Die Mauren in Spanien

Die Kirche hatte eine machtvolle Stellung im Leben der Menschen des Mittelalters und bestimmte Politik und Gesellschaft auf einzigartige Weise.

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Balduin
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Mezquita-Catedral de Córdoba
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Die Iberische Halbinsel erlebte drastische Herrschaftswechsel und beherbergte große Reiche, deren Kultur vielseitig war und bis in die heutige Zeit noch nachwirkt. Egal ob Staatswesen, Kunst oder Religion, die Halbinsel erlebte eine kulturelle Blüte ohnegleichen, während der muslimischen Herrschaft.

Weiterlesen: Das maurische Spanien


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He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
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Der Gelehrte Ibn Chaldun (1332-1406) hat ja versucht am Beispiel von Spanien die Geschichte von Zivilisationen allgemein und speziell im Islam zu erklären. Er sieht einen Gegensatz zwischen den Nomaden, die in Wüstenregionen und Gebirgszügen leben und den reichen Städtern, die vergleichsweise im Luxus schwelgen.

Die Nomaden vertreten aufgrund ihrer kargen Lebensverhältnisse einen puritanischen, strenggläubigen Islam, während die Städter einen „Islam light“ vertreten, gegenüber anderen Religionen, in Spanien das Christentum und Judentum, vergleichsweise tolerant sind und sich für Philosophie und Naturwissenschaften interessieren. Doch die Stadtbewohner werden im Laufe der Generationen zunehmend dekadent. Wenn dies passiert, sehen die Nomaden, die in den unwirtlichen Landschaften verblieben sind, ihre Chance, um die Städte auszurauben, und sich als neue Herrscher zu etablieren. Sie sind beutegierig und fanatische Kämpfer gegen die anderen Religionen und moslemischen Abweichlern.

So drangen die Berber, die Almoraviden-Dynastie (1046-1147) in Spanien ein und diese war zunächst sehr intolerant. Doch nach einiger Zeit degenerierte sie nach der Eroberung der Städte und nun folgte eine vergleichsweise tolerante Phase.

Da erblickten andere Nomaden ihre Chance und es erfolgte eine neue Berberinvasion, die Almohaden-Dynastie (1147-1269), welche sich als besonders fanatisch erwies.

Auf diese Weise versuchte Chaldun den ständigen Wechsel der Dynastien im Orient zu erklären, den Aufstieg und Fall der Großreiche.
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Barbarossa
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Ich glaube, es ist nach wie vor umstritten, ob die Araber eine Invasion gegen das Frankenreich zu unternehmen gedachten. Der Ablauf der Ereignisse was so:

Fest steht, daß Karl Martell die Langobarden um Unterstützung bei der Abwehr der Araber bat. Er verfügte damit über ein Heer von etwa 30.000 Mann und stand einem Araberheer von etwa 20.000 Mann gegenüber (die Angaben unterscheiden sich je nach Quelle, es soll Quellen geben, die stark übertreiben und die Truppenstärke der Araber mit 400.000 Mann beziffern). 
Zunächst zum Hergang selbst: Der Anlaß für den Angriff der Araber ist überliefert. Der aquitanische Fürst Eudo hatte sich mit dem Berberfürsten Munnuz verbündet, der jedoch von seinen arabischen Nachbarn besiegt wurde. Nun überschritten sie auch die Pyrenäen und griffen Aquitanien an. Plündernd und brandschatzend zogen die Araber nach Norden und machten auch vor Poitiers nicht halt. Auch diese Stadt wurde erobert und gelündert. Damit standen sie bereits im Zentrum Galliens. Als sie auch Tours an der Loire bedrohten, stellte sich ihnen Karl Martell mit seinem fränkischen Reiterheer entgegen. Sieben Tage soll die Schlacht gedauert haben (wobei die meiste Zeit wohl mit Taktieren und Abwarten verbracht wurde), dann waren die Araber besiegt und zogen sich eilig unter hohen Verlusten über die Pyrenäen zurück. Ihr Heerführer Abd El-Rahman wird getötet.

