Kelten und Germanen

Moderator: Barbarossa

Ruaidhri
Mitglied
Beiträge: 1901
Registriert: 06.05.2015, 18:09

Könnt Ihr mal den normalen Umgangston anschlagen?
Kohlhass hat geschrieben:Tacitus zeigt sich hier "erstaunt" darüber, dass "keltische" Freie behandelt wurden wie Sklaven, während germanische Sklaven behandelt wurden wie Freie.

Tacitus versucht hier, dem RÖMISCHEN Leser deutlich zu machen, dass die Germanen ganz anders waren als die Römer. Tacitus hatte aber nie, zu keinem Zeitpunkt, die Absicht, die Germanen in einem heutigen Sinne ethnologisch annähernd korrekt zu beschreiben. Er wollte nicht "die Germanen beschreiben". Er wollte "die Germanen" als Sinnbild des "edlen Wilden" wie einen Spiegel der damals dekadenten römischen Gesellschaft vorhalten.

Was Tacitus schreibt, ist nicht falsch. Wir müssen nur quellenkritisch seine Absichten erkennen. Und wir müssen uns quellenkritisch fragen, ob es denkbar ist, dass seine Schilderungen auf eine GANZE MENSCHLICHE GESELLSCHAFT zugetroffen haben können.
Korrekt und Grundwissen.
Und wenn schon eine ganze Ausstellung den Tite " Die Erfindung der Germanen" trägt, hat das durchaus seinen ( Hinter)-Sinn.
http://www.archaeologie-online.de/magaz ... nen-33185/
Dietrich hat schon Präzises geschrieben.
Weitere, intelligente Analysen der germanischen Gesellschaft als die teilweise antiquierte Dellbrücks und die vom Cheruskter so gern zitierten, sind durchaus auffindbar.
bring mir einen anderen Beweis, daß die Germanen fleißige Bauern waren? Nun ich warte...
Beweise, dass nicht alle freien Germanen Dauerkrieger waren, müsstest Du eigentlich kennen- oder in der Lage sein, selbst zu recherchieren.
Muttersprache: Deutsch Vaterland: Keins. Heimat: Europa
LG Ruaidhri
Benutzeravatar
Barbarossa
Mitglied
Beiträge: 15507
Registriert: 09.07.2008, 16:46
Wohnort: Mark Brandenburg

:arrow: Kohlhaas: Ich muss dich hiermit offiziell verwarnen, da du andere Mitglieder zunehmend verbal angreifst und dabei persönlich wirst. Unterlasse das bitte oder ich muss dich für eine gewisse Zeit sperren.
[Mod.]
Die Diskussion ist eröffnet!

Jedes Forum lebt erst, wenn Viele mitdiskutieren.
Schreib auch du deine Meinung! Nur kurz registrieren und los gehts! ;-)
Kohlhaas
Mitglied
Beiträge: 155
Registriert: 19.06.2015, 17:29

Barbarossa hat geschrieben::arrow: Kohlhaas: Ich muss dich hiermit offiziell verwarnen, da du andere Mitglieder zunehmend verbal angreifst und dabei persönlich wirst. Unterlasse das bitte oder ich muss dich für eine gewisse Zeit sperren.
[Mod.]
... und dass mir Nazi-Vergleiche unterstellt wurden, war ganz unpersönlich. Verstehe.

Ich nehme Deine Verwarnung zur Kenntnis.
Cherusker
Mitglied
Beiträge: 2068
Registriert: 02.04.2014, 21:51
Wohnort: Weserbergland im ehemaligen Gebiet der Cherusker

Ruaidhri hat geschrieben: Korrekt und Grundwissen.
Und wenn schon eine ganze Ausstellung den Tite " Die Erfindung der Germanen" trägt, hat das durchaus seinen ( Hinter)-Sinn.
http://www.archaeologie-online.de/magaz ... nen-33185/
Dietrich hat schon Präzises geschrieben.
Weitere, intelligente Analysen der germanischen Gesellschaft als die teilweise antiquierte Dellbrücks und die vom Cheruskter so gern zitierten, sind durchaus auffindbar.
bring mir einen anderen Beweis, daß die Germanen fleißige Bauern waren? Nun ich warte...
Beweise, dass nicht alle freien Germanen Dauerkrieger waren, müsstest Du eigentlich kennen- oder in der Lage sein, selbst zu recherchieren.
Ich gehe hier von den Germanen der Zeitenwende bzw. denen v.Chr. aus. Und das war eine harte Zeit in der die Gewalt vorherrschte. (Suche noch eine Textbestätigung eines Wissenschaftlers heraus. habe diese z.Zt. nicht da).

