Der Erste Weltkrieg auf dem Balkan

Die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts

Moderator: Barbarossa

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dieter
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28.Juni 1914
Ermordung des österreichischen-ungarischen Thronfolgers Franz Ferdinand und seiner Gattin in Sarajewo
6. Julie
Das Deutsche Reich sichert Österreich-Ungarn unbedingte Bündnistreue zu.
23. Juli
Österreich-Ungarn stellt Serbien ein 48 Stunden-Ultimatum, alle gegen die Donaumonarchie gerichtete Aktionen zu unterbinden und Maßnahmen gegen die am Mordanschlag beteiligten Personen zu ergreifen
25.Juli
Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen Österreich-Ungarn und Serbien. Beide Staaten machen mobil.

Quelle: Der Spiegel
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Marek1964
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Hm, so steht das im Spiegel? Da finde ich die Aufstellung auf Tante Wiki schon sinnvoller:
http://de.wikipedia.org/wiki/Julikrise

Vor allem dass Serbien schon am 25. Juli mobilisiert haben soll, macht mich stutzig. Da hat es doch erst auf das Ultimatum reagiert (angenommen bis auf einen Punkt, Vorbehalt gegen die Teilnahme von kuk Beamten an den Untersuchungen zu den Hintermännern des Attentats).
Spartaner
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Ein Untersuchungsausschuss des Deutschen Reichstages beauftragte nach dem 1.Weltkieg Hermann Kantorowicz mit dem Erstellen eines Gutachtens. 1927 kam K. zu folgender Schlussfolgerung : „Allen vier schuldigen Regierungen stehen in den wechselseitigen Provokationen der Vorkriegszeit mildernde Umstände zur Seite, keiner hatte ein Rechtfertigungsgrund, da der Krieg von Deutschland als Präventivkrieg, von Österreich-Ungarn als Verzweiflungskrieg, von Frankreich und von Rußland als Machterhaltungskrieg beschlossen worden ist. Die vier Regierungen tragen also gemeinsam die Schuld am Friedensbruche. Jedoch sind unter den beteiligten Regierungen, die der Mittelmächte, unter ihnen die österreichisch-ungarische Regierung, unter den beteiligten Regierungsmitgliedern der Urheber des ganzen Unternehmens, der ungarische Graf Berchtold, als hauptschuldig zu erklären.“
Spartaner
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Die Ereignisse unmittelbar vor dem 1. Weltkrieg sprechen dafür das das Deutsche Kaiserreich in den 1. Weltkrieg getrieben wurde. Österreich -Ungarn beruft sich auf die Bündnistreue . Trotz Zugeständnisse von Serbien erklärt Österreich-Ungarn Serbien den Krieg.
Nach Serbien und Österreich - Ungarn macht Russland als erstes Land mobil. Es kommt zum Briefwechsel zwischen Kaiser Wilhelm und dem Zaren. Frankreich macht ebenfalls mobil. Dem Kaiser bleibt keine Wahl als auch mobil zu machen.

"Ereignisse vor Kriegsausbruch
Der österreichisch-ungarische Thronfolger Franz Ferdinand fällt in Sarajevo dem Attentat eines serbischen Nationalisten zum Opfer.

Ereignisse vor Kriegsausbruch
Wilhelm II. steht Österreich-Ungarn durch die Erklärung unbedingter Bündnistreue einen »Blankoscheck« für einen militärischen Konflikt mit Serbien aus.

Ereignisse vor Kriegsausbruch
Nach einem unannehmbaren österreichisch-ungarischen Ultimatum ordnet Serbien die Mobilmachung an.

Ereignisse vor Kriegsausbruch
Österreich-Ungarn erklärt Serbien den Krieg, um seine Position auf dem Balkan zu verteidigen.

Ereignisse vor Kriegsausbruch
Das Russische Reich schreitet zur Gesamtmobilmachung.

Ereignisse vor Kriegsausbruch
Wilhelm II. fordert Russland ultimativ auf, die Mobilmachung zurückzuziehen.

