Der Mexikanisch-Amerikanische Krieg 1846 - 1848

Die Geschichte der Indianer: Apachen, Comanchen, Black Feet, Eroberung durch europäische Siedler

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Orianne
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Der Mexikanisch-Amerikanische Krieg 1846 - 1848


Mehrmals versuchte die amerikanische Regierung Mexico Kalifornien abzukaufen, doch jedes Mal gab es aus Mexiko City ein „No“.

Unter den US Präsidenten John Quincy Adams und Andrew Jackson wollte man Texas kaufen, auch vergeblich.

1836 erklärte sich Texas von Mexico unabhängig, und die Republik Texas entstand. Mexico liess sich das nicht bieten und entsandte Truppen.
Doch das schlug fehl, Texas war jetzt unabhängig, doch die Grenzstreitereien im Westen und Süden mit Mexico blieben.


Am 19. Oktober 1842 wurde Monterey vom US Kommodore Thomas ap Calesby Jones besetzt, er glaubte, ein Krieg mit Mexico sei ausgebrochen. Am 20. Oktober zog er sich wieder zurück.
Die Protestnoten vom mexikanischen Aussenminister José Maria Bocanegra blieb nicht aus, der beschuldigte die USA des Rechtsbruchs und eines feindlichen Akts..

1844 trat James K. Polk von den Demokraten als Präsidentschaftskandidat an, er propagierte die Expansionspolitik (Manifest Destiny), und wurde prompt gewählt.
Gleich nach der Wahl sollte Texas in die USA eintreten, doch das war nicht einfach, gab es doch Vorbehalte der Landesgrenzen zu Mexico.

Mexico fühlte sich erneut provoziert. General Antonio Lopez de Santa Anna wurde 1844 als Präsident ins Exil geschickt, und als Nachfolger General José Joaquim de Herrera eingesetzt.
1845 unternahm de Herrera einen Versuch sich mit den Vereinigten Staaten von Amerika zu einigen, doch seine Landsleute sahen das als Verrat an, General Mariano Paredes stürzte Herrera
und wurde 1846 Präsident.


Paredes war schlau, er beabsichtigte die Verfassung von 1843 zu ändern und einen König einzusetzen, er erhoffte sich Hilfe aus Europa. Doch sein Plan kam zu spät.


Trotz des Unwillens beider Völker befahl US Präsident Polk General Zachary Taylor seine Armee in die Nähe des Rio Grande zu verlegen. Weit nördlich des Flusses bezog der General ein Lager.
Mexico entsandte nur ein paar Soldaten zum Rio Grande mit dem Befehl ihn nicht zu überqueren.

Polk forderte General Taylor auf, seine Truppe an den Rio Grande zu verlegen, schliesslich erreichte er den Fluss am 28. März 1846. General Pedro de Ampudia verlangte von Taylor, dass er sich auf
den Nueces River zurückziehen sollte. Taylor sagte nein, und begann gegenüber von Malamoros ein Fort zu errichten und den Rio Grande abzuriegeln. Als Mexico nicht reagierte, bat Polk den Kongress
um eine Kriegserklärung gegen Mexico. Polk hatte vorher erfahren, dass Mexico 500 US Kavalleristen überfallen liess, und dabei 63 Dragoner den Tod fanden.


Bild
General Zachary Taylor (Bild aus meiner Sammlung, coloriert von mir)


Polk brauchte nun keine Kriegserklärung mehr, er griff zu einem politischen Trick, er verband ein Gesetz zur Bewilligung von Geldern für Taylors Armee über die Konstatierung des Kriegszustandes.
Wer gegen den Krieg war, musste so auch gegen die Unterstützung der eigenen Soldaten stimmen.
Nach gut 2 Stunden war alles erledigt, erst zum Schluss kam die Erklärung des Kriegszustandes. Eine Debatte war also verhindert worden.


Am 13 Mai 1846 unterzeichnete Polk das Gesetz.


Mexico hoffte auf Hilfe aus Grossbritannien, denn da war die Oregonfrage noch offen, auch Kalifornien hoffte auf britischen Schutz.

Im Juni 1846 wurde ein Oregon-Kompromiss ausgehandelt, der gleich ratifiziert wurde. So hatte Polk freie Hand im Süden sowie im Westen für einen Eroberungskrieg gegen die mexikanischen Provinzen Alta California und Nuevo Mexico.


Mit der Belagerung von Fort Texas traf General Taylor am 8. Mai 1846 bei der Schlacht von Palo Alto auf 4000 Mexikaner, Taylor hatte ca. 2300 Mann. Die Mexikaner unterlagen und zogen sich zurück.
Am nächsten Tag kam es zur Schlacht von Resaca de la Palma. Wiederum setzte es eine Niederlage für die Mexikaner ab. Sie zogen sich über den Rio Grande zurück. Taylor hatte die Möglichkeit General Arista gefangen zu nehmen,
aber er machte es nicht.