Daß der Name GERMANE ein von den Römern und Kelten gegebener war, das zweifel ich auch nicht an. Und die von Dir angeführte Ausstellung zeigt doch, daß es römische Importware gab, die das Leben erleichterte. Bei den damaligen Germanen kann man nur die Schmiedekunst herausheben. Die Töpferwaren waren größtenteils handgefertigt und mit einfachen Verzierungen ausgestattet. Je weiter man sich von der römischen Grenze entfernte, so einfacher wurden die Darstellungen und Verzierungen. Somit kann man von einem römischen Vorbild ausgehen.
All diese Begebenheiten, sowie der über Jahrhunderte fast unveränderte Häuserbau, lassen nicht von großem Einfallsreichtum der Germanen schließen.

"Schon Tacitus hat die im mythischen Boden der Gefolgschaftstreue wurzelnde Verläßlichkeit des germanischen Kriegers gewürdigt. Herr und Gefolge, erfahren wir von ihm" wetteiferten in der Schlacht um den Preis der Tapferkeit; lebenslange Schande setzte sich aus , wer nach dem Tod des Herrn aus dem Gefecht weiche; der Herr kämpfte für den Sieg, die Mannen für den Herrn. Delbrück hat es in seiner Kriegsgeschichte etwas prosaischer ausgedrückt: Kampffreude beherrschte die germanischen Völker in einem Maße, daß sie jederzeit bereit waren, sich für "irgendeinen Zweck zu schlagen". Mit anderen Worten: sie liebten den Krieg um des Krieges willen, und das non plus ultra der Kriegführung war für sie der Kampf Mann gegen Mann: die Lust, "im Vordertreffen, allen sichtbar, eigenhändig dreinzuschlagen".
Dieser Grundsatz germanischer Kriegstollheit, der auch in wikingischer Zeit noch nichts von seinem verpflichtenden Rang eingebüßt hatte, brachte weder einen Caesar noch einen Hannibal hervor. Die Skalde besingen am liebsten einen schwungvollen Angriff, der in den feindlichen Reihen wie eine Sense im Kornfeld wütete."
(Rudolf Pörtner, Die Wikinger Saga; S.291)

Ein Beispiel hierfür sind Arminius und Inguimero, die als Anführer in den Germanicus-Kämpfen schwer verletzt wurden.
Somit ist die Tacitus Behauptung wohl nicht unwahr, daß die germanischen Anführer selbst mit in vorderster Reihe kämpften.
Cherusker
Mitglied
Beiträge: 2068
Registriert: 02.04.2014, 21:51
Wohnort: Weserbergland im ehemaligen Gebiet der Cherusker

Kohlhaas hat geschrieben:
Cherusker hat geschrieben:Selbst Arminius soll zeitweise in der Gewalt von Segestes gewesen sein. Diese gemeinen Gefangenen mußten ansonsten als Unfreie z.B. auf den Feldern arbeiten.
"Soll"? Willst Du uns tatsächlich verkaufen, dass Arminius dem Segestes seinen Acker bestellt hat?
Ich habe nicht geschrieben, daß Arminius dem Segestes seinen Acker bestellt hat, sondern daß er sich auch irgendwann in der Gewalt von Segestes befunden hat.
Segestes sagt in den Annalen: "Jedoch habe ich Arminius in Ketten gelegt und habe solche meinerseits von seiner Partei erdulden müssen." (Tacitus, Annalen, Buch I, (58))
Das deutet auf Auseinandersetzungen hin, bei dem beide Gegner jeweils in die Gefangenschaft des anderen gerieten. Und wohl vermutlich gegen einen Tausch wieder freigelassen wurden.
Dietrich
Mitglied
Beiträge: 1755
Registriert: 04.05.2012, 18:42
Wohnort: Ostfalen

