Neue Streiks und Tarifverhandlungen in Deutschland.

Arbeits und Lehrstellenmarkt, Arbeits- und Sozialrecht, Rente

Moderator: Barbarossa

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Barbarossa
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TARIFE:
Vor dem schmutzigen Streik
Gebäudereiniger planen Arbeitskampf / IG Bau will 8,7 Prozent mehr Lohn

POTSDAM - In Schulen, Rathäusern und Kliniken könnte sich bald der Dreck sammeln, in Ministerien, Banken und Bürogebäuden ebenso. Punkt Null Uhr in der Nacht zum morgigen Dienstag beginnt ein unbefristeter, flächendeckender Streik der Gebäudereiniger, der erste in der Geschichte der Bundesrepublik. In einer Urabstimmung haben 97 Prozent zugestimmt.

„Das wird ein langer, schmutziger Arbeitskampf“, prophezeit Rainer Knerler, Bezirksleiter der zuständigen Gewerkschaft Bauen, Agrar, Umwelt (IG Bau) für Berlin und Brandenburg. Die Positionen sind verhärtet...
weiter lesen: http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/ ... -mehr.html
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elysian
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Dass Schulen und vor allem Kliniken nicht vom Streik ausgenommen werden, ist absolut verantwortungslos.
Die Gefährdung der Gesundheit von Kindern und Kranken wird billigend in Kauf genommen, diese Menschen also instrumentalisiert! :evil:
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Barbarossa
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elysian hat geschrieben:Dass Schulen und vor allem Kliniken nicht vom Streik ausgenommen werden, ist absolut verantwortungslos.
Die Gefährdung der Gesundheit von Kindern und Kranken wird billigend in Kauf genommen, diese Menschen also instrumentalisiert! :evil:

Tja - Streik ist Streik.
Im Grunde genommen ist jeder Beruf wichtig:
- streiken die Angestellten im öffentlichen Nahverkehr, kommen die Leute nicht pünktlich zur Arbeit,
- streiken die Krankenschwestern, oder Ärzte, gibt es Engpässe bei der Versorgung von Kranken,
- streiken die Piloten, fallen Flüge aus und Touristen und Geschäftsreisende kommen nicht an ihr Ziel,
- streiken die Kraftahrer von Transportunternehmen, wird es Engpässe in der Versorgung von Lebensmitteln und anderen Transportgütern geben,
- Streiken die Milchbauern, gibt es keine Milch...

Die Liste kann man beliebig Fortsetzen.

Aber ich kann dich beruhigen: Es gibt ja auch noch die Zeitarbeitsunternehmen, deren Mitarbeiter dann nicht streiken und in die Bresche springen können...
:wink:
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elysian
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Ich habe ohnehin eine tiefe Abneigung gegen Streikformen, die bewusst auf eine Drangsalierung Dritter setzen.
Aber es gibt einfach bestimmte Bereiche, in denen ist diese Form schlicht inakzeptabel.
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Barbarossa
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elysian hat geschrieben:Ich habe ohnehin eine tiefe Abneigung gegen Streikformen, die bewusst auf eine Drangsalierung Dritter setzen.
Aber es gibt einfach bestimmte Bereiche, in denen ist diese Form schlicht inakzeptabel.

Dann würde es in diesen bestimmten Bereichen auch nie Lohn/Gehaltserhöhungen geben...

Diese Form des Arbeitskampfes für mehr Arbeitsentgelt wurde ja mit der Industrialisierung eingeführt und dazu gründeten die Arbeiter extra Gewerkschaften - gemeinsam war man eben stark. In den 50er und 60er Jahren waren die Gewerkschaften maßgeblich am Wohlstand der Arbeiter beteiligt. Heute haben die Gewerkschaften sinkende Mitgliederzahlen und siehe da, in vielen Branchen liegen die Löhne weit unter dem Existenzminimum -besonders im Osten.

:arrow: Übrigens wäre es wirklich einmal interessant zu untersuchen, ob gerade im Osten die Schwäche der Gewerkschaften zu diesen Minilöhnen von 3 Euro oder so geführt haben.

