Ursachen und Folgen des schwarzen Todes (Die Pest 1347-50)

Heraldik, Jagd, Pest, Kriegsführung, Ritter, Feuerwaffen, Burgen, Könige, Königreiche

Moderator: Barbarossa

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Anschließend an den Beitrag von Dieter möchte ich einen eigenen Artikel über diesen interessanten Abschnitt in der Geschichte verfassen, berücksichtige aber andere Gesichtspunkte.

Als die Krankheit 1347 zum ersten Mal auftauchte, nannte man sie nur das „Große Sterben“. Erst später bezeichneten sie die Chronisten als die Pest oder den „Schwarzen Tod“, da sich die Körper der Infizierten mit schwarzen Geschwüren überzogen. Zeitgenössische Berichte gibt es genug, schrieb doch unter anderem Boccaccio in seiner Einleitung zu der berühmten erotischen Geschichtensammlung Decameron über den Ausbruch der Krankheit in Florenz: „Die Pest ließ die Herzen der Menschen gefrieren. Jeder wich dem anderen aus. Blutsverwandte wandten sich ab, der Bruder verließ den Bruder, auch Männer ihre Frauen, und, was kaum zu glauben ist, Väter und Mütter überließen ihre kranken Kinder dem grausamen Schicksal, unversorgt, einsam, als ob sie Fremde gewesen wären.“

Erst Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte der Mediziner Alexandre Yersin den Erreger, den Bazillus Yersinia pestis. Dieser lebte in der schwarzen, mittelalterlichen Ratte (Rattus rattus) und der größeren, braunen Wanderratte (Rattus norvegicus). Zur Übertragung benötigte er einen Zwischenwirt, den Rattenfloh. Der Bazillus befindet sich üblicherweise in einer kleinen, ungefährlichen Konzentration im Körper der Ratte. Beißt der Floh die Ratte, nimmt dieser den Bazillus auf, scheidet ihn aber kurz darauf wieder aus. Es kann aber passieren, dass der Bazillus das Verdauungssystem des Flohs blockiert. Dann vermehrt er sich explosionsartig im Vormagen des Tieres. Beißt der Floh die Ratte dann noch einmal, überträgt er eine hochkonzentrierte Lösung von Pestbakterien in das Tier, die häufig tödlich wirkt. Der Floh muss sich daraufhin eine andere Ratte suchen. Blockierte Flöhe sind außerordentlich hungrig auf Blut und nach kurzer Zeit ist die gesamte örtliche Rattenpopulation ausgelöscht. Der Floh wechselt dann den Wirt und springt auf den Menschen über. Durch seinen Biss überträgt er die Beulenpest. Die Kranken bekommen hohes Fieber und sehr schmerzhafte Beulen am Hals, in den Achselhöhlen und den Leisten. Die Beulen entwickeln sich zu schwarzen, eitrigen Geschwüren, der Tod tritt nach wenigen Tagen ein. Im Winter stellt der Floh seine Vermehrung ein, in der kalten Jahreszeit erlischt die Beulenpest, um im Frühjahr wieder neu auszubrechen. Die Beulenpest kann sich im Körper der Kranken in die Lungenpest verwandeln. Dann ist sie wesentlich gefährlicher, da sie sich jetzt wie eine normale Grippe durch Tröpfcheninfektion verbreitet. Ein Flohbiss ist dann nicht mehr erforderlich. Beide Pestvarianten treten meistens gleichzeitig auf. Auch nach Abklingen einer Pandemie verbleibt in einigen Rattenpopulationen der Bazillus in einer schwachen Konzentration. Er kann nach einer längeren Zeit erneut das Verdauungssystem des Rattenflohs blockieren. Deshalb kam es in unregelmäßigen Abständen immer wieder zu Pestausbrüchen.

Die Krankheit kam offensichtlich erstmals im Oktober 1347 nach Europa auf zwei genuesischen Handelsschiffen, die in Messina auf Sizilien landeten und ihre Fahrt in Kaffa auf der Krim begonnen hatten. Entlang der mittelalterlichen Handelswege breitete sie sich sehr schnell in ganz Europa aus und klang erst 1350 langsam ab, endete aber endgültig 1352 in Russland.

