Langzeitarbeitslose, Hartz IV - Ursachen, Lösungen

Arbeits und Lehrstellenmarkt, Arbeits- und Sozialrecht, Rente

Moderator: Barbarossa

Stephan
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@Peter-deutsch

"Wissen" kann ich es natürlich nicht, ich muss mich schon auf die Richtigkeit der verlinkten Jahresbilanz 2011 verlassen.
Freundliche Grüsse
Stephan
peter-deutsch
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@Stephan

Danke dür den Link , auch wenn die Zahlen der BA immer vorsichtig betrachtet werden sollten fällt mir erstmal auf das von Erledigungsfällen gesprochen wird . Bleibt nur die Frage WIE wurden sie erledigt ? und wie sind die getätigten Anzeigen abschliessend von Gerichten etc. bewertet worden ? Eine Anzeige MACHEN geht schnell ... nur war sie auch begründet oder waren es "normale" Überzahlungen die irrtümlich gleich mit Klagen beantwortet wurden ? Mein Fazit dazu erstmal : sieht auf den ERSTEN Blick nach tatsächlichem "Betrug" aus ... aber ist es das auch in ALLEn Fällen ? UND ... noch viel wichtiger > WIEVIEL kostet der "Spass" in Verwaltungskosten ?

Trotzdem danke + lieben Gruss
PETER
[b]Durch die Gasse der Vorurteile muss die Wahrheit ständig Spießruten laufen.[/b](Indira Gandhi)
Renegat
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Vielleicht sollten wir nach der Schleife ins Nebenthema zum eigentlichen Threadthema kommen.
Was sind die Gründe für Langzeitarbeitslosigkeit?
Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass es ein Mix aus Sucht- und körperlichen und seelischen Erkrankungen ist. Gerade die seelischen Leiden werden wiederum durch die lange Arbeitslosigkeit hervorgerufen oder gefördert, ein Teufelskreis. Denn je länger jemand arbeitslos ist, je mehr Absagen er kassiert hat, desto mehr leidet sein Selbstwertgefühl.

Man kann die Gründe aber nicht nur bei den Arbeitslosen suchen sondern man muß auch den Arbeitsmarkt betrachten. Welche Jobs fehlen? Wo paßt Angebot und Nachfrage nicht zusammen?
peter-deutsch
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@Renegat

Das siehst du sicher vollkommen richtig , wer längere Zeit versucht auf dem Arbeitsmarkt eine "neue Bleibe" zu finden aber scheitert der wird nachvollziehbar auch seelisch , vielleicht sogar körperlich leiden ... in diesem Statium setzen die Jobcenter noch eins drauf indem sie mit Ihrem FORDERN die Menschen in psychische "Zwangslagen" bringen . Aber das ist sicher auch gewollt damit die Menschen nahezu JEDEN Job annehmen nur um sich aus daraus zu befreien ! Problem bleibt nur : wie tun wenn es NICHT genug Arbeitsplätze gibt ?

Da könnte man jetzt , so wie du es machst , darüber nachdenken OB die Arbeitsplätze nur falsch verteilt sind ( was ICH nicht glaube ) DENN : wenn es so wäre dann müsste der Stellenmarkt ja mindestens 4 Mio Stellen bereithalten ( tut er nicht ! ) besser wären sogar 5-6 Mio Stellen denn dann wären Löhne auch verhandelbar !! Das aber der Lohn eben "kaum" noch verhandelbar ist sollte doch eindeutig belegen das es eben NICHT genug Arbeit für alle gibt ( wozu müsste der Gesetzgeber sonst einen Mindestlohn einführen ? ) Der Arbeitsmarkt verhält sich wie der Konsummarkt > habe ich ein Überangebot an Ware ( Arbeitslose ) dann werde ich sie nur los wenn ich sie BILLIG abgebe ( Angebot + Nachfrage bestimmt den Preis ) ... während man bei Waren aber vielleicht über einen möglichst niedrigen Preis sogar ALLES verkaufen kann geht das aber bei Arbeitssuchenden NICHT es sei denn der Firmenchef würde sich den Luxus einer Überkapazität an Mitarbeitern leisten ....
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Renegat
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Das Thema ist kompliziert und ich bin nicht sicher, ob man es in einem Forum überhaupt differenziert betrachten kann.

