Das Mittelalterbild in den heutigen Medien

Heraldik, Jagd, Pest, Kriegsführung, Ritter, Feuerwaffen, Burgen, Könige, Königreiche

Moderator: Barbarossa

Mohyra

Dass es auch anders geht, zeigt das Mittelalter-Experiment auf History (http://www.youtube.com/watch?v=59HEdwtN8Vo). Mich wundert dabei nicht, dass es von einem Briten produziert wurde.
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Peppone
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Mohyra hat geschrieben: Mich wundert dabei nicht, dass es von einem Briten produziert wurde.
Es lebe die BBC! Nahezu alles, was bei uns auf dem Doku-Markt gehypt wird, ist von den Briten abgekupfert. Die haben auch die größte Doku-Tradition. Man denke nur an den alten Attenborough. Der hat die Tierfilmerei auf ganz neue Füße gestellt.

Die Deutschen haben gerade bei Historiendokus immer Angst, das Publikum zu überfordern... :roll:

Beppe
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Barbarossa
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Ach, Guido Knop hat das bei aller Kritik von eingefleischten Historikern relativ gut und "mundgerecht" hinbekommen.


Übrigens, schön, dass du nach so langer Zeit mal wieder hier bist, Beppe. Hatte dich schon vermisst.
;-)

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Peppone
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Barbarossa hat geschrieben:Ach, Guido Knop hat das bei aller Kritik von eingefleischten Historikern relativ gut und "mundgerecht" hinbekommen.


Übrigens, schön, dass du nach so langer Zeit mal wieder hier bist, Beppe. Hatte dich schon vermisst.
;-)

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Danke,
hab ja grade Ferien... :D

Grade Knopp drückt mir viel zu sehr auf die Tränendrüse. Und dass er darüber hinaus als "Geschichtsprofessor" erscheinen will, widerstrebt mir dann doch. Der Mann ist Journalistikprofessor, hat zwar Geschichte studiert, aber sonst nichts bis wenig mit Geschichte zu tun gehabt, bevor er das - nicht vom ZDF entwickelte! - Format "History" übernahm...und seitdem kaut er das Thema Hitler wieder und wieder und wieder und wieder...nur in den ZDF-Spartenkanälen kann man auch mal was anderes von ihm sehen. Dass aber ein Journalistikprofessor so schlecht moderiert...lassen wir´s.

Beppe

Beppe
Paul
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Renegat hat geschrieben: Es gibt ein paar Zucht- und Erfahrungsentwicklungen in der Landwirtschaft, Dreifelderwirtschaft, Räderpflug, Mühlen, die im Mittelalter zur Verfügung standen. Das tägliche Leben der ländlichen Bevölkerung hat sich aber erst in der späten Neuzeit durch die Industriealisierung auch in der Landwirtschaft gravierend verändert. Heute hat es sich fast erledigt, wahrscheinlich kommt daher die Sehnsucht nach dem einfachen Leben mit selbsterzeugter Nahrung und übersichtlichen Haushalten.
Es fällt natürlich auf, das vieles was du hier für das Mittelalter aufgezählt hast, schon in der Latenekultur vorhanden war und sich dann mit dem fränkischen und Thüringer Reich ausbreitete.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
Lia

Mal abgesehen davon, dass nach den franösischen Quellen im letzten Prozess Jeanne D'Arc als Ketzerin angeklagt und der Ketzerei für schuldig befunden und drum zum Scheiterhaufen verurteilt wurde, nachdem im erste Prozess in der Anklage das Wort sorcellerie= Hexerei in Abgrenzung zu Heresie auftaucht:
Renegat hat geschrieben:Wenn an dem Punkt Einigkeit besteht, dass die Darstellung von ZDF-Terra-X, Märchen- und Ritterfilmen mehr der Massenunterhaltung dient als der Information, wäre es schön, wenn herausgearbeitet werden könnte, was objektiv bekannt ist, über das alltägliche Leben im MA.
Man kann inzwischen aus archäologischen Funden und deren Auswertung durch die naturwissenschaftlichen Dsziplinen, aus Quellen zur Stadtgeschichte, gelegentlich auch aus der Analyse von Urkundenbeständen- und Inhalten schon einige zuverlässige Rückschlüsse auf das Alltagsleben und auch auf Sitten und Unsitten. :mrgreen: ziehen.
Interessant auch oft die Ergebnisse der "arbeitenden Museen" wie Lejre in Dänemark, ich bin ganz froh, nicht zu Vikinge-Tidene gelebt zu haben.
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Orianne
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Was ich schlimm fände, wenn die Leute das Mittelalter nach dem Buch oder dem Film "Die Wanderhure" sähen :roll:
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Lia

Orianne hat geschrieben:Was ich schlimm fände, wenn die Leute das Mittelalter nach dem Buch oder dem Film "Die Wanderhure" sähen
Oder oder oder- viel Dummtüch und Dünnpfiff auf dem Lese-Sektor, aber auch einiges, das gut recherchiert und gut umgesetzt ist. Wobei nicht immer alle AutorInnen gleich bei jedem Buch gleiche Qualität liefern.
Aber wir sprechen ja nicht über Bücher... :mrgreen:
Mohyra

