Klausurarbeit über Dt. Südwestafrika (System Leutwein)

Kolonialismus, Afrika, China, Wettlauf um die Welt, Indien, Englisches Weltreich

Moderator: Barbarossa

Jan H.
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Moin,

ich habe eine Klausur in Geschichte Bilingual über die Kolonie Deutsch-Südwestafrika geschrieben. Mehr möchte ich hierzu erst einmal nicht kommentieren, damit meine Klausurarbeit möglichst unvoreingenommen gelesen werden kann. Es wäre super nett von Euch, wenn Ihr mir eine Bewertung zwischen 0 und 15 geben könntet (15 als beste). Bild

(Unkorrigiert/Original, auch Fehler darunter, die mir kurz nach Abgabe selber aufgefallen sind.
Voraussetzungen: Einsprachiges Englisch-Wörterbuch + 90 Min. Zeit
Jahrgang: '96 - Klasse 11 - Gymnasium)

1.) Analyse the formal features of the sources and briefly state the reasons for the outbreak of hostilities in your own words.

2.) Explain why the so called "System Leutwein" failed.



a) Schreiben des Oberhäuptlings Samuel Maharero an Gouverneur Theodor Leutwein vom 6. März 1904 über die Ursachen des Aufstandes


An den großen Gesandten des Kaisers,
Gouverneur Leutwein

Deinen Brief habe ich erhalten, und ich habe gut verstanden, was Du mir und meinen Großleuten geschrieben hast. Ich und meine Großleute antworten folgendermaßen: Der Anfang des Krieges ist nicht jetzt in diesem Jahr durch mich begonnen worden, sondern er ist begonnen worden von den Weißen; wie Du weißt, wie viele Hereros durch die weißen Leute, besonders Händler, mit Gewehren und in Gefängnissen getötet sind. Und immer, wenn ich diese Sache nach Windhuk brachte, immer kostete das Blut meiner Leute [nicht mehr, als] einige [Stück] Kleinvieh, nämlich fünfzig oder fünfzehn. Die Händler vermehrten die Not noch in der Weise, daß sie aus sich selbst meinen Leuten auf Borg gaben. Nachdem sie so getan, raubten sie sie aus, bis sie soweit gingen, sich bezahlen zu lassen, indem sie für 1 Pfund [Sterling] Schuld zwei oder drei Rinder gewaltsam wegnahmen. Diese Dinge sind es, die den Krieg in diesem Lande erweckt haben.
Und jetzt in diesen Tagen, da die Weißen sahen, daß Du, der Du Frieden mit uns und Liebe zu uns hast [nicht da warst], da begannen sie uns zu sagen: Der Gouverneur, der euch lieb hat, ist in einen schweren Krieg gezogen, er ist tot, und weil er tot ist, werdet ihr auch sterben. Sie gingen so weit, daß sie zwei Herero des Häuptlings Tjetjo töteten, bis Leutnant N. anfing, meine Leute im Gefängnis zu töten. Es starben zehn, und es hieß, sie seien an Krankheit gestorben, aber die starben durch die Arbeitsaufseher und durch die Knüttel. Zuletzt fing Leutnant N. an, auch mich schlecht zu behandeln und eine Ursache zu suchen, wegen deren er mich töten könne, indem er sagte: die Leute von Kambasembi und Uanja machen Krieg. Da rief er mich, mich zu befragen. Ich antwortete wahrheitsgemäß, nämlich »nein«. Aber er glaubte nicht. Zuletzt setzte und verbarg er in der Schanze [Feste] Soldaten in Kisten. Und er rief mich, damit wenn ich käme, er mich erschieße. Ich ging nicht hin, ich merkte [die Absicht], und deshalb entfloh ich. Daraufhin schickte Leutnant N. Leute mit Gewehren, mich zu erschießen. Darüber wurde ich zornig und sagte: »Jetzt muss ich die Weißen töten [sei es selbst, daß] ich sterbe.« Denn daß ich sterben sollte, habe ich gehört von einem Weißen mit Namen X. [...]

Ich bin der Häuptling Samuel Maharero!

