Geschichte der Bergjuden

Mesopotamien, Babylon, China, Mongolen, Sumerer

Moderator: Barbarossa

Dietrich
Mitglied
Beiträge: 1755
Registriert: 04.05.2012, 18:42
Wohnort: Ostfalen

Ich finde es erstaunlich, in welche Regionen sich jüdische Ethnien über Jahrhunderte und oft Jahrtausende zurückzogen und dabei ihre Identität bewahrten. Zu solch erstaunlichen Begebenheiten zählt auch die Geschichte der Bergjuden, die sich selbst Juhuro (= Juden) nennen, eine iranische Sprache sprechen und im Kaukasus (Dagestan) leben. Heute gibt es in Dagestan noch etwa 3000 Bergjuden, während 50 000 nach Israel auswanderten.

Woher kamen die Bergjuden und sind sie möglicherweise ein Rest jener Juden, der 597 v. Chr. vom babylonischen König Nebukadnezar II. nach Babylon verschleppt wurde, dort in einer Minderheit unter persischen Königen verblieb, während der größte Teil nach Juda zurückkehrte?

Nach einer anderen Version gehören die Bergjuden zu jenen persischen Juden, die um die Mitte des 8. Jh. n. Chr. in das türkische Chasarenreich einwanderten, das sich nördlich des Kaukasus über Südrussland erstreckte. Dort errangen sie Einfluss und sollen Auslöser dafür sein, dass die Chasaren im 8./9. Jh. zum Judentum konvertierten. Ob es Verbindungen zwischen den Bergjuden und den jüdischen Karäern gibt, die einst auf der Krim und in Anatolien siedelten, ist strittig.
http://de.wikipedia.org/wiki/Kar%C3%A4er

Dem Holocaust konnten die Bergjuden glücklicherweise entrinnen, da der größte Teil ihres Siedlungsgebietes außerhalb der Reichweite der Wehrmacht lag. Bei den anderen Bergjuden war man sich uneinig, ob es sich nun um "Rassejuden" oder "Bekenntnisjuden" handelte. Einige hundert wurden dennoch bis zum deutschen Rückzug 1943 ermordet.

Die Bergjuden bewahrten über viele Jahrhunderte Religion und Brauchtum. Sie beschäftigten sich mit Ackerbau, Tabakbau, Lederhandwerk und Handel. In Kleidung und allgemeiner Erscheinung unterschieden sie sich nicht wesentlich von anderen Dagestanvölkern. Allerdings ist ihr jüdischer Glaube stark von heidnischen Vorstellungen durchsetzt, wie z.B. Gottheiten der Fruchtbarkeit, des Wassers, der Pflanzen sowie ein Gewittergott. Nach der Emigration nahezu aller Bergjuden nach Israel wird das alles in Vergessenheit geraten.
Paul
Mitglied
Beiträge: 2739
Registriert: 29.04.2012, 18:44
Wohnort: Mittelhessen an der Loganaha

Die nächste Variante ist, das die iranisch sprechenden Juden von Iranern im Chasarenreich abstammen z.B. Sarmaten, welche dort mit vielen anderen das Judentum angenommen haben.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
Spartaner
Mitglied
Beiträge: 1649
Registriert: 25.12.2013, 23:36

Dietrich hat geschrieben:
Woher kamen die Bergjuden und sind sie möglicherweise ein Rest jener Juden, der 597 v. Chr. vom babylonischen König Nebukadnezar II. nach Babylon verschleppt wurde, dort in einer Minderheit unter persischen Königen verblieb, während der größte Teil nach Juda zurückkehrte?

