Ich ahne es auch, dass bei uns tatsächlich zwei völlig verschiedene Welten aufeinanderprallen und wir uns über dieses Thema nicht einig werden. Ist aber grundsätzlich nicht schlimm.

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Nur etwas noch, was ich so nicht stehen lassen möchte, bzw. kann:
Beim Thema, wer ist als ,,Deutscher'' anzusehen und wer eher nicht, geht es absolut nicht um Diskriminierung von Ausländern (jedenfalls bei mir nicht), egal in welcher Form. Es geht dabei vielmehr - wie gesagt - um persönliche Identität.
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Es ist nunmal so, dass jemand, der bspw. in Afghanistan geboren ist und dessen Muttersprache einer der dortigen Sprachen ist (wie etwa Neupersisch), von seiner ursprünglichen Herkunft Afghane ist und das ethnisch auch bleibt. Das kann man sich nicht aussuchen und ist daher nicht beliebig. Das ist das, was mir bei dabei negativ aufstößt, dass inzwischen wirklich alles beliebig wird. (Edit: Auch die Diskussion vor Jahren um eine doppelte oder mehrfache Staatsbürgerschaft ging ja ebenfalls in diese Richtung.) Irgendwo hat Beliebigkeit aber auch seine Grenzen.
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Bei mir ist das ja auch so: Ich bin in der DDR geboren und aufgewachsen. Das ist ein Teil meines Lebens - immerhin volle 23 Jahre lang - und daher auch Teil meiner Identität. Ich hätte auch gern darauf verzichten können, Erfahrungen mit dieser Diktatur zu machen, aber ich konnte es mir nicht aussuchen. Das war nicht beliebig.
Immerhin haben mich die positiven Erfahrungen der politischen Wendezeit (Stichwort: Friedliche Revolution) der Jahre 1989 und 90 dann für vieles entschädigt, was davor war.
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Genauso sehe ich das mit den Migranten. Auch sie konnten es sich nicht aussuchen, in welchem Land sie geboren sind. Wenn es ihnen dort nicht gut ging und sie deswegen herkamen, dann bedaure ich das für sie. Dennoch bleibt diese Herkunft (eben auch die ethnische Herkunft) ein Teil ihres Leben und ihrer Identität. Das kann man nicht einfach löschen. Es ist nicht beliebig.
Und da Deutschland vor allem eine Kulturnation ist (und keine Staatsnation und meines Erachtens auch nicht werden sollte, wie etwa die USA), können diese Migranten zumindest von ihrer ethnischen Zugehörigkeit ihr Leben lang in diesem Sinne auch keine Deutschen sein. (Wenn sie irgendwann die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen, dann sind sie immerhin deutsche Staatsbürger mit allen Rechten und Pflichten.)
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Man darf bei diesem Thema die Historie bei der Entstehung der deutschen Identität nicht vergessen. Denn wer das tut, der handelt eigentlich ignorant.
Denn es ist ja so, dass das nationale Zusammengehörigkeitsgefühl der Deutschen im Wesentlichen im 19. Jh. überstaatlich entstanden ist - also in einer Vielzahl von Klein- und Kleinststaaten. Und aus diesem Zusammengehörigkeitsgefühl heraus ist überhaupt der Wunsch der Deutschen erwachsen, auch in einem Staat zusammen zu leben. Erst 1871 war es dann soweit...
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Und so ähnlich war es im 20 Jh. dann auch wieder - und da spielt dann eben auch meine persönliche Lebenserfahrung mit hinein. In der Zeit der Teilung Deutschlands gab es zwei Deutsche Staaten - die Menschen in Ost- und Westdeutschland verstanden sich aber weiterhin gleichermaßen als Deutsche (es gab keine eigene DDR-Nationalität) und zwar aufgrund ihrer Ethnie - auf beiden Seiten war die Muttersprache Deutsch - egal ob DDR oder BRD.
(Es gab übrigens in der DDR noch die Nationale Minderheit der Sorben. Da war die offizielle Staatsangehörigkeit DDR und die offizielle Nationalität Sorbisch.)
Daraus erwuchs 1989 und 90 dann auch der Wunsch nach einer erneuten staatlichen Einigung. Allerdings habe ich inzwischen das Gefühl, dass der Wunsch im Osten noch viel stärker vorhanden war, als im Westen, da man den Leuten im Westen Werte, wie Nationalstolz (Edit: oder besser: Nationalbewusstsein) und Patriotismus nach meiner Beobachtung im Laufe der Zeit gründlich ausgetrieben hatte. Aber egal...
Somit spielt für mich die ethnische Zugehörigkeit eine sehr große Rolle, wenn es um die eigene Identität geht und zwar aufgrund der Lebenserfahrung (vor allem wohl der Ostdeutschen) sogar eine größere Rolle, als die staatliche Zugehörigkeit (bzw. Staatsbürgerschaft).
Ich erwähnte es schon in meinem vorherigen Post: Alle, die in der DDR geboren sind (und wer diese noch live erlebt hat) haben bereits ihre zweite Staatsbürgerschaft - nacheinander: erst DDR und ab 1990 Bundes-Deutsch. Die staatliche Zugehörigkeit kann wechseln, die ethnische Identität als Deutsche, die bleibt. Das ist auch Teil meiner Lebenserfahrung.
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Es war übrigens Helmut Kohl, der in der Hochzeit der Friedlichen Revolution meinte, wir Deutsche sollten wieder in einem Staat zusammenleben. Wer war wohl mit ,,den Deutschen'' gemeint? Sicher nicht: Alle, die aus aller Herren Länder hier her kommen sind sofort ebenfalls Deutsche.
Wir leben nunmal in der Bunderepublik Deutschland und ich lege dabei besonderen Wert auf das Deutsch - und zwar in (Mutter-)Sprache und Kultur.
Angehörige anderer Völker haben diesbezüglich Anderes. Das hat nichts mit Qualifikation zu tun und ist schon mal gar nicht abwertend gemeint, sondern es ist Individualistisch zu sehen.
Es ist keine ,,Qualifikation'', Deutscher zu sein. Daraus könnte man schließen, das Angehörige anderer Völker eine geringere ,,Qualifikation'' haben. Das ist Quatsch...
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Ich halte es übrigens für gefährlich, unsere ostdeutschen Befindlichkeiten (und darum geht es eben auch) einfach als arrogant oder vielleicht sogar - noch schlimmer - als fremdenfeindlich abzutun. Dann hat nämlich solch eine Partei, wie die AfD überhaupt nur die Möglichkeit, in genau diese Lücke hineinzustoßen, nachdem man aus dem Westen so dermaßen abgekanzelt wurde. Vielleicht ist das sogar auch einer der Gründe dafür, dass die AfD prozentual im Osten immer noch höhere Wahlergebnisse hat, obwohl sie hier noch radikaler erscheint, als im Westen.
Und diese Partei ist tatsächlich fremdenfeindllich und auch demokratiefeindlich...