Quelle: Paul Rohrbach, Deutsche Kolonialwirtschaft, Bd. 1: Südwest-Afrika, Berlin-Schöneberg 1907, S.333 f.


c) Die Stimme eines Herero-Christen zum Aufstand, 1907

Der Krieg ist von ganz kleinen Dingen gekommen, und hätte nicht [zu] kommen brauchen. Einmal waren es die >Stuurmann< [Kaufleute] mit ihrem schrecklichen Wucher und eigenmächtigem, gewaltsamen Eintreiben. Für 1 sh Schuld wollten sie nach Jahresfrist 5 sh und für 1 L [Pfund] nach 12 Monaten 5 L Zinsen haben, und wer nicht zahlen wollte oder konnte, den verfolgten und plagten sie. Dann ist es der Branntwein gewesen, der die Leute schlecht und gewissenlos gemacht hat. Wenn jemand trinkt, dann ist es ihm gleich, was er tut. Aber das schlimmste Übel ist, was viel böses Blut und Streit hervorgerufen hat, die Vergewaltigung unserer Frauen durch Weiße. Manche Männer sind totgeschossen [worden] wie Hunde, wenn sie sich weigerten, ihre Frauen und Töchter preiszugeben und drohten, sie mit der Waffe in der Hand zu verteidigen. Wären solche Dinge nicht geschehen, wäre kein Krieg gekommen, aber er ist bei solchen Vergewaltigungen ausgebrochen. Er war mit einem Male da, und da war kein Halten mehr, jeder rächte sich, und es war, als sei kein Verstand mehr unter den Massen.



1 The sources are a letter from a Herero chief to commissioner Leutwein and a statement from a Christian Herero - both concerning the riots. The letter is from 1904, in which the chief Maharero declares war against the Whites, which he reasons with the threat of getting killed by the soldiers and the injustices or even crimes commited against the Herero. The statement from the Herero-Christ in 1907 blames the "little things" for having elicited war, which provoked oppositional forces by the indigineous folk and thus aggravating the conflict.

Concluding, it began with the economic interests of the Whites, who where unscrupelous in forcibly collecting their desires from the Herero (and Nama). The indigenous folk first acquiesced, but after a while the White folk's claims and measures became more and more greedy and depicable, that the chiefs and native population could not longer indulge.


2 The "System Leutwein" premised upon a discrepancy: On the one hand Leutwein wanted to furnish a good living for all Natives and on the oother hand there was the goal of bringing the 'superior'/'supreme' Western culture to the Blacks, not to forget the single interests of merchants and shareholders. The White's avarice inevitably derailed the equillibrium, sowed hostility and lead to several severe crimes (against humanity). It just couldn't work out and a reconciliation seemed almost impossible. Leutwein took measures of avail, like building indiginous reservations, but there weren't more than three in 1904 , or stratifying an elite to spur them on. Also an important role played the rinderpest in 1897, which was the brink for a drastically changing German South-West Africa and perishing of the Herero (the South was spared from the rinderpest). Trek oxen stucked en route and the Herero lost their most important superiority. Traders preferred bartering with the Herero, so this was a great economic strength. In 1995 [sic!] there was already a dispatched team of vets, who examined the lungs of the cattle. So they inceptioned a veterinary department tp adress this peril. 1999 [sic!] a vaccination was introduced, but the Herero initially were reluctant to accept these procedures. That may have worsen the situation. Governors previously toyed with the idea to build a narrow-gauge railway with mules (they weren't affected by the rinderpest), but swiftly then started to build railroads to maintain the domestic market, circumventing the Reich and the SWAC. Natives sought there for work or introduced in the transportation of timber. Because of the great lost, prices for land and cattle sank to a minimum and were ceded to the Whites. They indulged on the one side, because they hardly had any alternative and on the other side their pride was broken (all depended on cattle). So medicinary and infrastructural changes took place. Dams and mules got breeded and the White's economy thrived. The Europeans levied ridiculous high prices for commodities, which Leutwein adressed to avert a worse fate of the already enormously staggered equillibrium. He promulgated new credit regulations, which prohibited suing for Outstanding Debts, but to don't put another obstacle in the way to a fully restructured South-West, getting in conflict with all the traders. So he retreated and it took years later in 1903 back into account, when Imperial Chancellor Bismarck approved it, but it absolutely failed: The credit regulations-edict wasn't the same as the previous one; it set a limit of one year for the merchants to [re]collect their credits. It virtually urged them to [re]collect, so the Herero were in an even worse situation. They had to pawn their soil and their remaining cattle to pay off. From the rising cattle prices only the Whites could profit, the Herero were utterly devitalized and willing to accept any atrocious crime - until the riots. The Schutztruppen 'helped' to [re]collect, of course forcibly. One may question the policy of Leutwein, but it's hard to understand without knowing his viewpoint. Supposedly he 'just' couldn't concede these irreconcilable differences. Another question, probably quite stupid, but interesting I'd say would be, whether the rinderpest was a conspiracy in order to attain the goal of a Western South-West...
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Orianne
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Ich gebe Dir 14 Punkte, weil Du genau den Finger in die Wunde hältst nämlich die Rinderpest und Heuschreckenplage(?) und die Rohstoffpreise. Leutwein war ja eher gemässigt, aber sein Nachfolger nicht, Lothar von Trotha verübte einen Genozid, dass ist auch die Meinung von Historikern.

