Tschecho-Böhmisch-mährisch-slowakischer Sprachdschungel

Deutsche Außenpolitik, Globalisierung, Auswärtiges Amt, Diplomatie

Moderator: Barbarossa

Paul
Mitglied
Beiträge: 2739
Registriert: 29.04.2012, 18:44
Wohnort: Mittelhessen an der Loganaha

RedScorpion hat geschrieben: Dutch ist nicht Deutsch, Pennsylvania Dutch aber schon; Allemand nicht Alemannisch, German nicht Germanisch, Aschkenasisch, Fränkisch usw. auch nicht immer Deutsch. Walachisch nicht Italienisch, und so weiter und so fort.
LG
Dutch hat dieselbe Wurzel wie deutsch. Schlieslich waren die Niederlande ein Teil Deutschlands.
Allemand ist die direkte Übersetzung und überträgt den Nachbarstammesnamen auf das ganze Volk.
Wenn Engländer Deutsche als German bezeichnen, ist das eigentlich nicht erklärbar wie das entstanden sein kann, denn sie gehörten ja selbst zu Germanien.
Die unteren Aussagen sind unverständlich.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
Benutzeravatar
dieter
Mitglied
Beiträge: 10152
Registriert: 29.04.2012, 09:48
Wohnort: Frankfurt/M.

Lieber Paul,
die Briten betrachten sich ja als keltisches Volk, das sieht man auch an den Namen Groß Britanien. Da die Britten ein keltisches Volk waren, können sie uns als Germanen bezeichnen, was wir überwiegend auch sind.:wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Benutzeravatar
Peppone
Mitglied
Beiträge: 2414
Registriert: 30.04.2012, 18:41

Nein, das Ganze wird wohl darauf zurück gehen, dass, als die Engländer intensivere Kontakte über den Kanal zu entwickeln begannen (von der Bretagne und der Normandie mal abgesehen), die Trennung in ost- und westfränkisches Reich schon weit fortgeschritten war. Einer der letzten Karolinger, Ludwig IV. ("der Überseeische") war mit seiner (angelsächsischen) Mutter ins Exil nach England gegangen, um dann von Hugo dem Großen, Herzog von Franzien (= Paris und weiteres Umland) wieder auf den Königsthron zurückgeholt zu werden.
Zu dieser Zeit war schon klar, dass Westfranken seinen Namen mow behalten würde (die dortigen Könige bezeichneten sich als "rex francorum"), weshalb auch für die Engländer das Land weiter "France" heißen würde. Östlich des Rheins allerdings hatte es sich eingebürgert, von "Germania" zu sprechen. Es war der Teil des alten Frankenreiches, der am wenigsten romanisiert worden war, in dem sich die Einwohner (Sachsen, Baiern, Franken/Thüringer, Schwaben/Allemannen) noch am meisten als Nachkommen germanischer Stämme fühlten, der Herrscher war seit Heinrich I. ein Sachse - von rom her bürgerte sich deshalb die Bezeichnung "Germania" für das Reich des Königs des Ostfränkischen Reichs ein. die Bevölkerung galt in Italien schon seit längerem als "theodiscus".
"Germania" wurde von den romtreuen englischen Christen für das ehemalige Ostfranken übernommen, "France" = Franken verblieb beim westfränkischen Reich (und war damit auch für das Ostfränkische Reich nicht mehr verfügbar, so gesehen war "Germany" auch mehr eine Verlegenheitslösung...).
Warum die Engländer sich nicht mehr selbst als Germanen bezeichneten, scheint damit auch klar: Man war sich sehr wohl bewusst, dass es zwischen Kelten und Angelsachsen einen Unterschied gab - die Eroberung von Wales und auch schon von Irland hatte schon begonnen - aber "Germany" war schon vergeben. Und "Angelland" für das Land der Angelsachsen auch irgendwie naheliegender...

