Warum annektierte Bismarck Elsass-Lothringen 1871?

Versailles, 1871, Bismarck, Deutsches Reich, Wilhelm I

Moderator: Barbarossa

RedScorpion

dieter hat geschrieben:
Barbarossa hat geschrieben:Ts ts ts - ist doch mal wieder völlig überzogen. Adenauer mag es vielleicht ansatzweise so gesehen haben, aber die Reaktionen auf die Besetzung an Rhein und Ruhr sprechen eine andere Sprache.
Lieber Barbarossa,
der hat von Preußen und Deutschland keine Ahnung, nur aus irgeneinen Grund abgründigen Hass auf alles Deutsche. :evil: :twisted: Wieso schreibt er dann in deutscher Sprache :?: :wink:
Also, ich muss schon sagen: Der Parallelismus "Preussen und Deutschland" ist ja wohl das letzte.
Alle sind froh, das sich der Kriegsruf "Tod den Preussen" endlich erfüllt hatte, und nu das ... :wink: :mrgreen:
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Barbarossa
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Alle sicher nicht. Ich würde Preußen sogar gern wiederbeleben und wenn es nur in der Landesbezeichnung für Brandenburg ist, etwa "Preußisches Land Brandenburg" oder ähnlich. Kein Witz.

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dieter
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Lieber Barbarossa,
Preußen ist ein Teil unserer Geschichte. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Balduin
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Es ist schon bemerkenswert, wie die Bezeichnung Preußen ausradiert wurde. Der preußische Geist wurde ja für die NS-Verbrechen und Herrschaft verantwortlich gemacht; ein Gedanke, der schon ziemlich kurz greift. Mit Preußen wurde eben immer das Großmachtstreben verbunden, da hatte man was greifbares.

Vermissen tu ich die Bezeichnung jetzt nicht (gehöre auch nicht zu den Schwaben, die eine Separation von Baden befürworten und die Württemberg Hymne anstimmen können). Das ist für mich Lokalfolklore.
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He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
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Damit keine falschen Vorstellungen über die Innenpolitik des Deutschen Kaiserreiches aufkommen: In den östlichen Gebieten, Westpreußen, Posen und Oppeln gab es den sogenannten Sprachen Paragraphen vom 28.August 1876 „Gesetz der Geschäftssprache der Behörden, Beamten und politischen Körperschaften des Staates“ welcher bestimmte, das nur die deutsche Sprache in der Verwaltung und bei Gerichten zulässig war. Gesetze von 1873 und 1887 verfügten, das der Schulunterricht ausschließlich in deutscher Sprache zu erteilen ist. Die polnische Sprache wurde aus den Schulen verbannt. (Handbuch der preußischen Geschichte, Bd.3, Berlin 2000, S.45 ff.)

Dieser Sprachenparagraph sollte auch in Elsass-Lothringen eingeführt werden, scheiterte aber am Widerstand der dortigen Parteien.

Erst 1911 wurde das Land als fast gleichberechtigter Bundesstaat anerkannt und dann kam es zu den ersten und einzigen Landtagswahlen. Hier siegte das Zentrum mit 31%, gefolgt von der SPD mir 23,8%, den Autonomisten mit 16,3%. Bei den Reichstagswahlen, die letzte fand 1912 statt, kamen die regionalen Parteien dann wieder auf fast 50%.
http://de.wikipedia.org/wiki/Reichsland ... Lothringen

Bei Kriegsausbruch 1914 wurde auch hier der Kriegszustand (In Preußen Belagerungszustand) verhängt und damit kam es zu einer Verschärfung der Repression. Aus dieser Region kamen nur sehr wenige Kriegsfreiwillige, die Generäle schätzen die Bevölkerung als feindlich ein und hielten sie für franzosenfreundlich. (Sophie Charlotte Preibusch, Die Verfassungsentwicklung im Reichsland Elsass-Lothringen 1871-1918, Berlin 2006, S.552 ff)

Ab 1916 reiften die Pläne für eine Teilung des Landes heran. Preußen und Bayern wollten den selbständigen Bundesstaat wieder beseitigen und einzelne Teile ihren Ländern angliedern. In Elsass-Lothringen indes entstand eine Opposition, getragen aus SPD, Zentrum und Liberalen, die für einen besonderen Autonomiestatus eintraten. Dieser wurde aber vom Kaiser und der Obersten Heeresleitung strikt abgelehnt. Die Niederlage 1918 beendete diese Diskussion. (Preibusch 2006, S.556 ff)
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dieter
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Ralph hat geschrieben:Es ist schon bemerkenswert, wie die Bezeichnung Preußen ausradiert wurde. Der preußische Geist wurde ja für die NS-Verbrechen und Herrschaft verantwortlich gemacht; ein Gedanke, der schon ziemlich kurz greift. Mit Preußen wurde eben immer das Großmachtstreben verbunden, da hatte man was greifbares.

