Böhmen unter Karl IV.

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Vergobret
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Böhmen unter Karl IV.
Im letztmonatigen G/Geschichte Heft ist ein Artikel über Karl IV. . Einen Kaiser mit dem ich mich nie sonderlich befasst habe mit einem Fabel für eine Gegend wo ich zwar bereits war, aber in der ich mich mehr schlecht als recht auskenne.
Im Artikel wurde indirekt die These aufgestellt bzw. die Überlegung geäußert, Karl IV. sei in seinem Selbstverständnis mehr ein König Böhmens, denn ein Kaiser gewesen. Seine Politik scheint also mehr zugunsten Böhmens, als für das ganze Reich gewesen zu sein. Die Goldene Bulle schwächte seinen Kaisertitel zum Beispiel, wohingegen sein durch diese erhaltener Kurfürstentitel als König von Böhmen bestärkt wurde.
Kommen wir zur Frage: Kann man in diesem Zusammenhang also von einem böhmischen Herrschaftsbereich sprechen, welcher das Kaiserreich umfasste? Sozusagen ein Großreich unter böhmischer Führung?
In diese Zeit fällt ja die goldene Epoche Prags (Universitätsgründung, Handelszentrum, Unterstadt), auch war Prag hier Residenzort Karls IV.
Ich freue mich auf eure Meinungen, vielleicht kann dieses Thema ja auch dienen diese besondere Epoche und Gegend ein wenig zu behandeln.
„In all den Jahren habe ich so viele junge Männer gesehen,
die der Meinung waren, auf andere junge Männer zuzulaufen.
Aber das stimmt nicht.
Sie liefen alle zu mir.“
so sprach der Tod

Aus „Die Bücherdiebin“
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Peppone
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Vergobret hat geschrieben:Kommen wir zur Frage: Kann man in diesem Zusammenhang also von einem böhmischen Herrschaftsbereich sprechen, welcher das Kaiserreich umfasste? Sozusagen ein Großreich unter böhmischer Führung?
Dann müsste man das Reich unter Ludwig dem Bayern auch als Großbayern oder unter den Habsburgern auch als Großösterreich ansehen.
Aber dazu hatten sowohl Ludwig als auch Karl als auch die Habsburger zu wenig Macht im Gesamtreich. Und dazu haben auch sowohl Karl als auch Ludwig zu viel Reichspolitik gemacht.
Natürlich schauten sie darauf, ihre Machtbasis - eben ihre Hausmacht - zu stärken, denn nur so konnten sie übehaupt über die Grenzen ihrer Hausmacht hinaus aktiv werden.

Die Kaiser dieser Zeit waren nur Kaiser, weil sie eine Hausmacht hatten. Anders wurden sie erst gar nicht mehr gewählt. Ihre Politik lief meist darauf hinaus, sowohl ihre Hausmacht zu stärken als auch diese Macht außerhalb ihrer Hausmacht auszubauen.

Erst im Lauf der Habsburger Dominanz des Kaiserthrons wurde diese Politik aufgegeben - man sah, dass eine reichsweite Politik einfach nicht mehr möglich war.
Den Zeitpunkt dieses Umschwungs würde ich am Jahr 1648 festmachen. Danach waren die Teilstaaten des HRR derart mächtig und auch unabhängig vom Kaiser, dass etwas anderes als reine Hausmachtpolitik für den Kaiser keinen Sinn mehr machte. Erst zu diesem Zeitpunkt wurde aus dem Kaiser des HRR der Kaiser von Österreich, als der er sich aber erst rund 150 Jahre später bezeichnete...

Beppe
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