Warum gewann Bismarck die Schlacht bei Sedan gg Napoléon III

"Deutschland - aber wo liegt es?" Goethe

Moderator: Barbarossa

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Marek1964
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Eine interessante Frage, warum Bismarck die Schlacht bei Sedan gewann. War daran Schuld, dass die Franzosen die Eisenbahn nicht einsetzten?
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dieter
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Lieber Marek,
wenn schon, dann hat Moltke die Schlacht von Sedan gewonnen. Er war für den militärischen Bereich und auch den Transport mit den Eisenbahnen zuständig. Bismarck hat mit der Emser Depesche die Kriegserklärung von Frankreich an Preußen provoziert und durch eine geschickte Politik den Beitritt der süddeutschen Staaten als Bündnispartner von Preußen möglich gemacht. Dadurch entstand 1871 das Deutsche Kaiserreich. :wink:
Bismarck hat lediglich Napoleon III. begleitet. :wink:
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Lia

Die Überschrift ließ sogar meinen Matschkoppf stutzen! :)
Da hat Dieter Recht! Bei allen Verdiensten, die man Bismarck zuschreiben möchte- die Schlacht er nicht geführt und nicht gewonnen, sondern u.a. Moltke und seine Truppen.
Sedan ist das Ende einer langen Kette militärischer Aktionen beider Seiten, die am Ende dazu führten, dass die deutschen Truppen die besseren Voraussetzungen hatten.
Gleichzeitig zog Bismarck politische Fäden, kurzfristig brauchteer Napoleon III. noch.
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Orianne
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Man muss aber auch die Gründe für Frankreichs Aggressionen sehen, denn sie fürchteten sich vor einer Umklammerung durch eine mögliche Thronbesteigung durch Preussische Prinzen, Aussenminister Comte Gramont, der den Deutschen Bund hasste, er machte dies damals in einer Rede deutlich.

Karl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen verzichtete im Namen seines Sohnes Leopold auf den spanischen Thron.

Der Preussen und seine Verbündeten hatten im Krieg die besseren Feldgeschütze, z.B. die Hinterladergeschütze C/64/67, die doppelt so weit schossen und eine bessere Kadenz hatten, als die französischen Kanonen. Die Franzosen hatten dafür die besseren Gewehre (Chassepotgewehr) und das Mitrailleuse-Maschinengewehr. Auch hier galt wieder, mehr Soldaten auf Seiten Frankreichs garantierten noch lange nicht den Sieg.

Frankreich war im strategischen Eisenbahnbau weit hinter Preussen und seinen Verbündeten. Die Bahn war sicher auch ein Schlüssel für den Sieg, und für die Proklamation des Deutschen Kaiserreichs.
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Marek1964
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Lia hat geschrieben:Die Überschrift ließ sogar meinen Matschkoppf stutzen! :)
Gut, hier wird ja auch mal mit Stammtisch-Halbwissen operiert, wie uns ja vorgeworfen wurde :mrgreen: ... auf der anderen Seite ein plakativer Titel. Mag ja sein, dass viele User Moltke kennen, aber Patrice de Mac Mahon ganz bestimmt nur wenige. Wobei aber Napoleon III. unter den Gefangenen war.

Habe jetzt aber den Titel zumindest in diesem Post jetzt angepasst - etwas was jeder tun kann.
Lia hat geschrieben:Da hat Dieter Recht! Bei allen Verdiensten, die man Bismarck zuschreiben möchte- die Schlacht er nicht geführt und nicht gewonnen, sondern u.a. Moltke und seine Truppen.
Sedan ist das Ende einer langen Kette militärischer Aktionen beider Seiten, die am Ende dazu führten, dass die deutschen Truppen die besseren Voraussetzungen hatten.
Gleichzeitig zog Bismarck politische Fäden, kurzfristig brauchteer Napoleon III. noch.
Ja, das war sehr clever von Bismarck, einzig die Annexion von Elsass war ein Fehler, allerdings ein grosser und nachhaltiger. Wurde aber hier auch schon diskutiert: http://geschichte-wissen.de/forum/viewt ... =69&t=4072

Ausgehend von Oriannes Post, möchte ich hier die Frage stellen, hinsichtlich dieses Abschnittes (wie auch der vorgehenden) http://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_v ... _und_Sedan , ob es für die Franzosen Alternativen gab oder ob die niederlage unvermeidlich war.
Lia