„Ein Drittel der Welt starb“, berichtet ein Geistlicher, doch dies hat er aus der Apokalypse des Johannes in der Bibel abgeschrieben, der beliebtesten Lektüre im Mittelalter. Es kann aber durchaus stimmen, dass ungefähr zwanzig Millionen Menschen ums Leben kamen, ein Drittel der damaligen europäischen Bevölkerung. Warum sind nicht alle Menschen gestorben? Bei Pandemien ist es oftmals das Gesetz der großen Zahl, welches die Rettung bringt. Ist die Population hinreichend groß, ist die Chance, dass einige Menschen dagegen immun sind, größer als bei kleinen Populationen. 40 Millionen blieben verschont, vielleicht hat ihr Immunsystem den Ausbruch der Krankheit verhindert. Vielleicht haben sie dann die Immunität vererbt, denn die Pest brach noch häufig aus, forderte aber immer weniger Todesopfer, bis sie im 18. Jahrhundert ganz verschwand. Kleine Populationen in Dörfern wurden aber häufig komplett ausgelöscht und die Gebiete später nicht mehr besiedelt (sogenannte Wüstungen).

In den Städten wütete die Krankheit besonders stark, In Florenz starb vier Fünftel der Bevölkerung, in Venedig zwei Drittel, in Paris mehr als die Hälfte. Das Land hingegen wurde weitaus weniger betroffen. Es sei eine Krankheit der Armen gewesen, berichten einige Chronisten, denn die Reichen flüchteten in ihre Landsitze und verbarrikadierten sich dort.

Nach der Krankheit gab es Gewinner und Verlierer. In den Städten eigneten sich die Überlebenden das Eigentum der Verstorbenen an. Ein Mönch schreibt, dass die Armen jetzt in schönen Häusern leben und von Silbertellern essen. Es tauchen viele neue Namen auf, Parvenüs, die nach oben drängen und über deren Rücksichtslosigkeit überall geklagt wird. Die Schicht der Neureichen, die jetzt das Sagen in den Städten haben.

Verlierer waren die Bauern. Der städtische Absatzmarkt war mangels Konsumenten zusammengebrochen. Ihre Überschüsse an Lebensmitteln mussten sie billig verkaufen, die Städter profitierten von den preiswerten Nahrungsmitteln und forderten nur das Beste. Die Bauern konnten nun auch ihre Abgaben an den Adel nicht mehr zahlen. Der bedrängte sie daraufhin. Es kam lokal zu ersten einzelnen Bauernaufständen, die sich in den nächsten Jahrzehnten und Jahrhunderten immer weiter ausdehnen werden. Gaben die Bauern nichts mehr her, entwickelte sich der Adel zum Raubrittertum. Während der Pest entstanden religiöse Gemeinschaften in Feindschaft zur offiziellen Kirche wie z.B. die Flagellanten. Die Kirche hatte die Krankheit nicht verhindern können und war daher unglaubwürdig geworden. Geistliche hatten sich rücksichtslos an dem Eigentum der Verstorbenen bereichert und den Kranken die letzte Ölung verweigert. Die Opposition gegen diese verlogene Organisation wuchs an.

So hat die Pest die weitere Entwicklung Europas in Richtung Moderne gefördert. Die Städte waren trotz oder wegen der hohen Verluste reicher und mächtiger als vorher. Der Adel wurde geschwächt, da seine Einnahmen aufgrund der Agrarkrise stark zurückgingen. Alte Wertvorstellungen gerieten ins Wanken, die ganze alte Ordnung war aus den Fugen geraten.







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Barbarossa
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Danke Karlheinz,
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Zeitweilig war es unter Wissenschaftlern umstritten, ob der „Schwarze Tod“ von 1347-1350 tatsächlich mit der Pest identisch war. Untersuchungen an Pestopfern in London aus der damaligen Zeit zeigen nun aber deutlich, dass diese tatsächlich an dem Bazillus Yersinia pestis gestorben sind. Damit ist diese strittige Frage geklärt.
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Peppone
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Strittig ist sowas nur bei den antiken und frühmittelalterlichen "Pesten" (Pest des Perikles, Justinian, Antonius etc.). Oft kann heute anhand der Beschreibungen des Krankheitsverlaufs in den Quellen ziemlich genau gesagt werden, welche Krankheit(en) wirklich hinter der Seuche steckte. Oft war es das Zusammentreffen mehrerer ansteckender Krankeiten, etwa Grippe und Typhus o.Ä.

