Die Entstehung der Landesherrschaft

Heraldik, Jagd, Pest, Kriegsführung, Ritter, Feuerwaffen, Burgen, Könige, Königreiche

Moderator: Barbarossa

Dietrich
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Der moderne Territorialstaat ist nicht von heute auf morgen entstanden, sondern das Produkt einer längeren Entwicklung. Nimmt man es genau, hat er sich sogar bis zum Ende des Alten Reichs nicht überall vollständig durchsetzen können, da Partikel alter Gewalten und Herrschaftsansprüche lebendig blieben. Anfänge moderner Staatsbildung gibt es im Hochmittelalter um 1200, der eine Territorialbildung im 13. Jh. folgte. Dieses Jahrhundert gilt als eigentliche Entstehungszeit. Von domini terrae ist schon in einem Reichsweistum von 1231 die Rede, wenig später (1237) von ministeriales terrae (anstatt von ministeriales ducis) und allmählich werden die Zusammensetzungen mit "Land" häufig: vom "Landrecht" über "Landgrafschaften" und "Landvogteien" zum "Landesvater" zu den "Landeskindern" und "Landsknechten".

Der Übergang zur "Landes"herrschaft ist offenbar Ausdruck einer aufgrund der Bevölkerungszunahme und Bevölkerungsdifferenzierung eingetretenen Herrschaftsverdichtung. Gefördert wurde diese Territorialisierung der Herrschaft schon früh vom Reich, durch Kaiser und Könige, die sich gegen die Konkurrenz der Stammesherzöge durchzusetzen versuchten. Schon im 12. Jh. tauchen neue, nicht mehr dem Stammesprinzip folgende terrae imperii auf. Während jedoch in Frankreich der Aufbau einer königlichen Landesherrschaft gelang, führte die Raumerfassung in Deutschland nach dem Zusammenbruch der Stauferherrschaft dazu, dass eine Fülle größerer und kleinerer Potentaten durch die Errichtung von Gebietsherrschaften zu "Landesherren" aufstieg.

Rechtsgrundlage bildeten verschiedene Elemente. So vor allem die Grundherrschaft, die aus fränkischer Zeit überkommene Grafschaft mit Grafschaftsrechten wie z.B. der hohen Gerichtsbarkeit, Daneben aber ließen sich alle möglichen Machtmittel und Rechtstitel benutzen, so z.B. eine mit Immunitätsrechten begabte Grundherrschaft, die eine Vogtei über Kirchen, die niedere Gerichtsbarkeit oder das Forstregal besaß, vor allem aber eine Grafschaft mit ihrem Bündel von Hoheitsrechten. Konkurrierende Herrschaften wurden aufgekauft oder durch Einheirat erworben. Gegenüber kleinen Machtträgern im Lande wurde z.B. das Lehnsrecht ausgespielt, indem man Lehnsvergaben davon abhängig machte, dass der Vasall seinen Eigenbesitz dem Herrn auftrug, um ihn anschließend zusammen mit den begehrten Herrengütern als Lehen zurückzuempfangen. Das verstärkte seine Abhängigkeit und vergrößerte den Umfang dessen, was beim Aussterben einer hochadligen Familie im Lande an den Fürsten zurückfiel.

Im Idealfall waren am Ende dieses Prozesses alle anderen Herrschaftsträger aus dem betreffenden Raum ausgeschlossen oder untergeordnet, und es bestand nur noch eine Abhängigkeit vom Reich.