Nach einer anderen Version gehören die Bergjuden zu jenen persischen Juden, die um die Mitte des 8. Jh. n. Chr. in das türkische Chasarenreich einwanderten, das sich nördlich des Kaukasus über Südrussland erstreckte. Dort errangen sie Einfluss und sollen Auslöser dafür sein, dass die Chasaren im 8./9. Jh. zum Judentum konvertierten. Ob es Verbindungen zwischen den Bergjuden und den jüdischen Karäern gibt, die einst auf der Krim und in Anatolien siedelten, ist strittig.
http://de.wikipedia.org/wiki/Kar%C3%A4er
.
Dass die Berjuden zu den Rest der 597 von den Babyloniern verschleppten Juden gehören, dürfte mehr Wunsch des Gedankens als Realität sein. Die zahlreichen Völkerverschiebungen ausgelöst durch Parther, Hunnen usw. dürfte so ein kleines Volk kaum überdauert haben. Es eher wahrscheinlich, dass die Bergjuden eine Restbevölkerung der Chasaren sind.
Spartaner
Mitglied
Beiträge: 1649
Registriert: 25.12.2013, 23:36

Nach weiterer Recherche möchte ich meine Meinung revidieren. Die Bergjuden könnten durchaus, auch ein Rest der 597 v. Chr. von den Babyloniern verschleppten Juden sein.
Chosrau I. persischer Großkönig führte damals Krieg gegen die nördlichen Steppenvölker bzw. sein Reich wurde von diesen bedroht. Allen voran von den Hephthaliten, die auch als weiße Hunnen bezeichnet wurden.
http://de.wikipedia.org/wiki/Hephthaliten
http://de.wikipedia.org/wiki/Chosrau_I.
Zwischen 531 und 560 verstärkte deshalb seine Grenzen an der Hunnenmauer, die 400 Kilometer lang war und auch nahe der Stadt Derbent verlief (eine alte Stadt am südlichen Rand der russischen Teilrepublik Dagestan- wird auch als eiserne Pforte bezeichnet) mit ihm loyal gesinnter zoroastrischer und jüdischer Bevölkerung .
"Die Derbenter Lokalgeschichte Darband-nama erklärt genauer, Chosrau habe in Derbent und Umgebung Menschen aus Atropatene und Fars angesiedelt, weiter südlich dagegen Menschen aus Fars und dem Irak."
http://de.wikipedia.org/wiki/Derbent
http://de.wikipedia.org/wiki/Bergjuden
Da die Juden aus dem Irak umgesiedelt wurden, könnte es sich eventuell um Reste der "babylonischen Juden" handeln.
Spartaner
Mitglied
Beiträge: 1649
Registriert: 25.12.2013, 23:36

