100 jähriger Jahrestag: 15. 4. 1912 - Untergang der Titanic

"Deutschland - aber wo liegt es?" Goethe

Moderator: Barbarossa

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Barbarossa
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Heute vor genau 100 Jahren, am 15. 4. 1912, war der wohl meistverfilmte Untergang eines Pasagierschiffes, der Untergang der Titanic im Atlantik:
Die RMS Titanic (engl. [taɪˈtænɪk]) war ein Passagierschiff der britischen Reederei White Star Line. Sie wurde in Belfast auf der Werft von Harland & Wolff gebaut und war bei der Indienststellung am 2. April 1912 das größte Schiff der Welt.
(...)
Auf ihrer Jungfernfahrt kollidierte die Titanic am 14. April 1912 gegen 23:40 Uhr[1] etwa 300 Seemeilen südöstlich von Neufundland seitlich mit einem Eisberg und sank zwei Stunden und 40 Minuten nach dem Zusammenstoß im Nordatlantik...
alles lesen: http://de.wikipedia.org/wiki/RMS_Titanic

Übrigens:
In der DDR gab es einen Witz und der ging so:
Jedes Jahrhundert hat seinen eigenen Katastrophentag. Für das 20. Jh. ist das das Jahr 1912 - da ging die Titanic unter und Erich Honecker wurde geboren.
:mrgreen:
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Peppone
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Barbarossa hat geschrieben:Heute vor genau 100 Jahren, am 15. 4. 1912, war der wohl meistverfilmte Untergang eines Pasagierschiffes, der Untergang der Titanic im Atlantik:
:mrgreen:

Wahrscheinlich deswegen ist der Untergang so bekannt. Es gab nämlich durchaus noch spektakulärere Untergänge, und auch opferreichere.

Beppe
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Marek1964
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Peppone hat geschrieben:
Barbarossa hat geschrieben:Heute vor genau 100 Jahren, am 15. 4. 1912, war der wohl meistverfilmte Untergang eines Pasagierschiffes, der Untergang der Titanic im Atlantik:
:mrgreen:

Wahrscheinlich deswegen ist der Untergang so bekannt. Es gab nämlich durchaus noch spektakulärere Untergänge, und auch opferreichere.

Beppe


Ich habe mich schon seit meinem 17. Lebensjahr mit dem Mythos Titanic beschäftigt und glaube, dass es wirklich der grösste Verkehrsunfall der Geschichte ist, zumindest der westeuropäischen und nordamerikanischen, und auf jeden Fall damals. Der Untergang der Wilhelm Gustloff ist ja auf Kriegshandlung (sowejtisches U Boot) zurückzuführen.

Der Mythos der Titanic liegt auch darin, dass das Schiff vorher so gefeiert wurde, auch als unsinkbar bezeichnet wurde. Dazu aber ein enormer Leichtsinn der Verantwortlichen bei zuwenig Rettungsbooten (deren Anzahl allerdings den überholten Vorschriften genügte), bei zu schneller Fahrt im Atlantik trotz Eiswarnungen, bei Ausgucken ohne Ferngläser.

Tragisch, weil es irgendein Schiff in der Nähe gab, das auf die Notsignale nicht reagiert hatte. Lange Jahre wurde vermutet es sei die Californian gewesen und der betreffende Kapitän Lord wurde verunglimpft als Feigling. Nach der Entdeckung des Wracks 1985 wurde dann aber klar, dass es nicht die Californian war, weil die Position damals falsch berechnet und somit per Funk weitergegeben wurde. Lord war dann, zeitlebens, zu Unrecht, ein gebrochener Mann. Während der Kapitän und der auch an Bord befindliche Schiffskonstrukteur "pflichtgemäss" mit dem Schiff untergingen, überlebte der Reeder Bruce Ismay, der eigentlich die Verantwortung für die ungenügende Anzahl Rettungsboote trug. Er wurde dann auch zur feigen Negativfigur.