Es zeigt sich, dass die Schwächung der Reichsgewalt den Aufbau von Landesherrschaften förderte, wie besonders die Doppelwahl von 1198 und der Zusammenbruch der Stauferherrschaft.
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dieter
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Lieber Dietrich,
es ist völlig klar, dass bei schwachen Kaisern und Königen oder wenn es doppelte Könige gab, diese die übrigen Landesherrn zu ihrer Unterstützung brauchten und somit die Regionalfürsten immer größere Recht und Befugnisse bekamen. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Ruaidhri
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Das unverwüstliche Thema in Proseminaren des Geschichtsstudiums- :mrgreen:
Der Übergang zur "Landes"herrschaft ist offenbar Ausdruck einer aufgrund der Bevölkerungszunahme und Bevölkerungsdifferenzierung eingetretenen Herrschaftsverdichtung. Gefördert wurde diese Territorialisierung der Herrschaft schon früh vom Reich, durch Kaiser und Könige, die sich gegen die Konkurrenz der Stammesherzöge durchzusetzen versuchten. Schon im 12. Jh. tauchen neue, nicht mehr dem Stammesprinzip folgende terrae imperii auf.
Landesherrschaft und Landesausbau Landesausbau sind aufs engste verquickt, denn- unabhängig, ob einstiges Stammesherzogtum oder nur Grafschaft- die Gewinnung und Urbarmachung neuer Siedlungsgebiete, Stadt- oder Klostergründungen bedurften der Ordnung und Organisation.
Einerseits gaben die erweiterten Privilegien den Herzögen und Grafen dafür freie Hand, andererseits bot sich ihnen natürlich die Gelegenheit zum Ausbau der eigenen Macht.
Nicht zu vergessen, dass auch der Klerus vielfältig aktiv Landesherrschaft ausübte.
Solange die Monarchie Wahlkönigtum blieb, blieb jeder Thronaspirant, jeder König, ob stark oder schwach, auf die Landesfürsten angewiesen.
Dazu kam, dass viele Lehen erblich waren und nicht nach dem Tod des Lehensmannes wieder eingezogen werden konnten und vom König nicht als Wahlkampf- Spende oder Belohnung neu an treue Gefolgsleute verliehen werden konnten.
Barabarossa hätte Heinrich dem Löwen Bayern nicht ohne die Zustimmung der auf dem Reichstag anwesenden Fürsten entziehen können.
(Da hatten es die englischen Könige seit William the Conqueror wahrlich einfacher, zumindest in der Hinsicht, doch auf die Hilfe und Unterstützung der Großen im Lande waren auch sie angewiesen.)
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LG Ruaidhri
Dietrich
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Ruaidhri hat geschrieben:Das unverwüstliche Thema in Proseminaren des Geschichtsstudiums- :mrgreen:
In der Tat! :D

Aber immer wieder interessant zu erfahren, wie sich unsere deutschen Dynastien an die Sonne gekämpft haben - und andere verdrängten! :(
Ruaidhri hat geschrieben: Landesherrschaft und Landesausbau Landesausbau sind aufs engste verquickt, denn- unabhängig, ob einstiges Stammesherzogtum oder nur Grafschaft- die Gewinnung und Urbarmachung neuer Siedlungsgebiete, Stadt- oder Klostergründungen bedurften der Ordnung und Organisation.
Die Gebiete östlich von Elbe und Saale sowie die einst slawischen Regionen in Holstein waren allerdings stärker vom Landesausbau betroffen, als zivilisatorisch erschlossenere Gebiete im Westen des Reichs. Besonders im Rahmen der deutschen Ostsiedlung waren Landesausbau und Urbarmachung zentrale Handlungsfelder. Von dieser Arbeit haben die Herzöge von Pommern und Mecklenburg sowie die Markgrafen von Brandenburg, Meißen und Thüringen mächtig profitiert. In Holstein waren es auf einst slawischem Boden die Grafen von Schaumburg, die sich beim Landesausbau hervortaten. Dabei kamen sie allerdings dem Welfenherzog Heinrich dem Löwen ins Gehege, und es kam zwischen beiden zu einem Streit um Lübeck, in dessen Verlauf der Herzog die Stadt praktisch ein zweites Mal gründete. Nimmt man die slawische Erstgründung hinzu, wurde Lübeck faktisch dreimal gegründet. - Wieder so ein Beispiel für die starke Rivalität der Fürsten, besonders zu Beginn der Territorialisierung.
Ruaidhri hat geschrieben:Nicht zu vergessen, dass auch der Klerus vielfältig aktiv Landesherrschaft ausübte.
Eine ganz wichtiger Tatsache, die sich nur im Heiligen Römischen Reich vollzog. Alte Benediktinerabteien wurden reichsunmittelbar und schufen sich ein eigenes Territorium, das sie zur Landesherrschaft ausbauten. Einige von ihnen stiegen sogar zu Fürstabteien auf, deren Fürstäbte Sitz und (Viril)Stimme im Reichstag besaßen. So z.B. die Fürstäbte von Fulda und Kempten oder die Fürstpröpste von Berchtesgaden und Ellwangen. Andere Reichsabteien hatten gleichfalls Sitz und Stimme im Reichstag und verfügten über Kuriatstimmen in den Prälatenkollegien.

