Arbeitsplatz 4.0

Arbeits und Lehrstellenmarkt, Arbeits- und Sozialrecht, Rente

Moderator: Barbarossa

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Barbarossa
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Karlheinz hat geschrieben:Einige interessante Zukunftsprognosen:

„Die weltweite Nachfrage nach Kraftfahrzeugen wird eine Million nicht überschreiten - allein schon aus Mangel an verfügbaren Chauffeuren."
Gottlieb Daimler, Erfinder, 1901

"Auf das Fernsehen sollten wir keine Träume vergeuden, weil es sich einfach nicht finanzieren lässt."
Lee De Forest, Vater des Radios, 1926

"Es gibt keinen Grund dafür, dass jemand einen Computer zu Hause haben wollte."
Ken Olson, Präsident von Digital Equipment Corp., 1977

"Ich denke, dass es einen Weltmarkt für vielleicht fünf Computer gibt."
Thomas Watson, CEO von IBM, 1943

"Der Fernseher wird sich auf dem Markt nicht durchsetzen. Die Menschen werden sehr bald müde sein, jeden Abend auf eine Sperrholzkiste zu starren."
Darryl F. Zanuck, Chef der Filmgesellschaft 20th Century-Fox, 1946

"Das Pferd wird es immer geben, Automobile hingegen
sind lediglich eine vorübergehende Modeerscheinung."

Der Präsident der Michigan Savings Bank, 1903

„Flugzeuge sind interessant, haben aber keinerlei militärischen Wert."
Marschall Ferdinand Foch, französischer Militärstratege, 1911

"Die Erfindung hat so viele Mängel, dass es nicht ernsthaft als Kommunikationsmittel taugt. Das Ding hat für uns an sich keinen Wert"
Memo der Western Union Financial Services zur Erfindung des Telefons, 1876
Karlheinz: Das sind aber ausschließlich sehr konservative Meinungen von Leuten, die offensichtlich nicht an den technischen Fortschritt glaubten.

Wie sieht die Sache aber aus, wenn man dem technischen Fortschritt recht aufgeschlossen gegenüber steht? So wie ich...


Meine These:

Bereits in den ´90er Jahren habe ich innerhalb der FDP-Ortsgruppe Hennigsdorf eine Denkschrift veröffentlicht, in der ich auf ein Problem hingewiesen habe, welches durch den sich schnell entwickelnden technischen Fortschritt entstehen könnte. Darin habe ich darauf aufmerksam gemacht, dass bereits heute an intelligenten Computern/Robotern geforscht wird, die in noch relativ ferner Zukunft nach meiner Meinung in der Lage sein werden, die menschliche Arbeitskraft vollständig zu ersetzen.

Sind solche künstlichen Intelligenzen erst einmal ausgereift, wird der Einsatz in der Wirtschaft sicher rasch umgesetzt werden. Denn die Vorteile solcher künstlichen Intelligenzen liegen auf der Hand:
Da sie keinen Lohn erhalten müssen, keine Sozialversicherungen benötigen und bei einem Defekt schneller repariert werden können, als ein Mensch bei einer Krankheit gesund wird, können durch ihren Einsatz die Kosten in allen Wirtschaftsbereichen stark gesenkt werden. Diese Vorteile werden über kurz oder lang den Menschen als Arbeitskraft in allen Bereichen ersetzen.
Ich hatte damals noch angeregt, man solle darüber eine öffentliche Diskussion anstoßen, um zu verhindern, dass unsere Gesellschaft das Problem der Freisetzung von menschlichen Arbeitskräften nicht unvorbereitet trifft. Aber die These stieß bis auf eine Ausnahme auf allgemeines Desinteresse.

Im Grunde hat sich an meiner These bis heute nichts geändert. Einzig beim Punkt, dass sich während einer solchen öffentlichen Diskussion unsere Gesellschaft entweder für oder gegen den Einsatz von künstlichen Intelligenzen entscheiden könnte, bin ich inzwischen zu der Ansicht gelangt, dass es für solche Entscheidungen wenig Spielraum geben wird. Denn eine solche Entscheidung dürfte auch nicht jede Nation für sich treffen, sondern es müsste eine Entscheidung sein, die zur selben Zeit auf globaler Ebene getroffen wird. Ein solches Szenario halte ich aber für weniger wahrscheinlich, als die Einführung von künstlichen Intelligenzen als Arbeitskraft in allen Bereichen, in denen heute noch Menschen arbeiten. Denn es dürfte sich nicht eine Nation der Welt der Entscheidung dagegen verschließen, da diese in einem solchen Fall einen klaren Vorteil gegenüber aller anderen hätte. Der daraus folgende wirtschaftliche Vorteil dieser einen Nation würde die Entscheidung aller übrigen Nationen dagegen hinfällig machen.


