Markennamen - Entstehungsgeschichte

Der Wandel der Welt ausgehend vom Manchester Kapitalismus - das Entstehen des Kapitals und des Kapitalismus

Moderator: Barbarossa

Renegat
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Bei Stuvesant http://geschichte-wissen.de/forum/viewt ... 077#p40077 ergab sich eine interessante Diskussion über Markennamen. Sie sollte keineswegs auf Zigarettenmarken beschränkt sein.

An Stuvesant hat mich überrascht, dass es eine europäische Kreation der späten 50er Jahre ist. Die Sloganidee kam von einem Schweizer. http://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Stuy ... enmarke%29
Triton hat geschrieben:Da die Tabakindustrie weitgehend Werbeverbot hat, würde sie sich sicher über jede kostenfreie und unkritische Erwähnung freuen.

Pall Mall kommt daher:
http://de.wikipedia.org/wiki/Paille-Maille
Unkritisch erwähnen sollten wir die Zigarettenmarkennamen sicher nicht. Der Tabak und die Zigarettenindustrie ist trotz heutiger, kritischer Sicht ein Stück Industriegeschichte.
Renegat hat geschrieben:
Triton hat geschrieben:Ich meinte eher den Gründer von New York.

Aber das werden die gleichen Personen sein. Marlboro ist nach Lord oder Earl Marlborough benannt. Bei Tabakprodukten als ehemaliger Kolonialware ist historischer oder exotischer Bezug scheinbar sehr beliebt. Wenn es keine Schleichwerbung wäre, eigentlich Thema für einen witzigen thread. Die Herkunft von Markennamen wie Reval, John Player oder Javaanse Jongens wäre sicher interessant.

Aber bei so umstrittenen Produkten besser sein lassen.
Warum, das ist doch ein interessantes Thema. Ich wüßte gern, warum man auf die Markennamen kam. Bei Reval scheint man sich an Talinn angelehnt zu haben, sagt Wiki http://de.wikipedia.org/wiki/Reval_%28Z ... enmarke%29 aber warum, steht da nicht.
Das sollte dann in einen eigenen Thread.
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Orianne
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Aral Die Tankstellenmarke, heute zum BP-Konzern gehörend, wurde 1898 in Bochum von
13 Bergbaufirmen als "Westdeutsche Benzol-Verkaufsvereinigung" gegründet. Der
Name des "blauen" Kraftstoffes entstand aus der Kombination der beiden Kohlen-wasserstoffgruppen Aromate (Benzol) und Aliphate (Benzin), die die beiden Haupt-
bestandteile des seit 1924 vermarketen "Super"-Kraftstoffes darstellen: Alles Super!
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General William Tecumseh Sherman
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Der weltberühmte Markenname entstand 1886 als der Apotheker Dr. John S. Pember-
ton in Atlanta in seinem Hinterhof in einem Kessel eine karamelfarbene Flüssigkeit zu-
sammenbraute, die ursprünglich als Mittel gegen Kopfscherzen, Schwäche und
Müdigkeit angedacht war. Zunächst wurde der Sirup in seiner Apotheke verkauft.
Den passenden Namen erfand sein Geschäftspartner und Buchhalter Frank M.
Robinson, der aus den verwendeten Ingredienzen, Kokablätter und Kolanüsse,
Coca-Cola ableitete und den noch heute praktisch unverändert verwendeten
Schriftzug schuf. Der auch für Kokain stehende Begriff Coca lässt vermuten, das
damals noch ein geringer Anteil an Rauschmitteln im Getränk enthalten war. Dies
legt auch der in den Anfängen verwendete Slogan "Esteemed Brain Tonic and
Intellectual Beverage" nahe.
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Renegat
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Zu deinen Beispielen Coca-Cola und bes. Aral paßt Persil gut. http://de.wikipedia.org/wiki/Persil
Man könnte sagen, bei den frühen Markennamen guckte man, was drin war, kürzte sinnvoll ab und schon hatte man aus langen chemischen Fachvokabeln einen griffigen Markennamen entwickelt. Das war die Ära der frühen Marken. Kann man sagen ungefähr bis Mitte des 20. Jhdt.?