Weitaus größere Macht hatten natürlich die Fürstbischöfe, die wie die von Mainz, Köln oder Trier über ansehnliche Landesherrschaften verfügten und als Reichsfürsten Sitz und Stimme auf der Fürstenbank des Reichstags hatten.
Ruaidhri hat geschrieben:Solange die Monarchie Wahlkönigtum blieb, blieb jeder Thronaspirant, jeder König, ob stark oder schwach, auf die Landesfürsten angewiesen.
Durch den Aufstieg der Landesherren war die Macht des Kaisers stark erodiert, denn die Fürsten hatten im Lauf der Zeit zentrale Privilegien an sich gerissen. Macht konnte ein Kaiser nur noch ausüben, wenn er eine Hausmacht hatte, also über ein wirtschaftlich und politisch mächtiges eigenes Landesfürstentum verfügte. Das hatte zur Folge, dass nur noch großen Territorialherren wie Habsburgern oder Luxemburgern der Aufstieg zum Kaisertum gelang. Weniger begüterte Fürsten wie die Wittelsbacher hatten nur noch ausnahmsweise und für kurze Zeit die Chance, den Kaiserthron zu erklimmen.
Ruaidhri
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In Holstein waren es auf einst slawischem Boden die Grafen von Schaumburg, die sich beim Landesausbau hervortaten. Dabei kamen sie allerdings dem Welfenherzog Heinrich dem Löwen ins Gehege, und es kam zwischen beiden zu einem Streit um Lübeck, in dessen Verlauf der Herzog die Stadt praktisch ein zweites Mal gründete. Nimmt man die slawische Erstgründung hinzu, wurde Lübeck faktisch dreimal gegründet. - Wieder so ein Beispiel für die starke Rivalität der Fürsten, besonders zu Beginn der Territorialisierung.
Die Grafen von Schauenburg- so tauchen sie in Quellen und Urkunden und Sekundärliteratur auf. :) waren schon von einiger Bedeutung im Norden.
Lübeck, wie überhaupt die Besiedlung und der Landesausbau Wagriens sind ein Kapitel für sich. Helmut von Bosau beschreibt es spannend genug.
In jedem Fall aber eines von zahlreichen Beispielen für das Zusammenspiel von Landesherrschaft und Landesausbau auf vielen Ebenen.
Zugelassene Literatur in Übungen, Proseminaren und sogar im Hauptseminar und - Geschichte soll ja Spaß machen: :mrgreen:
Mönche - Mörder - Minnesänger. Die wilden Jahre im jungen Holstein. Taschenbuch – 1980
von Leserservice der Lübecker Nachrichten (Autor)
(Ab und zu bei amazon erhältlich, derzeit aber für einenvöllig überzogenen Preis.)
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Ruaidhri hat geschrieben:
Die Grafen von Schauenburg- so tauchen sie in Quellen und Urkunden und Sekundärliteratur auf. :) waren schon von einiger Bedeutung im Norden.
Solltest du mal im Schaumburger Land an der Weser sein, kannst du bei Rinteln die Reste der Stammburg der Schaumburger Grafen besichtigen. Diese Wesergrafschaft war der Ursprung des Geschlechts, bevor es sich in mehrere Linien verzweigte, darunter die berühmte der "Schauenburger Grafen" von Holstein.