Ereignisse vor Kriegsausbruch
Frankreich macht um 16.30 Uhr mobil, das Deutsche Reich um 17 Uhr."
Quelle: http://www.nahraum.de/tml1_de.0.html?article=3965
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dieter
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Meiner persönlichen unmaßgeblichen Meinung nach sind alle in diesen Krieg hereingeschliddert. Ö-U hat wohl am meisten Schuld, da Serbien bis auf einem Punkt, die Bedingungen von Ö-U angenommen hatte. :wink:
Ich werde noch mehr darüber schreiben. :wink:
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dieter
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28.Juli
Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien
6./7./11. August
Kriegserklärung Serbiens an das Deutsche Reich. Montenegros an Österreich-Ungarn sowie Montenegros an das Deutsche Reich
6.September
Bulgarien schließt Bündnis mit dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn
6. Oktober
Beginn der Offensive der Mittelmächte gegen Serbien
14.Oktober
Bulgarien erklärt Serbien den Krieg
Oktober bis Dezember
Österreich-ungarische, deutsche und bulgarische Truppen erobern ganz Serbien
Quelle: Der Spiegel
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Titus Feuerfuchs
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dieter hat geschrieben:Meiner persönlichen unmaßgeblichen Meinung nach sind alle in diesen Krieg hereingeschliddert.
Das war zumindest die Meinung von Lloyd George.

Ich halte es aber für zu kurz gegriffen, die damals verantwortlichen Entscheidungsträger nur als Getriebene ihrer Zeit zu sehen.
dieter hat geschrieben: Ö-U hat wohl am meisten Schuld, da Serbien bis auf einem Punkt, die Bedingungen von Ö-U angenommen hatte. :wink:
[...]
Das sehe ich ganz genau so.
MfG,
Titus Feuerfuchs
RedScorpion

Titus Feuerfuchs hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:Meiner persönlichen unmaßgeblichen Meinung nach sind alle in diesen Krieg hereingeschliddert.
Das war zumindest die Meinung von Lloyd George.

Ich halte es aber für zu kurz gegriffen, die damals verantwortlichen Entscheidungsträger nur als Getriebene ihrer Zeit zu sehen.
...
Zumal es eine Vorgeschichte hat.

Dass Oesterreich überhaupt in die Lage gekommen ist, einen "Verzweiflungskrieg" führen zu "müssen", kommt ja nicht von ungefähr und ist kein gottgewolltes Schicksal.



LG
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dieter
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Lieber Titus,
dann stimmen wir mal überein. Keiner konnte sich vorstellen, welche Verluste es im WKI geben würde. :roll:
Mein Großvater mütterlicherseits erhielt das EKII, weil er als MG-schütze 1 mit seinem Kameraden MG-schütze 2 einen Angriff der Franzosen mit Kolonialtruppen allein abgeschlagen hatte. Sie waren zu betrunken, hatten Geburtstag gefeiert, um noch wie die ganze Kompanie die Flucht zu ergreifen. :wink: :mrgreen: Er hat später erzählt, dass die Kolonialsoldaten wie das Mähen des Korns gefallen sind. :evil: :twisted:
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dieter
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27.August 1916
Von der Entente gedrängt, erklärt König Ferdinand I. von Rumänien Österreich-Ungarn den Krieg. Ihm werden territoriale Gegenleistungen in Siebenbürgen, der Bukowina und den Banat in Aussicht gestellt. In den folgenden Tagen erklären Deutschland, Bulgarien und die Türkei Rumänien den Krieg.
3. September
Beginn des Feldzugs der Mittelmächte gegen Rumänien.
August 1917
Führende bosnische Muslime fordern von Kaiser Karl I. in Wien Autonomie für das 1908 annektierte Bosnien.

Quelle: Der Spiegel
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Marek1964
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Hier ein interessanter link zu einer Diskussion mit Clark, Krummeich und Pieper auf SWR (Audio):

http://www.swr.de/swr2/programm/sendung ... index.html
Spartaner
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In der bundesdeutschen und ausländischen Geschichtswissenschaft zur politischen Strategie des Deutschen Kaiserreichs vor dem und im Ersten Weltkrieg, der deutschen Verantwortung für den Kriegsausbruch 1914 bezog Fritz Fischer in den 70- iger Jahren Stellung. Die vorhandenen Quellen interpretierte er so, das Deutschland die alleinige Schuld am 1. Weltkrieg treffe .
Christopher M. Clark interpretierte in seinem neuen Buch "Die Schlafwandler" die Quellen vollkommen neu . Deutschland trifft demnach nicht die alleinige Schuld am 1. Weltkrieg.
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dieter
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Lieber Spartaner,
auch ich meine, dass alle Beteiligten ein gerüttelt Maß Schuld an diesem Krieg hatten. Es fing schon damit an, dass Deutschland die falschen Verbündeten hatte. Ö-U mit seinem Völkergemisch konnte nie ein sicherer Verbündeter sein und nur den Stoff für weitere Konflikte bot. Dazu kam der Unsicherheitsfaktor Italien, dass dann auch die Fronten wechselte. :wink:
Wilhelm Zwo war dann noch so naiv und glaubte, Nikolaus II, dazu bewegen können, die russ. Mobilmachung zurückzunehmen. Der Deutsche Kaiser war ein Großmaul und Illusionist. :roll:
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dieter
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15. bis 24. September 1918
In einer Offensive der Entente werden die bulgarischen Truppen aus Makedonien verdrängt: ganz Bulgarien wird alliiertes Operationsgebiet.
30.September
Bulgarien räumt alle ehemals serbischen und griechischen Gebiete.
29.Oktober
Die Jugoslawen erklären in Agram das staatsrechtliche Verhältnis der jugoslawischen Gebiete der Monarchie mit Österreich-Ungarn für gelöst.
1. November
Bildung einer selbständigen Regierung in Ungarn.
3. November
Waffenstillstand zwischen Österreich-Ungarn und den Alliierten.
1. Dezember
Proklamation des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen in Belgrad
Quelle: Der Spiegel
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ehemaliger Autor K.