Folgen der Entwicklung von künstlichen Intelligenzen auf die Gesellschaft:

Dies würde zur Entwicklung einer Freizeitgesellschaft führen, in der Menschen sich ausschließlich ihren Interessen widmen:
der Wissenschaft, den Künsten, dem Sport und natürlich der Politik. Wichtig dabei ist, dass Menschen grundsätzlich - egal, in welche Richtung sich die Gesellschaft entwickelt - die Entscheidungsträger bleiben müssen. Aus diesem Grund bleibt die Bildung gerade auch in Zukunft wichtig.

Aber wovon werden die Menschen in einer solchen Zukunft ihren Lebensunterhalt bestreiten?


Das bedingungslose Grundeinkommen für alle

Auch von Mitgliedern der Piratenpartei wurde diese hier von mir angesprochene These bereits öffentlich angesprochen. Wirkliche Diskussionen darüber sind in den Medien aber auch hier nicht entstanden. Eine Antwort auf die These scheint das bedingungslose Grundeinkommen für alle zu sein und ist einer der Punkte, die beispielsweise in der Piratenpartei diskutiert werden. Nur scheint mir die sofortige Umsetzung eines solchen "bedingungslosen Grundeinkommens für alle" nicht der Weisheit letzter Schluss zu sein.

Begründung:
Welche Auswirkung würde die sofortige Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens für auf die Gesellschaft haben?
In einer Fernsehdoku wurde dieses Thema auch bereits behandelt, wobei Experten zu dem Schluss kamen, dass dieses Grundeinkommen grundsätzlich bezahlbar wäre und es mit geschätzten 10 % der Bürger, die dann nicht mehr arbeiten würden, nicht zu einem wesentlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit kommen würde.
Ich möchte diese Expertenmeinung nicht grundsätzlich anzweifeln, dennoch bin ich der Meinung, dass nach einer gewissen Übergangszeit allmählich immer mehr Bürger aufhören würden, zu arbeiten. Der Grund dafür liegt auf der Hand:
Wenn es nicht mehr notwendig ist, für seinen Lebensunterhalt zu arbeiten, man aber dennoch ein existenzsicherndes Einkommen hat, welches zudem eine gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht, wird bei immer mehr Menschen ein Umdenkprozess stattfinden.
Die Ambitionen, einer eher ungeliebten Arbeit nachzugehen, werden abnehmen. Anders wäre es lediglich bei Menschen, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben, die aber meines Erachtens eine kleine Minderheit darstellen. Deshalb gehe ich davon aus, dass die Einführung des bedingungslosen Einkommens für alle Bürger der Starschuss zur Freizeitgesellschaft wäre. Dies wäre jedoch in unserer heutigen Wirtschaft problematisch, in der die menschliche Arbeitskraft (noch) benötigt wird.

Die Ablösung der menschlichen Arbeitskraft durch künstliche Intelligenzen wird voraussichtlich auch nicht in allen Bereichen der Wirtschaft und im Sozialbereich gleichzeitig stattfinden, sondern je nach Schwierigkeitsgrad der Arbeit gestaffelt. Dies wäre nach meinen Vorstellungen also eher ein fließender Prozess.
Beim Prozess der Entwicklung zu einer Freizeitgesellschaft rege ich daher eine nach Berufen gestaffelte bzw. getrennte Einführung des bedingungslosen Einkommens an - also nicht sofort für alle, sondern nach Bedarf und zwar bei Wegfall der Einkommensmöglichkeit im jeweiligen Beruf. Arbeiter bzw. Angestellte solcher Berufe könnten dann entweder die Möglichkeit einer Umschulung in einen anderen Beruf erhalten oder aus dem Berufsleben auszusteigen, um statt dessen das bedingungslose Grundeinkommen zu erhalten.

