Vom Panzerreiter zum Kavalier

Heraldik, Jagd, Pest, Kriegsführung, Ritter, Feuerwaffen, Burgen, Könige, Königreiche

Moderator: Barbarossa

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dieter
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Das Rittertum wird zur höfischen Lebensform
Die Faszination, welche die Ritter bis heute noch ausüben, erklärt sich nicht nur durch das Bild tapferer Reiter in glänzenden Rüstungen allein, sondern vor allem durch die Idealisierung eines ganzen Standes, den dieser zum Ende des Mittelalter hin erfuht.
Die Realität des einfachen Ritterdaseins bot zunächst wenig Anlass zur Verklärung. Lesen und schreiben konnte der einfache Lehnsmann nicht. Wenn er nicht zum Kriegsdienst unterwegswar, kümmert er sich um die Verwaltung seiner Güter, er hauste in zugigen Burgen oder wenig komfortablen Wohnsitzen und lebte von sparsamer Kost.
Quelle: http://www.terra-x.zdf.de
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dieter
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Alltäglicher Kleinkrieg
Der Kampf in großen Schlachten um Ruhm und Ehre war selten, häufiger zog der Ritter gegen den Nachbarn zu Felde. Was heute die typischen nachbarschaftszwiste um Gartenzwerg unmd Laubfall sind, war dem damaligen Ritter die Fehde. Streit um Wegenutzung oder Abgaben, Ehrverlust, Frauengeschichten und Terrirorialkonflikte waren die üblichen Anlässe. Verwüstete Felder, abgebrannte Dörfer und Burgbelagerungen die Folge. Auch Kidnapping und Viehdiebstahl waren üblich, der Tod des Gegners dagegen war nicht das Ziel.
Quelle. www.terra-x.zdf.de
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dieter
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Das klingt nicht gerade ritterlich, war nach dem damaligen Rechtsverständnis aber legal - wenn die Fehde rechtzeitig bekannt gemacht wurde. Mündlich mit gezogenem Schwert oder per Fehdebrief wurde der Streit angekündigt und damit legalisiert. Erst Kaiser Maximilian I. hat mit der Proklamation des ewigen Landfriedens 1494 das Fehdewesen drastisch reduuiert.
Zitat von Papst Urba II., 1095, auf dem Konzil von Clermont:
"Wendet die Waffen, die ihr in gegenseitigen Morden auf sträfliche Weise blutig gemacht habt, gegen die Feinde des Glaubens und des Christentums."
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dieter
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Zahlreiche Fehden und politische Machtkämpfe führten im 10. und 11. Jahrhundert zu einer instabilen Lage, in der sich die Kirche zunehmenden Einfluss auf den Adel verschaffte. Sie rief die Gottesfriedenbewegung aus und stellte den Ritterstand in den Dienst der Kirche. Verteidigung des Glaubens , der Schutz der Schwachen - Witwen, Waisen und die Kirche - galten nun als ritterliche Ziele.
Quelle: www.terra-x.zdf.de
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dieter
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Den endgültigen Durchbruch schaffte Papst Urban II. mit seiner Kreuzzugsidee. Das Grab Christi im fernen Jerusalem galt es gegen die Ungläubigen zu verteidigen. Wer im Namen gottes kämpfte , erwarb sich Ruhm und Ehre über den Tod hinaus, auch das ewige Leben wurde zugesichert, so war ein gemeinsames Ideal für Könige und Adel gefunden, welches die große Gemeischaft des Ritterstandes zusammen hielt.
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dieter
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Die kirchlichen Wertvorstellungen verschmolzen bals mit weltlichen Idealen, die vor allem von den Dichtern und Minnesängern des späten Mittelalters formuliert wurden. Sas Rittertum wurde zu einer überhöhten Daseinsform, der sich auch Fürsten und Könige verpflichtet fühlten. Demut und Barmherzikeit, Selbstdisziplin und persönliche Beständigkeit, vor allem aber Mäßigung gehörten zum Tugenkatalog des Ritterstandes. Ritterlich zeigte sich , wer die Schwachen schützte und tolerant gegenüber seinen Feinden war. Auch "der Dienst an der Frau" (Minne) - die Verehrung der höheregestellten Dame war Bestanteil des ritterlichen Ideals. Feine Umgangsforemen, Beherrschung der Etikette und Anstandsregeln wurden wichtige Elemente der höfischen lebensweise.
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dieter
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Die Diskrepanz zwischen Ideal und Wirklichkeit war sicherlich groß, langfristig aber hat dieser Wertekanon zu einer Verfeinerung der Sitten geführt und sich bis in unsere heutige Zeit erhalten. Begriffe, wie "ritterlich" oder "höflich" ( von "hövischkeit"), "Gentlemman" und "Kavalier" lassen sich in diese Zeit zurückverfolgen.
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Peppone
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dieter hat geschrieben:Die Diskrepanz zwischen Ideal und Wirklichkeit war sicherlich groß, langfristig aber hat dieser Wertekanon zu einer Verfeinerung der Sitten geführt und sich bis in unsere heutige Zeit erhalten. Begriffe, wie "ritterlich" oder "höflich" ( von "hövischkeit"), "Gentlemman" und "Kavalier" lassen sich in diese Zeit zurückverfolgen.
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Das würde ich bestreiten. Im realen Leben galt in der ganzen Zeit, in der die Ritter zu den "oberen Zehntausend" gehörten, der Grundsatz: "Der Größte und Stärkste kriegt die Jüngste und Schönste". (den Faktor Klugheit und Intelligenz hab ich absichtlich außer Acht gelassen... :problem: )
Diese ganzen Tugenden waren ANSPRÜCHE, die sicherlich die größten Schweinereien eingedämmt haben, aber nicht wirklich zur Zivilisierung des Ritterstandes beitrugen. Das passierte erst, als der Ritter zum bloßen Titelträger absank und die "Versailler Kultur" an den Höfen um sich griff.

