Dünsberg - Stadt der Ubier

Moderator: Barbarossa

Paul
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Der Dünsberg wurde schon früh besiedelt. Ab etwa 800 v. Chr. wurde diese Besiedlung früher Proto-Kelten zugeschrieben. 300 v. Chr. erreichte die Besiedlung und die Befestigung als Fluchtburg/Oppodium einen Höhepunkt. Die Siedlungsflächen am Dünsberg hatten ein großes Ausmaß.
Über das Ende als keltische Siedlung gibt es widersprüchliche Annahmen.
Kurz vor Chr. wurde in der Nähe des Dünsbergs eine römische Stadt - heute Waldgirmes gegründet. Direkt daneben liegt im heutigen Dorlar ein römisches Marschlager. Hier wird übereinstimmend vermutet, das dieses Marschlager von Truppen des Drusus 10 o. 6 v. Chr. für eine Schlacht um den Dünsberg errichtet wurde. Ob die Kriegsgegner noch Kelten o. Germanen waren wird oft unterschiedlich angegeben. Als germanische Gegner werden manchmal Chatten und manchmal Allemannen angegeben.
Hessen : Geschichte : Deutsche Länder : ALL-BIZ.INFO: Deutschland
Im Bereich des Dünsbergs gibt es viele Funde die kriegerische Auseinandersetzungen mit Römern bezeugen.
Dünsberg ? Wikipedia
Früher wurde angenommen das kurz vor Chr. Geburt das westliche Lahntal, z.B. bei Dahlheim u. im Raum Waldgirmes einen Siedlungsumbruch erlebte. Kelten wären durch germanische Ubier ersetzt worden. Ein Teil der Sachkultur blieb erhalten. So wurde weiterhin Bergbau betrieben und die Schmiedekunst gepflegt. Dieser Gedanke wurde aufgegeben.

Es stellt sich die Frage, lebten in Nord- u. Mittelhessen überhaupt Kelten und wann wurden sie durch die germanischen Ubier ersetzt, wenn diese nicht die "Ureinwohner" waren?
viele Grüße

Paul

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Hektor
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Paul, wahrscheinlich waren die Ubier ein keltisiertes Volk mit germanischen Ursprung.
Das würde einiges erklären und zusammenführen. Nach der romanisierung sollten Sie als "Franken" noch berühmter werden.
------Troja lebt------
_________________
Paul
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Während die Heidetränkestadt in Südhessen durch die kriegerischen Ereignisse zwischen Ubiern und Sueben einen Niedergang erlebte, auch weil ubische Städte im römischen Herrschaftsbereich Siedler anlockten, erlebte die Dünsbergstadt, wie die kleineren Städte im Lahngebiet noch einen Aufschwung, bis die Römer sie zerstörten. Osthessen und Ostmittelhessen z.B. die Wetterau hatte wie das Gebiet nördlich des Mains Einwohner verloren.
Die Ubier konnten im Bündnis mit den Römern die Quaden nach Osthessen, hinter die Fulda und die Markomannen über den Main nach Süden verdrängen. Wahrscheinlich verbündeten sich die Ubier, auch der Dünsbergstadt, mit den Chatten, um die Quaden endgültig von ihrem Gebiet fernzuhalten. So kamen Chatten zuerst in das Gießener Becken und dann auch in die Wetterau. Nach dem Abzug der Quaden nach Böhmen zogen die Chatten auch nach Osthessen. Hier integrierten sie möglicherweise zurückgebliebene Bevölkerungsreste der Tenkterer. Die Chatten waren ein Neustamm, aus Chatten und Ubiern und vielleicht auch Resten der Sueben, sowie von Tenkterern und Usipetern, wenn man diese getrennt von den Ubiern zählt.
Eigentlich waren die Römer ja mit den Ubiern verbündet. Da ist es merkwürdig, das sie eine ubische Stadt zerstörten. Dies geschah durch ein Heer des Drusus im Krieg gegen die Chatten. Drusus betrachtete die Dünsbergstadt zu diesem Zeitpunkt als feindliche Stadt, die er politisch den Chatten zuordnete.
viele Grüße