Und dann: Es gibt ja Bereiche, in denen tatsächlich nicht gestreikt werden darf, wie z. B. die Polizei, wo ja vor allem Beamte beschäftigt sind, die eben nicht streiken dürfen.
:arrow: Hierzu die Frage: Wie läuft das da eigentlich mit Gehaltserhöhungen? Gibt es da einen Automatismus oder wie kommen da Tariferhöhungen auch in den untersten Gehaltsgruppen zustande?
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elysian
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Barbarossa hat geschrieben:
elysian hat geschrieben:Ich habe ohnehin eine tiefe Abneigung gegen Streikformen, die bewusst auf eine Drangsalierung Dritter setzen.
Aber es gibt einfach bestimmte Bereiche, in denen ist diese Form schlicht inakzeptabel.

Dann würde es in diesen bestimmten Bereichen auch nie Lohn/Gehaltserhöhungen geben...

Diese Form des Arbeitskampfes für mehr Arbeitsentgelt wurde ja mit der Industrialisierung eingeführt und dazu gründeten die Arbeiter extra Gewerkschaften - gemeinsam war man eben stark. In den 50er und 60er Jahren waren die Gewerkschaften maßgeblich am Wohlstand der Arbeiter beteiligt. Heute haben die Gewerkschaften sinkende Mitgliederzahlen und siehe da, in vielen Branchen liegen die Löhne weit unter dem Existenzminimum -besonders im Osten.
Da muss ich Dir widersprechen.
Punkt 1: Streik ist als Mittel des Arbeitskampfes legitim, aber nicht jede Form des Streiks und darum geht es mir
Punkt 2: Die Gewerkschaften waren nicht maßgeblich beteiligt am Wohlstand der Arbeiter. Grund dieses Wohlstands war die außerordentlich gute wirtschaftliche Entwicklung, welche nur zu einem Teil auf die Gewerkschaften und die deutsche betriebliche Mitbestimmung zurückgeht. Andernfalls wäre unser System ein Exportschlager. Genau das ist er nicht.
Punkt 3: Die Gewerkschaften haben die Tarifverträge nicht mangels Mitgliedern geschlossen, sondern aufgrund wirtschaftlicher Notwendigkeiten. Die Mitgliederzahlen sanken in der Folge dieser Abschlüsse.
Punkt 4: Die Löhne liegen nicht und besonders nicht weit unter dem Existenzminimum. http://de.wikipedia.org/wiki/Existenzminimum
mal zum Vergleich http://de.wikipedia.org/wiki/ERA-TV
:arrow: Übrigens wäre es wirklich einmal interessant zu untersuchen, ob gerade im Osten die Schwäche der Gewerkschaften zu diesen Minilöhnen von 3 Euro oder so geführt haben.
Das bezweifel ich. Die Entwicklung trat bereits vorher ein und sie ist nicht auf Deutschland beschränkt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Gewerkschaften#Deutschland
Und dann: Es gibt ja Bereiche, in denen tatsächlich nicht gestreikt werden darf, wie z. B. die Polizei, wo ja vor allem Beamte beschäftigt sind, die eben nicht streiken dürfen.
:arrow: Hierzu die Frage: Wie läuft das da eigentlich mit Gehaltserhöhungen? Gibt es da einen Automatismus oder wie kommen da Tariferhöhungen auch in den untersten Gehaltsgruppen zustande?
Merkst Du den Widerspruch zwischen diesem Fakt und Deiner obigen These?
http://de.wikipedia.org/wiki/Beamtenbesoldung
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Barbarossa
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elysian hat geschrieben:Da muss ich Dir widersprechen.
Punkt 1: Streik ist als Mittel des Arbeitskampfes legitim, aber nicht jede Form des Streiks und darum geht es mir
Punkt 2: Die Gewerkschaften waren nicht maßgeblich beteiligt am Wohlstand der Arbeiter. Grund dieses Wohlstands war die außerordentlich gute wirtschaftliche Entwicklung, welche nur zu einem Teil auf die Gewerkschaften und die deutsche betriebliche Mitbestimmung zurückgeht. Andernfalls wäre unser System ein Exportschlager. Genau das ist er nicht.
Punkt 3: Die Gewerkschaften haben die Tarifverträge nicht mangels Mitgliedern geschlossen, sondern aufgrund wirtschaftlicher Notwendigkeiten. Die Mitgliederzahlen sanken in der Folge dieser Abschlüsse.
Punkt 4: Die Löhne liegen nicht und besonders nicht weit unter dem Existenzminimum. http://de.wikipedia.org/wiki/Existenzminimum
mal zum Vergleich http://de.wikipedia.org/wiki/ERA-TV
Da sind wir offenbar unterschiedlicher Meinung, denn ein Lohn von 3-5 Euro pro Stunde ist eigentlich nicht mehr als ein Almosen. Versuch doch mal mit einem Lohn von 4 Euro, der bei 40 Stunden pro Woche einem Bruttolohn von ~ 650 Euro pro Monat entspricht, auszukommen?
Geht nicht, wenn man auch noch Miete zahlen muß.