Vermissen tu ich die Bezeichnung jetzt nicht (gehöre auch nicht zu den Schwaben, die eine Separation von Baden befürworten und die Württemberg Hymne anstimmen können). Das ist für mich Lokalfolklore.
Lieber Ralph,
in Hessen suchen wir gerade nach einer neuen Hessenhymne, der die Gegensätze zwischen Hessen-Kassel, Nassau und Hessen-Darmstadt beseitigt. :wink:
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Marek1964
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Ralph hat geschrieben:Es ist schon bemerkenswert, wie die Bezeichnung Preußen ausradiert wurde. Der preußische Geist wurde ja für die NS-Verbrechen und Herrschaft verantwortlich gemacht; ein Gedanke, der schon ziemlich kurz greift. Mit Preußen wurde eben immer das Großmachtstreben verbunden, da hatte man was greifbares.
Das Thema interessiert mich, ich eröffne einen Thread.
RedScorpion

dieter hat geschrieben:
Ralph hat geschrieben:Es ist schon bemerkenswert, wie die Bezeichnung Preußen ausradiert wurde. Der preußische Geist wurde ja für die NS-Verbrechen und Herrschaft verantwortlich gemacht; ein Gedanke, der schon ziemlich kurz greift. Mit Preußen wurde eben immer das Großmachtstreben verbunden, da hatte man was greifbares.

Vermissen tu ich die Bezeichnung jetzt nicht (gehöre auch nicht zu den Schwaben, die eine Separation von Baden befürworten und die Württemberg Hymne anstimmen können). Das ist für mich Lokalfolklore.
Lieber Ralph,
in Hessen suchen wir gerade nach einer neuen Hessenhymne, der die Gegensätze zwischen Hessen-Kassel, Nassau und Hessen-Darmstadt beseitigt. :wink:
Die Schweiz sucht auch gerade ne neue. Die jetzige ist vom Text her kompliziert, von der Mucke her zu klerikal angeblich,

und die alte klingt zu britisch bzw. preussisch.

Tja.



LG
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Titus Feuerfuchs
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Ralph hat geschrieben:Es ist schon bemerkenswert, wie die Bezeichnung Preußen ausradiert wurde. Der preußische Geist wurde ja für die NS-Verbrechen und Herrschaft verantwortlich gemacht; ein Gedanke, der schon ziemlich kurz greift. [...]
Vorallem, wenn man bedenkt, dass der NS in Bayern und Böhmen seinen Ausgang genommen hatte...
MfG,
Titus Feuerfuchs
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Marek1964
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Titus Feuerfuchs hat geschrieben:
Ralph hat geschrieben:Es ist schon bemerkenswert, wie die Bezeichnung Preußen ausradiert wurde. Der preußische Geist wurde ja für die NS-Verbrechen und Herrschaft verantwortlich gemacht; ein Gedanke, der schon ziemlich kurz greift. [...]
Vorallem, wenn man bedenkt, dass der NS in Bayern und Böhmen seinen Ausgang genommen hatte...
Wieso Böhmen? Wegen dem Böhmischen Gefreiten?
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Titus Feuerfuchs
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Karlheinz hat geschrieben:Damit keine falschen Vorstellungen über die Innenpolitik des Deutschen Kaiserreiches aufkommen: In den östlichen Gebieten, Westpreußen, Posen und Oppeln gab es den sogenannten Sprachen Paragraphen vom 28.August 1876 „Gesetz der Geschäftssprache der Behörden, Beamten und politischen Körperschaften des Staates“ welcher bestimmte, das nur die deutsche Sprache in der Verwaltung und bei Gerichten zulässig war. Gesetze von 1873 und 1887 verfügten, das der Schulunterricht ausschließlich in deutscher Sprache zu erteilen ist. Die polnische Sprache wurde aus den Schulen verbannt. (Handbuch der preußischen Geschichte, Bd.3, Berlin 2000, S.45 ff.)

[...]

Im Vergleich zu dem, was Pilsudskipolen in der Zwischenkriegszeit mit seinen Minderheiten aufführte, Peanuts.
MfG,
Titus Feuerfuchs
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Titus Feuerfuchs
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Marek1964 hat geschrieben:
Titus Feuerfuchs hat geschrieben:
Ralph hat geschrieben:Es ist schon bemerkenswert, wie die Bezeichnung Preußen ausradiert wurde. Der preußische Geist wurde ja für die NS-Verbrechen und Herrschaft verantwortlich gemacht; ein Gedanke, der schon ziemlich kurz greift. [...]
Vorallem, wenn man bedenkt, dass der NS in Bayern und Böhmen seinen Ausgang genommen hatte...
Wieso Böhmen? Wegen dem Böhmischen Gefreiten?