Beppe
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Orianne
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Ich erinnere mich an ein Buch oder an eine Doku, dort wurde eine Art Tablette aus den Rezepten vom Pestarzt Nostradamus von einem Apotheker des Louis Pasteur Instituts nachgebildet, und dann in eine Pestkultur angelegt, nach einigen Tagen sah man schon einen gewissen Erfolg. Die Pest gibt es leider ja immer noch.
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Spartaner
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Die Pest - Epidemien wurden sicherlich auch begünstigt durch viele Ursachen. Die hygienischen Verhältnisse konnten den rasch wachsenden Bevölkerungen in den Städten nicht standhalten . Die Stadtväter vermochten es nicht, Geld für Verbesserungen der Hygiene auszugeben. Es gab in vielen Städten und Dörfern keine Kanalisation und keine Müllabfuhr. Essensreste und Fäkalien landeten auf der Straße oder im Rinnsal. Ratten liefen dadurch massenweise des nachts in den Städten auf den Straßen und in jeder Ecke rum. Die Ratten hatten keine Kanalisation in der sie sich verkrümeln konnten, sondern die Häuser waren ihr Unterschlupf. städtische Misthaufen gab es allerorten in den Städten und Dörfern – Müllabfuhr gab es so gut wie nicht. Desinfektion von medizinschen Geräten gab es so gut wie keine. Meist wurde zu spät mit Maßnahmen reagiert . Die einzige verbliebende Maßnahme war, die Häuser abzubrennen bzw auszuräuchern und Kranke unter Quarantäne zu stellen.
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Orianne
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Spartaner hat geschrieben:Die Pest - Epidemien wurden sicherlich auch begünstigt durch viele Ursachen. Die hygienischen Verhältnisse konnten den rasch wachsenden Bevölkerungen in den Städten nicht standhalten . Die Stadtväter vermochten es nicht, Geld für Verbesserungen der Hygiene auszugeben. Es gab in vielen Städten und Dörfern keine Kanalisation und keine Müllabfuhr. Essensreste und Fäkalien landeten auf der Straße oder im Rinnsal. Ratten liefen dadurch massenweise des nachts in den Städten auf den Straßen und in jeder Ecke rum. Die Ratten hatten keine Kanalisation in der sie sich verkrümeln konnten, sondern die Häuser waren ihr Unterschlupf. städtische Misthaufen gab es allerorten in den Städten und Dörfern – Müllabfuhr gab es so gut wie nicht. Desinfektion von medizinschen Geräten gab es so gut wie keine. Meist wurde zu spät mit Maßnahmen reagiert . Die einzige verbliebende Maßnahme war, die Häuser abzubrennen bzw auszuräuchern und Kranke unter Quarantäne zu stellen.
So ist bzw. war es, wenig später legten sich viele Leute Frettchen und Katzen zu, die Jagd auf Ratten machten, ob das half, man weiss es nicht, man weiss, dass auf einmal die Pestwelle abflachte, das ist genau wie bei der Grippe. Die Pest soll mit Handelsschiffen in Sizilien und Venedig eingeschleppt worden sein, und zwar waren die Flöhe der Ratten infiziert. Wie Du schreibst Spartaner war dann der Weg zum Menschen nicht mehr weit. Später gab dann die Kirche den Juden die Schuld, sie hätten die Brunnen vergiftet u.s.w., was in teuflischen Pogromen endete. Auch Adolf Hiter und Joseph Goebbels nahmen diesen Faden für ihre Zwecke wieder auf.
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Spartaner
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Orianne hat geschrieben: So ist bzw. war es, wenig später legten sich viele Leute Frettchen und Katzen zu, die Jagd auf Ratten machten, ob das half, man weiss es nicht, man weiss, dass auf einmal die Pestwelle abflachte, das ist genau wie bei der Grippe. Die Pest soll mit Handelsschiffen in Sizilien und Venedig eingeschleppt worden sein, und zwar waren die Flöhe der Ratten infiziert. Wie Du schreibst Spartaner war dann der Weg zum Menschen nicht mehr weit. Später gab dann die Kirche den Juden die Schuld, sie hätten die Brunnen vergiftet u.s.w., was in teuflischen Pogromen endete. Auch Adolf Hiter und Joseph Goebbels nahmen diesen Faden für ihre Zwecke wieder auf.
Liebe Orianne ,
so ist es. Man hatte damals noch nicht die Kenntnisse, über die man heute verfügt und Irgendjemanden musste man dafür für schuldig erklären.