Orianne hat geschrieben:Was ich schlimm fände, wenn die Leute das Mittelalter nach dem Buch oder dem Film "Die Wanderhure" sähen :roll:
Genau das tun sie aber, sonst wären die Bücher und auch die Filme wohl nicht so populär.
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Peppone
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Mohyra hat geschrieben:
Orianne hat geschrieben:Was ich schlimm fände, wenn die Leute das Mittelalter nach dem Buch oder dem Film "Die Wanderhure" sähen :roll:
Genau das tun sie aber, sonst wären die Bücher und auch die Filme wohl nicht so populär.
Naja, können sie in gewisser Weise ja auch. Nciht was die Story an sich angeht, aber das Drumherum ist oft sehr gut recherchiert. Mit gewissen Fehlern, der modernen Leserwahrnehmung und eben der Story geschuldet, aber dass es z.B. wandernde Huren gab, das ist ja wahr.
Das Problem ist nur, das Auseinanderhalten von historischer Realität und moderner Fiktion ist von Laien nicht zu leisten, so dass die dann eben doch ein falsches bzw. verfälschtes Mittelalterbild bekommen.
Andererseits bekommen sie auf diese Weise wenigstens mit, dass das Mittelalter ganz anders war als mein so gemeinhin annimmt.
Schwierig.
Der größte Verdienst dieser Mittelalterromane liegt m.E. darin, dass sie überhaupt das Interesse für das Mittelalter wecken bzw. wach halten und so interessierte Leser dazu animieren, genauer hinzuschauen und dann eben doch die Unterschiede zu entdecken.
Und sei es über ein Geschichtsforum... ;)

Beppe
Mohyra

Es handelt sich bei den Büchern und noch mehr bei den Filmen eher um Fantasygeschichten mit kleinen Fünkchen historischer Realität. Insofern ist es fatal, wenn Menschen das als "so ist es gewesen" hinnehmen. Genauso spiegeln auch die Karl May-Bücher nicht die Realität des "Wilden Westens" wider und trotzdem haben die Verfilmungen einen wahren Boom ausgelöst und viele haben selbige als bare Münze angesehen. Erst jetzt wo dieser Boom abgeflaut bzw. aufs Mittelalter übergesprungen ist, wird in dem Bereich mehr Wert auf Qualität gelegt. Und ebenso tut es auch dem Mittelalter nicht gut, dass das Interesse so groß ist...
Lia

Mohyra hat geschrieben:Genauso spiegeln auch die Karl May-Bücher nicht die Realität des "Wilden Westens" wider und trotzdem haben die Verfilmungen einen wahren Boom ausgelöst und viele haben selbige als bare Münze angesehen
Bei Karl May lieg3en Welten zwischen den Büchern und den Verfilmungen, die nicht wirklich "Karl May" sind.
Aus seinen Büchern zumindest haben viele in meiner generation lernen können, zumindest Anregungen bekommen. Über Kurden, Jesiden, Sunniten, Schiiten, Skipetarenund so manche klugen indianischen Umgang mit der Natur, auch über die bittere Not im Ezgebirge wussten wir denn viel mehr als Nichtleser- zumindest im Rahmen dessen, was Karl May zu einer Zeit recherchieren konnte.
Geschadet hat er nicht- zumal er und Winnetou keine blindwütigen Western- Todesschützen waren.
Dass sein Blick z.B. auf Farbige zu meiner Kinder-und frühen Jugendzeit nicht mehr politisch korrekt war, wussten wir schon in den den 60er Jahren- oder kamen von alleine drauf.
Mohyra hat geschrieben:Es handelt sich bei den Büchern und noch mehr bei den Filmen eher um Fantasygeschichten mit kleinen Fünkchen historischer Realität.
Bei Filmen würde ich den Gattungsbegriff "Fantasy" oft eher benutzen als bei historischen Romanen.
Fiktive Gestalten vor historisch korrektem Hintergrund sprachlich angemessen darzustellen, ist eine Kunst.
Historisch bekannte Persönlichkeiten in ihrer Zeit vor hie fiktivem, aber eben doch sachlich korrektem Hintergrund agieren zu lassen, ist ebenso eine Kunst.
Die beherrschen nicht alle, die in dem Genre tätig sind, manche aber doch. Und die haben sich gewaltig in die jeweilige Epoche eingearbeitet und begründen ihre Einordnung einer historischen Gestalt.
Wissenschaftliche Ergebnisse so zu übermitteln, dass jeder es versteht:
Vorreiterin war sicherlich Régine Pernoud, zwischen Wissenschaft hie und Sprache, die auch non savants verstehen, dort.
Fachwissenschaft für alle, ohne irgendwelche fiktiven Elemente, im allerbesten Sinne populär-wissenschaftlich, aber nicht simplifiziert.
Gablé z.B. bejubele ich nicht durchgehend und per se, ihre letzten Bücher schwächeln in den Charakteren, trotzdem schreibt sie nicht Fantasy, sondern zwischen Fiktion und ( gut recherchierten)Tatsachen.
Wenn sie abweicht, begründet sie dies- da liegt dann eben der Unterschied zwischen Fiktion und Wrklichkeit.
Katia Fox, noch nicht so bekannt, hat wahrlich blendend recherchiert, was mittelalterliche LebensverhältnisseVerhältn in anglo- normannischen Britannien betrifft, ihre Romane habe ich verschlungen, bin den Quellen nachgegangen- und für eigene Bedürfnisse klüger und fündig geworden.