In jedem Falle würde ich die Diskussion über diese These, die ja offensichtlich nicht (mehr) nur von mir vertreten wird, für wichtig halten, um schon im Vorfeld auf eine solche - mögliche - Entwicklung vorbereitet zu sein. Denn das schlimmstmögliche Szenario wäre es, wenn daraus soziale Spannungen erwachsen würden.

Wie weit die Forschung bereits ist, sah man am bereits ausgestellten Androiden "Repliee Q1" auf der Expo 2005 in Aichi, siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Repliee_Q1
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Barbarossa
Interessante Gedanken, sie wurden in der Vergangenheit aber schon häufig diskutiert. Als vor 200 Jahren die industrielle Revolution begann und viele Weber, Spinner und andere Berufszweige verschwanden und sich eine große Arbeitslosigkeit ausbreitete, glaubten auch viele Wissenschaftler, das für die Menschen in Zukunft keine Arbeit mehr existieren würde, da die Maschinen alles übernehmen werden.

Doch die Industrialisierung schuf zahlreiche neue Produktionszweige: Maschinenbau, Chemie, Fahrzeugbau, Flugzeuge, Elektroindustrie usw. Die industrielle Revolution schuf im Endeffekt wesentlich mehr Arbeitsplätze, als sie zerstörte. Zu Beginn der industriellen Revolution lebten in Deutschland um 1830 ungefähr 25 Millionen Menschen, jetzt sind es 82 Millionen, wir haben aber 42 Millionen Arbeitsplätze, viel mehr, als es früher Einwohner gab. Arbeiteten früher fast 90% der Menschen in der Landwirtschaft, so ist dieser Prozentsatz auf absurde 2% zusammengeschrumpft. Doch die freigesetzten Arbeitskräfte sind nicht jetzt nicht arbeitslos.

In meiner Lehrzeit gab es in dem Betrieb, in dem ich lernte (1966), riesige Lagerhallen mit fast 100 Beschäftigten. Die Lagerhaltung wurde in den nächsten Jahrzehnten nahezu vollständig automatisiert, heute sind die Hallen menschenleer, alles wird von Computern gesteuert. Die Zahl der Beschäftigten ist auch gesunken, aber längst nicht im gleichen Ausmaß. Das liegt daran, dass viele neue Abteilungen entstanden sind und sich gleichzeitig der Umsatz gegenüber den sechziger Jahren gewaltig erhöht hat. Der weitaus größere Vertrieb mit wesentlich mehr Aufgaben als früher hätte, bei gleichzeitig unveränderter Technik, erheblich mehr Arbeitskräfte benötigt als jetzt, das ist richtig, aber es entstand keine Massenarbeitslosigkeit.

In den sechziger Jahren strömten jeden Morgen riesige Mengen von Arbeitern in den Hamburger Hafen. Heute ist es dort menschenleer. Wie von Geisterhand bewegen sich überall die Kräne und Fahrzeuge, alles ist vollautomatisch, nirgendwo ist ein Arbeiter zu sehen. Und trotzdem haben wir in Hamburg keine Massenarbeitslosigkeit. Es sind viele neue Arbeitsplätze im Dienstleistungsbereich entstanden und der Umsatz im Hafen ist wesentlich größer als vor fünfzig Jahren. Die riesigen Mengen, die jetzt täglich anfallen, hätte man mit den Arbeitskräften von früher gar nicht bewältigen können.

Ich bin deshalb sehr zuversichtlich. Auch die künstliche Intelligenz macht den Menschen nicht überflüssig. Man wird sie konstruieren, warten, weiter entwickeln müssen und zwar von Menschen. Sie ist auch nur eine neue Form von Maschine. Es werden sich um sie herum viele neue Wirtschaftszweige entwickeln. Davon bin ich fest überzeugt.

Von einem arbeitslosen Grundeinkommen halte ich nicht viel. So etwas muss finanziert werden. Schon heute erhalten viele Menschen Transfereinkommen wie Renten, Arbeitslosengeld I und II, Kindergeld, Wohngeld. Das wird aber alles bezahlt von der berufstätigen Bevölkerung, also von Besteuerung ihrer Einkommen. Schrumpft diese Bevölkerung, müssen sie stärker besteuert werden, es müssten immer weniger tätige Menschen immer mehr untätige Menschen finanzieren. Dies wird auf die Dauer nicht funktionieren. Dies wird auch alle Leistungsanreize zerstören.

