Das Leben: Frankreich 1781 bis 1789

Robespierre, Danton, Umsturz, Ancien Regime, Napoleon, Kaisertum, Französische Kriege

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Kunjing
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Teil 1:

Paris: 17. Februar 1781
Es ist ein königliches Edit erschienen wegen neuen Anleihen von 6 Millionen auf Leibrenten, wozu seine Majestät aus Notdurft des Krieges abermals Zuflucht nehmen und sich genötigt gesehen, die befriedlichen Bemerkung, daß die Haupteinnahme alle Ausgaben um 27 Millionen übersteigt, mit Inbegriff derer 17 Millionen, die Sie zu Wiedererstatten der aufgehobenen Bediensteten haben. Über diesen blühenden Zustand des Finanzwesens wird höchstens die Betrachtung und Vergleiche mit dem vorigen auf Königlichen Befehl gedruckt.


Paris: 3. März 1781
Noch ist die Verordnung des Parlaments wegen der Hazardspieler (Glücksspiele) nicht bekannt gemacht worden, sie wird aber von sehr strengem Inhalt sein. Jeder überwiesene Bankier, soll er gespielt haben, egal wo, soll er an den Pranger gestellt, ausgepeitscht, gebrandmarkt und auf die Galeeren geschickt werden.
Die Personen, die Hazardspiele in ihren Häusern zulassen, sollen das erste Mal so viel Geld bezahlen, wie die ganze Jahresmiete des Hauses, und das zweite Mal mit der Leibesstrafe wie die Bankiere.


Paris: 16. März 1781
Ein Bürger von Rone, Königlicher Einnehmer, hatte das Unglück, daß ihm sein Haus und fast alles, was er besaß, im Rauch aufgegangen ist. Seine erste Sorgfalt war, die dem König zugehörigen Gelder zu retten, welches damals in 2000 Livres bestand. Er brachte es zur nächsten Bank (Cassa). Als der König davon hörte, gab er dem Bürger die 2000 Livres, und er solle es als Geschenk vom König annehmen.


4. Januar 1783
Gestern und heute ging in der ganzen Stadt das Gerücht um, Frankreich sowohl als England beschwerten sich über ihre gegenseitigen Forderungen, und die Friedenverhandlungen hätten sich beinahe zerschlagen.


18. Januar 1783
Ihre Majestäten und der königlichen Familie, wurden der Erbprinz von Hohenzollern, Sigmaringen unter gewöhnlichen Formalitäten vorgesetzt ???. Seine Säugamme hat Geschenke erhalten und die Provinz Dauphiue ihr 50.000 Franken gegeben. St. Denis werden 15.000 Zelte, auch 80.000 paar (konnte ich leider nicht entziffern ( https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505149_00101_u001/1 )
und für 80.000 Mann Gewehre.


28. März 1783
Mann will hier eine Nachricht für zuverlässig erklären, wovon aber in unserer heutigen Gazette de France noch nichts steht. Nachdem der Herr von Sussrein erfahren hat, daß Frinquemale ziemlich schlecht befestigt sei, faßte den Entschluss, solches den Engländern wegzunehmen. Zu diesem Ende gab ihm Herr Duchemin 1200 Mann ab, mit welchen er von der Küste Toromandel absegelte. Der Admiral Spughes folgte ihm später. (wer weiterlesen will, was passierte, ist hier der Link: )
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505149_00337_u001/1


4. Januar 1784
Die nachhaltigen Folgen des Friedens äußern sich noch immer in häufigen Bankrotten. Von Dezember bis zu Anfang dieses Jahres sind in Frankreich über 30 ausgebrochen. Der Verlust der Kaufmannschaft von Bordeaur wird allein auf 60 Millionen Livres geschätzt. Die besten Häuser müssen ihre Kassen schließen. Man hat daselbst besonders amerikanische Waren für 75 Millionen Livres zu jedem Preis verkauft, wovon mindestens 34 Millionen verloren gehen. Der Krieg mit England kostete 600 Millionen, und außer diesen sind noch 200 Millionen Marine Schulden zu bezahlen. So kommt also die Unabhängigkeit zu Amerika hoch genug zu stehen, wie sie uns aber nutzen wird ist abzuwarten.


Fortsetzung folgt…


Wohin dies wohl führt, wir wissen es. Frankreich ist Pleite, und 1789 kommt es zum Showdown. Es ist schon Interessant, wie es damals war. Und was in den Zeitungen steht, ich habe auch vieles ausgelassen, da es den Rahmen sprengen würde.


Weitere Zeitschriften….
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Kunjing
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23. Januar 1784

Der Einführung einer besseren Dekonomie im königlichen Hause, wo schon so oft die Frage gewesen ist, soll endlich doch noch statt finden. Herr von Breteuil hat in Betreff dieses Punkts dem König das Beispiel des Wiener Hofes vorgestellt, und Seine Majestät soll den Willen, dieses Beispiels zu folgen, dem Befehl bezeugt haben, alle überflüssige Ämter aufzuheben. Als Projekt des Herrn von Breteuil soll darin bestehen, nur die großen Salaria abzuschneiden und die kleinen Stellen, womit einer eine ganze Familie ernährt, beizubehalten, von welchem letztere auch wohl 30 weniger halten.
Herr von Calone hofft von den Geistlichen 100 Millionen zu beziehen. Einige Reparaturen im Schloß Versailles erfordern 6 Millionen.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505150_00149_u001/1

2. August 1784
Die angenehmste Neuigkeit, so wir seit einigen Tagen haben, ist die Bestätigung des Gerüchts von der Schwangerschaft der Königin aus Ihrer Majestät eigenem Munde.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505150_00729_u001/1

12. Dezember 1784
Diese Tage meldeten sich verschiedene Damen den dem Kriegsminister, dem Marshall von Segur, um sich für ihre Verwandten und Freunden, Stellen den dem sich versammelten Observations-Corps auszubreiten, welches Gesuch der Minister mit den Worten:

“Meine Damen, Sie wissen es nicht, was ein Kriegsmann für Talente haben muss; ich aber verstehe mich auf dergleichen Dinge recht gut.”

Zum großen Verdruß der Damen von der Hand wies.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505150_01241_u001/1

Paris, den 29. Dezember 1785
Indessen hat der Graf von Mailledois am 25. und 26. dieses von seinen Freunden und Bekannten die Glückwünsche über seine bevorstehende Abreise nach Holland empfangen. Am 26. beurlaubte sich nungesagter holländische Feldmarshall von des Königs Majestät und er wird am 7. einstehenden Januars die Reise antreten. Es sind ihm 300.000 Livres für seine Feldgeräte, 200.000 für seine Bestallung in Kriegszeiten und 100.000 in Friedenszeiten ausgeworfen worden.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505151_00049_u001/1

3. April 1785
Die auf Urlaub befindlichen Gens d’ armes haben den Befehl erhalten, sich am 20. dieses zu Lüneville oder zu Arras einzufinden. Ihre Offiziere sind ebenfalls beordert, gegen den ersten Mann den ihrer Kompagnien einzutreffen. Dieses spricht nun nicht eben zu deutlich für den Frieden, und dennoch will man die Fortsetzung desselben nicht bezweifeln; wenigstens, so weit es die Holländer betrifft, welche, wie man versichert, dermalen mit den österreichischen Ministern häufige Unterredung pflegen. Seit dem 15. März ist die Proviantsammlung in äußeren Grenzplätzen eingestellt, so den hiesigen Lieferanten nicht recht in den Kopf will, zumal, da dieselben ein ansehnliches darauf zu gewinnen dachten.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505151_00415_u001/1

17. Juli 1785
Unsere allerheiligste Königin soll, wie man im Publikum wissen will, sich wieder in gesegneten Leibesumständen sein.
Da die Moralität in großen Städten, jemehr die Bevölkerung steigt, sich verschlimmert, so ist im Vorschlag, eine Anstalt zu treffen, das die zügellosen Wollüstlinge nie mehr in gesunde Fantilien ihr Gift verbreiten können.
Die Gegenwärtig aus 360 Mitgliedern bestehende philantro pische Gesellschaft teilt nun jährlich 72.000 Livres unter 240 teils achzigjährige, teils Blinde (Blindgeborene), teils Kinderbetterinenen, teils Witwen, die Mütter von vier lebendigen Kindern sind, aus.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505151_00829_u001/1

1. Oktober 1785
Der berüchtige de la Motte ist zu zuverlässig in England, wo er einen ansehnlichen Teil des bekannten Halsschucks verkauft hat. Der Herr Kardinal scheint in der Bastille etwas an seiner Gesundheit zu leiden.
Das Schicksal des Halsschmucks ist übrigens merkwürdig. Er war eigentlich für die bekannte Madame de Barri, die unter der vorigen Regierung ihre Rolle spielte, bestimmt, diese wurde aber noch gestürzt, ehe sie ihn erhielt; und jetzt sitzt ein Prinz und Kardinal darum in der Bastille.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505151_01145_u001/1

14. Dezember 1785
Am verwichenen Dienstag ist ein Finanzsekretär in die Bastille gesetzt worden, weil es herausgekommen ist, dass er in einem Haus auf den Land mit einer Handpresse die gegen den Generalkontrolleur ausgestreuten Satisen fabriziert hat.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505151_01441_u001/1