Damit möchte ich doch wieder auf die Zigarettenmarken zurückkommen, deren Namen mW nie eine Ableitung der Inhaltsstoffe waren. Man deutete die Wirkung der Inhaltsstoffe um und fand dafür dem jeweiligen Zeitgeist entsprechende positiv belegte Markennamen. Auch wenn damals die gesundheitlichen Folgen des Rauchens nicht derart verteufelt wurden wie heute, muß ja immer bekannt gewesen sein, dass die Inhaltsstoffe allein für den Verkaufserfolg nichts bringen würden. Anders als bei Persil oder Aral.
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Triton
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Asterix-Leser kennen sie, die "Ga-Ga, die Ga-Ga" wie sie der stotternde Ausguck der Piraten nur nennt. Im Original die "Gaulois", die Gallier.
Die Franzosen benannten dann besonders starke, ur-französische Zigaretten "Gauloises" - Gallierinnen.
Eine der wenigen Marken, bei der ein Bezug zwischen Name und Produkt da war.
Die blonden Gallierinnen sind dann herkömmliche Zigaretten.
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
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Orianne
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Die Gitanes Zigaretten wurden nach dem französischen Namen für Zigeunerin :!: , ja, man darf das nicht mehr sagen, aber damals war es eben so, heute wäre Sinti- oder Romafrauen richtig, da Plural.

Der in Frankreich berühmte Sänger, Chansonier und Komponist wurde quasi mit der Gitanes im Mund geboren, nach seinem Tod wurde ihm eine Packung in den Sarg gelegt. Auch heute noch legen ihm Fans Gitanes Packungen auf sein Grab.
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Marek1964
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Ich will nicht den Thread verhunzen, den ich im übrigen sehr interessant finde, aber bei Stuyvesant, die ich mit 21 auch mal geraucht habe, und dort von einem Kollegen diesen Spruch vorgetragen bekam:

Ich sitze hier am Scheißhausrand
und rauche Peter Stuyvesant;
ist das, was in die Schüssel fällt,
der Duft der großen, weiten Welt

Ansonsten: Theorie der Markennamen, für mich ein sehr intressantes Thema, und man muss sagen, dass ja Doppelnamen immer sowas verstärkendes haben, also mir fällt da neben Peter Stuyvesant noch ein:

Rolls Royce
Mercedes-Benz
Villeroy Boch
Jaeger le Coutre
Hoffmann la Roche
Coca Cola
Morgan Stanley
Deloitte and Touche
Geschichte Wissen

Wobei es aber viele andere Beispiele gibt, die eben einfach und am liebsten nicht mehr als zweisilbig sind. Wenn man einen Namen kreiert, macht man eher selten einen Doppelnamen. Der ist ja meistens zwei Gründern vorbehalten.

Ich kenne auch die Schwierigkeit, einen Markennamen zu haben, der in allen Sprachen gut aussprechbar und nicht in irgendeiner Sprache verfänglich ist.
Lia

Prickelnde Markennamen, die ihre Geschichte haben:
Veuve Cliquot.
Moët & Chandon
Seltene Gelegenheit, zu denen ich mal Alkohol genieße.

Mon Cheri
Steht für sich- andere Produkte aus dem Haus beziehen den Firmennamen ein: Ferrero Küsschen.
Haribo
Ein Markenname, der in seiner Zusammensetzung gelungen ist und wohl auf immer Assoziation mit Lakritz aller Art hervorruft.
Bei4711 weiß auch jeder Bescheid, der Ursprung des Namens ist wohl bekannt.
An Stuvesant hat mich überrascht, dass es eine europäische Kreation der späten 50er Jahre ist.
Eigentlich nicht so überraschend, betrachtet man die Träume und die Lebenswelt der damaligen Zeit, als Amerika noch Vorbild und Traum für viele war. Peter Stuyvesant- der Duft der großen weiten Welt samt startendem Flieger- entsprach dem Zeitgeist, alle träumten von Amerika- und kaum jemand konnte sich den Flug leisten. Also die Ziggi als Ersatzbefriedigung.

In der Jagd- und Outdoor-Sport-Branche weiß jeder um (u.a.)
Helly Hansen
http://www.hellyhansen.com/about-us/heritage
Sehr spezifisch ist der Markenname amerikanischer Outdoor- und Jagdstiefel.
Nix Hush Puppies
wie sie bei uns mal modern waren, sondern
Irish Setter Boots
der Name sagt der Zielgruppe alles- keine Schönwetter- Schühchen, aber edel und belastbar. :mrgreen:

Aigle: Beruft sich mit Doppelsinn auf Entstehung und Traditionder Marke:
http://www.aigle.com/fr_ue/heritage/hie ... rdhui.html
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Apple