Paul

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dieter
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Paul hat geschrieben:Während die Heidetränkestadt in Südhessen durch die kriegerischen Ereignisse zwischen Ubiern und Sueben einen Niedergang erlebte, auch weil ubische Städte im römischen Herrschaftsbereich Siedler anlockten, erlebte die Dünsbergstadt, wie die kleineren Städte im Lahngebiet noch einen Aufschwung, bis die Römer sie zerstörten. Osthessen und Ostmittelhessen z.B. die Wetterau hatte wie das Gebiet nördlich des Mains Einwohner verloren.
Die Ubier konnten im Bündnis mit den Römern die Quaden nach Osthessen, hinter die Fulda und die Markomannen über den Main nach Süden verdrängen. Wahrscheinlich verbündeten sich die Ubier, auch der Dünsbergstadt, mit den Chatten, um die Quaden endgültig von ihrem Gebiet fernzuhalten. So kamen Chatten zuerst in das Gießener Becken und dann auch in die Wetterau. Nach dem Abzug der Quaden nach Böhmen zogen die Chatten auch nach Osthessen. Hier integrierten sie möglicherweise zurückgebliebene Bevölkerungsreste der Tenkterer. Die Chatten waren ein Neustamm, aus Chatten und Ubiern und vielleicht auch Resten der Sueben, sowie von Tenkterern und Usipetern, wenn man diese getrennt von den Ubiern zählt.
Eigentlich waren die Römer ja mit den Ubiern verbündet. Da ist es merkwürdig, das sie eine ubische Stadt zerstörten. Dies geschah durch ein Heer des Drusus im Krieg gegen die Chatten. Drusus betrachtete die Dünsbergstadt zu diesem Zeitpunkt als feindliche Stadt, die er politisch den Chatten zuordnete.
Lieber Paul,
vielleicht waren die Ubier zu diesem Zeitpunkt mit den Chatten verbündet :?:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Babylon5
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Paul hat geschrieben:Während die Heidetränkestadt in Südhessen durch die kriegerischen Ereignisse zwischen Ubiern und Sueben einen Niedergang erlebte, auch weil ubische Städte im römischen Herrschaftsbereich Siedler anlockten,.
Deine Theorien in Ehren, aber bitte bleibe bei den Tatsachen.
Außer dir würde wohl niemand auf den Gedanken verfallen, die Heidetränke in Südhessen zu verorten- liegt sie doch nördlich des Mains am Südhang des Taunus.
Verlassen wurde die Heidetränke um das Jahr 50 vor Christus, also lange bevor die Römer hier in das Gebiet einrückten.
Zwei Therorien werden hierfür derzeit diskutiert- und eine kriegerische Auseinandersetzung zwischen Ubiern und Sueben gehört nicht dazu. Die eine Vermutung basiert auf der Annahme, daß die heidetränke als nördlicher Handelspunkt wichtiger Bestandteil des keltischen Handelsnetzes war, das nach der Eroberung galliens zusammenbrach. Die andere Vermutung geht davon aus, daß die keltischen Bewohner der Heidetränke mit ihren Ressourcen nicht nachhaltig genug umgingen- die 10 km (!) lange, 5 Meter dicke befestigungsmauer verbrauchte ständig Holz, die Metallverarbeitungsöfen noch mehr Holz- es war schließlich schlicht und einfach nicht mehr genug Holz da, um die Mauer aufrecht und die Metallschmelze am Laufen zu halten. Und als das Holz alle war, wurde die Stadt dann aufgegeben...
Laß einfach die Heidetränke aus deiner Theorie raus, dann gebe ich dir beim Rest schon recht...
Harald
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Also, bisher war ich immer der Meinung, daß der Südhang des Taunus in Südhessen liegt!
Um es vereinfachend zu sagen setze ich Südhessen mit dem Regierungsbezirk Darmstadt gleich.
Natürlich kann man auch den Main als Grenze annehmen, da muß man aber Sachsenhausen (nebst Ober-, Niederrad, Schwanheim, Flughafen) ausgrenzen.