peter-deutsch hat geschrieben:@Renegat

Das siehst du sicher vollkommen richtig , wer längere Zeit versucht auf dem Arbeitsmarkt eine "neue Bleibe" zu finden aber scheitert der wird nachvollziehbar auch seelisch , vielleicht sogar körperlich leiden ... in diesem Statium setzen die Jobcenter noch eins drauf indem sie mit Ihrem FORDERN die Menschen in psychische "Zwangslagen" bringen . Aber das ist sicher auch gewollt damit die Menschen nahezu JEDEN Job annehmen nur um sich aus daraus zu befreien ! Problem bleibt nur : wie tun wenn es NICHT genug Arbeitsplätze gibt ?
Gegen Fordern und Fördern ist ja erstmal nichts einzuwenden und dass Arbeitslose je nach Dauer der Arbeitslosigkeit und ind. Fähigkeiten auch andere Tätigkeiten annehmen müssen als ihre Ursprungsqualifikation, ist genauso nachvollziehbar. Es gibt Berufe, die sind nicht so gefragt, also muß sich jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten umorientieren.

peter-deutsch hat geschrieben:Da könnte man jetzt , so wie du es machst , darüber nachdenken OB die Arbeitsplätze nur falsch verteilt sind ( was ICH nicht glaube ) DENN : wenn es so wäre dann müsste der Stellenmarkt ja mindestens 4 Mio Stellen bereithalten ( tut er nicht ! ) besser wären sogar 5-6 Mio Stellen denn dann wären Löhne auch verhandelbar !! Das aber der Lohn eben "kaum" noch verhandelbar ist sollte doch eindeutig belegen das es eben NICHT genug Arbeit für alle gibt ( wozu müsste der Gesetzgeber sonst einen Mindestlohn einführen ? ) Der Arbeitsmarkt verhält sich wie der Konsummarkt > habe ich ein Überangebot an Ware ( Arbeitslose ) dann werde ich sie nur los wenn ich sie BILLIG abgebe ( Angebot + Nachfrage bestimmt den Preis ) ... während man bei Waren aber vielleicht über einen möglichst niedrigen Preis sogar ALLES verkaufen kann geht das aber bei Arbeitssuchenden NICHT es sei denn der Firmenchef würde sich den Luxus einer Überkapazität an Mitarbeitern leisten ....
Die AG-Seite ist einerseits ein Rechenexempel, klar. Gibt es 4 Mio Arbeitslose und 6 Mio offene Stellen müßte man theoretisch mit Förder- und Qualimaßnahmen alle Stellen besetzen können und hätte Vollbeschäftigung.
Dass aber ist von AG-Seite nicht gewollt, kann nicht gewollt sein. Denn freie Marktwirtschaft heißt eben auch, dass der AG sich den neuen AN aussuchen kann, dass er auch Einfluß auf die Beschäftigungsbedingungen hat etc.
Der AG will nicht Jeden nehmen müssen, sondern den Besten aussuchen. Genau wie der AN nicht jeden Arbeitsplatz zu allen Bedingungen akzeptieren möchte. Dabei müssen dann welche durch´s Sieb fallen.

Darein spielt nun wiederum die Fachkräftedebatte, hattest du dort auch angesprochen http://geschichte-wissen.de/forum/viewt ... 908#p43908, leider nicht gesagt mit welcher Absicht.
peter-deutsch
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@Renegat

Warum ich den ARD Link zu Fachkräften eingefügt habe sollte bei der Sendung der ARD schon eindeutig sein , denn unter anderem wird dort angesprochen das die BA schon von einem MANGEL spricht wenn es "nur" 4 Bewerber auf 1 Stelle gibt :-( schon muss angeblich Nachschub aus Europa geordert werden .... dieser Nachschub bekommt aber ( trotz Qualifikation ) zwar den JOB ( statt eines Deutschen ) aber muss auch Lohneinbussen hinnehmen weil mögliche Arbeitgeber manche Quali aus EU nicht anerkennen . Das der Lohndruck nach unten sich eigentlich GEGEN deutsche qualifizierte Arbeitssuchende richtet erkennt man aber nur wenn man sich mit den angeblich fehlenden Fachkräften unterhält , mancher würde vielleicht Arbeit finden ( statt EU - Bürger ) aber ist NICHT bereit nach jahrelangem Studium zum Dumpinglohn zu arbeiten !!

