418 - Gründung des Westgotenreiches

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Vor ca. 1600 Jahren – so ab dem Jahre 418 ff erfolgte die Gründung des Westgotenreiches in Aquitanien und der Iberischen Halbinsel. Gerade am Beispiel der Westgoten kann man sehen, wie ambivalent die Beziehung zwischen den germanischen Stämmen und dem Römischen Reich war.
Ab 375 kamen sie (wie viele andere germanische Stämme auch) quasi als Flüchtlinge vor der Invasion der Hunnen ins Reich und erhielten auf dem Balkan einen Föderatenstatus und Land. Der Vertrag brach, weil die Römer ihre Bedingungen nicht mehr erfüllten – die Westgoten zogen nach Italien, wo sie 410 Rom eroberten und drei Tage lang plünderten. Für die Römer war das eine echte Zeitenwende. Ihr eigentliches Ziel – neues Siedlungsland zu erhalten – erreichten sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Unter ihrem neuen König Wallia (415-418) zogen sie weiter nach Spanien, wo sie – nun wiederum als Föderaten – dort eingedrungene germanische Stämme bekämpften. Im Anschluss erhielten sie Land im südfranzösischen Aquitanien zugewiesen. Mit ihrer ersten Hauptstadt Tolosa (heute Toulouse) im Zentrum errichteten sie ihr erstes Reich – das sogenannte „Tolosanische Reich“ (418-507).
422 zogen sie erneut für Rom nach Spanien – diesmal um die dort eingedrungenen Vandalen zu bekämpfen. Gleichzeitig hatten die Westgoten aber auch das Ziel, ihren Herrschaftsbereich über die Iberische Halbinsel auszudehnen, was auch im Laufe des 5. Jh. gelang. Eine weitere sehr bedeutende Heerfolge für Rom war die Schlacht auf den Katalaunischen Feldern 451 gegen die Hunnen unter ihrem König Attila, die für das römisch-westgotische Heer siegreich verlief.

Beim Westgotischen Reich ist auch interessant, dass es einen relativ langen Bestand hatte – nämlich fast 300 Jahre (418-711). Das Reich dehnte sich im Laufe seiner Geschichte über die gesamte Iberische Halbinsel aus (mit Ausnahme des Baskenlandes). Lediglich eine existenzgefährdende Krise machte das Reich in dieser Zeit durch, und zwar, als die Franken im Jahre 507 nach einer schweren Niederlage die Hauptstadt Tolosa (heute Toulouse) eroberten. Auch ihre Kernprovinz Aquitanien verloren die Westgoten an die Franken – König Alarich II. fiel in der Schacht von Vouillé.
Die Westgoten mussten umsiedeln und verlegten ihre Hauptstadt nach Toledo, weswegen man ab 507 auch vom „Toledanischen Reich“ spricht. Der Ostgotische König Theoderich übernahm für einige Jahre die Regentschaft auch über die Westgoten und es gelang ihm, das Reich wieder zu stabilisieren.
Erst im Juli 711 war nach der Schlacht am Río Guadalete gegen arabisch-berberische Invasoren, in auch König Roderich fiel, das Ende des Westgotenreiches besiegelt. Fast die gesamte Iberische Halbinsel (wiederum mit Ausnahme des Baskenlandes) fiel an das Arabische Kalifat.
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Danke für diesen interessanten Beitrag! Mit der Geschichte der Goten habe ich mich noch nie beschäftigt, deshalb hätte ich einige Fragen - Du scheinst dich recht gut auszukennen.
Ab 375 kamen sie (wie viele andere germanische Stämme auch) quasi als Flüchtlinge vor der Invasion der Hunnen ins Reich und erhielten auf dem Balkan einen Föderatenstatus und Land. Der Vertrag brach, weil die Römer ihre Bedingungen nicht mehr erfüllten – die Westgoten zogen nach Italien, wo sie 410 Rom eroberten und drei Tage lang plünderten.
Welche Bedingungen erfüllten denn die Römer nicht? War das römische Reich damals so schwach, dass sie Abmachungen mit den Goten machen mussten und sich einer Eroberung nicht erwehren konnten?
Unter ihrem neuen König Wallia (415-418) zogen sie weiter nach Spanien, wo sie – nun wiederum als Föderaten – dort eingedrungene germanische Stämme bekämpften. Im Anschluss erhielten sie Land im südfranzösischen Aquitanien zugewiesen. Mit ihrer ersten Hauptstadt Tolosa (heute Toulouse) im Zentrum errichteten sie ihr erstes Reich – das sogenannte „Tolosanische Reich“ (418-507).
In der Forschung wird die Bezeichnung Foederat zumeist in Bezug auf die Spätantike (4. bis 6. Jahrhundert n. Chr.) verwendet und bezeichnet dort „barbarische“ Kontingente, also nichtrömische Krieger, die unter eigenen Anführern für die Römer kämpften und als Gegenleistung Versorgungsgüter sowie oft auch Land im Imperium Romanum zugewiesen bekamen

