dieter hat geschrieben:Mannerheim hat geschrieben:Ich nenne den ersten Weltkrieg manchmal etwas provokativ den "dümmsten" aller Kriege. Vor allem die beiden Kaiserhäuser und deren GEneralstäbe haben sich in diesen Krieg gestürzt, ohne die Risiken abzuwägen. Vor allem für die KuK Monarchie hätte gegolten, lieber in der Innenpolitik für Ordnung zu sorgen und so den Vielvölkerstaat zu konsolidieren und zu einer Art "Vereinigte Staaten von Grossösterreich" zu schaffen als konstitunelle Monarchie. Stattdessen suchte man das Heil im Angriff und zusammen mit dem Kaiserreich in einer hochriskanten Strategie, die, wenn sie nicht aufging, in eine Sackgasse führte.
Lieber Mannerheim,
sie führte Liquidierung von Österreich-Ungarn und in Deutschland zum Sturz des Kaisers mit erheblichen Gebietsabtretungen zu Lasten von Deutschland.
Abgesehen von den (im Vergleich zu Oesterreich, Ungarn, Russland und der Türkei, und v.a. freilich zu den Verlusten Deutschlands im WWII) lächerlichen Gebietsabtretungen, war's ja genau diese vergleichsweise geringe Abschreckung für den schlimmsten aller Fälle (nämlich den Krieg zu verlieren), die Deutschlands Vabanque-Spiel erst rational machte.
Karlheinz hat geschrieben:
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Die sogenannte Fischer-Kontroverse griff weit über den universitären Bereich hinaus und beschäftigte seinerzeit die gesamte Öffentlichkeit, heute kaum noch nachvollziehbar.
[...]
Eine interessante Zeit. So etwas gibt es heute eigentlich nicht mehr. Die damalige Aufregung ist heute nicht mehr zu verstehen.
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Eigentlich doch.
Abgesehen davon, dass auch heute noch Themen wie Sarrazin, Deutschlands Rolle in Europa, Merkel als Puppe Rogoffs usw. schon mit Interesse verfolgt werden (man nur manchmal, Stichwort NSA, gar nicht weiss, wie man darauf reagieren soll), es also immer um eine ungeklärte Position Deutschlands auf der Suche nach dem Platz an der Sonne geht, und das seit sage und schreibe 142 Jahren,
ist das ja damals keine 50 Jahre hergewesen, noch dazu stellte es eherne nationale Gewissheiten und bequeme Ueberzeugungen v.a. bez. des NS und WWII, die keine 20 Jahre vorbei waren, sprich als deren Opfer man sich selbst sah, ganz erheblich in Frage.
Das wär so, als ginge es heute um die Revision in Sachen Einordnung der EG und NATO oder der '68er für den Fall der Mauer, nur dass die Mauer heut schon länger weg is als WWII damals zuende. Die Zeit rast.
Karlheinz hat geschrieben:
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„Bei der angespannten Weltlage des Jahres 1914, nicht zuletzt als Folge der deutschen Weltpolitik – die 1905/06, 1908/09 und 1911/12 bereits drei gefährliche Krisen ausgelöst hatte - mußte jeder begrenzte (lokale) Krieg in Europa, an dem eine Großmacht beteiligt war, die Gefahr eines allgemeinen Krieges unvermeidbar nahe heranrücken. Da Deutschland den österreichisch-serbischen Krieg gewollt, gewünscht und gedeckt hat, und, im Vertrauen auf die deutsche militärische Überlegenheit, es im Jahre 1914 bewußt auf einen Konflikt mit Rußland und Frankreich ankommen ließ, trägt die deutsche Reichsführung einen erheblichen Teil der historischen Verantwortung für den Ausbruch des allgemeinen Krieges…“ (Griff nach der Weltmacht, Düsseldorf 1961, S.97)
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Wenn man jetzt geschrieben hätte "in Gewissheit schwindender deutscher Ueberlegenheit es im Jahre 1914 auf einen Konflikt ankommen liess, nachdem man es sich mit sämtlichen Verbündeten verscherzt hatte oder sie soweit herabgewürdigt hatte, dass sie eher Klotz am Bein denn Unterstützung waren",
dann hätt' ich das auch unterschrieben.
Karlheinz hat geschrieben:
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Mich interessiert dies nicht mehr. Für mich ist dieses Kapitel abgeschlossen.
Ja jut, sicher: Es gibt "offenere" sprich ungeklärtere Themen, u.a. die Person Hitler selbst; wie wir ja im anderen 3d hier über den Film mit Bruno Ganz - der sicherlich hervorragend spielt, aber eben nicht den Hitler, der damals (noch) lebte - gesehen haben, können bisher unentdeckte oder unerforschte Dokumente dazu beitragen, neue Erkenntnisse zu liefern bzw. alte, von der Forschung nicht geglaubte (Hitler als privat angenehmen und mitunter erschreckend sanften Kommunikationspartner) Zeugnisse bestätigen.
Auch bez. der Rolle Deutschlands (oder des Kaisers; Stichwort Auseinandersetzung Röhl - Clark) im WWI ist noch nicht alles gesagt, das zeigt die öffentliche Meinung in Deutschland, auch und gerade im Zshang mit der Euro- und EU-Krise, sehr deutlich.
LG