Beppe
Spartaner
Mitglied
Beiträge: 1649
Registriert: 25.12.2013, 23:36

Peppone hat geschrieben:Nein, das Ganze wird wohl darauf zurück gehen, dass, als die Engländer intensivere Kontakte über den Kanal zu entwickeln begannen (von der Bretagne und der Normandie mal abgesehen), die Trennung in ost- und westfränkisches Reich schon weit fortgeschritten war.
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Zu dieser Zeit war schon klar, dass Westfranken seinen Namen mow behalten würde (die dortigen Könige bezeichneten sich als "rex francorum"), weshalb auch für die Engländer das Land weiter "France" heißen würde. Östlich des Rheins allerdings hatte es sich eingebürgert, von "Germania" zu sprechen.
Warum die Engländer sich nicht mehr selbst als Germanen bezeichneten, scheint damit auch klar: Man war sich sehr wohl bewusst, dass es zwischen Kelten und Angelsachsen einen Unterschied gab - die Eroberung von Wales und auch schon von Irland hatte schon begonnen - aber "Germany" war schon vergeben. Und "Angelland" für das Land der Angelsachsen auch irgendwie naheliegender...

Beppe
Die Bezeichnung german von den Engländern ist, denke ich eine jüngere Bezeichnung und wurde in der Folge dann aus dem Englischen in der Zeit während und nach der Renaissance auch von anderen europäische und außereuropäischen Sprachen übernommen - beispielsweise von den Rumänen und den Gerorgiern. Es ist aber auch möglich, dass der Name german über kirchenlateinische Dokumente in Britannien seine spätere Verbreitung fand.
Benutzeravatar
dieter
Mitglied
Beiträge: 10152
Registriert: 29.04.2012, 09:48
Wohnort: Frankfurt/M.

Peppone hat geschrieben:Nein, das Ganze wird wohl darauf zurück gehen, dass, als die Engländer intensivere Kontakte über den Kanal zu entwickeln begannen (von der Bretagne und der Normandie mal abgesehen), die Trennung in ost- und westfränkisches Reich schon weit fortgeschritten war. Einer der letzten Karolinger, Ludwig IV. ("der Überseeische") war mit seiner (angelsächsischen) Mutter ins Exil nach England gegangen, um dann von Hugo dem Großen, Herzog von Franzien (= Paris und weiteres Umland) wieder auf den Königsthron zurückgeholt zu werden.
Zu dieser Zeit war schon klar, dass Westfranken seinen Namen mow behalten würde (die dortigen Könige bezeichneten sich als "rex francorum"), weshalb auch für die Engländer das Land weiter "France" heißen würde. Östlich des Rheins allerdings hatte es sich eingebürgert, von "Germania" zu sprechen. Es war der Teil des alten Frankenreiches, der am wenigsten romanisiert worden war, in dem sich die Einwohner (Sachsen, Baiern, Franken/Thüringer, Schwaben/Allemannen) noch am meisten als Nachkommen germanischer Stämme fühlten, der Herrscher war seit Heinrich I. ein Sachse - von rom her bürgerte sich deshalb die Bezeichnung "Germania" für das Reich des Königs des Ostfränkischen Reichs ein. die Bevölkerung galt in Italien schon seit längerem als "theodiscus".
"Germania" wurde von den romtreuen englischen Christen für das ehemalige Ostfranken übernommen, "France" = Franken verblieb beim westfränkischen Reich (und war damit auch für das Ostfränkische Reich nicht mehr verfügbar, so gesehen war "Germany" auch mehr eine Verlegenheitslösung...).
Warum die Engländer sich nicht mehr selbst als Germanen bezeichneten, scheint damit auch klar: Man war sich sehr wohl bewusst, dass es zwischen Kelten und Angelsachsen einen Unterschied gab - die Eroberung von Wales und auch schon von Irland hatte schon begonnen - aber "Germany" war schon vergeben. Und "Angelland" für das Land der Angelsachsen auch irgendwie naheliegender...

Beppe
Lieber Beppe,
Danke für die ausführliche Erklärung, die auch einleuchtet. :)
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Antworten

Zurück zu „Außenpolitik“