Beppe
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dieter
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Peppone hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:Die Diskrepanz zwischen Ideal und Wirklichkeit war sicherlich groß, langfristig aber hat dieser Wertekanon zu einer Verfeinerung der Sitten geführt und sich bis in unsere heutige Zeit erhalten. Begriffe, wie "ritterlich" oder "höflich" ( von "hövischkeit"), "Gentlemman" und "Kavalier" lassen sich in diese Zeit zurückverfolgen.
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Das würde ich bestreiten. Im realen Leben galt in der ganzen Zeit, in der die Ritter zu den "oberen Zehntausend" gehörten, der Grundsatz: "Der Größte und Stärkste kriegt die Jüngste und Schönste". (den Faktor Klugheit und Intelligenz hab ich absichtlich außer Acht gelassen... :problem: )
Diese ganzen Tugenden waren ANSPRÜCHE, die sicherlich die größten Schweinereien eingedämmt haben, aber nicht wirklich zur Zivilisierung des Ritterstandes beitrugen. Das passierte erst, als der Ritter zum bloßen Titelträger absank und die "Versailler Kultur" an den Höfen um sich griff.
Beppe
Lieber Beppe,
kann sein, kann ich nicht beurteilen. Aber im Prinzip ist jede Regel, welche die Macht des Rittertums eingrenzt, gut. :wink:
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Peppone
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dieter hat geschrieben:kann sein, kann ich nicht beurteilen. Aber im Prinzip ist jede Regel, welche die Macht des Rittertums eingrenzt, gut. :wink:
Naja, richtig mächtig waren die Ritter sowieso nie. Es waren immer kleine Adlige mit einigen Bauern als Gefolgschaft, die sie im Kriegsfall mit in die Schlacht nahmen oder bei einer Fehde als "Knechte" mitnahmen, um etwa die Felder des Gegners zu verbrennen.
Daneben hatten die Ritter aber in der Zeit, in der sie dem Stand der Kriegstechnik entsprachen, eine wichtige Aufgabe: Sie verwalteten das "platte Land" und waren dort die erste Instanz in Rechtsfragen. Sie waren also sowas wie Landrat, Landrichter und Polizei in einem, daneben noch Anführer einer Miliz.
Ohne die Ritter kein mittelalterlicher Staat.

Beppe
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dieter
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Lieber Beppe,
das wird so gewesen sein. :wink:
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