Cherusker hat geschrieben:
Ich gehe hier von den Germanen der Zeitenwende bzw. denen v.Chr. aus. Und das war eine harte Zeit in der die Gewalt vorherrschte. (Suche noch eine Textbestätigung eines Wissenschaftlers heraus. habe diese z.Zt. nicht da).
Ich denke mal, die kriegerische Mentalität der germanischen Stämme unterschied sich nicht wesentlich von derjenigen anderer ethnischer Bevölkerungsgruppen, die wie die Germanen in frühgeschichtlichen barbarischen Verhältnissen lebten. So waren die Kelten sicher nicht mehr oder weniger kriegerisch, als sie sich vom 6. bis 3. Jh. v. Chr. über halb Europa und die Britischen Inseln ausbreiteten. Und auch von den italischen Stämmen sind vor der großen römischen Expansion unaufhörliche Streitigkeiten und Überfälle überliefert. Die Pikten im Norden Britanniens erschienen den Römern mit ihrer blauen Bemalung besonders "wild" und "erschreckend".

Ich glaube, dass die Mär von der besonderen germanischen Kriegslsust ein Topos ist, ein Gemeinplatz, den die Römer vielen barbarischen Völkern und Stämmen an ihren Reichsgrenzen gern anhefteten. Siege über derart "wilde" Zeitgenossen erschienen in diesem Licht dann noch glänzender und ruhmreicher.
Ruaidhri
Mitglied
Beiträge: 1901
Registriert: 06.05.2015, 18:09

Dietrich hat geschrieben: Ich glaube, dass die Mär von der besonderen germanischen Kriegslsust ein Topos ist, ein Gemeinplatz, den die Römer vielen barbarischen Völkern und Stämmen an ihren Reichsgrenzen gern anhefteten. Siege über derart "wilde" Zeitgenossen erschienen in diesem Licht dann noch glänzender und ruhmreicher.
Mit dem Glauben, das man auch unter Wissen verbuchen könnte, stehst Du nicht allein da. Das Topos" wilde kriegerische, barbarische Germanen" wieder diente zu allen Zeiten den unterschiedlichsten Zwecken.
Muttersprache: Deutsch Vaterland: Keins. Heimat: Europa
LG Ruaidhri
Dietrich
Mitglied
Beiträge: 1755
Registriert: 04.05.2012, 18:42
Wohnort: Ostfalen

Ruaidhri hat geschrieben:
Mit dem Glauben, das man auch unter Wissen verbuchen könnte, stehst Du nicht allein da. Das Topos" wilde kriegerische, barbarische Germanen" wieder diente zu allen Zeiten den unterschiedlichsten Zwecken.
Zutreffend ist sicherlich, dass die Völker an der römischen Reichsgrenze von den für sie paradiesischen zivilisatorischen Zuständen, prächtigen Waffen, Schmuck, schöner Kleidung sowie Gold und anderen Edelmetallen magisch angezogen wurden. Das provozierte über Jahrhunderte Überfälle in Afrika, Vorderasien und Europa, bei denen die Barbareb zuweilen reiche Beute machten, sich zuweilen aber auch eine blutige Nase holten.

Das zivilisatorische und kulturelle Gefälle machte sich an den Grenzen besonders augenfällig bemerkbar. Somit kann es nicht verwundern, dass auch die barbarischen Völker an den kulturellen und materiellen "Segnungen" des Imperiums teilhaben wollten, was bekanntlich eine wichtige Triebfeder der germanischen Völkerwanderung war.
Cherusker
Mitglied
Beiträge: 2068
Registriert: 02.04.2014, 21:51
Wohnort: Weserbergland im ehemaligen Gebiet der Cherusker

Dietrich hat geschrieben:

Das zivilisatorische und kulturelle Gefälle machte sich an den Grenzen besonders augenfällig bemerkbar. Somit kann es nicht verwundern, dass auch die barbarischen Völker an den kulturellen und materiellen "Segnungen" des Imperiums teilhaben wollten, was bekanntlich eine wichtige Triebfeder der germanischen Völkerwanderung war.
Das stimmt nur teilsteils....denn es gab Stämme, die auf einen Handel mit den Römern verzichteten. Auch hätten die Cherusker es einfacher (aus heutiger Sicht) haben können, wenn sie sich unter Segestes den Römern angepaßt hätten.
Segestes zu Germanicus: "Doch bei der ersten Gelegenheit, mit dir in Verbindung zu treten, gebe ich das Neue gegen das Alte hin, den Geist des Aufruhrs gegen den des Friedens, aber nicht in Erwartung einer Belohnung, sondern um mich der Rolle des Treulosen zu entledigen, und dafür die des geeigneten Vermittlers für das germanische Volk zu übernehmen, falls es die Reue dem Verderben vorziehen sollte." (Tacitus, Annalen Buch I, (58)).
Es bestand die Möglichkeit sich des römischen Lebensstil anzupassen, aber schon der "immensum bellum", sowie die Varuskriege, zeigten, daß ein Teil der Germanen weiterhin ihren herkömmlichen Lebensstil weiterleben wollten. Es war somit nicht das Ziel eine römische Villa zu erwerben, sondern weiterhin die zugige Lehmhütte. :wink:

Erst die Christianisierung hat ein Umdenken bei den Germanen bewirkt. Der Abfall vom alten Glauben führte zu einem friedlicheren Leben, zwar auch nicht ganz friedlich, aber doch humaner. :wink:


Es stimmt, daß die Kelten ebenfalls als kriegerisch galten und auch andere Völker nicht gerade friedlebend. Grundsätzlich war auch bei den Kelten jeder Stamm souverän, weil das auch durch die zahlreichen Kriege der keltischen Stämme untereinander belegt wurde. Es gab auch verschiedene Bündnisse, teils auch mit Germanen und Römern, um gegen andere keltische Stämme vorzugehen. Cäsar hätte Gallien niemals erobern können, wenn es nicht unter den keltischen Stämme diese Rivalität und Neid gegeben hätte. Ebenso waren die britannischen Kelten unfähig einen gemeinsamen Widerstand gegen Rom aufzubauen. Erst wenn es zu spät war, dann haben sie es versucht. :roll:
500v.Chr. sollen die Biturgien in Gallien die Hegemonie besessen haben, aber ansonsten gab es eine dauerhafte Rivalität und jeder keltische Stamm versuchte einen schwächeren Stamm in Abhängigkeit zu zwingen, um ihm Land wegzunehmen und Tribute aufzuerlegen.
Es gab bei den Kelten auch die Gefolgschaften, die ihrem Herrn in den Krieg folgten und für ihn kämpften. Aber es gibt eine einzigartige Besonderheit bei den Kelten: sie zogen kostbar geschmückt in den Kampf ! :shock: Auch gab es einen Wehrdienst und Verweigerer wurden als Feiglinge beschimpft, aber im Gegensatz zu den Germanen waren viel weniger Leute unter Waffen bzw. kriegstauglich. Das zeigte sich auch bei Alesia, als von dem angeblich großen Entsatzheer von 200000 Mann nur wirkliche 60000 Krieger dabei waren, die aber auch Erfolg erzielen konnten. Gegen 200000 Keltenkrieger hätte Cäsar keine Chance gehabt, aber der Rest von 1400000 Kelten war halt ansonsten Bauer, Handwerker, Händler, usw. und somit nicht einem Legionär gewachsen.
Spartaner
Mitglied
Beiträge: 1649
Registriert: 25.12.2013, 23:36

Dietrich hat geschrieben:
Ich denke mal, die kriegerische Mentalität der germanischen Stämme unterschied sich nicht wesentlich von derjenigen anderer ethnischer Bevölkerungsgruppen, die wie die Germanen in frühgeschichtlichen barbarischen Verhältnissen lebten. So waren die Kelten sicher nicht mehr oder weniger kriegerisch, als sie sich vom 6. bis 3. Jh. v. Chr. über halb Europa und die Britischen Inseln ausbreiteten. Und auch von den italischen Stämmen sind vor der großen römischen Expansion unaufhörliche Streitigkeiten und Überfälle überliefert. Die Pikten im Norden Britanniens erschienen den Römern mit ihrer blauen Bemalung besonders "wild" und "erschreckend".