Eine 10km lange Mauer als Verteidigungsanlage zu bauen ist Blödsinn. Wieviel Mann braucht man, um die zu verteidigen. 10.000? Nehmt mal Burgen als Vergleich, die es damals auch schon lange gab und die größere Menschenmengen beherbergen und versorgen konnten.

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Babylon5
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@Harald: ich wünsche dir viel Spaß, wenn du versuchst, z.B. im Videotext von HR 3 das Gebiet der Heidtränke in Südhessen zu suchen... :wink:

Und was die Mauer anbetrifft- ja, sie war 10 km lang und je 5 m hoch und breit. Es gab um 300 -50 vor Christus keinen Gegner, der in so großer Zahl vorrücken konnte, daß die ganzen 10 km Mauer auf einmal verteidigt werden mußten, zumal die geologischen Gegebenheiten dafür sorgten, daß auf weiten Strecken kein Angriff möglich war.
Die Heidetränke ist jedenfalls nie erobert worden, was nicht daran lag, daß die Bewohner so friedlich waren, daß sie keine Feinde hatten....
Paul
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[/quote]

Deine Theorien in Ehren, aber bitte bleibe bei den Tatsachen.
Außer dir würde wohl niemand auf den Gedanken verfallen, die Heidetränke in Südhessen zu verorten- liegt sie doch nördlich des Mains am Südhang des Taunus.
Verlassen wurde die Heidetränke um das Jahr 50 vor Christus, also lange bevor die Römer hier in das Gebiet einrückten.
Zwei Therorien werden hierfür derzeit diskutiert- und eine kriegerische Auseinandersetzung zwischen Ubiern und Sueben gehört nicht dazu. Die eine Vermutung basiert auf der Annahme, daß die heidetränke als nördlicher Handelspunkt wichtiger Bestandteil des keltischen Handelsnetzes war, das nach der Eroberung galliens zusammenbrach. Die andere Vermutung geht davon aus, daß die keltischen Bewohner der Heidetränke mit ihren Ressourcen nicht nachhaltig genug umgingen- die 10 km (!) lange, 5 Meter dicke befestigungsmauer verbrauchte ständig Holz, die Metallverarbeitungsöfen noch mehr Holz- es war schließlich schlicht und einfach nicht mehr genug Holz da, um die Mauer aufrecht und die Metallschmelze am Laufen zu halten. Und als das Holz alle war, wurde die Stadt dann aufgegeben...
Laß einfach die Heidetränke aus deiner Theorie raus, dann gebe ich dir beim Rest schon recht...[/quote]

Auf die Frage, ob die Heidetränke zu Südhessen gehört o. südliches Mittelhessen ist, möchte ich nicht eingehen.
Es gibt durchaus Literaturangaben, welche den Ringwall bei der Goldgrube/Heidetränke als von den Sueben eroberte Befestigungsanlage aufzählen. Ariovist hätte vor dem Einmarsch in Gallien außer der Heidetränke einige weitere Befestigungsanlagen eingenommen, wie die Kelsterburg bei Marburg, die Gleichburg der Volsker in Südthüringen, die Fliehburgen an der Tauber und bei Kehlheim. 72 vor Chr. überschritt er dann mit 15000 Kriegern den Rhein. Auf der linken Rheinseite schlossen sich ihm weitere germanische Stämme an. Ein suebischer Friedhof in Bad Nauheim belegt die Sueben auch dort.

http://www.donauraben.de/darstellung/sueben_allg.html

Die kriegerischen Auseinandersetzungen nördlich des Mains und in der Wetterau hatte den archäologisch nachgewiesenen Bevölkerungsrückgang in dieser fruchtbaren Region zur Folge. Die Niederlage der Sueben in Gallien bot den Ubiern die Möglichkeit ihr Vordringen zu stoppen und auch Gebiete zurückzuerobern und hierfür ein Bündnis mit den Römern zu schließen. Da das umkämpfte Gebiet sehr groß war, werden die Römer und Ubier möglicherweise mit aufgeteilten Truppen vormarschiert sein z.B. ein Truppenaufmarsch an der Lahn und einer nördlich des Mains. Das Römerlager in Limburg deutet auf eine römische Legion hin, während Cäsar mit 2 Legionen den Rhein überquerte.
viele Grüße