Wie kam es denn dazu, dass trotz der Plünderung Roms weiter ein solches Verhältnis bestand?

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Hier eine Karte aus Wikipedia mit folgender Beschreibung: Entwicklung des Westgotenreiches; rotorange: Ansiedlung der Westgoten in Aquitanien ab 418; orange und hellorange: Ausbreitung des Westgotenreiches bis 507; orange: Westgotenreich (mit Septimanien) zwischen 507 und 552; grün: Suebenreich, das ab 585 zum Westgotenreich gehörte.

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Ein schönes Bild zur Plünderung Roms habe ich auch noch gefunden. Die Hochkultur wird von Barbaren gestürzt - der Künstler hat sich alle Mühe gegeben, das so darzustellen und es auch geschafft. Bemerkenswert finde ich, wie sich heute noch das Wort Vandalen gehalten hat.

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Der Dateianhang Pluenderung-Roms.jpg existiert nicht mehr.

P.S.: Warum in dem Beitrag die Meldung "Der Dateianhang Pluenderung-Roms.jpg existiert nicht mehr." kommt, obwohl das Bild angezeigt wird, weiß ich nicht - die Geheimnisse der Technik...

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Balduin hat geschrieben: 31.10.2021, 09:44 Danke für diesen interessanten Beitrag! Mit der Geschichte der Goten habe ich mich noch nie beschäftigt, deshalb hätte ich einige Fragen - Du scheinst dich recht gut auszukennen.
Danke, ja, die Goten faszinieren mich irgendwie besonders. Über die Westgoten habe ich mir direkt mal ein Buch gekauft - ist aber schon wieder viele Jahre her, als ich es gelesen habe.
Balduin hat geschrieben: 31.10.2021, 09:44
Ab 375 kamen sie (wie viele andere germanische Stämme auch) quasi als Flüchtlinge vor der Invasion der Hunnen ins Reich und erhielten auf dem Balkan einen Föderatenstatus und Land. Der Vertrag brach, weil die Römer ihre Bedingungen nicht mehr erfüllten – die Westgoten zogen nach Italien, wo sie 410 Rom eroberten und drei Tage lang plünderten.
Welche Bedingungen erfüllten denn die Römer nicht? War das römische Reich damals so schwach, dass sie Abmachungen mit den Goten machen mussten und sich einer Eroberung nicht erwehren konnten?
Wie du weiter unten bereits selbst schreibst, ging es bei den Föderatenverträgen mit germanischen Stämmen immer darum, dass diese Land und andere Zuwendungen (Geld und Nahrungsmittel) erhielten - im Gegenzug dienten die Germanen Rom als Soldaten und verteidigten deren Reichsgrenze. Bei den Westgoten ist es nun so gewesen, dass nach dem Tod von Kaiser Theodosius I. (395) die Kontinuität in der Regierung fehlte (wie es in solch einem Fall oft ist). Die neuen Kaiser fühlten sich nicht an die Verträge ihrer Vorgänger gebunden und stellten die Versorgung der Föderaten einfach ein. So zogen die Westgoten zunächst jahrelang raubend und plündernd durch den Balkan, der seit 395 nach der Teilung des Reiches (Ost- und Westteil) zum Ostteil des Reiches gehörte. Die Goten konnten nicht besiegt werden und zogen irgendwann auch durch den Westteil bis nach Italien, wo sie 410 Rom eroberten. Der Westteil des Reiches war militärisch sogar noch schwächer, als der Ostteil und so hinderte sie niemand daran, bis nach Gallien weiter zu ziehen.