10. Februar 1786
Die Herzogin von Würtemberg, Mutter des Großfürsten von Rußland ist von Mümpelgard hier angekommen. Die Herzogin von Bourbon gibt sich alle Mühe, ihren Aufenthalt recht angenehm zu machen.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505152_00165_u001/1

4. März 1786
Unser neugieriges Pariserpublikum findet jetzt seine meiste Unterhaltung in den Memoires, die in der Halsbands-Geschichte ans Licht treten. Der Demoiselle Olivia ihres, welche ihre Demoiselleschaft unbeschadet, nächstens wahrscheinlich noch in der Bastille in die Wochen kommen wird, findet erstaunend viele Leser. Der Kardinal scheint in demselben ganz als der betrogene Teil und die Er Gräfin de la Motte als die abscheulichste Betrügerin.
Da die Olivia die Rolle der Königin, ohne es selbst zu wissen gespielt hat, so wird sie wohl noch ganz gut durchkommen. In ihrem Memoire bemerkt man eine merkwürdige Verschiedenheit in der Erzählung der Scene, wo sie die Königin vorstellt.
Olivia sagt, sie habe in der bestimmten Nacht, welche stockfinster gewesen ist, einem ihr ganz unbekannten Herrn die von der de la Motte erhaltene Rose mit den Worten übergeben: “Sie wissen, was das bedeuten jetzt.” Ob er sie angenommen, oder fallen lassen, weiß sie nicht. Sie sollte zugleich einen Brief übergeben, welches sie vergessen hat. Denn de la Motte hatte ihr vorher gesagt, die Königin würde selbst den dieser Scene zugegen sein, um zu sehen, wie sie ihre Rolle spielen würde und sie würde auch mit ihr sprechen.
Diese Vorstellung brachte sie außer Fassung und in dieser Verwirrung vergaß sie, den Brief zu übergeben, den sie nachher wieder zurückgegeben hat. Sobald sie die Rose übergeben hat, kam de la Motte sogleich herbei, und sagte zu ihr ganz leise: “Geschwind, geschwind kommen Sie”.
Worauf sie unbekannt den Herrn verlassen hat, der mit der de la Motte fortgegangen ist. Sie hat übrigens die Königin gar nicht gesehen. Der Kardinal erzählte dagegen den Vorfall auf folgende Art.
Im Jahr 1784. sagte de la Motte zu ihm, da sie die Gnade der Königin besitze, so sei sie vielleicht im Stande, ihm einen Dienst zu leisten. Er wollte nicht glauben, daß sie ihn, ihren Wohltäter vorsätzlich betrügen wollte. Sie brachte ihm nachher die schmeichelhafte Nachricht, daß die Königin ihm ihre Gnade wieder schenken wolle. Seine ganze Seele überließ sich dieser Hoffnung, doch hatte er noch kein völliges Vertrauen. Sie machte ihm hierauf Hoffnung zu einer Audienz. Da diese nicht erfolgte, wurden seine Zweifel von neuen rege. Um ihm diese zu benehmen, sagte endlich de la Motte, er möchte sich in dem Park, wo die Königin Abends öfters spazieren ging, einfinden, er würde vielleicht so glücklich sein, von ihr selbst die Bestätigung ihrer gnädigen Gesinnung gegen ihn zu vernehmen. Er kam also zur bestimmten Zeit dahin, näherte sich mit gebührender Erfurcht der vermeintlichen Königin, und hörte die Worte: “Sie hörten hoffen, daß das vergangene vergessen ist. In dem Augenblick meldete jemand den Grafen und die Gräfin von Artios den ihr au, worauf sich der Kardinal wieder entfernte und on der Zeit an die Versicherungen der de la Motte nicht mehr bezweifelte.
Hier wird also nichts von der überreichten Rose erwähnt, nichts von den gebrauchten Worten: “Sie wissen, was das bedeuten soll.”
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505152_00339_u001/1

13. August 1786
Man hat in der Münze Befehl erhalten, einen Stempel zu machen, der auf der einen Seite das Bild des Königs und auf der anderen den Namenszug mit dem Wappen von Frankreich vorstellt, um eine Münze von 10 Lovisdor zu schlagen. Die Bestimmung sie zu vertreiben ist noch unbekannt.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505152_00751_u001/1


9. Oktober 1786
Aus der Stadt Donai wird ein Vorfall berichtet, welcher beweißt, das man auch im Wasser verbrennen könne. Am 2. dies stahl ein Straßenjunge in besagter Stadt mehrere Steige von ungelöstem Kalk, die er auf die Straße sah, und versteckte sie unter seinem Brustlack ????. Gleich darauf sah er einen von seinen Kameraden, der 2 Pferde in die Schwemme ritt. Diesen hat er auf das ledige sitzen zu büssen ????. Mitten im Wasser legte sich das Pferd und warf den Knaben herunter. Da er gut schwimmen konnte, so schwamm er ein gutes Stück weit. Aber bald fing er an aufs kläglichste zu schreien. Man möchte ihm doch zu Hilfe kommen, indem er verbrennt.
Die Vorrübergehenden glaubten anfänglich, daß er sie nur zum Besten haben wolle, wo drin sein eigenes Betragen bestärkte, indem er bald über dem Wasser erschien, bald wieder untertauchte.
Allein nach kurzer Zeit sah man die Eingeweide, die der gährende Kalk zerfressen hatte, ihm aus dem Leibe dringen, und seinen Körper entstelt fortschwimmen, der sofort aufgefangen wurde.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505152_00935_u001/1

Paris, 20. Dezember 1786
Bloß in den Goldminen von Santa Fe hat man bisher das unter dem Ramen der Platina bekannte Metall gefunden. Bis jetzt hatte man noch keinen Gebrauch von selbigen gemacht, weil man es nicht schmelzen und schmiedbar machen können. Um die Betrügereien zu vermeiden, die man mit diesem Metall machen könne, hatte das Spanische Gouvernement einen proces verbal von demjenigen aufsetzen lassen, was man mit den Geldförderern in den Bergwerken vermischt gefunden hatte. Es war hierauf in den Fluß geworfen, damit niemand einen Mißbrauch von diesem Metall machen möchte. Herr Cavanon, ein Franzose von Geburt, und Professor der Ehrhafte von Bargarn, in Spanien, hat nach verschiedenen Versuchen mit der Platina das Geheimnis erfunden, sie schmelzbar und auf verschiedene Stücke derselben, selbst aus den Feilspänen davon ein Ganzes zu machen….
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505153_00015_u001/1
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Paris, 6. Januar 1787
In dieser Stadt sind in verflossenen Jahr 1786:
Geboren 19847 Kinder
Gestorben: 18665 Personen.
Die Zahl der Findelkinder beläuft sich auf 5824.
Getraut wurden 5322 Paare, mithin 502 uneheliche Kinder mehr erzeugt als rechtmäßige Ehen vollzogen.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505153_00157_u001/1

16. März 1787
Alles, was man von der Versammlung der Notables sicher weiß, ist dieses:
Das der Herr Calonne unendliche Schwierigkeiten findet, diese Herren zu disponieren, in eine jährliche neue Auflage von 112 Millionen Livres zu bewilligen, die für Frankreich nicht anders als äußerst drückend werden muß. Vor allem aber verlangen die Notables, daß die Rechnungen vorgelegt und reiner Wein eingeschenkt werden muss!

18. März 1787
Nun wird die Versammlung der Notables sich nicht mehr die Köpfe zerbrechen, sondern nächstens auseinander gehen. Sie hatten bekanntlich in der letzten Sitzung stark darauf gedrungen, daß ein genaues Verzeichnis aller Staatsschulden, aller Ausgaben und Einnahmen durch den Finanzminister vorgelegt werden möchte.
Nun hat aber der König der Versammlung am 12. dies wissen lassen, daß es unnötig wär, die Rechnungen einzusehen. Jährlich überstiegen die Ausgaben die Einnahmen um 113 Millionen Livres.
Die Notables möchten also, statt alles ferner Beratschlagen lieber sich erklären, ob es besser sei, die besagten 113 Millionen in Natura von den Erzeugnissen des Erdbodens, oder in Geld einzutreiben ?
Durch diese königl. Order nahm mit einem mal alles Diskutieren ein Ende, und die Notables sind fast Durchgängig der Meinung, daß die 113 Millionen in Geld zusammengebracht werden, nur darüber sind sie noch nicht eins, auf welche Art und Weise diese große Summe mit der möglichsten Billigkeit auf alle Stände der französischen Monarchie verteilt werden könnte. Der Adel und die Geistlichen müssen zuverlässig einen großen Teil davon tragen, denn der Mittelmann und der Bauer in Frankreich ohnehin schon sehr entkräftet sind, so können ihnen nicht wohl viele neue Lasten auferlegt werden…..
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505153_00281_u001/1