Ich glaube, dass die Mär von der besonderen germanischen Kriegslsust ein Topos ist, ein Gemeinplatz, den die Römer vielen barbarischen Völkern und Stämmen an ihren Reichsgrenzen gern anhefteten. Siege über derart "wilde" Zeitgenossen erschienen in diesem Licht dann noch glänzender und ruhmreicher.
Während westgermanische Gräber noch relativ dürftig noch ausgestattet waren, hatten die ostgermanische Gräber reichhaltige Beigaben an Waffen und sonstigen Kriegsmaterial. Das heisst aber noch nicht das die Westgermanen weniger wehrhaftig waren. Das bezeugt aber gerade in den Gebieten der Ostgermanen, dass es keine ruhige Zeit gab und das diese Zeiten von ständigen kriegerischen Auseinadersetzungen begleitet wurden.
Insgesamt waren die germansichen Völker aber auf Verdeitigung ihrer gewonnen und erungenen Stammesgebiete bedacht.
Verdeitigung stand sicherlich an oberster Stelle.
Durch das Vorstossen der Römer in germanische Stammesgebiete erhöhte sich auch die Verdeitigungskraft der Westgermanen und sie mussten sich auf eine neue noch nie dagewesene Bedrohung, einstellen. Im Prinzip war das eine Folgerrichtigkeit der Folgerichtigkeit, dass sich die Westgermanen Gedanken machen mussten, um zu überleben. Kampferprobt waren sie nur bedingt, das reichte noch lange nicht aus um sich einer massiven Militärmacht entgegenzustellen. Die westgermanischen Stämme stellten sich deshalb auf die neue Bedrohung auf vielfältigste Weise ein, indem sie versuchten sich erst einmal mit der neuen Macht bis zu einem gewissen Grad zu arrangieren.
Namenszeugnisse vieler germanischer Stammmesangehöriger zeugen in der Zeit von einer kriegerischen Zeit. Während bei den Goten weniger kriegerische Namen zu finden sind, sind die germanischen Namen später nur so davon durchzogen.
Die späterne Angelsachsen waren kriegerisch dann so hochmotiviert, dass sie sich auch in fremde Dienste begaben und in England Krieg gegen die Pikten führten. Dieses Söldnertum beruht auf einer langen Tradition, wenn man sie so nennen darf.
Von historischen Schriftstellern ist belegt, dass die Gaetaten (Speermänner)den oberitalischen Kelten als Söldner dienten und später auch den Römern.
Die Bastarnen haben um 190 vor Chr. aus dem Weichselgebiet stammend und ans schwarze Meer ziehend die dortigen griechischen Städte bedroht und traten alsbald in die Dienst anderer Völker.
Dietrich
Mitglied
Beiträge: 1755
Registriert: 04.05.2012, 18:42
Wohnort: Ostfalen

Cherusker hat geschrieben: Es bestand die Möglichkeit sich des römischen Lebensstil anzupassen, aber schon der "immensum bellum", sowie die Varuskriege, zeigten, daß ein Teil der Germanen weiterhin ihren herkömmlichen Lebensstil weiterleben wollten. Es war somit nicht das Ziel eine römische Villa zu erwerben, sondern weiterhin die zugige Lehmhütte. :wink:
An der Reichsgrenze sah das allerdings anders aus, denn dort kam es ständig zu germanischen Überfällen und Beutezügen. Die Einwohner von Köln und anderen Römerstädten konnten ein Lied davon singen. Das war auch ein Grund für die Geburt der römischen Rheinflotte, die die Gelegenheit zu germanischen Überfällen minimieren sollte.