In der "Allgemeine Zeitung des Judenthums" vom 19. Januar 1903 (67. Jahrgang Nr. 2 ) steht auf Seite 19 folgendes über die Kaukasischen Bergjuden:
" Bergjuden (russisch: gorski evrei, tatarisch: dag cuvut) heißen die kaukasischen Juden die in den Aulen und einigen Städten des Daghestaner, Tersker und Kubaner Bezirkes, ferner auch im Bakimer und Elisabethopoler Gouvernement leben und sich der tatischen Sprache bedienen. Die Gesamtzahl der Bergjuden beträgt nach dem um Jahre 1886 von J. G. Anisimov gepflogenen Erhebungen bei 20000 Seelen, doch gibt es Anhaltspunkte, für die Annahme, dass vor einigen Jahrhunderten die Zahl jüdische Aussiedlungen um östlichen Kaukasus bedeutend bemerkensweter als in der Gegenwart gewesen sein müsste. Bezüglich des Zeitpunktes der Ansiedlung der Juden kann man aus den Zeugnissen einiger arabischer Schriftsteller schließen, dass die Araber bei der Eroberung Dagesthans in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts Juden schon in namhafter Anzahl dort angetroffen haben. Zu welcher Zeit sich aber die Vorfahren der jetzigen Juden in diesen Gebieten niedergelassen, darüber gibt es weder schriftliche noch mündliche Überlieferungen. Sie hegen vollständig die Überzeugung, dass sie von jenem Juden abstammen, die von assyrischen Königen aus Palästina fortgebracht worden seien, und sich am Bau des neuen Tempels in Jerusalem nicht beteiligt hätten. Es ist schwer zu entscheiden, ob diese Behauptung auf eine Volksüberlieferung vergangener Jahrhunderte fußt, oder ob sie nur einer rabbinischen Deutung der Worte im Buch der Könige (IV. XVII. 6) ihren Ursprung verdankt. Auf alle Fälle unterliegt es keinen Zweifel, dass sich schon in ätesten Zeiten inmitten der medischen Bevölkerung Juden befunden haben. In jenem Teile Mediens, der in der Folgezeit Atlurpatlakan gehießen und späterhin Aderbeizan (Aserbaidschan) genannt wurde, war ganz gewiß eine beträchtliche jüdische Bevölkerung, die man als die Vorfahren der kaukasischen Juden ansehen kann.
Hinweise auf das Vorkommen von Juden an der Grenze zu Medien und Persien sind bei einigen jüdsichen Quellenschriftstellern aufbewahrt, so z. B. beim jüdischen Schrftsteller Eldad ha Dani, der in der zweiten Hälfte des neunten Jahrhunderts gelebt hat.
Seinen Angaben zufolge wären diese Juden Abkömmlinge des Stammes Jizchak und Völker benachbart, die dem Feuerkultus ergeben, dass heißt Anhänger der Religion Zarahustras sind, und neben ihre hebräischen auch der persischen und der sedarischen Sprache sich bedienen (unter sedarisch, meint Miller, habe man hier türkisch zu verstehen).
Eldad ha Danis Mitteilungen bestätigen die Sprache der jetzigen Bergjuden. Nachdem sie aus Aderbeizan nach dem Kaukasus ausgewandert, hatten sie auch die iranische Sprache, beibehalten, die sie in Aderbeizan erlernt, die im Wortschatz und zum Teil in der Wortbildung einen Überfluß an türkischen Bestandteilen aufweist.
Mit Hinblick darauf, dass die Niederlassung der jüdischen Kolonisten im Kaukasus der arabischen Eroberung Dagesthans (im achten Jahrhundert) vorangegangen war, darf man annehmen, dass die Auswanderung durch die Verfolgungen hervorgerufen worden sei, denen die Juden im Perserreiche, seitens der Sassaniden- Herscher, Fanatiker der Zarahustrareligion besonders im fünften Jahrhundert ausgesetzt waren. Es ist wahrscheinlich, dass die eingewanderten Juden mitten unter der heidnischen Bevölkerung des Ost-Kaukasus, wo sie wegen ihres Glaubens und Volkstums keinerlei Bedrückungen unterworfen waren, sogar für ihre Religion Propaganda betreiben konnten. Bei der in späteren Zeiten stattgefundenen Ausbreitung der Religion Mohammeds waren die Bergjuden neuerlichen Bedrängnissen ausgesetzt und viele genötigt, sich zum Islam zu bekehren.
In der letzten Zeit haben die Bergjuden in Dagesthan begonnen, sich die moderne Kultur anzueignen und ihre Kinder in die russschen Volks- und Mittelschulen zu senden. Sie können es um so leichter tun, als sie der prozentuallen Beschrängung nicht unterworfen sind.
Auch fangen sie jetzt an, ihren europäischen Glaubensgenossen, von denen sie sich bist dahin ostentativ ferngehalten haben, sich ein wenig zu nähern. Diese Juden sind zum Teil alte Nikolaus´sche Soldaten, welche in Russland bekanntlich das Privilegium der allgemeinen Freizügigkeit genießen, teils haben sie sich auf Grund einer lokalen, für dem Bezirk Temir-Chan-Schura betimmten Verordnung, infolge deren die Juden daselbst die gleichen Rechte wie die Eingeborenen genießen, in diesen Gegenden niedergelassen.
Dietrich
Mitglied
Beiträge: 1755
Registriert: 04.05.2012, 18:42
Wohnort: Ostfalen

Eine wirklich interessante zeitgenössische Quelle, die du da ausgegraben hast!

Auch in diesem Bericht wird deutlich, dass sich die Bergjuden nach ihrer volkstümlichen Überlieferung auf die von den Assyrern verschleppten Juden zurückführen. Die massenhafte Deportation der Juden ist eine durch Schriftquellen belegte historische Tatsache - die Abstammung der Bergjuden von ihnen natürlich nicht. Prinzipiell gibt es vier Möglichkeiten:

1. Abstammung der Bergjuden von den im 8. Jh. v. Chr. nach Assyrien deportierten Juden aus dem zerschlagenen Nordreich Israel.