Seit Hartz IV ist zwar in der Theorie der Lohn verhandelbar , aber in Wirklichkeit wohl eher NICHT denn wer nicht spurt bekommt ne Sanktion :-( Ob das richtig sein kann ?
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Marek1964
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Renegat hat geschrieben:Vielleicht sollten wir nach der Schleife ins Nebenthema zum eigentlichen Threadthema kommen.
Sehr schön, Threadkonsistenz soll gewahrt werden.

Renegat hat geschrieben:Was sind die Gründe für Langzeitarbeitslosigkeit?

Ganz einfach: Ein Verlust an Wettbewerbsfähigkeit. Suchtmittel können das verstärken.
peter-deutsch
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Wenn man es genau betrachtet ist unser gesamtes Wirtschaftssystem durch Hartz IV infiziert deswegen ist in der Theorie ALLES , egal was man schreibt ein Betreff auf Lanzeitarbeitslose , Hartz IV etc. + die Lösungen sind eigentlich denkbar einfach wenn "man" es will ;-)
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dieter
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Marek1964 hat geschrieben:Marga, peter-deutsch

Könnt Ihr Euch nicht darauf einigen, dass sowohl Leute gibt, die Arbeit nicht finden, auch wenn sie möchten, und solche, die sich mit der Situation abgefunden oder gar angefreundet haben, ohne jetzt persönlich werden zu müssen?

Solche Sätze
Wo wurdest Du denn herausgelassen! Irgendetwas geschnufpt oder gespritzt -

wie auch solche
solange SIE sich über mich aufregen habe ich ALLES richtig gemacht

sind wohl nicht nötig.