Zur Bewertung dieser Schlacht muß man sich die Eroberungszüge der Araber insgesamt anschauen:
Mohamed hatte bis zu seinem Tod im Jahre 632 fast die gesamte Arabische Halbinsel vereinigt. Seine Nachfolger, die Kalifen griffen nun die Nachbarländer an und eroberten sie ganz oder teilweise. Zuerst griffen sie offenbar Persien (Sassanidenreich) und Syrien an, das zum Byzantinische Reich gehörte. Die (wieviele?) Araber siegten 636 in der Schlacht am Yarmuk über 80.000 Byzantiner.

Aber besonders wichtig ist auch die politische Entwicklung des Arabischen Kalifats nach der Schlacht 732. Bis dahin haben die Araber tatsächlich alles unterworfen, was nicht genug Widerstand leisten konnte, das heißt bis dahin kann man von der Annahme ausgehen, daß die Araber nach einer Niederlage der Franken zumindest die Absicht gehabt hätten, auch dieses Reich zu unterwerfen. Also angenommen, die Franken hätten die Schlacht verloren: Möglicherweise wäre die Provinz Aquitanien in den Folgejahren dem Kalifat angegliedert worden - sagen wir, um das Jahr 745 oder spätestens 750 herum. 756 wurde Spanien jedoch ein vom Kalifat unabhängiges Emirat (Emirat von Córdoba), welches von nun an zwar noch in der Lage war, Raubzüge ins Frankenreich zu unternehmen, ansonsten aber vor allem auf Bewahrung der eigenen Unabhängigkeit auch gegen das Kalifat bedacht war. Dieses Emirat war mit Sicherheit weder in der Lage noch Willens, weiter zu expandieren. Das heißt, spätestens ab 756 wäre die Expansion so oder so beendet gewesen.

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Das arabische Spanien bildete eine Schnittstelle zwischen Orient und Okzident, denn die Beziehungen zwischen den Mauren und den Christen waren ja nicht nur von Gewalt geprägt, sondern dazwischen gab es auch längere Phasen gegenseitigen Austausches. Die Araber hatten die Werke griechischer und römischer Werke übersetzt und durch den Umweg über Spanien gelangten sie nach Europa, wurden aus dem arabischen in die lateinische Sprache übertragen. Dies gilt vor allem für die Bücher von Aristoteles, der zum Lehrmeister der Scholastik wurde. Vor allem unter dem toleranten Kalifen Ab dar-Rahman den Großen (912-961) aus der Omaijaden-Dynastie, der in Cordoba residierte, gab es einen regen Austausch zwischen den Kulturen. Cordoba hatte damals eine halbe Millionen Einwohner. Keine christliche Stadt mit Ausnahme von Konstantinopel konnte sich damit vergleichen.

Auch zahlreiche jüdische Gelehrte konnten in Spanien wirken, auch wenn sie später unter der Intoleranz vor allem der fanatischen und judenfeindlichen Almohaden zu leiden hatten. Unter dem Berberführer Abd al-Mumin im 12. Jahrhundert wütete in Andalusien ein grausamer Terror gegen Andersgläubige und führte zur Massenflucht von Christen und Juden in die christlichen Königreiche des Nordens.

In dieser Zeit wirkte auch der der Jude Maimonides, dessen Aristoteles Rezeption offensichtlich großen Einfluss nahm auf Albertus Magnus und Thomas von Aquin und der im 20.Jahrhundert eine wundersame Auferstehung erfuhr, seitdem in der Schweiz lebt und die Leser in diesem Forum mit seinen Bandwurmsätzen quält. :mrgreen:
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Barbarossa
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Karlheinz hat geschrieben:...