Ich würde noch den Namen der Bahngesellschaft und der Minengesellschaft hinschreiben, sowie dass Bismarck eigentlich gar keine Kolonien haben wollte, ihm war die Stabilität des Deutschen Reichs im Innern wichtiger, und auch dass er bereits seit 1896 tot war, zu der Zeit war Bernhard Fürst von Bülow Reichskanzler.

Mein eigentliches Gebiet ist der Sezessionskrieg in Amerika, sowie das Unternehmen Barbarossa.

LG

Orianne
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Lia

Musste mich erstmal ins Thema einlesen, was mir gar nicht präsent war.

Nun kann ich auch nicht wissen, wieviel Vorarbeit im Unterricht gelaufen ist, macht es nicht leicht, eine Zensur zu prognostizieren,wenn man den Vorlauf nicht kennt.
Wie der sprachliche Erwartungshorizont an einem bilingualen Gymnasum ist, weiß ich nicht, die Maßstäbe eines normalen Gymnasiums anlegend, ist das sprachlich gelungen ( Fehler und hie und da etwas unelegante Wiederholungen einbezogen.)
Die Zusammenfassung der Brief könnte von mir stammen, ich finde, es reicht- weiß aber wieder nicht, ob die prägnante Kürze der bei der Wiedergabe der Quelle nicht doch zu " briefly" ist.
Fachlich- und als ich die Klausur zum ersten Mal las, wusste ich nicht wirklich etwas vom Thema, erscheinen mir Deine Darlegungen informativ und die Dinge ohne überflüssiges Geschwafel auf den Punkt gebracht.
Oriannes vorgeschlagene Ergänzungen wären fein gewesen, aber nun denn.
11. Klasse: Von mir bekämest Du nach unseren Vorgaben mindestens 12 Punkte- oder mehr. Keinesfalls weniger! Doch das ist halt die Unwägbarkeit, wenn man nicht weiß, was vorher wie gemacht wurde und wie die auch die sprachlichen Anforderungen sind.
Immerhin aber schonmal mein Dank und mein Kompliment, Jan, ich weiß wieder ein bisschen mehr, 15 Punkte würde ich Dir gönnen,
vermuten tue ich- nochmal- als fast blind- etwas weniger.
Völlig daneben und unter 10 Punkte jedenfalls kann die Klausur nicht sein!
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Marek1964
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Nach den über kompetenten Bewertungen zu dieser Arbeit von mir nur der kleine Hinweis, das der enorm grosse Block nicht sehr leserfreundlich ist. Der Leser wird "erschlagen" Leerzeilen zwischen Abschnitten machen, möglichst thematisch hilft dem Leser.

Aber auch für mich, der dieses Thema nur ganz grob gekannt hat, eine gute Zusammenfassung.
Jan H.
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Danke für Eure Meinungen/Kritiken! (Leerstellen kann ich nicht mehr einfügen, weil die Editier-Funktion nicht mehr zur Verfügung steht.)

Weswegen ich die Klausur im Internet besprechen möchte, liegt an folgender Ungeheuerlichkeit: Mir wurde ein "Betrugsversuch" unterstellt! Der Geschichtslehrer hat sich in einer trilateralen Diskussionsrunde in seiner Auffassung bestätigen lassen, dass diese Klausur viel zu gut für mich sei. Verstehen Sie Spaß? Nein - Realsatire. Nachweisen könne man mir den "Betrugsversuch" nicht, daher bekam ich 15 Punkte für's Sprachliche.

