Induskultur unter sumerischem Einfluss?

Mesopotamien, Babylon, China, Mongolen, Sumerer

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Dietrich
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Die ältesten Hochkulturen sind die der Sumerer im Zweistromland und die der Ägypter. Welche von beiden die ältere ist, lässt sich heute nicht mehr eindeutig entscheiden. Vielfach wird angenommen, dass die sumerische Hochkultur ältere Wurzeln hat. Beide datieren von etwa 3000 v. Chr. an. Im Industal kann man von einer Hochkultur ab etwa 2600 v. Chr. sprechen, wobei klar ist, dass solche Daten nur Näherungswerte sein können.

Nach Hermann Kulke, Die Geschichte Indiens, München 2006, gab es rege Handelsbeziehungen mit Südarabien und besonders mit Mesopotamien, in das die Stadtstaaten des Indus Holz, Kupfer, Gold, Silber, Karneol und Baumwolle exportierten. Siegelfunde in Mesopotamien, deren indische Herkunft sicher ist, sowie Rollsiegel und Handelsobjekte vorderorientalischer Herkunft in den Indusstädten lassen diese direkten Handelsbeziehungen mit Mesopotamien erkennen. Vieles spricht dafür, dass die Expansion der Induskultur über die Kerngebiete ihrer Städte Harappa und Mohenjo-Daro hinaus eher eine Folge intensiven Handels und kultureller Kontakte als militärischer Expansion war.

Eine frühere Vermutung, die Städte der Induskultur seien nach dem Vorbild der sumerischen Stadtstaaten entstanden, hat sich als falsch erwiesen. Neuere Auisgrabungen haben ergeben, dass sich unter den Städten der Indus-Hochkultur eine kontinuierliche Abfolge älterer Siedlungen befand. In Geschichte Indiens, S. 29, heißt es dazu:

"Das herausragende Ergebnis dieser Forschungen der vergangenen Jahrzehnte stellt die sichere Erkenntnis dar, dass die großen Städte der Induskultur in der Endphase eines mehrere Jahrtausende umfassenden Entwicklungsprozesses entstanden ... Die keineswegs zu leugnenden Einflüsse und - sicherlich wechselseitigen - Beziehungen zum Vorderen Orient, in denen anfangs die treibende Kraft der Induskultur gesehen wurde, treten demgegenüber immer mehr in den Hintergrund."

Inwieweit die religiösen Vorstellungen von Sumerern und Leuten der Induskultur übereinstimmten, lässt sich angesichts der ungenügenden Quellenlage nicht eindeutig entscheiden. So ist ungeklärt, ob es sich bei den Stadtstaaten der Induskultur um Priesterstaaten und somit um Theokratien handelte, wie das zweifellos bei den sumerischen Stadtstaaten der Fall war. Eindeutige Tempelanlagen wurden nicht gefunden, wohl aber Zitadellen, die den Hohepriester und/oder ein weltliches Stadtoberhaupt aufgenommen haben könnten.
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