Der Deutsche Bund

"Deutschland - aber wo liegt es?" Goethe

Moderator: Barbarossa

Marianne E.
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Der Deutsche Bund  (1815 - 1866)

Der Deutsche Bund war ein Staatenbund, der 1815 auf dem Wiener Kongress gegründet wurde und 1866 aufgrund unterschiedlicher Auswirkungen scheiterte.

Auf dem Wiener Kongress (18.9.1814-19.6.1815) versuchten die europäischen Gesandten, das von Kriegen gebeutelte Europa neu zu ordnen. Dem Wunsch der deutschen Delegation nach einem nationalen Bundesstaat wurde nicht entsprochen. Auch wurde das im Jahre 1806 aufgelöste "Heilige Römische Reich Deutscher Nation" nicht wieder hergestellt.

Am 8. Juni 1815 unterzeichneten dann in Wien die beteiligten "souveränen Fürsten und Freie Städte" die Deutsche Bundesakte. Damit trat der Deutsche Bund an die Stelle des im Jahr 1806 aufgelösten Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.

Die erhoffte deutsche Einheit war damit allerdings nicht erreicht. Der Deutsche Bund war ein "loser" Staatenbund ohne ein gemeinsames Staatsoberhaupt und verfügte  weder über eine gesetzgebende Versammlung noch über eine Verfassung.
Zwar entwickelten sich durch die bundesstaatlichen Verfahrensweisen Rechte des Deutschen Bundes, explizit besaß er jedoch keine Staatsgewalt, sondern nur eine "völkerrechtsvertraglich vermittelte Vereinskompetenz".
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der Bund die Aufgabe hatte, die innere und äußere Sicherheit der Gliedstaaten zu garantieren.

Nun war es zwar so, dass die Deutsche Bundesakte Bestandteil der Wiener Kongressakte vom 9. Juni 1815 war und von den Unterzeichnerstaaten auch garantiert wurde. Dennoch bestand eine Problematik in der Tatsache, dass einige ausländische Herrscher dem Deutschen Bund angehörten.

Das waren der König von Großbritannien und Irland als König von Hannover,
der König von Dänemark als Herzog von Holstein
und der König der Niederlande als Großherzog von Luxemburg.

Der Deutsche Bund scheiterte aus unterschiedlichen Gründen.
Die Vorstellungen, wie Staat und Gesellschaft auszuprägen sein sollten, drifteten in den einzelnen Mitgliedsstaaten weit auseinander.
Außerdem war der politische Machtkampf zwischen Österreich und Preußen ein ausschlaggebender Faktor.
Endgültig scheiterte der Deutsche Bund im Sommer 1866 infolge des Preußisch-Österreichischen Krieges.


Quellen:
Deutscher Bundestag (Hrsg.) (1988): Fragen an die deutsche Geschichte. Ideen, Kräfte, Entscheidungen. Von 1800 bis zur Gegenwart, Bonn.
Fuchs, Konrad / Raab, Heribert (1996): Wörterbuch zur Geschichte. 10. Aufl., München.
Gruner, Wolf D. (2010): Der Deutsche Bund 1815-1866, München.
Kocka, Jürgen (1990): Arbeitsverhältnisse und Arbeiterexistenzen. Grundlagen der Klassenbildung im 19. Jahrhundert, Bonn.
Müller, Helmut M. (2007): Schlaglichter der deutschen Geschichte. 2. Aufl., Bonn.
Nipperdey, Thomas (1998): Deutsche Geschichte 1800-1866. Bürgerwelt und starker Staat, München.
Wehler, Hans-Ulrich (1988): Bürger, Arbeiter und das Problem der Klassenbildung 1800-1870, München. 
Feldwebel57
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Danke für diesen interessanten Beitrag , der sicherlich viel Mühe gemacht hat !
heinz-dieter

Den Deutschen Bund gab es bis 1871 und war ein Bunter Hund. Dann gab es das Deutsche Kaisererreich.
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Barbarossa
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Heinz-Dieter, nein, das stimmt so nicht. Der Deutsche Bund unter dem Vorsitz Österreichs bestand bis 1866.
Zwischen 1867 bis 1871 gab es den von Preußen geführten Norddeutschen Bund. Ab 1871 dann das Deutsche Kaiserreich.
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