Die Stärke der US Armee wurde jetzt auf 15.540 Mann angehoben, und Polk konnte noch 50.000 Freiwillige aufbieten.

Die schweren militärischen Niederlagen wurden Präsident Paredes zur Last gelegt. Sein Nachfolger wurde Valentin Gomez Faria. General José Mariano Salas zog im August 1846 in Mexico-Stadt ein und stellte mit Militärgewalt die Verfassung
von 1824 wieder her.


Der mexikanische Kongress wählte Santa Anna zum Präsidenten, und Gomez Faria wurde zum Vize ernannt. Santa Anna übernahm den Befehl über die Armee, während Gomez Faria Kirchenbesitz verstaatlichte, um Geld für den Krieg zu generieren.
Die Kirche protestierte, und im Februar 1847 kam es zu einer Militärrevolte in Mexico-City. Santa Anna setzte Gomez Faria ab, und machte die Verstaatlichung gegen eine Garantie über einen Kredit der Kirche von 1,5 Millionen Peso rückgängig.
Während dieser Vorgänge landete US General Scott bei Veracruz.


Am 22. März 1847 nahm General Scott Veracruz unter Feuer. Fünf Tage später kapitulierte die 4.300 Mann starke Besatzung. General Scott fürchtete die bald anstehende Gelbfiebersaison und wollte den Strand so schnell wie möglich verlassen. Am 8. April rückte eine erste Abteilung unter Brevet-Generalmajor David E. Twiggs mit 2.600 Mann ins mexikanische Hochland ab und stiess vier Tage später in einem Scharmützel auf eine 12.000 Mann starke Armee unter General Santa Anna.


Am 7. August rückten die Truppen für den Angriff auf Mexiko-Stadt ab und erreichten kampflos Ayotla. Die voraus liegende Strasse, die Mexiko-Stadt von Osten erreichte, war durch starke Befestigungen gesichert und so entschied Scott, die Hauptstadt südlich zu umgehen und von Westen anzugreifen. Bei Contreras stießen die US-Truppen auf Mexikaner unter dem Befehl General Gabriel Valencias und schlugen sie in der gleichnamigen Schlacht. Obwohl Scott sofort nachsetzte, gelang es Santa Anna, seine Truppen bei der Brücke von Churubusco zu sammeln. Am 20. August 1847 erzwang Scott den Übergang unter schweren Verlusten.

Auf Santa Annas Bitten hin wurde ein Waffenstillstand vereinbart, um die Friedensverhandlungen wieder aufzunehmen. Nach zwei Wochen wurden die Verhandlungen ergebnislos abgebrochen und Scott nahm den Angriff auf Mexiko-Stadt wieder auf. Das Schloss Chapultepec schützte den westlichen Zugang zur Stadt und musste als erstes eingenommen werden. Am 8. September wurde zur Vorbereitung die Kanonengiesserei El Molino del Rey eingenommen. Am Morgen des 13. Septembers begann der Angriff auf Chapultepec. Das Schloss fiel schnell und General Scott befahl sofort den Angriff auf die Stadt selber. Bei Einbruch der Nacht hatten die US-Truppen zwei Stadttore unter ihre Kontrolle gebracht. Nach Häuserkämpfen kapitulierte die Hauptstadt am 14. September. Am 16. September trat Santa Anna von seinem Amt als Präsident zurück und verliess Mexiko.

Die US-Truppen übten nun für zwei Monate eine Militärregierung aus und setzten in Mexiko-Stadt einen liberalen Stadtrat ein. Als die Mexikaner unter Manuel de la Peña y Peña eine Regierung im nicht besetzten Teil Mexikos gebildet hatten, mit der Unterhändler Nicholas Trist verhandeln konnte, erreichte ihn die Order aus Washington, die Unterredungen abzubrechen und die Kampfhandlungen wieder aufzunehmen. Scott und Trist entschieden aber weiter zu verhandeln, da sie glaubten, kurz vor einer Einigung zu stehen.
Gründe für die mexikanische Niederlage waren unter anderem ein starker Regionalismus, der aus der zerklüfteten Geographie des Landes entsprang und den Kontakt der einzelnen Landesteile stark erschwerte und grosse Unterschiede in den zur Verfügung stehenden Ressourcen vorgab sowie grosse Differenzen zwischen den einzelnen sozialen Klassen und Ethnien (Criollos, Mestizen und Indios) Mexikos. Die Zerstrittenheit der mexikanischen Führer machte ein vereintes Vorgehen gegen die Angreifer unmöglich. Mangelnde Kampfbereitschaft bei gepressten Soldaten und der besitzlosen Bevölkerung trugen zur militärischen Schwäche bei. Ausserdem mangelte es in der mexikanischen Armee an Geld, Ausbildung und Ausrüstung.