Bevor wir die Klausuren zurückerhielten, fixierte mich mein Lehrer eines strengen Blickes mit der Ankündigung, mich im Nebenraum einmal sprechen zu wollen. Dort fragte er mich dann rhetorisch: "Was war da denn los?" - "Was soll los gewesen sein?" - "Ja... Betrugsversuch!"
Ich hatte mich auf diese Klausur aufgrund mangelnder Unterrichtsvorbereitung und persönlichem Interesse mit einem Buch aus der hiesigen Universitätsbibliothek (Kaulich, Udo: "Die Geschichte der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika (1884-1914)") vorbereitet. Zwar nur den Abend direkt davor (bis um 3 Uhr nachts), aber dennoch verhältnismäßig intensiv. Spezielle Vokabeln wie "narrow-gauge railway" oder "dam" lernte ich auch kurzfristig.

Da stand er also selbstbewusst und erhaben vor mir und wollte mir ernsthaft erzählen, all diese Mühen seien ein "Betrugsversuch". Sogar das Buch hatte ich in einer unspezifischen Vorahnung mitgenommen und ihm vorgezeigt ("Das ist ja auf Deutsch - also nee...!"). Ich erzählte ihm die Wahrheit und er wollte mir nicht glauben. Das einseitig verlaufende Gespräch schloss er mit den Worten "Also wir konnten Dir das nicht nachweisen, deswegen kriegst Du jetzt Deine Punkte." Alles gut? Ich würde das bezweifeln:

Inhaltliche Bewertung Aufgabe 1: 4 Punkte (40% der Gesamtnote)
Inhaltliche Bewertung Aufgabe 2: 9 Punkte (40% der Gesamtnote)
Sprachliche Bewertungen: 10, 15, 14 und 11 Punkte (jew. 5% der Gesamtnote) --> s. letzte Seite Erwartungshorizont: http://bit.ly/1jwGa79

Gesamtnote: 8 Punkte (schlechter als von manchem, der so gut wie gar nicht gelernt hatte)

Ich hatte hundertprozentig mehr Ahnung als meine Klassenkameraden, die nur das spärliche Vorbereitungsmaterial aus dem Unterricht verwendeten und sich kurz vor der Arbeit unisono über ihre mangelnde Fachkenntnis beschwerten... wenn ich jetzt sage, dass die Bewertung schlechter ist, weil mich mein Lehrer eines "Betrugsversuchs" verdächtigt und mir keine angemessene Bewertung gönnt, bewege ich mich auf dünnem Pfad - denn nachweisen kann ich das nicht; der Lehrer kann immer im Nachhinein sagen, dass meine Bearbeitung der Aufgabe außerhalb seiner Kriterien liegt.
Unter der Arbeit steht noch:
"das System Leutwein findet zu wenig Beachtung; die Anführungen sind eher eine Reihung von Fakten."

Nun zu den Widersprüchen in dem eklatanten Vorwurf:

- Ein Betrugsversuch ist ein Versuch zu betrügen. Um jetzt ganz korrekt zu bleiben, hier die rechtliche Definition eines "Versuchs":

»Als Versuch bezeichnet man die Betätigung des Entschlusses zur Begehung einer Straftat durch eine Handlung, die zur Verwirklichung des gesetzlichen Tatbestandes zwar unmittelbar angesetzt, aber noch nicht zur Vollendung geführt hat (vgl. § 22 StGB).« (Quelle: http://www.rechtswoerterbuch.de/recht/v/versuch/)

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen: Ich habe den Betrug also nicht vollenden können. Im schulischen Sinne würde das bedeuten: Der Lehrer hat mich auf frischer Tat ertappt. Hat er aber nicht !

- Wie soll das überhaupt funktionieren mit dem Betrug(sversuch)? Ich deutete ihm im knappen Gespräch schon an: "Da unterstellen sie mir aber ziemlich hohe Fähigkeiten im Betrügen." ... in 90 Minuten müsste ich eine Quelle finden, die exakt zu diesen Fragestellungen auf Englisch einen ausgefeilten Text bietet. Ich sprach ihn darauf an und er lapidar: "Ja, irgendwie wirst Du das schon gemacht haben, mit einer Kopie oder so." (Gedankenprotokoll)

- Dass mein Text nicht astrein ist (größter Schnitzer: "recollect" statt "collect" oder Hastigkeitsfehler bei "back into account"), müsste ihm aufgefallen sein. Vielleicht hat er dies jedoch einfach ignoriert, denn in meiner Arbeit ist nur sehr wenig rot zu sehen und viele Fehler sind in keinster Weise markiert. Dafür aber solch legitime Begriffe wie "dam". Als Englisch-Lehrer sollte er wissen, wie man ein Wörterbuch benutzt... wer's i.d.F. mal ausprobiert, sollte auf die nicht abwegige Übersetzung "Muttervieh/-tier" kommen... (Google geht auch gut, habe ich sogar vorher ausprobiert...)