Verschiedene Theorien:
- Steve Jobs und Steve Wozniak brauchten vor der Vorstellung eines Computer-Prototyps einen Markennamen, Apple erschien kurz und weckte positive Assoziationen. Steve Jobs hat in seiner Hippie-Zeit eine "Apfel"-Diät gemacht, wahrscheinlich daher die Idee.
- der Mythos der mir besser gefällt: Der Apfel für die Versuchung, der Eva im Paradies ausgesetzt war. Falls das tatsächlich mit dieser Assoziation gewählt wurde, war Steve Jobs wahrlich damals bereits ein Marketing-Genie.
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He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
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Marek1964 hat geschrieben:Ich will nicht den Thread verhunzen, den ich im übrigen sehr interessant finde, aber bei Stuyvesant, die ich mit 21 auch mal geraucht habe, und dort von einem Kollegen diesen Spruch vorgetragen bekam:

Ich sitze hier am Scheißhausrand
und rauche Peter Stuyvesant;
ist das, was in die Schüssel fällt,
der Duft der großen, weiten Welt

Ansonsten: Theorie der Markennamen, für mich ein sehr intressantes Thema, und man muss sagen, dass ja Doppelnamen immer sowas verstärkendes haben, also mir fällt da neben Peter Stuyvesant noch ein:

Rolls Royce
Mercedes-Benz
Villeroy Boch
Jaeger le Coutre
Hoffmann la Roche
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Wobei es aber viele andere Beispiele gibt, die eben einfach und am liebsten nicht mehr als zweisilbig sind. Wenn man einen Namen kreiert, macht man eher selten einen Doppelnamen. Der ist ja meistens zwei Gründern vorbehalten.

Ich kenne auch die Schwierigkeit, einen Markennamen zu haben, der in allen Sprachen gut aussprechbar und nicht in irgendeiner Sprache verfänglich ist.
:mrgreen: /off-topic
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Marek1964
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Ralph hat geschrieben: Geschichte Wissen

.

:mrgreen: /off-topic
Es gab wohl nie einen Post der mehr on topic war. Oder stört es Dich, dass Geschichte Wissen am Ende der Aufltistung kommt.?
Zuletzt geändert von Marek1964 am 07.08.2014, 21:04, insgesamt 1-mal geändert.
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Marek1964 hat geschrieben:
Es gab wohl nie einen Post der mehr on topic war. Oder stört es Dich, dass Geschichte Wissen am Ender der Auftlistung kommt.?
Wie könnte es? Das Off-Topic war vielmehr auf meinen Smiley bezogen, der deine Reminiszenz würdigen sollte
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Cherusker
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Carrera....heute der Begriff für Autorennbahnen. Als damals (`60iger Jahre) Neuhiertl das Porsche-Werk besichtigte, stieß er dort auch auf das spanische Wort: "Carrera", was einfach "Rennen" bedeutet. Also benannte er seine Firma Carrera.

In England sind dagegen die "Scalextric"-Autorennbahnen beliebt, die es schon etas länger gibt als die Carrera-Autorennbahnen. Hier hat man das Wort "scale" für "Maßstab" genommen und dazu noch ein "elektrisch" dazugemogelt. Und damit es passend klingt, kam SCALEXTRIC heraus.
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Triton
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Märklin "Sprint" war wohl zu hölzern "deutsch", um bei den Kiddies in den 80ern noch anzukommen. Dabei waren die Bahnen technisch anspruchsvoller zu fahren und es gab kaum Nonsens-Bauteile wie Loopings.

Einem cleveren, schwäbischen Geschäftsmann war in seinem Frankreichurlaub ein Laden aufgefallen, in dem es "Tout pour l'hobby" gab, alles für Heimwerker. In Deutschland musste der Bastler wegen Schrauben, Farbe oder einer Bohrmaschine immer von einem Fachgeschäft ins nächste laufen.
Also machte er ein ähnliches Geschäft auf und nannte es wie es die Franzosen aussprachen: OBI.
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Peppone
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Tempo ist heute ein Begriff für Papiertaschentücher allgemein, war aber in den 20ern "nur" der Markenname EINES Papiertaschentuchs.
Hintergrund des Markennamens war die Tatsache, dass so ein Papiertaschentuch schnell zur Hand war und schnell wieder weggeworfen war, die Schnelligkeit übte damals allgemein eine Faszination aus, das dürfte der eigentliche Grund für die Erfindung dieses Markennamens gewesen sein.

Kleenex spielt in den angelsächsischen Ländern eine ähnliche Rolle wie Tempo bei uns. Bei Kleenex ist der Hintergrund klarer erkennbar: "Clean" plus "ex". Letzteres könnte ein Hinweis auf den Wegwerfcharakter des Produkts sein, es könnte aber auch einen "technischen" Touch deutlich machen.
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