In dieser Zeit wirkte auch der der Jude Maimonides, dessen Aristoteles Rezeption offensichtlich großen Einfluss nahm auf Albertus Magnus und Thomas von Aquin und der im 20.Jahrhundert eine wundersame Auferstehung erfuhr, seitdem in der Schweiz lebt und die Leser in diesem Forum mit seinen Bandwurmsätzen quält. :mrgreen:
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RedScorpion

Ah jooo - ich mein, Armin der Cherusker is ja ooch nech kleenzukriejen, ne (seine Kollegen sind allerdings mittlerweile die Arianer und seine Gegner zwar noch die alten, allerdings plus die Muslime, die neu sind; gab's ja auch in der ersten Phase seines Lebens noch nich)?
Und im anderen Forum hatten wir dann noch den immerwährenden Jesus, der regelmässig mit Pilatus die Shoppingmalls unsicher machte.
Unkraut vergeht eben nicht, und beim nächsten Treffen mit Connor MacLeod müssen wir ihn mal ausquetschen, wo denn überhaupt der Aegypter wieder abgeblieben ist ... :mrgreen:

Lange Rede, kurzer Sinn: Freilich erfüllt es einem das Herz immer wieder mit viel Freude, wenn man erkannt wird.
Was wäre man schon ohne seine 13.
:wink:

LG
Renegat
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RedScorpion hat geschrieben:Ah jooo - ich mein, Armin der Cherusker is ja ooch nech kleenzukriejen, ne (seine Kollegen sind allerdings mittlerweile die Arianer und seine Gegner zwar noch die alten, allerdings plus die Muslime, die neu sind; gab's ja auch in der ersten Phase seines Lebens noch nich)?
Und im anderen Forum hatten wir dann noch den immerwährenden Jesus, der regelmässig mit Pilatus die Shoppingmalls unsicher machte.
Unkraut vergeht eben nicht, und beim nächsten Treffen mit Connor MacLeod müssen wir ihn mal ausquetschen, wo denn überhaupt der Aegypter wieder abgeblieben ist ... :mrgreen:

Lange Rede, kurzer Sinn: Freilich erfüllt es einem das Herz immer wieder mit viel Freude, wenn man erkannt wird.
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LG
Kannst du das für Uneingeweihte übersetzen, verstehe nicht mal ansatzweise, von wem die Rede ist. :?: :?: :?:
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dieter
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Renegat hat geschrieben:
RedScorpion hat geschrieben:Ah jooo - ich mein, Armin der Cherusker is ja ooch nech kleenzukriejen, ne (seine Kollegen sind allerdings mittlerweile die Arianer und seine Gegner zwar noch die alten, allerdings plus die Muslime, die neu sind; gab's ja auch in der ersten Phase seines Lebens noch nich)?
Und im anderen Forum hatten wir dann noch den immerwährenden Jesus, der regelmässig mit Pilatus die Shoppingmalls unsicher machte.
Unkraut vergeht eben nicht, und beim nächsten Treffen mit Connor MacLeod müssen wir ihn mal ausquetschen, wo denn überhaupt der Aegypter wieder abgeblieben ist ... :mrgreen:

Lange Rede, kurzer Sinn: Freilich erfüllt es einem das Herz immer wieder mit viel Freude, wenn man erkannt wird.
Was wäre man schon ohne seine 13.
:wink:

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Kannst du das für Uneingeweihte übersetzen, verstehe nicht mal ansatzweise, von wem die Rede ist. :?: :?: :?:
Lieber Renegat,
das geht mir genauso. :wink: Sicherlich wollte er mal wieder seinen Abscheu gegenüber den Germanen und Christen zum Ausdruck bringen. Wo kommen wir denn hin, wenn die Germanen eine Schlacht gewinnen könnten. :wink: :mrgreen:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
RedScorpion

Ich wusste doch, dass auf meine Pappenheimer Verlass ist. :mrgreen:

Look in the mirror, blabbermouth.



