Bolschwismus nicht nur durch die Einschleusung Lenins via verplombten Zug, sondern auch durch monetäre Förderungen zur Macht verhalf.
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Liebe Orianne,
sicherlich auch ohne Ironie nicht. Die Katatrophe der Menschheit nahm nun ihren Lauf, bis 1945. :roll:
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Orianne
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Nunja lieber Dieter, Putin will ja die SU wiederbeleben, es gibt Quellen die besagen, dass er in einer Nervenklinik war als 1991 die kommunistische Partei verboten wurde.
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Das sagte Jerrold M. Post, u.A. Psychiater und Psychotherapeut beim CIA, er machte auch Profile über Saddam Hussein, Bashar al-Assad, Ghadhafi und eben Putin.

Seine Bücher sind äusserst interessant!
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