Nicht weit entfernt liegt der malerische Ort Stadthagen, den die Schaumburger zur Hauptstadt ihres kleinen Territoriums machten. In der Kirche St. Martini befindet sich das fürstliche Mausoleum mit einer Grablege der Schaumburger Grafen. https://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%BCrs ... dthagen%29
Ruaidhri
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Das Schaumburger Land, also die Herkunftsregion der Holsteiner Grafen, kannte ich seit Kindertagen, als Oma dort zur Sommerfrische weilte.
Drum war (und ist) es ja so eigen, dass in der Literatur die Linie der Adolfs und Gerhards von Holstein immer Schauenburger heißen und nicht, wie die Daheimgbliebenen, Schaumburger. War sehr gewöhnungsbedürftig für mich, aber nötig.
Ein Pro-Seminar lang habe ich mich oft versprochen und verschrieben, und Schreibfehler auf einer alten Adler-Schreibmaschine wurden hart bestraft, vor allem beim Schreiben auf Matrize. In dem Fall war mal negative Verstärkung eine gute Lehre. :mrgreen: ( Scheint heute so weit zurückzuliegen wie die Entstehung der Landesherrschaft selber... :mrgreen: )
Noch ein Wort zur Landesherrscht um zum Landesausbau: Arbeitskräfte-Abwerbung gab es schon damals. Die Sage vom Rattenfänger von Hameln wird ja in Teilen in Zusammenhang mit der Kolonisation des Ostens und auch Holsteins gebracht.
Von den Landesherren beauftragte Lokatoren warben um Neusiedler, die das Land urbar machen sollten und dafür Freiheiten und Erbanspruch erwarben.. In einer Zeit, in der die Bevölkerungsdichte im Rest Europas massiv zunahm, kamen die Rufe, in bislang unbesiedelte Gebiete zu ziehen, natürlich gerade recht.
Andere kamen freiwillig, viele Westphals, Fle(h)mers etc. , vor allem in Lübeck, Holstein und Dithmarschen ansässig, erinnern bis heute an die Migranten des Mittelalters.
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Ruaidhri hat geschrieben: ... und Schreibfehler auf einer alten Adler-Schreibmaschine wurden hart bestraft, vor allem beim Schreiben auf Matrize.
Ach ja - die guten alten Zeiten von Tipp-Ex und Korrekturflüssigkeit. Mein schriftstellerisches Museumsstück war eine "Erika" von Olympia. :mrgreen:
Ruaidhri hat geschrieben:Noch ein Wort zur Landesherrscht um zum Landesausbau: Arbeitskräfte-Abwerbung gab es schon damals. Die Sage vom Rattenfänger von Hameln wird ja in Teilen in Zusammenhang mit der Kolonisation des Ostens und auch Holsteins gebracht.
Hintergrund der Sage vom Hamelner Rattenfänger sollen die Werber für einen Kinderkreuzzug sein, was mir sehr plausibel erscheint. Von solchen Kinderkreuzzügen gab es einige gut belegte, die meisten Kinder kamen elendiglich um.
Ruaidhri hat geschrieben:Von den Landesherren beauftragte Lokatoren warben um Neusiedler, die das Land urbar machen sollten und dafür Freiheiten und Erbanspruch erwarben.. In einer Zeit, in der die Bevölkerungsdichte im Rest Europas massiv zunahm, kamen die Rufe, in bislang unbesiedelte Gebiete zu ziehen, natürlich gerade recht.
Andere kamen freiwillig, viele Westphals, Fle(h)mers etc. , vor allem in Lübeck, Holstein und Dithmarschen ansässig, erinnern bis heute an die Migranten des Mittelalters.
Einige Besonderheiten machten den Zug nach Osten attraktiv. Die Bauern wurden von Freiheitsrechten angelockt, die ihnen die Grundherren im Osten versprachen. Für die neuen Siedler galt deutsches Recht, das ihnen die persönliche Freiheit garantirete, ihr Erb- und Besitzrecht wurde kaum eingeschränkt und Frondienste durch festen Zins ersetzt. Dadurch erwarben die Siedler eine bessere Rechtsstellung als in ihrer Heimat.
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Dietrich hat geschrieben:...
Hintergrund der Sage vom Hamelner Rattenfänger sollen die Werber für einen Kinderkreuzzug sein, was mir sehr plausibel erscheint. Von solchen Kinderkreuzzügen gab es einige gut belegte, die meisten Kinder kamen elendiglich um.
...
Das habe ich in einer Doku anders gehört und bei Wikipedia steht es auch so:
Als historischer Hintergrund ist anzunehmen, dass es Hamelner Jung–Bürger gewesen sind, die von adligen Territorialherren oder Lokatoren zur Ostkolonisation angeworben wurden. Daraus entwickelte sich später die Rattenfängersage. Die Datierung auf dieses Jahr 1284 geht auf das Spätmittelalter zurück.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Hameln#Rattenf.C3.A4nger
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Dietrich hat geschrieben:Hintergrund der Sage vom Hamelner Rattenfänger sollen die Werber für einen Kinderkreuzzug sein, was mir sehr plausibel erscheint. Von solchen Kinderkreuzzügen gab es einige gut belegte, die meisten Kinder kamen elendiglich um.
Wiki und andere Nachschlagewerke geben beide Versionen an.
https://de.wikipedia.org/wiki/Rattenf%C ... von_Hameln
Zitat:
"Anders verhält es sich mit dem Sagenteil „Kinderauszug“, wobei unter den vielen Interpretationen die Deutung auf die von Niederdeutschland ausgehende Ostkolonisation die größte Wahrscheinlichkeit für sich beanspruchen kann: Die „Kinder von Hameln“ dürften Hamelner Jung-Bürger gewesen sein, die von adligen Territorialherren oder Lokatoren zur Siedlung im Osten angeworben wurden."