7. Mai 1787
Der neue Minister war bei den Notablen einer der heftigsten Widersprecher des Herrn von Calonne. Als einst von den Terrirorial-Auflagen die Rede war, sagte Calonne zu ihm: “Sie werden sich nicht beklagen dürfen, mein Herr Erzbischof, man wird diese Abgabe einsammeln, wie sie ihren Zeduren heimzutun pflegen. Dies ist eben die Art, die wir ganz mangelhaft finden”, versetzte der Erzbischof; “weil sie aber schon so viele Jahrhunderte besteht, so müssen wir es auch haben lassen.”
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505153_00457_u001/1

7. Juli 1787
Während daß unsere Zurüstungen zu Wasser und zu Land fortdauern, versichert man seit gestern, daß nächstens hier ein Kongress werde eröffnet werden, zu dem England und Preußen ihre Gesandten schicken sollen, um die holländischen Streitigkeiten, wo möglich, beizulegen.
Wollen die Trotzköpfe darin nicht zustimmen, so stellt man ihnen Armeen ins Land und macht dann zu seiner Zeit die Rechnung.
Immer stärker wird die Sage, daß der Prinz Heinrich von Preußen nach Frankreich kommen und seinen Aufenthalt im Schloß Muette, um welches er im Kauf sieht, nehmen wolle…..
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505153_00665_u001/1

2. September 1787
Einer der französischen Herzoge hat dem König vorgestellt, daß die 2 neue Auslagen das Herz der Untertanen ganz von dem König abwenden und nicht durchgesetzt werden können. Schon zeigen sich an manchen Orten aufrührerische Auftritte und Verbindungen.
Der König nahm diese Nachricht mit tiefen Nachdenken auf, und läßt sich jetzt über diese Besorgnisse täglich schriftlich vorlegen.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505153_00849_u001/1

Paris, 27. September 1787
Wir sind in einer schlimmen Lage. England droht uns mit einer fürchterlichen Flotte, und mit einer alliirten Armee; wenn wir die Holländern die geringste Hilfe leisten. Lassen wir sie im Stich, so erlangt die Orange Partie ganz die Oberhand, die Republik verbindet sich mit England und Preußen, und wir haben einen Feind mehr in Europa. Seit gestern verbreitet sich eine andere Hiobsbotschaft.
Unser Gesandter in Konstantinopel soll in die 7 Türme geworfen worden sein. Als er den Großvisier fragen ließ: Warum ? So gab ihm dieser zur Antwort, dies sei der Wille des Sultans. Die Pforte sei wohl benachrichtigt, daß Frankreich mit Rußland und Österreich in gutem Vernehmen stehe, und sogar Hilfsstraftaten mit dem deutschen Kaiser abgeschlossen habe. Folglich könne der Pforte die Freundschaft seines alten Alliierten nichts mehr nützte, und sie habe dagegen andere Freunde unter den christlichen Mächten, die es redlicher meinen und bereit wären, der Pforte gute Dienste zu leisten…..
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505153_00929_u001/1

20. Oktober 1787
Man spricht stark davon, daß die Miliz im ganzen Königreich aufgehoben, dagegen eine kleine Personalauflage auf ledige Mannspersonen gemacht werden solle, wovon jedoch die Adligen und Priester, befreit sein sollen. Der Urheber dieses Projekts ist ein Kriegsmann, aber ein Menschenfreund und glaubt dieser Auflage Einkünften hinlänglich genug, um 75.000 Mann Nationaltruppen zu unterhalten.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505153_01013_u001/1

4. November 1787
Die bereits in ihren neuen Standquartieren eingetroffenen Regimenter werden allda verbleiben; jene aber, welche noch auf dem Marsch begriffen sind, haben Befehl zurückzukehren.
Jeder Bürger wünscht die Dauer der allgemeinen Ruhe, auch das Handlungsinteresse erfordert dieselbe; allein einige vermuten, der Krieg sei nur deswegen aufgeschoben, weil er zum Ausbruch noch nicht reif war.
Die Sage von einem Bündnis zwischen Österreich, Frankreich, Rußland, Schweden und Spanien gewinnt immer mehr Wahrscheinlichkeit. Eben so verhält es sich mit dem Gerücht, daß Preußen, England, Dänemark und Holland sich verbunden haben…..
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505153_01057_u001/1

20. November 1787
Ganz Paris war voll Staunen, da am 18. November in der Nacht um 10 Uhr angesagt wurde, der König wolle den folgenden Tag selbst in das Parlament kommen. Die Pairs, die erst am folgenden Tag Abends kommen wollten und noch auf dem Lande waren, mußten noch die Nacht über durch Staffetten zusammenberufen. Der König kam wirklich am 19. Morgens um 8 Uhr und blieb bis Abends 5 Uhr. Er lies einen königl. Befehl eines nach und nach in einem Zeitraum von 5 Jahren aufzunehmenden Anlehens von 420 Millionen, und einen anderen längst erwartenden Befehl zu Gunst der Protestanten einregistrieren.
Die Versammlung der Pairs protestierte sogleich, da der König weg war, gegen das Einregistrieren der Anleihen und über die den Protestanten zugestandenen Vorteile wollte es sich erst am 20. beratschlagen.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505153_01115_u001/1

22. November 1787
Heute versammeln sich alle Kammern des Parlaments, die Prinzen, Herzoge und Pairs, um gegen die Gewalthandlung zu Versailles zu protestieren. Morgen wird die Verweisung des ganzen Parlaments erwartet, weil es auf die Widersetzlichkeit gegen das Edikt der Anleihen behart. Die Regierung will sich über die sogenannte Spitzfindigkeit der Formalitäten hinaussetzen, und das Parlament trotz allen Protestaktionen zur Einregistrierung zwingen. Indessen hemmen dergleichen Vorfälle allen Credit….
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505153_01135_u001/1

Paris den 30. November 1787
Man sagt, das Parlament verlange, daß dem der Herstellung des Edits von Nantes und des bürgerlichen Standes der Protestanten auch zugleich die Letres de Cachet abgeschaft werden sollen. Es heißt, der Principalminister habe geantwortet, dies sei zu viel auf einmal gefordert und es sei von der Hand genug, die Herstellung des Civilrats der Protestanten zu erhalten.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505153_01155_u001/1

9. Dezember 1787
Der König hat 30.000 Livres zum Unterhalt der verarnten Lioner Selden Fabrikanten gegeben; die Stadt selbst tut sehr vieles an diesen ihren armen Einwohnern, aber der Mangel ist zu groß.

Der junge Marquis de Wall, ist zu Ende des vorigen Monats von dem Bruder eines deutschen Mädchens, welche unter dem Versprechen der Ehe verführt und dennoch hiernach eine andere geheiratete hat, in dem Wald zu Fontaineblean im Duell erschossen worden.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505153_01191_u001/1

12. Dezember 1787
Der Hof hat eine außerordentliche Steuer von 4 Millionen von den Ständen von Languedoc verlangt. So schwer diese Summe zu erhalten sein dürfte, so ist die Regierung versichert, daß aufs wenigste 2 Millionen eingehen werden.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505153_01199_u001/1

25. Dezember 1787
Die Kommision, welche das Edict zu Gunsten der Protestanten untersuchen sollte, hat ihre Arbeit vollkommen beendet und folglich kann das Edict noch vor Ablauf des Jahres einregistriert werden.
In allen Städten und Provinzen von Frankreich, wo man vom Seidenbau und Seidenmanufakturen zu leben pflegt, ist wegen beinahe gänzlich zum Stillstand der Fabriken die Not unglaublich groß.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505154_00022_u001/1

27. Dezember 1787
Fünfzig Arbeiter aus Auvergne verliessen am 22. d. Paris, mit ihrem bisher verdienten beträchtlichen Lohn in der Tasche, und waren im Begriff nach Hause zu gehen. Im Walde von Fontainebleau wurden sie am 23. von 50 stark bewaffneten Räubern angegriffen. Sie wehrten sich herzhaft, aber nachdem 15 von ihnen getötet und die übrigen fast alle verwundet waren, kapitulierten sie um ihr Leben, gegen Hingabe alle dessen, was sie hatten.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505154_00030_u001/1
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2. Januar 1788
Seine Majestät der König hat dem Parlament von Bordeaux folgendes geschrieben: Meine Herren, ich befehle ihnen, meine Edikette der Provinzialversammlungen und der Verlämgerung des zweiten Dingtieme, sogleich nach Empfang dieses zu registrieren, der Vermeidung aller Wirkungen meiner gerechten Unwillens.
Dies Schreiben ist am 29. Dezember 1987 abgegangen.
Frankreich verstärkt seine See und Landmacht. Besonders soll jede Kavallerie und Dragonerregiment um 100 Mann vermehrt und das Corps de Gens d’ armes von Luneville verdoppelt werden.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505154_00058_u001/1

13. Januar 1788
In der Liste der Marechaur de Camp, die uns der Almanac royal liefert, liest man nicht mehr den Namen des Grafen von Salm, der das Zutrauen der Holländer so grausam mißbraucht hat.
Zu St. Dmer ist eine Menge holländischer Flüchtlinge angekommen, die dort auf königl. Kosten einquartiert und erhalten werden.
Das Edikt wegen der Verlängerung des 2. Dingtime macht im ganzen Königreich große Gährung, als man nun nue vermutet hätte. Das Parlament von Besancon, gab sich nicht einmal die Mühe das Paket zu eröffnen, als man ihm das Edikt zur Registrierung zuschickte.
Unser politischer Horizont is sehr trübe, wir erwarten den ersten Blitz aus dem Haag und dann wird das Gewitter, das uns droht, völlig ausbrechen…..
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505154_00086_u001/1