LG
ehemaliger Autor K.

Impressionen aus Spanien

Im Jahre 1970 reiste ich das erste Mal nach Spanien und bin seitdem unzählige Male dort gewesen. Die arabische Vergangenheit begegnet einem vor allem im Süden auf Schritt und Tritt.

Unter General Franco, dem letzten Überbleibsel des europäischen Faschismus, galt der heilige Jacobus, einer der Apostel (auf Spanisch: Santiago = heiliger Jacob, abgeleitet von Sanctus Jacobus) als Nationalheiliger und alle Einwohner mussten jährlich eine spezielle Jacobus-Steuer entrichten. Sie feierten ihn als Matamoros, als Maurentöter. Jacobus Leichnam gelangte nach seinem Märtyrertod in Jerusalem auf wundersame Weise nach Galicien und sein Sarkophag wurde unter einem Berg von Muscheln im 9.Jahrhundert, die Jakobsmuscheln, sein Erkennungszeichen, entdeckt, da ein Stern sein Grab verriet. Darüber wurde die Kathedrale von Santiago de Compostela errichtet. Bevor die Ritter zum Kampf gegen die Moros (die Schwarzen, daher der Name Mauren) aufbrachen, pilgerten sie zu diesem wichtigen Wallfahrtsort mit der Muschel als Symbol ihres Glaubens. Es ist noch nicht lange her, da wurde jedes Jahr in Santiago de Compostela eine Moschee aus Holz und Pappe errichtet und dann feierlich angezündet, bis der heutige König Carlos diese Zeremonie als nicht mehr zeitgemäß verbot.

Spanien ist voll von Symbolen. Während der arabischen Eroberung wurden Marienfiguren vergraben und Jahrhunderte später während der Reconquista zufällig wieder gefunden, manchmal von Kerzenruß schwarz gefärbt. Schwarze Madonnen werden als Wunder verehrt und an Feiertagen ehrfürchtig durch die Stadt getragen.

Vom Norden aus fährt man durch die trostlose Einöde von Kastilien, ein ausgedörrtes Hochplateau, brütend heiß im Sommer, eiskalt im Winter. Dieses Gebiet wurde zwischen Arabern und Christen heftig umkämpft und mit Burgen überzogen, von denen das Land seinen Namen hat (Castello = Burg, Kastilien = Land der Burgen). Von hier aus begann die Reconquista, daran beteiligten sich nicht nur Spanier, sondern Ritter aus ganz Europa. Land war dort knapp geworden, viele Adelssöhne gingen bei Erbschaften leer aus, doch in Spanien konnte man Land erobern. In einem Gedicht des Epos Cid heißt es: „In ihren Häusern werden wir wohnen und uns von ihnen bedienen lassen.“

Ein großes Heer von Kämpfern zog auf die iberische Halbinsel, viele von ihnen allerdings eroberten für sich nur kleine Landflecken, wollten aber dennoch ein standesgemäßes Leben führen, ohne Arbeit, nur kämpfen und voller Müßiggang. Aus ihnen entstand der Typ des Hidalgo (stammt von higo de algo = Sohn von Jemandem), ein stolzer, aber armer Adliger, arbeitsunwillig, ein Macho, besessen von der Idee des „limpieza de sangre“, des reinen Blutes, welches ihn unterschied von den unreinen Arabern und Juden. Schon bald war jeder fünfte Spanier ein Hidalgo, sie stahlen den Eroberten ihr Eigentum und bereicherten sich auf deren Kosten. Wer nicht flüchtete, wurde von den Glaubenskriegern zum Christentum zwangsbekehrt. Doch man traute diesen Neuchristen nicht. Die Juden waren Marranen (Schweine), die Araber Moriscos. Schließlich wurden auch sie bestohlen und verjagt. Damit verlor Spanien seine Handwerker, Händler und Landwirte. Traurig blieben die stolzen, aber faulen Hidalgos zurück, treffend von Cervantes in seinem Don Quijote karikiert. Aber nach der Entdeckung Amerikas bot sich ihnen die Möglichkeit, ihre Reconquista auf amerikanischem Boden weiterzuführen, ihren gigantischen Plünderungsfeldzug zu wiederholen und sich dort gewaltigen Grundbesitz anzueignen. Die Raubmentalität der Reconquista, das Gold und Silber aus den Kolonien, machte den Aufbau von Manufakturen und die Förderung von Handel und Gewerbe überflüssig. Dies sollte sich später bitter rächen, das Land wurde alsbald zum europäischen Armenhaus.