Balduin hat geschrieben: 31.10.2021, 09:44
Unter ihrem neuen König Wallia (415-418) zogen sie weiter nach Spanien, wo sie – nun wiederum als Föderaten – dort eingedrungene germanische Stämme bekämpften. Im Anschluss erhielten sie Land im südfranzösischen Aquitanien zugewiesen. Mit ihrer ersten Hauptstadt Tolosa (heute Toulouse) im Zentrum errichteten sie ihr erstes Reich – das sogenannte „Tolosanische Reich“ (418-507).
In der Forschung wird die Bezeichnung Foederat zumeist in Bezug auf die Spätantike (4. bis 6. Jahrhundert n. Chr.) verwendet und bezeichnet dort „barbarische“ Kontingente, also nichtrömische Krieger, die unter eigenen Anführern für die Römer kämpften und als Gegenleistung Versorgungsgüter sowie oft auch Land im Imperium Romanum zugewiesen bekamen

Wie kam es denn dazu, dass trotz der Plünderung Roms weiter ein solches Verhältnis bestand?
Nicht zu vergessen ist: Es war die Zeit der Völkerwanderung. Auch andere Stämme - wie etwa die Vandalen - drangen ins Reich ein und konnten nicht wirklich erfolgreich bekämpft werden. Eigentlich brauchten die Römer so relativ starke Verbände, wie die Goten es waren, und so wurden die Westgoten wieder als Föderaten unter Vertrag genommen.
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Balduin hat geschrieben: 31.10.2021, 09:51 Ein schönes Bild zur Plünderung Roms habe ich auch noch gefunden. Die Hochkultur wird von Barbaren gestürzt - der Künstler hat sich alle Mühe gegeben, das so darzustellen und es auch geschafft. Bemerkenswert finde ich, wie sich heute noch das Wort Vandalen gehalten hat.
Ja, der Begriff vom ,,Vandalismus'' für sinnlose Zerstörung ist heute noch ein Begriff - besonders im Kriminal- und Versicherungswesen.
Ich weiß, dass die Vandalen 455 Rom plünderten, aber ich musste jetzt wirklich mal nachlesen, wie der Begriff entstand. Also Zeitgenossen berichteten, dass die Vandalen im Zuge eines Bürgerkrieges des Reiches in Rom Einlass fanden - sie konnten Rom also kampflos einnehmen. Übermäßige Zerstörungen und Plünderungen soll es wohl auch nicht gegeben haben, obwohl die Vandalen unter Geiserich wohl 2 Wochen in Rom waren. Es war wohl so, dass erst spätere Schreiber die Vandalen in ein besonders schlechtes Licht gestellt haben. Propaganda kann Geschichte verfälschen.
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Gut, dann waren die Goten aber nicht die Vandalen? Davon ging ich nämlich aus.

Hatten die Westgoten ein gut organisiertes Reich oder waren das eher lose Stammesverbünde? Was hat sich in der Kultur noch heute gehalten?