Der Herr mit dem kaiserlichen Namen war schneller... :mrgreen:
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Tja - kann passieren.

("Zwei Doofe - ein Gedanke" :mrgreen: )
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Du nix doof! :mrgreen:
Ich nur zu langsam.
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Alles klar.
:-D

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Ruaidhri hat geschrieben: Zitat:
"Anders verhält es sich mit dem Sagenteil „Kinderauszug“, wobei unter den vielen Interpretationen die Deutung auf die von Niederdeutschland ausgehende Ostkolonisation die größte Wahrscheinlichkeit für sich beanspruchen kann: Die „Kinder von Hameln“ dürften Hamelner Jung-Bürger gewesen sein, die von adligen Territorialherren oder Lokatoren zur Siedlung im Osten angeworben wurden."
Die Version von den "Jung-Bürgern" leuchtet mir überhaupt nicht ein. Bei den Siedlertrecks nach Osten handelte es sich nicht um spontane Aufbrüche, sondern um sorgfältig vorbereitete und vertraglich geregelte Rechtsvorgänge. Ferner waren diese Trecks altersmäßig gut durchmischt. Der Begriff "Jung-Bürger" ist somit lächerlich. Ein solcher Siedlungstreck kann also schwerlich die Grundlage der Sage vom Rattenfänger bilden.

Die Sage berichtet von "Knaben und Mägdlein vom vierten Jahre an", die den Elren fortliefen, und dazu passen gut Werber für einen Kinderkreuzzug. Das Datum 1284 passt allerdings nicht dazu, doch ist zu vermuten, dass in der Rattenfängersage mehrere Erzähltraditionen zusammenlaufen, wie das bei sagen üblich ist. Auf das Datum sollte man sich somit nicht versteifen, denn damit möglicherweise noch ein anderes Ereignis verbunden.
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