Deutschland-Saga/ Woher wir kommen

Moderator: Barbarossa

Paul
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Natürlich betrieben die Germanen auch Ackerbau, auch wenn die Rinderzucht wichtig war und die Ackerarbeit oft von Unfreien erledigt wurde, sofern welche vorhanden waren.
Germanien war auch nicht einheitlich. Im Süden lebten Latenegermanen die eine intensive Landwirtschaft betrieben. Sie lebten in einem Gebiet von den Ubiern am Rhein und Hessen, über die Hermunduren in Thüringen bis zu den Lugiern/Vandalen im heutigen Südpolen. Ob die Usipeter und Tenkterer im mittleren und östlicheren Hessen ubische Unterstämme o. immer selbständige Stämme waren ist unklar.
Sie hatten Städte, betrieben intensiv Handwerk und Handel, düngten ihren Boden. Ausgrabungen ergaben eine gute Ernährung mit geringer Kindersterblichkeit und deshalb auch eine ausgeprägte Körpergröße. Sie hielten im Westen schon lange Frieden mit den keltischen Nachbarn. Über die Lugier weis man weniger. Die Latenegermanen verliesen ihre Wohnsitze nicht, nur der Geburtenüberschuß suchte neues Land o. lies sich als Söldner anwerben, auch wuchsen die Städte.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
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Agrippa
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Es waren also keineswegs die düsteren Wälder Germaniens, die den Krieg entschieden, wie es häufig behauptet wird.
Rom war in erheblich schwierigeren Gegenden erfolgreich, hat in Wüsten und in den Alpen siegreich gekämpft.
Nein, es waren die Menschen, und ihre auf Krieg ausgelegte Gesellschaftsstruktur, die Rom nach langem Kampf dazu veranlasste, die Eroberung Germaniens aufzugeben.

Man konnte keine Städte in Germanien erobern, um die Machtzentren zu besetzen. Man konnte nicht einmal die Felder verwüsten und die Ernte vernichten, um im nächsten Frühjahr auf die Kapitulation zu warten. Die Lebensgrundlage der Germanen war nicht auszuschalten, weil ihre Bedürfnisse gering waren und der Krieg für sie den Normalzustand darstellte.

Als es für Rom wieder an der Zeit war, aus ökonomischen Gründen zu expandieren, wandte sich Kaiser Claudius 43 n.Chr. nicht gegen Germanien, sondern gegen Britannien. Dort traf man auf Kelten, deren Gesellschaftsstruktur, ähnlich wie in Gallien, so gestaltet war, dass einer römischen Eroberung des Landes nichts im Wege stand.
Zuletzt geändert von Agrippa am 06.12.2014, 01:00, insgesamt 1-mal geändert.
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Agrippa
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Paul hat geschrieben: Germanien war auch nicht einheitlich. Im Süden lebten Latenegermanen die eine intensive Landwirtschaft betrieben.

Die Existenz von "Latènegermanen" möchte ich mal grundsätzlich in Frage stellen. Südlich der Mainlinie lebten Stämme, die eher dem keltischen (die Bezeichnung "Latène" deutet es schon an), als dem germanischen Kulturkreis zuzurechnen sind. Ausgenommen die Markomannen, die ihre Wohnsitze nach Süden verlegten.