Grossen Stoff für Legenden boten aber auch die vielen prominenten und schwerreichen Fahrgäste, von denen viele umkamen, weil sie den Damen Vortritt in die Rettungsboote liessen. Das wiederum bot Stoff für Heroisierungen. Es führte auch zum Rückschlag der Frauenbewegung in England, habe doch auf der TItanic keiner "votes for women", sondern nur mehr "boats for women" gerufen.Auch der Name der TItanic sorgte dafür, dass das Unglück seine Symbolik bekam. Der Glaube, dass man dank dem Fortschritt über die Natur gesiegt habe, wurde jäh Lügen gestraft.

Die Tatsache, dass aber am meisten Passagiere der dritten Klasse umkamen, darunter auch zahlreiche Frauen und Kinder, bot wiederum bot Stoff für sozialkritische Kommentare.

Dass die Kapelle bis zuletzt spielte, als klar war, dass keiner Aussicht auf Rettung bestand, ist auch legendär geworden, sie soll das Lied "näher mein Gott zu Dir (nearer my God to Thee)" gespielt haben.

Dieses Unglück wurde aber auch von Anfang an medialisiert, es war wohl das erste dass so durch die Medien ging und entsprechend ist es legendär geworden und im Bewusstsein geblieben.

Letzteres vergleiche ich mit dem legendären dritten Tor in Wembley 1966. Es war das erste WM Finale, dass live im Fernsehen in Europa zu sehen war und deshalb die Fernsehbilder immer wieder die umstrittene Szene zeigen konnten, was damals neu war und deshalb immer wieder aufgewärmt wurde. Vier Jahre zuvor gab es im WM Finale in Chile zwischen Brasilien und der Tschechoslowakei eine umstrittene Szene im Strafraum (Handspiel eines Brasilianers), der nicht gegebene Elfmeter hätte den Spielverlauf wohl entscheidend beeinflussen können. Davon redet aber heute, auch hier in Tschechien oder in der Slowakei, fast keiner. Das Spiel war in Europa nicht am Fernseher zu sehen.

Auch später gab es viele umstrittene Entscheidungen, aber es war nichts neues mehr, keine wurde so legendär.

Die Titanic als erste medialisiserte Katastrophe ist mE auch deshalb nie aus dem Bewusstsein verschwunden, als wohl eines der ersten grossen historischen Medienereignisse.
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Triton
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Was die Titanic-Katastrophe so speziell macht, war die Tatsache, dass sie auf ihrer Jungfernreise unterging und zu dem Zeitpunkt das modernste (nicht das schnellste!) Passagierschiff der Welt war. Dieses Schicksal teilt die Titanic mit dem Schlachtschiff Bismarck, das die gleiche Hauptrolle spielt, nur eben bei den Kriegsschiffen.

Anfang des 20.Jahrhunderts schienen die Bäume in den Himmel zu wachsen, uralte Menschheitsträume wurden realisiert: Das Fliegen und das Fahren, der technische Fortschritt raste im Sauseschritt - da war die Nachricht, dass das modernste Schiff von einem Eisberg besiegt worden war, einfach eine Bombe! Und natürlich Grundstoff für zahlreiche Legenden, Verschwörungstheorien, Anekdoten und Filme.
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Marek1964
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Einer der Legenden war, dass die Titanic das blaue Band erobern wollte. Das allerdings war Unsinn, denn diesen Anspruch konnte sie rein technisch nicht haben, das war die Mauretania klar schneller, aber auch weit weniger wirtschaftlich.

Die Titanic sollte vor allem für Luxus und Komfort stehen, und das nicht nur für die erste Klasse. Auch die Drittklasspassagiere hatten mehr Komfort als auf anderen Schiffen.
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Triton
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Die Mauretania war übrigens das Schwesterschiff der historisch weit bedeutenderen Lusitania.

Die Titanic war damals überhaupt nicht die große Sensation, als die sie heute gerne verklärt wird. Auch das gehört zum Mythos dazu, der den Untergang des Schiffs in seiner Bedeutung bis ins Absurde steigert. Und rechtfertigt, dass man das Wrack betaucht oder sündteure Hollywoodschinken darüber dreht...
Das andere Ocean-Liner schneller waren, wurde schon erwähnt. Sie war das 2.Schiff der Olympic-Klasse, die damals immerhin die größten Passagierschiffe der Welt waren. Also schon bedeutend, aber wahrscheinlich war ihr Bau und ihre Jungfernreise kaum eine Zeitungsmeldung in internationalen Blättern wert. Aber das weiß heute natürlich niemand mehr und deshalb kann man es dem historisch ungebildeten Publikum leicht anders erzählen.