elysian hat geschrieben:Merkst Du den Widerspruch zwischen diesem Fakt und Deiner obigen These?
Nicht wirklich. Ich weiß aus eigener Erfahrung nur, daß in der freien Wirtschaft einem Arbeitnehmer nichts geschenkt wird und somit freiwillig auch nichts mehr gezahlt wird, so daß man ohne Streiks auch 10 Jahre für das gleiche Geld arbeiten würde und niemanden würde es interessieren, ob der Lohn zum leben reicht. Das sieht man ja schon an diesen z. T. katastrophal niedrigen Löhnen in verschiedenen Branchen.
...Traurige Popularität erlangte kürzlich etwa ein besonders drastischer Fall von Niedriglohn in Sachsen: Frisöre der untersten Lohngruppe verdienen dort 3,06 Euro pro Stunde – laut Tarif. Selbst in der Lohngruppe 3, in der die meisten sächsischen Frisöre arbeiten, liegt der Verdienst bei gerade einmal 5,16 Euro pro Stunde. Das entspricht einem Monatslohn von 830 Euro. Es überrascht wenig, dass bei dieser Lohnsituation 70 Prozent der Beschäftigten im sächsischen Frisörhandwerk ihr Lohn durch Transferleistungen aufgestockt wird.

Kaum besser ist es um das Bäckereihandwerk in Sachsen-Anhalt bestellt. In der untersten Lohngruppe werden hier 4,48 Euro pro Stunde gezahlt. Mit einem Monatseineinkommen von 775 Euro liegen Bäcker aus Sachsen-Anhalt unterhalb der Armutsgrenze von 781 Euro.

In Sachsen-Anhalt existieren insgesamt 34 Tarifverträge, die Bruttostundenlöhne von weniger als 7,50 Euro vorsehen. Die Löhne sind in den vergangenen Jahren kräftig gesunken „Die Arbeitgeber des Landes zahlten 2005 insgesamt Bruttolöhne und -gehälter, inkl. der Sozialversicherungsbeiträge der Arbeitgeber, in Höhe von 15,6 Mrd. Euro. Das waren eine Milliarde Euro weniger als noch im Jahr 2000“, so der Landeschef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Udo Gebhardt. Gleichzeitig seien die Verkaufspreise gestiegen. Um Löhne und Kaufkraft zu stärken, betont Gebhard, seien Mindestlöhne und Lohnuntergrenzen deshalb „ein Gebot der Stunde“...
Quelle: http://m.mindestlohn.de/meldung/niedrig ... utschland/