Paul

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Babylon5
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Paul hat geschrieben: Auf die Frage, ob die Heidetränke zu Südhessen gehört o. südliches Mittelhessen ist, möchte ich nicht eingehen.
Sollst du auch nicht- das war der Teil, der nicht so ganz ernst gemeint war. Das Augenzwinkern läßt sich irgendwie so schlecht transportieren (der Smiley hier gefällt mir nicht recht...) Denke es dir an dieser Stelle einfach dazu.
Paul hat geschrieben: Es gibt durchaus Literaturangaben, welche den Ringwall bei der Goldgrube/Heidetränke als von den Sueben eroberte Befestigungsanlage aufzählen.
Da hätte ich gerne genauere Angaben als ein vages "Es gibt durchaus Literaturangaben." Der archäologische Befund ist eigentlich eindeutig- die Heidtränke wurde nicht erobert. Also, was immer die Sueben da eingenommen haben- die Heidetränke war es nicht.
Paul hat geschrieben:Ariovist hätte vor dem Einmarsch in Gallien außer der Heidetränke einige weitere Befestigungsanlagen eingenommen, wie die Kelsterburg bei Marburg, die Gleichburg der Volsker in Südthüringen, die Fliehburgen an der Tauber und bei Kehlheim. 72 vor Chr. überschritt er dann mit 15000 Kriegern den Rhein. Auf der linken Rheinseite schlossen sich ihm weitere germanische Stämme an. Ein suebischer Friedhof in Bad Nauheim belegt die Sueben auch dort.
Das mag alles sein. Die Heidetränke hat er aber defintiv nicht erobert. Allerdings könnte seine Umtriebigkeit, ums mal so zu nennen, auch einen gewissen Einfluss auf die Entscheidung gehabt haben, die Heidetränke aufzugeben.

Paul hat geschrieben:Die kriegerischen Auseinandersetzungen nördlich des Mains und in der Wetterau hatte den archäologisch nachgewiesenen Bevölkerungsrückgang in dieser fruchtbaren Region zur Folge.
Der Bevölkerungsrückgang ist in der Tat nachgewiesen, aber die kriegerischen Auseinandersetzungen sind als Ursache dafür nicht belegt. Sie dürften kaum die alleinige Ursache gewesen sein (die Heidetränke wurde erst 20 Jahre nach Ariovist verlassen), haben aber sicherlich bei der Auswanderentscheidung eine Rolle gespielt.
Paul hat geschrieben:Die Niederlage der Sueben in Gallien bot den Ubiern die Möglichkeit ihr Vordringen zu stoppen und auch Gebiete zurückzuerobern und hierfür ein Bündnis mit den Römern zu schließen. Da das umkämpfte Gebiet sehr groß war, werden die Römer und Ubier möglicherweise mit aufgeteilten Truppen vormarschiert sein z.B. ein Truppenaufmarsch an der Lahn und einer nördlich des Mains. Das Römerlager in Limburg deutet auf eine römische Legion hin, während Cäsar mit 2 Legionen den Rhein überquerte.
Egal, wie du es versuchst, die Heidetränke bekommst du in dieses Szenario einfach nicht hinein. Du willst ja auch die Heidetränke zu einer germanischenStadt machen, aber so ganz geschnallt habe ich nicht, wie du die um 50 v. Chr. verlassene Großstadt in dieses Szenario einbringen willst. Laß die Heidetränke einfahc aus dem Spiel und du hast eine gute und in sich stimmige Theorie.