Und dann für mich als nicht in Deutschland lebender die Frage: Ist man als Arbeitsloser resp. Hartz IV Empfänger nicht verpflichtet 1- Euro Jobs anzunehmen?
Lieber Marek,
Du hast Recht. Es ist schlimm, wenn User es nicht fertig bringen sachlich zu diskutieren. Da scheint das Grundverständnis einer Diskussion nicht vorhanden zu sein. :evil:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Renegat
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peter-deutsch hat geschrieben:Wenn man es genau betrachtet ist unser gesamtes Wirtschaftssystem durch Hartz IV infiziert deswegen ist in der Theorie ALLES , egal was man schreibt ein Betreff auf Lanzeitarbeitslose , Hartz IV etc. + die Lösungen sind eigentlich denkbar einfach wenn "man" es will ;-)
Im Flüchtlingsthread haben wir das Wohnungsthema gestreift, was viel besser hierhin paßt. Flüchtlinge sind erstmal Asylbewerber, ein anderer Status als anerkannter Flüchtling mit Arbeitserlaubnis. Letztere treten auf dem Wohnungsmarkt in Konkurrenz zu Langzeitarbeitslosen.
Spartaner hat geschrieben:Ausländer oder auch Hartz IV- Empfänger, die keine Arbeit vorweisen können, dem wird kaum ein Vermieter eine Wohnung vermieten.
Renegat hat geschrieben: Was du über die Vermieter schreibst, kann ich so pauschal nicht bestätigen. Gerade den großen Vermietern ist wichtig, dass die Miete regelmäßig kommt, alles andere macht Arbeit und Arbeit kostet Geld. Neue Mieter müssen ein regelmäßiges, ausreichendes Einkommen nachweisen, Schufa, Bürgen oder Übernaahmeerklärung eines Amtes, Job Center. Ein ordentlicher Hartz IV-Empfänger, auch Ausländer oder Asylant, bei dem regelmäßig Geld vom Amt kommt, ist u.U. einem Vermieter lieber als ein (Schein)- Selbstständiger, der jeden Monat gemahnt und alle 1/2 Jahr gekündigt werden muß.
Es kommt natürlich auf die Wohnung und das Umfeld an.
Paul hat geschrieben:Das Arbeitsamt garantiert ja nicht lebenslang die Miete zu bezahlen. Natürlich haben die kleinen Vermieter auch Angst davor Alkoholiker, aggressive und manisch Depressive Mieter....., zu bekommen. Wenn einer schon lange einen Arbeitsplatz hat, gibt das einem ein bischen mehr Sicherheit. Man fällt trotzdem dauernd rein und erlebt immer wieder neue unangenehme Sachen, mit denen man noch nicht gerechnet hat.
Der Staat muß sich vor allem um Wohnraum für finanzschwache Mieter, Familien und Kranke kümmern. Er wird auch weiterhin Wohnheime bereitstellen müssen, auch mit Ordnungspersonal die Bewohner vor anderen Bewohnern schützen und Regeln durchsetzen müssen.
Wie seht ihr das?
Haben Arme, Kranke, Arbeitslose wirklich gar keine Chance mehr auf dem Wohnungsmarkt?
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Gontscharow
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Das richtet sich nach Angebot und Nachfrage, Renegat.
In meiner Stadt herrscht Wohnungsknappheit - wenn nicht Mangel. Gleichzeitig
jede Menge solvente potentielle Mieter, die für sich selbst oder ihren studierenden Nachwuchs
eine Bleibe suchen.Die Vermieter werden diese Bewerber vorziehen.
Fährt man eine halbe Stunde nach Süden, ist man im Ruhrgebiet und dort sieht die Lage ganz anders aus :
In Gelsenkirchen beispielsweise haben "Arme, Kranke, Arbeitslose " keine Probleme, eine Wohnung zu finden,
weil dort Leerstand herrscht.
Renegat
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Gontscharow hat geschrieben:Das richtet sich nach Angebot und Nachfrage, Renegat.
In meiner Stadt herrscht Wohnungsknappheit - wenn nicht Mangel. Gleichzeitig
jede Menge solvente potentielle Mieter, die für sich selbst oder ihren studierenden Nachwuchs
eine Bleibe suchen.Die Vermieter werden diese Bewerber vorziehen.
Fährt man eine halbe Stunde nach Süden, ist man im Ruhrgebiet und dort sieht die Lage ganz anders aus :
In Gelsenkirchen beispielsweise haben "Arme, Kranke, Arbeitslose " keine Probleme, eine Wohnung zu finden,
weil dort Leerstand herrscht.
Ja, so ist das. Es gibt reichlich Leerstand bei ehem. halbstaatlichen Wohnungen, die in den letzten Jahrzehnten privatisiert wurden. Oft sind es soziale Brennpunkte und oft zahlt Staat + Steuerzahler über die Hartz IV - Mieten weiter. Damals wollte man den schlanken Staat. Deshalb denke ich, muß man unterscheiden zwischen großen und kleinen Vermietern. Die großen V. vermieten oft diese privatisierten Wohnungen, die jetzt beim Shareholder Gewinn machen müssen.
Kleine Privatvermieter, bes auf dem Land sehen die Risiken viel persönlicher und vermieten anders als die großen. Die großen V. haben auch kaum noch Bestände auf dem Land, dort rechnet sich der Aufwand nicht.
Es ist eben die Frage, ob Wohnen ein Gut ist, dass uneinschränkt dem freien Markt unterliegen soll.
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Gontscharow
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Die Idee des sozialen Wohnungsbaus wurde ja genau deshalb entwickelt, weil Wohnen eben kein Gut
sein soll, das uneingeschränkt dem freien Markt unterliege.n sollte.
Wir kommen gerade aus einer Phase, in der der soziale Wohnungsbau stark zurückgefahren und Sozialwohnungen
privatisiert wurden. Das rächt sich jetzt.
In Münster z.B. haben wir mit Sicherheit schon eine Blase bei den Immobilienpreisen. Ich wohne in der Innenstadt, in Sichtnähe
des Hauptbahnhofs. Im Hof meines Wohnblocks betrieb die katholische Kirche bisher eine Kita auf einer weiten Fläche, die mit alten Bäumen bestanden war. Die Kirche hat das Gelände verkauft, dort entstehen zwei Wohnblocks für Studenten, Wohnungen mit jeweils drei gleich großen Zimmern (also für Studi WGs gedacht).
Abgesehen davon, daß ich mit einer Wohnung mit 3 gleich großen Zimmern nichts anfangen könnte, habe ich mir mal ausgerechnet,
daß ich für den Kaufpreis sage und schreibe 66 Jahre in meiner jetzigen, schönen und größeren Wohnung weiter wohnen könnte ....
Also : die Idee des sozialen Wohnungsbaus zu vernachlässigen, schadet allen, nicht nur denen, die sonst keine Wohnung auf dem
freien Markt bekämen.
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