Waren und Dienstleistungen brauchen einen Markt und sie müssen Gewinne machen. Auch in Zukunft werden die Betriebe privat sein. Auch die künstliche Intelligenz gehört Unternehmern, die sie einsetzen, um Profit zu machen. Durch die Wertschöpfung entstehen Gewinne und Löhne. Arbeitsloses Grundeinkommen entsteht aber nicht durch Wertschöpfung, sondern durch Besteuerung von Einkommen, die durch die Wertschöpfung geschaffen werden. Unternehmer und beschäftigte Arbeitnehmer müssten eine riesige unproduktive Bevölkerung aushalten. Ich glaube nicht, dass so eine Gesellschaft auf Dauer funktioniert.

Um Massenarbeitslosigkeit durch künstliche Intelligenz zu vermeiden, müssen wir das machen, was wir seit der industriellen Revolution immer getan haben und was die Katastrophe bisher auch regelmäßig verhindert hat: Neue Wirtschaftszweige schaffen und Wachstum, Wachstum, Wachstum!
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Triton
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Karlheinz hat geschrieben:So etwas muss finanziert werden. Schon heute erhalten viele Menschen Transfereinkommen wie Renten, Arbeitslosengeld I und II, Kindergeld, Wohngeld. Das wird aber alles bezahlt von der berufstätigen Bevölkerung, also von Besteuerung ihrer Einkommen. Schrumpft diese Bevölkerung, müssen sie stärker besteuert werden, es müssten immer weniger tätige Menschen immer mehr untätige Menschen finanzieren. Dies wird auf die Dauer nicht funktionieren. Dies wird auch alle Leistungsanreize zerstören.
Zur Berichtigung: Steuern zahlen alle. Der Anteil der Lohnsteuer, also der Beitrag der "berufstätigen Bevölkerung" macht gerade mal 25 Prozent des Gesamtsteueraufkommens aus.

Das bedingungslose Grundeinkommen kann man kostenneutral gestalten - der Steuerfreibetrag fiele natürlich auch weg - in dem man die heutigen Transferleistungen einfach bedingungslos und gleich weitergibt. Heute schon kostet ein Durchschnitts-Bundesbürger den Staat ca. 800 € im Monat an Transferleistungen.

Es ist genau umgekehrt, das jetzige System lässt Menschen danach streben, möglichst hohe Transferleistungen zu ergattern, die nicht im Verhältnis zur Leistung stehen. Egal ob jetzt Hartz IV oder überversorgte Pensionisten.
Das bedingungslose Grundeinkommen schafft den Anreiz, aktiv zur Verbesserung gegenüber dem Ausgangszustand zu werden, schon damit es einem besser als Anderen geht. Außerdem gibt es jedem Kind Chancengleichheit.

Für den besten Vorschlag halte ich immer noch ein Grundeinkommen und eine Finanzierung des Staates nur über Verbrauchssteuern. Und bevor wieder der nächste Unsinn: Nein, die Preise steigen im Toto nicht, in den jetzigen Preisen sind genauso alle Steuern enthalten.
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
Renegat
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Interessantes Thema, auch in einem Geschichtsforum. Man geht Zukunft meist doch mit den Erfahrungen und Prägungen der Gegenwart und jüngsten Vergangenheit an. Was sehr oft den Blick verstellt.

Nach Betrachtung der bisherigen Beiträge möchte ich sortieren.
Energie
Marek1964 hat geschrieben: Ja, eine weitere industrielle Revolution wäre nötig, und zwar, um die Ressourcen dieses Planeten schonend nutzen zu können. Sonst kommt eine gigantische Energiekrise auf uns zu. Ob es Sonnenenergie oder sonst was sein wird - irgendwas muss gefunden werden.
Spartaner hat geschrieben: Die fast völlige Ausbeutung der globalen Ölvorräte wird die Beweglichkeit der Menschen auf der Erde einschränken und wird den Ausbau der Bahn, der Strecken kleiner privater Bahnbetreiber und der Aufstockung der Schifffahrt erforderlich machen . Es wird "Energiestädte" geben die sich vollends auf die Sonnenenergie stützen werden.
Energie wird grösstenteils aus Sonnenenergie oder Windkraft gewonnen. Die Atomenergie wird weiterhin in einigen Ländern ein fester Bestandteil sein. Es wird neue Energiegewinnungssysteme geben.

