England und Frankreich an der Seite der Konföderation?

"Deutschland - aber wo liegt es?" Goethe

Moderator: Barbarossa

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Orianne
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Was ich mich schon lange fragte, was wäre geschehen, wenn sich die Engländer und die Franzosen auf die Seite der Konföderation geschlagen hätten? Geheimverhandlungen gab es. Hätten wir es heute mit 2 amerikanischen Staaten zu tun, wäre Texas wieder selbständig? Europas Waffenproduzenten verdienten sich damals eine goldene Nase an dem Krieg.

Der Unions-Staat New York alleine stellte elf deutsche Regimenter, bei den Südstaaten kämpften ca. 3000 - 5000 deutschstämmige Soldaten, aber nicht alle freiwillig. Lange Zeit sah es nach einer Niederlage der Union aus.
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Barbarossa
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Gute Frage.
Ich schätze, in diesem Fall wäre das US-Gebiet der Konföderation zugefallen - Texas gehörte ja sowieso zur Konföderation.
Wie dann die Geschichte weiter gegangen wäre, kann man schwer absehen.
Die Fragen, die sich danach stellen, wären:
Wie lange wäre Amerika Sklavenhalterstaat geblieben? Ähnlich lange, wie Südakfrika Apartheitsstaat?
Auf welcher Seite hätte Amerika im Ersten Weltkrieg gestanden?
Weiß man alles nicht.
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Ich glaube, du überschätzt die Rolle der andren Staaten in dem Konflikt. Wenn man den Potential der Afroamerikaner - der Sklaven des Südstaaten einberechnet, dann sinkt die Möglichkeit nach evt. Sieg der Konföderation erheblich. Schon in Armee des Nordens dienten insgesamt 180.000 Afroamerikaner. Der Krieg lies die Sklaven des Südens nicht kalt, weil es auch um ihre existentielle Frage ging. Und in der Tat mit der militärische Niederlagen der Konföderation die Unruhe unter der Sklaven immer größer geworden.

Wenn Konföderation siegen würde, dann es nicht mit Süd-Afrika zu vergleichen. Süd-Afrika war s. z. in sich geschlossen. Die Südstaaten haben lange Grenze zum dem Gegnerischen-System, durch die die Ideen der Sklavenfreiheit infiltriert wurden, die die Emanzipation der Afroamerikaner beschleunigt hätten, auch die Menschenrechte-Ideen weißer Bevölkerung beeinflusst hätten. Dieser Staat würde viel schneller und heftiger explodieren, da der Zünder des Pulverfasses in unmittelbarer Nähe sich befand.

Ostrehammel ("Eine Geschichte des 19.Jhd") nennt den Krieg "unvollendete Revolution", da die schwarze Bevölkerung könnte nicht von neuen Chancen profitieren. Rassen-Diskriminierung ging noch über 1 Jhd. fort und prägt bis jetzt Bewusstsein viele Amerikaner... Es wäre anders, wenn nachfolgende souveräner Staat von dem Sklavenaufstand erschüttert würde.
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Marek1964
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Orianne hat geschrieben:Was ich mich schon lange fragte, was wäre geschehen, wenn sich die Engländer und die Franzosen auf die Seite der Konföderation geschlagen hätten?
Es gab ja eine Seeblockade. Ob die Britische und Französische Marine diese hätten wirksam durchbrechen können? Auf dem Seeweg über den Atlantik damals einen Landkrieg zu gewinnen - auch unwahrscheinlich.

Warum aber hätten Frankreich und Grossbrittanien das tun sollen? Sie waren mit dem Aufbau ihrer Kolonialreiche beschäftigt. Eine deartige maritime Herausforderung hätte enorme Ressourcen gekostet - wo wäre der Gewinn gewesen? Vor allem aber hätte das ein Einvernehmen zwischen Grossbritannien und Frankreich gefordert - und das war doch noch lange nicht soweit; die Angst, dass ein Engagement im US Sezessionkrieg den anderen zu einem Frontwechsel hätte verführen können, wäre doch auch zu gross gewesen.

War die Konföderation tatsächlich so nahe am Sieg? Die Kämpfe fanden doch überwiegend auf dem Gebiet der Südstaaten statt. Ich bin kein grosser Experte dieses Krieges, aber mE hat doch das grössere Industriepotential gewonnen? Das hätte auch eine Intervention vom alten Kontinent kaum ändern können.
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Orianne
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Die Seeblockade wurde oft durchbrochen - Gewehre, Pistolen, Säbel und Textilien wurden oft von englischen Schiffen geliefert.

England verlor den Krieg gegen die Vereinigten Staaten von Amerika (Britisch-Amerikanischer Krieg von 1812 - 1814 bzw. 1815), und war bestrebt sein Empire wieder "richtig" herzustellen.

Hier ein kleiner Ausriss von Christoph Bopp (Universität Zürich
Germanistik/Philosophie/Latein, lic. phil. I)

Sezessionskrieg - Respekt von General Robert E. Lee
Dabei hatte der Süden militärisch eher Vorteile. Obwohl dem Norden in Sachen Personalstärke (1:2 bis 1:3) dauernd unterlegen, wirtschaftlich und logistisch noch stärker, schienen die Konföderierten einem Sieg zeitweise nahe.

Das Kriegsziel des Südens war die Unabhängigkeit, Lincolns Ziel war die Erhaltung der Union.

Ein Waffenstillstand, bei gleichzeitiger Anerkennung der Konföderation vonseiten ausländischer Mächte stand ein paar Mal als Möglichkeit im Raum, aber der Norden konnte es immer wieder verhindern.