Gut auch mancher Mittelalter- Histo-Krimi, wobei eben nicht immer alle ein und derselben Autoren/ Autorinnen gleich überzeugend sind. ( Kari Köster-Lösche oder Petra Schier- viel Gutes dabei- aber nicht alles ist gleich gut.)
Unschlagbar die englischsprachigen Autoren und Autorinnen, ob Hilary Mantel oder Elisabeth Chadwick. Allein deren "kleine" Literaturauswahl auf der Homepage hätte ich gern zur Hand. :mrgreen:
Dass unbestritten viel Dummtüch in dem Genre publiziert wird, manche TV-Doku (wie gestern "Der Untergang der Wikinger" auf Phoenix) ebenfalls am Titel vorbei, mit Klischees spielend und schlecht zusammengebastelt ist, stimmt natürlich.
Stimmt auch, dass zu viele glauben, was gedruckt und verfilmt wird und nicht kritisch nachfragen, doch das ist ja überall ein Zeichen der Zeit.
Mohyra

Würden die Autoren das wirkliche Leben eines mittelalterlichen Menschen beschreiben, würde die Bücher niemand kaufen. Das widerspricht aber deren Ziel und den Vorgaben des Verlags. Deswegen werden Geschichten gesponnen, die vielleicht oberflächlich auf historischen Begebenheiten beruhen, aber überwiegend aus modernen Gedanken, Gefühlen und Weltanschauungen bestehen. Und das macht sie zu Fantasybüchern mit mittelalterähnlichem Setting. Denn damit es wirklich das Prädikat Mittelalter verdient ist so viel mehr nötig, als ne triste Umgebung, dreckige Kleidung und rückständige Menschen zu platzieren....
Dietrich
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Wohnort: Ostfalen

Mohyra hat geschrieben:Würden die Autoren das wirkliche Leben eines mittelalterlichen Menschen beschreiben, würde die Bücher niemand kaufen..
Das würde ich nicht unbedingt sagen. Auch in einem historisch korrekten mittelalterlichen Szenarium lassen sich spannende Geschichten entwickeln.

Aber natürlich ist die Recherche viel mühevoller und die Drehbuchautoren müssen gestandene Mediävisten befragen, was bei freier Entfaltung der Fantasie nicht nötiog ist. Dennoch möchte ich dem zustimmen, was weiter oben gesagt wurde: Man sollte froh sein, dass auf diese Weise überhaupt das Mittelalter in den Fokus gerückt wird, und sich eine breitere Schicht der Bevölkerung dafür intessiert. Vielleicht nehmen doch einige davon einmal ein Sachbuch zur Hand und dringen tiefer in die historische Materie ein.
Skini91
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Beiträge: 12
Registriert: 12.11.2014, 20:22

Was mir aufgefallen ist, als ich mein Studium der europäischen Geschichte begonnen habe. War das ich in meinen Gedanken mit Mittelalter oft die frühe Neuzeit verband. Nach einigen Vorlesungen entwickelt sich langsam aber sicher das richtige Bild vom Mittelalter.
Auch aufgrund meiner eigenen Lektüre von Fachbüchern über das Leben der Bürger und Bauern im Mittelalter. Das große Problem der Medien ist meiner Meinung nach, dass Interesse geweckt werden soll. Hierfür nimmt man auch falsche Tatsachen in kauf.( soll jetzt nicht allgemein geltend sein) Ein gutes Beispiel ist hier Anno 1404 (Computerspiel) welches schon als Simulation der damaligen Zeit gewertet werden kann. Jedoch auch dort gibt es markante "Fehler" in der Darstellung. Beispiele wären hier das erbauen von aus der Romantik stammenden Gebäuden. Diese dienen jedoch der besseren Übersicht. Auch die Osmanen werden dort teilweise falsch dargestellt. Alles das dient aber dem Spielspaß. So verhält sich das auch mit den anderen Medien. Leider kann man von den meisten Medien keine 100%ige Korrektheit erwarten. Dennoch dienen sie dem Interessierten als "Sprungbrett" für weitere Recherche und regen so vll auch dazu an sich einmal Fachliteratur zu besorgen und diese zu Studieren. Es ist halt leider ein großes Problem, dass die Medien sich teilweise kaum bis schlecht Informieren ( auch ´hier soll das nicht pauschal für alle gelten), ich denke hier nur an das Problem der Skinheadsubkultur, aber es war halt einfacher sich nicht genau zu informieren und Interesse war so bei den meisten Konsumenten der Medien geweckt.

LG und Sorry das ich teilweise oftopic mit einbringe aber ihr werdets mir verzeihen ;)
suum cuique - Jedem das seine

Selbst heute kann man damit viel Stress aus dem Weg gehen.

Lg der Skini
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