20. Januar 1788
Alle geistlichen Gesellschaften haben jetzt den Befehl, vor der nächsten Versammlung der Geistlichkeit nicht mehr Kapitel zu halten.
Am 8. Januar wurden die Vorsteher des Münzhofs, die wegen der Strasburger Münzangelegenheiten einige Schlüsse und Vorstellungen abgefaßt hatten, nach Versailles berufen und derb ausgefilzt (ausgepeitscht ??? oder welche Folter war es), weil sie hatten die Rolle eines Parlaments spielen wollen.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505154_00138_u001/1

1. Februar 1788
Das Edikt in Betreff der Protestanten wurde, nachdem es des Königs Sanktion erhalten, am 29. Januar auf seinen Befehl registriert. Das Parlament versammelte an diesem Tag um die gewöhnliche Zeit und blieb bis 3 Uhr deneinander. Das Edikt wurde eingeschrieben und ist seit gestern bekannt gemacht worden.
Man zählt: 68 Stimmen, so das für waren; und ungefähr 60 andere gingen dahin, neue Vorstellungen wegen der schon gemeldeten Einschränkungen zu machen. Allein, zuletzt trat auch ein großer Teil von diesen den ersten bei, so, daß man nicht einmal für nötig fand, die Oppositionspartner zu zählen. Sechs Parlamentsmitglieder, wo 3 Geistliche waren, weigerten sich ihre Stimmen abzugeben und gingen fort. Von den Pairs war nur ein einziger weltlicher für die neuen Vorstellungen, alle anderen gaben ihre Stimme fürs Edikt.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505154_00158_u001/1

12. Februar 1788
Unser letzter Handlungstrakt mit England zeigt sich immer mehr in seinen fürchterlichen Folgen. Es ist um den größeren Teil unserer Manufakturen und Fabriken getan, wenn er lange fortdauert……
Das Parlament von Besancon will das Edikt für die Protestanten nicht einregistrieren, unter anderem wegen der Nachbarschaft von Mömpeögart. Wenn in der Nachbarschaft eines Evangelischen Landes den Protestanten ihr Schicksal erleichtert wurde, dürften sie allzuweit um sich greifen.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505154_00186_u001/1

24. Februar 1788
Der König führt an seinen Mahlzeiten eine andere Art aufzutragen ein. Sobald die erste Gerichte aufgestellt sind, wird auf einem besonderen Tisch alle Getränke, Speisen, Nachtisch, Teller gestellt und dann gehen alle Bedienungen weg, und die Türen werden geschlossen. Dies geschieht, weil die königliche Familie sein Wort sprechen konnte, das nicht sogleich allgemein Bekannt wird.
Marquis vin Ossun ist gestorben.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505154_00230_u001/1

6. März 1788
Unsere ganze Landmacht wird jetzt in 4 Armeen geteilt: in die Flandische, Elsassische, Kürsten-Armee und viertens in die, so im Innern des Landes zerstreut liegen soll. Unsere Politiker meinen immer, ein Paar dieser Armeen, unstreitig die zwei ersten, können auf den Sommer plötzlich Befehl zum vormarschieren bekommen: gegen wen ? Ist eine schwere Frage, weil unser Hof durch den Fürstenkrieg in eine so sonderbare Verlegenheit gekommen ist, das niemand es wagen mag, zu schreiben mag, zu entscheiden, auf welche Seite er sich schlagen werde. Auch sind gewisse Dinge zur Ausführung noch nicht reif genug….
Seit einigen Wochen ist die schon halb vergessene Halsbandsgeschichte wieder in Gährung gekommen. Man sagt einander diesfalls allerletzte Dinge ins Ohr. Der Berühmte Herr Beaumarchais soll doch dieser Tragiöde, Komödie auch eine Rolle, wiewohl so ganz hinter den Kulissen gespielt haben. Auch machte er einmal, während des Prozesses in eine gewisse Stadt eine sehr eilfertige Reise, über deren Zweck man allerlei Mutmaßungen hegt. Kurz, man scheint gegewärtig einen Schritt weiter zu sein, um diesen geheimnisvollen Vorfall zu entziffern. Nach 50 Jahren weiß man ihn ohne Zweifel ganz, und nach allen wahren Umständen.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505154_00270_u001/1

Paris, den 17. März 1788
Laut den neuesten Berichten aus Spanien ist daselbst nach allen Häfen der Königl. Befehl ergangen, die Zinsrüstung der Kriegsschiffe aufs schleunigste zu betreiben, weil der König der Rußischen Flotte das Einlaufen in das mittelländische Meer verwehren will.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505154_00314_u001/1

1. April 1788
Dem berühmten Ritter Banard soll in Grenoble ein Monument errichtet werden, welches 120.000 Livres kostet. Der französische Adelm an dessen Spitze sich der Herzog von Orleans befindet, gibt diese Summe her.
Den dem Ritter Direktorium im Elsass soll hinfür die Hälfte der Mitglieder aus Protestantischen Edelleuten bestehen und den der Besetzung der Stelle des Sindikus in der Religion abgewechselt werden.
Die Verlegung der Zölle an die Grenzen wird immer stärker bearbeitet und würde schon berichtigt sein, wenn nicht die an die Schweiz und Deutschland angrenzenden Provinzen so viele Schwierigkeiten entgegen setzten,
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505154_00346_u001/1

Paris, den 15. April 1788
Da der Londoner Hof vom spanischen Ministerium eine entscheidende und bestimmte Antwort wegen den Kriegsrüstungen in den spanischen Seehäfen verlangt hat, so erhielt der englische Gesandte in Madrid den Auftrag, seinen Hof folgendes zu vermelden:
“Spanien habe keine feindliche Absicht, aber es glaube bewaffnet bleiben zu müssen, um auf jeden Fall gefaßt zu sein: auch stehe es ja jeder anderen Macht frei, das ähnliche zu tun.”
Seit dem werden die Arbeiten in den spanischen Seehäfen verdoppelt. Es sollen 30 Linienschiffe segelfertig sein…..
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505154_00398_u001/1

26. April 1788
In der königlichen Buchdruckerei muß etwas äußerst wichtiges in der Arbeit sein; kein Arbeiter darf heraus, und es stehen dreifache Wachen vor derselben. Auf den 10. Mai soll man etwas neues zu lesen bekommen.
Die bisherigen Reformen tragen den königlichen Kassen 60 Millionen Livres ein, nun müssen noch 35 Millionen jährlich durch neue Reformen, vor denen mancher Zittert, erspart werden, um Ausgabe und Einnahme gleich zu machen.
Colomber hat in der Provence die Einwohner von einer fürchterlichen Landplage befreit. Er tötete eine Schlange mit 2 Pistolenschüssen, die 2 Zentner und 60 Pfund (etwa 130 kg) wog und den Bauern seit mehreren Jahre Schafe, Kälber usw. Geraubt hatte. In Frankreich hat man noch niemals eine so große Schlange gesehen. Sie wehrte sich, als sie schon verwundet war, noch lange auf dem Boden, und riß mit dem Schwanz drei starke Äste von einem benachbarten Baum ab. *)
*) In Brasilien gibt es Schlangen, 24 Fuß lang; und in Ostindien wächst die Boa constrictor, Riesenschlange zu einer Länge von 36 Fuß. Diese letztere würgt Tiger und Leoparden und verschlingt sie…..
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505154_00430_u001/1

8. Mai 1788
Unsere Hauptstadt und die ganze französische Monarchie sind in der bedeutigsten Lage. Die 2 Präsidenten des Parlaments, das seit einigen Monaten dem König die dreistesten Vorstellungen gemacht, sollten am 5. dies auf königlichen Befehl verhaftet werden. Allein Herr d’Espremenil entwischte durch seinen Garten, und Herr de Montsabert verkleidete sich in eine Bedienten Livree und entwischte gleichfalls. Das Parlament versammelte sich hierauf unverzüglich und schickte eine Deputation an den König nach Versailles; diese sagte dem König in den nachdrücklichsten Ausdrücken, daß die von seinem Ministerium bisher genommene Maßregelungen die Nation in das größte Unglück stürzen müßten. Die Deputation kam in der Nacht vom 5. auf den 6. nach Paris zurück. Als am 6. früh das Parlament versammelt war, umringten plötzlich die Französischen und Schweizergarden den Parlament Palast und ließen niemanden zu den Türen ein und aus. Gegen Mittag erschien der Graf von Agoult, mit einer starken Anzahl Militaire, in dem großen Parlamentssaal und nahm auf Befehl des Königs die beiden Parlaments-Präsidenten d’Espremexil und Moutsabere gefangen: sie wurden in Wagen gebracht und der erstere auf ein Schloß in der Provence, der andere nach Pierre en Eise in die Verbannung abgeführt.
Die Soldaten hielten bei dieser Gelegenheit das äußerst aufgebrachte Volk mit den Bajonetten in Respekt.
Gestern wurden der Herzog von Gevres und von Praslin durch königl. Fangbriefe eriliert. Man erwartet alle Augenblicke traurige Auftritte.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505154_00478_u001/1