Am 2. Februar 1848 unterzeichneten die Vereinigten Staaten und Mexiko den Vertrag von Guadalupe Hidalgo. Ein Angriffskrieg, der viele Tote forderte, das Land verlor den Grossteil seiner Fläche, Kalifornien (Alta California) und das ganze Gebiet zwischen Texas und Kalifornien wurde US-amerikanisch. So erhielten die Vereinigten Staaten von Amerika mehr als die Hälfte des mexikanischen Staatsgebiets: Kalifornien, Arizona, Neu-Mexiko, Utah, Nevada, Texas und einen Teil von Colorado und Wyoming.

Meine Quellen: Hans-Ulrich Wehler - Grundzüge der amerikanischen Aussenpolitik I: 1750-1900. Von den englischen Küstenkolonien zur amerikanischen Weltmacht
Eigene Aufzeichnungen aus Vorlesungen
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General William Tecumseh Sherman
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Marek1964
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Schon interessant, die tiefen Zahlen zu den Armeegrössen, für jemanden, der Armeestärken aus dem ersten und zweiten Weltkrieg kennt, staunt über diese recht tiefen Bestände.
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Barbarossa
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Ja und selbst auch vorher in den Napoleonischen Kriegen oder noch früher auch im Siebenjährigen Krieg waren ganz andere Truppenstärken im Spiel.
Die Diskussion ist eröffnet!

Jedes Forum lebt erst, wenn Viele mitdiskutieren.
Schreib auch du deine Meinung! Nur kurz registrieren und los gehts! ;-)
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Orianne
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Das war dann im Sezessionskrieg das grosse Problem der Generäle, sie waren (noch) nicht im Stande grosse Truppenteile zu führen, dies erklärt auch die hohen Opferzahlen z.B. in der Schlacht von Gettysburg.
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Orianne
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Nochmals eine kleine Anmerkung von mir zu den US Truppen im Mexikanisch-Amerikanischen Krieg.
Die hohen Militärs und auch Offiziere und Unteroffiziere stammten zu fast 100 % aus englischen oder deutschen Familien.
Es gab besonders in katholischen Regimentern viele Desertionen, weil z.B. die Iren nicht in die Messe oder zur Beichte durften, viele Sergeanten verweigerten ihnen das, die katholischen Mexikaner nutzten das aus , und bildeten ganze Kompanien mit Überläufern, denen man Land und Geld sowie die Glaubensfreiheit versprach, viele Deserteure wurden nach der Niederlage Mexikos gefangen genommen und nach kurzen Kriegsgerichtsprozessen gehängt.

Der Einfluss Deutschlands spiegelte sich später auch in den Uniformen der US Armee wider.
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ehemaliger Autor K.

In ihrem Buch „Warum Nationen scheitern“ haben die Autoren Acemoglu und Robinson den Ort Nogales untersucht, der 1853, also 5 Jahre nach dem Krieg zwischen Mexiko und den USA aufgeteilt wurde. Der nördliche Teil der Stadt gehört seitdem zu Arizona, der südliche Teil zu Sonora (Mexiko).

Die beiden Stadthälften haben sich seitdem gewaltig auseinander entwickelt. Die nördliche Hälfte ist sehr reich, der Süden damit verglichen ziemlich arm. Die rapide unterschiedliche Entwicklung führte dazu, das sie seit einigen Jahren durch eine Art "Berliner Mauer" voneinander getrennt wurden.

Man kann davon ausgehen, dass solche Bundesstaaten wie Texas oder Arizona, wären sie bei Mexiko geblieben, jetzt ebenfalls ziemlich arm wären.

Die Frage, die sich mir stellt: Wie ist dies zu erklären? Welche strukturellen Veränderungen haben sich in den ehemals mexikanischen Gebieten vollzogen, die zu diesen gravierenden Unterschieden führten?

BildThe USA/Mexico Border (Nogales, AZ) by bavetta, on Flickr

Die geteilte Stadt Nogales.
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Orianne
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Bei Nogales würde ich kurz gesagt den Drogenhandel vermuten, der seriöse Anleger abschreckt.

Bei den abgetretenen Gebieten von Mexico an die Vereinigten Staaten handelte es sich fast menschenleere Gegenden, es lebten dort nur ca. 1 - 2 % der damaligen Bevölkerung von Mexico. Unter dem Strich gesehen, gab es für Mexico keine Auswirkungen auf die sonst schon marode Wirtschaft, dass natürlich Bodenschätze unter der Erde lagen, wussten damals noch nicht sehr viele Leute.


Offtopic ein: Texas könnte meiner Meinung nach auch ohne die Vereinigten Staaten von Amerika existieren.Offtopic aus

Geld war und ist in Mexico vorhanden, nur aber in den Taschen von ca. 3 - 5 Familien, wovon die Familie von Carlos Slim, die reichste ist. Bei der politisch instabilen Lage in der Mexico eigentlich schon immer steckte, ist es nicht verwunderlich, dass das Geld ins Ausland fliesst.
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