Die geschichte der Heidetränke ist eine andere. Die Stadt wurde von Trägern der La_Tene- Kultur erbaut, die im allgemeinen als Kelten definiert sind und erlebte bis 100 v. Chr. ihre Blüte. Erzeugnisse aus der Heidetränke sind im keltischen Einflussbereich nachgewiesen, verhältnismäßig weniger in den Gebieten im Norden, von denen du schreibst, was eben doch dafür spricht, daß engere Handelsbeziehungen zu Gallien bestanden.
Wahrscheinlich siedelten sich im Laufe der zeit auch zunehmend aus dem Norden stammende germanische Familien in der Heidetränke an- die Kelten waren kein fremdenfeindliches Volk, und die Germanen waren den Kelten mitunter sehr ähnlich.
Nach dem Zusammenbruch Galliens, dem zunehmenden Druck der Germanen und dem Versiegen der Rostoffquelle Holz gaben die Einwohner die Heidetränke auf, die sie sich nicht mehr leisten konnten. Ein Teil der dort lebenden Familien siedelte in die Umgebung über, ein Teil dürfte aber auch weitergewandert sein.
Übrig blieb eine überwiegend keltische, aber auch teils germanische bäuerliche Mischbevölkerung, die sich dann den Ubiern anschloss.
Daß die Ubier die Heidetränke nicht wieder errichteten, zeigt eigentlich ganz deutlich, daß es nicht der Krieg mit den Sueben war, weswegen sie verlassen wurde...
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dieter
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Liebe Babylon,
auch ich meine, dass die Ressourcen einfach erschöpft waren und für eine wachsende Bevölkerung einfach kein Platz war. :wink: Deshalb die Abwanderung.
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Babylon5
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Lieber Dieter,
dafür spricht einiges- zumal ja auch das Holz erst der Anfang des Ressourcenmangels war. Die Ernährung der Bewohner der Heidetränke beruhte natürlich auch auf dem Vorhandensein von Wald- Wildschwein, Hirsch und Reh kommen nun mal nur da vor, wo es Wald gibt und diese Tierarten stellten schon einen erheblichen Anteil an der Nahrung.
Eigentlich liegt dem ganzen schon eine gewisse Ironie zu grunde, oder? Gelten die Kelten heute doch ganz gerne mal als Bewahrer der Natur- in der heidetränke hätten sie dann aber alles andere als nachhaltig bewirtschaftet.
(Und jetzt: ACHTUNG IRONIE!!!) oder Paul hat doch recht und die Bewohner der Heidetränke waren Germanen (Ganz großes AUgenzwinkern...) :lol:
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dieter
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Babylon5 hat geschrieben:Lieber Dieter,
dafür spricht einiges- zumal ja auch das Holz erst der Anfang des Ressourcenmangels war. Die Ernährung der Bewohner der Heidetränke beruhte natürlich auch auf dem Vorhandensein von Wald- Wildschwein, Hirsch und Reh kommen nun mal nur da vor, wo es Wald gibt und diese Tierarten stellten schon einen erheblichen Anteil an der Nahrung.
Eigentlich liegt dem ganzen schon eine gewisse Ironie zu grunde, oder? Gelten die Kelten heute doch ganz gerne mal als Bewahrer der Natur- in der heidetränke hätten sie dann aber alles andere als nachhaltig bewirtschaftet.
(Und jetzt: ACHTUNG IRONIE!!!) oder Paul hat doch recht und die Bewohner der Heidetränke waren Germanen (Ganz großes AUgenzwinkern...) :lol:
Liebe Babylon,
stimme mit Dir überein bezüglich des Ressourcenmangels. Mit oder ohne Ironie, eigentlich ist es mir egal , ob die Bewohner Germanen oder Kelten sind. Beide sind sich doch ziemlich ähnlich. :wink: :mrgreen:
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Der Dünsberg war eine keltische Anlage und dort kam es zum Kampf zwischen Kelten und Römern. Das Ende des Dünsbergs kam in der 2.Hälfte des 1.Jh. v.Chr.. In den Gräben des Dünsbergs wurden Keramik und Münzen ("tanzendes Männlein") gefunden. Aber auch nach der Niederlage blieben Kelten in der Gegend, d.h. Waldgirmes, weil die gefundenen Münzen auf eine Geldwirtschaft deuten, die bei den Germanen vollkommen unbekannt war.
In der Wetterau waren im 1.Jh. Siedler aus dem heutigen Polen (Przworsk-Kultur) eingewandert, die aber von der keltischen Bevölkerung assimiliert wurden. Danach folgten Elbgermanen (die Sueben unter Ariovist), die wohl auch an der Zerstörung keltischer Oppida verantwortlich waren. 11 v.Chr. sind wohl teilweise Chatten in das ehemalige Ubiergebiet eingewandert. Das ist archäologisch aber nicht nachweisbar. In der Wetterau muß es eine "Mischbevölkerung" aus wenigen Ost- und Westgemanen aber vielen Kelten gegeben haben. Ansonsten müssen die Chatten während der Zeitenwende im nördlichen Hessen gesiedelt haben.