Dass Stämme im germanischen Hinterland von solchen Auseinandersetzungen weniger betroffen waren, versteht sich von selbst. Jedoch nahm der germanische Druck auf die römische Reichsgrenze in dem Maße zu, wie der militärische Widerstand des Imperium Romanum im 3.-5. Jh. erlahmte. Stämme wie die Goten, Burgunder oder Vandalen wollten das Römerreich nicht zerstören - was ohnehin außerhalb ihres Begriffsvermögens lag -, sondern sie wollten lediglich Teilhabe. Dass das dann doch zum Untergan Roms führte, ist eine Ironie der Geschichte.
Cherusker hat geschrieben: Ebenso waren die britannischen Kelten unfähig einen gemeinsamen Widerstand gegen Rom aufzubauen. Erst wenn es zu spät war, dann haben sie es versucht. :roll:
Es ist das traurige Schicksal der Kelten, dass sie in den Jahrhunderten vor der Zeitenwende halb Europa beherrschten und danach zwischen den von Norden und Süden vorrückenden Germanen und Römern zerrieben wurden. In Britannien hielten sich keltische Einwohner länger, denn die keltische Bevölkerung wurde von dwn Römern nur oberflächlich romanisiert. Während in den Städten die Romanen dominierten, blieb das Land weithin keltisch geprägt.

Allerdings verloren die britischen Kelten aufgrund der Jahrhunderte währenden römischen Besatzung jegliche militärische Kraft zur Selbstverteidigung, sodass sie nach dem Abzug der römischen Truppen etwa um 410 n. Chr. keine Chancen gegen die eindringenden Sachsen und Angeln hatten. Das keltische Element verschwand restlos und erhielt sich lediglich im walisischen Rückzugsgebiet. Wie schwach die keltische Identität nach Abzug der Römer war, zeigt sich u.a. daran, dass die englische Sprache so gut wie kein keltisches Substrat aufweist. Dafür aber massenhaft Lehnwörter aus der späteren anglo-normannischen Besetzung.
Cherusker
Mitglied
Beiträge: 2068
Registriert: 02.04.2014, 21:51
Wohnort: Weserbergland im ehemaligen Gebiet der Cherusker

Dietrich hat geschrieben:
Cherusker hat geschrieben: Es bestand die Möglichkeit sich des römischen Lebensstil anzupassen, aber schon der "immensum bellum", sowie die Varuskriege, zeigten, daß ein Teil der Germanen weiterhin ihren herkömmlichen Lebensstil weiterleben wollten. Es war somit nicht das Ziel eine römische Villa zu erwerben, sondern weiterhin die zugige Lehmhütte. :wink:
An der Reichsgrenze sah das allerdings anders aus, denn dort kam es ständig zu germanischen Überfällen und Beutezügen. Die Einwohner von Köln und anderen Römerstädten konnten ein Lied davon singen. Das war auch ein Grund für die Geburt der römischen Rheinflotte, die die Gelegenheit zu germanischen Überfällen minimieren sollte.
Damit meinte ich auch, daß die Germanen nicht den römischen Lebensstil unbedingt übernehmen wollten (so wie es heutige Menschen wohl bevorzugen würden). Natürlich gab es viele Überfälle auf römisches Gebiet. Das war wie im "Supermarkt". :wink: Dort konnte sich die Germanen alles rauben, was sie ansonsten hätten selber herstellen müssen. Beliebt waren Metalleimer....
Spartaner
Mitglied
Beiträge: 1649
Registriert: 25.12.2013, 23:36

Cherusker hat geschrieben:
Damit meinte ich auch, daß die Germanen nicht den römischen Lebensstil unbedingt übernehmen wollten (so wie es heutige Menschen wohl bevorzugen würden). Natürlich gab es viele Überfälle auf römisches Gebiet. Das war wie im "Supermarkt". :wink: Dort konnte sich die Germanen alles rauben, was sie ansonsten hätten selber herstellen müssen. Beliebt waren Metalleimer....
Fortsetzung hier :................... "große Kessel, Schüsseln, Siebe, um verziertes Tafelgeschirr, ..." :mrgreen:
http://www.google.de/imgres?imgurl=http ... dyCh3UXw6n
Dietrich
Mitglied
Beiträge: 1755
Registriert: 04.05.2012, 18:42
Wohnort: Ostfalen