http://www.ahr-eifel-rhein.de/index.php ... ue_kap8=on

"1349 werden für die im Rheinland (Köln) ausgebrochene Pest die Juden verantwortlich gemacht. Die Kölner Judengemeinde wird vernichtet. Auch in Ahrweiler werden Juden dafür umgebracht. "......................................
"Heute wissen wir, dass die Pest über Flöhe von Ratten auf die Menschen übertragen wurde. Colborn berichtet von den Zuständen im Dorf zu dieser Zeit, unter anderem berichtet er: „... wir fuhren mit dem Ochsenkarren von Haus zu Haus und sammelten die Toten auf, um sie dann bei Nacht zu begraben. Nachdem wir über 180 Tote zu Grabe getragen hatten, hörten wir auf zu zählen. Es gab keinen Glauben an die Zukunft mehr...“ "
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Orianne hat geschrieben:
Spartaner hat geschrieben:Die Pest - Epidemien wurden sicherlich auch begünstigt durch viele Ursachen. Die hygienischen Verhältnisse konnten den rasch wachsenden Bevölkerungen in den Städten nicht standhalten . Die Stadtväter vermochten es nicht, Geld für Verbesserungen der Hygiene auszugeben. Es gab in vielen Städten und Dörfern keine Kanalisation und keine Müllabfuhr. Essensreste und Fäkalien landeten auf der Straße oder im Rinnsal. Ratten liefen dadurch massenweise des nachts in den Städten auf den Straßen und in jeder Ecke rum. Die Ratten hatten keine Kanalisation in der sie sich verkrümeln konnten, sondern die Häuser waren ihr Unterschlupf. städtische Misthaufen gab es allerorten in den Städten und Dörfern – Müllabfuhr gab es so gut wie nicht. Desinfektion von medizinschen Geräten gab es so gut wie keine. Meist wurde zu spät mit Maßnahmen reagiert . Die einzige verbliebende Maßnahme war, die Häuser abzubrennen bzw auszuräuchern und Kranke unter Quarantäne zu stellen.
So ist bzw. war es, wenig später legten sich viele Leute Frettchen und Katzen zu, die Jagd auf Ratten machten, ob das half, man weiss es nicht, man weiss, dass auf einmal die Pestwelle abflachte, das ist genau wie bei der Grippe. Die Pest soll mit Handelsschiffen in Sizilien und Venedig eingeschleppt worden sein, und zwar waren die Flöhe der Ratten infiziert. Wie Du schreibst Spartaner war dann der Weg zum Menschen nicht mehr weit. Später gab dann die Kirche den Juden die Schuld, sie hätten die Brunnen vergiftet u.s.w., was in teuflischen Pogromen endete. Auch Adolf Hiter und Joseph Goebbels nahmen diesen Faden für ihre Zwecke wieder auf.
Ich habe ja in meinem obigen Thread versucht deutlich zu machen, das das Auftreten der Pest zurückzuführen ist auf ein kompliziertes Zusammenspiel zwischen Ratten , Pestfloh und dem Erreger Yersinia pestis. Unhygienische Verhältnisse führen noch nicht zur Pest, auch nicht die Existenz von Ratten allein. Auch bei hygienischen Verhältnissen kann sie auftreten und die Vernichtung von Ratten allein, wenn sie denn überhaupt möglich wäre, bringt nichts, da der Floh auch lange Zeit ohne Ratten existieren kann. Nur die heutigen Medikamente können helfen.
Der Erreger ist heute weltweit offensichtlich nur noch in wenigen Rattenpopulationen vorhanden.