2. Abstammung von den Juden des Babylonischen Exils im 6. Jh. v. Chr.

3. Abstammung von den zur Zeit der Sassaniden im Iran lebenden Juden, die in den nachchristlichen Jahrhunderten vielfach unterdrückt wurden.

4. Abstammung von den im 8./9. Jh. zum Judentum konvertierten turkstämmigen Chasaren.

Was nun zutrifft, lässt heute wohl kaum mehr klären. Tatsache aber ist, dass die Bergjuden ihre Identität inmitten eines fremden und oft feindlichen Umfelds erstaunlich lange bewahrt haben.
Spartaner
Mitglied
Beiträge: 1649
Registriert: 25.12.2013, 23:36

Juden in dieser Region scheint es schon in vorislamischer Zeit gegeben zu haben, Der persische Herrscher Chosrau I. hatte sie als ihm loyal gesinnte Bevölkerung angesiedelt.
"Bis heute ist nicht eindeutig geklärt, wann jüdische und nichtjüdische „Taten“ nach Albania bzw. Aran einwanderten. Vermutlich war es eine vorislamische Ansiedlung um 510. Al-Balādhurī berichtete,[2] Chosrau I., der die „Hunnenmauer“ rund um „das verschlossene Tor“ zu einer Befestigungsanlage von 400 km Länge gegen nördliche Steppenvölker ausbaute, hatte an den Befestigungen loyalere zoroastrische und jüdische Bevölkerung angesiedelt."
http://de.wikipedia.org/wiki/Bergjuden

Entgegen des Berichtes von 1886 schienen die Perser in vorislamischer Zeit den Juden nicht feindselig gegenübergestanden zu haben bzw. sie wurden auch nicht in der vorislamischen Perserzeit verfolgt. Das lässt uns zur Annnahme verleiten, dass die Juden im Perserreich, das sich auch über den heutigen Irak erstreckt hat, eine lange Zeit im Frieden und ohne Verfolgung auch vl. den Zeitraum von über 1000 Jahren bis ins 6. Jhd. n. Chr. überleben konnten.

Auch die Karäer die auf der Krim am schwarzen Meer und in Palästina siedelten, könnten vl. von diesen Juden abstammen. Diese sind aber erst im 7. und 8. Jhd. in diese Region ausgewandert.
" Außerdem berichtet der Chasarenkönig Joseph in seiner Korrespondenz mit Chasdai ibn Schaprut, dass das sogenannte „normative“ Judentum erst vom Khan Obadiah, d. h. nach gut 200 Jahren eingeführt worden war."
http://de.wikipedia.org/wiki/Kar%C3%A4er
Spartaner
Mitglied
Beiträge: 1649
Registriert: 25.12.2013, 23:36

Dietrich hat geschrieben:Eine wirklich interessante zeitgenössische Quelle, die du da ausgegraben hast!
Ich habe auch gleich mal gegoogelt und zur Überraschung festgestellt, dass es die "Allgemeine Zeitung des Judentums" auch online vollständig digitallisiert gibt. Vielleicht findest du beim rumstöbern in den digitalisierten Zeitschriften noch ein paar interessante Kolumnen.
http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/c ... ew/3295896 - Bergjuden
http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/c ... fo/3224737 - alle Jahrgänge von 1837 bis 1922
Paul
Mitglied
Beiträge: 2739
Registriert: 29.04.2012, 18:44
Wohnort: Mittelhessen an der Loganaha

Dietrich hat geschrieben: 1. Abstammung der Bergjuden von den im 8. Jh. v. Chr. nach Assyrien deportierten Juden aus dem zerschlagenen Nordreich Israel.

2. Abstammung von den Juden des Babylonischen Exils im 6. Jh. v. Chr.

3. Abstammung von den zur Zeit der Sassaniden im Iran lebenden Juden, die in den nachchristlichen Jahrhunderten vielfach unterdrückt wurden.