Südlich des Mains gibt es 50 v.Chr. ein menschenleeres Gebiet, das von Kelten wohl als Weideland genutzt wurde. In den Hessischen Ried kamen dann Elbgermanen, die aber kaum Siedlungsspuren hinterließen. 20-10v.Chr. kamen auch dänische Germanen in das Gebiet und 15-70n.Chr. haben dort wohl Germanen gesiedelt um eine Schutzzone zu schaffen. Es wurden aber auch zwei römische Lager entdeckt. Ab 70n.Chr. sind aber keine Germanen dort mehr nachweisbar. Vielleicht aufgrund des Bataveraufstandes, Wegzug oder Assimilation.
Paul
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Cherusker hat geschrieben:Der Dünsberg war eine keltische Anlage und dort kam es zum Kampf zwischen Kelten und Römern. Das Ende des Dünsbergs kam in der 2.Hälfte des 1.Jh. v.Chr.. In den Gräben des Dünsbergs wurden Keramik und Münzen ("tanzendes Männlein") gefunden. Aber auch nach der Niederlage blieben Kelten in der Gegend, d.h. Waldgirmes, weil die gefundenen Münzen auf eine Geldwirtschaft deuten, die bei den Germanen vollkommen unbekannt war.
In der Wetterau waren im 1.Jh. Siedler aus dem heutigen Polen (Przworsk-Kultur) eingewandert, die aber von der keltischen Bevölkerung assimiliert wurden. Danach folgten Elbgermanen (die Sueben unter Ariovist), die wohl auch an der Zerstörung keltischer Oppida verantwortlich waren. 11 v.Chr. sind wohl teilweise Chatten in das ehemalige Ubiergebiet eingewandert. Das ist archäologisch aber nicht nachweisbar. In der Wetterau muß es eine "Mischbevölkerung" aus wenigen Ost- und Westgemanen aber vielen Kelten gegeben haben. Ansonsten müssen die Chatten während der Zeitenwende im nördlichen Hessen gesiedelt haben.
Auf dem Dünsberg und großen Teilens Hessens, Rheinland-Pfalz und NRW lebten die Ubier, also germanisch sprechende Menschen, mit einer Latene Kultur, wie sie oft den Kelten zugeordnet wurde. Es waren also Latene Germanen, wie die Usipeter, Tenkterer, Hermunduren, Lugier/Vandalen.
Der Beweis ist nicht nur die Münze des Tanzenden Mänleins(Fruchtbarkeitsgott Freya), welche in der Dünsbergstadt, Waldgirmes und Köln geprägt wurde, es sind auch die Schilderungen Cäsars in Bella Gallikum und die Sprach- u. Religionsforschung über die Ubier z.B. von Peter Paul Schweitzer und einiges mehr.
Die Ubier besiedelten mit ihrem Geburtenüberschuß dann auch das linksseitige Rheinland, ohne das sie ihre Siedlungsgebiete in Hessen aufgaben. Es kam allerdings zu einer zusätzlichen Einwanderung von Chatten in die hessischen Gebiete südlich der Adrana, welche vieles der Latenekultur beibehielten. So blieben die meisten Städte im Lahntal, Butzbach, Bad Nauheim...bestehen.
Zuerst verbündeten sich die Ubier mit den Römern gegen die Sueben 53 v. Chr. und drängten sie über die Fulda und den Main zurück. Entsprechende Militärlager der Verbündeten wurden bei Limburg ausgegraben.
Die Römer (Drusus) zerstörten kurz vor Chr. die prosperierende Ubierstadt auf dem Dünsberg, wahrscheinlich, weil sie die Waffenschmiede der Chatten beseitigen wollten. Dies beschleunigte dann den Integrationsprozeß zwischen Ubiern und Chatten.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
Cherusker
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Paul hat geschrieben: Auf dem Dünsberg und großen Teilens Hessens, Rheinland-Pfalz und NRW lebten die Ubier, also germanisch sprechende Menschen, mit einer Latene Kultur, wie sie oft den Kelten zugeordnet wurde. Es waren also Latene Germanen, wie die Usipeter, Tenkterer, Hermunduren, Lugier/Vandalen.