- "Das System Leutwein findet zu wenig Beachtung" ... wie bitte? Vielleicht habe ich das ja komplett falsch verstanden, aber ich war der Auffassung, dass es bei mir in Aufgabe 2 ausschließlich um das System Leutwein und dessen relevante Umstände geht...


In Englisch plagt mich z.Zt. ein ähnlich kopfzerbrechender Fall... es fällt mir schwer, die Protagonisten im Schul-Kollegium noch mit Respekt zu betrachten bei all den inneren logischen Widersprüchen, die sich in ihren "Kritiken" und Vorwürfen widerspiegeln...

Oder ist mein Selbstbild das wahre Übel...? Bisher habe ich noch nicht mit vielen Leuten darüber in einer analytischen Manier diskutiert, nur mit meinem Vater, der mir soweit zustimmt. Was sagt Ihr dazu?
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Marek1964
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Tja. Eine interessanter Fall. Ich dachte gestern, als Du mir Deine PN geschickt hast, dass Dich der Lehrer des Plagiats verdächtigt - nur er müsste einen entsprechenden Artikel vorlegen können. Wie lief denn die Klausur? Meine Schulzeit ist 30 Jahre her und ich war nicht in Deutschland. Du hast die Prüfungsfragen vorher vorgelegt bekommen, ich meine unmittelbar vor der Prüfung? Deine Klausur ist also unter Bewachung zu Stande gekommen? Dann kann plausiblerweise kaum ein Betrug zu Stande gekommen sein, selbst wenn Du Dein Buch offen auf dem Tisch gehabt hättest hättest, wäre es Dir von geringem Nutzen gewesen.

Wenn Du nicht betrogen hast, brauchst Du Dich nicht zu hinterfragen.

Allenfalls musst Du Dich fragen, warum Dein Lehrer Dich nicht mag. Aber das kann eine Antipathie sein. Ich habe auch solche Lehrer gehabt. Andere wiederum waren mir wohl gesinnt. So läufts im Leben.

Vor kurzem hast Du ist Dir eine andere Ungerechtigkeit widerfahren an einem anderem Ort, den ich auch gut kenne. Die Frage ist ob man dagegen ankämpft oder es bleiben lässt. In diesem Falle ist es das beste, Du bringst Dein Geschichtsinteresse hier ein. Du belohnst damit Dich selbst wie die anderen User hier und den Betreiber.

Im Falle Deiner Prüfung musst Du Dich fragen, ob Du rechtliche Schritte einleiten kannst. Das solltest Du abklären, welche Möglichkeiten es gibt. Dann solltest Du das Gespräch mít dem Lehrer suchen. Kann den Dein Lehrer die Note allein bestimmen oder gibt es da Experten? Du musst gut Deine Argumente vorbereitet haben, sachlich. Wenn das System Leutwein zu wenig Beachtung gefunden hat, soll Dir der Lehrer nachweisen, was denn gefehlt hat. Kann er nicht gut antworten musst Du klar rechtliche Schritte ankündigen, solltest aber schon vorher wissen, was das bedeutet. Du kannst natürlich den Lehrer damit herausfordern, wenn Du ihm sagst, dass Du das Gefühl hast, dass es eine persönliche Sache ist. Aber ansonsten musst Du auf der Sachebene argumentieren. Wenn Dich Dein Vater zu unterstützen bereit ist, dann nimm seine Hilfe in Anspruch, vor allem wenn er ein guter Verhandler ist.

Für Dich selbst ist die entscheidende Frage, ob Du diesen Kampf aufnehmen willst. Es kann einerseits eine sehr gute Erfahrung sein, denn im Leben muss man so manchen Konftlikt austragen und grundsätzlich ist es gut, sich zu wehren, wenn man unfair behandelt wird.