Ich meinte hier die germanischen Stämme, die in der augusteischen Zeit mit den Römern in Konflikt standen.
Spartaner
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Zudem war das Rechtsempfinden bei den Germanen zivilisierter als bei den Römern. Die Germanen haben keine Gefangene in die Arena geschickt und wilden Tieren zum Fraß vorgeworfen.Insofern denke ich, hatten die Germanen auch einen besseren Gerechtigkeitssinn .
Strafen wie sie die Römer verhängten waren den Germanen wahrscheinlich zu babarisch und ungermanisch . Ich stelle es mal so als Vermutung in den Raum.
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Agrippa
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Spartaner hat geschrieben: Die Germanen haben keine Gefangene in die Arena geschickt und wilden Tieren zum Fraß vorgeworfen.Insofern denke ich, hatten die Germanen auch einen besseren Gerechtigkeitssinn .
Strafen wie sie die Römer verhängten waren den Germanen wahrscheinlich zu babarisch und ungermanisch . Ich stelle es mal so als Vermutung in den Raum.
Na ja, was die Germanen mit römischen Gefangenen nach den Schlachten gegen Varus und Germanicus machten, möchte ich nicht wissen. Sklaverei war noch das geringste Übel.
Nach der Varusschlacht sollen etliche Römer grausam gefoltert und geopfert worden sein. Gefangene Römer wählten, wenn möglich, eher den Freitod, als diese Prozedur.
Auch unterschieden die Germanen nicht zwischen Kombattanten und Zivilisten. Wurde beispielsweise ein römisches Gehöft überfallen, drohte allen der Tod. Archäologische Zeugnisse dafür gibt es genügend.
Paul
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Agrippa hat geschrieben: Na ja, was die Germanen mit römischen Gefangenen nach den Schlachten gegen Varus und Germanicus machten, möchte ich nicht wissen. Sklaverei war noch das geringste Übel.
Nach der Varusschlacht sollen etliche Römer grausam gefoltert und geopfert worden sein. Gefangene Römer wählten, wenn möglich, eher den Freitod, als diese Prozedur.
Auch unterschieden die Germanen nicht zwischen Kombattanten und Zivilisten. Wurde beispielsweise ein römisches Gehöft überfallen, drohte allen der Tod. Archäologische Zeugnisse dafür gibt es genügend.
Sie unterstellten wahrscheinlich oft, das jeder Mann ein Krieger ist. Sie nahmen aber auch Legionäre als Gefangene, unbewaffnete Männer werden wahrscheinlich doch oft gefangen genommen worden sein. Noch lange nach der Varusschlacht wurden Gefangene befreit z.B. freigekauft.
Das Schicksal als Gottesopfer war natürlich grausam.

[/quote]
Man konnte keine Städte in Germanien erobern, um die Machtzentren zu besetzen. Man konnte nicht einmal die Felder verwüsten und die Ernte vernichten, um im nächsten Frühjahr auf die Kapitulation zu warten. Die Lebensgrundlage der Germanen war nicht auszuschalten, weil ihre Bedürfnisse gering waren und der Krieg für sie den Normalzustand darstellte.
[/quote]

Cäsar hat den Rhein überquert und war gewillt das Land der Ubier aus Rache für ihren Beistand für die Treverer und Eburonen zu bestrafen. Dort hätten sie je nach Kriegsverlauf Beute machen o. hohe Verluste erleiden können.
Die Ubier haben über ihren Ältestenrat mit Cäsar verhandelt und dieses Schicksal abgewendet. Sie haben sich sogar mit den Römern gegen die Sueben verbündet und stellten den Römern danach viele Soldaten z.B. für die Leibwache Cäsars.
In den späteren Chattenkriegen drangen die Römer mit großen Truppenzahlen in Hessen ein, ohne im relativ dicht besiedelten Hessen Entscheidungen erzielen zu können.
Zuletzt geändert von Paul am 06.12.2014, 01:42, insgesamt 1-mal geändert.
viele Grüße