So wie ich es nach mehrfacher Besichtigung der diversen historischen Schlachtfelder in Frankreichs Norden mitgenommen habe:
Sogar Franzosen sagen, dass die Niederlage unausweichlich war, weil die Bedingungen so waren, wie sie waren. So, wie Orianne sie beschreibt und u.a. im Wki-Link nachzulesen sind.
Dass die französische Armeee-Führung Fehler machte- oder die deutsche klüger, flexibler war und nicht exakt zu berechnende Risiken einging, zählt zu den Faktoren.
Wie schon 1884 sollte auch die funktionierende Kommunikation zwischen den einzelnen Heeresteilen und deren Befehlshabern den Deutschen zum Vorteil werden, während die Franzosen da Probleme hatten.
Orianne hat geschrieben: Die Franzosen hatten dafür die besseren Gewehre (Chassepotgewehr) und das Mitrailleuse-Maschinengewehr. Auch hier galt wieder, mehr Soldaten auf Seiten Frankreichs garantierten noch lange nicht den Sieg.
Bismarck hatte in Moltke und Manteuffel und Albert von Sachsen kluge Militärs, deren strategischem und taktischen Fähigkeiten Mac Mahon nicht gewachsen war. Bisschen Glück hatten sie auch.
Dass die Soldaten Preußens und seiner Verbündeten in diesem Krieg die weniger modernen Gewehre hatten, ist Fakt, aber dass militärisch besser geschult waren als die Franc-Tireurs- sagen sogar Franzosen.
Die Überlegenheit der deutschen Feldgeschütze wieder war ein oft entscheidender Faktor bei Belagerungen.
______________
OT:
Angesichts des Themas: Der Sieg über Frankreich ist bis heute noch präsent, ich denke da an meine Kndheit und einige Straßennamen.
Die Sedanswiesen in Duisburg heißen immer noch so, die Wilhelmshöhe ist nicht weit, zum Kaiserberg-Viertel zählend. Die heutige Gerhard-Hauptmann-Straße war mal Kaiser-Wilhelm Straße, (dann Ludendorff), die Hohenzollern- Straße blieb wie die Prinzenstraße, die seit 1903 so heißt, ebenso wie die Prinz-Albrecht-Straße. Moltke und Manteuffel -Straße und natürlich Bismarck-Straße gehören ebenfalls zum Umfeld der Streifzüge zu Kinderzeiten.
Gravelotte-Straßen sind sicherlich nirgends "Brave Lotte- Straße" umbenannt, wie ich es 1.Schuljahreskind meinte, dass es heißen müsse, Spichernstraßen gibt es auch in fast allen Städten.
1870/71 also fällt nicht der political correctness zum Opfer...
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Orianne
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OT: Was ich mir gerade dachte wegen dem Königshaus von Spanien. Otto Habsburg wurde angefragt, ob er König von Spanien werden wolle, er sagte ab, weil er kein Usurpator sein wollte, so wurde es dann Juan Carlos, der letztes Jahr abdankte.
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Marek1964
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Lia hat geschrieben:So wie ich es nach mehrfacher Besichtigung der diversen historischen Schlachtfelder in Frankreichs Norden mitgenommen habe:
Sogar Franzosen sagen, dass die Niederlage unausweichlich war, weil die Bedingungen so waren, wie sie waren. So, wie Orianne sie beschreibt und u.a. im Wki-Link nachzulesen sind.
Da stellt sich bei mir die Frage: Hat Napoléon III die Sache unterschätzt? Oder hatte er schlicht zu wenig Informationen über seine Gegner? Oder meinte er die Deutschen werden uneins sein? Die Geheimdienste gab es ja glaube ich schon, wie gut die gearbeitet haben allerdings eine Frage. Oder hat der Generalstab falsch die Lage beurteilt?
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Orianne
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@Marek: Diese Frage stelle ich mir auch, man fühlte sich stark mit der grossen Armee, der Geheimdienst hatte schon in Mexico versagt, als man den Kaiser installierte.
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dieter
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Marek1964 hat geschrieben:
Lia hat geschrieben:So wie ich es nach mehrfacher Besichtigung der diversen historischen Schlachtfelder in Frankreichs Norden mitgenommen habe:
Sogar Franzosen sagen, dass die Niederlage unausweichlich war, weil die Bedingungen so waren, wie sie waren. So, wie Orianne sie beschreibt und u.a. im Wki-Link nachzulesen sind.
Da stellt sich bei mir die Frage: Hat Napoléon III die Sache unterschätzt? Oder hatte er schlicht zu wenig Informationen über seine Gegner? Oder meinte er die Deutschen werden uneins sein? Die Geheimdienste gab es ja glaube ich schon, wie gut die gearbeitet haben allerdings eine Frage. Oder hat der Generalstab falsch die Lage beurteilt?
Lieber Marek,
Napoleon hat auf die Uneinigkeit der Deutschen gesetzt. Hatte natürlich nicht das Format von Bismarck, der mit der Emser Depesche Frankreich zur Kriegserklärung getrieben hat. Ein Politiker wie Bismarck gibt es auch in Deutschland nur alle hundert Jahre. :wink:
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dieter
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Orianne hat geschrieben:@Marek: Diese Frage stelle ich mir auch, man fühlte sich stark mit der grossen Armee, der Geheimdienst hatte schon in Mexico versagt, als man den Kaiser installierte.
Liebe Orianne,
Frankreich hatte zu der Zeit nur eine Scheinblüte, weil es in Italien gegen Österreich eine Schlacht gewonnen hatte und Italien geholfen hat, sich zu gründen.
Er und seine Gattin Eugene hatten natürlich nicht das Niveau von Napoleon I., da war nur der Name derselbe. :wink:
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Lia

Marek1964 hat geschrieben:Oder hat der Generalstab falsch die Lage beurteilt?
Neben den anderen Punkten, die Du in Deinem Post genannt hast, wird auch das als Grund angeführt.
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