Im Süden, in Andalusien, der Name stammt von dem arabischen Al-Andalus, ist der arabische Einfluss besonders an der Architektur deutlich. Überall sieht man die weißen, von den Berbern stammenden Plattdachhäusern, deren flache Dächer in den Sommernächten als Terrassen benutzt werden. Die Häuser sind zu den Gassen hin verschlossen, um den kühlen Innenhof gegen neugierige Blicke abzuschirmen. Heute haben sie allerdings zu den Straßen hin meistens einen blumengeschmückten Balkon. Die Städte wie Cordoba, Sevilla und Granada haben noch den typischen arabischen Städteaufbau: Eine Hauptmoschee, die später in eine Kirche umgewandelt wurde, eine Zitadelle (Alcazabar); ein Marktviertel, einen ehemaligen Bazar, eine befestigte Burg (Alcazar).

In Granada ist auch noch die arabische Altstadt (Medina) sehr gut erhalten, ein Gassengewirr, in denen sogar die Straßennamen noch in arabischer Schrift zu lesen sind.

Wer einen Eindruck von den originalen arabischen Städten erhalten möchte, sollte mit der Fähre von Algeciras nach Tanger in Marokko fahren und von dort aus weiter nach Fes, Meknès oder Marrakesch reisen.

In Andalusien gab es zur Zeit der Römers und der Westgoten riesige Latifundien, die von Sklaven und Kolonen bewirtschaftet wurden. Die Araber verteilten das Land an viele kleine Pächter, die in Einzelhöfen lebten und durch ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem versorgt wurden. Während der Reconquista wurde das Land sehr schnell erobert und in großen Teilen an Ritterorden und an die Kirche vergeben, die Bevölkerung in Dörfern konzentriert, die oft noch in der Nähe von arabischen Gebieten waren und daher häufig den Zusatz „La frontera“ (Grenze) tragen. Die Folge war die Entstehung einer kleinen Schicht von Großgrundbesitzern und vielen Tagelöhnern, einer Struktur, die sich lange Zeit als schädlich für weitere Entwicklungen erwies und sozialen Konfliktstoff barg.

In vielen Dörfern schien früher die Zeit stillzustehen. Im Sommer brüteten die schneeweißen Häuser unter einem stahlblauen Himmel. Ein schöner Anblick, der die Armut kaschierte. Schwarzgekleidete Frauen huschten wie in Nordafrika gelegentlich durch die Straßen, manchmal sogar verschleiert, gelegentlich ertönte schwermütige Musik aus den Häusern und erinnerte an orientalische Klänge. Inzwischen ist vielfach durch den Tourismus eine neue Zeit angebrochen, doch vieles aus der Vergangenheit hat sich auch heute noch erhalten.