Du kannst Dich aber auch entscheiden, dass die weniger gute Note nicht so tragisch für Dich ist, und Du Deine Energie positiv für anderes investieren möchtest. Das hängt auch damit zusammen, welche Prüfungen und Aktivitäten bei Dir anstehen, was für Dich wichtig ist und natrülich angesichts der Rechtsmittel, die zur Verfügung stehen.

Meine favorisierte Lösung ist natürlich, dass Du Dich wehrst. Aber entscheiden musst Du Dich selbst.
Zuletzt geändert von Marek1964 am 28.06.2014, 23:54, insgesamt 2-mal geändert.
Lia

Was selten passiert: Du siehst mich sprachlos, Jan.
In welchem Bundesland steckst Du? Bitte per pn, ich kann verwuchen, Dir sachlich wie fachlich zu helfen, mit Glück auch ein bisschen juristisch.
Wenn das so war, wie Du schreibst, darf der Lehrer mit der Bewertung nicht durchkommen, soweit mal das.
Der bräuchte mal ganz gewaltig juristische Aufklärung. Und noch etwas anderes, nicht wirklich Druckreifes.
Da stand er also selbstbewusst und erhaben vor mir und wollte mir ernsthaft erzählen, all diese Mühen seien ein "Betrugsversuch".
Mir fehlen immer noch die Worte und eine Reihe von emoticons.
Edit:
Marek hat schon einiges gesagt. Du musst entscheiden, ob Dir die eine Klausur den Kampf wert ist.
Ein Plagiat kann er Dir nicht nachweisen, auch nicht mal unterstellen, da das Buch auf Deutsch ist und Deine Klausur in gar keinem Fall eine direkte Übersetzung ist. Nicht sein kann.
Möglicherweise ist seine Unterstellung ohne jeglichen konkrten Beweis schon so etwas wie üble Nachrede.
Gut für ihn, dass der nicht mein Kollege ist, dem ginge es sehr schnell sehr schlecht.
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Marek1964
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Lia hat geschrieben:.
Möglicherweise ist seine Unterstellung ohne jeglichen konkrten Beweis schon so etwas wie üble Nachrede.
Gut für ihn, dass der nicht mein Kollege ist, dem ginge es sehr schnell sehr schlecht.
Zu bedenken gilt es da allerdings, dass das, wenn ich das richtig verstanden habe, unter vier Augen stattfand (wobei ich nicht verstehe, was Trilaterales Gespräch war. War da jemand drittes dabei? Wenn ja wer und in welchem Verhältnis steht er zum Lehrer, ist er ein unabhängiger Zeuge?

Üble Nachrede ist dann uU nicht nachzuweisen. Aber das macht nichts - die Klausur liegt doch schriftlich vor und der Lehrer muss doch nach objektiven Kriterien nachweisen, dass die Arbeit nicht genügt.

Auf jeden Fall würde ich zunächst "den kleinen Dienstweg", also mit dem Lehrer dirket, versuchen, evtl. Klassenlehrer oder Rektor, aber das kann Dir Lia besser sagen.

Mein letzter Kenntnisstand über Gepflogenheiten über Abitur in Deutschland ist auf dem Stand von 1977, gestützt auf die unumstrittene Quelle der Sendung tatort "Reifezeugnis" mit der Schauspielergilde Nastasja Kinski, Pierre Franck, Christian Quadflieg und Judy Winter. :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:

https://www.youtube.com/watch?v=e2hW_10nfFo
Lia

Nachgelesen an amtlicher Stelle:
Eine Täuschung oder ein Täuschungsversuch müssen definitiv bewiesen sein. Das ist hier nicht der Fall, und der Lehrer wird nach dem geschilderten Ablauf den Versuch auch nicht beweisen können.
Da hätte er- oder die Aufsicht, während der Klausur schon einschreiten müssen oder in den abgegeben Unterlagen irgendetwas finden müssen, was dort nicht hingehört.
Auf jeden Fall würde ich zunächst "den kleinen Dienstweg", also mit dem Lehrer dirket, versuchen, evtl. Klassenlehrer oder Rektor, aber das kann Dir Lia besser sagen.
Ja, und mit Zeugen.
@ Marek:
Handelt sich nicht um eine Abi-Klausur!
Jahrgang: '96 - Klasse 11 - Gymnasium)
Vermutlich G8- je nach Bundesland werden die Ergebnisse aus 11/ 2 in die spätere Abi-Zensur eingehen.
Bei G9 sähe das etwas anders aus.
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Marek1964
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Lia hat geschrieben:
@ Marek:
Handelt sich nicht um eine Abi-Klausur!
Jahrgang: '96 - Klasse 11 - Gymnasium)
Vermutlich G8- je nach Bundesland werden die Ergebnisse aus 11/ 2 in die spätere Abi-Zensur eingehen.
Bei G9 sähe das etwas anders aus.
Ist mir mittlerweile auch klar geworden. Manchmal sollte ich etwas genauer lesen... :oops:

