Der Homestead Act oder das Heimstättengesetz

Die Geschichte der Indianer: Apachen, Comanchen, Black Feet, Eroberung durch europäische Siedler

Moderator: Barbarossa

Benutzeravatar
Orianne
Mitglied
Beiträge: 3147
Registriert: 11.06.2014, 21:14
Wohnort: Suisse
Kontaktdaten:

Der Homestead Act oder das Heimstättengesetz wurde in den Vereinigten Staaten von Amerika 1863 als ein Bundesgesetz zum Landerwerb eingeführt, das die einzelstaatlichen Regelungen ergänzte.
Es erlaubte jeder Person über 21 Jahren sich auf einem unbesiedelten Landstück niederzulassen, sich etwa ein 64 ha grosses Landstück abzustecken und zu bewirtschaften. Nach 5 Jahren wurde der sogenannte Squatter (eigentlich ein Schimpfwort)
zum Eigentümer. Wenn aber ein „illegaler“ Landbesetzer (Squatter) 200 USD zahlte, dann war die Wartezeit nur 6 Monate. Das Gesetz wurde von Präsident Abraham Lincoln am 20. Mai 1862 unterzeichnet.

Am Ende des 18. Jahrhunderts standen noch ca. 2.300.000.000 km2 oder (570 Mio. Acre) zur Besiedelung für Verfügung, einfach eine unglaubliche Menge Land, das viele arme Leute aus aller Welt anzog, wobei natürlich nur ein kleiner Teil bewirtschaftet werden konnte.

Im Jahre 1906 wurde der Forest Homestead Act verabschiedet, und 1912 eine letzte Erweiterung des Gesetzes beschlossen, dass die Bewirtschaftungsdauer auf drei Jahre für den Squatter herabsetzte.

1976 wurde diese Landnahme durch dieses Gesetz eingestellt, es war nur noch bis 1986 in Alaska erlaubt.

In Europa wurde der Homestead Act in gemilderter Form in einigen Ländern eingeführt. Die Gründe waren:

1. Schaffung von Grundeigentum, das nicht gepfändet werden konnte (Gläubigerschutz)
2. Förderung des Siedlungsgedankens (Kleinbauerntums)
3. Eindämmung der Landflucht

Eingeführt wurde das Gesetz von Rumänien (1864), Serbien (1873), Österreich (1888), Frankreich (1894), Schweiz (1907), Belgien (1909) und Deutschland 1920. In Liechtenstein sind Teile des Gesetzes immer noch in Kraft, wogegen es in der Schweiz im Zivilgesetzbuch per 1. Januar 2000 gestrichen wurde (Es wurde kaum Gebrauch davon gemacht, weil das Land einfach zu klein war und ist).

In Deutschland wurde das Gesetz nach dem 1. Weltkrieg ab 1921 rege genutzt, da es die Existenz von ehemaligen Soldaten, Witwen und Waisen sichern sollte. Das Heimstätten Gesetz wurde 1993 aufgehoben.
Grant stood by me when I was crazy, and I stood by him when he was drunk, and now we stand by each other.

General William Tecumseh Sherman
Bild
ehemaliger Autor K.

Man sollte vielleicht darauf hinweisen, das viel Land nur deshalb frei war, weil die Indianerstämme, die diese Gebiete einst besiedelt hatten, vorher ausgerottet, dezimiert oder in Reservate abgedrängt worden waren. Außerdem erwiesen sich auch längst nicht alle Siedler als tüchtige Farmer. Die Hälfte von ihnen soll nach einigen Jahrzehnten ihr Land wieder an den Staat zurückgegeben oder verkauft haben, an Eisenbahnen, Minengesellschaften, Rinder Barone. (Genaue Zahlen habe ich jetzt nicht.)

Das Heimstättengesetzt von 1920 in Deutschland ist nur bedingt mit dem Homestead Act vergleichbar. In den USA ging es darum, landwirtschaftlich produktive Betriebe aufzubauen. In Deutschlang ging es aber lediglich um Wohnraum. Sozial schwache Familien konnten günstig kommunales Land erwerben, um darauf ein Eigenheim zu errichten. Das landwirtschaftlich nutzbare Land war in Deutschland schon verteilt. Das Reichsheimstättengesetz von 1920 (neu gefasst 1937) ging weitgehend auf die Initiative der Bodenreformbewegung zurück. Es sollte zur Versorgung von benachteiligten Schichten der Bevölkerung mit Wohnraum dienen.

Die Heimstätter erhielten in Bezug auf ihr Heimstätteneigentum einen Vollstreckungsschutz, so dass sie vor etwaigen Zwangsversteigerungen geschützt waren. In das Grundbuch wurde ein Reichsheimstättenvermerk eingetragen. Andererseits sollten Spekulationsgeschäfte mit den Heimstätten dadurch verhindert werden, dass der Bodenpreisanteil, der im Grundbuch eingetragen war, beim Verkauf nicht überschritten werden durfte.

In en USA ging es also darum, Siedler auf „frei gewordenem Land“ anzulocken, um die Produktion anzukurbeln. Die Ländereien konnten auch verkauft werden. In Deutschland war es hingegen eine sozialpolitische Maßnahme, um ärmeren Schichten Wohnraum zu verschaffen. Der Staat hatte aber weiterhin eine Kontrolle über diese Wohnungen, sie waren nicht frei verkäuflich. Hier ging es nicht um Produktionsankurbelung. Hier konnte man sich auch nicht einfach irgendwo ansiedeln, Land musste von den Kommunen gekauft werden.
Antworten

Zurück zu „Die neue Welt“