Ich hab mir schon fast gedacht, dass diese naheligende Analogie kommen wird. :wink:
Aber ich will freilich auf was ganz anderes hinaus.

Die Voräuferorganisation der NSDAP, die DAP (Deutsche Arbeiterpartei) war bereits 1903 im böhmischen Aussig gegründet worden.

http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_A ... -Ungarn%29
MfG,
Titus Feuerfuchs
ehemaliger Autor K.

Titus Feuerfuchs hat geschrieben:
Karlheinz hat geschrieben:Damit keine falschen Vorstellungen über die Innenpolitik des Deutschen Kaiserreiches aufkommen: In den östlichen Gebieten, Westpreußen, Posen und Oppeln gab es den sogenannten Sprachen Paragraphen vom 28.August 1876 „Gesetz der Geschäftssprache der Behörden, Beamten und politischen Körperschaften des Staates“ welcher bestimmte, das nur die deutsche Sprache in der Verwaltung und bei Gerichten zulässig war. Gesetze von 1873 und 1887 verfügten, das der Schulunterricht ausschließlich in deutscher Sprache zu erteilen ist. Die polnische Sprache wurde aus den Schulen verbannt. (Handbuch der preußischen Geschichte, Bd.3, Berlin 2000, S.45 ff.)

[...]

Im Vergleich zu dem, was Pilsudskipolen in der Zwischenkriegszeit mit seinen Minderheiten aufführte, Peanuts.

Eine seltsame Argumentation. Wird das dadurch jetzt entschuldigt oder ist es nun bedeutungslos?

Viele Menschen sind gut erzogen, um nicht mit vollem Mund zu sprechen, aber sie haben keine Bedenken, es mit leerem Kopf zu tun.
Orson Welles
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dieter
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Titus Feuerfuchs hat geschrieben:
Ralph hat geschrieben:Es ist schon bemerkenswert, wie die Bezeichnung Preußen ausradiert wurde. Der preußische Geist wurde ja für die NS-Verbrechen und Herrschaft verantwortlich gemacht; ein Gedanke, der schon ziemlich kurz greift. [...]
Vorallem, wenn man bedenkt, dass der NS in Bayern und Böhmen seinen Ausgang genommen hatte...
Lieber Titus,
es ist eben immer der Süden der Schwierigkeiten macht, von FJS über Stoiber und Seehofer zu Lueger, dem Austro-Fachismus und Hitler. :wink: :mrgreen:
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Titus Feuerfuchs
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Karlheinz hat geschrieben:
Titus Feuerfuchs hat geschrieben:
Karlheinz hat geschrieben:Damit keine falschen Vorstellungen über die Innenpolitik des Deutschen Kaiserreiches aufkommen: In den östlichen Gebieten, Westpreußen, Posen und Oppeln gab es den sogenannten Sprachen Paragraphen vom 28.August 1876 „Gesetz der Geschäftssprache der Behörden, Beamten und politischen Körperschaften des Staates“ welcher bestimmte, das nur die deutsche Sprache in der Verwaltung und bei Gerichten zulässig war. Gesetze von 1873 und 1887 verfügten, das der Schulunterricht ausschließlich in deutscher Sprache zu erteilen ist. Die polnische Sprache wurde aus den Schulen verbannt. (Handbuch der preußischen Geschichte, Bd.3, Berlin 2000, S.45 ff.)

[...]

Im Vergleich zu dem, was Pilsudskipolen in der Zwischenkriegszeit mit seinen Minderheiten aufführte, Peanuts.

Eine seltsame Argumentation. Wird das dadurch jetzt entschuldigt oder ist es nun bedeutungslos?

Viele Menschen sind gut erzogen, um nicht mit vollem Mund zu sprechen, aber sie haben keine Bedenken, es mit leerem Kopf zu tun.
Orson Welles
Eine seltsame Argumentation. Sollen dadurch nicht genehme Tatsachen verdrängt bzw. verfälscht werden?

Es ist doch einigermaßen frappierend, dass das Kaiserreich bzw. die WR. im historischen Diskurs laufend als Paradebeispiel für die Diskriminierung von Minderheiten herhalten muss, obwohl es im damaligen Kontext fast schon liberal agierte. Da wehte diversen Minderheiten in vielen Europäischen Staaten ein erheblich rauherer Wind entgegen.

Dieses permanent vermittelte schiefe Geschichtsbild gilt es zurechtzurücken.
MfG,
Titus Feuerfuchs
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