Paul

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Agrippa hat geschrieben:
Na ja, was die Germanen mit römischen Gefangenen nach den Schlachten gegen Varus und Germanicus machten, möchte ich nicht wissen. Sklaverei war noch das geringste Übel.
Nach der Varusschlacht sollen etliche Römer grausam gefoltert und geopfert worden sein. Gefangene Römer wählten, wenn möglich, eher den Freitod, als diese Prozedur.
Auch unterschieden die Germanen nicht zwischen Kombattanten und Zivilisten. Wurde beispielsweise ein römisches Gehöft überfallen, drohte allen der Tod. Archäologische Zeugnisse dafür gibt es genügend.
Na gut akzeptiert. Das Sprichwort "Auge um Auge und Zahn um Zahn" kannten die wahrscheinlich auch bei den Germanen. :wink:
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Spartaner hat geschrieben:
Agrippa hat geschrieben:
Na ja, was die Germanen mit römischen Gefangenen nach den Schlachten gegen Varus und Germanicus machten, möchte ich nicht wissen. Sklaverei war noch das geringste Übel.
Nach der Varusschlacht sollen etliche Römer grausam gefoltert und geopfert worden sein. Gefangene Römer wählten, wenn möglich, eher den Freitod, als diese Prozedur.
Auch unterschieden die Germanen nicht zwischen Kombattanten und Zivilisten. Wurde beispielsweise ein römisches Gehöft überfallen, drohte allen der Tod. Archäologische Zeugnisse dafür gibt es genügend.
Na gut akzeptiert. Das Sprichwort "Auge um Auge und Zahn um Zahn" kannten die wahrscheinlich auch bei den Germanen. :wink:
Nicht nur bei den Germanen. Auch die Kelten waren nicht weniger grausam. Als keltische Krieger bei ihren Feldzügen über die Alpen römische Siedlungen angriffen, so wird in einem Fall berichtet, daß sie alle Menschen, die größer waren als ein Schwert, getötet haben. Römer, Germanen, Kelten, usw.....alle antiken Völker kannten wenig Gnade mit den Besiegten. Bei einer Schlacht zwischen Hermunduren und Chatten hatten beide Seiten vorher die Gefangenen als Gottesopfer deklariert. :mrgreen: Also keine gegnerische Überlebende.
Die Römer nutzten nur den Vorteil ihrer schriftlichen Überlieferung gegenüber den Kelten und Germanen. So haben sie die keltischen Druiden mit ihren Bräuchen als besonders barbarisch dargestellt, weil sie die Druiden ein für allemal vernichten wollten.
Cherusker
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Agrippa hat geschrieben:
Paul hat geschrieben: Germanien war auch nicht einheitlich. Im Süden lebten Latenegermanen die eine intensive Landwirtschaft betrieben.

Die Existenz von "Latènegermanen" möchte ich mal grundsätzlich in Frage stellen. Südlich der Mainlinie lebten Stämme, die eher dem keltischen (die Bezeichnung "Latène" deutet es schon an), als dem germanischen Kulturkreis zuzurechnen sind. Ausgenommen die Markomannen, die ihre Wohnsitze nach Süden verlegten.

Ich meinte hier die germanischen Stämme, die in der augusteischen Zeit mit den Römern in Konflikt standen.
Ich sehe auch keine "Latenegermanen". Es kann sich dort nur um keltische Stämme gehandelt haben, die durch Germanen erobert wurden und sich dann assimilierten. Städte, Handel, intensive Landwirtschaft, Verkehrswege, usw. , das deutet alles auf Kelten hin.
In Germanien gab es im Gegensatz zu den keltischen Gebieten kein ausgeprägtes Verkehrsnetz, weil der germanische Handel nicht in so einem großen Umfang stattfand. In Germanien gab es ein paar Hellwege und ansonsten mehr oder weniger schlecht befestigte Wege. Die Römer hatten das große Problem, daß sie in Germanien nur die Flüsse für den Transport nutzen konnten. Selbst in der Mitte des 1.Jh. wurde ein Römer gelobt, weil er einmal eine Straßenverbindung im besetzten Gebiet errichtet hatte. :mrgreen:
Auch ist anzumerken, daß augenscheinlich die Germanen von Norden her gen Süden kamen. Die keltischen Wallanlagen waren auf einen Angriff aus dem Norden ausgerichtet. Im Süden hatten sie die Alpen, die für sie einen natürlichen Schutz hielten. Augustus ließ durch Drusus und Tiberius diesen Glauben ad acta legen. :mrgreen:

Auch halte ich nichts von der Theorie vom 3.Volk, d.h. der ominöse "Nord-West-Block". Auch COSACKs Ansicht, daß im 3Jh. in Norddeutschland friedliche pazifistische Germanen lebten, die von Handel und Landwirtschaft lebten und nur in ihrer Ruhe von bösen :mrgreen: keltischen Sklavenjäger drangsaliert wurden. Das halte ich für ausgemachten Unsinn. Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Germanen, z.B. die Cherusker im 2.-3.Jh. v.Chr. fleißig große Wallanlagen bauten und ein bäuerliches Leben führten, aber dann um die Zeitenwende eine total ganz andere Lebensweise zu praktizieren. :shock: COSACK deutet halt die Funde in den Wallanlagen falsch. Es muß genau umgekehrt sein. Die Wallanlagen wurden von einer keltischen Bevölkerung errichtet, die sich gegen den germanischen Zustrom aus dem Norden über Jahrzehnte hinweg wehrte. Bei der damals einheimischen Bevölkerung hat man fast nur handwerkliche Gegenstände gefunden. Selbst diese wurden kurzfristig zu Waffen umgebaut. Von den Gegnern ist so gut wie gar kein Fundstück übriggeblieben. Nur halt Pfeilspitzen, die auch einem Kettenhemd gefährlich werden konnten. Und Kettenhemden in Eutropa sind nun einmal eine keltische Erfindung. :wink: Somit haben wohl Germanen die keltische bäuerliche Gesellschaft angegriffen, die sich in ihre Fluchtburgen zurückzogen, die sie dann auch über die Jahre hinweg ausbauten. Schließlich fielen die Wallanlagen doch einem Angriff zum Opfer.
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dieter
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Agrippa hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:
Barbarossa hat geschrieben:Nur, dass von der Bild-Zeitung selten was gescheites kommt. Auch deine Darstellung der Germanen ist ja wohl lange nichrt mehr zeitgemäß, Agrippa.
Lieber Barbarossa,
dass finde ich auch. Die Germanen waren ein Bauernvolk, die versuchten mit ihren geringeren Mitteln den Boden bei diesem kalten Klima eine Ernte abzuringen.
Das trifft nicht zu.
Das Gebiet, das damals die Germanen besiedelten, verfügt über äußerst fruchtbare Böden und ist zudem sehr wasserreich. Beste Voraussetzungen für eine blühende Landwirtschaft!
Unglücklicherweise waren diese Flächen in jener Zeit bewaldet.
Die Germanen hätten, wenn sie ein strebsames Bauernvolk gewesen wären, diese Wälder gerodet, um neue Ackerflächen zu gewinnen. Tatsächlich sahen sie jedoch dazu keine Veranlassung. Es widersprach ihrer Lebensweise.

Die Rodung der Wälder und Entwicklung einer nennenswerten Landwirtschaft fand in Germanien erst im 9. und 10. Jh. statt. Erst in dieser Zeit wurden Städte gegründet, eine Geldwirtschaft eingeführt, ein Verkehrsnetz angelegt und der Handel etabliert.
Lieber Agrippa,
dass schreibt S. Fischer-Fabian in "Die ersten Deutschen" genauso. Die Frage stellt sich aber, warum Kimbern und Teutonen bis zu ihrer jeweiligen Vernichtung Land von Rom erbaten :?: Westgoten und Ostgoten erbaten ebenfalls von Rom Land. Sie mußten dafür ja überhaupt nicht strebsam sein. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Cherusker
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Die germanischen Stämme haben durch Überbevölkerung häufiger Wanderungen unternommen. Die Viehherden luden auch zu einem gewissen Nomadentum ein. Selbst in einem Siedlungsgebiet blieben einige Stämme nicht immer auf demselben Platz. Nur wenn der Ort etliche Vorteile bot, dann blieben sie langfristig über Jahrhunderte dort. Ansonsten waren germanische Holzhäuser schon nach ca. 7 Jahren bauanfällig. Dann wurde halt in der Nachbarschaft neu gebaut. :wink:

Die Kimbern und Teutonen waren wohl aufgrund der Landknappheit (Sturmfluten) und daraus resultierender Überbevölkerung aus ihrem Gebiet im heutigen Dänemark und Schleswig-Holstein losgezogen. Auf ihrem Weg sind sie auch hin und her durch Gallien gezogen. Dort haben sich auch viele Kelten dem Zug angeschlossen. Es war dann eine "Mulit-Kulti"-Wanderung, die einfach nur neue Siedlungsräume suchte, aber auch wohl nicht auf Dauer. Die südlichen Gefilde sagten ihnen schon zu und so wollten sie auch unbedingt ins römische Reich. Die Römer ahnten schon, daß diese ewige Unruhe und Nichtseßhaftigkeit wohl früher und später zu Spannungen führen würden und haben somit den Zugang verweigert. Nach römischen Überlieferungen soll sich auch ein Teil der Kimbern und Teutonen im heutigen Belgien niedergelassen haben.....der große Rest zog weiter. Cäsar soll dann im gallischen Krieg dort wieder auf sie getroffen sein. :?
Ferner ist noch anzumerken, daß selbst in der Völkerwanderungszeit viele germanische Stämme nicht die römischen Städte und deren Häuser nutzten, sondern nach ihrer Traditon eigene Holz-Lehmhäuser errichteten.
Lia

Dass Krieg und Kriegertum Teil der Kultur und Gesellschaft waren, wollte ich auch gewiss nicht bestreiten, als ich eine Formulierung kritisierte.
Die Assoziationen, die Germanen seien nur tumbe, brüllende Kampfmaschinen, am besten noch in Felle gewickelt und Hörnerhelm, ohne jede Kultur und Sinn für künstlerische Gestaltung gewesen, die gefällt mir nicht. So etwas wie feste Ansiedlungen und Ackerbau hat es schon gegeben bei den nördlichen Germanen. Bodenfunde in Schleswig-Holstein, Schweden und Dänemark sprechen dafür. Planmäßige Rodung und Besiedlung ist zumindest für den Isarnhoe belegt.
Was dennoch nicht das falsche Bild aus Nazi- Zeiten rechtfertigt, genauso wenig wie kämpferisch- moralische Erhöhung, die den Kämpfern in bestimmten Posts widerfuhr.