Ich denke, dass Captain Smith die recht hohe Geschwindigkeit schon beibehielt, um eine möglichst kurze Überfahrt abzuliefern und New York zu einer Uhrzeit zu erreichen, die den Passagieren gefiel. Die großen Ocean-Liner waren damals die einzige Verbindung zwischen der alten und neuen Welt und in der schon weit globalisierten Wirtschaft wichtiges Transportmittel, da war es sicher bedeutend, dass Termine eingehalten wurden.
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Marek1964
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Schon interessanter Einwurf. Wurde erst nach deren spektakulärem Untergang die Titanic als schon im Vorfeld mythologisiertes Schiff dargestellt? Welche Quellen sprechen für diese Interpretation?

Man muss auf jeden Fall sagen, dass die vielen prominenten Umgekommenen wie J.J. Astor, Isidor und Ida Strauss, Benjamin Guggenheim, William Thomas Stead und Jack Thayer schon dafür sprechen, dass die Jungfernfahrt der Titanic ein besonderes Ereignis war.
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Orianne
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Marek1964 hat geschrieben: Man muss auf jeden Fall sagen, dass die vielen prominenten Umgekommenen wie J.J. Astor, Isidor und Ida Strauss, Benjamin Guggenheim, William Thomas Stead und Jack Thayer schon dafür sprechen, dass die Jungfernfahrt der Titanic ein besonderes Ereignis war.
Hmm, die reichsten Leute der der damaligen Zeit, was ich mich aber immer frage, es gab Schiffe auf denen auch viele Menschen um's Leben gekommen sind, z.B. die Wilhelm Gustloff oder die Estonia, aber das kann man eben nicht mit der Titanic vergleichen.

Meine Frage an Euch, konnte Kapitän Smith überhaupt mit einem Dampfschiff umgehen, er soll ja vorher nur mit Segelschiffen gefahren sein. Mich würde das interessieren, da ich von Schiffen nichts verstehe.
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Marek1964
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Die Wilhelm Gustloff habe ich erwähnt, die hatte mehr Opfer, auch überladen durch zahllose Flüchtlinge, man schlief auf dem Fussboden u.ä. Aber es war eben durch Kriegshandlung (sowjetisches Torpedo) und kein Verkehrsunfall. Die Estonia kostete nicht so viele Opfer.

Captain Smith hatte schon eine Sporen auf Segelschiffen verdient, doch nach allem was ich weiss lag es nicht daran. Er hatte schon vorher Dampfschiffe komandiert. Auch einer der tragischen Momente: Es war seinen letzte Fahrt als Captain.
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Triton
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Damals dürften auf allen Überfahrten der großen Ocean-Liner Promis und Superreiche mit an Bord gewesen sein. Mag sein, dass bei der Titanic besonders viele und Prominente dabei waren.
Was soll an der Titanic sooo besonders gewesen sein? Angeblich etwas luxuriöser als die Schiffe der Konkurrenz, aber sonst?
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Marek1964
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Triton hat geschrieben:Damals dürften auf allen Überfahrten der großen Ocean-Liner Promis und Superreiche mit an Bord gewesen sein. Mag sein, dass bei der Titanic besonders viele und Prominente dabei waren.
Was soll an der Titanic sooo besonders gewesen sein? Angeblich etwas luxuriöser als die Schiffe der Konkurrenz, aber sonst?
Eine Jungfernfahrt ist dann eben auch noch was besonderes. Verbunden mit der Luxuriosität halt eben schon etwas für Leute mit Geltungsbedürfnis.
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Triton
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Analog zum Quantensprung im Schlachtschiffbau nach 1905 erfolgte auch bei den Passagierschiffen ein Wettrennen zwischen England und dem deutschen Kaiserreich mit nie gekannten Geschwindigkeiten und Schiffsausmaßen. Die Titanic wurde schon 1 Jahr später deutlich übertroffen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Imperator_ ... f,_1913%29

Wie gesagt, ich glaube nicht, dass die Titanic eine große Sensation war, wäre sie nicht untergegangen, würde sie heute kein Mensch mehr kennen.
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