Wobei das ja die Arbeit noch besser macht.
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Orianne
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Du solltest bei der Schulleitung vorstellig werden, und vielleicht Deine Eltern zu dem Gespräch mitnehmen, obwohl Du 18 Jahre alt bist, kann das nicht schaden. Da ich in der Schweiz unterrichte kann ich Dir nicht mehr helfen. Auf jeden Fall ist das eine ungehörige Unterstellung, die er gar nicht beweisen kann. Wäre ich an seiner Stelle und hätte wirklich solche Zweifel, dann hätte ich Dir eine andere Aufgabe gestellt. Mir ist als Schülerin einmal etwas passiert, der Lehrer hatte in einer Algebra-Prüfung das letzte Blatt nicht beachtet, und mich falsch benotet, als ich dagegen protestierte, sagte er: "Diese Tinte ist noch feucht". Da ich aber wirklich noch nie so etwas gemacht hatte, liess er sich erweichen auch die letzten beiden Gleichungen zu benoten, was auch gerecht war. Ich wünsche Dir viel Glück, da es um Deine Zukunft geht, würde ich rechtliche Schritte seitens Dir oder Deiner Eltern nicht scheuen. Es gibt dafür Rechtsanwälte, die Prüfungsaufgaben bewerten lassen, ich würde es versuchen!
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Jan H.
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Danke soweit !
Lia hat geschrieben:In welchem Bundesland steckst Du?
Hamburg - Danke für das nette Angebot, aber ich werde nicht juristisch dagegen vorgehen.
Marek1964 hat geschrieben:(wobei ich nicht verstehe, was Trilaterales Gespräch war. War da jemand drittes dabei? Wenn ja wer und in welchem Verhältnis steht er zum Lehrer, ist er ein unabhängiger Zeuge?
In einer Runde besprach der entsprechende Lehrer meine Klausur mit meiner Englisch-Lehrerin (Problemlehrerin unserer Klasse) und einer anderen, "unabhängigen" Lehrerin.


Mir bedeuten Noten nicht so viel, ist aber ein anderes Thema... deswegen sehe ich die Sache auch nicht so dramatisch (was nicht heißt, dass ich das nicht persönlich genommen habe oder mich gar nicht darüber ärgere)
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Marek1964
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Danke für den Feedback. Nun denn, viel Glück und hoffentlich auf weitere Diskussionen hier über Geschichte. Hoffentlich lässt Du Dir Deine Freude an Geschichte verderben... auch nicht von anderen komischen Leuten (Du weisst schon was ich meine, niemanden aus diesem Forum).
Jan H.
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;-) Nee, beschäftige mich gerade mit dem Ende des Osmanischen Reichs und Gründung der Türkei, also Interesse ist genug da. Bild
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Marek1964
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Jan H. hat geschrieben:;-) Nee, beschäftige mich gerade mit dem Ende des Osmanischen Reichs und Gründung der Türkei, also Interesse ist genug da. Bild
Das ist sehr interessant. Ich war beruflich einige Male in der Tükrei, Atatürk wird dort immer noch massiv vereehrt. Vor einigen Jahrzehnente musste eine Touristin, wenn mich nicht alles täuscht. sogar für ein paar Tage ins Gefängnis, weil sie auf eine Briefmarke mit dessen Konterfei von Hand einen Schnauz angebracht hatte... aber das ist gossip.

In der Tat ringt die Türkei seit dieser Zeit, ja eigentlich auch schon vorher, irgendwie darum, den Anschluss an die Moderne zu schaffen, aber es will und will nicht so recht schaffen.

Aber ich will da nichts vorgreifen und freue mich darauf, dass Du uns sobald als möglich Deine Erkenntnisse mitteilst.

Übrigens: Auch Sozialdarwinismus oder Verschwörungstheorien darf man hier diskutieren, harhar.
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