So kann das nicht bleiben. Da muß dringend was geändert werden, denn gerade hier steckt der meiste soziale Sprengstoff drin und ist ein gefundenes Fressen für z. B. "Die Linke".
:evil:
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MarcoZ
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Nicht wirklich. Ich weiß aus eigener Erfahrung nur, daß in der freien Wirtschaft einem Arbeitnehmer nichts geschenkt wird und somit freiwillig auch nichts mehr gezahlt wird, so daß man ohne Streiks auch 10 Jahre für das gleiche Geld arbeiten würde und niemanden würde es interessieren, ob der Lohn zum leben reicht. Das sieht man ja schon an diesen z. T. katastrophal niedrigen Löhnen in verschiedenen Branchen.
Da ich momentan selber in einem Metallbetrieb "geknechtet" werde kann ich echt nicht verstehen wie man diese Arbeit für so wenig Geld machen kann. Ich bin in dem Betrieb auch schon öfters verbal ausgerastet, da ich bei einem 0 Euro verdienst ja nichts zu verlieren habe.
Da das hier kein Tagebuch ist möchte ich hier nicht weiter rummheulen, aber mein Hasswort von 2009 ist "Vorpraktikum". Der wohl dümmste Schwachsinn, den ich schulisch bist jetzt erlebt habe. :twisted:
Meine Alternative zu einem "Sklavenjob" wäre ganz ehrlich lieber Kriminalität oder Hartz 4.
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Barbarossa
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MarcoZ hat geschrieben:...Da das hier kein Tagebuch ist möchte ich hier nicht weiter rummheulen, aber mein Hasswort von 2009 ist "Vorpraktikum". Der wohl dümmste Schwachsinn, den ich schulisch bist jetzt erlebt habe. :twisted:
Meine Alternative zu einem "Sklavenjob" wäre ganz ehrlich lieber Kriminalität oder Hartz 4.
oh oooh!
Das ist ja ein vernichtendes Urteil...
:roll:
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elysian
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Barbarossa hat geschrieben: Da sind wir offenbar unterschiedlicher Meinung, denn ein Lohn von 3-5 Euro pro Stunde ist eigentlich nicht mehr als ein Almosen. Versuch doch mal mit einem Lohn von 4 Euro, der bei 40 Stunden pro Woche einem Bruttolohn von ~ 650 Euro pro Monat entspricht, auszukommen?
Geht nicht, wenn man auch noch Miete zahlen muß.
Dass es mit derart niedrigen Löhnen sehr schwierig ist, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, will ich gern zugestehen.
Glaub mir, ich habe in 30 Jahren erlebt, wie es ist, wenn die eigene Familie recht viel Geld hat und ebenso wie es ist, wenn man 3 Jeans, diverse T-Shirts, ein Paar Stiefel und praktisch 1 Lederjacke (Kutte!!! 8) ) sein Eigen nennt und im Gegensatz zu anderen nicht in den Urlaub fährt und vergleichsweise wenig Taschengeld erhält, uws. usf.
Nicht wirklich. Ich weiß aus eigener Erfahrung nur, daß in der freien Wirtschaft einem Arbeitnehmer nichts geschenkt wird und somit freiwillig auch nichts mehr gezahlt wird, so daß man ohne Streiks auch 10 Jahre für das gleiche Geld arbeiten würde und niemanden würde es interessieren, ob der Lohn zum leben reicht. Das sieht man ja schon an diesen z. T. katastrophal niedrigen Löhnen in verschiedenen Branchen.
Nun, mein Vater war Arbeitgeber und die Familie meiner Frau besteht aus Arbeitnehmern.
Meine Frau selbst wird nicht nach Tarif bezahlt. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass mein Vater (grundsätzlich zwar ein Knauser ^^) regelmäßig die Löhne seiner Angestellten erhöhte. Ohne Streik!
Ebenso weiß ich, dass die Löhne meiner Frau und ihrer Eltern ohne den Einsatz von Streik erhöht wurden.
Dass es nicht überall so ist, das weiß ich auch. Dass es niergends und niemals so ist, ist aber falsch.
Grundsätzlich würde ich Dir aber insofern zustimmen, dass heuer mit härteren Bandagen und rücksichtsloser gekämpft wird. Nicht wenigen täten einige Lektionen "Geschichte des rheinischen Kapitalismus" sehr gut!
...Traurige Popularität erlangte kürzlich etwa ein besonders drastischer Fall von Niedriglohn in Sachsen: Frisöre der untersten Lohngruppe verdienen dort 3,06 Euro pro Stunde – laut Tarif. Selbst in der Lohngruppe 3, in der die meisten sächsischen Frisöre arbeiten, liegt der Verdienst bei gerade einmal 5,16 Euro pro Stunde. Das entspricht einem Monatslohn von 830 Euro. Es überrascht wenig, dass bei dieser Lohnsituation 70 Prozent der Beschäftigten im sächsischen Frisörhandwerk ihr Lohn durch Transferleistungen aufgestockt wird.

Kaum besser ist es um das Bäckereihandwerk in Sachsen-Anhalt bestellt. In der untersten Lohngruppe werden hier 4,48 Euro pro Stunde gezahlt. Mit einem Monatseineinkommen von 775 Euro liegen Bäcker aus Sachsen-Anhalt unterhalb der Armutsgrenze von 781 Euro.