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Peppone
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Karlheinz hat geschrieben:Jacobus Leichnam gelangte nach seinem Märtyrertod in Jerusalem auf wundersame Weise nach Galicien und sein Sarkophag wurde unter einem Berg von Muscheln im 9.Jahrhundert, die Jakobsmuscheln, sein Erkennungszeichen, entdeckt, da ein Stern sein Grab verriet. Darüber wurde die Kathedrale von Santiago de Compostela errichtet.
Du muss ich doch noch mal einhaken: Der Muschelberg hat mich auf eine Idee gebracht.
Vor 5000 Jahren schon wurden nicht nur in Spanien und Portugal Menschen unter Muschelhaufen begraben (die im Übrigen im Grunde Abfallhaufen waren, denn die damaligen Bewohner der Atlantikküste ernährten sich vorwiegend von Muscheln und Meeesfrüchten), sondern diese Tradition lässt sich bis nach Skandinavien verfolgen. Gleichzeitig errichteten die damaligen Bewohner Iberiens die ersten Megalithbauten - die Megalithkultur entstand offensichtlich in Iberien, breitete sich dann schnell nach Irland aus, traf in Britannien auf ältere megalithische Traditionen (siehe Stonehenge als berühmtestes Beispiel, wohl von noch älteren Traditionen von den Orkneys her inspiriert) und in Norddeutschland / Dänemark auf Trditionen der Trichterbecherkultur. In Norddeutschland und Südskandinavien verschmolzen Trichterbecher- und Megalithkultur miteinander und schufen über mehrere hundert Jahre hinweg die "Riesengräber", "Teufelssteine" und "Hinkelsteine", die die dortige Landschaft bis heute mitprägen.

Der angebliche Jabokus könnte also sehr gut ein Verstorbener der Megalithzeit gewesen sein, und die Kathedrale über seinem Grab ein Nachfahre der Megalithbauten...

Beppe
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Karlheinz hat geschrieben:Impressionen aus Spanien

Im Jahre 1970 reiste ich das erste Mal nach Spanien und bin seitdem unzählige Male dort gewesen. Die arabische Vergangenheit begegnet einem vor allem im Süden auf Schritt und Tritt.

In Andalusien gab es zur Zeit der Römers und der Westgoten riesige Latifundien, die von Sklaven und Kolonen bewirtschaftet wurden. Die Araber verteilten das Land an viele kleine Pächter, die in Einzelhöfen lebten und durch ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem versorgt wurden. Während der Reconquista wurde das Land sehr schnell erobert und in großen Teilen an Ritterorden und an die Kirche vergeben, die Bevölkerung in Dörfern konzentriert, die oft noch in der Nähe von arabischen Gebieten waren und daher häufig den Zusatz „La frontera“ (Grenze) tragen. Die Folge war die Entstehung einer kleinen Schicht von Großgrundbesitzern und vielen Tagelöhnern, einer Struktur, die sich lange Zeit als schädlich für weitere Entwicklungen erwies und sozialen Konfliktstoff barg.

Nachdem die Mauren in Andalusien vertrieben wurden, wurde das Land neu verteilt. In Jerez dela Frontera z.B. wurden 40 Rittern und Ratsbeamte jeweils 6 "aranzadas"(über30000 qm) zugewiesen.
Ihnen wurde zur Auflage gemacht weiter Wein anzupflanzen bzw. zur Hälfte Wein anzubauen. So entstanden zum Teil winzige Besitztümer. Eine der Familie die da ansässig wurden hieß "de Guzmanes".Es waren die Vorfahren der Herzöge von Medina-Sidonia . Der König überschrieb ihm und anderen Familien Ländereien genannt auch "ladifundios", die mit den "latifundia" aus römischen und westgotischen Zeiten verwandt sind. Diese sollten später die Probleme der Agrarbevölkerung darstellen, die Andalusien bis zum heutigen Tage noch bedrängen. Die "Guzmanes" , ein Geschlecht wahrscheinlich germanischen Ursprungs, hatten sich in der Schlacht von Las Navas Tolosa und bei der Eroberung Sevillias 1248 ausgezeichnet. Alonso Perez de Guzman ist berühmt geworden für seine heldenhafte Verdeitigung von Tarifa im Jahre 1294, für die ihm der erbliche Beiname "el Bueno" (der Gute) verliehen wurde.http://www.google.de/imgres?client=fire ... CFUQrQMwAA
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