Cherusker hat geschrieben: Damit meinte ich auch, daß die Germanen nicht den römischen Lebensstil unbedingt übernehmen wollten (so wie es heutige Menschen wohl bevorzugen würden).
Damit kommen wir zur interessanten Frage der Romanisierung. :wink:

Es ist ja bemerkenswert, dass die spanischen Iberer und Keltiberer sowie die gallischen Kelten innerhalb kurzer Zeit komplett romanisiert wurden. Die Gründe dafür liegen auf der Hand, denn die römische Kultur und Zivilisation durchdrang bald alle Lebensbereiche der unter römischer Herrschaft stehenden Bevölkerung. Römische Städte, Gutshöfe, Villen und Straßen zogen sich über das Land, eine römische Administration verwaltete die neuen römisch gewordenen Gebiete, das römische Militär sorgte für Ordnung.

Wie wir wissen, verbanden sich als erstes die einheimischen Eliten mit den Eroberern, da sie auf diese Weise ihren gesellschaftlichen Stand und ihren Einfluss bewahren konnten. Die anderen Bevölkerungsschichten folgten diesem Beispiel, die römische Sprache breitete sich aus, für die Jugend wurde es es chic, sich römisch zu kleiden und römische Sitten anzunehmen. So ist es zu erklären, dass das gallische Keltentum schon nach etwa 150-200 Jahren verschwand und die Bevölkerung restlos romanisiert wurde.

Allerdings kann keine Rede kann davon sein, dass alle Germanen romanisiert wurden. Die Stämme außerhalb der römischen Reichsgrenzen bewahrten eindeutig ihre germanische Identität, auch wenn die Eliten gern römischen Schmuck trugen oder römische Gebrauchsgegenstände verwendeten. Das ist jedoch noch längst kein Indiz für Romanisierung, was auch Sprache, Gesellschaft und Kultur einbegreifen würde.

Stärker romanisiert wurden lediglich germanische Stämme, die während der Völkerwanderung ihre kurzlebigen Reiche gründeten, wie z.B. die Westgoten in Spanien. Aber schon bei den Ostgoten muss man zweifeln, wie weit der Prozess der Romanisierung wirklich fortgeschritten war, als ihr Reich unterging, und das gilt auch für die Vandalen. Dass germanische Volkssplitter nach Untergang ihrer Völkerwanderungsreiche nahezu spurlos aufgesogen wurden, versteht sich von selbst.

Bei den Franken schließlich wurde nur der Teil romanisiert, der im Raum der ehemaligen römischen Provinz Gallien siedelte. Alle Franken im Gebiet zwischen Mosel und Main (etwa späteres Stammesherzogtum Franken) widerstanden der Romanisierung und wurden später Teil des römisch-deutschen Kaiserreichs. Ein gutes Beispiel sind die Straßburger Eide, die von den Frankenherrschern im Jahr 842 in altfranzösischer (Westfranken) und althochdeutscher (Ostfranken) Sprache geleistet wurden.
Benutzeravatar
dieter
Mitglied
Beiträge: 10152
Registriert: 29.04.2012, 09:48
Wohnort: Frankfurt/M.

Dietrich hat geschrieben: Bei den Franken schließlich wurde nur der Teil romanisiert, der im Raum der ehemaligen römischen Provinz Gallien siedelte. Alle Franken im Gebiet zwischen Mosel und Main (etwa späteres Stammesherzogtum Franken) widerstanden der Romanisierung und wurden später Teil des römisch-deutschen Kaiserreichs. Ein gutes Beispiel sind die Straßburger Eide, die von den Frankenherrschern im Jahr 842 in altfranzösischer (Westfranken) und althochdeutscher (Ostfranken) Sprache geleistet wurden.
Lieber Dietrich,
diese Eide dürften die Grundlage für die französische und deutsche Sprache sein :?:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag

Zurück zu „Die Germanen“