Paris 8. Mai 1788
Als kürzlich ein Maurer von seiner Arbeit Abends nach Hause ging, griffen ihn vier Männer, verbanden ihm die Augen, warfen ihn in eine Kutsche und drohten ihm den Tod wenn er schreien würde. Sie führten ihn in einen tiefen Keller. Man nahm ihm die Binde ab, wo er einen toten Menschen mit einem roten und schwarzen Band, mit 2 goldenen Ketten am Hals liegen sah. Er sieht auch ein Loch in einer Mauer, in welches er den Verstorbenen legen und solches zumauern mußte. Da er fertig war gab man ihm 10 Lousd’or, verband ihm die Augen wieder, setzte ihn in einen Wagen und nach 2 Stunden setzte man ihn wieder in einer Gegend ab. Der Maurer machten bei dem Richter Dellaration, daß er diesen Keller von allen anderen unterscheiden könnte.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505154_00482_u001/1

9. Mai 1788
…. Gestern Abend protestierte die große Kammer des Parlaments wieder alles, was in dem Lir de Justice verhandelt wurde und weigerte sich in die Tour pleiuiere einzutreten. Sie wurden auf der Stelle exilirt.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505154_00494_u001/1

12. Mai. 1788
So unwichtig manchen die gegenwärtigen Neckereien zwischen dem hiesigen Parlament und den Ministern schneinen mögen, so konnten doch in der Folge bedenkliche Weiterungen daraus entstehen. Auch in der Provinz Bretagne sieht es dermalen sehr stürmisch aus. In der Nacht vom 8. auf den 9. dieses kam der Bishof von Rennes mit verhängtem Zügel zu Versailles an, und brachte die Nachricht von den in der ganzen Provinz herrschenden Unruhen mit…..
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505154_00502_u001/1
Eines meiner Lieblingszitate:

"Ihr Menschen seid erstaunlich, in einer Welt voller Wunder, habt Ihr es geschaft, die Langeweile zu erfinden !"
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Marianne E.
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Das 18. und vor allem das 19. Jahrhundert war in Frankreich eine ganz besonders unruhige Zeit mit wechselnden Herrscherhäusern und Rebellion der Bürger.
Hast Du vielleicht eine sozialkritische Studie aus dieser Zeit, oder könntest Du eine eigene Analyse vornehmen?
Kunjing
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Studie habe ich im Internet leider noch nicht gefunden bzw. Gesucht und da ich kein Geschichtsgelehrter bin, nur ein ganz gewöhnlich interessierter Mensch bin, der sich mehr mit Wissen aus deren Zeit Interessiere, wie die Menschen damals lebten und dachten. Wäre eine Analyse vielleicht zu unseriös, da es immer die Ansicht des Betrachters wiederspiegelt und vielleicht doch noch etwas übersehen könnte. Wie jemand mal sagte: "Ich glaube nur jenen Statistiken, die ich selbst Gefälscht habe!" Wäre eine gute Quizfrage in Wen meine ich !

Lustig fand ich in den Zeitungen den Text vom 8. Mai 1788 mit dem Maurer, war das eine Zeitungsente ???
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Eine eigene Analyse ist nicht zwangsläufig unseriös, nur, weil sie anderen widerspricht. Sie machen ja gerade den Reiz aus und ermöglichen Diskussionen.
Gutachten und Studien im Internet sind  - manchmal gut versteckt - , massenhaft vorhanden. Oftmals finden sich hervorragende Beiträge in den Veröffentlichungen der verschiedensten Universitäten.

Und noch etwas: Auf dieser Plattform unter dem Menü "Lexikon" sind viele hervorragende Beiträge zu finden; stöbern lohnt sich (mit viel Zeit).
Kunjing
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Paris, den 19. Mai. 1788
Der bekannte Graf Mirabeau, (den man in Berlin nur vulgo Himmelsturm nennt) gab kürzlich eine Schrift heraus, wo drin er der nun gedemütigte Patrioten Partei in Holland Trost zuspricht, und des Stafthalters und seiner Partei gar nicht in Ehren gedachte, auch den Preussen eine derbe Lektion gab darüber beschwerte sich der Preussische Gesandte, Graf von der Gol ???? aus eigenem Antrieb den unseren Hof. Ihm wurde zur Antwort gegeben: “Schrift, deren Verfasser sich nennt, kann den uns als kein Pasquill angesehen werden. Solche Wische muß man verachten, und nicht dadurch daß man davon spricht, wichtig machen. Eine Menge Schriften und Zeitungsartikel wurden in den preussischen Staaten ausgeheckt und darin unser Hof ganz nicht geschont. Wir verachten sie. Eine gleiche Mäßigung raten wir Ihrem Hof.
Bestraft man diese Schriftsteller nicht, da er unsere Bundesgenossen, einen Kaiser, den Bruder unserer Königin, einen unentschlossener Avantürier nannte.”
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505154_00526_u001/3

8. Juni 1788
….Weil die Advokaten nicht mehr ins Chatelet gehen wollten, so erhielten die Prokuratoren Befehl, sich dorthin zu begeben. Sie erschienen am 3. Juni und trafen eine Menge junger Leute an die den Rechtsgelehrten arbeiten. Dem ersten Prokurator, so vor Audienz reden wollte, wurde sogleich die Peräte ??? genommen und daß Kleid zerrissen, ohne daß er zum Reden kommen konnte….
….In Bretagne dauert die Gährung noch immer fort, freilich noch nicht unter dem gemeinen Volk, sondern blos unter den Vornehmen; allein das Betragen der Großen war von jeher ansteckend. Der Adel äussert Gesinnungen, die dem königlichen Ansehen so sehr zuwieder sind, daß man sich genötigt sieht, Truppen nach Bretagne zu schicken. Die Brigade von Poitou, und 3 oder 4 Deutsche- und Schweizerregimentr und 2 Regimenter Dragoner sind auf dem Marsch. Sie werden sich mit denen bereits vor Ort befindlichen Truppen vereinigen, und ein Lager von 15.000 Mann beziehen. Der Marshall de Baur, der auch in Deutschland von dem siebenjährigen Krieg her bekannt ist, und der in Corsika den Pavli zur Flucht brachte, wird dieses Korps kommandieren und zugleich Gouverneur an des Grafen von Thiers Stelle werden, der abgedankt hat.
Ein Unterleutnant wurde bei der Einregistrierung der Edikete zu Rennes durch einen Steinwurf beschädigt. Er sagte zu seinen Soldaten, die ihn rächen wollten, es ist besser, daß mein Blut fließt, als daß das Blut der Nation vergossen werde. Er ist deswegen Leutnant geworden, und hat das St. Ludwigskreuz erhalten…..
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505154_00586_u001/1

10. Juni 1788
Der Kommandant der Provinz Bretagne und der Intendant, dürfen ohne Macht von wenigstens 50 Mann nicht öffentlich erscheinen. Täglich gibt es neue beleidigende Auftritte…..
Den 3. dieses Morgens wurden die Verhaftbriefe, wodurch das Parlament erilirt war, durch Dragoner und Mareschausee-Reiter, jedem Mitglied insbesondere Überbracht. Der Premierpräsident, seine 2 Söhne und 4 Räte waren nur die einzigen die man antraf. Eben als die Magistratspersonen abreisen wollten, vernahmen sie, daß ihre Kollegen, die von dem Vorgang unterrichtet waren, sich bei dem Präsidenten I’Ecuillier versammelt hatten, und die gingen hinzu. Der Kommandant schickte sogleich die ganze Mareschaussee und 400 Soldaten hin, um sie zu verjagen, und das Hotel zu besetzen. Das Volk und 500 Edelleute waren da, um den Truppen die Spitze zu bieten. Da das Parlament sich so unterstützt sah, erklärte es, daß es weder den Verhaftbriefen, noch jedem willkührlichen illegalen Befehl gehorchen, sondern seine Deliberationen fortsetzen und nicht auseinander gehen würde, es werde dann mit aller Gewalt dazu gezwungen…..
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505154_00606_u001/1

18. Juni 1788
Unser Königreich ist in der bedenklichen Lage; und wir werden nächstens wichtige Auftritte erleben. Die Verbannung der Parlamenter in den Provinzen Dauphins und Bretagne hat in diesen beiden Ländern die bedenklichsten Unruhen hervorgebracht. Der Adel, die Geistlichkeit, das Volk, alles ist gegen die gemachten Neuerungen aufgebracht. Nach beiden Provinzen marschiren noch mehr Truppen. Gott gebe, da bei Erscheinen derselben nicht das Signal zum Bürgerkrieg gegeben werde. In Grenoble ist bereits zwischen den Bürgern und Soldaten Blut vergossen worden.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505154_00626_u001/1