Beim Thema Energie braucht man keine Glaskugel, um zu erkennen, dass die ungleiche Verteilung der Energieverbräuche zu Problemen führen muß. Dabei funktioniert sogar der Preis als Anzeiger so einigermaßen. Wir denken es nur nicht zu Ende und überlegen, wie der Einzelne mit weniger Energie auskommt. Denn weniger Energieverbrauch hieße wahrscheinlich weniger Wachstum und Nachfrage bei der Großindustrie, z.B. Auto, Machinen, Straßenbau.

Roboter und Automaten:
Barbarossas These verkürzt lautet ungefähr: Industrieroboter, Fertigungsautomaten etc machen den Menschen in der Güterproduktion weitgehend überflüssig. Zum Teil ist das schon eingetreten und die Entwicklung geht im Dienstleistungsbereich weiter, z.B. Telefonberatungsautomaten, Selbstbedienungssysteme. Braucht man immer weniger Arbeitskräfte in diesen Bereichen, gibt es 2 Möglichkeiten.
1. Man verteilt Grundeinkommen und schafft einen Hartz IV-Markt, dort hat man dann ein gewisses Wachstum/Nachfrage auf niedrigem Niveau. Funktioniert aber nur, wenn die Großindustrie, dass durch Steuern finanziert.
2. Man denkt sich was neues aus, um woanders neue Arbeitsplätze und Wachstum zu schaffen, der klassische Weg, wie ihn Karlheinz vorschlägt. Interessant bei diesem Weg ist China, dort sollen sich bisher selbstversorgende Bauern in Städte umgesiedelt werden, um neue Binnennachfrager zu generieren. Das könnte man natürlich weltweit machen.

Die weiteren Stichworte: Trend in die Städte, Geburtenrückgang, Konkurrenz aus Asien und Islamisierung wären dann mit letzterem Punkt im Zusammenhang zu betrachten.
Renegat
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Durch die Flüchtlingsdiskussion geraten endlich einige Themen in den Fokus, die schon länger eine breite Diskussion verdienen.
Ein Problemfeld ist der Arbeitsmarkt. Das kann man auf Deutschland/Europa beziehen, so wie Cherusker:
Cherusker hat geschrieben:de Maiziere sieht den Fachkräftemangel durch die Flüchtlingswelle nicht als beseitigt an ! Erstmals äußert ein bekannter Politiker Zweifel an der Qualifikation und den Erwartungen der Industrie.
Renegat hat geschrieben:Naja, neu ist diese Äußerung nun nicht. Wir wissen doch alle, dass die Qualifikationen genauso unterschiedlich sein werden wie die der ansässigen Bevölkerung.
Der Arbeitsmarkt ist sicher ein Problem, das war er allerdings auch schon vor der neuen Flüchtlingswelle. Das hat was mit Automatisierung zu tun und dem Trend, überall die menschliche Arbeitskraft durch Maschinen, Roboter und EDV zu ersetzen.
Mach doch zu diesem Teilaspekt einen eigenen Thread auf, Cherusker.

Das zweite Problemfeld den Mietwohnungsmarkt könnten wir in diesem Thema weiterdiskutieren http://geschichte-wissen.de/forum/viewt ... 2&start=15
Mindestens ebenso wichtig ist der globale Arbeitsmarkt. Noch sind weltweit praktisch alle Gesellschaften so organisiert, dass der Lebensunterhalt iW durch Arbeit finanziert wird. Sogar selbstversorgende Kleinbauern in den sog. Entwicklungsländern benötigen einen gewissen Ernteüberschuss, den sie auf lokalen Märkten verkaufen können, um spezielle Güter, Medizin oder Bildung einkaufen zu können.