Der Beweis ist nicht nur die Münze des Tanzenden Mänleins(Fruchtbarkeitsgott Freya), welche in der Dünsbergstadt, Waldgirmes und Köln geprägt wurde, es sind auch die Schilderungen Cäsars in Bella Gallikum und die Sprach- u. Religionsforschung über die Ubier z.B. von Peter Paul Schweitzer und einiges mehr.
Die Ubier besiedelten mit ihrem Geburtenüberschuß dann auch das linksseitige Rheinland, ohne das sie ihre Siedlungsgebiete in Hessen aufgaben. Es kam allerdings zu einer zusätzlichen Einwanderung von Chatten in die hessischen Gebiete südlich der Adrana, welche vieles der Latenekultur beibehielten. So blieben die meisten Städte im Lahntal, Butzbach, Bad Nauheim...bestehen.
Zuerst verbündeten sich die Ubier mit den Römern gegen die Sueben 53 v. Chr. und drängten sie über die Fulda und den Main zurück. Entsprechende Militärlager der Verbündeten wurden bei Limburg ausgegraben.
Die Römer (Drusus) zerstörten kurz vor Chr. die prosperierende Ubierstadt auf dem Dünsberg, wahrscheinlich, weil sie die Waffenschmiede der Chatten beseitigen wollten. Dies beschleunigte dann den Integrationsprozeß zwischen Ubiern und Chatten.
Die Geschichte mit den "Latene Germanen" bezweifel ich aber. Sicher haben südlichere Germanenstämme durch ihren häufigen Kontakt mit den Kelten deren Lebensweise kennengelernt. Aber zwischen Kelten und Germanen gab es nicht nur in der Sprache unterschiede. Julius Cäsar berichtete davon, daß Gallier auch östlich des Rheins siedelten und deren Stämme stark genug waren, sich gegen andere germanische oder östlichen Stämme durchzusetzen.
Aber Tacitus berichtet, daß zwischen dem herkynischen Wald, dem Rhein und Main die keltischen Helvetier und weiter östlich die keltischen Boier siedelten. Am Rheinufer selbst haben sich auch germanische Stämme, wie z.B. die Vangionen, Triboker und Nemeter niedergelassen. Auch sind die Ubier erwähnt, die aber sich schon recht früh in römische Obhut gegeben haben und durch ihre Verdienste die Stellung einer römischen Kolonie erreicht haben. Auch nannten die Ubier sich lieber nach der Gründerin ihrer Stadt Agrippinenser. Als die Ubier vormals den Rhein überschritten hatten, wurden sie unmittelbar am Ufer als "Wächter" und nicht als "Bewachte" angesiedelt. Der Einfluß der Ubier war somit ziemlich begrenzt.

Für Waldgirmes und den Dünsberg ist ein Bevölkerungswandel (der in seinem Ablauf jedoch unklar ist) von Kelten zu Germanen zu erkennen. Teile der Kelten sind wohl abgewandert, während der Rest assimiliert wurde. Dagegen gab es in der Wetterau, die eine ausgelichtete Landschaft war, eine Zuwanderung von Osten her, aber keinen Bevölkerungswandel. DIe Wetterau wurde von den Römern erschlossen und besiedelt. Somit hatten diese beiden Räume (Waldgirmes / Wetterau) eine völlig unterschiedliche Entwicklung.
Ferner war die Gegend um Waldgirmes eine voll erschlossen Landschaft (d.h. es gab z.B. ein Altstraßensystem), die sofort von den Römern genutzt werden konnte. Waldgirmes selbst sicherte bekannte Wasser- und Landwege. Daher ist davon auszugehen, daß die Gegend von Waldgirmes keltisch beeinflußt war und zwar solange bis die Germanen und Römer kamen.
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