22. Juni 1788
Man befürchtet in alle Eruste, Bourgogne, die Franckerowre und Lamgueboe würden sich mit den Provinzen Dauphine und Bretagne vereinigen, und das die Rebellion sich mehr und mehr den übrigen Provinzen nähert und sich über das ganze Königreich erstrecken werde. Eine Veränderung des Ministeriums hält man noch für das einzige Mittel allen Unheil vorzubeugen. Bis jetzt hat man bloß Gewalt gebraucht, allein auch das Militär weigert sich die Vollzieher strenger Befehle zu sein. Ein Schweizerregiment ging zwar nach Toulouse, aber die Offiziere erklärten: Sie würden niemals ihr Gewehr gegen das Volk richten, von dem sie Bezahlt werden.
Die Gebirgsbauern, welche Grenoble umringt haben, haben den größten Anteil an dem Unfug, der in dieser Stadt begangen worden. Ihre Anzahl beläuft sich auf 10.000. Auch die Lyoner fangen an unruhig zu werden. In Dijon wird es wieder ruhig; ein Offizier von der Marechaussee hat daselbst viele Personen mit seinem Säbel verwundet; er sitzt in Arrest und der Pöbel verlangt ihn auszuliefern….
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505154_00638_u001/1

Paris, den 15. Juli 1788
Die Franzosen wollen von Pondichern aus, den König von Cochinchina wieder auf den Thron setzen. Wir haben alles mögliche getan, um zu verhindern, daß Schweden Rußland nicht beunruhige, aber alle unsere Bemühungen waren vergebens. Die nordische Macht, unsre einzige alten Alliierten, ist also für uns verloren. Es ist wahr, wir haben nichts gemacht, um sie zu erhalten und es ist schon sehr lang daß wir aufgehört habenihr die jährliche Subfidien aufzuzahlen, welche sie seit Gustav-Adolph von uns erhalten haben.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505154_00722_u001/1

Paris, den 18. Juli 1788
Unsere ganze Stadt ist über die gewaltsame Einsperrung der 12 adlichen Depurirten von Bretagne in der Bastille aufgebracht und prophezeichnet nichts als Unglück über diesen Vorfall. In diesen Deputierten sahe man nur Kinder, die ihrem gemeinsamen Vater ihre Klagen vorlegen wollte.
Friedensstifter, die um den Olivenzweig baten, um solchen ihren Landsleuten zu bringen.
Leute, die nur natürliche Rechte in Anspruch brachten:
enflich Unterthanen die alles hofften, wenn sie das Glück gehabt hätten ihren Gouverain zu sprechen.
Dies ist noch nicht alles: der König verfährt auch aufs strengste gegen diejenigen Personen seines Hofes, die die Protestationen des Adels in Bretagne unterschrieben hatten….
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505154_00738_u001/2
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Paris, den 26. Juli 1788
Bretagne hat wieder eine neue Deputation von 18 Personen aus Bretagne an den König geschickt, mit dem ausdrücklichen Auftrag: Um Vorbeikommen, damit sie mit Ihm sprechen können ?? (Der obere Teil fehlt, da die Uni sie nicht richtig gescannt hatte), oder sich in die Bastille schicken zu lassen; zu erklären: Die Bretagner seien zwar immer dem König treu, aber an ihren Provinzialrechten liessen sie sich auf keine Weise nur ein Haar krümmen.
Wirten in den Bemühungen des Adels in der Dauphine, eine zweite Revolte zu verhüten, die schrecklicher wäre als die erste, erhielt diese Provinz durch einen Courier aus Versailles die Ministerial-Erklärung: daß die dauphinische Nation ihre alten Staaten wieder hergestellt erhalten solle, mit der Bedingung, daß die Nationen sich nicht auf den 21. dieses wie festgesetzt war, versammeln sollte….
Das Parlament zu Pau versammelt sich eigenmächtig, und hat sogar 2 Missetäter hinrichten lassen. Der Herr von Suffren soll erilirt sein. Alle Lage werden neue Personen nach der Bastille gebracht. Alle Gefängnisse sind voll und die Marcheaussee hat Befehl ihr Gewehr geladen zu halten, um die Beklagten nach den Gefängnissen zu bringen…..
Die Nachricht bestätigt sich, daß die Provence durch wilde Tiere in Schrecken gesetzt wird. Kaufleute, welche auf die Messe nach Beaucaire reisten, hatten diese Tiere, nämlich 1 Löwen, 1 Tiger, 1 Leopard, 1 Bären und 1 Hyäne in Kästen auf einem Wagen bei sich, der Wagen fiel um, die Kästen zerbrachen und die Tiere liefen davon. Man hat die Kaufleute arretiert. Die Hyäne hat am meisten Blut vergossen, sie ist aber bereits getötet, denn da sie einem 15jährigen Knaben, der mit seinem Vater auf dem Felde arbeitete, mit dem ersten Pfotenschlage den Hirnschädel wegriß, so warf sich der Vater, nebst einigen Personen auf das schreckliche Tier und tötete es.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505154_00762_u001/1

Paris, den 3. August 1788
Der Sturm vom 13. Juli in der Gegend von Paris soll 50 Millionen Livres geschadet haben. Überall wird für die Verunglückte gesammelt: alle Schauspieler geben Vorstellungen derselben zum Besten.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505154_00794_u001/1

12. August 1788
….In die Gegend unserer Stadt kommen 20.000 Mann zu stehen. Man sagt, um einen Aufruhr zu verhütten, wenn das Brot teurer wird: In Rennes haben die Einwohner die Truppen nicht in Quartier genommen, sie mußten sich in Klöster legen. Fünfzehn Tausend Mann kampieren vor der Stadt und 5 Regimente liegen in derselben….
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505154_00818_u001/3

19. August 1788
Die Gesandten des Tippoo Saib haben am 10. dieses den Gr. Allerchristlichen Majestät die erste Audienz gehabt. Die Geschenke die sie mitbrachten, als: ein Collier und eun Medaillon von Perlen und Diamanten. 2 Diamantringe und etliche Stücke Mousselin, Sacktücher, Stoffe werden nicht auf 100.000 Livres geschätzt.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505154_00850_u001/1

Versailles, den 25. August 1788
Es ist richtig, daß der vornehme Minister, der Herr von Brienne, Erzbischof von Gent, seine Stelle am Hofe verlassen muß, und daß Herr Necker die Finanzverwaltung mit Sitz und Stimme in dem königl. Rat wieder übernommen habe.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505154_00870_u001/1

29. August 1788
Alles jubelt über Rekers Aufstellung; man hat hier die Häuser illumiuirt, aus Flinten und Böllern geschossen und die Fischweiber tanzten vor Nekers Fenstern eine ganze Nacht durch. Neker war durch ein Schreiben der Königin zu ihr eingeladen worden, traf da den König und kehrte als General-Komunistartor der Finanzen zurück. Sogleich eilten alle Standes-Personen, ihm Glück zu wünschen. Alle Verordnungen und Geschäfte seines Departments bedarfen nur seiner alleinigen Unterschrift…..
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505154_00890_u001/1

4. September 1788
….Man glaubt allgemein, die Stände des Reichs werden auf den Jenner schon zusammen kommen und die Parlamente werden nächster Tage unter gewissen Bedingungen ihre Geschäfte wieder antreten. Auch sollen alle wegen Parlamentsachen Gefangene nächstens ihre Freiheit erlangen.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505154_00914_u001/1

Paris, den 21. September 1788
In dem Lager bei St. Dmer in Flandern, wo 20.000 Mann unserer Truppen stehen, hat sich am 9. September ein fataler Zufall ereignet. Es wurde in der Eile ein Theater, das 2.000 Menschen fassen kann, von Holz beim Lager errichtet, und darauf das Stück Richard Löwenherz aufgeführt. In demselben wird ein Thurn von 50 Soldaten gestürmt und von eben so vielen verteidigt. Während nun die Soldaten Sturm liefen, so viel der Thurn und die Sturmleitern und Soldaten und alles zusammen und nicht weniger als 22 Soldaten wurden durch diesen unglücklichen Einsturz verwundet….
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505154_00966_u001/1