4. Abstammung von den im 8./9. Jh. zum Judentum konvertierten turkstämmigen Chasaren.

Was nun zutrifft, lässt heute wohl kaum mehr klären. Tatsache aber ist, dass die Bergjuden ihre Identität inmitten eines fremden und oft feindlichen Umfelds erstaunlich lange bewahrt haben.
Es geht ja nicht nur darum die Anwesenheit von Menschen jüdischen Glaubens zu erklären, sondern auch warum sie iranisch sprechen. Dafür gäbe es nur 2 Möglichkeiten und die Kombination dieser 2 Möglichkeiten:

- Es wanderten Juden in ein iranisches Gebiet aus und übernahmen die Sprache. Babylon gehörte nicht dazu, aber z.B. Variante 3.
- Iranisch sprechende Menschen übernahmen das Judentum z. B. im Chasarenreich, also nicht turksprachige Chasaren, sondern Sarmaten.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
Dietrich
Mitglied
Beiträge: 1755
Registriert: 04.05.2012, 18:42
Wohnort: Ostfalen

Paul hat geschrieben:
- Es wanderten Juden in ein iranisches Gebiet aus und übernahmen die Sprache. Babylon gehörte nicht dazu, aber z.B. Variante 3.
- Iranisch sprechende Menschen übernahmen das Judentum z. B. im Chasarenreich, also nicht turksprachige Chasaren, sondern Sarmaten.
Die Bergjuden sprechen eine südwestiranische Sprache, sodass sie historisch enge Verbindungen zu Persien gehabt haben müssen. Das können durchaus die Juden des Babylonischen Exils gewesen sein, denn schließlich eroberte der Perserkönig Kyros II. im Jahr 539 v. Chr. das Neubabylonische Reich, befreite die Juden aus ihrer Gefangenschaft, sodass ein großer Teil nach Palästina ins Reich Juda zurückkehrte.

Ein anderer Teil der Juden blieb in Babylon zurück und bildete dort eine jüdische Gemeinde. Die in ihr unter den Schriftgelehrten geführten Diskussionen lieferten die Grundlage für den im 6. Jahrhundert n. Chr. verfassten babylonischen Talmud. Diese Juden vollzogen sicher einen Sprachwechsel, wurden allerdings zur Zeit der Sassaniden in nachchristlicher Zeit vielfach unterdrückt. Ein Ausweichen nach Südrussland und in den Kaukasus als Rückzugsgebiet ist somit denkbar. Das könnten auch diejenigen Juden gewesen sein, die die Chasaren im 8./9. Jh. zur Konversion zum Judentum bewegt haben.

Ob meine "Version 1" zutreffen könnte, ist überaus fraglich. Kann eine Ethnie wirklich über einen Zeitraum von fast 2000 Jahren ihre Identität bewahren? In diesem Fall die von Assyrien im 8. Jh. v. Chr. deportierten Juden, von denen niemand weiß, wo sie geblieben sind. Oder ob sie wirklich den legendären verlorenen "Dreizehnten Stamm" repräsentieren?
Spartaner
Mitglied
Beiträge: 1649
Registriert: 25.12.2013, 23:36

Dietrich hat geschrieben: Ob meine "Version 1" zutreffen könnte, ist überaus fraglich. Kann eine Ethnie wirklich über einen Zeitraum von fast 2000 Jahren ihre Identität bewahren? In diesem Fall die von Assyrien im 8. Jh. v. Chr. deportierten Juden, von denen niemand weiß, wo sie geblieben sind. Oder ob sie wirklich den legendären verlorenen "Dreizehnten Stamm" repräsentieren?
Über 1000 Jahre vergehen allein von der Geburt Jakobs seiner Söhne der Ethnogenese der einzelnen Stämme bis zur Verschleppung der Juden nach Babylonien. Ich kann mir kaum vorstellen, dass sich bis dahin, die 12 oder 13 Stämme nicht untereinander stark vermischt hatten.
Dietrich
Mitglied
Beiträge: 1755
Registriert: 04.05.2012, 18:42
Wohnort: Ostfalen

Spartaner hat geschrieben: Über 1000 Jahre vergehen allein von der Geburt Jakobs seiner Söhne der Ethnogenese der einzelnen Stämme bis zur Verschleppung der Juden nach Babylonien. Ich kann mir kaum vorstellen, dass sich bis dahin, die 12 oder 13 Stämme nicht untereinander stark vermischt hatten.
Ich denke auch, dass die von den Assyrerkönigen Salmanassar V. und Sargon II. in den Jahren 722/21 nach Zerstörung des Nordreichs Israel deportierten Juden verschollen sind und ihre Identität aufgaben. Sie gelten seitdem als die "Verlorenen Stämme Israels" und sind zum Mythos geworden.
Spartaner
Mitglied
Beiträge: 1649
Registriert: 25.12.2013, 23:36