In Sachsen-Anhalt existieren insgesamt 34 Tarifverträge, die Bruttostundenlöhne von weniger als 7,50 Euro vorsehen. Die Löhne sind in den vergangenen Jahren kräftig gesunken „Die Arbeitgeber des Landes zahlten 2005 insgesamt Bruttolöhne und -gehälter, inkl. der Sozialversicherungsbeiträge der Arbeitgeber, in Höhe von 15,6 Mrd. Euro. Das waren eine Milliarde Euro weniger als noch im Jahr 2000“, so der Landeschef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Udo Gebhardt. Gleichzeitig seien die Verkaufspreise gestiegen. Um Löhne und Kaufkraft zu stärken, betont Gebhard, seien Mindestlöhne und Lohnuntergrenzen deshalb „ein Gebot der Stunde“...
Zunächst einmal möchte ich doch festhalten, wie bigott es ist, einerseits solche Tarifverträge abzuschließen und andererseits daraufhin nach dem Gesetzgeber zu schreien. Das riecht förmlich nach einer Strategie......!
Davon ab ging es ja darum, ob in vielen Branchen weit unter dem Existenzminimum gezahlt wird. In einigen kann man darüber streiten, aber in Anbetracht der Branchenvielfalt ist diese Aussage so einfach nicht richtig.
Interessant finde ich diesen Vorschlag (müsste ihn allerdings mal durchrechnen):
http://www.arm-trotz-arbeit.org/

So kann das nicht bleiben. Da muß dringend was geändert werden, denn gerade hier steckt der meiste soziale Sprengstoff drin und ist ein gefundenes Fressen für z. B. "Die Linke".
:evil:
Da sind wir durchaus wieder einer Meinung. Die Veränderungen der letzten 20 Jahre haben einiges verbessert, aber es gab und gibt auch Fehlentwicklungen. Bei den Großen etwa das Quartalsdenken, in der Politik die Vernachlässigung des Mittelstandes, bei den Gewerkschaften Ideologie anstelle sinnvoller Interessenvertretung (die IG BCE möchte ich ausdrücklich ausnehmen; deren Tarifverträge haben Hand und Fuß),was sich an diversen Konflikten zwischen Betriebsräten und Gewerkschaftsfunktionären festmachen lässt, usw.
interessant auch:
http://www.caritas-nrw.de/cgi-bin/showc ... hemaID=555

Allerdings darf man ein Problem auch nicht unterschätzen:
so mancher sehr niedrig entlohnter Arbeitsplatz würde andernfalls gar nicht existieren und der Staat und damit die Steuerzahler müssten niedrige Löhne nicht durch Transfer(teil)leistungen aufstocken, sondern einem Arbeitslosen die Transferleistung in vollem Umfang erbringen.

Die Politik steckt da insoweit in einem Dilemma, um das sie nicht zu beneiden ist:
entweder
a) man führt z.B. einen hohen (ein niedriger würde zur aktuellen Situation nichts ändern) allgemeinen Mindestlohn ein und hat in der Folge einen Abbau der Beschäftigung samt Anstieg bei den Arbeitslosen und steigenden Kosten bei den Transferleistungen oder
b) man ermöglicht Niedriglohn, den man teilweise durch staatliche Transferleistungen aufstockt, muss sich aber mit den Gefahren des Missbrauchs des Niedriglohnsektors durch Unternehmer rumschlagen

