Trinkgeld - Arbeitsmarktpolitische Aspekte

Arbeits und Lehrstellenmarkt, Arbeits- und Sozialrecht, Rente

Moderator: Barbarossa

Renegat
Mitglied
Beiträge: 2045
Registriert: 29.04.2012, 19:42

Im Nachbarforum kam in einer laufenden Diskussion das Trinkgeld zur Sprache.
Da inzwischen in jedem Forum nur noch wenige Leute diskutieren und mich möglichst viele unterschiedliche Meinungen interessieren, könnten wir die Trinkgeldfrage auch hier besprechen.
Für mich ist Trinkgeld eine komplizierte Teilfrage.
Bei den klassischen Trinkgeldbranchen, Kellner und Friseure wurde es mit Sicherheit bei den Löhnen berücksichtigt. Friseure z.B. haben jetzt aber den Mindestlohn.
In der Gastronomie ist es nicht nur bei Buffetangeboten schwierig, die Köche und Küchenkräfte hatten immer schon das Nachsehen.
Deshalb wäre es viel übersichtlicher, die Trinkgelder mit allen Konsequenzen als festen Lohnbestandteil zu berechnen. In einigen Ländern muß das so sein, wo habe ich vergessen, ich erinnere mich an Speisekarten, wo das als "incl. Bedienung" ausgewiesen war. Rechtlich und steuerlich bewegt sich das Trinkgeld bei uns dagegen in einer Grauzone.

Andererseits bilden Trinkgelder die Kundenfrequenz und Servicequalität ab und sind ein nachvollziehbares Anreizsystem. Feste, höhere Löhne machen das Risiko für den oft kleinen Unternehmer noch höher, denn die kommen zu den Festkosten, wie Miete usw noch hinzu. Das Risiko leisten sich zunehmend ohnehin nur noch die großen Ketten, wie MacD usw, MacFriseure gibt´s doch auch schon.
Es ist ja nicht so, dass Kunden und Nutzer nicht bezahlen wollen. Die Preisgestaltung ist heutzutage nur schwierig zu durchschauen, so dass man sich leicht "über den Tisch gezogen fühlt". Inzwischen gibt es ja schon vereinzelt "Zahlen Sie, was Sie wollen"-Modelle oder bei geförderten Gemeinschaftsmodellen wird um Spenden gebeten.
Benutzeravatar
dieter
Mitglied
Beiträge: 10152
Registriert: 29.04.2012, 09:48
Wohnort: Frankfurt/M.

Bei Kellnern gebe ich Trinkgeld, aufgerundet um drei Euro. Der Friseuse muß ich kein Trinkgeld geben, da sie Ladenbesitzerin ist. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Aneri

Wenn man überlegt, dass 5 bis 10% des Umsätzes in diesen Brangen entziehen der Besteuerung, dann sollte es schon gewaltige Summen sein, die hier s. z. schwarz fließen.

Ich würde gern Trinkgeld abschaffen. Sie sind anfänglich gedacht gute Leistung zu belohnen. Mittlere Weile in manche Brangen (Gastronomie, Taxi, Hotel) sind sie zum Regel geworden und man nun bestraft, wenn man kein Trinkgeld gibt. Trinkgeld in Gastronomie, wenn es nicht gerade um Cafeteria geht, gilt für alle, auch die Köche. Ich finde es schon richtig. Nur entzieht es mehr und mehr dem Verständnis, wo liegt der Unterschied zwischen Gastronomie und anderen Brangen, die mit privaten Klientel zu tun haben. Warum diese Brangen muss gesondert - außerhalb wirtschaftlichen Wechselwirkungen - einen Input bekommen. Wie hier schon bemerkt ist, Wirtschaft "denkt" an diese Gelder und künstlich druckt die Lohne nach unten. Ihr geht es denn besser, nicht aber die Leistungsbringenden. Da mit Trinkgeld werden sozial und Renteversicherungen nicht abgedeckt, geschweige von der entzogenen Steuern an dem Staat.

Im Grunde müsste eine politische Kampagne gestartet werden, die Trinkgeldgabe als unwürdig für Leistungsbringenden erklärt...
Benutzeravatar
Barbarossa
Mitglied
Beiträge: 15506
Registriert: 09.07.2008, 16:46
Wohnort: Mark Brandenburg

Aneri hat geschrieben:Wenn man überlegt, dass 5 bis 10% des Umsätzes in diesen Brangen entziehen der Besteuerung, dann sollte es schon gewaltige Summen sein, die hier s. z. schwarz fließen.

Ich würde gern Trinkgeld abschaffen...
Das ist nicht nötig. Auch Trinkgelder unterliegen in Deutschland der Steuerpflicht und müssen bei der Steuererklärung angegeben werden - jedenfalls offiziell. Tut man es nicht, ist es Steuerhinterziehung.
Ich glaube aber, dass dafür keine Sozialversicherungsbeiträge anfallen.
Die Diskussion ist eröffnet!

Jedes Forum lebt erst, wenn Viele mitdiskutieren.
Schreib auch du deine Meinung! Nur kurz registrieren und los gehts! ;-)
Aneri

Es betrifft vielleicht das Geld, die du zur Rechnung zuaddierst und digital überweist. Dann wird es in Buchhaltung festverankert. Ich glaube nicht aber, dass Trinkgeld in Bar - m. E. die meistverbreitete Art - wird irgendwo in Steuerklärungen auftauchen.
Antworten

Zurück zu „Arbeits- und Sozialpolitik“