3. November 1918: Beginn der Novemberrevolution in Kiel

Die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts

Moderator: Barbarossa

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Barbarossa
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Arbeiter- u. Soldatenrat vs. Räterepublik

Das Verhältnis bzw. den Unterschied zwischen den Arbeiter- u. Soldatenräten und den Räterepubliken scheint auf den ersten Blick schwer zu durchschauen zu sein, denn beide hatten die Sowjets (Sowjet = Rat) in Sowjetrussland zum Vorbild.
In Russland bildeten sich im Zuge der Februarrevolution 1917 zunächst überall Arbeiter- und Soldatenräte und es gab eine Zeit der Mehrparteienherrschaft in den Sowjets, in denen u. a. Menschewiki (Sozialdemokraten) und Bolschwiki (Kommunisten) zusammenregierten. Daneben regierte noch die Duma (das Parlament), die die provisorische Regierung unter Lwow und dann unter Kerenski einsetzte. Sowjets und Duma übten in dieser Zeit eine Art Doppelherrschaft aus.
Dies änderte sich im Zuge der Oktoberrevolution 1917, als die nach Alleinherrschaft strebenden Kommunsten nach massiver Unterstützung durch das Deutsche Kaiserreich die Macht an sich rissen.

Ähnlich war es zunächst in Deutschland nach der Novemberrevolution 1918. Der erste Arbeiter- u. Soldatenrat bildete sich am 4. November 1918 in Kiel. Im Laufe der Novemberrevolution bildeten sich neben der eigentlichen Reichsregierung überall in Deutschland solche Räte, wobei diese meist durch die Sozialdemokraten als die ohnehin zahlenmäßig stärkste Partei dominiert wurden. Daneben waren aber auch Mitglieder der 1917 aus dem linken Flügel der SPD entstandenen USPD und ab der Jahreswende 1918/19 auch Verteter der Ende Dezember 1918 aus dem linken Flügel der USPD hervorgegangenen KPD in den Räten vertreten. Während die Sozialdemokraten (zw. 1917-1919 MSPD = Mehrheits-SPD) Verfechter der parlamentarischen Demokratie waren, strebten USPD und KPD ein Rätesystem nach sowjetrussischem Vorbild an. Dies führte zu Konflikten zwischen beiden Lagern, die in blutigen Auseinandersetzungen mündeten, denn sowohl der Spartakusaufstand im Januar 1919, wie auch die durch die radikalen Linken gegründeten Räterepubliken wurden durch die MSPD-geführte Reichsregierung mit militärischen Mitteln niedergeschlagen.
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Die Waffenstillstands- und Friedensverhandlungen 1918/19

Der Waffenstillstand zwischen dem Deuschen Reich und den Entente-Mächten Frankreich und Großbritannien wurde am 11. November 1918 unterzeichnet und trat am selben Tag in Kraft. Er galt zunächst für 30 Tage, wurde jedoch noch dreimal verlängert. Als Bedingungen wurden festgeschrieben:

- Einstellung der Feindseligkeiten binnen sechs Stunden nach Vertragsunterzeichnung;
- Rückzug aller deutschen Truppen aus sämtlichen besetzten Gebieten Belgiens, Frankreichs, Luxemburgs sowie aus dem Reichsland Elsaß-Lothringen binnen 15 Tagen;
- Innerhalb der darauf folgenden 17 Tage sollte die Besetzung der linksrheinischen Gebiete und von rechtsrheinischen Brückenköpfen um Mainz, Koblenz und Köln durch französische Truppen erfolgen;
- Innerhalb dieses Zeitraums sollte auch die Übergabe von 5.000 Geschützen, 25.000 Maschinengewehren, 3.000 Minenwerfern und 1.700 Flugzeugen an die Entente erfolgen;
- Internierung aller modernen Kriegsschiffe
- die britische Seeblockade sollte nicht aufgehoben werden;
- Ablieferung von 5.000 Lokomotiven und 150.000 Eisenbahnwaggons;
- Annullierung des Friedens von Brest-Litowsk mit Sowjetrussland

Die geforderte Rückführung der Deutschen Truppen aus den besetzten Gebieten im Westen (rund 190 Divisionen) wurde bis zum 19 Januar 1919 abgeschlossen.
Formal beendete erst der am 28. Juni 1919 unterzeichnete und am 10. Januar 1920 inkraft getretene Friedensvertrag von Versailles den Kriegszustand. Bis dahin war es noch ein weiter Weg der Verhandlungen und er sollte die Entstehung der Weimarer Republik überschatten.
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Hier ist der der erste fertige Artikel aus der Reihe zum Ende des Ersten Weltkrieges und zur Novemberrevolution:
Ende des I. Weltkrieges
https://geschichte-wissen.de/blog/ende- ... ltkrieges/
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Balduin hat geschrieben:Auf den vollständigen Artikel bin ich schon sehr gespannt. Bernhard Sauer, dessen Bücher bereits öfter auf Geschichte-Wissen vorgestellt wurden, hat sich in einem neuen Buch auch mit dem Thema beschäftigt: https://geschichte-wissen.de/blog/vom-k ... evolution/
Ja gut. Aber wenn ich lese:

,,Sauer zeigt auf, dass damals die Möglichkeit bestand, gestützt auf eine breite Volksbewegung eine stabile demokratische Ordnung mit sozialistischen Zügen aufzubauen, die auch das Aufkommen des Nationalsozialismus hätte verhindern können. Diese historische Chance wurde nicht genutzt.''

Damit meint er wohl das Rätemodell, das die Kommunisten favorisierten. Das wurde von der SPD aktiv bekämpft - aus gutem Grund.
Ist Sauer vielleicht ein wenig links angehaucht?
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Barbarossa hat geschrieben:,,Sauer zeigt auf, dass damals die Möglichkeit bestand, gestützt auf eine breite Volksbewegung eine stabile demokratische Ordnung mit sozialistischen Zügen aufzubauen, die auch das Aufkommen des Nationalsozialismus hätte verhindern können. Diese historische Chance wurde nicht genutzt.''

Damit meint er wohl das Rätemodell, das die Kommunisten favorisierten. Das wurde von der SPD aktiv bekämpft - aus gutem Grund.
Ist Sauer vielleicht ein wenig links angehaucht?
Das musst Du ihn selbst fragen: http://www.bernhard-sauer-historiker.de/
Das ist auf jeden Fall ein guter Artikel geworden, vielen Dank
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Das ist nur ein Artikel einer ganzen Serie. Es kommen also noch weitere. Am Ende könnte man sie zu einem Magazin bündeln. Die Links setze ich dann der Reihe nach hier rein.
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Barbarossa
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Hier der 2. Artikel aus meiner Serie:
Illustrierte Chronologie der Novemberrevolution 1918
https://geschichte-wissen.de/blog/illus ... tion-1918/
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