Unsere Sozialsysteme alimentieren auf einem niedrigen Niveau Erwerbslose, also Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen keinen regulären, sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz finden. Mit Einkommen auf Hartz IV-Niveau ist nur ein beschränkter Konsum möglich, Wachstum schwierig, auch einer der Gründe, warum sich unsere globalen Konzerne verstärkt in den Schwellenländern nach neuen Märkten umsehen.
In diesem Artikel ist dargestellt, wie die Entwicklung zukünftig verlaufen könnte: http://www.welt.de/wirtschaft/article14 ... engen.html
Ruaidhri
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Wir sind ja schon lange auf dem Weg. In einigen Supermärkten und beim schwedischen Möbelhaus ist die Kassiererin längst ersetzt, Bankfilialen werden geschlossen, nur noch Automaten-Service vorhanden. Wenn, gibt es in den ländlichen Filialen nur noch Finanzberater, die aber letztlich keine Entscheidungen treffen können.
E- Learning, nicht immer eine schlechte Lösung, auf lange Sicht aber auch nicht die optimale Form, ist auf dem Vormarsch.
Aus wirtschaftspolitischer Sicht wie auch aus sozialer Sicht, überhaupt für das Zusammenleben sehe ich in der Automatisierung und Digitalisierung des Lebens und der Abhängigkeit von Technik durchaus auch Gefahren.
Es geht dann doch durch die Anonymisierung des Lebens vieles verloren, das auch nicht unbedingt durch "neues Denken", neue Strategien ersetzt werden kann.
Muttersprache: Deutsch Vaterland: Keins. Heimat: Europa
LG Ruaidhri
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Barbarossa
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Das ist im Grunde das gleiche, was ich schon länger vermute, siehe hier: http://geschichte-wissen.de/forum/viewt ... 527#p46527
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Renegat
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Barbarossa hat geschrieben:Das ist im Grunde das gleiche, was ich schon länger vermute, siehe hier: http://geschichte-wissen.de/forum/viewt ... 527#p46527
In dem von dir verlinkten Thread hast du und andere ja schon einiges zum Thema gesagt, hatte ich vergessen. Kannst du evtl. die Beiträge, die das Thema Arbeitsplätze betreffen, in dieses Thema kopieren. Das wäre übersichtlicher, auch vom Titel her.
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Barbarossa
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Renegat hat geschrieben:
Barbarossa hat geschrieben:Das ist im Grunde das gleiche, was ich schon länger vermute, siehe hier: http://geschichte-wissen.de/forum/viewt ... 527#p46527
In dem von dir verlinkten Thread hast du und andere ja schon einiges zum Thema gesagt, hatte ich vergessen. Kannst du evtl. die Beiträge, die das Thema Arbeitsplätze betreffen, in dieses Thema kopieren. Das wäre übersichtlicher, auch vom Titel her.
Habe ich hiermit erledigt. Die entsprechenden Beiträge stehen am Anfang des Themas, da sie dupliziert sind.
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Renegat
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Barbarossa und Triton, das bedingslose Grundeinkommen könnte eine Lösung sein. Ich bin allerdings noch nicht wirklich überzeugt, vielleicht noch zu stark dem Leistungsgedanken verhaftet. Für mich funktioniert eine Gesellschaft durch Geben und Nehmen, Aufgabenteilung. Wobei jede Aufgabe wichtig sein sollte und dem Menschen ein Selbstwertgefühl vermitteln sollte. Dieser psychologische Effekt kommt bei der bisherigen Diskussion mE zu kurz.


Karlheinz hat geschrieben: Waren und Dienstleistungen brauchen einen Markt und sie müssen Gewinne machen. Auch in Zukunft werden die Betriebe privat sein. Auch die künstliche Intelligenz gehört Unternehmern, die sie einsetzen, um Profit zu machen. Durch die Wertschöpfung entstehen Gewinne und Löhne. Arbeitsloses Grundeinkommen entsteht aber nicht durch Wertschöpfung, sondern durch Besteuerung von Einkommen, die durch die Wertschöpfung geschaffen werden. Unternehmer und beschäftigte Arbeitnehmer müssten eine riesige unproduktive Bevölkerung aushalten. Ich glaube nicht, dass so eine Gesellschaft auf Dauer funktioniert.

Um Massenarbeitslosigkeit durch künstliche Intelligenz zu vermeiden, müssen wir das machen, was wir seit der industriellen Revolution immer getan haben und was die Katastrophe bisher auch regelmäßig verhindert hat: Neue Wirtschaftszweige schaffen und Wachstum, Wachstum, Wachstum!
Auch zum Thema Wachstum lese ich gerade Harald Welzer "Selbst denken" . http://www.zeit.de/2013/12/Harald-Welzer-Selbst-Denken
Kennst du es?