Aus Frankreich, den 30. September 1788
Papst Pius VI. soll an Sr. Majestät den König von Frankreich neulich unter andern also geschrieben haben.
Wie haben den Brief empfangen, den uns der Graf von Montmorin in deinem Namen übersandt hat, und fast zugleich ist uns die sehr befremdende Nachricht durch unsern Bruder den Erzbischoff von Rhodus, unsern gewöhnlichen Nindius, zu Ohren gekommen, daß der Minister, den du mit dem Purpur von uns bekleidet sehen mögest, sich gegen dich des schwärzesten Undanks schuldig gemacht, daß du die Regierung des Königreichs in seine Hände übergeben, wo er alles umgekehrt; daß du ihm die Sorge der Wohlfahrt deines Volks aufgetragen und er es ins Unglück gestürzt habe, daß er den ihm jene Liebe, jenes Zutrauen, jene Empfindungen einer großmütigen Nation gegen einen Monarchen, den sie anbetet, suche auszulöschen: daß er sich nicht gescheut hat, das Blut seiner Mitbürger zu vergiessen und ihnen anzukündigen, daß du deiner Verpflichtungen aufgehoben.
Hierüber ungemein betrübt, glaubten wir, du würdest dein Ansuchen widerrufen, welche Vermutung und auch bisher abhielt, dir den Hut zu schicken, den du für unsern Bruder den Erzbischof von Gent, von uns verlangest; allein dein Stillschweigen beweißt, daß du dem Schuldigen nicht vergiebst, sondern ihn auch noch mit Wohltaten überhäufst. Den Bewunderung deiner Güte müssen wir dir vorstellen, daß, wenn das schönste Vorrecht der Könige darin besteht, Gande zu erweisen, die Gerechtigkeit ihre Pflicht ist. Zwar wollen wir deinen Unwillen gegen ihn nicht rege machen. Er gehört zu unserer Herde, obschon er vom Schafstall ein wenig entfernt ist. Die Schande, womit er beladen ist, die allgemeine Verwünschung, werden in seinen bußfertig gedemütigten Augen noch zu gelinde Strafen sein. In einen Sack gehüllt, in Staub und Asche gebückt, wird er Gott und Menschen, wegen so vielen Übertrettungen und Beleidigungen um Vergebung anflehen. Und wenn er in einer ??? Stunde, aus Hochmut sich den Purpur gewünscht hat, so wird er nun, da er den Herrlichkeiten des Satans entsagt, die Hand des Allmächtigen küssen, die ihn für sein Heil bemüthigt. Du aber, lieber Sohn, wirst es und nicht verargen, wenn wir durch unser Weigerung, deiner unbegrenzten Großmut Schranken setzen.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505154_00986_u001/1

Schreiben aus Paris, 12 Oktober 1788
Herr Necker fährt in seiner Arbeit unermüdet fort, hat aber eine Starke Partei wider sich.
Der Dauphin ist noch immer sehr kränklich und nimmt täglich ab. Er wog vor einigen Tagen nur 28 Pfund.
Herr Necker bezahlt wöchentlich 3 Millionen für die Renten und 1 Million 600.000 Franken monatlich für die Pensionen. Alles geht auf dem ordentlichen Fuß fort….
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505154_01034_u001/1

7. November 1788
Die Versammlung der Notables hat gestern ihren Anfang genommen.
Die Geistlichen vom zweiten Rang verlangt auch den der künftigen Versammlung der Reichsstände Sitz und Stimme zu erhalten.
Es scheint die Gesundheit des Dauphin werde sich bessern.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505154_01138_u001/1

10. November 1788
Der Herzog von Penthievre ist gefährlich krank; deshalb ist die 7te Kammer der Norables wo er den Vorsitz hatte, unter die andere 6 verteilt worden…..
….. Über die Bevölkerung ist man bereits vorläufig ziemlich eins, indem sie auswärtigen Colonien ausgenommen, doch im Inbegriff von Corsica 26 Millionen Menschen betragen soll. Aber wenn Herr Necker den Zustand der sämmtlichen Auflagen vorlegt, so wird er wahrscheinlich auch die Totalsumme aller Kronschulden und das jährliche Disket, (oder um wie viele Millionen die jährliche königlichen Ausgaben die Einnahmen übersteigen) angegeben müssen. Über das Difizit ist man noch gar nicht eins. Dpch wurde in der vorigen Versammlung der Notables desselbe auf 146 Millionen Livres jährlich angesetzt. Aber wie soll siese so gewaltige Lücke gehoben werden ?
Durch weitere Reformen im königlichen Hofstaat ? Deres sind schon genug zum Ruin vieler tausend Familien gemacht worden. Durch neue Auflagen ? Ob der ausgemergelte Zustand der meisten Stände, vorzüglich des Landmanns neue Auflagen erlaubt? Besteuerung der Geistlichkeit ? Diese ist bereits nicht gering angelegt. Durch Verminderung der Armee und der Flotte ?
Dies geht im 18. Jahrhundert nicht mehr an. Das hiesse, sich selbst entwaffnen, um den Feind die größere Mühe zu ersparen. Die Generalpächter abzuschaffen und ein ganz anders System zur Einsammlung der königl. Gefälle einzuführen ?
Dies ist der Punkt, auf den, wie man glaubt, Necker das künftige Glück von Frankreich gründen will.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505154_01150_u001/1

20. November 1788
Es wird versichert, Necker stehe im Begriff, den Norablen anzuzeigen, daß er ein Anlehen von 1000 Millionen gegen das leidliche Interesse von 3. vom hundert zu finden die gegründete Hoffnung habe….
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505154_01170_u001/1

Paris, den 28. November 1788
Prinz Heinrich von Preußen bleibt bis auf den 1. April hier. Er hat mit seinem Wirt einen Accord gemacht, der ihm für monatlich 400 Louisd’or ein schönes Logis, täglich 7 Gerichte, in jedem Theater eine bequeme Loge, und täglich 2 Kutschen zur Bedienung halt.
Gestern sah man auf der neuen Brücke ein äußerst trauriges Schauspiel. Ein Vater und eine Mutter, von Hunger und Sorgen abgezehrt, standen mit ihren 5 Kindern auf dieser Brücke. Um das menschliche Mitleiden wenigstens für ihre Kinder rege zu machen, umarmten sich beide und stürzten sich in die Seine, wo sie ertranken, bevor man zu Hilfe eilen konnte. Die 5 Kinder erhoben ein klägliches Geschrei und mitleidige vorübergehende beeiferten sich diese 5 unglücklichen Kinder zu trösten und führten sie mit sich nach Hause. Überhaupt ist hier aus Mangel an Verdienst die Armut sehr groß. Am schlimmsten sind die schamhaften Armen daran, die auch deswegen auf die Wohltätigkeit der Menschenfreunde des erste Recht haben.
Am 26. November hat der Astronom der französischen Wache, Herr Meßter, einen neuen Kometen in der Constillation des großen Bären, nahe am Stern Pisi entdeckt, sein Schweif, dessen Licht sehr schwach ist, erstreckt sich auf 2 bis 3 Grade; dieser Komet geht nicht unter, und seine Bewegung in der geraden Afcension ist sehr langsam.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505154_01202_u001/1
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Hallo Kunjing,

kannst Du das für mich etwas einordnen? Da fehlt mir das Hintergrundwissen, um die Berichte nachvollziehen zu können. Danke für Deine Mühe.
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He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
Kunjing
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Inwieweit Einordnen ? Das sind wie schon vielleicht gemerkt hast, Zeitungsausschnitte aus der Zeit. So, meine ich zumindest, kann man mehr Hintergrundwissen zur vorgeschichte zur Französischen Revolution. Was damals so passierte, wie ein hin und her war, und das Königreich Frankreich reagierte. Die normalen Umstände kennt man im Groben.
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Terry Pratchett
Kunjing
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Paris, den 15. Dezember 1788
Man sieht in mit Ungeduld den Nachrichten aus Bretagne entgegen; der Adel- und der Bürgerstand sind sehr emtzerrt einander und man befürchtet wieder große Unruhen. Eine plötzliche Veränderung der bisherigen Verfassung von Frankreich scheint unverändert zu sein.
Vor einigen Tagen kam ein Mann zu einem Ritter vom heil. Ludwigsorden, in der Straße St. Honore und verlangte dessen Börse oder Leben. Der Ritter bot ihm sogleich 4 Louisd’er an, alhin der Mann nahur nur 6 Liv. und ging fort. Der Ritter schleicht ihm nach, sieht ihn in das Haus eines Beyers gehen, von da in einen Laden, wo er Kohlen kaufte und dann in ein abgelegenes kleines Haus. Nun sah der Ritter, daß die Not den Elenden zu dieser verzweiflungsvollen Tat gebracht hatte und ging am folgenden Morgen hin, um des Mannes Not zu lindern; allein er fand ihn nebst Frau und Kindern tot. Seit dieser begebenheit Spenden unsere Geistlichen viele Allmosen aus.
Auch unsere Spitzbuben hat die Not erfinderisch gemacht. Sie tragen Mäntel in deren einem Zipfel sich eine schwere bleierne Kugel befindet. Gehen sie am jemand vorbei, bei dem sie etwas zu erhaschen könnten, so schlagen sie demselben mit diesem schweren Zipfel vor die Stirn, daß er niederfällt. Der Täter entschwindet, allein seine in der Nähe befindenden Gehilfen springen herbei und berauben den angegriffenen unter dem Schein ihm beizustehen…..
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505154_01258_u001/1

Paris, 21. Dezember 1788
Keine Mühle kann mahlen; alles ist zugefroren. Die Herrn Perrier haben eine Mahlmühle errichtet, die durchs Feuer getrieben wird: und liefert täglich für 30.000 Menschen Mehl. Mehr als 20.000 Wagen sind von der Adminitration angenommen worden, um Früchte, Mehl und andere Bedürfnisse in die Hauptstadt führen.
Die Schuhmacherzunft zu Rennes hat sich verschworen dem Adel schlechtersings keine Schuhe mehr zu machen, soweit greift der Parteigeist daselbst.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505155_00011_u001/1