Im Herbst 1862 war es beinahe so weit, militärische Erfolge des Nordens verhinderten es. Im Sommer 1863 stellten die Schlachten von Gettysburg, Vicksburg und Chattanooga die Weichen für einen Sieg des Nordens.

Im Sommer 1864 schien er wieder gefährdet, die Streitkräfte der Union kamen nicht recht vorwärts und erlitten grosse Verluste. Jetzt sah es wieder gut aus für Friedensverhandlungen, aber da gelang die Einnahme von Atlanta – von jetzt an war die Niederlage unvermeidlich.

Beinahe geglückte Überraschung

Im Mai 1863 folgte die Regierung der Südstaaten einem Vorschlag von General Robert E. Lee, der in Pennsylvania einmarschieren und den Krieg vor die Hauptstadt des Feindes tragen wollte, um die Dinge zu beschleunigen und die Anerkennung der Konföderation auf dem Schlachtfeld zu erzwingen.

Diese Vorgeschichte der Schlacht von Gettysburg vom 1. bis zum 3. Juli 1863 macht klar, wie entscheidend die militärischen Operationen für den Ausgang des Krieges waren.

Präsident Lincoln war mit der Leistung von Joseph Hooker, dem Oberbefehlshaber der Potomac-Armee, nicht zufrieden. Er agierte zu unentschlossen und hatte – nach Ansicht Lincolns – Angst vor Lee. Am 28. Juni ersetzte er ihn durch George Gordon Meade.

Als die Kämpfe rund um Gettysburg begannen, war Meade noch nicht auf dem Schlachtfeld, aber auch Lee auf der anderen Seite nicht. Trotzdem sah es zunächst wieder nach einem Erfolg für die Konföderierten aus. Aber kluge Entscheidungen von Unterführern der Unionsarmee verhinderten, dass der Widerstand zusammenbrach.

Die Unionstruppen besassen den Vorteil des Geländes, Lee wollte den Erfolg seines Feldzugs hier erzwingen.

Nach dem ersten Tag waren beinahe 9000 Soldaten gefallen, 35 000 Tote und Verwundete waren der höchste Blutzoll, den eine einzelne Schlacht in diesem Krieg bisher gefordert hatte.
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Marek1964
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Interessant. Wie aber schon gesagt, eine allzu grosse Intervention von Grossbritannien hätte ja eine Intervention von Frankreich auf der anderen Seite nach sich ziehen können. Oder?
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Orianne
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Marek1964 hat geschrieben:Interessant. Wie aber schon gesagt, eine allzu grosse Intervention von Grossbritannien hätte ja eine Intervention von Frankreich auf der anderen Seite nach sich ziehen können. Oder?
Mich hätte die Haltung von Preussen interessiert, aber die waren ja mit anderen Dingen beschäftigt. Da könnte vielleicht Lia helfen.

Grossbritannien liess Truppen in Kanada zusammen ziehen, in Mexico waren spanische, französische und britische Soldaten zugegen. Nach dem Ende des Bürgerkrieges (Mexico) und der Niederlage der Konservativen lag die Wirtschaft Mexikos am Boden. Daraufhin beschloss das Parlament am 17. Juli 1861, die Rückzahlung der Auslandsschulden einzustellen. Dies rief die europäischen Mächte auf den Plan, allen voran Frankreich.
Zur Eintreibung der Forderungen unterzeichneten Frankreich, Spanien und das Vereinigte Königreich am 31. Oktober 1861 den Vertrag von London. Am 8. Dezember 1861 begannen die Spanier mit der Invasion in Mexiko und landeten in Veracruz. Zwischen dem 6. und 8. Januar 1862 folgten die Briten und Franzosen. Den Interventionsmächten kam der Sezessionskrieg zugute, der die Vereinigten Staaten daran hinderte, gemäß ihrer Monroe-Doktrin die europäische Invasion in Amerika zu verhindern.
Zuletzt geändert von Orianne am 02.01.2015, 18:19, insgesamt 1-mal geändert.
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Marek1964
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Orianne hat geschrieben:
Marek1964 hat geschrieben:Interessant. Wie aber schon gesagt, eine allzu grosse Intervention von Grossbritannien hätte ja eine Intervention von Frankreich auf der anderen Seite nach sich ziehen können. Oder?
Das ist richtig, auch hätte mich die Haltung von Preussen interessiert.
Da schätze ich Bismarck so ein, dass er sich sicher nicht auf ein Übersee Abenteuer gestürzt hätte - ihn interessierte die Konsolidierung des norddeutschen Bundes, der Krieg mit Dänemark, Österreich und Frankreich standen bevor und ich nehme an, er war sich zumindest der Gefahr dieser Kriege bewusst und also ein weiteres Risikopotential stand ganz sicher nicht auf der Wunschliste dieses Realpolitikers.
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Orianne
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Die französischen Truppen drangen im Alleingang ins Landesinnere vor. Nach langwierigen Kämpfen erreichten die Franzosen schliesslich Mexiko-Stadt und nahmen sie am 7. Juni 1863 ein. Daraufhin wurde eine konservative Junta als Regierung eingesetzt, die auf Betreiben von Napoleon III. Erzherzog Maximilian die Kaiserkrone anbot. Dafür verzichtete dieser auf alle erblichen Thronansprüche im Kaisertum Österreich. Daraufhin nahm sein Schicksal seinen Lauf....
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