Er kritisiert darin u.a. unser Denken in
was wir seit der industriellen Revolution immer getan haben und was die Katastrophe bisher auch regelmäßig verhindert hat
-Bahnen.
Renegat
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Du hattest es bereits im Stammtisch angesprochen, wahrscheinlich ist die personelle Situation bei der Polizei in D nicht viel anders als in F und überall in Europa.
Ruaidhri hat geschrieben: Nach dem Abbau von Stellen bei der Polizei und anderen Sicherheitsorganen soll nun wieder eingestellt und aufgerüstet werden.
Das wird unentlich viel Geld kosten- für Frankreichs Haushalt und die EU-Verpflichtungen nicht zu stemmen.
Brüssel versteht.
http://www.lefigaro.fr/conjoncture/2015 ... ements.php
Stellenabbau überall im öffentlichen Dienst, teilweise sicher berechtigt. Es geht nicht nur um Polizisten, es werden Sozialarbeiter, Lehrer, Erzieher, Pflegekräfte fehlen. Es fehlt eigentlich überall, wo es um Menschen geht.

Die Güterproduktion kann man automatisieren, Verwaltung mit EDV straffen, Automaten zur Selbstbedienung aufstellen. Wollen wir wirklich zukünftig überall von Robotern umsorgt werden - "wenn Sie mit einem echten Menschen sprechen wollen, wählen sie die 7"

Auf der anderen Seite höre ich überall von den Erklärern das Wort "Perspektivlosigkeit", gerade bei jungen Menschen männlichen Geschlechts.

Wahrscheinlich liest es Cherusker hier nicht, genausowenig wie das Wohnungsmarktthema, der Vollständikeit halber möchte ich seinen Beitrag hier aufnehmen.
Cherusker hat geschrieben: So, dann erzähl mir doch mal etwas vom Arbeitsmarkt. Da bin ich gespannt. In vielen europäischen (besonders im Süden) Ländern gibt es eine hohe Arbeitslosigkeit unter jungen Menschen. Wo bitteschön sollen dort die Ausbildungs- und Arbeitsplätze geschaffen werden, wenn sie Migranten aufnehmen sollen, die erst auf dem Bildungs- und Sprachstand gebracht werden müssen. :shock: Wenn es in Deutschland angeblich so super aussieht, dann frag mal in Spanien nach. :wink:
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Barbarossa
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Renegat hat geschrieben:Barbarossa und Triton, das bedingslose Grundeinkommen könnte eine Lösung sein. Ich bin allerdings noch nicht wirklich überzeugt, vielleicht noch zu stark dem Leistungsgedanken verhaftet. Für mich funktioniert eine Gesellschaft durch Geben und Nehmen, Aufgabenteilung. Wobei jede Aufgabe wichtig sein sollte und dem Menschen ein Selbstwertgefühl vermitteln sollte. Dieser psychologische Effekt kommt bei der bisherigen Diskussion mE zu kurz.
Es hat doch eigentlich jeder Mensch irgendwelche Hobbys, Talente oder sonst. Interessen. Da kann man sich m. E. viel besser selbst verwirklichen, als in irgendeinem ungeliebten Beruf, bei dem man nur immer froh ist, wenn es wieder Wochenende wird. Gerade in einer Freizeitgesellschaft werden um so mehr Gestaltungsmöglichkeiten gebraucht - das ist klar. Mir tun Menschen immer leid, die sagen, sie wissen nichts mit ihrer Freizeit anzufangen, ihnen fällt die Decke auf den Kopf und gehen deswegen lieber arbeiten. Ok, jeder, wie er es braucht, aber ich wüsste mit meiner Freizeit was besseres anzufangen, als arbeiten (mal hypothetisch, es wäre schon soweit).
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Cherusker
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In der Antike gab es schon die ewigen "Freizeitler". :mrgreen: Bei den vornehmen Römern war Arbeit verpönt, dafür waren die Bediensteten und Sklaven da. Ebenso bei den Germanen gab es Adlige und Krieger, die keiner Beschäftigung zum produktiven Erwerb nachgingen. Das war immer die Angelegenheit von Sklaven, Frauen, Kindern usw. . :wink:

In der Zukunft wird es nicht mehr der Mensch als "Sklave" oder billige Arbeitskraft sein, sondern Maschinen und Roboter, die die notwendigen Arbeiten unternehmen werden. Wieviel Jahre das noch dauern wird, das steht in den Sternen........aber die Luft- und Raumfahrt konnte sich um 1900 auch keiner ernsthaft vorstellen. :mrgreen: :wink:
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