Was die Unternehmer angeht, so hat die New Economy mit ihrer Scheinwelt und all den Seifenblasen auf Arbeitgeberseite den eigentlich schon toten Manchesterkapitalismus reanimiert; man hat teilweise die durch Einsicht gewonnenen Erkenntnisse über Bord geworfen und gegen die neoliberale Wirtschaftsordnung agitiert. Das ging so lange gut, wie sich das virtuelle Geld stetig mehrte und man es sich in seiner Seifenblase gutgehen lassen konnte.
Man muss hoffen, dass jetzt endlich die Rückkehr des rheinischen Kapitalismus erfolgt und die Fürsorge für die Angestellten und Mitarbeiter wieder mehr Anerkennung findet.
In den USA gab es dazu mal vor einigen Jahren eine interessante Debatte. Dort wird ja jährlich veröffentlicht, wer wohl die reichsten Personen seien. Einer der genannten hat dies kritisiert und vorgeschlagen, stattdessen eine Liste zu veröffentlichen, die ein ranking der wohltätigsten Personen enthält (wer also sein Geld zum gemeinsamen Nutzen einsetzt, statt es zu horten).
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elysian hat geschrieben:Zunächst einmal möchte ich doch festhalten, wie bigott es ist, einerseits solche Tarifverträge abzuschließen und andererseits daraufhin nach dem Gesetzgeber zu schreien. Das riecht förmlich nach einer Strategie......!
Da gebe ich dir allerdings Recht. Die Gewerkschaften schreien, weil die Tariflöhne zu niedrig sind, haben sie aber vorher selbst akzeptiert.
Die Gewerkschaften schreien auch, weil die Manager zu viel bekommen, saßen aber mit in den Aufsichtsräten und Betriebsräten drin und haben das mit genehmigt. Ein falsches Spiel?
:evil:
elysian hat geschrieben:Davon ab ging es ja darum, ob in vielen Branchen weit unter dem Existenzminimum gezahlt wird. In einigen kann man darüber streiten, aber in Anbetracht der Branchenvielfalt ist diese Aussage so einfach nicht richtig.
Interessant finde ich diesen Vorschlag (müsste ihn allerdings mal durchrechnen):
http://www.arm-trotz-arbeit.org/
Nö - ist Unsinn, was da in dem Link steht:
Das (Familien)-Existenzminimum ist im Steuerrecht von allen Abgaben freigestellt - im Sozialversicherungsrecht werden hingegen 41%-SV-Beiträge vom Lohn bei den Arbeitnehmern abgezogen. So wird bei den "abhängig" Beschäftigten aus guten Bruttolöhnen oft genug ein Netto-Armutslohn, z.T. sogar inklusive Hartz-IV-"Aufstockung":
Die 41 % SV werden ja je zur Hälfte vom Arbeitnehmer und Arbeitgeber gezahlt. Somit zahlt man als Arbeitnehmer nach aktuellem Stand genau 20,225 % SV.
Außerdem wäre man bei diesem Modell (800,- Brutto = 800,- Netto) auch nicht sozialversichert, genau, wie man heute bei einem 400-Euro Job ebenfalls nicht sozialversichert ist. Das kann also nicht die Lösung sein. Gleichwohl muß man alles dafür tun, die Lohnnebenkosten zu senken.
Es müssen die Brutto-Löhne steigen - siehe "unsere Mindestlohndebatte".
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Erfolgreicher Streik:
Gebäudereiniger erreichen Tarif-Erhöhung

Rund 6000 Gebäudereiniger haben gestreikt und 1000 Gebäude nicht mehr gereinigt. Der Einsatz hat sich gelohnt. Im neuen Jahr gibt es mehr Geld...
weiter lesen: http://www.netzeitung.de/arbeitundberuf/1504479.html

Das ging aber schnell!
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Tarifrunde für Bund und Kommunen ohne Annäherung vertagt

POTSDAM (AFP)--Ohne erkennbare Annäherung haben am Mittwoch die Tarifverhandlungen für die rund 1,3 Millionen Angestellten des öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen begonnen. Die erste Verhandlungsrunde wurde am Mittwochabend ergebnislos vertagt, die nächsten Treffen sind für den 31. Januar sowie den 11. Februar vereinbart. Verdi-Chef Frank Bsirske bekräftigte zum Auftakt in Potsdam die Forderung der Gewerkschaften nach einem Lohnzuwachs von 5%. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) wies dies als "maßlos" zurück und sagte, er erwarte schwierige Gespräche...
weiter lesen: http://www.finanzen.net/nachricht/aktie ... agt-726788
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Warnstreiks beginnen im öffentlichen Dienst

Berlin (dpa) - Im öffentlichen Dienst rollt an diesem Mittwoch die erste Warnstreikwelle an. Nach den bislang ergebnislosen Tarifverhandlungen sind Aktionen der Angestellten von Bund und Kommunen unter anderem in Bayern, Hessen und Niedersachsen geplant, wie die Gewerkschaft Verdi am Dienstag mitteilte.

Die Arbeitgeber kritisierten die Maßnahmen...
weiter lesen: http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/ ... s-vor.html
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Warnstreiks im öffentlichen Dienst deutlich ausgeweitet

Am zweiten Tag der Warnstreikwelle im öffentlichen Dienst haben die Gewerkschaften ihre Proteste am Donnerstag erheblich ausgeweitet. In Düsseldorf und Köln/Bonn wurde erstmals auch der Flugverkehr beeinträchtigt...
weiter lesen: http://www.nzz.ch/nachrichten/panorama/ ... 00583.html
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