Dietrich hat geschrieben:
Spartaner hat geschrieben: Über 1000 Jahre vergehen allein von der Geburt Jakobs seiner Söhne der Ethnogenese der einzelnen Stämme bis zur Verschleppung der Juden nach Babylonien. Ich kann mir kaum vorstellen, dass sich bis dahin, die 12 oder 13 Stämme nicht untereinander stark vermischt hatten.
Ich denke auch, dass die von den Assyrerkönigen Salmanassar V. und Sargon II. in den Jahren 722/21 nach Zerstörung des Nordreichs Israel deportierten Juden verschollen sind und ihre Identität aufgaben. Sie gelten seitdem als die "Verlorenen Stämme Israels" und sind zum Mythos geworden.
Leiber Dietrich,
ich meine das anders.
Jakob hatte doch von 2 Frauen 12 Söhne.
"Jakob lebte nach dem biblischen Bericht etwa im 18. Jahrhundert v. Chr."

"Einige Tage später erreicht Jakob erschöpft und hungrig Haran. Am Dorfbrunnen begegnet er zwei Hirten, die er nach Laban befragt. Diese weisen auf ein junges Mädchen, das sich dem Brunnen nähert. Es ist Rahel, die jüngste Tochter Labans. Jakob verliebt sich augenblicklich in seine Cousine. Er wagt es, sie zu küssen. Erschrocken läuft sie zu ihrem Vater, gefolgt von Jakob.
Jakob beginnt bei Laban ein gutes Leben. Er beginnt, hart für seinen Onkel zu arbeiten, doch er kann dabei nie seine Liebe und Zuneigung zu Rahel vergessen. Eines Tages bittet er Laban, Rahel heiraten zu dürfen. Laban willigt ein, unter der Voraussetzung, dass Jakob sieben Jahre für Laban dienen solle. Jakob willigt ein.
Sieben Jahre vergehen; Jakob arbeitet hart. Der Tag der Hochzeit steht bevor, der auch groß gefeiert wird. In der Hochzeitsnacht wird Jakob zu seiner Braut geführt. Doch der Schock am Morgen ist groß: Nicht Rahel liegt neben ihm, sondern ihre ältere Schwester Lea. Laban, mit dem Betrug konfrontiert, gibt an, dass es nicht rechtens wäre, die jüngere vor der älteren Schwester zu vermählen, aber Jakob könne Rahel auch heiraten, wenn er erneut sieben Jahre für Laban arbeiten würde."
http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Bibel_%E2%80%93_Jakob

"Die in der Bibel überlieferten Ahnentafeln und Stämmelisten unterscheiden Anordnung, Zahl und Namen der Stämme, halten aber die übergeordnete Zwölfzahl fest. Eine Liste der zwölf Jakobsöhne erscheint im 1. Buch Mose dreimal:
Gen 29,31-30,24:

Leas Söhne: Ruben, Simeon, Levi, Juda.
Bilhas Söhne: Dan, Naftali.
Silpas Söhne: Gad, Ascher.
Leas Söhne: Issaschar, Sebulon (Tochter Dina).
Rahels Sohn: Josef. Ihre Bitte um einen weiteren Sohn wird etwas später mit der Geburt Benjamins erhört (Gen 35,18).

Gen 35,23-26:

Leas Söhne: Ruben, Simeon, Levi, Juda, Issaschar, Sebulon.
Rahels Söhne: Josef, Benjamin.
Bilhas Söhne: Dan, Naftali.
Silpas Söhne: Gad, Ascher (=1. Chron 2,1f).