Normalerweise tut er auch nichts, nur selten tritt die Krankheit noch auf. Die Krankheit bricht nur aus, wenn das Verdauungssystem des Flohs blockiert wird. Was dann im Einzelnen passiert, habe ich oben geschildert. Hier noch einmal:
Karlheinz:
Der Bazillus befindet sich üblicherweise in einer kleinen, ungefährlichen Konzentration im Körper der Ratte. Beißt der Floh die Ratte, nimmt dieser den Bazillus auf, scheidet ihn aber kurz darauf wieder aus. Es kann aber passieren, dass der Bazillus das Verdauungssystem des Flohs blockiert. Dann vermehrt er sich explosionsartig im Vormagen des Tieres. Beißt der Floh die Ratte dann noch einmal, überträgt er eine hochkonzentrierte Lösung von Pestbakterien in das Tier, die häufig tödlich wirkt. Der Floh muss sich daraufhin eine andere Ratte suchen. Blockierte Flöhe sind außerordentlich hungrig auf Blut und nach kurzer Zeit ist die gesamte örtliche Rattenpopulation ausgelöscht. Der Floh wechselt dann den Wirt und springt auf den Menschen über. Durch seinen Biss überträgt er die Beulenpest. Die Kranken bekommen hohes Fieber und sehr schmerzhafte Beulen am Hals, in den Achselhöhlen und den Leisten. Die Beulen entwickeln sich zu schwarzen, eitrigen Geschwüren, der Tod tritt nach wenigen Tagen ein. Im Winter stellt der Floh seine Vermehrung ein, in der kalten Jahreszeit erlischt die Beulenpest, um im Frühjahr wieder neu auszubrechen. Die Beulenpest kann sich im Körper der Kranken in die Lungenpest verwandeln.
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Karlheinz hat geschrieben:
Ich habe ja in meinem obigen Thread versucht deutlich zu machen, das das Auftreten der Pest zurückzuführen ist auf ein kompliziertes Zusammenspiel zwischen Ratten , Pestfloh und dem Erreger Yersinia pestis. Unhygienische Verhältnisse führen noch nicht zur Pest, auch nicht die Existenz von Ratten allein. Auch bei hygienischen Verhältnissen kann sie auftreten und die Vernichtung von Ratten allein, wenn sie denn überhaupt möglich wäre, bringt nichts, da der Floh auch lange Zeit ohne Ratten existieren kann. Nur die heutigen Medikamente können helfen.
Der Erreger ist heute weltweit offensichtlich nur noch in wenigen Rattenpopulationen vorhanden.
Normalerweise tut er auch nichts, nur selten tritt die Krankheit noch auf. Die Krankheit bricht nur aus, wenn das Verdauungssystem des Flohs blockiert wird. Was dann im Einzelnen passiert, habe ich oben geschildert. Hier noch einmal:
Karlheinz:
Der Bazillus befindet sich üblicherweise in einer kleinen, ungefährlichen Konzentration im Körper der Ratte. Beißt der Floh die Ratte, nimmt dieser den Bazillus auf, scheidet ihn aber kurz darauf wieder aus. Es kann aber passieren, dass der Bazillus das Verdauungssystem des Flohs blockiert. Dann vermehrt er sich explosionsartig im Vormagen des Tieres. Beißt der Floh die Ratte dann noch einmal, überträgt er eine hochkonzentrierte Lösung von Pestbakterien in das Tier, die häufig tödlich wirkt. Der Floh muss sich daraufhin eine andere Ratte suchen. Blockierte Flöhe sind außerordentlich hungrig auf Blut und nach kurzer Zeit ist die gesamte örtliche Rattenpopulation ausgelöscht. Der Floh wechselt dann den Wirt und springt auf den Menschen über. Durch seinen Biss überträgt er die Beulenpest. Die Kranken bekommen hohes Fieber und sehr schmerzhafte Beulen am Hals, in den Achselhöhlen und den Leisten. Die Beulen entwickeln sich zu schwarzen, eitrigen Geschwüren, der Tod tritt nach wenigen Tagen ein. Im Winter stellt der Floh seine Vermehrung ein, in der kalten Jahreszeit erlischt die Beulenpest, um im Frühjahr wieder neu auszubrechen. Die Beulenpest kann sich im Körper der Kranken in die Lungenpest verwandeln.