Ob nicht gerade auch das Vordringen der Römer nach Norden ein Anlass für die "Militarisierung" war, bis hoch in den dänischen Norden, ist noch nicht ausdiskutiert, gilt aber als eine Teil im Mosaik. In der Völkerwanderungszeit wurden die Kontakte ( und die Funde) dichter, die Artefakte zeugen nicht gerade von friedlichen Zeiten.
Wissenschaftliche Arbeiten dazu gibt es schon, andere sind im Entstehen.
Wild mögen sie gewesen sein, die Germanen, aber nicht völlig kulturlos und ohne Sinn für die schöneren Dinge des Lebens.
Das ein oder andere hübsche -Stück aus diversen Thorsberg- und Nydam Epochen, das nicht römischer Beute zuzurechnen ist, gefällt mir schon ganz gut. Was man von den Gewebefunden weiß und versucht hat zu rekonstruieren, spricht von handwerklichem Können und Sinn für künstlerische Gestaltung, die viel Zeit beansprucht.
Cherusker hat geschrieben:Auch halte ich nichts von der Theorie vom 3.Volk, d.h. der ominöse "Nord-West-Block". Auch COSACKs Ansicht, daß im 3Jh. in Norddeutschland friedliche pazifistische Germanen lebten,
Die archäologischen (Be)Funde im echten Norden sprechen fürchterlich dagegen, dass in der römischen Kaiserzeit die nördlichen Germanen brave Bauern ohne jede kriegerische Allüren waren.
Selbst, wenn man berechtigterweise annehmen kann, dass es zunehmenden, sogar friedlichen friedlichen Austausch von Handelsgütern zwischen dem Imperium und den wilden Germanen nördlich der Elbe gab:
Die Anteile von Fundstücken römischer Provenienz in den Moorfunden waren sicherlich nicht allesamt erhandelt oder Geschenke, :) sondern erkämpfte Beute zwischen Kaiserzeit und Völkerwanderung.
[quote="Spartaner""]Zudem war das Rechtsempfinden bei den Germanen zivilisierter als bei den Römern. Die Germanen haben keine Gefangene in die Arena geschickt und wilden Tieren zum Fraß vorgeworfen.Insofern denke ich, hatten die Germanen auch einen besseren Gerechtigkeitssinn .Strafen wie sie die Römer verhängten waren den Germanen wahrscheinlich zu babarisch und ungermanisch . Ich stelle es mal so als Vermutung in den Raum.[/quote]
Hm, ich grüble nach wie vor, warum ich so grinsen musste, als ich diese Vermutung ausgerechnet von Dir geäußert las. :angel:
Ja ja, die edlen Wilden...Die hatten denn wohl nur andere Methoden für den gleichen Zweck. Ist das Glas halbvoll oder halbleer oder so ähnlich.
P.S.
Und die obzöne Geste wurde nachträglich bei der Entdeckung der Moorleiche (übrigens ein Junge) angebracht. :shock: :shock: Es ist auch nie ein Beweis gefunden worden, daß die Germanen so sittlich waren, wie manche es glaubten. Ehebruch war seitens der Frau verwerflich, aber die Männer konnten sich an Mägden, Sklavinnen etc. bedienen und das war anscheinend nicht unüblich. Bei den Kelten war z.B. auch die Homosexualität nicht strafbar....bei den Germanen konnte KEHNE keinen Beweis dafür finden, daß Homosexuelle im Moor versenkt wurden.
Hatte ich schon geschrieben, bzw. einen Link zu nachlesbaren weiteren Details und wissenschaftlicher Erkenntnis gesetzt.
Das Bild, das Tacitus seinen Zeitgenossen malte, um ihnen den eigenen sittlichen Verfall vorzuhalten, stimmt nicht.
Geistert leider immer nochoft ohne quellenkritische Betrachtung durch die populärwissenschaftliche Literatur. Oder der Leser blendet genau die Anmerkungen zum Wahrheitsgehalt der Tacitus- Beschreibungen aus.
Cherusker
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Lia hat geschrieben: Ob nicht gerade auch das Vordringen der Römer nach Norden ein Anlass für die "Militarisierung" war, bis hoch in den dänischen Norden, ist noch nicht ausdiskutiert, gilt aber als eine Teil im Mosaik. In der Völkerwanderungszeit wurden die Kontakte ( und die Funde) dichter, die Artefakte zeugen nicht gerade von friedlichen Zeiten.
.
Bevor die Römer jemals germanischen Boden betreten haben, waren die Germanen schon kämpferisch sehr aktiv. Cäsar kam, nach seiner Aussage, nur nach Gallien, um dort Ariovist und seine Sueben zu vertreiben und Gallien für Rom zu sichern.
Auch vorher mußten sich die Germanen gegen die Kelten durchsetzen. Und der keltische Nordwärtsdrang fand durch die Germanen ein Ende.
Und das sie in Bärenfelle mit Hörner- bzw. Flügelhelmen rumliefen entstammt der Deutschtümelei des 19.Jh.. :mrgreen: Es ist aber anzumerken, daß die germanischen Krieger, im Gegensatz zu den adligen keltischen Krieger, primitiv in Rüstung und Bewaffnung waren.
Die germanische Identität wurde unter den Stämmen durch eine gemeinsamen Glauben und Kunst dargestellt. Dort bestand, trotz der gegenseitigen Feindlichkeiten, eine Gemeinsamkeit.