Spartaner:
In der bundesdeutschen und ausländischen Geschichtswissenschaft zur politischen Strategie des Deutschen Kaiserreichs vor dem und im Ersten Weltkrieg, der deutschen Verantwortung für den Kriegsausbruch 1914 bezog Fritz Fischer in den 70- iger Jahren Stellung. Die vorhandenen Quellen interpretierte er so, das Deutschland die alleinige Schuld am 1. Weltkrieg treffe.
Das stimmt nicht. Fischer sah eine „erhebliche Mitschuld“, aber keineswegs eine Alleinschuld. Über dieses Thema wurde hier übrigens auch schon ausgiebig in einem anderen Thread diskutiert.

http://geschichte-wissen.de/forum/viewt ... her#p28542
Re: Beginn des 1. Weltkrieges


Karlheinz:
In den sechziger Jahren begann in der Bundesrepublik eine heftige Diskussion in der Fachwelt um die Kriegsschuldfrage, ausgelöst durch ein Buch des Hamburger Professors Fritz Fischer „Griff nach der Weltmacht“ erschienen 1961. Die sogenannte Fischer-Kontroverse griff weit über den universitären Bereich hinaus und beschäftigte seinerzeit die gesamte Öffentlichkeit, heute kaum noch nachvollziehbar. Galt bis dahin die Meinung, die Großmächte seien in diesen Krieg hineingeschliddert, den eigentlich keiner wirklich gewollt hatte, gab Fischer dem deutschen Kaiserreich eine erhebliche Mitschuld am Kriegsausbruch:

„Bei der angespannten Weltlage des Jahres 1914, nicht zuletzt als Folge der deutschen Weltpolitik – die 1905/06, 1908/09 und 1911/12 bereits drei gefährliche Krisen ausgelöst hatte - mußte jeder begrenzte (lokale) Krieg in Europa, an dem eine Großmacht beteiligt war, die Gefahr eines allgemeinen Krieges unvermeidbar nahe heranrücken. Da Deutschland den österreichisch-serbischen Krieg gewollt, gewünscht und gedeckt hat, und, im Vertrauen auf die deutsche militärische Überlegenheit, es im Jahre 1914 bewußt auf einen Konflikt mit Rußland und Frankreich ankommen ließ, trägt die deutsche Reichsführung einen erheblichen Teil der historischen Verantwortung für den Ausbruch des allgemeinen Krieges…“ (Griff nach der Weltmacht, Düsseldorf 1961, S.97)

Diese These stieß auf heftigen Widerspruch. Das Buch wurde ein Bestseller und überall heftig und kontrovers diskutiert. Fischer galt als Nestbeschmutzer und wurde zum Paria.

Anfang der siebziger Jahre habe ich ihn als Student in Hamburg persönlich kennen gelernt. Ich studierte zwar nicht Geschichte, besuchte aber zwei seiner Seminare und in einem hielt ich auch ein Referat, allerdings nicht über den Ersten Weltkrieg. Seinerzeit wollten alle diesen inzwischen berühmten Professor aus der Nähe sehen und bei ihm studieren. Seine öffentlichen Auseinandersetzungen mit Hamburger Kollegen waren stets überfüllt. Eine interessante Zeit. So etwas gibt es heute eigentlich nicht mehr. Die damalige Aufregung ist heute nicht mehr zu verstehen. Die meisten Professoren teilen inzwischen seine Meinung, wenn auch in abgeschwächter Form. Das ist jetzt kein Thema mehr.
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