Lieber Karl Heinz ,
zu deinen Ausführungen habe ich folgendes gefunden :
"Die Verbesserungen der Wohnverhälltnisse, der öffentlichen und persönlichen Hygiene, seien so eine andere These, der Hauptgrund für das Verschwninden der Pest. dadurch hätte sich die Verseuchung der menschlichen Lebensräume durch Flöhe und Ratten verirngert, und damit auch die Ansteckungsgefahr (die Übertragung der Krankheit von den Ratten auf den Menschen) schwieriger geworden. Doch diese Erklärung gibt zahlreichen Einwänden Raum: Das westlicher Europa im Mittelmeerraum ist gewiß kein Vorreiter in Sachen öffentlicher und privater Hygiene, auch wenn die Häuser meisst gemauert und nicht aus mit Holz gemischten Baumaterial sind wie in Nordeuropa. Nordeuropa bietet den Ratten mehr Unterschlupfmöglichkeiten, und doch verschwindet hier die Pest frühzeitig........................................
Möglicherweise, ja mit Sicherheit, gibt es für das Verschwinden der Pest keine einfache Erklärung, viel mehr ist es ein ganzes Bündel von Faktoren dafür verantwortlich. Leider hinterlassen Bazillen, Flöhe und Ratten keine schriftlichen Zeugnisse, und somit müssen wir uns damit abfinden, daß wir hier im dunkeln tappen." aus dem Buch: Eruopa und seine Menschen - Eine Bevölkerungsgeschichte- Seite 104 http://books.google.de/books?id=7m9h6Hq ... on&f=false
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Spartaner:
Lieber Karl Heinz ,
zu deinen Ausführungen habe ich folgendes gefunden :
"Die Verbesserungen der Wohnverhälltnisse, der öffentlichen und persönlichen Hygiene, seien so eine andere These, der Hauptgrund für das Verschwninden der Pest. dadurch hätte sich die Verseuchung der menschlichen Lebensräume durch Flöhe und Ratten verirngert, und damit auch die Ansteckungsgefahr (die Übertragung der Krankheit von den Ratten auf den Menschen) schwieriger geworden. Doch diese Erklärung gibt zahlreichen Einwänden Raum: Das westlicher Europa im Mittelmeerraum ist gewiß kein Vorreiter in Sachen öffentlicher und privater Hygiene, auch wenn die Häuser meisst gemauert und nicht aus mit Holz gemischten Baumaterial sind wie in Nordeuropa. Nordeuropa bietet den Ratten mehr Unterschlupfmöglichkeiten, und doch verschwindet hier die Pest. 
Genau dies ist offensichtlich das Problem, nämlich: Warum ist der Erreger jetzt so selten geworden? Auch heute hat jede Großstadt mehr oder weniger große Rattenpopulationen, vor allem in den Slums der USA sind sie eine wahre Plage, doch sie tragen nicht mehr den Erreger in sich. Auch den Rattenfloh gibt es weiter auf ihnen, doch auch er hat den Bazillus nicht mehr. Wenn heute Ratten oder Rattenflöhe den Menschen beißen, was gar nicht so selten ist, übertragen sie nicht mehr die Pest.