Ich finde das komisch - von den Alamannen, Germanen, Franken... gibt es unzählige Zeugnisse und das wird auch in der Schule gelehrt. Die Goten sind kaum Thema.
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Barbarossa hat geschrieben: 31.10.2021, 11:28 Ja, der Begriff vom ,,Vandalismus'' für sinnlose Zerstörung ist heute noch ein Begriff - besonders im Kriminal- und Versicherungswesen.
Ich weiß, dass die Vandalen 455 Rom plünderten, aber ich musste jetzt wirklich mal nachlesen, wie der Begriff entstand. Also Zeitgenossen berichteten, dass die Vandalen im Zuge eines Bürgerkrieges des Reiches in Rom Einlass fanden - sie konnten Rom also kampflos einnehmen. Übermäßige Zerstörungen und Plünderungen soll es wohl auch nicht gegeben haben, obwohl die Vandalen unter Geiserich wohl 2 Wochen in Rom waren. Es war wohl so, dass erst spätere Schreiber die Vandalen in ein besonders schlechtes Licht gestellt haben. Propaganda kann Geschichte verfälschen.
Propaganda kann Geschichte verfälschen. Das ist so ja. Es wird dadurch Stimmung gemacht. Man könnte einmal Beispiele aus der Geschichte sammeln - genügend gäbe es.
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Balduin hat geschrieben: 31.10.2021, 15:35 Gut, dann waren die Goten aber nicht die Vandalen? Davon ging ich nämlich aus.
Goten und Vandalen waren ganz unterschiedliche Stämme. Ich verstehe tatsächlich gerade die Frage nicht…
Gemeinsam war ihnen lediglich, dass beide den sogenannten ostgermanischen Stämmen zugerechnet werden.
Balduin hat geschrieben: 31.10.2021, 15:35 Hatten die Westgoten ein gut organisiertes Reich oder waren das eher lose Stammesverbünde? Was hat sich in der Kultur noch heute gehalten?
Ja, was blieb von ihnen erhalten?
Eine Bibelübersetzung auf Gotisch aus dem 4. Jh. - die sogenannte Wulfilabibel (siehe: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Wulfilabibel)
Durchaus bemerkenswert: Die späteren spanischen Könige stellten sich in die Tradition der westgotischen Könige.
Es gibt auch noch schriftliche Zeugnisse von der gotischen Sprache aus dem 16. Jh. Von der Krim.
Die sogenannten Krimgoten konnten ihre Sprache bis etwa in diese Zeit (vielleicht auch bis ins 17./18. Jh.) erhalten. Siehe dazu: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Krimgotische_Sprache
Das fällt mir jetzt so aus dem Stegreif ein.
Ach ja, und in der Nibelungensage fand wohl der Ostgotenkönig Theoderich Eingang („Dietrich von Bern“).
Balduin hat geschrieben: 31.10.2021, 15:35 Ich finde das komisch - von den Alamannen, Germanen, Franken... gibt es unzählige Zeugnisse und das wird auch in der Schule gelehrt. Die Goten sind kaum Thema.
Das mag vielleicht daran liegen, dass sie zur deutschen Geschichte eigentlich nichts beigetragen haben.
Ursprünglich stammten sie wohl aus Skandinavien bzw. Schweden. Die schwedischen Könige bezeichneten sich bis 1973 noch als „König der Schweden, Goten und Wenden“ („Sveriges, Götes och Vendes konung“) Daher auch das Dreikronenwappen.
siehe: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Drei-Kronen-Wappen

Die Goten setzten dann über die Ostsee ins heutige Polen über und verblieben dort für etwa 200 Jahre. Anschließend zogen sie südwärts in die Ukraine ans Schwarze Meer. Während des Zuges trennte sich der Stamm in eine östliche (Greutungen), eine westliche Gruppe (Terwingen) und als noch frühere Abspaltung entstanden die Gepiden, die in Transsylvanien ein Reich gründeten.

Die Greutungen gründeten schon am Schwarzen Meer ein erstes Großreich unter Ermanarich, das 375 durch die Hunnen zerstört wurde. Sie waren wohl die ersten Europäer, die mit den Hunnen zu tun bekamen.
Durch weitere Ethnogenese und Stammesteilungen wurde aus großen Teilen der Greutungen die Ostgoten, die schließlich in Italien unter Theoderich dem Großen ein Reich gründeten.

Aus den Terwingen wurden auf ähnliche Weise die Westgoten, die, wie beschrieben, in Südfrankreich und Spanien ihr Reich gründeten.
Das Westgotenreich war relativ stabil, was durch die 300 Jahre Bestand untermauert wird. Es gab allerdings durchaus Bürgerkriege und Thronstreitigkeiten – aber das findet man wohl in jeden Reich.
Das Reich konnte im 6. Jh. nach anfänglichen Gebietsverlusten an der Mittelmeerküste auch einen Angriff des Oströmischen Reiches abwehren – anders, als die Vandalen in Nordafrika und die Ostgoten in Italien, deren Reiche von Kaiser Justinian I. zerstört wurden. Dabei half eine umfassende Reichsreform durch einen der wichtigsten Könige - Leovigildis (569 – 586).
Es dürfte auch zur Stabilisierung des Reiches beigetragen haben, dass dessen Sohn und Nachfolger – König Rekkared I. (586–601) - im Jahre 589 offiziell vom Arianismus zum Katholizismus konvertierte. Dies führte dann aber zu einer noch schnelleren Assimilierung der Westgoten mit der romanischen Mehrheitsbevölkerung.
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