Paris den 4. Januar 1789
Man hätte der Stadt Paris kein angenehmeres Neujahrsgeschenk geben können, als den Schluß des Staatsrats der zur Zusammenberufung der Reichsversammlung auf den 20. April, welcher am Neujahrstag Abends öffentlich gedruckt erschienen ist; und wenn 100.000 Abdrucke wären fertig gewesen, so würden sie auch an dem Tag verkauft worden sein, der Bürgerstand hat gewonnen und damit ist alles nun in Jubel und ausgelassen Freude versetzt worden. Verschiedene Häuser illuminierten, andere schossen Freudensalven. Die Fischweiber und was zur üblichen Zunft gehört, wollten das Hotel der Controle, (in welchem Recker als Finanzminister wohnt) durchaus auch illuminiren und man mußte alle Beredsamkeit auffordern, der Freude dieser Leute eine andere Wendung zu geben…..
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505155_00047_u001/1

22. Januar 1789
….Der Herzog und die Herzogin von Würtemberg verweilen sich noch immer in unserer Stadt, sehen viele Merkwürdigkeiten und befinden sich wohl.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505155_00123_u001/1

Rennes, den 28. Januar 1789
Hier ist alles in Furcht und Schrecken und Entsetzen. In unserer ganzen Provinz ist der Adel und die Geistlichkeit gegen den Bürgerstand, der den Herrn Necker unterstützt….. Am 26. und 27. dies ist von Mißvergnügen in fürchterliche Streitigkeiten übergegangen…..
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505155_00147_u001/1

Paris, den 9. Februar 1789
Dem königl. Ausschreiben in Folge der Stände auf dem 27. künftigen Ostermonats zu Versailles festgesetzt. Se. Majestät wollen keine Ausnahme in den Personen gemacht wissen, es mögen dieselben Güter besitzen oder nicht, reich oder arm sein, wenn sie nur rechtschaffene Männer und Glieder des Staates sind und zum Besten desselben zu raten wissen.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505155_00175_u001/1

21. Februar 1789
Heute früh sind der regierende Herzog und die Herzogin von Wittenberg von hier über Calais nach England abgereist. Nächst Ihrem mitgebrachten Gefolge begleitet Sie auch der hiesige Würtembergische Gesandte von Rieger dahin….
Der harte Winter hat die Austern an unseren Seeküsten getötet.
Die Provinz Bretagne wird wieder ruhig; jeder Teil gibt etwas nach.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505155_00219_u001/1

14. März 1789
Der Dauphin kränkelt noch immer. In verflossener Woche warf er Blut aus. Zu Versailles werden eine Menge Zimmer zu Beherbergung der Deputierten der 3 Stände, welche die Generalversammlung ausmachen sollen, zu bereitet. In den Provinzen ist noch immer hartnäckiger Streit zwischen dem Adel und dem Bürgerstand auf der anderen Seite, woraus man der nächsten Versammlung nicht viel gutes Prophezeit…..
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505155_00291_u001/2

18. März 1789
Schade, daß der Körper unsers Dauphins nicht so gesund ist als sein Verstand. Auch sein Herz ist voller Gütem wovon er täglich Beweise gibt. Er liebt alle, die um ihn sind, vorzüglich aber seinen Kammerdiener, zu welchem er vor einigen Tage folgende merkwürdige Worte sagte, indem er eine Locke von seinen Haaren abschnitt, solche in ein Papier wickelte und sie ihm gab: das ist alles, was ich geben kann; wenn ich tod bin, so gebt es meinem Papa und meiner Mama. Sie werden sich dabei meiner erinnern, und gewiß auch an euch denken.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505155_00311_u001/1

9. April 1789
Die Gährung ist fast überall allgemein; zu Aulps soll der Bürgermeister erwürgt worden sein. Zu hier soll der erste Bürgermeister aus dem Fenster flüchten müssen. Inzwischen ist doch wieder alles ziemlich ruhig. Der gröbste Radelsführer zu hir ist aufgehangen worden, weil er, nicht zufrieden die Korn- und Mehlmagazine zu plündern, auch noch Feuer anlegen wollte…..
… Vor einigen Tagen wurde hier ein junger Mensch gehängt, der die Zimmer des Schlosses der Thuillerien eingebrochen war. Dieser Unglückliche stieg ganz munter und instig die Leiter hinauf, später mit seinem Beichtvater und in dem Augenblick, da er von der Leiter sollte gestoßen werden, schrie er mit lauter Stimme den Zuschauern ein Adieu zu. Die herumstehenden sagten er sei auf englische Weise gestorben.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505155_00387_u001/1

8. Mai 1789
Hier findet Ihr die komplette Rede des Königs bei der Eröffnung der Reichsversammlung, wer möchte kann sie gerne Lesen:
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505155_00483_u001/1

24. Mai 1789
Herr Marquet, Generaleinnehmer des Königs zu Bordeaur, (ein Schwager des berühmten Herrn von Colonne! ) hat die Flucht genommen. Sein fürchterlicher Banquerot soll die Summe von 4 Millionen übersteigen! Man hat in seiner Kasse nur 25. Livres 10 Goldbaar Geld und ein Billet der Caisse d. Estompte von 1000 Livres gefunden, und letzteres wahrscheinlich nur, weil es der saubere Herr übersehen haben mochte. Er bleibt dem König nur 1 Million und 800.000 Livres, also fast 2 Millionen schuldig. Der König ist seit einigen Jahren um viele Millionen beschuppt worden….
…. Die Klage des Volks über Hungersnot und Preiserhöhungen häufen sich mehr und mehr, ungeachtet die schönen Felder eine reiche Ernte hoffen lassen…..
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505155_00531_u001/1

Paris, den 27. Mai 1789
Vorgestern versammelte sich der Adel in der Königl. Bibliothek und protestierte gegen verschiedene Einrichtungen, insbesondere aber gegen den Vorschlag, daß nach Köpfen vetict ??? werden solle. So wie die Uneinigkeit hier in der Hauptstadt herschen, so ist es in den Provinzen noch viel Ärger. Acht tausend Mann sollen befehligt werden, Nabura ??? zu bewachen…..
…. Gestern hat man 6 Aufwiegler der Unruhen vom 28. April unter Aufstellung einer sehr starken militärischen Wache, teils gehangen, teils gepeitscht und gebrandmarkt.
Der Tod des alten Siegelbewahrers, Herrn von Lamogson, ist mit bedenklichen Umständen verstorben. Man fand diesen Herrn entfreit ??? in seinem Garten, neben ihm ein entladenes Gewehr, welches sehr leicht loszudrücken war, auf dem Tisch einen Topf mit Wollen und ein Glas, auf der Bank ein Buch. Die Kugel ist unter dem Kinn durch den Kopf und durch das Gehirn gegangen. So viel man weiß, sollte er binnen 6 Tagen eine Million, die er den Erben des verstorbenen Herrn von Beaujon schuldig war, bezahlen.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505155_00543_u001/1

30. Mai 1789
Der französische Reichstag ist noch um keinen Schritt weiter und die beiden ersteren Stände fahren noch immer in ihrer Weigerung fort, mit dem Bürgerstand gemeinschaftlich zu beratschlagen. Am 27. Mai schickte der Bürgerstand an die Geistlichkeit eine Deputation um dieselbe einzuladen, im Ramen des Gottes des Friedens und der Wohlfahrt der Nation, sich mit ihm in dem allgemeinen Versammlungssaal zu vereinigen, um gemeinschaftlich die Mittel ausfindig zu machen, wodurch Friede und Eintracht bewerkstelligen werden könnte. Der Präsident der Geistlichkeit hat hierauf geantwortet, eine Solche wichtige Sache erfordert vorher eine reife Überlegung und Zeit. Sogleich hat auch die Geistlichkeit den Vorschlag des Bürgerstandes in Erwägung gezogen, und es demselben durch eine Deputation wissen lassen.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505155_00559_u001/1

4. Juni 1789
Gestern ist Seine königl. Hoheit der Dauphin verschieden. Man hat diese traurige Nachricht nicht gleich bekannt gemacht; allein Abends wurde das Schauspiel dei dem ersten Akte unterbrochen.
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505155_00575_u001/1

9. Juni 1789
Als man den Körper des verstorbenen Dauphins öffnete, so fand man die Lunge ausgetrocknet, 3 Gelenke des Rückrades angefressen und die Eingeweide des Unterleibes verdorben. Der Herzog von Harcourt, Gouvaneur des verstorbenen Prinzen wird so lange nach seinem Gouvernement der Normandie gehen, bis der nunmehrige, noch nicht 4 Jährige Douphin aus den Händen des Frauenzimmers genommen werden kann……
https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505155_00599_u001/1
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Marianne E.
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Welchen Sinn hat das Abschreiben von Zeitungsberichten oder Lexikonartikel, die danach über den angegebenen Link noch einmal im Original gelesen werden sollen?
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Balduin
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Ich finde das schon recht interessant zu lesen und die Wiedergabe hier ist auch hilfreich, weil das Lesen der alten Schrift nicht einfach ist. Teils fehlt mir aber der Hintergrund, sodass ich die Meldungen nicht mit den Geschehnissen verknüpfen kann.
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He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
Kunjing
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Am 14.7.1789 wird es zur Französischen Revolution kommen, der große Aufstand. Bis jetzt war es ja nur die Vorgeschichte, wie die Geschehnisse waren.
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