Ein Beispiel für die nichtpazifistische Einstellung der Germanen bieten die Markomannen.
9v.Chr. besiegt Drusus die Markomannen in der Nähe des Rhein-Main-Gebiets, in dem er nach bekannter Vorgehensweise mit einer römischen Übermacht einen einzelnen Stamm angreift. Der Stammesführer Marbod beschließt mit dem Stamm nach Böhmen auszuweichen. Marbod, der von den Römern gelernt hat, beschließt ein festes Heer aufzustellen und andere germanische Stämme (Quaden, Hermunduren, Semnonen, Langobarden) an sich zu binden. So verfügt er über ein Heer von 70.000 Kriegern und 4.000 Reitern, nach römischen Vorbild ausgebildet. Tiberius muß im Jahre 6 n.Chr. an die 12 Legionen aufbieten, um Marbod die Stirn zu bieten. Der Ausbruch des Pannonischen Krieges verhindert eine Auseinandersetzung.
Marbod hätte in einer bäuerlichen Gesellschaft niemals so ein großes,kampfstarkes Heer aufbieten können, gegen das die Römer 2/5 ihrer gesamten Streitmacht aufwenden mußten. Das konnte nur geschehen, weil die Germanen in erster Linie Krieger waren, denen es nur an der Disziplin fehlte. Drusus (bei Arbalo) und Caecina (pontes longi) hätten ihr Leben verloren, wenn die Germanen nicht diziplinlos geplündert hätten, anstatt die Römer gänzlich zu besiegen.
Arminius und Marbod wußten, daß sie die germanischen Horden durch Disziplin zu einem für die Römer ernsthaften Gegner machen konnten.
Lia

Und das sie in Bärenfelle mit Hörner- bzw. Flügelhelmen rumliefen entstammt der Deutschtümelei des 19.Jh..
Genau das Bild wird ja durch die von mir so kritisierten Texte hervorgerufen, und das ärgert mich nunmal.
Cherusker hat geschrieben:Bevor die Römer jemals germanischen Boden betreten haben, waren die Germanen schon kämpferisch sehr aktiv. Cäsar kam, nach seiner Aussage, nur nach Gallien, um dort Ariovist und seine Sueben zu vertreiben und Gallien für Rom zu sichern.
Bezog sich mehr auf "meine" :mrgreen: Germanen ganz weit im Norden, da lässt sich erkennen, dass mit dem Vorrücken der Römer nach Norden die Zahl der römischen Beutestücke steigt. Von wem sie die in den Mooren geopferten Beutestücke nun erbeutet hatten, von Römern oder germanischen Gegnern, lässt sch nicht genau bestimmen. Da sich auch germanische Kostbarkeiten finden, weist das auf inner- germanische "Unstimmigkeiten" hin.
Die germanische Identität wurde unter den Stämmen durch eine gemeinsamen Glauben und Kunst dargestellt. Dort bestand, trotz der gegenseitigen Feindlichkeiten, eine Gemeinsamkeit.
Gemeinsamkeiten, aber gab es nicht auch schon vor den Wikingern als Thor-Anhängern da Verschiebungen unter dem himmlischen Führungspersonal?
Mir war so, weiß aber gerade nichts Konkretes. Ich lass mich gern belehren, wie verbindend die Religion und die Kunst waren., so von der cimbrischen Halbinsel bis in die anderen Gebiete Germaniens.
Cherusker
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Lia hat geschrieben:
Und das sie in Bärenfelle mit Hörner- bzw. Flügelhelmen rumliefen entstammt der Deutschtümelei des 19.Jh..
Genau das Bild wird ja durch die von mir so kritisierten Texte hervorgerufen, und das ärgert mich nunmal..
Und aus der Zeit stammt auch die Aussage, daß der Germane ein Bauer war, der fleißig seine Felder bestellte. :mrgreen: Und sich nur auf das Erntedankfest freute. :mrgreen:

"Der Germane war kein Bauer, der , wenn das Vaterland angegriffen wurde, mit Speer und Schild ausgerüstet wurde, sondern ein professioneller Krieger, der einer bestimmten Statusschicht angehörte." (Dr. A.Rau auf einem Vortrag im Landesmuseum Hannover). Und genau die Meinung vertrete ich auch.
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