Die Namen der Stämme sind hier nach Stammesmüttern gruppiert, chronologisch bzw. nach Status ihrer Mutter (Jakobs erster Frau, zweiter Frau, deren Mägden als „Leihmüttern“). Ruben, Simeon, Levi und Juda stehen in beiden Auflistungen an erster Stelle und bildeten offenbar mit den übrigen Söhnen der Lea eine Einheit.
Gen 49,1-27: Jakob segnet vor seinem Tod jeden seiner Söhne: Ruben, Simeon, Levi, Juda, Sebulon, Issaschar, Dan, Gad, Ascher, Naftali, Josef und Benjamin.
Man erfährt einiges über ihre Besonderheiten, ihr Stammesgebiet und ihr künftiges Schicksal. Simeon und Levi wird eine Zerstreuung angekündet, was auf späteres Fehlen eines eigenen Stammesgebietes hinweist. Juda erhält bereits die Ankündigung eines Herrschers: ein Hinweis auf das Königreich Juda und die dort aufgekommene Messiaserwartung. Dort ist dieser Text vermutlich entstanden.
Num 26,4-51: Zum Abschluss der Wüstenwanderung werden die direkten Nachkommen jedes der zwölf Söhne aufgelistet: Ruben, Simeon, Gad, Juda, Issaschar, Sebulon, Josef – aufgeteilt auf seine beiden Söhne Manasse und Efraim – Benjamin, Dan, Ascher, Naftali.
In den kommenden sieben Jahren bringt Lea Söhne zur Welt; Rahel, obwohl sie mit Jakob schläft, bleibt kinderlos. Darum gibt sie Jakob ihre Magd Bilha zur Frau, in der Hoffnung, durch sie Mutter zu werden. Und auch Bilha gebiert Söhne.
Jakobs Besitz hat sich inzwischen vergrößert, und so plant er, bald nach Kanaan zurückzukehren. Da stellt sich die freudige Mitteilung ein, dass auch Rahel schwanger ist. Jakob plant nach der Geburt des Kindes aufzubrechen. Doch Laban versucht Jakob an sich zu binden, um auch seinen Reichtum zu vermehren, während Jakob sich nicht beirren lässt."
http://de.wikipedia.org/wiki/Zw%C3%B6lf ... me_Israels

1800 v. Chr. als Jakob lebte und seine Söhne zeugte bis zur Verschleppung der Juden mach dem Jahre 722/21 nach Babylonien vergehen über 1000 Jahre. Ich denke in der Zeit könnten sich die Stämme schon untereinander vermischt haben, nannten sich aber trotzdem weiter einem Stammvater zugehörig.
Dietrich
Mitglied
Beiträge: 1755
Registriert: 04.05.2012, 18:42
Wohnort: Ostfalen

Spartaner hat geschrieben:
1800 v. Chr. als Jakob lebte und seine Söhne zeugte bis zur Verschleppung der Juden mach dem Jahre 722/21 nach Babylonien vergehen über 1000 Jahre. Ich denke in der Zeit könnten sich die Stämme schon untereinander vermischt haben, nannten sich aber trotzdem weiter einem Stammvater zugehörig.
Mir ist nicht ganz klar, was du mit diesem Beitrag sagen willst. Kannst du das noch einmal kurz erläutern?
Spartaner
Mitglied
Beiträge: 1649
Registriert: 25.12.2013, 23:36

Dietrich hat geschrieben: Mir ist nicht ganz klar, was du mit diesem Beitrag sagen willst. Kannst du das noch einmal kurz erläutern?
Ist nicht so wichtig und nur ein beiläufiger Gedanke.
Einige Juden, die sich als Nachfahren von den nach Assyrien verschleppten Juden ansehen, proklamierten für sich zum Stamm Benjamin gehören. Doch ich nehme an, dass es schon vor der Verschleppung der Juden keine jüdischen Stämme mehr gab und dann nur in einer starken Vermischung untereinander, da schon mehr als 1000 Jahre nach der Entstehung des Stammes vergangen sind.
Ein Beispiel :
Der letzte König Afghanistans, Zahir Shah, sah sich als Nachfahre des Stammes Benjamin. Die in Indien heimische jüdische Gemeinde Bnei Menashe leitet ihren Namen – und ihre Herkunft – vom Stamm Menasse ab.
http://diepresse.com/home/science/53398 ... n-Pakistan
Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag

Zurück zu „Asien und Arabien“