Der Grund könnte sein, so habe ich jetzt gelesen, dass die Ratten sich möglicherweise aufgrund von Mutationen nicht mehr als Träger für den Bazillus eignen. Heute findet man ihn nur noch in einigen Wildpopulationen vor, nicht mehr in den Rattenarten, die mit Menschen zusammen leben. Es ist denkbar, dass hier in den Tieren genetische Veränderungen stattgefunden haben, deren Ursachen nicht bekannt sind. Das Aussterben der Krankheit hat dann nichts mit hygienischen Verbesserungen zu tun, die hat es in der Tat ja auch lange nicht gegeben, sondern mit Veränderungen in dem Immunsystem der Ratten.

Vielleicht gibt es auch Mutationen im Rattenfloh, die ihn vielleicht nicht mehr als Träger geeignet machen.

Das die Krankheit in Nordeuropa zuerst verschwand, hat eventuell auch damit zu tun, das der Rattenfloh in Kälte nicht überleben kann bzw. seine Aktivität einstellt. Deshalb verschwand die Pest früher auch immer in den Wintermonaten und brach erst im Frühjahr wieder aus, wenn mit beginnender Wärme der Floh seine Aktivitäten wieder aufnahm.
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Es gab da sicherlich mehrere Faktoren, die zum verschwinden der Beulenpest beitrugen. Einen Anteil hatte der Bau von Kanalisationen. Hier konnten sich die Ratten zurückziehen,ohne mit dem Menschen in Verbindung zu kommen. In Madagaskar war z. B. vor nicht all zu langer Zeit die Pest ausgebrochen. Grund dafür war, die Abholzung der Wälder, dadurch haben sich die Ratten mehr in die Unterkünfte der Menschen zurückgezogen. http://www.merkur-online.de/aktuelles/w ... 70250.html
Eine große Rolle spielt auch der Einzug der Wanderratte in Europa. Die Wanderratte ist weitaus menschenscheuer als die Hausratte.
Desweiteren bildet jeder Organismus Abwehrstoffe gegen Krankheitsreger. Bei Ratten kann man sich aufgrund ihrer rasanten Vermehrung eine schnelle Imunität gegen Krankheiten vorstellen. Es pflanzen sich nur die Tiere fort, die gesund sind.
Desweiteren spielt auch das Klima eine gewichtige Rolle bei der Ausbreitung. Außerdem ist noch ein Zyklus zu beachten. Im 14.Jahrhundert brach die Pest aller 11 Jahre vermehrt aus. Es könnte quasi sein, dass der Zyklus durch ungünstige klimatische Bedingungen unterbrochen wurde und damit der Pest zum erliegen kam. Viele Faktoren können natürlich auch alle auf einmal,ineinander spielen.
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Spartaner hat geschrieben: Außerdem ist noch ein Zyklus zu beachten. Im 14.Jahrhundert brach die Pest aller 11 Jahre vermehrt aus. Es könnte quasi sein, dass der Zyklus durch ungünstige klimatische Bedingungen unterbrochen wurde und damit der Pest zum erliegen kam. Viele Faktoren können natürlich auch alle auf einmal,ineinander spielen.
Kleine Korrektur von mir : Ein Zyklus des Auftreten der Pest wurde bei der justinianischen Pest im vom 6 bis 8 . Jahrhundert festgestellt, nicht bei der im 14. Jahrhundert. http://de.wikipedia.org/wiki/Justinianische_Pest
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Die Pest des 14. Jahrhundert hatte ihren Ausgangspunkt in den trockenen Hochebenen Zentralasiens.
Hier war die Pest enzootisch unter den Murmeltieren vertreten. Entlang der Seidenstraße gelangte die Pest 1342 in das mongolische Khanat der Goldenen Horde. In Kaffa ein Schwarzmeerhafen auf der Halbinsel Krim, welchen die Genuesen seit 1266 als Kolonie unterhielten, kamen die Europäer das erste Mal mit der Pest in Berührung. 1345 - 46 belagerte ein tatarisches Heer unter Khan Jani Beg die Stadt, in der sich die letzten Christen der Umgebung vor den Tataren geflohen hatten.
In den Lagern der Tataren außerhalb der Stadt bahnte sich die Pest ihren Weg und lichtete die Reihen der Angreifer kontinuierlich. Die Tataren erkannten die Ausweglosigkeit ihrer Lage. Bevor Khan Jani Beg starb lies er die Leichen mittels Katapulte in die Stadt schießen. Die Leichen türmten sich in der Stadt auf und wurden im Meer versenkt bzw. verseuchten dort jegliches Wasser und die Luft . Ein Notar aus Piacenza - Gabriel de Mussis, der mehrere Jahre in der Stadt wohnte, beschrieb die Ereignisse wie folgt:
"Man sah, wie sich die Leichen ... zu Bergen türmten. (...) Bald war die ganze Luft verseucht und auch das Wasser durch die krankmachende Fäulnis vergiftet.Wer noch konnte, suchte Rettung auf den Galeeren, und mit den Flüchtlingen ging die Seuche auf Westkurs.
Die Leute von Messina kümmerten sich zunächst liebevoll um die Elendsgestalten, die vom Schiff an Land wankten, und erst als sie sahen, daß jeder, der auch nur mit ihnen sprach, sterben mußte, ... trieben sie die Genueser, so schnell sie konnten, aus ihrer Stadt und aus dem Hafen" (de Mussis).
http://www.weiterbildung.uzh.ch/program ... tFinal.pdf
„Nicht alle Genueser starben an der Pest sondern verschleppten sie unwissentlich über Trapezunt und Konstantinopel nach Messina und bis nach Sizilien (Herbst 1347). Von dort aus breitete sich „der schwarze Tod“ über den Land-und Meeresweg über ganz Europa aus (Dobson,2007:13/Meier,20
05:221)“
http://www.wienerzeitung.at/nachrichten ... -Wien.html
http://www.zeit.de/1997/50/D-Day_1347_D ... rzen_Todes
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Korrektur: Khan Jani Beg oder Dschani Beg kam nicht bei der Belagerung von Kaffa ums Leben.
http://de.wikipedia.org/wiki/Dschani_Beg
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